Nr. 71 - Sommer 2019
Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame? Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete Chantals Rezept: le gâteau basque
Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel
Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers
Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern
Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame?
Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete
Chantals Rezept: le gâteau basque
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>71</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong><br />
NORMANDIE · BURGUND · GIRONDE · BASKENLAND · ÉVIAN · PROVENCE<br />
Normandie<br />
An Bord des größten<br />
Traditionsseglers Frankreichs<br />
Burgund<br />
Morvan: die Geschichte von<br />
Ammen und Pflegekindern<br />
Gironde<br />
Wie ein Deutscher den Hafen<br />
von Bordeaux rettete<br />
Provence<br />
Die Mühle von Alphonse<br />
Daudet in Fontvieille<br />
Baskenland<br />
Château d’Abbadia, eine<br />
Inspiration für den Wiederaufbau<br />
von Notre-Dame?<br />
Évian<br />
Rezept<br />
Kultur<br />
Das unglaubliche Schicksal einer Kurstadt<br />
Gâteau basque<br />
Nora Krug: Heimat, ein deutsches Familienalbum<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Am 15. April dieses Jahres konnte die<br />
ganze Welt den verheerenden Brand von Notre-Dame de<br />
Paris live mitverfolgen. Die Emotionen waren immens.<br />
Beim Anblick des schrecklichen Unglücks spürten die<br />
Franzosen, ob gläubig – egal welcher Konfession<br />
– oder nicht, dass nicht « nur » eine Kathedrale,<br />
sondern ein Symbol von Paris, von<br />
ganz Frankreich, in Flammen stand.<br />
Notre-Dame ist geografisch das Zentrum des<br />
Landes, denn auf ihrem Vorplatz befindet sich<br />
seit 1739 der Kilomètre zéro, der Referenzpunkt<br />
für die Berechnung der Entfernungen<br />
zu anderen Städten. Durch<br />
den Brand merkten die Franzosen<br />
urplötzlich, wie sehr diese Kathedrale<br />
auch in ihren Herzen verankert ist.<br />
Kaum war die Asche abgekühlt,<br />
versprach der französische Staatspräsident<br />
Emmanuel Macron den<br />
Wiederaufbau innerhalb von nur<br />
fünf Jahren und landesweit setzte eine<br />
typisch französische Debatte ein: Muss<br />
diese Restaurierung « identisch », also unter<br />
absoluter Wahrung des vorhandenen Kulturerbes,<br />
erfolgen, oder sollte man vielmehr<br />
zeitgemäße Materialien und Konstruktionstechniken<br />
nutzen und womöglich sogar<br />
die Architektur von Notre-Dame verändern?<br />
Die Diskussion ist in vollem Gange.<br />
Premierminister Edouard Philippe hat bereits die Lancierung<br />
eines « internationalen Architekturwettbewerbs<br />
für den Wiederaufbau der Turmspitze » angekündigt.<br />
Sie werden beim Lesen dieser Ausgabe feststellen,<br />
dass auch wir unsere Meinung zu dieser<br />
heiklen Frage kundtun, uns aber im Gegensatz<br />
zu vielen Berufskollegen dafür von Paris<br />
aus 800 Kilometer in den Südwesten, ins<br />
Baskenland, begeben. Die Besichtigung<br />
des erstaunlichen Château d‘Abbadia<br />
liefert interessante Erkenntnisse, die<br />
eine Inspiration für die Restaurierung<br />
von Notre-Dame sein könnten.<br />
Neben anderen interessanten Dingen aus ganz<br />
Frankreich möchten wir in dieser Ausgabe einen<br />
zu Unrecht von den Franzosen – vor allem von<br />
den Einwohnern von Bordeaux – vergessenen<br />
deutschen Helden würdigen: Heinz Stahlschmidt<br />
(1919-2010). Lesen Sie warum.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre und<br />
einen schönen <strong>Sommer</strong>!<br />
Titelbild: Muschelfang vor den Chausey-Inseln (Normandie),<br />
während die Marité vor Anker liegt.<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 3
INHALT<br />
Château d’Abbadia · 62<br />
Normandie · 26<br />
Fontvieille · 72<br />
Rezept · 90<br />
Évian · 38<br />
Morvan · 46<br />
Geschichte · 74<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Lille<br />
Frankreich heute<br />
26 · Granville<br />
Tours<br />
Nantes<br />
74 · Bordeaux<br />
PARIS<br />
58 · Hotel<br />
46 · Morvan<br />
Dijon<br />
Lyon<br />
38 · Évian<br />
Straßburg<br />
74 Geschichte<br />
Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der<br />
den Hafen von Bordeaux rettete<br />
Ein junger deutscher Waffenoberfeldwebel<br />
verweigerte im August 1944 den Befehl<br />
seiner Vorgesetzten und rettete damit in<br />
letzter Minute nicht nur den Hafen von Bordeaux,<br />
sondern auch einen großen Teil der<br />
angrenzenden Altstadt. Erstaunlicherweise<br />
ist diese Geschichte jedoch bis heute selbst<br />
in Bordeaux weitgehend unbekannt.<br />
62 · Baskenland<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
26 Normandie<br />
An Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Inseln<br />
Einige Dutzend Kilometer vom Mont-Saint-Michel entfernt, hält der<br />
Hafen Granville eine Überraschung für Segelfreunde und Liebhaber<br />
von Großseglern bereit. In den <strong>Sommer</strong>monaten kann man von dort<br />
aus an Bord des größten hölzernen Dreimasters des maritimen Erbes<br />
Frankreichs in See stechen und einen besonderen Tag erleben.<br />
38 Auvergne-Rhône-Alpes<br />
Évian: das Gedächtnis des Wassers<br />
Pro Jahr werden weltweit knapp 2,2 Milliarden Flaschen Mineralwasser der<br />
Marke Évian konsumiert. Über einer solchen Zahl könnte man fast vergessen,<br />
dass hinter dem Namen Évian auch noch eine kleine hübsche Stadt am Ufer<br />
des Genfersees steckt: Évian-les-Bains. Ein Thermalbad, dessen unglaubliches<br />
Schicksal eng mit dem des renommierten Wassers verknüpft ist …<br />
46 Bourgogne-Franche-Comté<br />
Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern<br />
Beim Namen Morvan denkt man vor allem an den 1970 gegründeten regionalen<br />
Naturpark mit hübschen Landschaften, Wiesen und Wallhecken, zahlreichen<br />
Seen und ausgedehnten Wäldern. Der Name steht jedoch auch für Zehntausende<br />
Kinder, Frauen und Familien, die durch ein unglaubliches Schicksal verbunden sind<br />
und für die diese Region eine « stillende » oder « fürsorgende » Erde darstellte …<br />
58 Hotel<br />
Relais Bernard Loiseau, Saulieu<br />
62 Baskenland<br />
Château d‘Abbadia, eine Inspiration für<br />
den Wiederaufbau von Notre-Dame?<br />
Château d‘Abbadia versetzt den Besucher durch seinen völlig untypischen<br />
neugotischen Stil und die orientalische Innenausstattung in Erstaunen.<br />
Das Schloss wurde vom Architekten Viollet-le-Duc erbaut, der unter anderem<br />
die im April <strong>2019</strong> während des tragischen Brandes eingestürzte<br />
Turmspitze der Kathedrale Notre-Dame errichtete und dessen Restaurierungen<br />
von französischen Kulturgütern oft Polemik hervorriefen.<br />
72 Coup de Cœur<br />
Moulin de Daudet, Fontvieille<br />
Toulouse<br />
72 · Fontvieille<br />
82 Kultur / Comic (1/3)<br />
Nora Krug: Heimat, ein<br />
deutsches Familienalbum<br />
Der Comic einer in die USA ausgewanderten<br />
Deutschen über die Suche nach der wahren Vergangenheit<br />
ihrer Familie während des Zweiten<br />
Weltkriegs. Eine persönliche Ermittlung, scharfsinnig<br />
und emotional formuliert und gezeichnet,<br />
in einer außergewöhnlichen Umsetzung.<br />
Art de vivre<br />
90 Chantals Rezept<br />
Gâteau basque<br />
92 Produkt<br />
Herbes de Provence<br />
Wenn es ein verbreitetes Konsumgut<br />
gibt, das die Anziehungskraft Frankreichs<br />
widerspiegelt, dann sind es die Kräuter der<br />
Provence! Doch wie sieht es mit der Qualität<br />
dieser Kräuter aus? Kommen sie wirklich<br />
aus der Provence? Lesen Sie, woran Sie die<br />
« echten » Herbes de Provence erkennen.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Kulturkalender<br />
14 On lit<br />
16 On lit en France<br />
20 On écoute<br />
22 On regarde<br />
24 On surfe<br />
57 Abonnement<br />
86 Nachbestellungen<br />
94 Kulturschock<br />
97 Guéwen a testé<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
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Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
BADEN<br />
Kann man in Paris bald in der Seine baden?<br />
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Baden in der<br />
Seine in Paris ganz und gar üblich. 1923 wurde es aus<br />
Gründen des Gesundheitsschutzes verboten. Das ist auch<br />
heute noch so, denn trotz einer beachtlichen Verbesserung<br />
der Wasserqualität enthält das Wasser immer noch<br />
gesundheitsschädliche Bakterien, vor allem, wenn bei<br />
starkem Regen und Unwetter die Kanalisation überläuft und<br />
Abwässer in den Fluss gelangen. Die Bürgermeisterin von<br />
Paris, Anne Hidalgo, will anlässlich der Olympischen Spiele<br />
im Jahr 2024 in der Hauptstadt einen Teil des Seine-Ufers in<br />
einen öffentlich zugänglichen Strand verwandeln. Um das<br />
Wasser zu reinigen, sollen dafür in den nächsten Monaten<br />
und Jahren aufwendige – und mehrere Zehntausend Euro<br />
teure – Maßnahmen durchgeführt werden.<br />
KULTURERBE (1)<br />
Ein origineller Spendenaufruf<br />
Marie ist ein kleines Dorf mit kaum mehr als<br />
100 Einwohnern in den Alpes-Maritimes. In der<br />
dortigen Kapelle Saint-Pons sind umfangreiche<br />
Renovierungsarbeiten notwendig, für welche der<br />
Gemeinde ganz offensichtlich die notwendigen<br />
Mittel fehlten. Doch der Bürgermeister kam auf<br />
eine originelle Idee: Er bat alle französischen<br />
Frauen mit dem Vornamen Marie um eine<br />
Spende für die Restaurierung des religiösen<br />
Gebäudes. Neuesten Informationen zufolge<br />
haben sich 1500 Spenderinnen gemeldet, und<br />
die Arbeiten können wohl durchgeführt werden.<br />
KULTURERBE (2)<br />
Wiedereröffnung<br />
des Hauses von<br />
Victor Hugo auf<br />
Guernsey<br />
Victor Hugo (1802-<br />
1885) lebte von 1856<br />
bis 1870 im Exil auf der vor der Normandie liegenden britischen Insel<br />
Guernsey. In dieser Zeit bewohnte er mit seiner Familie in der hügeligen<br />
Inselhauptstadt Saint Peter Port das « Hauteville House ». Dieses Haus<br />
wurde am 7. April nach 18-monatigen umfassenden Umbauarbeiten<br />
wiedereröffnet. Das vom französischen Kulturministerium als Maison<br />
des Illustres ausgezeichnete Gebäude gehört seit 1927 der Stadt<br />
Paris. Die Kosten für die Renovierung wurden zum großen Teil (etwa<br />
3,5 Millionen Euro) vom französischen Kunstmäzen François Pinault<br />
finanziert, der Rest (800 000 Euro) von Paris Musées, einer öffentlichen<br />
Einrichtung, die das Haus seit 2013 verwaltet.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
PARKEN<br />
Roboter parken Autos<br />
Der Flughafen Lyon wird in Kürze ein revolutionäres Parkangebot<br />
lancieren, das vom französischen Unternehmen Stanley Robotics<br />
durchgeführt wird und als « vollautomatischer Parkdienst »<br />
bezeichnet werden kann. Konkret übernehmen dann vier Roboter<br />
die Aufgabe, die Fahrzeuge auf den 500 Plätzen des Parkgeländes<br />
zu parken. Die Kunden stellen ihr Fahrzeug in einer von zwölf<br />
Boxen ab und müssen nicht einmal den Autoschlüssel abgeben. Der Roboter fährt eine ausfahrbare<br />
Plattform unter das Auto, hebt es an und transportiert es an den jeweiligen Parkplatz. Bei der Rückkehr<br />
des Kunden holt er es dort wieder ab und stellt es für den Kunden in der Box bereit. Das System wurde<br />
mehrere Jahre getestet und soll in diesem <strong>Sommer</strong> auch am Londoner Flughafen Gatwick eingeführt<br />
werden. Aufgrund der präzisen vollautomatischen Platzierung wird mit diesem System bis zu 50 % Fläche<br />
eingespart.<br />
EVENT<br />
Christo verhüllt 2020 den Triumphbogen<br />
Der berühmte bulgarische Künstler Christo<br />
(eigentlich Christo Vladimiroff Javacheff) machte<br />
durch diverse spektakuläre Verhüllungsaktionen –<br />
beispielsweise die Pont Neuf in Paris (1985) und den<br />
Reichstag in Berlin (1995) – von sich reden. Nun will<br />
er in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou<br />
und dem Centre des Monuments Nationaux (CMN)<br />
ein neues Event kreieren und vom 6. bis 19. April<br />
2020 den Pariser Arc de Triomphe « verpacken ».<br />
Dieses Projekt schwebt dem Künstler bereits seit 60<br />
Jahren vor. Für die Umsetzung werden 25 000 m²<br />
silberblaues recycelbares Polypropylengewebe<br />
und 7000 m rote Kordel benötigt. Das Event fällt in<br />
die Zeit, in der das Centre Georges Pompidou dem<br />
Künstler eine bedeutende Ausstellung widmet: Diese<br />
rückt vom 18. März bis 15. Juni 2020 die Jahre 1958<br />
bis 1964 in den Mittelpunkt. Es waren die Jahre,<br />
in denen Christo mit Jeanne-Claude, seiner Muse,<br />
Lebensgefährtin und engagierten Anwältin der<br />
oft unglaublichen Projekte, in Paris lebte. Jeanne-<br />
Claude starb 2009. Wie immer kommt Christo für die<br />
Finanzierung dieses Ereignisses durch den Verkauf<br />
von Projektstudien, Zeichnungen, Kollagen und<br />
Modellen vollständig selbst auf.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
LECKERBISSEN<br />
Die pariserischste aller Schokoladen<br />
Seit 1902 sind die Wände der Pariser Metro mit denselben weißen Fliesen<br />
mit abgeschrägten Rändern gekachelt, die ursprünglich von der Faïencerie<br />
de Gien exklusiv für die U-Bahn in Paris hergestellt wurden. Im Laufe der<br />
Jahre entwickelten sie sich nicht nur zu einem der Symbole der Hauptstadt,<br />
sondern auch zu einem richtiggehenden Trendprodukt, mit dem Küchen oder<br />
Badezimmer gestaltet werden. Die beiden Pariser Leckermäuler Julie und<br />
André kamen nun auf die ausgezeichnete Idee, eine etwas erschwinglichere<br />
Variante davon herzustellen. Sie kreierten eine Schokolade « Made in Paris »<br />
in der Form dieser Fliesen und gründeten ein Familienunternehmen für die<br />
Herstellung: Petits Carreaux de Paris. Ein originelles Geschenk, über das<br />
sich alle Naschkatzen und Parisliebhaber freuen werden. Wir haben die<br />
Schokolade probiert und möchten diese Idee unterstützen. Zurzeit sind die<br />
Petits Carreaux de Paris nur in Paris und in einigen Provinzstädten erhältlich. In<br />
Berlin bekommt man sie bei Mon Plaisir (Pappelallee 9, 10437 Prenzlauerberg).<br />
Informationen und Bezugsquellen unter: www.petitscarreauxdeparis.com<br />
ERNÄHRUNG<br />
Die 10 Spitzenreiter unter den französischen<br />
« veganfreundlichen » Städten.<br />
Immer mehr Restaurants in Frankreich bieten vegane Speisen an, und nach<br />
Ansicht von knapp 50 % der Franzosen sollten « klassische » Restaurants<br />
mindestens ein oder zwei vegane Gerichte auf der Karte haben. Soeben wurde<br />
eine Hitliste der 10 « veganfreundlichsten » Städte veröffentlicht, in denen<br />
man problemlos Restaurants mit einem entsprechenden Angebot findet.<br />
Auf den ersten Plätzen liegen Paris (346 Restaurants, dies entspricht 15,66<br />
Restaurants pro 100 000 Einwohner, die mindestens ein veganes Gericht<br />
anbieten), Lille (35 Restaurants, 14,61/100 000 Einwohner), Straßburg<br />
(35 Restaurants, 12,51/100 000 Einwohner), Aix-en-Provence (17<br />
Restaurants, 11,94/100 000 Einwohner), Rouen (11 Restaurants,<br />
9,9/100 000 Einwohner), Toulouse (46 Restaurants, 9,44/100 000<br />
Einwohner) und Bordeaux (24 Restaurants, 9,43/100 000<br />
Einwohner).<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
MUSEUM<br />
KULTURERBE (3)<br />
Lieferzeit: 350 Jahre<br />
Es ist relativ unbekannt, dass 80 % des für das Château de Versailles<br />
benötigten Marmors aus den Steinbrüchen Caunes-Minervois im<br />
Departement Aude (Region Okzitanien) stammen. 1670 bestellten<br />
die Architekten des Schlosses dort unter anderem einen drei Tonnen<br />
schweren Block aus rotem Marmor, ein Material, das Ludwig XIV.<br />
(1638-1<strong>71</strong>5) besonders liebte und das daher in seinem Palast<br />
bevorzugt eingesetzt wurde. 2001 wurde der Marmorblock, mit dem<br />
eine Kapelle errichtet werden sollte, hinter einem Wäldchen des<br />
nach wie vor betriebenen Steinbruchs gefunden. Warum er niemals<br />
zugestellt wurde, ist nicht bekannt. Die Unternehmensleitung<br />
beschloss, diesen Auftrag mehr als drei Jahrhunderte nach der<br />
Bestellung auszuliefern – und zwar mit Transportmitteln des<br />
17. Jahrhunderts. Das Projekt, das durch Sponsoren finanziert<br />
werden soll, sieht vor, dass der Marmorblock auf einem von Pferden<br />
gezogenen Karren bis zum Canal du Midi transportiert wird. Von<br />
dort soll er zu Wasser über Carcassonne, Castelnaudary, Toulouse,<br />
Bordeaux, Le Havre nach Rouen befördert werden, um schließlich auf<br />
der Seine via Paris bis Versailles zu gelangen. In der Zeit Ludwigs XIV.<br />
dauerte eine solche Reise sechs Monate. Heutzutage wird sie unter<br />
Umständen mehrere Jahre dauern, denn unterwegs sind an jeder<br />
Etappe Veranstaltungen geplant.<br />
Wiedereröffnung des Naturhistorischen<br />
Museums in Bordeaux<br />
Das Muséum d’Histoire Naturelle in Bordeaux war zehn Jahre lang für<br />
Umbaumaßnahmen geschlossen und wurde in dieser Zeit vollständig<br />
renoviert, modernisiert und neu gestaltet. Nun ist es wieder für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum, das kurz nach der Französischen<br />
Revolution gegründet wurde, befindet sich im prachtvollen Hôtel de<br />
Lisleferme direkt neben dem Jardin Public, einem der schönsten Gärten<br />
der Stadt. Von den heute mehr als eine Million Ausstellungsstücken der<br />
Sammlungen können derzeit rund 4000 besichtigt werden.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
135 Euro ++ Das ist das Bußgeld, das<br />
man ab sofort bezahlen muss, wenn man<br />
in Paris mit einem Elektroroller auf dem<br />
Gehsteig fährt und dabei ertappt wird. Die<br />
Pariser Stadtverwaltung hat diese strenge<br />
Maßnahme ergriffen, da es zunehmend zu<br />
Unfällen und Beschwerden von Fußgängern<br />
kam. Das « wilde » Parken dieser Roller wird<br />
zukünftig mit 35 Euro bestraft. Die zurzeit<br />
neun Unternehmen, bei denen man einen<br />
solchen Elektroroller in Paris ausleihen kann,<br />
müssen nun eine jährliche Gebühr von 50 bis<br />
65 Euro pro Gefährt entrichten.<br />
2,5 und 2,1 Millionen ++ So viele<br />
Renault Clio und Peugeot 208 wurden von<br />
2012 bis <strong>2019</strong> in Frankreich verkauft. Was<br />
für die Deutschen in der Beliebtheitsskala<br />
der VW Golf ist, ist für die Franzosen der<br />
Renault Clio. Doch der Hauptkonkurrent<br />
Peugeot 208 folgt auf dem Fuße. Zusammen<br />
machen diese beiden Modelle knapp 10 % der<br />
