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Nr. 71 - Sommer 2019

Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame? Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete Chantals Rezept: le gâteau basque

Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel
Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers
Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern
Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame?
Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete
Chantals Rezept: le gâteau basque

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einer Quelle namens Source d‘Amphion feststellte. 1689 zog<br />

Évian bereits rund 200 Wassertrinker aus dem Ausland<br />

an, eine Zahl, die in der Folge kontinuierlich stieg, was<br />

dazu führte, dass Einrichtungen für deren Unterbringung<br />

gebaut werden mussten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden<br />

die zwischenzeitlich stetig erweiterten Installationen<br />

der Quelle sehr frequentiert. Das Wasser hatte den Ruf,<br />

stimulierend zu wirken, man nutzte es daher für Waschungen<br />

oder nahm es als Getränk zu sich, obwohl es<br />

geschwefelt und eisenhaltig war und somit einen unangenehmen<br />

Geschmack hatte, der « an faule Eier » erinnerte.<br />

Die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen<br />

Umwälzungen bremsten dann allerdings die Modeerscheinung<br />

um das Wasser der Amphion-Quelle.<br />

Im Laufe des Jahres 1789 oder 1790 (je nach Informationsquelle<br />

schwankt die Jahreszahl) erhielt das Schicksal<br />

von Évian mit der Ankunft des französischen Adeligen<br />

Graf Jean-Charles de Laizer (1734-1806) jedoch wieder<br />

neuen Aufwind. Dieser war vor den Gewalttätigkeiten<br />

der Revolution in Frankreich nach Savoyen geflohen, in<br />

eine Region, die damals ein interessantes Asyl darstellte,<br />

da sie erst 1860 an Frankreich angeschlossen wurde.<br />

Der Graf litt unter Harngrieß und trank das Wasser der<br />

Amphion-Quelle. Auf der Suche nach einer Unterkunft<br />

spazierte er durch die Stadt und machte die Bekanntschaft<br />

eines Händlers namens Gabriel Cachat, der einen Obstgarten<br />

besaß, in dem eine andere kleine Quelle sprudelte.<br />

Sie wurde von den Bewohnern des Viertels für ihr frisches<br />

und angenehm schmeckendes Wasser geschätzt. Der Graf<br />

kostete davon und zog es dem der Amphion-Quelle bei<br />

Weitem vor. Erzählungen zufolge soll sich sein Leiden bereits<br />

am Folgetag gebessert haben. Unwissentlich wurde er<br />

damit zum ersten Kurgast und Kunden der Cachat-Quelle<br />

und trug zu ihrem internationalen Ruf bei. So wurde aus<br />

der kleinen beschaulichen Stadt am Ufer des Genfersees<br />

der größte Mineralwasserproduzent der Welt.<br />

Gabriel Cachat konnte sich die Hände reiben: Nachdem<br />

immer mehr Leidende kamen, beschloss er, die Quelle<br />

einzuzäunen und für die Flaschen – die er schließlich<br />

sogar verschickte – ein Entgelt zu verlangen. 1807 baute<br />

er ein Auffangbecken und in der Folge die ersten Baderäume<br />

von Évian. An deren Stelle befindet sich heute die<br />

berühmte Buvette Cachat, die Trinkhalle im Jugendstil, in<br />

der Kurgäste das Wasser kostenlos trinken können. Doch<br />

der wirtschaftliche Erfolg war nur von kurzer Dauer. Bereits<br />

15 Jahre später befand sich die Einrichtung in einem<br />

schlechten Zustand und für Renovierung und Erweiterung<br />

der Installationen fehlte das Kapital. Die Familie<br />

Cachat beschloss, alles an Investoren aus Genf, Savoyen<br />

und dem Piemont zu verkaufen. Diese waren an dem<br />

Wasser sehr interessiert, zumal der Genfer Apotheker<br />

Jacques Perschier (1769-1832) 1825 dessen Qualität und<br />

medizinische Eigenschaften in einer Analyse nachgewiesen<br />

hatte. Es entstand die Compagnie des Eaux Minérales.<br />

Aufgrund von Misswirtschaft wurde diese jedoch 1843<br />

zwangsliquidiert. 1844 wurde die Société des Eaux Minéra-

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