Nr. 71 - Sommer 2019

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes Vorherige Doppelseite: Ausstellung Experience Évian® und Palais Lumière. Diese Seite: In den Zwanzigerjahren zog das Thermalbad Évian wohlhabende und manchmal auch berühmte Gäste an (z. B. Gustave Eiffel (1832-1923), Bild oben) und lud zu modernen Aktivitäten wie Wasserrad oder Wasserski ein. Während man in der Trinkhalle das berühmte Wasser trank, erinnerte man sich gerne an die Sage um den Kastanienbaum in Neuvecelle, der angeblich den Erfolg des Wassers aus Évian begründete. Rechte Seite: Noch heute verbindet eine Zahnradbahn das Stadtzentrum, wo sich die Cachat-Quelle befindet, und die Anhöhe der Stadt. 42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
einer Quelle namens Source d‘Amphion feststellte. 1689 zog Évian bereits rund 200 Wassertrinker aus dem Ausland an, eine Zahl, die in der Folge kontinuierlich stieg, was dazu führte, dass Einrichtungen für deren Unterbringung gebaut werden mussten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die zwischenzeitlich stetig erweiterten Installationen der Quelle sehr frequentiert. Das Wasser hatte den Ruf, stimulierend zu wirken, man nutzte es daher für Waschungen oder nahm es als Getränk zu sich, obwohl es geschwefelt und eisenhaltig war und somit einen unangenehmen Geschmack hatte, der « an faule Eier » erinnerte. Die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen Umwälzungen bremsten dann allerdings die Modeerscheinung um das Wasser der Amphion-Quelle. Im Laufe des Jahres 1789 oder 1790 (je nach Informationsquelle schwankt die Jahreszahl) erhielt das Schicksal von Évian mit der Ankunft des französischen Adeligen Graf Jean-Charles de Laizer (1734-1806) jedoch wieder neuen Aufwind. Dieser war vor den Gewalttätigkeiten der Revolution in Frankreich nach Savoyen geflohen, in eine Region, die damals ein interessantes Asyl darstellte, da sie erst 1860 an Frankreich angeschlossen wurde. Der Graf litt unter Harngrieß und trank das Wasser der Amphion-Quelle. Auf der Suche nach einer Unterkunft spazierte er durch die Stadt und machte die Bekanntschaft eines Händlers namens Gabriel Cachat, der einen Obstgarten besaß, in dem eine andere kleine Quelle sprudelte. Sie wurde von den Bewohnern des Viertels für ihr frisches und angenehm schmeckendes Wasser geschätzt. Der Graf kostete davon und zog es dem der Amphion-Quelle bei Weitem vor. Erzählungen zufolge soll sich sein Leiden bereits am Folgetag gebessert haben. Unwissentlich wurde er damit zum ersten Kurgast und Kunden der Cachat-Quelle und trug zu ihrem internationalen Ruf bei. So wurde aus der kleinen beschaulichen Stadt am Ufer des Genfersees der größte Mineralwasserproduzent der Welt. Gabriel Cachat konnte sich die Hände reiben: Nachdem immer mehr Leidende kamen, beschloss er, die Quelle einzuzäunen und für die Flaschen – die er schließlich sogar verschickte – ein Entgelt zu verlangen. 1807 baute er ein Auffangbecken und in der Folge die ersten Baderäume von Évian. An deren Stelle befindet sich heute die berühmte Buvette Cachat, die Trinkhalle im Jugendstil, in der Kurgäste das Wasser kostenlos trinken können. Doch der wirtschaftliche Erfolg war nur von kurzer Dauer. Bereits 15 Jahre später befand sich die Einrichtung in einem schlechten Zustand und für Renovierung und Erweiterung der Installationen fehlte das Kapital. Die Familie Cachat beschloss, alles an Investoren aus Genf, Savoyen und dem Piemont zu verkaufen. Diese waren an dem Wasser sehr interessiert, zumal der Genfer Apotheker Jacques Perschier (1769-1832) 1825 dessen Qualität und medizinische Eigenschaften in einer Analyse nachgewiesen hatte. Es entstand die Compagnie des Eaux Minérales. Aufgrund von Misswirtschaft wurde diese jedoch 1843 zwangsliquidiert. 1844 wurde die Société des Eaux Minéra-
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