Fahrzeugzulassungen in Frankreich aus.<br />
4:5 ++ Laut den aktuellsten Zahlen des<br />
INSEE (Institut National de la Statistique<br />
et des Études Économiques) ist dies<br />
das Verhältnis zwischen eingetragenen<br />
Lebenspartnerschaften (PACS) und<br />
Eheschließungen. 2017 traten in Frankreich<br />
226 000 verschiedengeschlechtliche Paare<br />
in den Stand der Ehe und 186 000 schlossen<br />
einen PACS. Bei gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren waren es 7000 Eheschließungen und<br />
ebenso viele eingetragene Partnerschaften.<br />
Paare im Alter von 25 bis 29 Jahren schließen<br />
die meisten eingetragenen Partnerschaften.<br />
Ab 30 Jahren ist die Ehe am verbreitetsten.<br />
In Frankreich werden Ehen heute allerdings<br />
zunehmend später geschlossen: Die Braut ist<br />
im Durchschnitt 36 und der Bräutigam 38,4<br />
Jahre alt. Vor zehn Jahren lag das Alter der<br />
Frauen bei 33,3 Jahren und der Männern bei<br />
36,1 Jahren.<br />
43 ++ Laut einer Umfrage von Ipsos zum<br />
Lebensumfeld ist dies der Prozentsatz der<br />
Franzosen, die bei freier Wahl gerne in einer<br />
mittelgroßen Stadt leben würden. 35 %<br />
würden dagegen ein ländliches Umfeld und<br />
22 % die Großstadt bevorzugen.<br />
Frankreich Frankreich erleben erleben · <strong>Sommer</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> · 9 · 9
ON EN PARLE<br />
FAHRRAD<br />
Eine einzigartige<br />
Gelegenheit in<br />
Paris zu radeln<br />
Hinweis für Radfahrer: Am<br />
5. Oktober <strong>2019</strong> will die Stadt Paris<br />
anlässlich der Nuit blanche eine<br />
innovative Idee umsetzen und zum<br />
ersten Mal in ihrer Geschichte die<br />
Pariser Ringautobahn komplett<br />
für Autos sperren. Die Périphérique<br />
soll dann ausschließlich Radfahrern<br />
vorbehalten sein. Diese haben somit<br />
die einmalige Gelegenheit, einen langen<br />
Rundkurs – 35,04 km um genau zu sein –<br />
rund um die französische Hauptstadt<br />
zu radeln.<br />
FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />
Weibliche<br />
Berufsbezeichnungen<br />
anerkannt<br />
Die altehrwürdige Académie<br />
française, die überwiegend aus<br />
Männern zusammengesetzt<br />
ist, hat sich Zeit gelassen,<br />
letztendlich aber nachgegeben:<br />
Zukünftig werden weibliche<br />
Berufsbezeichnungen in<br />
Frankreich anerkannt. Begriffe<br />
wie Cheffe, Autrice, Doctoresse<br />
oder auch Écrivaine, die in der<br />
Umgangssprache bereits üblich<br />
sind, werden jetzt im Hexagon<br />
auch « offiziell » akzeptiert.<br />
TRANSPORTE<br />
Der Flughafen Paris-Orly<br />
bekommt ein neues Outfit<br />
Alle, die bereits einmal in Paris-Orly ankamen, abflogen<br />
oder umsteigen mussten, haben die Erfahrung gemacht,<br />
dass die Wege auf dem etwas in die Jahre gekommenen<br />
Flughafen für die Passagiere teilweise ziemlich<br />
umständlich sind. Doch das gehört der Vergangenheit<br />
an: Nach umfangreichen Bauarbeiten hat sich Paris-Orly<br />
seit dem 19. März vollkommen verwandelt. Schluss mit<br />
den weit entfernten Abfertigungsgebäuden « Orly Süd »<br />
und « Orly West »! Ein einziger zusammenhängender<br />
Terminal mit vier durchnummerierten Sektoren (Orly<br />
1 - 4) und einer logischen Einteilung der « Ankünfte »<br />
und « Abflüge » sorgen jetzt für kürzere Strecken. In<br />
diesem Zusammenhang entstanden mehr als 80 000<br />
Quadratmeter zusätzliche Fläche für den<br />
Aufenthalt der Passagiere und viele neue<br />
Shops. Auch das Gepäckmanagement<br />
wurde vollkommen neu organisiert. Der<br />
Flughafenbetreiber Aéroport de Paris (ADP)<br />
verspricht Reisenden nun « eine ganz neue<br />
Flughafenerfahrung » …<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
SPORT<br />
Tour de France <strong>2019</strong><br />
Die 106. Tour de France startet am Samstag 6. Juli <strong>2019</strong> in Brüssel. Im Anschluss geht es nach<br />
Frankreich, wo sich das Radsportereignis in diesem Jahr vor allem auf den östlichen Teil<br />
konzentriert. Auf dem Programm: 3460 Kilometer, 7 Bergetappen, 5 Bergankünfte – davon 3<br />
in mehr als 2000 Meter Höhe (auf dem Tourmalet, in Tignes und in Val Thorens) –, 2 Zeitfahren,<br />
5 hügelige Etappen, 7 Flachetappen, 2 Ruhetage. Wie 2012 und 2017 werden alle<br />
französischen Bergmassive bezwungen, und zwar in folgender<br />
Reihenfolge: Vogesen, Jura, Zentralmassiv, Pyrenäen und Alpen.<br />
Die Strecke, auf der insgesamt 30 Gipfel überquert werden<br />
müssen – ein Rekord in der Tourgeschichte! –, wird also<br />
die Waden der Teilnehmer sehr beanspruchen. Am<br />
28. Juli endet die Tour traditionsgemäß auf der Pariser<br />
Champs-Elysées.<br />
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Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 11
KULTURKALENDER<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 13
ON LIT<br />
ROMAN<br />
Der Glöckner von Notre-Dame<br />
Eine von vielen Ausgaben: Victor Hugo, Originaltitel: Notre-Dame de Paris, übersetzt aus dem<br />
Französischen von Franz Kottenkamp, 448 Seiten, Anaconda, ISBN 978-3730601020<br />
Der schreckliche Brand in der Kathedrale Notre-Dame de Paris am Abend des<br />
15. April hat die ganze Welt bewegt. Von allen Hommagen, die diesem religiösen,<br />
kulturellen und touristischen Symbol der Stadt im Laufe der Jahrhunderte geweiht<br />
wurden, hat vermutlich die von Victor Hugo (1802-1885) aus dem Jahr 1831 die<br />
Gemüter am meisten bewegt. Liest man dieses Werk heute, so erhält es eine noch<br />
stärkere Bedeutung, vor allem durch die Passage, in der Victor Hugo Notre-Dame in<br />
nahezu hellseherischer Weise als Raub der Flammen sieht. « Aller Augen waren auf<br />
das Kirchendach gerichtet, und dort bot sich ihnen ein unglaubliches Schauspiel.<br />
Oben auf der höchsten Galerie, noch über der großen Rosette, stieg zwischen den<br />
beiden Türmen eine wild flackernde, Funken sprühende Flamme auf, von der der<br />
Wind glühende Fetzen losriss und mit dem Rauch emportrug. »<br />
ROMAN<br />
ESSAY<br />
Kurzer Bericht von der Unermesslichkeit<br />
der Welt<br />
Sylvain Tesson, Originaltitel: Petit traité sur l’immensité du<br />
monde, übersetzt aus dem Französischen von Nicola Denis,<br />
Matthes & Seitz Berlin, 124 Seiten, ISBN 978-3957577290<br />
In diesem Buch verleiht Sylvain Tesson seinem<br />
Bedürfnis Ausdruck, sowohl geistig als auch physisch<br />
ständig in Bewegung zu sein. Durch einen ganz<br />
unglaublichen Zufall erschien von dem Werk genau<br />
zum Zeitpunkt, als Notre-Dame de Paris brannte, eine<br />
neue Ausgabe in deutscher Sprache. Der Autor, der in<br />
der Nähe der Kathedrale wohnt, gehört zu den « etwas<br />
verrückten Freeclimbern », die<br />
abends oder frühmorgens mit<br />
bloßen Händen an der Fassade<br />
der Kathedrale hochklettern. Für<br />
ihn eine Art, Freiheit zu leben, und<br />
für uns eine Möglichkeit, Notre-<br />
Dame « anders » zu entdecken.<br />
Hör auf zu lügen<br />
Philippe Besson, Originaltitel: Arrête<br />
avec tes mensonges, übersetzt<br />
aus dem Französischen von Hans<br />
Pleschinski, C. Bertelsmann, 156<br />
Seiten, ISBN 978-3570103418<br />
Beim Lesen dieses Romans<br />
wird einem klar, dass es sich<br />
dabei um eine autobiografische<br />
Geschichte handelt, die das gesamte Werk<br />
des Autors geprägt hat. Offen erzählt<br />
Philippe Besson von einer bis dahin geheim<br />
gehaltenen Liebesgeschichte: von der kurzen,<br />
leidenschaftlichen Beziehung, die er im Alter von<br />
17 Jahren zu Thomas, einem Mitschüler auf dem<br />
Gymnasium, hatte. Es ist ein sehr persönlicher<br />
und schmerzlicher Bericht über eine Beziehung,<br />
die in den Achtzigerjahren in Frankreich noch<br />
ein Tabu war und zwangsläufig geheim gehalten<br />
werden musste. Vor allem aber das Eingeständnis<br />
einer Trennung und eines unerträglichen<br />
Verlustes, die das Leben von Philippe Besson<br />
entscheidend bestimmt haben. Ein absolut<br />
aufrichtiges Werk!<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
KRIMI<br />
Versuchung<br />
à la Provence<br />
Andreas Heineke, Emons Verlag,<br />
288 Seiten, ISBN 978-3740805142<br />
Endlich Frühjahr in<br />
der Provence. In den<br />
malerischen Orten im<br />
Luberon bereiten sich<br />
die Restaurants gerade<br />
auf die Touristenströme vor, da macht eine<br />
Schreckensmeldung die Runde: Fünf abgetrennte<br />
Finger wurden an Köche verschickt, die alle einer<br />
Gourmetbruderschaft angehören und barbarisch<br />
zubereitete Menüs für die Oberschicht kochen.<br />
Die örtlichen Tierschützer kämpfen seit Jahren<br />
gegen die Männer, würden sie jedoch für ihre<br />
Überzeugung morden? Dorfgendarm Pascal<br />
Chevrier muss in einem Fall ermitteln, der bis<br />
weit in die Anfänge der Feinschmeckerküche<br />
zurückreicht. Andreas Heineke kennt die Provence<br />
bereits seit vielen Jahren sehr gut. Offensichtlich<br />
beherrscht er auch alle Rezepte, um dort die<br />
spannende Handlung seiner Krimis spielen zu<br />
lassen. Ein neues Buch, das sich genussvoll<br />
verkosten lässt!<br />
KRIMI<br />
Mord Elsässer Art<br />
Suzanne Crayon, Emons Verlag, 272 Seiten, ISBN 978-3740805029<br />
Der Bürgermeister eines kleinen Ortes an der Elsässer<br />
Weinstraße wird tot in seinem Büro aufgefunden, die Polizei geht<br />
von einem Raubmord aus. Doch Jean Paul Rapp, seit einem Jahr<br />
Kommissar im Ruhestand des Bezirks Colmar-Rouffach, glaubt<br />
nicht daran. Unterstützt von seiner Nachbarin, der Deutsch-<br />
Französin Sylvie Printemps, ermittelt er wie in alten Zeiten:<br />
beharrlich, klug und mit untrüglichem<br />
Instinkt. Und die Stille im Weinberg<br />
scheint dabei für ihn der Schlüssel<br />
zur Lösung des Falls zu sein. Endlich<br />
einmal ein Krimi, der im Elsass spielt!<br />
Das beweist, dass die Provence<br />
nicht das Monopol auf Morde und<br />
polizeiliche Nachforschungen besitzt<br />
… Auch hier steht ein bewährtes<br />
Rezept dahinter, das für Spannung<br />
sorgt und Liebhabern solcher Krimis<br />
gefallen wird!<br />
STYLE-GUIDE<br />
Dress like a Parisian<br />
Der Style-Guide für perfekten französischen Chic<br />
Aloïs Guinut, Prestel Verlag, 240 Seiten, ISBN 978-3791385235<br />
Obwohl wir, im Gegensatz zur Autorin, absolut nicht<br />
glauben, dass es den « ultimativen französischen Chic » gibt,<br />
müssen wir anerkennen, dass der Titel vielversprechend<br />
ist! Und die Vorgehensweise von Aloïs Guinut, einer Stilistin,<br />
die sich für die französische Mode begeistert,<br />
erscheint uns neuartig und mutig: Sie<br />
verrät uns, welche Details in Kleidung<br />
und Haltung der Französinnen<br />
den besonderen Stil à la française<br />
ausmachen – oder auch nicht!<br />
Auf jeden Fall ist es kein einfaches<br />
Unterfangen! Beim Lesen dieses gut<br />
gemachten Guides merkt man schnell,<br />
dass die Autorin das Talent besitzt, die<br />
« Kleinigkeiten » zu erfassen, die den<br />
Unterschied ausmachen.<br />
REISEFÜHRER<br />
111 Orte in<br />
Nordfrankreich, die<br />
man gesehen haben<br />
muss<br />
Georg Renöckl, Emons Verlag, 240<br />
Seiten, ISBN 978-3740805593<br />
In der Themenreihe des<br />
Emons-Verlages « 111 Orte » sind<br />
bereits Bücher über mehrere französische Regionen<br />
und Städte (Elsass, Bretagne, Provence, Normandie,<br />
Paris …) erschienen. Dieses Buch beschäftigt sich<br />
nun mit der Region Hauts-de-France, die das Werk<br />
im Übrigen unterstützt hat. Ganz im Esprit der Reihe<br />
werden originelle und oft ungewöhnliche Orte<br />
vorgestellt. Abseits ausgetretener Pfade wirft es einen<br />
unkonventionellen Blick auf die touristische Seite<br />
einer Region, ganz wie wir es bei Frankreich erleben<br />
lieben!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 15
ON LIT EN FRANCE<br />
ESSAY<br />
Sur la route du Danube<br />
Emmanuel Ruben, Éditions Rivages, 608 Seiten, ISBN 978-<br />
2743646486<br />
Unsere Auswahl an Büchern,<br />
über die man zurzeit in<br />
Frankreich spricht<br />
ROMAN<br />
Trois jours à Berlin<br />
Christine de Mazières, Sabine<br />
Wespieser Éditeur, 182 Seiten,<br />
ISBN 978-2848053202<br />
Die Deutsch-Französin<br />
Christine de Mazières<br />
lässt uns 30 Jahre nach<br />
dem Fall der Berliner<br />
Mauer literarisch noch<br />
einmal den 9. November<br />
1989 erleben. In ihrem<br />
Buch tauchen wir in den<br />
Alltag mehrerer Personen<br />
ein. Vor allem in den Alltag<br />
der Französin Anna, die in Deutschland und in den<br />
Deutschen Micha verliebt ist, den sie kurze Zeit<br />
vorher in Ostberlin kennenlernte. Auf nicht alltägliche<br />
Art erzählt uns die Autorin eine Geschichte, die<br />
Geschichte wurde: Nahezu Minute für Minute können<br />
wir einen historischen Tag im Leben von Frauen und<br />
Männern miterleben. Ein Meisterwerk!<br />
ESSAY<br />
Dies ist die ungeheuerliche Odyssee zweier<br />
Freunde, die am Ufer der Donau flussaufwärts<br />
radeln und uns auf ihrem Gepäckträger mit durch<br />
Europa nehmen. Eine Reise, für die man sich heute<br />
viel zu selten Zeit nimmt: Von Odessa bis in den<br />
Schwarzwald durchquert<br />
man grandiose<br />
Landschaften und<br />
wird sich dabei des<br />
unglaublichen Reichtums<br />
und der Diversität<br />
Europas bewusst.<br />
Der Autor ist sowohl<br />
Radfahrer als auch<br />
Geograf. Mit diesem<br />
nützlichen und ergiebigen<br />
Buch offenbart er<br />
zudem seine einmalige<br />
schriftstellerische<br />
Begabung.<br />
Socrate à vélo,<br />
le Tour de France des philosophes<br />
Guillaume Martin, Éditions Grasset, 192 Seiten, ISBN 978-2246815754<br />
Guillaume Martin, 26, nahm als Profiradfahrer zweimal an<br />
der Tour de France teil und hat zudem ein abgeschlossenes<br />
Philosophiestudium. Humorvoll<br />
und geistreich verbindet er beide<br />
Leidenschaften, indem er sich<br />
vorstellt, wie es wäre, wenn<br />
die größten Philosophen der<br />
Geschichte an diesem Radrennen<br />
teilnehmen würden: Sokrates,<br />
Plato, Nietzsche, Descartes …<br />
Auf intelligente Art rivalisieren<br />
sie miteinander und bereiten uns<br />
damit einen echten Lesegenuss.<br />
Ein Buch mit einem originellen<br />
und verrückten Blickwinkel!<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
ESSAY<br />
La nuit se lève<br />
Elisabeth Quin, Éditions Grasset, 144 Seiten, ISBN 978-<br />
2246856108<br />
Elisabeth Quin ist sowohl in Frankreich<br />
als auch in Deutschland bekannt, da sie<br />
seit einigen Jahren das Kulturmagazin 28<br />
Minuten auf Arte moderiert. Bisher wusste die<br />
Öffentlichkeit nicht, dass sie unter grünem<br />
Star leidet und allmählich erblinden wird.<br />
Dieses erschütternde<br />
Werk beschreibt nicht<br />
nur ihren Kampf gegen<br />
die Krankheit, sondern<br />
es ist auch eine echte<br />
Ermutigung, jeden<br />
Moment des Lebens bis<br />
ins Letzte auszukosten.<br />
Die Autorin ist weit<br />
von Selbstmitleid<br />
entfernt, sie erteilt uns<br />
eine bemerkenswerte<br />
Lektion fürs Leben!<br />
BIOGRAFIE<br />
Madame la<br />
Présidente<br />
Ava Djamshidi und<br />
Nathalie Schuck, Éditions<br />
Plon, 312 Seiten, ISBN 978-<br />
2259276504<br />
Seien wir ehrlich: Bei<br />
einem Buch über<br />
Brigitte Macron, die<br />
Frau des französischen<br />
Staatspräsidenten, rechnet man zunächst<br />
mit einem eher uninteressanten Werk. Man<br />
kommt jedoch um die Feststellung nicht<br />
umhin, dass hinter diesem Buch, das sich<br />
in den französischen Buchhandlungen<br />
sehr gut verkauft, viel mehr steckt, als<br />
vermutet. Letztendlich setzt sich der Leser<br />
mit dem in Frankreich nicht existierenden<br />
Status einer Première Dame auseinander.<br />
ROMAN<br />
Regarder<br />
Serge Mestre, Sabine Wespieser Éditeur, 224 Seiten,<br />
ISBN 978-2848053042<br />
Ein fesselndes Porträt der jungen deutschen<br />
Fotografin Gerta Pohorylle (1910-1937), besser<br />
bekannt unter dem Namen Gerda Taro, die<br />
vor den Nazis nach Paris flüchtete und später<br />
in Begleitung des ungarischen Fotografen Erno<br />
Friedmann (1913-1954), für den sie das Pseudonym Robert Capa erfand, am<br />
Krieg in Spanien teilnahm. Sie war eine äußerst engagierte Frau – und zugleich<br />
die erste Kriegsfotografin –, die zu Unrecht in Vergessenheit geriet, obwohl<br />
sie ihren Fotoapparat als Waffe gegen den Faschismus nutzte. Eine mehr als<br />
gerechtfertigte Hommage, bemerkenswert gut geschrieben!<br />
ROMAN<br />
Le Hussard noir<br />
Marie Pellan und William Lafleur, Éditions Flammarion,<br />
348 Seiten ISBN 978-2081433656<br />
In diesem Roman, der wie ein Krimi<br />
aufgebaut ist, wird das Unwahrscheinliche<br />
Realität: Um die Mängel des französischen<br />
Schulsystems anzuprangern, nimmt ein<br />
Lehrer seine Schüler als Geiseln. Unter<br />
Ausschluss der Öffentlichkeit findet eine sowohl<br />
bedrückende als auch befreiende Auseinandersetzung mit einem<br />
in Frankreich aktuellen Thema statt, die zum Nachdenken und auf<br />
unerwartete Art zur Diskussion anregt.<br />
ROMAN<br />
Rappeler les enfants<br />
Alexis Potschke, Éditions du Seuil, 318 Seiten, ISBN 978-2021420081<br />
In diesem Fall gibt es ihn noch, den Alltag<br />
eines glücklichen Lehrers, noch dazu in einem<br />
Collège einer Pariser Vorstadt. Er ist glücklich, zu<br />
unterrichten, Wissen zu vermitteln, seine Schüler<br />
reifer werden zu sehen. Ein berührendes und<br />
lehrreiches Buch, das einen liebevollen und oft<br />
lustigen Blick auf das französische Schulsystem<br />
wirft. Ein Buch, das letzten Endes guttut.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 17
ON LIT EN FRANCE<br />
ROMAN<br />
Kiosque<br />
ROMAN<br />
Sortie de rails<br />
Léon Cornec, Éditions Robert Laffont, 298 Seiten, ISBN<br />
978-2221218723<br />
Ein unglaublich treffender Einblick in das<br />
« Frankreich der Unterschicht », das Frankreich<br />
der Eisenbahner und der Welt der Schienen,<br />
die nichts mit derjenigen des im Rampenlicht<br />
stehenden TGV zu tun hat. Ein Werk, das<br />
uns den ganz unbekannten Alltag französischer<br />
Eisenbahner aufzeigt.<br />
Jean Rouaud, Éditions Grasset, 282<br />
Seiten, ISBN 978-2246803805<br />
Der Autor Jean<br />
Rouaud gehört zu den<br />
bekanntesten französischen<br />
Schriftstellern unserer Zeit (Prix Goncourt 1990).<br />
Von 1983 bis 1990 hatte er einen Zeitungskiosk<br />
im 19. Pariser Arrondissement. In diesem<br />
Buch zeichnet er uns ein exaktes und sehr<br />
menschliches Bild des malerischen Stadtviertels<br />
