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Nr. 71 - Sommer 2019

Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame? Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete Chantals Rezept: le gâteau basque

Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel
Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers
Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern
Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame?
Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete
Chantals Rezept: le gâteau basque

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Neufundlands und Kanadas, unternahmen, um dort Kabeljau<br />

zu fangen.<br />

Das Schiff hätte ursprünglich auf den Namen der<br />

jüngsten Tochter des Reeders, Marie-Thérèse, getauft<br />

werden sollen. Da ein anderes Schiff aber bereits so hieß,<br />

wurde schließlich die Kurzform Marité daraus. Für ein<br />

so altes Segelschiff ist es erstaunlich, dass es nach all den<br />

Jahren noch immer denselben Namen trägt. Nach ihrer<br />

Fertigstellung und der traditionsgemäßen Schiffstaufe im<br />

Jahr 1923 stach die Marité am 11. März 1924 zum ersten<br />

Mal vom Hafen in Granville aus in See und brach zu ihrer<br />

ersten Fangreise auf. Nach dem Ersten Weltkrieg, der<br />

der Fischerei mit Segelschiffen vorübergehend ein Ende<br />

bereitet hatte, war diese Art des Fischfangs zwar wieder<br />

aufgenommen worden, doch die Marité gehörte zu den<br />

letzten Schiffen, die dafür ausgerüstet wurden. Von 1924<br />

bis 1929 unternahm sie fünf Reisen, von denen sie jedes<br />

Mal zwischen 100 und 160 Tonnen Kabeljau mitbrachte.<br />

In den Dreißigerjahren beendeten Dampfschiffe und<br />

die Schleppnetzfischerei dann in Frankreich die Ära<br />

der Fischerei mit Segelschiffen. Demzufolge verkauften<br />

zahlreiche Reeder ihre Schiffe, meist an Berufsgenossen<br />

im nördlichen Europa. Auch bei der Marité war das der<br />

Fall: Sie wurde in den Hafen von Esbjerg verlegt, um unter<br />

dänischer Flagge zu fahren. Man rüstete sie mit einem<br />

Motor aus und entfernte einen Teil ihrer Besegelung. Von<br />

nun an waren die Färöer-Inseln, Island und Grönland ihre<br />

Fischfanggebiete. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs<br />

brachten die Fischreisen jedoch nur noch magere Fänge<br />

ein, und die Marité wurde schließlich für die Küstenschifffahrt<br />

zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark<br />

eingesetzt, wobei sie vorwiegend Kohle transportierte.<br />

Während des Krieges wurde sie für den Transport von<br />

Waren nach England beschlagnahmt; wie durch ein Wunder<br />

entkam sie in dieser Zeit Treibminen, U-Booten und<br />

der Bombardierung durch die deutsche Luftwaffe. Nach<br />

dem Krieg, 1946, kaufte eine Arbeitergenossenschaft die<br />

Marité und nutzte sie wieder für den Kabeljaufang. Acht<br />

Jahre tat sie diesen Dienst, bevor sie erneut eine andere<br />

Bestimmung bekam: den Fang von Heringen und Garnelen.<br />

Wieder wurde sie mit einem Motor ausgerüstet, ihre<br />

drei Masten wurden abgebaut. Da diese Fischerei nicht<br />

wirklich rentabel war, ging es mit dem Schiff allmählich<br />

bergab, Ende der 70er-Jahre schien sein Schicksal besiegelt<br />

zu sein. Doch 1978 kauften zwei junge Schweden die<br />

Marité, überführten sie nach Stockholm und begannen<br />

mit ihrer Restaurierung. Die Arbeiten dauerten bis 1987,<br />

und an deren Ende, entsprach das Schiff nun zwar wieder<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 33

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