und seiner Bewohner im Paris der 80er-Jahre.<br />
Eine Möglichkeit, die Hauptstadt auf ganz<br />
andere Art kennenzulernen.<br />
ROMAN<br />
82 rêves pendant la guerre<br />
1939-1945<br />
Emil Szittya, Éditions Allary, 220 Seiten, ISBN 978-<br />
2370732576<br />
Dieser in seiner Art einzigartige und<br />
verwirrende Kriegsroman erschien<br />
bereits 1963, war aber lange Zeit nicht<br />
mehr erhältlich. Auf nicht alltägliche Weise<br />
erzählt er 82 Träume von ganz gewöhnlichen Menschen<br />
(Franzosen, Milizsoldaten, verfolgten Juden, deutschen<br />
Soldaten) im besetzten Frankreich. Ein ergreifendes Porträt des<br />
Unterbewusstseins in Kriegszeiten.<br />
ROMAN<br />
Grégoire et le vieux libraire<br />
Marc Roger, Éditions Albin Michel, 236 Seiten, ISBN 978-<br />
2226437815<br />
Die bewegende Begegnung zwischen dem<br />
ehemaligen Buchhändler Monsieur Picquier,<br />
der unter Parkinson leidet und daher die 3000<br />
Bücher, die die Wände seines kleinen Zimmers<br />
im Altersheim schmücken, nicht lesen kann,<br />
und dem 19-jährigen Grégoire, der noch niemals freiwillig ein Buch<br />
in die Hand nahm und nun dank des alten Mannes eine Leidenschaft<br />
entdeckt: lesen, vor allem für andere. Eine wunderschöne Geschichte<br />
über die Vermittlung einer Passion.<br />
ROMAN<br />
L’Étoffe du destin<br />
Sébastien Palle, Éditions Héloïse<br />
d’Ormesson, 350 Seiten, ISBN 978-<br />
2350875132<br />
Welch schönes und ausgefallenes<br />
Buch! Der Autor erzählt von den Schicksalen zweier<br />
außergewöhnlicher Einwanderer in Frankreich, die<br />
Jahrhunderte trennt und die dennoch unglaubliche<br />
Parallelen aufweisen. Das Schicksal eines jungen<br />
protestantischen Deutschen, Christophe Oberkampf<br />
(1738-1815), der aus einer Färberfamilie stammte<br />
und als Symbol für eine geglückte Immigration<br />
gilt. Obwohl er nicht Französisch sprach, kam er im<br />
katholischen Frankreich zu Reichtum, indem er kurz<br />
vor der Revolution die Manufacture des Toiles de<br />
Jouy gründete, die für ihre blau bedruckten Stoffe<br />
berühmt wurde. Das zweite Schicksal ist das von<br />
Alina, einer jungen Senegalesin, die in unserer Zeit<br />
lebt und nach einem Drama in ihrer Heimat nach<br />
Frankreich flüchtet, um dort ihr Glück zu versuchen.<br />
Auf sehr subtile und packende Weise kreuzen sich<br />
die beiden Schicksale und werfen ein neues Licht auf<br />
unsere heutige Gesellschaft. Großes Lesevergnügen!<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
ROMAN<br />
Changer le sens des rivières<br />
Murielle Magellan, Éditions Julliard, 238 Seiten, ISBN 978-2260030102<br />
Wie verändert man sein Schicksal, wenn<br />
dieses bereits vorgezeichnet erscheint? Dies<br />
offenbaren uns die drei liebenswerten Figuren –<br />
Marie, Alexandre und Gérard – dieser Handlung,<br />
die im Wesentlichen in der Normandie spielt.<br />
Am Ende ist man glücklich und optimistisch,<br />
überzeugt davon, dass jeder eines Tages den<br />
entscheidenden « Klick » erleben kann. Und man<br />
summt vielleicht das schöne Chanson von Alain<br />
Souchon La beauté d‘Ava Gardner vor sich hin, aus<br />
dem der Titel des Buches stammt.<br />
REISEFÜHRER<br />
Les plus beaux villages<br />
de France<br />
Éditions Flammarion, 272 Seiten, ISBN<br />
978-20814<strong>71</strong>528<br />
Seit 35 Jahren ist dies<br />
der offizielle Führer der<br />
Vereinigung Les plus beaux<br />
villages de France. Ein Klassiker,<br />
den alle Liebhaber des ländlichen Kulturerbes in<br />
Frankreich unbedingt besitzen sollten. In diesem Jahr<br />
werden 158 Dörfer anhand von Karten, praktischen<br />
Informationen für Unterkünfte sowie Restaurants- und<br />
Besichtigungstipps vorgestellt.<br />
Und was die Bücher<br />
deutscher Schriftsteller<br />
angeht, die ins Französische<br />
übersetzt wurden und über<br />
die man zurzeit im Hexagon<br />
spricht (und die Sie<br />
beispielsweise Ihren französischen<br />
Freunden empfehlen<br />
können …), haben wir<br />
folgenden Tipp:<br />
ROMAN<br />
L’ombre d’un père<br />
Christoph Hein, übersetzt aus dem Deutschen von Nicole Bary, Éditions Métailié,<br />
410 Seiten, ISBN 979-1022608381 (in Deutschland 2016 bei Suhrkamp unter dem<br />
Titel « Glückskind mit Vater » erschienen)<br />
Die Veröffentlichung dieses Meisterwerks in Frankreich,<br />
das auf unglaublich präzise und lebendige Art 60 Jahre<br />
deutscher Geschichte nachzeichnet, ist das Ergebnis einer<br />
außergewöhnlichen Begegnung zweier talentierter, engagierter<br />
Frauen: der Verlegerin Anneth Métailié und der Übersetzerin Nicole<br />
Bary. Vor vielen Jahren haben sie gemeinsam für den anspruchsvollen Verlag Editions<br />
Métailié eine entwickelt, in der bis heute 23 Autoren verlegt wurden, um den Franzosen<br />
erstklassige deutsche Literatur nahezubringen. Davon möchten wir noch mehr lesen!<br />
Französisch lernen am Puls der Zeit<br />
Aktuell in der Revue de la Presse:<br />
En Europe, Emmanuel Macron veut<br />
faire plus et plus vite<br />
| Photo : Getty Images<br />
Avril <strong>2019</strong><br />
• N o 4 | 6 6 º A n n é e •<br />
Ar tikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />
www.sprachzeitungen.de<br />
¤ 2,50 [d]<br />
AC T UA L I T É<br />
• Algérie : mobilisation<br />
populaire contre le régime<br />
d’Abdelaziz Bouteflika<br />
Page 3<br />
E N V I RO N N E M E N T<br />
• Manger local : six bonnes<br />
raisons de s’y mettre<br />
Page 4<br />
S O C I É T É<br />
B1–C2<br />
• Droits des enfants :<br />
une loi antifessée, à quoi<br />
ça sert ?<br />
| Photo : Getty Images<br />
S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />
UNION EUROPÉENNE<br />
Karl Lagerfeld n’est plus. Le Québec, terre<br />
Après 64 ans de création, dont plus promise de nombreux Français,<br />
de 35 pour Chanel, le Kaiser a tiré sa a décidé d’annuler les dossiers de<br />
révérence. Retour sur un monument 18100 candidats à l’immigration.<br />
franco-allemand.<br />
Comprenne qui voudra.<br />
Lire les articles en pages 2, 12, 13 Lire l’article en page 15<br />
En Europe, Emmanuel Macron<br />
veut faire plus et plus vite<br />
Dans sa tribune publiée le 5 mars<br />
dernier dans les 28 pays de l’UE,<br />
le président français s’adresse<br />
x citoyens européens. Il leur<br />
Le repli<br />
nationaliste ne propose<br />
rien ; c’est un rejet<br />
sans projet.<br />
| Photo : Wiki Commons
ON ÉCOUTE<br />
CHANSON<br />
CHANSON<br />
Clarika: A la lisière<br />
Clarika gehört eher<br />
zu den weniger<br />
bekannten französischen<br />
Chansonsängerinnen. Und<br />
doch zeigt uns die 52-jährige<br />
Künstlerin mit ihrem achten Album<br />
einmal mehr, wie viel Gefühl und Sensibilität in ihr stecken. Mit sanfter<br />
Stimme und äußerst stimmigen Texten rührt sie das Innerste unserer<br />
Seele und steht dabei großen Künstlern in nichts nach. Diese CD<br />
wurde vom Ende einer Liebesbeziehung inspiriert und beschäftigt<br />
sich mit der Frage, wie man in einer solchen Situation überlebt. Die<br />
Musik erscheint einerseits traurig, auf der anderen Seite ist sie jedoch<br />
eine Hymne darauf, den Augenblick und die schönen Momente im<br />
Leben zu genießen. Clarika spricht einerseits zwar ernste Themen wie<br />
Einsamkeit (L’Astronaute) oder das Schicksal von Flüchtlingen (L’Azur)<br />
an, andererseits malt sie sich aber auch humorvoll und sehr poetisch<br />
aus, was die junge Spitzenklöpplerin des berühmten Bildes von<br />
Vermeer wohl über unsere heutige Welt denken würde (La Dentellière).<br />
Das Album ist wie eine Gratwanderung zwischen verschiedensten<br />
Emotionen. Unser absoluter Coup de cœur!<br />
Angèle: Brol<br />
Für die 24-jährige belgische Künstlerin Angèle,<br />
Tochter eines Sängers und einer Schauspielerin,<br />
ist es ein unglaublicher Erfolg: Vor einem Jahr<br />
noch war sie quasi unbekannt, heute füllt sie die<br />
größten Konzertsäle Frankreichs. Wir lieben ihre<br />
unkomplizierte und natürliche Art, die sich vom Stil<br />
vieler aktueller Musikstars abhebt. Spontan und<br />
mit einfachen, manchmal auch derben, aber immer<br />
treffenden Worten spricht sie jeden an. Auf der<br />
CD Brol (ein Wort aus dem belgischen Jargon, das<br />
so viel wie « Chaos » bedeutet) erzählt Angèle uns<br />
Geschichten aus dem Alltag, sowohl Geschichten,<br />
die man in sozialen Netzwerken findet als auch<br />
Geschichten<br />
über « wahre »<br />
menschliche<br />
Beziehungen.<br />
Die frische<br />
und lehrreiche<br />
Sichtweise einer<br />
jungen Frau am<br />
Puls der Zeit.<br />
CHANSON/ROCK<br />
Clara Luciani: Sainte-Victoire<br />
Auch Clara Luciani, 26, beweist, dass das<br />
französische Chanson heute in besonderem<br />
Maße von jungen, unabhängigen und<br />
willensstarken Frauen getragen wird. Mit<br />
ihrer tiefen, warmen Stimme erinnert die aus<br />
Martigues (Bouches-du-Rhône) stammende<br />
Künstlerin an Françoise Hardy oder Lana Del<br />
Rey und in ihr leben die Grazie und Offenheit<br />
von Barbara weiter. Ihren Charakter beweist<br />
uns die Sängerin, wenn sie auf ein und<br />
derselben CD über die Schönheit der Blumen<br />
in Entzücken gerät (Les fleurs) und eine<br />
Granate unter ihrer Brust verbirgt (La grenade).<br />
Eine Französin von heute, die in ihren<br />
Chansons<br />
klar und<br />
deutlich<br />
ihre<br />
Gedanken<br />
zum<br />
Ausdruck<br />
bringt.<br />
KLASSIK/JAZZ/CHANSON<br />
Thomas Leleu Trio:<br />
Stories<br />
mit Kim Barbier<br />
(Piano)<br />
und Kai Strobel<br />
(Vibraphon)<br />
Thomas Leleu stammt aus einer musikalischen Familie. Der<br />
Dreißigjährige spielte zunächst Schlagzeug, bevor er seine<br />
eigentliche Leidenschaft entdeckte: die Tuba. Dem Musiker,<br />
der sein Musikstudium – unter anderem in Deutschland –<br />
mit Auszeichnung abschloss, gelingt es heute, dieses in der<br />
breiten Öffentlichkeit wenig bekannte Instrument lebendig<br />
und attraktiv erscheinen zu lassen. Man hat den Eindruck,<br />
dass er mit seinem Atem der Tuba eine zweite Jugend<br />
einhaucht und ihr eine grenzenlose Ausdruckskraft verleiht:<br />
Von der Klassik über das Chanson und den Bossa nova bis<br />
hin zum Jazz passt sich das Instrument allen Musikstilen<br />
an. Seine Interpretation des berühmten Titels von Michel<br />
Legrand Les parapluies de Cherbourg lässt uns diesen großen<br />
Klassiker des französischen Chansons ganz neu entdecken.<br />
Große künstlerische Arbeit!<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
ON REGARDE<br />
KOMÖDIE<br />
Paarbeziehungen à la française<br />
Alain ist in den Vierzigern und<br />
leitet einen bekannten Verlag,<br />
der unter anderem die Romane<br />
seines Freundes Léonard, eines etwas dilettantischen<br />
Schriftstellers, publiziert.<br />
Alains Frau Séléna ist der Star einer beliebten<br />
Fernsehserie, Léonards Lebensgefährtin<br />
Valérie die unverzagte Assistentin<br />
eines Politikers. Die vier kennen<br />
sich seit vielen Jahren. Als Alain im Begriff<br />
ist, ein neues Manuskript von Léonard<br />
abzulehnen, bringt dies nicht nur<br />
die Beziehung der beiden Paare durcheinander,<br />
sondern enthüllt noch ganz andere<br />
Beziehungen, die viel komplexer<br />
sind, als man dachte … Täuschung, Ehebruch,<br />
Gefühlsverwirrung, also die klassischen<br />
Themen des französischen Kinos,<br />
das sich im Übrigen in einem Genre,<br />
nämlich dem verfilmten Vaudeville, ganz<br />
besonders hervortut. Olivier Assayas, der<br />
eher für sehr seriöse Filme bekannt ist,<br />
versucht sich hier an einer Komödie.<br />
Diese gelingt ihm relativ gut. Auch Juliette<br />
Binoche glänzt in der für sie ungewohnten<br />
Rolle. Ein redseliger Film, der<br />
das Pariser Verlagsmilieu aufs Korn<br />
nimmt. Unterhaltsam.<br />
Zwischen den Zeilen • Frankreich, 2018, 107 min • Originaltitel: Doubles vies • Ein Film von Olivier Assayas,<br />
mit Juliette Binoche, Guillaume Canet, Nora Hamzawi, u. a. • Ab 6. Juni <strong>2019</strong> im Kino.<br />
DRAMA<br />
Lügen, um zu gefallen<br />
KOMÖDIE<br />
Mutter sein ist nicht immer einfach!<br />
Claire ist 50 und will ihren Geliebten Ludo mit einem<br />
falschen Profil in den sozialen Netzwerken ausspionieren.<br />
Darin heißt sie Clara und ist eine attraktive 24-Jährige.<br />
Alex, ein Freund von Ludo, fühlt sich von dem Profil<br />
spontan angezogen. Claire kommuniziert mit Alex auf<br />
dem Nachrichtenweg, ohne ihre wirkliche Identität<br />
preiszugeben. Sie ist in der virtuellen Person gefangen<br />
und wagt nicht, das Spiel zu beenden. Schließlich ist sie<br />
bis über beide Ohren in Alex verliebt … Der vordergründig<br />
unterhaltsame Film beschäftigt sich im Grunde mit so<br />
schwierigen Fragen wie dem Stellenwert des Alters in<br />
unserer Gesellschaft. Eine sehr zeitgenössische Handlung,<br />
in der Realität und Virtualität, Wahrheit und Lüge intelligent<br />
miteinander verwoben sind. Empfehlenswert!<br />
So wie du mich willst • Frankreich, 2018, 101 min • Originaltitel: Celle<br />
que vous croyez • Ein Film von Safy Nebbou, mit Juliette Binoche,<br />
François Civil, Nicole Garcia, u. a. • Ab 8. August <strong>2019</strong> im Kino.<br />
Héloïse ist glückliche Mutter dreier Kinder. Jade, « das<br />
Nesthäkchen », wurde gerade 18 und hat verkündet, dass<br />
sie nach dem Abitur den heimischen Herd verlassen wird,<br />
um in Kanada zu studieren. Bis dahin möchte Héloïse, die<br />
sich vor diesem Auszug fürchtet, von ihrer Tochter noch so<br />
viel wie möglich haben und vor allem so viele Erinnerungen<br />
wie möglich an ihre besondere Vertrautheit sammeln. Auf<br />
etwas linkische Art hält sie mit ihrem Handy unaufhörlich<br />
jeden noch so kleinen Moment fest und vergisst dabei, diese<br />
gemeinsamen Augenblicke zu genießen. Viele Eltern, die mit<br />
dem Auszug ihrer Kinder konfrontiert sind, werden sich in<br />
dem Film wiedererkennen. Er berührt, ist ergreifend, bringt<br />
oft zum Lachen, was nicht zuletzt der tragenden Rolle von<br />
Sandrine Kiberlain zu verdanken ist, die perfekt eine Mutter<br />
verkörpert, die von ihren Gefühlen überrollt wird und deshalb<br />
übertreibt. Ein familiäres Fresko, kein « großer » Film, aber dank<br />
der Leichtigkeit, mit der ein sensibles Thema behandelt wird,<br />
angenehm anzusehen.<br />
Mon bébé • Frankreich, 2018, 87<br />
min • Originaltitel:<br />
Mon bébé • Ein Film von Lisa<br />
Azuelos, mit Sandrine Kiberlain,<br />
Thaïs Alessandrin, Victor<br />
Belmondo, Camille Claris,<br />
u. a. • Ab 18. Juli <strong>2019</strong> im Kino.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
DOKUMENTARFILM<br />
Versailles - Palast des Sonnenkönigs<br />
Von den irrwitzigen barocken Fantasiegebilden über<br />
die Luxusgemächer der Höflinge bis zum Privatmuseum<br />
des Königs: Das heutige Versailles hat kaum noch<br />
Ähnlichkeit mit dem Schloss des Sonnenkönigs. Bereits<br />
unter seiner Herrschaft löschte es unaufhörlich seine<br />
eigene Geschichte aus. Zurzeit wird diese versunkene<br />
Vergangenheit mit modernsten Mitteln wie Restaurierung<br />
und Digitalisierung Tausender von Schlossplänen<br />
erforscht. Durch die aufwendige Rekonstruktion<br />
der verschwundenen Räume kommen vergessene<br />
Bauabschnitte zum Vorschein, entfalten unbekannte<br />
Bauten ihren Reiz und offenbart sich die Nutzung der<br />
privatesten Räume<br />
des Schlosses.<br />
Dokumentarfilm von<br />
Marc Jampolsky,<br />
Frankreich 2018, 91 Min.<br />
Sonntag, 1. Juni <strong>2019</strong><br />
um 20.15 Uhr<br />
SERIE<br />
Giftige<br />
Saat<br />
Michel, ein Landwirt, der jahrelang das Pestizid Limitrol<br />
verwendet hat, erkrankt an Leukämie. Das motiviert<br />
seinen Freund Guillaume, der im Parlament sitzt, dazu,<br />
sich für ein Verbot des Pestizids einzusetzen. Was die<br />
Lobby des Agrarriesen Saskia auf den Plan ruft, die sich<br />
nun vehement gegen eine Gesetzesänderung stellt – bis<br />
der Marketingchef von Saskia tot aus der Seine gezogen<br />
wird … Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Jean-<br />
Xavier de Lestrade widmet sich in « Giftige Saat » der Welt<br />
des Lobbyismus, der produzierenden Agrarchemie und<br />
der regulierenden Politik.<br />
Serie von Jean-Xavier de Lestrade, Frankreich 2018, 6 x 60 Min.<br />
Donnerstag, 13. Juni <strong>2019</strong> ab 21.45<br />
Donnerstag, 20. Juni <strong>2019</strong> ab 22.45<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
KONZERT<br />
C. W. Gluck, Orphée & Eurydice in Paris<br />
Marianne Crebassa in der Rolle des Orpheus, Hélène<br />
Guilmette als Eurydike und Léa Desandre als Amor<br />
– für seine Inszenierung in der Opéra Comique in<br />
Paris hat Aurélien Bory eine wahre Traumbesetzung<br />
zusammengestellt. Der Regisseur verbindet Theater,<br />
Tanz, Zirkus- und Videokunst und macht aus Orpheus‘<br />
Reise in die Unterwelt eine fabelhafte Odyssee. Das<br />
Orchester leitet Raphaël Pichon.<br />
Regie: François Roussillon,<br />
Frankreich 2018, 110 Min.<br />
Sonntag, 23. Juni<br />
<strong>2019</strong> um 00.20 Uhr<br />
DOKUMENTARFILM<br />
Augenblicke:<br />
Gesichter einer<br />
Reise<br />
Die 89-jährige Regie-<br />
Ikone und Nouvelle-<br />
Vague-Mitbegründerin<br />
Agnès Varda und der 55 Jahre jüngere Streetart- und<br />
Fotokünstler JR reisen mehrere Monate mit einem Fototruck,<br />
der wie ein mobiler Fotoautomat anmutet, durch<br />
das ländliche Frankreich. Die Gesichter der Mensch en,<br />
denen sie auf ihrer Reise begegnen hält das außergewöhnliche<br />
Regieteam in überlebensgroßen Foto aufnahmen<br />
fest. Häuserfassaden oder auch Schiffscontainer<br />
werden zu den Projektionsflächen ihrer Kunst.<br />
Regie: Agnès Varda und JR, Frankreich 2016, 89 Min<br />
Mittwoch, 26. Juni <strong>2019</strong> um 21.25 Uhr<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 23
ON SURFE<br />
LEXIKON<br />
DIE absolute Referenz<br />
Eine französische Institution führt vermutlich eine der langwierigsten<br />
Arbeiten auf der ganzen Welt aus: Seit 1694 haben die Mitglieder der<br />
Académie française – genannt Les immortels (« die Unsterblichen ») –<br />
quasi bis in alle Ewigkeit Zeit, um DAS französische Referenzwerk in<br />
Sachen Lexikon zu schreiben: Le Dictionnaire de l‘Académie française.<br />
Man muss ihnen zugestehen, dass die Arbeit sehr umfangreich ist.<br />
Zudem ist wichtig, dass die Mitglieder sich Zeit nehmen, um wirkliche<br />
Entwicklungen der Sprache abzubilden, und nicht einfach auf reine<br />
« Modeerscheinungen » reagieren. Jedes Wort, jede Definition wird lange<br />
untersucht und diskutiert. Wenn nötig, stundenlang. Seit 1992 arbeiten<br />
die Immortels an der 9. Auflage, aktuell sind sie beim Buchstaben<br />
« S ». Man wird also noch ein paar Jahre warten müssen, bevor diese<br />
Neuauflage komplett ist und veröffentlicht wird. In der Zwischenzeit<br />
haben die Hüter der französischen Sprache eine neue Website mit<br />
einem hervorragenden Tool zugänglich<br />
gemacht, mit dem man unter anderem alle<br />
Definitionen kostenlos einsehen kann, auch<br />
die der älteren Auflagen. Liebhaber der<br />
französischen Sprache werden begeistert<br />
sein!<br />
GESUNDHEIT<br />
Alles über die<br />
Krankheiten der<br />
Franzosen<br />
Diese erstaunliche Website,<br />
die für jedermann zugänglich ist, wurde von der<br />
staatlichen Gesundheitsbehörde Santé Publique France<br />
kreiert. Auf einer Frankreichkarte kann man sich mehr<br />
als 300 Gesundheitsindikatoren der Franzosen anzeigen<br />
lassen. Mit nur wenigen Klicks weiß der Internetnutzer<br />
sofort, in welcher Gegend Frankreichs es die meisten<br />
Allergien, Asthmaanfälle, Arbeitsunfälle, Verbrennungen<br />
oder Krebserkrankungen gibt. Die Indikatoren können<br />
sogar kombiniert werden, sodass man beispielsweise<br />
auf einer Karte die Orte sieht, in denen die Menschen<br />
am meisten Alkohol konsumieren und gleichzeitig<br />
am meisten rauchen. Ein wichtiges Tool für die<br />
Volksgesundheit und eine Quelle bisher unbekannter<br />
Informationen.<br />
geodes.santepubliquefrance.fr<br />
FLUGHAFENPARKPLÄTZE<br />
Gute Alternativen<br />
www.dictionnaire-academie.fr<br />
Sein Auto während einer Flugreise auf dem offiziellen Flughafenparkplatz<br />
abzustellen, wird immer teurer. Die Parkgebühren sind heute manchmal<br />
bereits höher als das eigentliche Flugticket. In diesem Punkt unterscheidet<br />
sich Frankreich nicht von anderen Ländern. Doch seit einigen Jahren<br />
gibt es immer mehr private Parkplätze in der Nähe von Flughäfen. Das<br />
Problem: Bisher musste man erst alle infrage kommenden Parkplätze<br />
mühsam ausfindig machen und kontaktieren, um die Preise vergleichen<br />
zu können. Zudem war es nicht einfach zu erkennen, welche dieser nicht<br />
offiziellen Parkplätze auch wirklich seriös sind. Auf der Website « Parkos »<br />
kann man nun mit wenigen Klicks die verschiedenen Angebote rund um ein<br />
Dutzend französischer Flughäfen (Beauvais, Bordeaux, Grenoble, Lille, Lyon,<br />
Marseille, Nantes, Nizza, Paris Orly, Paris Roissy, La Réunion und Toulouse)<br />
vergleichen sowie gleich einen Platz reservieren und bezahlen. Bei unserem<br />
Vergleich waren die Gebühren zwischen 20 und 65 % günstiger, als die der<br />
offiziellen Flughafenparkplätze. Alle Angebote sind überprüft und getestet.<br />
Die Beurteilungen der Nutzer werden vor einer Veröffentlichung ebenfalls<br />
verifiziert. Diese Website sollte man also<br />
unbedingt unter den Favoriten speichern!<br />
Übrigens: Auf der deutschen Website wird<br />
dieser Service auch für ein Dutzend Flughäfen<br />
in Deutschland angeboten.<br />
www.parkos.fr / www.parkos.de<br />
FREMDENFÜHRER<br />
Im Laufschritt<br />
durch Paris<br />
Die Website « Paris<br />
Running Tour » gibt<br />
es seit 2008. Sie<br />
bietet sportlichen<br />
Touristen eine<br />
ungewöhnliche Art, die französische Hauptstadt<br />
zu besichtigen: im Laufschritt mit einem privaten<br />
Führer. Auf einer 8, 14 oder 20 km langen<br />
Strecke entdeckt man so die wichtigsten Pariser<br />
Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichten. Und<br />
das Angebot geht sogar noch weiter, denn es<br />
passt sich individuellen Wünschen an; zudem<br />
werden regelmäßig neue Themen aufgenommen.<br />
Aktuell sorgt das « GPS DRAWING » für Furore.<br />
Dabei joggt man auf einem vorgegebenen<br />
Streckenverlauf, der vom Himmel aus gesehen –<br />
beziehungsweise auf einer GPS-Karte – die Form<br />
eines Gegenstandes, eines Namens oder eines<br />
Tieres hat. Je nach der gewünschten Zeichnung<br />
arbeiten die Fremdenführer dann anhand des<br />
Stadtplans eine entsprechende Strecke aus. Eine<br />
neue und originelle Art, Paris zu besichtigen!<br />
www.parisrunningto ur.com<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />
Der größte hölzerne Dreimaster<br />
des maritimen Erbes Frankreichs<br />
Einige Dutzend Kilometer vom Mont-Saint-<br />
Michel entfernt, im Departement Manche<br />
(Normandie), hält der Hafen Granville eine<br />
Überraschung für Segelfreunde und<br />
Liebhaber von Großseglern bereit. In<br />
den <strong>Sommer</strong>monaten kann man an<br />
Bord des größten hölzernen Dreimasters<br />
des maritimen Erbes<br />
Frankreichs von dort aus in See<br />
stechen und einen besonderen<br />
Tag erleben. Ziel dieses von den<br />
Gezeiten bestimmten Ausflugs<br />
sind die Chausey-Inseln, von<br />
denen bei Flut 52, bei Ebbe<br />
365 aus dem Wasser ragen<br />
… Dieser Segeltörn<br />
auf der Marité stellt in<br />
mehrfacher Hinsicht<br />
ein außergewöhnliches<br />
Erlebnis<br />
dar.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />
Das Betreten der Brücke der Marité, des größten hölzernen<br />
Dreimasters Frankreichs, ist für jeden ein unvergleichliches<br />
Erlebnis. Das Abenteuer beginnt morgens, noch bevor sich der<br />
Anker hebt, und setzt sich auf offener See fort, wo jeder, der<br />
möchte, der Mannschaft zur Hand gehen kann. Eine in ihrer Art<br />
einzigartige, gesellige und zugleich lehrreiche Erfahrung.<br />
Es gibt Verabredungen, die man um nichts in der Welt<br />
versäumen würde. Diese hier gehört dazu. Der Bestätigungsmail<br />
für unseren außergewöhnlichen Tagesausflug<br />
haben wir entnommen, dass das Einschiffen auf die<br />
Marité um genau 8 Uhr am Hafenquai in Granville vorgesehen<br />
ist und dass das Schiff um 19 Uhr wieder dort anlegt.<br />
Der Text präzisiert zudem: « Bitte finden Sie sich 15 bis 20<br />
Minuten vorher ein. » Vorsorglich haben wir die Nacht in<br />
einem Hotel im Stadtzentrum verbracht und machen uns<br />
von dort aus um 7 Uhr zu Fuß auf den Weg zum Hafen.<br />
Wie ebenfalls in der Nachricht empfohlen, haben wir einen<br />
kleinen Rucksack mit Sandwich, Obst und Mineralwasser<br />
für das Picknick am Mittag dabei. Badekleidung und Handtuch<br />
fehlen selbstverständlich ebenfalls nicht. Der Himmel<br />
ist strahlend blau, die Voraussetzungen sind also bestens, um<br />
den Tag in vollen Zügen zu genießen. Der Angestellte an<br />
der Hotelrezeption sagt uns im Übrigen beim Gehen, dass<br />
wir doppeltes Glück haben: nicht nur wegen des schönen<br />
Wetters, sondern vor allem, weil wir einen Tag auf der Marité<br />
verbringen werden. Uns ist wohl bewusst, dass dies ein<br />
Traum vieler Liebhaber von Großseglern und ein nicht gerade<br />
alltägliches Erlebnis ist. Daher muss man einen Platz<br />
für einen solchen Ausflug aufs Meer auch mehrere Monate<br />
im Voraus reservieren. Das haben wir getan.<br />
Nach einem rund 15-minütigen Fußmarsch erreichen<br />
wir den Hafen. Mit Schrecken fällt uns plötzlich ein, dass<br />
in der Mail nicht angegeben ist, wo im Hafen sich die Marité<br />
genau befindet, und dass wir es zudem versäumt haben,<br />
uns danach zu erkundigen. Als wir um die Ecke des letzten<br />
Gebäudes vor dem Hafen biegen, sind wir erleichtert:<br />
Die drei riesigen Masten des Schiffes kann man<br />
aus der Ferne unmöglich übersehen! Vor dem<br />
Segelschiff warten bereits rund 30 Personen.<br />
Beim Näherkommen stellen wir fest, dass wir<br />
offensichtlich nicht die Einzigen sind, die von<br />
der Größe der Marité beeindruckt sind. Es ist<br />
ein erheblicher Unterschied, ob man das Schiff<br />
auf einem Foto betrachtet oder direkt davor<br />
steht. Instinktiv schauen alle nach oben, um die<br />
Seeleute zu beobachten, die sich geschickt und<br />
gelenkig wie Akrobaten von Mast zu Mast, von<br />
Segel zu Segel bewegen und den Ausflug auf<br />
das offene Meer vorbereiten.<br />
Die Mannschaft – die aus nur sechs Personen<br />
besteht, was uns angesichts der beeindruckenden<br />
Länge von 45 Metern wenig erscheint<br />
– fordert einige Minuten vor 8 Uhr alle auf,<br />
über die Gangway an Bord zu kommen. Jeder<br />
von uns wird mit einem breiten Lächeln und<br />
einem herzlichen « Willkommen an Bord »<br />
begrüßt. Doch vor der « Abfahrt » folgt erst noch eine<br />
« Sicherheitsunterweisung ». Humorvoll übernehmen die<br />
jungen Seeleute Ausdrücke, die üblicherweise mechanisch<br />
an Bord eines Flugzeugs deklamiert werden: « Die Notausgänge<br />
befinden sich in der Mitte der Maschine » … Das<br />
sorgt für einige Lacher. Wir sind uns sicher, dass auf der<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Überfahrt eine gute Stimmung herrschen wird.<br />
Nachdem die Leinen losgemacht sind, verlässt die<br />
Marité in ruhiger Fahrt den Hafen von Granville.<br />
Matthieu, der Kapitän, hat vom hinteren Bereich des<br />
Schiffes aus den Motor angeworfen. Dieser wird an<br />
diesem Tag aber nur wenige Minuten in Betrieb sein,<br />
denn das Glück ist uns eindeutig hold: Wir haben nicht<br />
nur einen sonnigen Tag erwischt, der Wind ist ebenfalls<br />
präsent! Kaum haben wir den Hafen verlassen, bitten die<br />
Seeleute, denen man bei jeder Geste anmerkt, wie vertraut<br />
sie mit allen Manövern sind, um freiwillige Helfer.<br />
Mittlerweile befinden wir uns auf offener See, die Segel<br />
müssen also gehisst werden, um die Kraft des Windes zu<br />
nutzen. Es wird ernst. Alle sehen sich etwas skeptisch an.<br />
Wer wagt es? Außer uns heben schließlich noch einige<br />
andere die Hände. Ein Matrose gibt uns die Anweisung<br />
gleichzeitig an bestimmten Tauen zu ziehen, um die Segel<br />
nach oben zu ziehen. Das sieht zwar einfach aus, aber<br />
ein mehrere Hundert Quadratmeter großes Segel hat ein<br />
ziemliches Gewicht! Zu unserem großen Erstaunen sind<br />
die Segel dennoch schnell gehisst. Sofort spüren wir die<br />
Kraft des Windes, der die Marité vorwärtstreibt. Das<br />
Holz des alten Segelschiffes knarrt, es ist ein magischer<br />
Moment.<br />
Nach einiger Zeit ruft Matthieu alle Teilnehmer zusammen,<br />
da er uns einige Informationen zur Überfahrt<br />
geben will. Bei einer Tasse Kaffee erfahren wir, dass<br />
wir die Chausey-Inseln in etwa eineinhalb bis<br />
zwei Stunden erreichen werden. Bis dahin kann<br />
sich jeder auf der Marité dort niederlassen, wo<br />
er möchte: auf der Brücke oder in einem großen<br />
Raum unter Deck. Wer will, kann den Seeleuten<br />
bei der Arbeit helfen, man kann fotografieren,<br />
lesen oder ganz einfach die Umgebung betrachten<br />
… Da das Abenteuer, sich auf diesem traditionellen<br />
Segelschiff als Seemann zu betätigen,<br />
offenkundig reizvoll ist, entscheiden sich fast alle<br />
– ob jung oder alt – dafür, an Deck zu bleiben.<br />
Obwohl einige immer wieder der Mannschaft<br />
bei bestimmten Handgriffen unter die Arme greifen,<br />
bleibt dazwischen genug Zeit, das Meer zu<br />
betrachten und darüber zu staunen, wie schnell wir<br />
vorwärtskommen. Gleichzeitig erfahren wir mehr<br />
über die Geschichte der Marité. Die Tatsache, dass<br />
das Schiff immerhin fast 100 Jahre alt ist, macht<br />
das Erlebnis des heutigen Tages noch einmaliger.<br />
Die « Geburtsstunde » des Traditionsseglers schlug 1923.<br />
Heute stellt er ein wahres Prunkstück des französischen<br />
maritimen Erbes dar, denn zum einen ist es der größte<br />
noch fahrtüchtige Dreimaster aus Holz und zum anderen<br />
ein echtes Meisterwerk der Schiffsarchitektur: majestätisch,<br />
elegant und robust. Darüber hinaus ist die Marité<br />
der letzte französische Terre-neuvier (« Neufundländer »),<br />
wie man die Fischerboote aus der Bretagne und der<br />
Normandie nannte, die meermonatige Fischfangexpeditionen<br />
auf die andere Seite des Atlantiks, an die Küsten<br />
Nach dem Verlassen des<br />
Hafens werden die Segel<br />
gehisst; es geht los in Richtung<br />
Chausey-Inseln. Knapp zwei<br />
Stunden später erreicht<br />
die Marité die Sandbänke<br />
und Granitformationen des<br />
Archipels. Es ist Zeit, den Anker<br />
zu werfen. Diejenigen, die<br />
möchten, werden mit einem<br />
Schlauchboot übergesetzt.<br />
Spazierengehen, baden,<br />
angeln … alles ist möglich.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 31
UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Neufundlands und Kanadas, unternahmen, um dort Kabeljau<br />
zu fangen.<br />
Das Schiff hätte ursprünglich auf den Namen der<br />
jüngsten Tochter des Reeders, Marie-Thérèse, getauft<br />
werden sollen. Da ein anderes Schiff aber bereits so hieß,<br />
wurde schließlich die Kurzform Marité daraus. Für ein<br />
so altes Segelschiff ist es erstaunlich, dass es nach all den<br />
Jahren noch immer denselben Namen trägt. Nach ihrer<br />
Fertigstellung und der traditionsgemäßen Schiffstaufe im<br />
Jahr 1923 stach die Marité am 11. März 1924 zum ersten<br />
Mal vom Hafen in Granville aus in See und brach zu ihrer<br />
ersten Fangreise auf. Nach dem Ersten Weltkrieg, der<br />
der Fischerei mit Segelschiffen vorübergehend ein Ende<br />
bereitet hatte, war diese Art des Fischfangs zwar wieder<br />
aufgenommen worden, doch die Marité gehörte zu den<br />
letzten Schiffen, die dafür ausgerüstet wurden. Von 1924<br />
bis 1929 unternahm sie fünf Reisen, von denen sie jedes<br />
Mal zwischen 100 und 160 Tonnen Kabeljau mitbrachte.<br />
In den Dreißigerjahren beendeten Dampfschiffe und<br />
die Schleppnetzfischerei dann in Frankreich die Ära<br />
der Fischerei mit Segelschiffen. Demzufolge verkauften<br />
zahlreiche Reeder ihre Schiffe, meist an Berufsgenossen<br />
im nördlichen Europa. Auch bei der Marité war das der<br />
Fall: Sie wurde in den Hafen von Esbjerg verlegt, um unter<br />
dänischer Flagge zu fahren. Man rüstete sie mit einem<br />
Motor aus und entfernte einen Teil ihrer Besegelung. Von<br />
nun an waren die Färöer-Inseln, Island und Grönland ihre<br />
Fischfanggebiete. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs<br />
brachten die Fischreisen jedoch nur noch magere Fänge<br />
ein, und die Marité wurde schließlich für die Küstenschifffahrt<br />
zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark<br />
eingesetzt, wobei sie vorwiegend Kohle transportierte.<br />
Während des Krieges wurde sie für den Transport von<br />
Waren nach England beschlagnahmt; wie durch ein Wunder<br />
entkam sie in dieser Zeit Treibminen, U-Booten und<br />
der Bombardierung durch die deutsche Luftwaffe. Nach<br />
dem Krieg, 1946, kaufte eine Arbeitergenossenschaft die<br />
Marité und nutzte sie wieder für den Kabeljaufang. Acht<br />
Jahre tat sie diesen Dienst, bevor sie erneut eine andere<br />
Bestimmung bekam: den Fang von Heringen und Garnelen.<br />
Wieder wurde sie mit einem Motor ausgerüstet, ihre<br />
drei Masten wurden abgebaut. Da diese Fischerei nicht<br />
wirklich rentabel war, ging es mit dem Schiff allmählich<br />
bergab, Ende der 70er-Jahre schien sein Schicksal besiegelt<br />
zu sein. Doch 1978 kauften zwei junge Schweden die<br />
Marité, überführten sie nach Stockholm und begannen<br />
mit ihrer Restaurierung. Die Arbeiten dauerten bis 1987,<br />
und an deren Ende, entsprach das Schiff nun zwar wieder<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
den gültigen Normen, glich aber überhaupt nicht mehr<br />
dem ursprünglichen « Neufundländer ». Mehrere Jahre<br />
lang wurde der Dreimaster dafür eingesetzt, Passagiere<br />
im Stockholmer Schärengarten, im Baltischen Meer und<br />
in der Nordsee herumzuschippern. 1998 beschlossen die<br />
beiden Schweden, sich aus familiären Gründen von der<br />
Marité zu trennen. Allerdings wollten sie sie nicht jedem<br />
x-Beliebigen überlassen und lehnten sogar ein Kaufangebot<br />
von Bill Gates ab, der von dem Schiff angetan war.<br />
In Frankreich, wo die Marité noch immer in den Köpfen<br />
der Menschen präsent war, begann eine regelrechte<br />
Mobilmachung, um sie wieder ins Land zurückzuholen.<br />
Unter der Führung des Skippers Gérard d’Aboville gründeten<br />
mehrere öffentliche Körperschaften und Vereine<br />
eine Interessenvereinigung, die am 12. Mai 2004 als<br />
Käufer für die Marité fungierte. Im Januar 2006 kam das<br />
Schiff nach Cherbourg ins Trockendock zur Instandsetzung.<br />
Sechs Jahre lang wurden beeindruckende Arbeiten<br />
durchgeführt, bis die Marité im Juni 2012 schließlich<br />
wieder in See stechen und ihr « neues Leben » entdecken<br />
konnte: Botschafter für das französische Knowhow<br />
in Sachen Restauration von Traditionsseglern beziehungsweise<br />
von maritimem Kulturerbe im weitesten<br />
Sinne zu sein. Ein Leben, das sie heute noch führt!<br />
Während wir diesen Erläuterungen lauschen, fällt<br />
uns auf, dass die Marité in der Tat bis ins kleinste Detail<br />
in einem einwandfreien Zustand ist. Da hören wir auch<br />
schon den Kapitän sagen, dass es Zeit ist, die Segel einzuziehen<br />
und vor Anker zu gehen. Wir bemerken in der<br />
Tat, dass die ersten Felsen der Inselgruppe zu sehen sind.<br />
Wir kommen genau im richtigen Moment an, nämlich<br />
mit der Flut, sodass der Weg in eine kleine Bucht frei ist,<br />
wo wir vor Anker gehen. Die Stille ist beeindruckend.<br />
Weit und breit kein Motor, kein Geräusch, abgesehen vom<br />
Plätschern des Wassers gegen den Schiffsrumpf. Das Meer<br />
ist unglaublich klar. Es ist großartig. Zwei Schlauchboote<br />
bringen alle, die möchten, auf die Hauptinsel des Archipels.<br />
Dort kann man am Strand picknicken, herrliche<br />
Sandbänke erkunden, Jagd auf Muscheln machen oder<br />
baden. Wir entscheiden uns für diese Option, während<br />
andere es vorziehen, an Bord der Marité zu bleiben, sich in<br />
ein gutes Buch zu vertiefen oder ganz einfach die einmalig<br />
schöne Landschaft zu genießen.<br />
Zur vereinbarten Zeit, als die Flut wieder steigt und<br />
die Sandbänke erneut im Wasser verschwinden, holen die<br />
Schlauchboote uns « Abenteurer », als die wir uns einige<br />
Stunden lang gefühlt haben, wieder ab und bringen uns<br />
zur Marité zurück. Während wir unsere Erlebnisse austauschen,<br />
werden ein leckerer Kuchen und ein Cidre – aus<br />
der Normandie, woher auch sonst? – serviert. Es herrscht<br />
eine angenehme, gesellige Stimmung. Als Matthieu darauf<br />
hinweist, dass es Zeit für die Rückfahrt ist, muss er<br />
nicht einmal mehr um freiwillige Helfer bitten. Wir kennen<br />
uns schließlich inzwischen aus und sind bereit, die<br />
Segel zu hissen! Auch die Rückfahrt ist ein magisches Erlebnis,<br />
zumal sogar Delfine auftauchen und sich im Kielwasser<br />
der Marité vergnügen. Einer der Matrosen erklärt<br />
uns, dass hier eine große Population dieser Meeressäuger<br />
lebt. Bei der Ankunft im Hafen von Granville sehen einige<br />
von uns auf die Uhr: Es ist genau 19 Uhr! Unglaublich!<br />
Ein Musterbeispiel an Pünktlichkeit! Die Gezeiten zwingen<br />
einem einen absolut präzisen Rhythmus auf. Wie alle<br />
anderen bedauern auch wir, dass man dieses unvergessliche<br />
Erlebnis, den Aufenthalt an Bord der Marité, nicht<br />
einfach verlängern kann!<br />
Bei Einsetzen der Flut<br />
gehen alle wieder an<br />
Bord. Nach einer kleinen<br />
Stärkung werden die<br />
Segel erneut gehisst.<br />
Es geht zurück nach<br />
Granville, wo die<br />
Marité gegen Abend<br />
den Hafen erreicht.<br />
Steckbrief der Marité<br />
Länge ü. a.: 45 m<br />
Breite: 8 m<br />
Gewicht: 230 t<br />
Wasserlinienlänge: 33 m<br />
Tiefgang: 3,6 m<br />
Segelfläche: 650 m² – 15 Segel<br />
Motor: 460 PS<br />
Mannschaft: 6 Personen<br />
Für die Restaurierung<br />
eingesetzte Hölzer:<br />
• Miliciaholz aus Gabun (aus<br />
nach haltig bewirtschafteten<br />
Wäldern)<br />
• Eichenholz aus Wäldern des<br />
De parte ments Orne (Normandie)<br />
und aus dem Park des Château<br />
de Ver sailles (Ile-de-France)<br />
• Pinienholz aus Oregon (USA)<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />
Interview: Matthieu Alluin, Kapitän der Marité<br />
Matthieu Alluin ist ein jugendlicher<br />
Vierziger, der schon von<br />
klein auf mit der Welt der Navigation<br />
und des Segelns vertraut<br />
gemacht wurde. Als Kind segelte<br />
er mit seinen Eltern auf deren<br />
Segelboot. Diese Leidenschaft<br />
hat ihn seit damals niemals verlassen<br />
und sogar dazu bewegt,<br />
zunächst Segellehrer, dann<br />
Skipper, Berufsmatrose und<br />
schließlich Kapitän der Étoile de<br />
France, eines französischen<br />
Zweimasters aus dem Jahr<br />
1938, zu werden. Seit 2013 ist er<br />
Kapitän der Marité.<br />
Matthieu Alluin, es ist hinreichend bekannt, dass traditionelle<br />
Großsegler immer zum Träumen verleiten. Auf der Marité zu<br />
segeln, ist ein heiß ersehnter Wunsch vieler Seeleute. Sie kennen<br />
dieses Schiff nun seit mehr als sechs Jahren, ist es für Sie immer<br />
noch ein mythisches Schiff?<br />
Aber sicher. Selbst heute sage ich mir immer noch jedes<br />
Mal, wenn ich einen Fuß auf die Brücke setze, dass<br />
ich großes Glück habe, auf einem fast hundertjährigen<br />
Schiff zu arbeiten: einem Schiff mit einer erstaunlichen<br />
Vergangenheit, das in Neufundland auf Kabeljaufang ging<br />
und einen Weltkrieg überstanden hat. Allein aufgrund<br />
dieser außergewöhnlichen Geschichte ist es bereits eine<br />
Legende. Dabei wäre das Schiff mehrmals beinahe aufgegeben<br />
worden und auf dem Schiffsfriedhof gelandet, wie<br />
durch ein Wunder wurde es jedoch immer wieder gerettet.<br />
Jedes Mal konnte es schließlich seinen Weg über die Meere<br />
fortsetzen …<br />
Beim Segeln an Bord der Marité hat man den Eindruck, dass<br />
sich die Dinge im Grunde genommen nicht sehr verändert haben<br />
…<br />
Es freut mich, dass Sie dies bemerkt haben. Für uns<br />
Seeleute ist das im Grunde das Bewegendste an Bord. Jeden<br />
Tag stellen wir fest, dass in Sachen Ausrüstung und<br />
Technik seit 1920 quasi nichts Besseres erfunden wurde!<br />
Nehmen Sie beispielsweise die essenzielle Frage der Dichtigkeit<br />
von Rumpf und Deck: Auch heute kalfatert man<br />
nach wie vor die Zwischenräume zwischen den Holzlatten<br />
mit Werg – einer Flachsfaser – und Pech – einer Art norwegischem<br />
Teer. Genau so, wie man es schon vor hundert<br />
Jahren machte. Und ich kann Ihnen versichern, dass diese<br />
Technik optimal ist! Die Segelkonfiguration<br />
der Marité ist nach<br />
wie vor dieselbe wie zu der Zeit,<br />
als sie nach Neufundland zum<br />
Kabeljaufang segelte. Viele Dinge<br />
haben sich nicht verändert …<br />
Selbstverständlich haben wir heute<br />
Strom und Elektronik an Bord.<br />
Aber es ist nur allzu gut bekannt,<br />
dass ein GPS ausfallen kann. Deshalb<br />
besitzen wir immer noch die<br />
alten Karten und unseren guten<br />
alten Kompass. Im Übrigen nutzen<br />
wir den viel lieber als das GPS. Die<br />
ursprünglichen Dinge gibt es also<br />
nach wie vor.<br />
Welches sind Ihre schönsten Erlebnisse<br />
mit der Marité?<br />
Es gibt viele, und alle sind total<br />
verschieden. Die Marité sticht mehrmals pro Monat von<br />
ihrem Heimathafen Granville in See, oft im Zusammenhang<br />
mit wichtigen nautischen Veranstaltungen: Start von<br />
Regatten (Route du Rhum, Vendée Globe …), Treffen von<br />
Traditionsseglern, Festivals … Für solche Anlässe wird<br />
das Schiff von den jeweiligen Veranstaltern gechartert. Es<br />
verleiht diesen Events ein gewisses Prestige, die Organisatoren<br />
können zudem Besichtigungen für das Publikum<br />
organisieren oder es für Privatveranstaltungen vermieten.<br />
Ich würde dies als die « kaufmännische » Seite bezeichnen.<br />
In dieser Eigenschaft ist die Marité aber auch Botschafter<br />
der Normandie und des Ärmelkanals. Solche Veranstaltungen<br />
– vor allem Treffen von Großseglern – sind<br />
immer sehr schöne Erinnerungen. Doch ein besonderes<br />
Erlebnis ist für mich das Segeln auf offener See. Ich denke<br />
da beispielsweise an ganz unglaubliche Durchquerungen<br />
der Biskaya: 48 Stunden ohne Motor, die Marité nur<br />
vom Wind in den Segeln angetrieben, ein ganz ruhiges<br />
Meer … Glauben Sie mir, das sind magische Momente.<br />
Und doch ist es nicht zwangsläufig notwendig, weite<br />
Strecken zurückzulegen, um einzigartige Augenblicke zu<br />
erleben. Jedes Jahr kehren wir im <strong>Sommer</strong> in unseren Heimathafen<br />
zurück und organisieren diese halbtägigen oder<br />
ganztägigen Segeltörns zu den Chausey-Inseln. An einem<br />
Tag wie heute, mit einem strahlend blauen Himmel,<br />
Wind und einem ruhigen Meer ist das einfach großartig!<br />
In der Tat scheinen alle über die Geschwindigkeit verblüfft zu<br />
sein …<br />
So ist es! Selbst Menschen, die mit dem Segeln vertraut<br />
sind, sind in der Regel immer erstaunt darüber, wenn<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
sie feststellen, wie schnell die<br />
Marité dank ihrer Segel vorwärtskommt.<br />
Seit wir den Hafen<br />
verlassen und die Segel gesetzt<br />
haben, habe ich den Motor<br />
niemals eingeschaltet. Trotzdem<br />
haben wir eine Geschwindigkeit<br />
von acht Knoten. Im Grunde<br />
wetteifern wir mit den modernen<br />
Schiffen von heute. Auch<br />
das ist ein Teil der Magie dieser<br />
alten Segelschiffe!<br />
Matthieu Alluin, vielen Dank für<br />
das Gespräch.<br />
Brest<br />
Lesetipps über die<br />
Chausey-Inseln<br />
Ile de Sein<br />
Quimper<br />
Pointe<br />
Für diejenigen, N165/E60<br />
du Raz<br />
die mehr über die<br />
Chausey-Inseln erfahren möchten, hat<br />
der in der Normandie ansässige Verlag<br />
OREP – ein Spezialist für diese Region<br />
– zwei schöne Werke herausgebracht,<br />
die wir an dieser Stelle empfehlen:<br />
Chausey –<br />
Mémoires<br />
d’îliens, von<br />
Elisabeth<br />
Nodinot<br />
und Thomas<br />
Jouanneau<br />
(130 Seiten,<br />
ISBN 978-2815104104). Dieses Buch<br />
zeichnet durch Überlieferungen<br />
und Erzählungen der Bewohner ein<br />
präzises und sehr menschliches Bild<br />
von der Geschichte und Kultur der<br />
Inselgruppe.<br />
Chausey,<br />
von François<br />
Levalet<br />
(290 Seiten,<br />
ISBN 978-<br />
2815100946). Der Autor hat fünf<br />
Jahre lang die Inseln durchquert und<br />
präsentiert in Form eines Fotoalbums<br />
oft erstaunliche Aufnahmen, die<br />
entstanden sind, indem er seinen<br />
Fotoapparat oben an einem Drachen<br />
befestigte.<br />
Reiseinfos<br />
Lannion<br />
N12/E50<br />
Saint-Brieuc<br />
Lorient<br />
N164<br />
D768<br />
Vannes<br />
N12/E50<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen wird, ist Nantes-Atlantique Les Sablesd’Olonne<br />
(223 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt in<br />
Dol-de-Bretagne (66 km).<br />
Le Marité<br />
Port de Granville<br />
50400 Granville<br />
Telefon: +33 (0) 2 33 50 17 03 (Dienstag bis<br />
Freitag 9 bis 17 Uhr)<br />
www.lemarite.com<br />
N24<br />
Granville<br />
N176/E401<br />
Rennes<br />
A84<br />
Die Segeltörns finden zu bestimmten<br />
Daten statt, die von den Gezeiten und der<br />
Präsenz der Marité in ihrem Heimathafen<br />
Granville abhängen. Alle Termine sind auf<br />
Montalivet<br />
der Website aufgeführt.<br />
Die Ausflugsfahrt Navigation dans les<br />
îles Chausey dauert rund 10 Stunden.<br />
Der Preis beträgt 79,50 € (Erwachsene),<br />
43 € (Kinder von 3 bis 12 Jahren)<br />
bzw. 10 € (Kinder unter 3 Jahren). Le Porge<br />
Familienpauschale 204 € (2 Erwachsene<br />
und 2 Kinder). Der Preis enthält einen<br />
Cap-Ferret<br />
Imbiss und einen Café gourmand. Für<br />
das Mittagessen auf den Chausey-Inseln<br />
sollten Sie ein Picknick vorsehen.<br />
Mimizan<br />
E5-E70/A63<br />
Saint-Lô<br />
N165/E60<br />
Granville …<br />
… Berlin 1320 km … Hamburg 1160 km<br />
… Köln 755 km La Baule … Frankfurt 918 km A11/E60<br />
St. Nazaire<br />
… München 1176 km … Wien 1582 km<br />
… Zürich 929 km … Paris Nantes 777 km<br />
… Caen 109 km … Mont-Saint- A83<br />
Michel 49 km<br />
Cholet<br />
N13<br />
A84/E401<br />
A87<br />
Das Mercure Granville Le Grand Large erweist<br />
mit seiner Dekoration dem berühmten<br />
Kind der Stadt, Poitiers Christian Dior, die Ehre. Das<br />
A83 zentral gelegene Hotel befindet sich in der<br />
Saint-Sigismond<br />
Villa eines Jugendfreundes des großen Modeschöpfers<br />
N11/E601<br />
Niort<br />
und wird für seine Zimmer mit<br />
Balkon, den eigenen Parkplatz, die Sonnenterrasse<br />
mit Panoramablick auf die Kanal-<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
inseln und den direkten Zugang zum Strand<br />
geschätzt.<br />
E602/A837<br />
Bordeaux<br />
Lassen Sie sich im Restaurant einen Hummer<br />
von den Chausey-Inseln oder eine Mee-<br />
Limoges<br />
resfrüchteplatte Angoulême schmecken, und genießen<br />
Sie dabei den atemberaubenden Blick auf<br />
das Meer.<br />
Das Casino und das Christian-Dior-Museum<br />
erreichen Sie Périgueux in 5 Gehminuten, der<br />
Bri<br />
Bahnhof von Granville ist nur 15 Gehminuten<br />
entfernt, und mit dem Auto sind Sie in<br />
A89/E70 Le Pesch<br />
E5/A10<br />
einer Stunde am Mont-Saint-Michel. Souillac sur<br />
Dordogne<br />
A52/E72<br />
Caen<br />
Angers<br />
Le A29/E44 Havre<br />
A131<br />
Honfleur<br />
Alençon<br />
A13/E46<br />
Le Mans<br />
A28/E402<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
A86/E60<br />
Monts<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Jumièges<br />
A10/E5<br />
Rouen<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Dreux<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
Blois<br />
A10/E5-E60<br />
Tours Chenonceau<br />
A8<br />
Payrac<br />
Hôtel Mercure Granville<br />
Le Grand Large ****<br />
5 rue de la Falaise<br />
50400 Granville<br />
Telefon: + 33 (0)2 33 91 19 19<br />
www.accorhotels.com<br />
Ch<br />
Ch<br />
A<br />
R<br />
A20/E9
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />
Jede Sekunde werden weltweit rund 70 Flaschen Mineralwasser der Marke Évian konsumiert.<br />
Knapp 2,2 Milliarden pro Jahr. Diese Zahlen machen es zu einem der Stars unter<br />
den Mineralwässern und tragen nicht unbedeutend zum Erfolg des Produzenten, des französischen<br />
Nahrungsmittelherstellers Danone, bei. Darüber könnte man fast vergessen,<br />
dass hinter dem Namen Évian auch noch eine kleine hübsche Stadt am Ufer des Genfersees,<br />
im Departement Haute-Savoie, steckt: Évian-les-Bains. Ein Thermalbad, dessen unglaubliches<br />
Schicksal eng mit dem des renommierten Wassers verknüpft ist …<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Unglaublich, es ist so weit, wir sind da! » Emily und<br />
Cooper sind bei den Ersten, die aus dem Minibus<br />
aussteigen, den Fotoapparat zücken und die ländliche<br />
Bergwelt um uns herum festhalten. Ihr Enthusiasmus<br />
« ist schön anzusehen. Sie sind Australier und trinken zu<br />
Hause regelmäßig Mineralwasser der Marke Évian. Bei<br />
ihrer Europareise wollten sie daher unbedingt einen Abstecher<br />
in die französischen Alpen machen, um zu sehen, wo<br />
« ihr » Mineralwasser produziert wird. Wir befinden uns in<br />
knapp 1000 Meter Höhe auf dem Plateau de Gavot. Hier<br />
liegt das sogenannte « Impluvium », der wichtigste Versickerungsbereich<br />
des natürlichen Mineralwassers von Évian.<br />
Schätzungsweise 15 Jahre benötigt das wertvolle Wasser,<br />
um sich den Weg durch die Felsen zu bahnen, bis es<br />
vierhundert Meter weiter unten wieder zutage tritt und<br />
dann von dort durch fünf Kilometer lange Leitungen bis<br />
zur Abfüllanlage der Tochtergesellschaft von Danone geleitet<br />
wird, wo uns der Minibus als Nächstes für eine Besichtigung<br />
absetzen wird. Man kann sagen, dass dies ein<br />
sensibler und geschützter Ort ist. Seit 2008 wird er von der<br />
internationalen RAMSAR-Konvention als « wichtiges<br />
Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung » anerkannt.<br />
Dadurch unterliegt er einem besonders strengen Umweltschutz,<br />
um jegliche Verschmutzung zu verhindern.<br />
Die Organisatoren der Besichtigung, die den hochtrabenden<br />
Namen L’expérience Évian® trägt, wissen nur<br />
zu gut, dass viele Konsumenten das Bedürfnis haben, sich<br />
selbst davon zu überzeugen, woher das Wasser stammt,<br />
das sie trinken, und dass sie dafür gerne den offensichtlich<br />
naturbelassenen Boden unter ihren Füßen spüren.<br />
Genauso wie sie es lieben, einige Zeit später die riesige,<br />
ultramoderne Abfüllanlage für das Mineralwasser aus<br />
Évian zu besichtigen, um sich dann in der didaktisch gut<br />
aufgemachten Ausstellung darüber zu informieren, warum<br />
genau dieses Wasser so ursprünglich und gesund ist.<br />
Emily, Cooper und die rund zwanzig anderen Besucher,<br />
von denen noch einige andere aus den verschiedensten<br />
Ecken der Welt hierher gekommen sind, tun dies mit<br />
Begeisterung. Während der Besichtigung können sie alles<br />
fragen, was ihnen in den Sinn kommt, und das ist nicht<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />
wenig. Lediglich Fotografieren ist im Inneren des Fabrikgebäudes<br />
untersagt. « Wir sind hier immerhin in einem<br />
strategisch interessanten Industriebetrieb », erläutert der<br />
Führer in perfektem Englisch. Am Ende des Besuchs<br />
erhält jeder eine kleine Flasche Évian, auf Wunsch sogar<br />
mit einem persönlichen Etikett mit dem eigenen Namen.<br />
Das freut natürlich alle und trägt zum Erfolg der Besichtigung<br />
bei! Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass bei<br />
Danone Marketingprofis am Werk sind!<br />
Am Ende des Besuchs, als ich mich im Minibus, der<br />
uns ins Stadtzentrum von Évian-les-Bains zurückbringt,<br />
noch etwas mit Emily und Cooper unterhalte, merke ich,<br />
dass sie vor allem aber vom geschichtlichen und kulturellen<br />
Reichtum der Stadt beeindruckt sind. « Wir waren<br />
nicht auf eine so schöne Stadt mit einer derart reichen<br />
Geschichte gefasst. Der Palais Lumière, die historischen<br />
Hotelgebäude, die kleinen Gässchen im Stadtzentrum,<br />
das Rathaus, die Geschäfte, die Parks, der See … Alles<br />
ist wundervoll! », flüstert mir Emily zu, die offensichtlich<br />
dem Charme der Stadt erlegen ist. « Évian war für uns<br />
lediglich ein bekanntes Mineralwasser, das uns neugierig<br />
gemacht hat. Aber das, was wir darüber hinaus in der Stadt<br />
entdeckt haben, gefällt uns enorm! », ergänzt Cooper mit<br />
seinem starken australischen Akzent. Im Verlauf des Gesprächs<br />
erfahre ich, dass die beiden sogar ihr Programm<br />
geändert haben und statt der vorgesehenen zwei, insgesamt<br />
fünf Tage in Évian-les-Bains bleiben. « Lange genug,<br />
um wirklich alles auskosten zu können », sagen sie. Als<br />
wir aus dem Bus aussteigen und ich mich von ihnen verabschiede,<br />
beschließe ich, es Emily und Cooper gleichzutun,<br />
Évian zu erkunden und einige Museen zu besichtigen …<br />
Nach Gesprächen mit ein paar Einwohnern stelle ich<br />
fest, dass alle ziemlich amüsiert reagieren, wenn ich sie<br />
danach frage, worauf die unglaubliche Bekanntheit ihres<br />
Wassers zurückzuführen ist. Sie erzählen mir alle eine<br />
Geschichte, die hier seit Generationen jedes Kind kennt.<br />
Ich lasse mich von der Mischung aus Legende und Wahrheit<br />
mitreißen: Ein Adeliger namens Baron Aymon de la<br />
Rochette soll im 15. Jahrhundert unter Harngrieß – heute<br />
würde man von Harnsteinen sprechen – gelitten haben.<br />
Er wusste sich nicht mehr zu helfen und versprach demjenigen,<br />
der ihn von dieser Krankheit heilen würde, die<br />
Hand seiner Tochter Beatrix. Diese war jedoch in einen<br />
Stallmeister ihres Vaters namens Arnold verliebt. Verzweifelt<br />
darüber, dass seine Geliebte zu einer Heirat gezwungen<br />
werden sollte, verirrte sich Arnold eines Abends<br />
während eines Gewitters in der Nähe von Évian. Dabei<br />
traf er auf einen alten Eremiten, der unter einer altehrwürdigen<br />
Kastanie lebte und ihm das Geheimnis einer<br />
wohltuenden Quelle anvertraute. Arnold brachte deren<br />
wertvolles Wasser dem Baron de la Rochette, der einige<br />
Wochen später geheilt war. Als Dank vermählte er Arnold<br />
wie versprochen mit seiner Tochter … Diese bezaubernde<br />
Geschichte, die also sowohl für das junge Paar als auch für<br />
den kranken Vater gut endete, wurde erstmals vom Genfer<br />
Autor Jean-Louis Moré (1781-1861) in seinem 1847<br />
veröffentlichen Werk Le portefeuille du voisin de campagne<br />
schriftlich festgehalten. Der Autor weist klar darauf hin,<br />
dass dies die Niederschrift einer bis dato nur mündlich<br />
überlieferten Legende ist, präzisiert aber ebenfalls, dass<br />
der besagte Kastanienbaum tatsächlich existiert und jeder<br />
Spaziergänger dorthin pilgern kann. Er ermutigt sogar<br />
seine Leser, die Bäder von Évian zu besuchen, die von der<br />
Cachat-Quelle gespeist werden, seiner Ansicht nach jener<br />
Quelle, die vier Jahrhunderte zuvor den Baron de la Rochette<br />
geheilt haben soll. Einige Zeit später entdecke ich<br />
in einem sehr gut dokumentierten Buch (Évian mondaine,<br />
l’âge d’or du thermalisme, Françoise Breuillaud-Sottas, Silvana<br />
Éditoriale, ISBN 978-8836637485), das anlässlich einer<br />
Ausstellung in Évian herausgegeben wurde, dass der Autor<br />
Jean-Louis Moré mit dieser Aufforderung allerdings<br />
durchaus persönliche Interessen verfolgte: Er war nämlich<br />
damals einer der sieben Aktionäre der Genfer Kapitalgesellschaft,<br />
der die Bäder von Évian gehörten …<br />
Geschichtsforscher sind sich darin einig, dass das<br />
Wasser den Ruf von Évian begründete, seit der ortsansässige<br />
Arzt Saget um 1640 die medizinische Wirkung<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />
Vorherige Doppelseite: Ausstellung Experience<br />
Évian® und Palais Lumière.<br />
Diese Seite: In den Zwanzigerjahren zog das Thermalbad Évian<br />
wohlhabende und manchmal auch berühmte Gäste an (z. B.<br />
Gustave Eiffel (1832-1923), Bild oben) und lud zu modernen<br />
Aktivitäten wie Wasserrad oder Wasserski ein. Während man<br />
in der Trinkhalle das berühmte Wasser trank, erinnerte man<br />
sich gerne an die Sage um den Kastanienbaum in Neuvecelle,<br />
der angeblich den Erfolg des Wassers aus Évian begründete.<br />
Rechte Seite: Noch heute verbindet eine Zahnradbahn<br />
das Stadtzentrum, wo sich die Cachat-Quelle<br />
befindet, und die Anhöhe der Stadt.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
einer Quelle namens Source d‘Amphion feststellte. 1689 zog<br />
Évian bereits rund 200 Wassertrinker aus dem Ausland<br />
an, eine Zahl, die in der Folge kontinuierlich stieg, was<br />
dazu führte, dass Einrichtungen für deren Unterbringung<br />
gebaut werden mussten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden<br />
die zwischenzeitlich stetig erweiterten Installationen<br />
der Quelle sehr frequentiert. Das Wasser hatte den Ruf,<br />
stimulierend zu wirken, man nutzte es daher für Waschungen<br />
oder nahm es als Getränk zu sich, obwohl es<br />
geschwefelt und eisenhaltig war und somit einen unangenehmen<br />
Geschmack hatte, der « an faule Eier » erinnerte.<br />
Die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen<br />
Umwälzungen bremsten dann allerdings die Modeerscheinung<br />
um das Wasser der Amphion-Quelle.<br />
Im Laufe des Jahres 1789 oder 1790 (je nach Informationsquelle<br />
schwankt die Jahreszahl) erhielt das Schicksal<br />
von Évian mit der Ankunft des französischen Adeligen<br />
Graf Jean-Charles de Laizer (1734-1806) jedoch wieder<br />
neuen Aufwind. Dieser war vor den Gewalttätigkeiten<br />
der Revolution in Frankreich nach Savoyen geflohen, in<br />
eine Region, die damals ein interessantes Asyl darstellte,<br />
da sie erst 1860 an Frankreich angeschlossen wurde.<br />
Der Graf litt unter Harngrieß und trank das Wasser der<br />
Amphion-Quelle. Auf der Suche nach einer Unterkunft<br />
spazierte er durch die Stadt und machte die Bekanntschaft<br />
eines Händlers namens Gabriel Cachat, der einen Obstgarten<br />
besaß, in dem eine andere kleine Quelle sprudelte.<br />
Sie wurde von den Bewohnern des Viertels für ihr frisches<br />
und angenehm schmeckendes Wasser geschätzt. Der Graf<br />
kostete davon und zog es dem der Amphion-Quelle bei<br />
Weitem vor. Erzählungen zufolge soll sich sein Leiden bereits<br />
am Folgetag gebessert haben. Unwissentlich wurde er<br />
damit zum ersten Kurgast und Kunden der Cachat-Quelle<br />
und trug zu ihrem internationalen Ruf bei. So wurde aus<br />
der kleinen beschaulichen Stadt am Ufer des Genfersees<br />
der größte Mineralwasserproduzent der Welt.<br />
Gabriel Cachat konnte sich die Hände reiben: Nachdem<br />
immer mehr Leidende kamen, beschloss er, die Quelle<br />
einzuzäunen und für die Flaschen – die er schließlich<br />
sogar verschickte – ein Entgelt zu verlangen. 1807 baute<br />
er ein Auffangbecken und in der Folge die ersten Baderäume<br />
von Évian. An deren Stelle befindet sich heute die<br />
berühmte Buvette Cachat, die Trinkhalle im Jugendstil, in<br />
der Kurgäste das Wasser kostenlos trinken können. Doch<br />
der wirtschaftliche Erfolg war nur von kurzer Dauer. Bereits<br />
15 Jahre später befand sich die Einrichtung in einem<br />
schlechten Zustand und für Renovierung und Erweiterung<br />
der Installationen fehlte das Kapital. Die Familie<br />
Cachat beschloss, alles an Investoren aus Genf, Savoyen<br />
und dem Piemont zu verkaufen. Diese waren an dem<br />
Wasser sehr interessiert, zumal der Genfer Apotheker<br />
Jacques Perschier (1769-1832) 1825 dessen Qualität und<br />
medizinische Eigenschaften in einer Analyse nachgewiesen<br />
hatte. Es entstand die Compagnie des Eaux Minérales.<br />
Aufgrund von Misswirtschaft wurde diese jedoch 1843<br />
zwangsliquidiert. 1844 wurde die Société des Eaux Minéra-
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />
les d’Évian gegründet, die glücklicherweise über das notwendige<br />
Investitionskapital verfügte und eine langfristige<br />
Entwicklung garantieren konnte.<br />
Angetrieben von der Dampfschifffahrt, die 1823 am<br />
Genfersee Einzug gehalten hatte, veränderte und vergrößerte<br />
sich Évian in der Folge sehr schnell. Reiche Schweizer<br />
Familien konnten nun einfach den See überqueren, um<br />
das wohltuende Wasser zu trinken, zumal wunderschöne,<br />
luxuriöse Thermaleinrichtungen und große Hotels entstanden.<br />
Im Herbst 1858 begann die Société des Eaux mit<br />
dem Bau des Grand Hôtel des Bains. Gleichzeitig wurde das<br />
Wasser der Cachat-Quelle in Glasflaschen abgefüllt und<br />
25- oder 50-stückweise in Kisten bis nach Deutschland<br />
und Italien versandt. 1860 wurden fast 20 000 Liter abgefüllt.<br />
Ein enormer Erfolg! Parallel dazu versuchten mehrere<br />
kleine Quellen, mit dem Wasser der Cachat-Quelle<br />
in Konkurrenz zu treten. Die Stadtverwaltung von Évian<br />
besaß ebenfalls mehrere solcher Quellen und wollte am<br />
einträglichen Geschäft teilhaben. Allen Beteiligten wurde<br />
jedoch schnell klar, dass es im Interesse aller war, sich zu<br />
arrangieren, sodass man 1892 zu einer Übereinkunft kam.<br />
Die Geschäfte florierten damals: Bis der Erste Weltkrieg<br />
der Belle Époque ein Ende bereitete, befand sich die Stadt<br />
in einem gewaltigen Expansionsprozess. Bereits im Winter<br />
1897/98 musste das Grand Hôtel des Bains in siebenmonatiger<br />
Bauzeit um zwei Etagen aufgestockt werden,<br />
gleichzeitig erhielt es zwei monumentale Kuppeln. Es<br />
wurde in Splendide Hôtel umgetauft und zog Gäste von<br />
Rang und Namen aus der ganzen Welt an. Nur wenige<br />
Jahre später wurden auf der Anhöhe der Stadt zwei weitere<br />
prestigeträchtige Hotels errichtet: Hôtel Royal und Ermitage.<br />
Heute sind diese unter dem Namen Évian Resort<br />
im Besitz des Danone-Konzerns. Gleichzeitig entstanden<br />
am Ufer des Sees zahlreiche schöne Villen. Die Besucher<br />
des Thermalbades wandelten sich. Waren es ursprünglich<br />
Kranke, die hier eine Linderung ihrer Leiden suchten, so<br />
kamen nun mehr und mehr reiche Kurgäste, die vor allem<br />
von der Schönheit und dem Chic des Ortes angezogen<br />
wurden.<br />
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war<br />
Évian fest entschlossen, sich nicht vom Erfolg anderer<br />
Thermalbäder – von denen es damals rund 120 in Frankreich<br />
gab – den Rang ablaufen zu lassen. Die Stadt setzte<br />
auf Dynamik und Modernität und eröffnete 1920 Évian<br />
Plage, eine mondäne, sowohl spielerische als auch sportliche<br />
Einrichtung, die damals in ihrer Art einzigartig<br />
war: Neben einem Strand mit feinstem Sand wie in Lausanne,<br />
gefliesten Terrassen, Badekabinen, modernen und<br />
bequemen Duschen und Tauchbecken, gab es eine Bar,<br />
ein Tanzlokal, ein Restaurant, Rutschen mit Aufzug und<br />
sogar so erstaunliche Aktivitäten wie ein « Wasserrad ».<br />
Um Kurgäste und Besucher zu beschäftigen, wurden<br />
Segelregatten, Pferderennen, Golfturniere und Wasserskiwettkämpfe<br />
veranstaltet. Zur Abrundung des Freizeitprogramms<br />
eröffnete man 1873 ein Kasino, in dem neben<br />
Glücksspielen Bälle, Konzerte, Theateraufführungen und<br />
andere Festlichkeiten stattfanden, deren Krönung oft ein<br />
Feuerwerk auf dem See war.<br />
Das ganze Jahr über werden an den Quais Aktivitäten angeboten. Von hier aus kann man am gegenüberliegenden Seeufer schemenhaft Lausanne erkennen.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
3<br />
A10<br />
/A10<br />
2/E72<br />
Caen<br />
Angers<br />
ismond<br />
Niort<br />
Alençon<br />
A13/E46<br />
Le Mans<br />
A28/E402<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
Angoulême<br />
A86/E60<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Monts<br />
A20/E9<br />
A20/E9<br />
A16<br />
PARIS<br />
Versailles<br />
Orléans<br />
A<strong>71</strong>/E9<br />
Wenn man heute Dreux durch die Straßen<br />
von Évian schlendert, findet<br />
man immer noch Überreste dieses<br />
Chartres<br />
Prunks. Viele Häuserfassaden erinnern<br />
an die « große A11/E50 Zeit », und<br />
es gibt einige Möglichkeiten, die<br />
A10/E5<br />
wunderschönen Häuser, die sich<br />
zudem in einem perfekten Zustand<br />
befinden, zu betreten. Ein Beispiel<br />
ist der Palais Lumière, ein Gebäude,<br />
das früher den Kurgästen<br />
Blois<br />
vorbehalten<br />
war, in dem A10/E5-E60 sich heute jedoch<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
ein Museum befindet, in dem große<br />
Ausstellungen gezeigt A85 werden.<br />
Tours Chenonceau<br />
Nicht weit entfernt davon ist in der<br />
A10/E5<br />
Villa Lumière seit 1927 die Stadtverwaltung<br />
untergebracht. Abgesehen<br />
davon, dass hier die berühmte Familie<br />
Lumière lebte – die aus Lyon<br />
stammenden Erfinder des Kinos –,<br />
besitzt das Gebäude eine fantasti-<br />
Poitiers<br />
sche Architektur, die man in den<br />
kostenlos zu besichtigenden Salons<br />
entdecken kann.<br />
Natürlich profitiert die Stadt<br />
Évian-les-Bains heute noch von<br />
ihrem Wasser. Abgesehen von den<br />
Steuern, welche die Tochterge-<br />
Limoges<br />
sellschaft des Danone-Konzerns<br />
abführt, erhält die Gemeinde für<br />
jeden in Frankreich verkauften Liter<br />
Mineralwasser einen bestimmten<br />
Prozentsatz vom Erlös. Dies<br />
spült<br />
Tulle<br />
Périgueux Jahr für Jahr immerhin einen<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
zweistelligen A89/E70 Millionenbetrag Le Pescher in<br />
den städtischen Souillac Sparstrumpf sur … Saillac Da<br />
wundert man Dordogne sich nicht mehr über<br />
die, im Vergleich zu ähnlich großen<br />
Payrac Rocamadour<br />
Städten, hochwertigen Einrichtun-<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
gen sowie das erstrangige kulturelle<br />
und touristische Programm.<br />
Nach der « industriellen » Besichtigung<br />
der Abfüllanlage für das<br />
Évian-Mineralwasser und dem « historischen<br />
» Besuch der Stadt schlendere<br />
ich nun über die für Fußgänger<br />
eingerichteten Uferwege entlang des<br />
Genfersees und betrachte die perfekt<br />
renovierte Fassade des Palais Toulouse Lumière.<br />
Dabei sage ich mir, dass Emily<br />
und Cooper bei sich zu Hause in<br />
Australien eine Flasche Évian mit<br />
Sicherheit nun mit anderen Augen<br />
sehen werden. Und mir wird es im<br />
Übrigen genauso gehen! …<br />
Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Nancy<br />
A6/E15<br />
Évian-les-Bains …<br />
… A5/E54 Berlin 1043 km … Hamburg A26/E17 1032 km<br />
… Köln 708 km … München 549 km<br />
… Frankfurt 544 km … Wien Troyes 963 km<br />
… Zürich 246 km … Genf 45 km<br />
… Paris 586 Sens km … Annecy 88 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />
wird, ist Genf-Cointrin (50 km).<br />
Châtillon-sur-Seine<br />
Auxerre<br />
Évian ist an das TGV-Netz angeschlossen.<br />
A6/E15<br />
Mit der Compagnie Générale de Navigation<br />
(CGN) gelangt man per Schiff Vézelay von Lausanne Avallon in<br />
35 Minuten über den Genfersee nach Évian.<br />
(Infos: www.cgn.ch).<br />
Bourges<br />
Office de Tourisme d’Évian<br />
Place de la porte d’Allinges<br />
74500 Évian<br />
Telefon: +33 (0)4 50 75 04 26<br />
A<strong>71</strong>/E11<br />
tourismus.evian-tourisme.com<br />
« L’expérience Évian® »<br />
Es gibt zwei Besichtigungsmöglichkeiten,<br />
Montluçon<br />
zu denen man im Stadtzentrum von Évianles-Bains<br />
mit einem Minibus abgeholt wird.<br />
Abfahrt ist vor dem Palais Lumière (Quai<br />
Charles Albert A<strong>71</strong>/E11 Besson). Zur Wahl stehen:<br />
• Besichtigung der Abfüllanlagen des<br />
Mineralwassers und Besuch der Ausstellung.<br />
Dauer Clermont- ca. 2 Std. Rückfahrt mit A72/E70 dem Minibus<br />
Ferrand<br />
zum Palais Lumière. Preis 10 €, ermäßigt 8 €.<br />
A89/E70 • Besichtigung des Puy Versickerungsbereichs de Dôme<br />
des<br />
Wassers (Impluvium) A75/E11 auf dem Plateau de<br />
Gavot, le Mont-Dore<br />
der Cachat-Quelle, der Abfüllanlage<br />
Narbonne<br />
A81/E80<br />
Limoux<br />
France<br />
Aurillac<br />
A4/E50<br />
Reims<br />
Epernay Châlons-en-<br />
Champagne<br />
Ausgabe 51: Einmal um<br />
den Lac d’Annecy (97 km<br />
entfernt)<br />
Er ist 17 Kilometer lang,<br />
durchschnittlich knapp 50<br />
Meter tief und die<br />
ihm umgebende<br />
Bergkulisse ist<br />
schlicht grandios.<br />
Der Lac d’Annecy<br />
ist ein See in den<br />
französischen<br />
Alpen, den man<br />
gesehen haben<br />
muss. Nicht ohne Grund gilt<br />
er als einer der schönsten des<br />
Gebirges.<br />
A75/E11<br />
Ausgabe 31: Montblanc,<br />
alpine Winterfreuden (113<br />
le-Désert<br />
km entfernt)<br />
Lodève Der Montblanc an<br />
Montpellier<br />
der französischitalienischen<br />
A9/E15<br />
Grenze gilt<br />
Bézier als höchster<br />
Gipfel Europas.<br />
Ein Urlaub im<br />
Ausgabe 50: Chambéry, Briançon<br />
Valence<br />
die ehemalige Hauptstadt<br />
Crest Savoyens Die (133 km entfernt)<br />
Die Hauptstadt des<br />
A7/E15 Saillans Departements Savoie Gap hat nicht<br />
das urbane Flair und die<br />
Weltläufigkeit von<br />
Grenoble und ist<br />
nicht so malerisch<br />
wie das an einem<br />
Orange<br />
See gelegene<br />
A51/E<strong>71</strong>2<br />
Annecy. Trotzdem<br />
A9/E15<br />
lohnt auch<br />
Avignon Apt<br />
Frankreichs dritter<br />
Nîmes<br />
Ballungsraum in<br />
den A54/E805 Alpen einen Besuch. Als einstige Hauptstadt<br />
A7/E15<br />
Savoyens kann Chambéry auf eine bedeutende<br />
Arles<br />
Aix-en-<br />
Vergangenheit zurückblicken. Provence Pittoreske<br />
Altstadtgassen und schmucke Plätze sorgen<br />
zudem für viel Gemütlichkeit und ein entspanntes A8/E80<br />
A55<br />
A52<br />
Lebensgefühl.<br />
A57<br />
Saint-Guilhem-<br />
und der Ausstellung. Dauer ca. 4 Std.<br />
Rückfahrt mit dem Minibus zum Palais<br />
Lumière. Preis 16 €, ermäßigt 14 €.<br />
evianexperience.com<br />
• Der Rundgang durch die Abfüllanlage<br />
ist aufgrund seiner Länge (2 km) und<br />
zahlreicher Stufen weder für Menschen mit<br />
eingeschränkter A31/E21-E23 Bewegungsfähigkeit noch<br />
für Kinderwagen geeignet.<br />
• Die Besichtigungen müssen vorab auf der<br />
Website reserviert werden. Die Teilnehmer<br />
müssen sich 15 Min. vor Abfahrt des Busses<br />
mit einem Ausweispapier einfinden.<br />
• Die A31/E17-E21<br />
Besichtigungen werden in französischer<br />
und englischer Sprache angeboten. Die Wahl<br />
der Sprache Dijon erfolgt bei der Reservierung.<br />
A38<br />
• In der Abfüllanlage darf nicht fotografiert Besançon<br />
werden.<br />
A5/E17-E54<br />
Flavigny<br />
A6/E15<br />
Lyon<br />
A4/E50<br />
Chalon-sur-Saône<br />
France<br />
A43/E70<br />
A31/E21-E23<br />
Chambéry<br />
France<br />
St.-Etienne<br />
Umkreis dieses majestätischen Berges verspricht<br />
pures Wintersportvergnügen. Sechs Dinge, die<br />
man bei einer Reise zum Dach des Kontinents Grenoble nicht<br />
A49/E<strong>71</strong>3<br />
verpassen sollte.<br />
A4<br />
Metz Sarreguemines<br />
Schweiz<br />
Marseille<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />
A9/E15<br />
FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
A50<br />
Toulon<br />
Lausanne<br />
Évian<br />
Genève<br />
Annecy<br />
A4/E25<br />
Colm<br />
Mulhou<br />
A36/E<br />
Belfort<br />
Ita<br />
Can<br />
A8/E8<br />
Ca<br />
s<br />
Andorra<br />
Céret<br />
Perpignan<br />
Collioure<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 45<br />
AP7/E15
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Morvan:<br />
eine Geschichte<br />
von Ammen und<br />
Pflegekindern<br />
Das Bergmassiv Morvan hat eine Höhe zwischen 300 und<br />
900 Metern und liegt rund 80 Kilometer östlich von Dijon,<br />
im Herzen der Region Bourgogne-Franche-Comté, am<br />
Schnittpunkt der Departements Côte d‘Or, Nièvre, Yonne<br />
und Saône-et-Loire. Vom touristischen Standpunkt aus<br />
denkt man bei dem Namen vor allem an den 1970 gegründeten<br />
regionalen Naturpark Morvan mit seinen hübschen<br />
hügeligen Landschaften, den Wiesen mit geschützten<br />
Wallhecken, zahlreichen Seen und ausgedehnten<br />
Wäldern, die zum Spazierengehen einladen. Weniger bekannt<br />
ist dagegen die Vergangenheit dieser Gegend, die<br />
ab dem 18. Jahrhundert ihre Identität geprägt hat und<br />
sie noch sympathischer macht. Diese Vergangenheit, das<br />
sind Zehntausende Kinder, Frauen und Familien, die<br />
durch ein unglaubliches Schicksal verbunden sind und<br />
für die der Morvan eine « stillende » oder « fürsorgende »<br />
Erde darstellte …<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 47
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Vorherige Doppelseite: Das Certificat de<br />
placement bestätigte die Unterbringung<br />
eines Kindes in einer Pflegefamilie. Jedes<br />
dieser Kinder musste bis zu seinem sechsten<br />
Lebensjahr ein verplombtes Halsband tragen.<br />
Oben: der Lac des Settons.<br />
Unten: die archäologische<br />
Ausgrabungsstätte Bibracte, wo sich<br />
der Saint-Pierre-Brunnen befindet.<br />
Rechte Seite: eine der zahlreichen<br />
Fotografien im Musée des Nourrices.<br />
Als Kind verbrachte ich regelmäßig einen Teil des <strong>Sommer</strong>s bei<br />
meinen Großeltern. Ich erinnere mich gut daran, dass sie während<br />
dieses Aufenthalts jedes Mal mit mir in das Morvan-Massiv<br />
fuhren. Für mich war dies ein festes Ritual, das ich im Übrigen immer<br />
mit Ungeduld erwartete. Ich wusste, dass die Koffer bereits am<br />
Vorabend gepackt und im Auto verstaut wurden und dass man dann am<br />
nächsten Morgen früh aufstehen musste, um loszufahren. Das war nicht<br />
weiter schlimm, da ich auf der Fahrt weiterschlafen konnte, so lange, bis<br />
mein Großvater mich weckte, um mich unterwegs einen immer anderen<br />
Ort entdecken zu lassen. Einmal waren es Vézelay und die Basilika –<br />
deren Glocken mir einen riesigen Schreck einjagten, da sie gerade dann<br />
zu läuten begannen, als wir den Turm bestiegen –, ein anderes Mal Nevers<br />
und der Herzogspalast oder auch Bibracte, wo ich den Eindruck<br />
hatte, gleich dem Gallier Vercingetorix in Begleitung von – wie konnte<br />
es in der kindlichen Vorstellung auch anders sein – Asterix und Obelix<br />
zu begegnen. Es sind viele schöne Erinnerungen. Vor allem aber ist mir<br />
immer noch im Gedächtnis, wie unglaublich ich mich jedes Mal freute,<br />
wenn wir im Morvan mit seinen riesigen Wäldern und den berühmten<br />
Seen ankamen: der Lac des Settons, in den ich – kaum waren wir angekommen<br />
– gleich hineinsprang, oder der Lac de Pannecière mit seiner<br />
beeindruckenden Staumauer … Alles verhieß gelungene Ferien, dafür<br />
war die lange Fahrt in meinen Augen mehr als gerechtfertigt.<br />
Und eines Tages verstand ich dann, dass für meine Großeltern die<br />
Reise in den Morvan nicht nur ein « touristisches » Erlebnis war, sondern<br />
dass sie ihnen noch aus einem anderen Grund sehr am Herzen<br />
lag. Offensichtlich war mein Großvater damals der Ansicht, dass ich<br />
nun groß genug und die Zeit daher gekommen sei, um mit mir über<br />
etwas Bestimmtes zu sprechen. Er nahm mich bei der Hand und setzte<br />
sich mit mir an das Ufer des Lac de Pannecière, den er sehr mochte.<br />
An jenem Tag erzählte er mir eine Geschichte, von der ich als Kind bis<br />
zu dem Zeitpunkt allenfalls per Zufall einige Bruchstücke aus einer<br />
Unterhaltung zwischen Erwachsenen aufgeschnappt hatte. Es war die<br />
sehr vertrauliche und besondere Geschichte eines von seinen Eltern abgeschobenen<br />
Kindes: seine Geschichte. Wie ich später erfuhr, war das<br />
Schicksal meines Großvaters ab dem 18. Jahrhundert noch Zehntausenden<br />
anderen, mehr oder weniger glücklichen Kindern widerfahren.<br />
Alle diese Schicksale waren eng mit dem Morvan verknüpft, mit einer<br />
Region, die sie demzufolge für ihr ganzes Leben geprägte hatte …<br />
Als ich etwas älter war, wurde mir klar, dass man sehr weit in<br />
die Vergangenheit zurückgehen muss, um die Hintergründe der Geschichte<br />
meines Großvaters und darüber hinaus die einer Region, die<br />
landläufig Morvan, terre nourricière (« stillende » Erde) genannt wird,<br />
zu verstehen. Weit fahren muss man dafür jedoch nicht, es reicht aus,<br />
sich nach Bibracte zu begeben, auf den Gipfel des Mont Beuvray. Dort<br />
befindet sich eine archäologische Stätte, die heute zu den bekanntesten<br />
Frankreichs gehört und in der man eine der charakteristischsten und<br />
am besten erhaltenen befestigten Städte Galliens entdeckt. Durch die<br />
Ausgrabungen und die schriftlichen Überlieferungen der Römer über<br />
die Gallier erfährt man von einem erstaunlichen Ritual der gallischen<br />
Frauen: Diese hatten nämlich die Angewohnheit, ihre Brüste in einen<br />
Brunnen auf dem Mont Beuvray zu tauchen, um für das Stillen ihrer<br />
Kinder nahrhafte Muttermilch in ausreichender Menge zu haben.<br />
Dieser Glaube hielt sich hartnäckig und verbreitete sich im Gebiet des<br />
heutigen Morvan. Überall entstanden solche « Wunderbrunnen »: in<br />
Montbois, Corbigny und Château-Chinon. Derjenige des Mont Beuvray,<br />
genannt Fontaine Saint-Pierre, war jedoch der berühmteste. Die<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Oben: Die Ammen aus dem Morvan hatten bei den<br />
Familien in Paris Unterkunft, Verpflegung und Wäsche<br />
frei. Da sie zum Image ihrer Arbeitgeber beitrugen,<br />
wurden sie entsprechend gut eingekleidet.<br />
Unten: Der Morvan ist eine sehr ländliche<br />
Gegend, die Lebensbedingungen waren dort<br />
damals schwierig. Kutschen waren daher für<br />
Ammen und Petits Paris die einzige Möglichkeit,<br />
nach Paris bzw. in den Morvan zu kommen.<br />
Ausgrabungen auf dem Berg bestätigen im Übrigen seine Bedeutung:<br />
Im 1. Jahrhundert v. Chr. hatte er die Form eines riesigen, mehr als<br />
20 Meter langen und 10 Meter breiten Beckens. Im Laufe der Jahrhunderte<br />
wurde er dann mehrmals umgestaltet und schließlich Ende<br />
des 20. Jahrhunderts in der Form rekonstruiert, in der man ihn heute<br />
dort sehen kann. Auf diesen Brunnen und den mit ihm verbundenen<br />
Brauch geht vermutlich das Bild der « stillenden Erde » zurück, die aus<br />
der armen Gegend, an der die industrielle Revolution spurlos vorbeiging,<br />
eine Art Terre de lait (« Milcherde ») machte, den idealen Ort, um<br />
Kinder großzuziehen.<br />
Im 18. Jahrhundert erinnerten sich dann reiche Familien der Pariser<br />
Bourgeoisie plötzlich an dieses Image des Morvan, und es kam<br />
ihnen sehr gelegen. Zu dieser Zeit war die elegante, gut betuchte Pariserin<br />
so sehr mit ihren Repräsentationspflichten beschäftigt, dass ihr<br />
die Zeit für andere Dinge, beispielsweise für das Stillen ihrer Kinder,<br />
fehlte. Da kam die Idee auf, junge Frauen aus dem Morvan kommen<br />
zu lassen, die sich um die Kinder dieser wohlhabenden Familien kümmern<br />
und sie mit ihrer als hochwertig bekannten Muttermilch stillen<br />
sollten. Schnell machte diese Idee in den eleganten Salons der Stadt<br />
die Runde. Eine solche Entscheidung kam nicht nur den Frauen in den<br />
reichen Stadtvierteln gelegen, sondern auch deren Ehemännern. Zur<br />
damaligen Zeit war Stillen oftmals ein Synonym für eine ein- bis zweijährige<br />
sexuelle Abstinenz der Ehepartner, da dies nach der damaligen<br />
Ansicht vieler Ärzte notwenig war, um die Qualität der Muttermilch<br />
zu gewährleisten. Die Möglichkeit, die Aufgabe des Stillens an eine<br />
Amme zu übertragen, löste also gleichzeitig dieses « Problem », das<br />
verständlicherweise für Frustrationen gesorgt hatte. Somit wurden<br />
im Morvan Tausende von Ammen rekrutiert, um die Kleinkinder der<br />
Pariser Oberschicht zu ernähren. Es gab zwar auch noch andere Regionen<br />
Frankreichs, die ebenfalls von dieser etwas besonderen « Migration<br />
» betroffen waren (beispielsweise Bretagne, Nord und Centre), doch<br />
der Morvan war die Gegend, aus der ab Beginn des 18. Jahrhunderts<br />
eindeutig die meisten Ammen nach Paris kamen. 1865 stammten 52 %<br />
aller in der Hauptstadt tätigen Ammen von dort.<br />
Da der Morvan eine sehr arme Gegend war, war diese Tätigkeit für<br />
die jungen Frauen oft eine Möglichkeit, das Überleben der eigenen Familie<br />
zu sichern. Arbeitsstellen waren in ihrer Heimat rar, die finanziellen<br />
Verhältnisse demzufolge meist schlecht. Die Möglichkeit, in der<br />
Hauptstadt zu arbeiten und ein regelmäßiges Einkommen zu haben<br />
– das zudem noch wesentlich höher war, als für jede andere Tätigkeit<br />
in der Heimat –, wurde oft als einzigartige Gelegenheit angesehen,<br />
die man unmöglich ausschlagen konnte. Es war die Garantie für einen<br />
Lohn, von dem die jungen Frauen Monat für Monat den größten Teil<br />
zu ihrer Familie schicken konnten. Dafür nahmen sie es in Kauf, ihre<br />
eigenen Kinder direkt nach der Geburt für ein, zwei oder manchmal<br />
sogar drei Jahre verlassen zu müssen. Während der Stillzeit wohnte die<br />
Amme aus dem Morvan bei den Arbeitgebern in Paris. Sie hatte dort<br />
innerhalb ihrer « neuen Familie » einen besonderen Status und wurde<br />
gegenüber den übrigen Hausangestellten bevorzugt. Sie hatte Unterkunft,<br />
Verpflegung und Wäsche frei und lebte unter ausgezeichneten<br />
Bedingungen. Als Gegenleistung musste sie sich, über das Stillen hinaus,<br />
um das oder die anderen Kinder der Gastfamilie kümmern, sie<br />
beschäftigen und mit ihnen spazieren gehen. Aufzeichnungen und Fotos<br />
aus jener Zeit zeugen davon, dass diese Ammen von den jeweiligen<br />
Pariser Familien quasi als « Statussymbol » angesehen wurden, das man<br />
gerne « vorzeigte » und sogar mit in den Urlaub nahm. Die Ammen der<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Ihr Aufenthalt<br />
in der Bourgogne<br />
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Bis bald in der Bourgogne!
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Das Musée des Nourrices et des Enfants<br />
de l‘Assistance publique in Alligny-en-<br />
Morvan würdigt die Geschichte der vielen<br />
Kinder und Familien, deren Schicksal<br />
mit dem Morvan verknüpft war.<br />
reichsten Pariser Familien kamen auf diese Weise sogar in den<br />
Genuss von Auslandsreisen.<br />
Doch nicht genug, dass viele Ammen aus dem Morvan in der<br />
Hauptstadt die Kinder begüterter Familien stillten, die Region<br />
hatte darüber hinaus eine weitere Berufung als « fürsorgende<br />
Erde »: Umgekehrt wurden dort nämlich zahlreiche Kinder aufgenommen,<br />
die unter weniger glücklichen Umständen lebten, da sie<br />
von ihren, in ärmlichen Verhältnissen lebenden Eltern ausgesetzt<br />
worden waren. Man sprach damals von sogenannten Enfants de<br />
l’Assistance publique (« Fürsorgekindern ») – abgeleitet vom Namen<br />
der 1849 gegründeten Einrichtung, deren Aufgabe es war, die<br />
Unterbringung dieser Kinder in Pflegefamilien zu organisieren –<br />
oder, etwas herzlicher, von den Petits Paris. Bis in die 70er-Jahre<br />
wurden mehrere Tausend solcher Kinder in Familien im Morvan<br />
untergebracht. Mein Großvater war eines davon.<br />
1880 war die Agence de l’Assistance publique der Stadt Château-<br />
Chinon mit 3000 Kindern, die jährlich im Morvan untergebracht<br />
wurden, die größte dieser Institutionen in Frankreich. In<br />
manchen Dörfern war die Zahl der vermittelten Kinder beeindruckend,<br />
was nicht zuletzt auch daran lag, dass dies eine einträgliche<br />
Angelegenheit war, da die Familien als Gegenleistung<br />
für die Aufnahme eine staatliche Entschädigung erhielten. Auch<br />
wenn der Betrag nicht sehr hoch war, so machte er oftmals den<br />
kleinen Unterschied aus, um der Armut zu entkommen. Mein<br />
Großvater bestätigte mir, dass in den meisten Fällen alles gut<br />
ablief. Er hat heute noch sehr gute Erinnerungen an einige seiner<br />
Pflegeeltern. An « einige », denn es kam, wie auch in seinem Fall,<br />
nicht selten vor, dass das vermittelte Kind plötzlich nach dem<br />
Willen der Behörde in eine andere Familie wechselte. Daraus<br />
konnten natürlich Traumata entstehen. Für die Petits Paris wurde<br />
die Integration im Morvan oft dadurch erleichtert, weil sie bei<br />
der täglichen Arbeit mithalfen. Im Grunde genommen hatten sie<br />
natürlich gar keine Wahl, nach der Schule musste man arbeiten,<br />
zur Hand gehen. Die einen auf den Feldern, die anderen auf dem<br />
Hof oder gar beim Dorfschmied. Oft bot dies Gelegenheit, den<br />
späteren Beruf zu entdecken. Bis zum Alter von sechs Jahren<br />
trug jedes dieser Kinder ein Halsband mit einer Nummer, das<br />
verplombt war und nicht entfernt werden konnte. Zweifellos<br />
sollte das Halsband auch dazu dienen, das Kind von anderen zu<br />
unterscheiden. Mit sechs Jahren wurde das Band dann entfernt,<br />
ein Moment, der einerseits als Befreiung erlebt wurde, da dieses<br />
Stigma endlich verschwunden war, andererseits aber in gewisser<br />
Weise auch einen Verlust von Identität bedeutete, zumal diese<br />
Nummer die letzte Verbindung zu den leiblichen Eltern darstellte<br />
… Manchmal nannten die Pflegekinder ihre Pflegeeltern<br />
« Mama » und « Papa », manchmal war es ihnen aber auch untersagt.<br />
In diesem Fall brachte es nichts, nachzufragen warum. Es<br />
war einfach so. Über manche Dinge sprach man auf dem Land<br />
nicht. Wenn sich die Petits Paris weder erwünscht noch besonders<br />
behütet fühlten, hatten sie oft von sich aus gar keine Lust,<br />
« Mama » und « Papa » zu sagen. Wenn die Verlockung des Geldes<br />
zu stark war, konnten die Lebensbedingungen dieser Kinder teilweise<br />
auch sehr schwierig sein. Der aus dem Morvan stammende<br />
Arzt Charles Monot (1830-1914) wurde dadurch bekannt, dass<br />
er damals eine regelrechte « Pflegefamilienindustrie » anprangerte,<br />
die sich in der Region installiert hatte. Seine Bilanz war<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
lo<br />
01<br />
Rennes<br />
ntalivet<br />
orge<br />
rret<br />
n<br />
A84<br />
A83<br />
E5-E70/A63<br />
A84/E401<br />
Avranches<br />
A28/E402<br />
unmissverständlich und bewegte<br />
Mont-Saint-Michel<br />
yonne<br />
N11/E601<br />
Spanien<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
Bordeaux<br />
France<br />
A64/E80<br />
Saint-Lô<br />
N13<br />
Caen<br />
Angoulême<br />
A13/E46<br />
die Gemüter: So berichtete er<br />
insbesondere von einer unglaublich<br />
hohen Sterblichkeitsrate Alençon bei<br />
Kindern, die im jüngsten Alter<br />
(acht Tage bis drei Monate) aufgenommen<br />
wurden. Mehr als ein<br />
Drittel von ihnen starb nach der<br />
Poitiers<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Dreux<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
Lesetipps & Reiseinfos<br />
Andorra<br />
A16<br />
PARIS<br />
Versailles<br />
A6/E15<br />
Ausgabe 41: Spaziergang A5/E54<br />
durch die Ruinen eines<br />
untergegangenen Dorfes am<br />
Lac de Pannecière<br />
(33 km entfernt)<br />
A10/E5<br />
Sens<br />
France<br />
Céret<br />
Perpignan<br />
A4/E50<br />
Der malerische Lac de<br />
Orléans<br />
Ankunft im Morvan.<br />
Le Mans<br />
Verantwortlich<br />
waren dafür<br />
Pannecière in Burgund,<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
zum einen<br />
welcher sich im Herzen<br />
des Parc Naturel<br />
die überaus schlechten Transportbedingungen<br />
zwischen Paris<br />
Chambord<br />
befindet, ist ein<br />
Régional du Morvan<br />
Blois<br />
A10/E5-E60<br />
Angers<br />
künstlich von Menschenhand angelegter Stausee.<br />
A11/E60 und dem Morvan, zum anderen<br />
Cheverny<br />
1949 wurde er als erster von vier großen Stauseen<br />
aber auch ein A86/E60 offenkundiger Tours Chenonceau an den Flüssen Aube, A<strong>71</strong>/E9 Marce, Seine und Yonne<br />
A85<br />
Nantes Mangel an Pflege und Fürsorge.<br />
fertiggestellt, die Paris vor Überschwemmungen<br />
A87<br />
Glücklicherweise Monts wurde A10/E5 diese<br />
schützen und den Lauf der Seine regulieren sollen.<br />
Bourges<br />
Clisson<br />
Aufgrund der hohen strategischen Bedeutung<br />
Cholet « Pflegefamilienindustrie » in der<br />
werden seitdem sowohl der See als auch die<br />
A83<br />
Staumauer besonders aufmerksam kontrolliert.<br />
Die Überwachung A20/E9 geht sogar so weit, dass<br />
A<strong>71</strong>/E11<br />
Folge deutlich reglementiert, sodass<br />
die Petits Paris zum Großteil<br />
in einem geschützten und liebevollen<br />
Umfeld aufwuchsen.<br />
Lange Zeit waren die Ammen<br />
Saint-Sigismond aus dem Morvan und die dort<br />
untergebrachten<br />
Niort<br />
Pflegekinder sowohl<br />
von offizieller Seite als auch<br />
von den Geschichtsbüchern « vergessen<br />
» worden. Ich persönlich<br />
habe jedoch festgestellt, dass sie<br />
in den Köpfen der in dieser kleinen<br />
Region in Burgund lebenden<br />
Familien durchaus präsent sind,<br />
da die meisten auf die eine oder<br />
andere Art direkt mit ihnen konfrontiert<br />
waren. Seit April 2016<br />
Périgueux<br />
gibt es im kleinen Dorf Allignyen-Morvan<br />
A89/E70 Le Pescher<br />
E5/A10 ein modern aufgemachtes<br />
und sehr berührendes Dordogne<br />
Souillac sur<br />
Museum: das Musée des Nourrices<br />
et des Enfants de l’Assistance<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Payrac<br />
A52/E72<br />
publique. Durch zahlreiche Erfahrungsberichte<br />
würdigt es diese<br />
lange Zeit vergessenen Kinder,<br />
Ammen und Pflegefamilien auf<br />
sehr lebendige und eindrucksvolle<br />
Art. Mein Großvater, der im Juni<br />
<strong>2019</strong> 98 Jahre alt wird, ist leider<br />
nicht mehr in der körperlichen<br />
Verfassung, um das Museum zu<br />
besuchen. Doch die Augen des<br />
Petit Paris, der er nach wie vor<br />
ist, haben geleuchtet, als er von<br />
der Eröffnung erfuhr. Es ist die<br />
Pau<br />
längst überfällige Anerkennung<br />
einer « anderen » Kindheit, durch<br />
die er den Morvan kennen und<br />
lieben lernte …<br />
alle zehn Jahre die 80 Millionen Kubikmeter<br />
Wasser aus dem Stausee abgelassen werden,<br />
um die normalerweise unter Wasser liegenden<br />
Konstruktionen gründlich untersuchen zu können.<br />
So auch seit letztem November. Die mehrere<br />
Monate dauernde Wiederbefüllung wird ab Anfang<br />
Dezember stattfinden. Montluçon<br />
Bis dahin hat man noch<br />
die einzigartige Möglichkeit, eine normalerweise<br />
verschwundene Landschaft zu bestaunen, die seit<br />
vielen Jahrzehnten unter Wasser verschwunden A<strong>71</strong>/E11 ist.<br />
Wahrscheinlich sogar zum letzten Mal!<br />
Saint-Guilhemle-Désert<br />
Ausgabe 63: Auf den<br />
Clermont-<br />
Spuren<br />
Limoges<br />
Ferrand<br />
der Gallier in Alésia (54 km<br />
entfernt) A89/E70 Puy de Dôme<br />
A75/E11<br />
Alésia liegt auf dem le Gebiet Mont-Dore der<br />
Gemeinde Alise-Sainte-<br />
Reine im Departement<br />
Côte d’Or und ist in<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
mehrfacher Hinsicht<br />
einen Abstecher wert.<br />
Zum einen wegen der<br />
Saillac<br />
Schönheit des Ortes<br />
mit seiner Aurillac sattgrünen<br />
hügeligen Landschaft, die sich dem Besucher,<br />
so weit Rocamadour<br />
das Auge reicht, darbietet. Zum anderen<br />
natürlich A20/E9 wegen seiner Geschichte, denn hier fand<br />
im Jahr 52 v. Chr. die Schlacht um Alésia statt, bei<br />
der die Römer unter Cäsar die von Vercingetorix<br />
angeführten Gallier besiegten und damit dem<br />
Gallischen Krieg ein Ende bereiteten. Des Weiteren<br />
aber auch, weil man an diesem Ort viel über<br />
Frankreich und vor allem über die Franzosen<br />
erfährt, die dieser Niederlage im 19. Jahrhundert<br />
eine erstaunliche, begründende Kraft zuschrieben<br />
A75/E11<br />
und aus ihr damit den Ursprung ihrer Nation<br />
machen wollten: das Jahr Null der Geschichte<br />
Frankreichs. Zuletzt ist Alésia aber auch einen<br />
Besuch wert, weil der vor fünf Jahren eröffnete Lodève<br />
MuséoParc Toulousewissenschaftlich fundiert und neutral<br />
mit dieser Vergangenheit umgeht und die Besucher<br />
nicht nur die Kämpfe nachvollziehen lässt, sondern<br />
ihnen gleichzeitig dabei hilft, die Beziehung der Bézier<br />
Franzosen zu ihrer Geschichte besser zu verstehen.<br />
Narbonne<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />
A81/E80<br />
DIESER UND ANDERER Limoux AUSGABEN FINDEN<br />
SIE AUF SEITE 86.<br />
A9/E15<br />
Collioure<br />
Troyes<br />
A6/E15<br />
Reims<br />
blesne<br />
Epernay Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A26/E17<br />
Avallon<br />
Autun<br />
A5/E17-E54<br />
A38<br />
A6/E15<br />
A4/E50<br />
A31/E17-E21<br />
Alligny-en-Morvan …<br />
… Berlin 1127 km … Hamburg 1019 km<br />
… Köln 596 km … München 731 km<br />
… Frankfurt 595 km … Wien 1152 km<br />
… Zürich 435 km … Paris 262 km<br />
A72/E70 … Dijon 85 km<br />
Lyon<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen A43/E70<br />
wird, ist Lyon-Saint-Exupéry (237 km).<br />
St.-Etienne<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />
sich in Montbard (64 km).<br />
Musée des Nourrices et des Enfants de<br />
l’Assistance publique<br />
58230 Alligny-en-Morvan<br />
Telefon: + 3 (0)3 85 86<br />
Valence<br />
52 35<br />
A31/E21-E23<br />
A49/E<strong>71</strong>3<br />
Crest<br />
Die<br />
www.museedesnourrices.fr<br />
A7/E15 Saillans<br />
1. März bis 12. November: Mittwoch bis<br />
Sonntag 10 bis 18 Uhr; Samstagvormittag<br />
geschlossen.<br />
Juli und August: täglich (außer Dienstag) 10<br />
bis 18 Uhr; Samstagvormittag geschlossen.<br />
Orange<br />
6 €, ermäßigt 3,50 €. Kinder unter 8 Jahren<br />
haben freien Eintritt. A9/E15<br />
Avignon Apt<br />
Praktischer Hinweis: Das Museum vermietet<br />
Nîmes<br />
drei moderne und bequeme Gästezimmer,<br />
A54/E805<br />
von denen jedes mit dem Werk eines A7/E15<br />
zeitgenössischen Künstlers Arles dekoriert ist,<br />
Aix-endas<br />
Montpellier<br />
Provence<br />
einen Bezug zum Museum darstellt.<br />
A9/E15<br />
Preis für 2 Personen (Übernachtung,<br />
Frühstück, Eintritt ins Museum): 70 €. A55<br />
Dijon<br />
Alligny-en-Morvan<br />
Cluny<br />
Flavigny<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Marseille<br />
Musée et Chantier archéologique de Bibracte<br />
Mont Beuvray<br />
<strong>71</strong>990 Saint-Léger-sous-Beuvray<br />
Telefon: +33 (0)3 85 86 52 35<br />
www.bibracte.fr/de<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 53<br />
Besançon<br />
a<br />
A52<br />
A50<br />
A31<br />
Chamb<br />
Gren<br />
G<br />
A5<br />
T
ADVERTORIAL<br />
Photo: Office de Tourisme de Luxeuil-les-Bains<br />
Burgund-Franche-Comté<br />
Wellness und Kultur<br />
Höchste Zeit für eine Auszeit! Wo?<br />
Photo: Pascal Regaldi<br />
Photo: Pascal Regaldi<br />
In einer schönen Wohlfühloase, in der man sich einmal so<br />
richtig verwöhnen lassen kann. Körper und Geist Erholung<br />
gönnen, den Zeitdruck vergessen und wieder zu sich selbst<br />
finden. Fitness, Entspannung, Schönheitspflege – die Zeit<br />
ist reif für die wohltuende Wirkung der Thermalkurorte in<br />
Bourgogne-Franche-Comté.<br />
Ganz vorne in der Gunst der Gäste steht das Thermalzentrum<br />
ThermaSalina in Salins-les-Bains. Das brandneue Wellness-Traumland<br />
lockt Besucher mit einem „Entspannungs-<br />
Kurzprogramm“ und anderen Wohltaten. Programminhalt: massierende<br />
Salzwasser-Nebelsprühduschen, Hydrobad, Jet-Dusche und Schlammkur<br />
mit 50 Grad warmem Heilschlamm. Im frei zugänglichen Freizeitbereich<br />
des Thermalzentrums warten das Thermalwasserbecken mit<br />
Whirlpool und Massagedüsen sowie eine Sauna, ein Hammam und ein<br />
Caldarium. Alles in allem eine zauberhafte Auszeit vom Alltag in einem<br />
ganz neu gestalteten Wellness-Bereich. Die Räumlichkeiten mit gehobener<br />
Wellness-Ausstattung sind sehr hell und strahlen Ruhe aus.<br />
Große Fensterfronten geben den Blick frei auf die umliegende Natur<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
ADVERTORIAL<br />
und die bewaldeten Hänge des Fort Saint-André. Weiter<br />
unten bahnt sich der Fluss seinen Weg durch Tal und<br />
Stadt. Dort liegen die Solebrunnen und die Salzstöcke als<br />
Zeugen der jahrtausendealten Geschichte der regionalen<br />
Salzgewinnung. Von dort stammt das Wasser für die Heilbehandlungen<br />
im Thermalzentrum. Die Kombination aus<br />
Massagen, Bädern und Salzwasser hält, was sie verspricht.<br />
Sie mündet in ein Entspannungserlebnis der besonderen<br />
Art. Das Wasser aus der Cordeliers-Quelle hat einen dem<br />
Toten Meer sehr ähnlichen Salzgehalt. Es ist wohltuend,<br />
anregend und schmerzlindernd.<br />
Ähnliche Eigenschaften finden sich auch in einer<br />
ganz anderen Umgebung. In den Südvogesen liegt<br />
am Fuß des berühmten Plateau des Mille Etangs<br />
das Städtchen Luxeuil-les-Bains. Seit der Antike ist<br />
der Ort für seine warmen Quellen bekannt, die jahrhundertelang<br />
den grenzübergreifend guten Ruf des<br />
Thermalkurorts begründen und ihm ein beachtliches<br />
architektonisches Erbe bescheren – vor allem aus der<br />
Renaissance. 1856 kurten hier sogar Napoléon III.<br />
und Kaiserin Eugénie. Luxeuil nutzt zum einen das<br />
warme Wasser aus den hydrothermalen Quellen (die<br />
Boursaux-Quelle ist bis zu 63 °C warm) und zum anderen<br />
das metall- und mineralstoffarme kalte Wasser<br />
mit ausgeprägter Radioaktivität. Diese Eigenschaften<br />
fördern insbesondere den venösen Blutrückfluss. Am<br />
Standort der Bäder aus gallo-römischer Zeit befinden<br />
sich heute hinter einer schönen, aus dem 18. Jahrhundert<br />
stammenden Fassade aus rosa Sandstein die stilvoll<br />
renovierten Thermalbadeinrichtungen für eine breite<br />
Palette an Wellness- und Schönheitsanwendungen.<br />
Allein schon das große lichtdurchflutete Schwimmbad,<br />
das sich zum Park hin öffnet, stellt eine Entspannungsquelle<br />
erster Güte für den puren Genuss dar.<br />
Andere Ideen in der Nähe<br />
Photo: M.COQUARD et E.DETREZ Bestjobers<br />
Große Saline in Salins-les-Bains:<br />
In den Salinen von Salins-les-<br />
Bains wurde durch Verdampfen<br />
Salz gewonnen. Das „weiße Gold“<br />
hatte eine große Bedeutung für<br />
die kleine Stadt. Seit 2009 gehört<br />
die Saline im Zusammenhang mit<br />
der Königlichen Saline von Arc-et-<br />
Senans zum UNESCO-Welterbe.<br />
Photo: CRT FRANCHE-COMTE<br />
Armelle SOLELHAC<br />
Tischkultur: 1475 wurde<br />
in Passavant-la-Rochère<br />
die älteste heute noch<br />
aktive französische<br />
Kristallglas manufak tur<br />
gegründet. Schauen Sie<br />
sich im Laden und in den<br />
Ausstellungsräumen<br />
um, beobachten Sie die<br />
talentierten Glasbläser bei<br />
der Arbeit und entdecken<br />
Sie die Magie von<br />
geschmolzenem Glas.<br />
Photo: BFC Tourisme<br />
1819 -<strong>2019</strong> : COURBET – DIE KUNST, FREI ZU SEIN<br />
„Um eine Landschaft malen zu können, muss man sie<br />
kennen. Ich kenne meine Heimat und deshalb male<br />
ich sie. Ihr Unterholz ist mir vertraut, dieser Fluss ist<br />
die Loue und dieser der Lison; die Felsen sind die von<br />
Orrnans und die vom Puits Noir. Schauen Sie sich um<br />
und Sie werden alle meine Gemälde wiedererkennen“,<br />
sagte Gustave Courbet. Nichts liegt daher näher, als<br />
es auf den Rundwanderwegen „Sentiers de Courbet“<br />
Courbet gleichzutun und Stimmungen aufzunehmen,<br />
die den Blick des Künstlers geprägt haben. Ein schöner<br />
Einstieg in das Thema vor der Teilnahme an den zu<br />
Ehren des Malers veranstalteten Festlichkeiten. Im Laufe<br />
dieses Jubiläumsjahres stehen der „Mensch und Maler“<br />
selbst, aber auch zahlreiche Werke von internationalen<br />
Künstlern im Mittelpunkt, die mit den schönsten<br />
Bildern des Meisters aus Ornans in einen subtilen und<br />
kraftvollen Dialog treten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 55
ADVERTORIAL<br />
Gut zu wissen Der Malsaucy, der größte See des Territoire de Belfort (64 ha), und<br />
seine Halbinsel sind jedes Jahr der Schauplatz der Eurockéennes, einem der größten<br />
Musikfestivals Frankreichs.<br />
Photo: BFC Tourisme<br />
Photo: Ecomusée du Pays de la Cerise<br />
Die Halbinsel Malsaucy<br />
Baden, Wassersport und Freizeit<br />
Mitten in der Natur bietet die Halbinsel am Malsaucy-See Raum für<br />
besondere Augenblicke, für jeden Geschmack und jedes Alter gibt es was<br />
zu entdecken: Spielplatz und Freizeitanlage, die einfach Spaß machen, eine<br />
Wassersportanlage zum Austoben, ein Erlebnispfad und ein Vogelbeobachtungsstand<br />
– so kommen Sie der Natur ein Stück näher. Ob Riesenschaukel,<br />
breite Rutsche, Minigolf, Getränkestand und Gartencafé, Petanque und<br />
Tretboot, Kanu, Katamaran, Stand-up Paddle, Windsurfen, Ruderboot und<br />
Bogenschießen, überwachtem feinem Sandstrand, Freiluftkino und Restaurant<br />
- hier finden sowohl die ganz Kleinen, die Teenies als auch die Eltern<br />
ihr Glück.<br />
Angeln gehen<br />
Direkt neben dem Malsaucy-See liegt der Veronne-Teich, eine große<br />
Wasserfläche, die speziell dem Fischfang vorbehalten ist. Angler lieben den<br />
Charme und die Ruhe der wilden Ufer.<br />
Die Umwelt hat ihr eigenes Haus …<br />
An den Ufern des Malsaucy-Sees liegt das Umwelthaus des Départements<br />
(Maison Départementale de l’Environnement). Der in Frankreich offiziell zu<br />
einem „ökologisch sensiblen Raum“ (Espace Naturel Sensible) und zu einem<br />
„Vogelschutzgebiet mit herausragender Bedeutung“ (Refuge Excellence de la<br />
Ligue de Protection des Oiseaux) erklärte Bereich ist für viele Vogelarten ein<br />
wertvolles Nistgebiet und ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Das ganze<br />
Jahr über gibt es Ausflüge zur Beobachtung seltener Arten und man kann an<br />
Diskussionen oder Workshops teilnehmen.<br />
Weitere Infos unter:<br />
kulturerbe.bourgognefranchecomte.com<br />
Freilichtmuseum der Kirsche: Das<br />
„Ecomusée du pays de la cerise“ liegt in der<br />
Gemeinde Fougerolles, die für den Anbau<br />
und die Destillation von Kirschen bekannt ist.<br />
Das Museum, in einer ehemaligen Brennerei,<br />
zeigt Ausstellungen, Filme und Gegenstände<br />
in Zusammenhang mit der Herstellung von<br />
Kirschwasser.<br />
Château von Ray sur Saône: Das<br />
Château von Ray sur Saône ist<br />
zweifellos eine der schönsten Burgen<br />
der Region. Sie stammt aus dem<br />
10. Jahrhundert und überragt die<br />
Saône. Die Parkanlagen sind täglich<br />
geöffnet. Von der gegenüberliegenden<br />
Flussseite bietet sich ein<br />
Postkartenanblick auf Burg, Dorf und<br />
Saône.<br />
Photo: BFC Tourisme<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich im<br />
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frankierten Umschlag abschicken an:<br />
AVZ GmbH<br />
Storkower Straße 127a<br />
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Vorname / Name<br />
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Berlin, Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844<br />
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einzuziehen. Die Mandatsreferenz wird mir gesondert mitgeteilt.<br />
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schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 57
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
Relais Bernard Loiseau - Nicht nur ein<br />
Das Relais Bernard Loiseau in Saulieu, in der Region<br />
Morvan (Burgund-Franche-Comté), gilt in der<br />
Geschichte der französischen Gastronomie zu<br />
Recht als legen därer Ort. Hier waltete Bernard Loiseau<br />
(1951-2003), einer der größten französischen Küchenchefs,<br />
hinter dem Herd seines Amtes. Der Sohn eines<br />
Handelsreisenden für Strickwaren stammte aus der Auvergne,<br />
seine Leidenschaft für gutes Essen hatte er von seiner<br />
Mutter geerbt. Nach der Ausbildung bei namhaften Köchen<br />
– unter anderem bei Troisgros in Roanne (Loire) –<br />
übernahm er im Alter von 24 Jahren eine ehemalige Postkutschenstation<br />
an der Nationalstraße 6 in Saulieu, die seit<br />
den 30er-Jahren als Feinschmeckerlokal bekannt war: La<br />
Côte d’Or. Der junge, bereits damals charismatische Küchenchef<br />
hatte nur ein Ziel: mit seinem Restaurant die<br />
Spitze der französischen Gastronomie zu erklimmen. Um<br />
dies zu erreichen, verfolgte er seinen eigenen, verglichen<br />
mit den meisten seiner Berufsgenossen puristischen, Stil:<br />
einfachere Gerichte (auf dem perfekten Teller durften sich<br />
fortan « nur » noch drei Produkte und drei Geschmacksrichtungen<br />
befinden), die leichter (weniger Fett und Zucker)<br />
und zudem noch erschwinglich waren. Kurz: eine<br />
kleine Revolution in der damals so eingespielten Welt der<br />
gehobenen Küche! Doch der Erfolg stellte sich schnell ein,<br />
und nach nur zwei Jahren erhielt Bernard Loiseau bereits<br />
seinen ersten Michelin-Stern. 1991 waren es dann drei.<br />
Die absolute Krönung! Neben Paul Bocuse (1926-2018),<br />
Joël Robuchon (1945-2018) und Alain Ducasse hatte Bernard<br />
Loiseau nun einen internationalen Ruf, den er geschickt<br />
einzusetzen wusste, um seine Aktivitäten weiterzuentwickeln.<br />
So eröffnete er mehrere Restaurants, die seinen<br />
Namen trugen, entwickelte Merchandisingprodukte und<br />
war einer der Ersten, die eine Produktreihe mit Fertiggerichten<br />
für Supermärkte kreierte. Im Dezember 1998<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Mythos, sondern eine Geisteshaltung<br />
wurde er mit dem Börsengang seines Unternehmens<br />
Bernard Loiseau SA der erste « börsennotierte » Küchenchef<br />
weltweit. Das Unternehmen, dessen legendäres Flaggschiff<br />
das Relais Bernard Loiseau in Saulieu war, galt als einer<br />
der größten wirtschaftlichen Erfolge der französischen<br />
Spitzengastronomie. 2003 brachten jedoch dramatische<br />
Ereignisse das Schiff in schwere Turbulenzen: Am 24.<br />
Februar setzte Bernard Loiseau im Alter von 52 Jahren<br />
seinem Leben unerwartet ein Ende. Ganz Frankreich war<br />
wie erstarrt und versuchte, es zu verstehen. Man machte<br />
den Artikel eines Gastronomiekritikers in der Zeitung Le<br />
Figaro dafür verantwortlich, in dem behauptet wurde, der<br />
Guide Michelin wolle dem Sternekoch angeblich seinen<br />
dritten Stern aberkennen. Der Guide dementierte dies offiziell<br />
und versicherte, dass Bernard Loiseau im Gegenteil<br />
bereits 14 Tage vor dem tragischen Ereignis darüber informiert<br />
wurde, dass er seine drei Sterne behalten würde … Es<br />
wurde viel spekuliert, den wahren Grund für die Tat erfuhr<br />
man niemals. Eines war jedoch sicher, Frankreich hatte einen<br />
seiner größten Köche verloren.<br />
Dies hätte das traurige Ende der Geschichte sein können.<br />
Dass dies nicht der Fall war, liegt am Mut und der<br />
Willenskraft mehrerer Personen: Dominique, der Ehefrau<br />
von Bernard Loiseau, den Kindern Béranger (heute Kommunikationsverantwortliche<br />
des Konzerns), Bastien (der<br />
eine Ausbildung an der renommierten Hotelfachschule<br />
in Lausanne absolvierte) und Blanche (eine ausgebildete<br />
Köchin mit einem Master in Arts culinaires des Instituts<br />
Paul Bocuse), einem Teil der damaligen Mitarbeiter, allen<br />
voran Patrick Bertron (Schüler und über zwanzig Jahre<br />
lang die rechte Hand von Bernard Loiseau). Gemeinsam<br />
beschlossen sie, das Unternehmen – vor allem das legendäre<br />
Relais Bernard Loiseau in Saulieu – und damit das<br />
Werk des herausragenden Küchenchefs in dessen Geiste<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 59
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
weiterzuführen. Man kann sich vorstellen, dass die Partie<br />
nicht von vornherein gewonnen war. Die Herausforderung<br />
war immens, so immens wie der Mythos, den Bernard<br />
Loiseau verkörpert hatte.<br />
Patrick Bertron übernahm die Leitung des Restaurants.<br />
Getrieben von Emotionen und dem exemplarischen Willen,<br />
im Esprit seines spirituellen Lehrmeisters fortzufahren,<br />
gelang es ihm, die Werte, die zum Ruf des legendären Feinschmeckerrestaurants<br />
La Côte d’Or beigetragen hatten, bis<br />
heute zu bewahren. Das Aushängeschild der Gruppe legt<br />
noch immer Wert auf Einfachheit sowie die Achtung von<br />
Produkt und Geschmack, hat aber nichtsdestotrotz eine<br />
neue kreative Ausrichtung bekommen. Parallel dazu setzt<br />
das Unternehmen auf die Dienste eines zweiten Chefs,<br />
Shoro Ito, der im Restaurants Loiseau des Sens Gerichte<br />
ausschließlich aus biologischen Produkten anbietet und mit<br />
glutenfreien und vegetarischen Speisen ganz den Erwartungen<br />
der heutigen Zeit entspricht.<br />
Loiseau des Sens steht heute auch für einen 1500 Quadratmeter<br />
großen « Haute-Couture-Wellnessbereich »<br />
der im Juni 2017 eröffnet wurde und wahrscheinlich zu<br />
den schönsten Frankreichs zählt. Auf vier Ebenen gibt es<br />
dort außergewöhnliche Einrichtungen wie Hydromel®<br />
(ein Wasserbett für Peelingbehandlungen), Algen- und<br />
Schlammanwendungen und Medyjet® (ein System zur<br />
trockenen Wassermassage).<br />
Was die Unterbringung angeht, so erstreckt sich das<br />
Hotel des Relais Bernard Loiseau (Relais & Châteaux,<br />
5 Sterne) über vier Stockwerke, deren zentrales Element<br />
ein symbolträchtiger Treppenturm aus Eiche im Designerstil<br />
ist. Alle Zimmer und Suiten setzen auf edle<br />
Materialien (Stein und Terrakottafliesen aus Burgund,<br />
Verkleidungen aus alten Hölzern) und bieten allen Komfort,<br />
den man von einer modernen Ausstattung in unserer<br />
heutigen Zeit erwartet. Man fühlt sich dort sofort wohl,<br />
als befände man sich in einem warmen und schützenden<br />
Kokon. Vor allem spürt man sehr schnell, dass der nicht<br />
von der Hand zu weisende Luxus aber nicht alles ist. Die<br />
Mauern haben eine Seele: Abgesehen vom Mythos entdeckt<br />
man die Geisteshaltung von Bernard Loiseau, die<br />
auf subtile Art von seiner Frau, seinen Kindern und allen<br />
Mitarbeitern mit viel Einsatz weitergeführt wird. Ihnen<br />
gilt unser Dank!<br />
INTERVIEW:<br />
Dominique<br />
Loiseau<br />
Präsidentin des Unternehmens<br />
Bernard Loiseau SA<br />
Dominique Loiseau, wie definieren Sie<br />
heute Ihren Beruf?<br />
Ich würde sagen, ich bin vor<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
allem Gastwirtin, jemand, der andere empfängt. In<br />
einem Restaurant, einem Hotel, einer Domaine, wenn<br />
Sie so wollen, denn mittlerweile bieten wir mit dem<br />
Spa, dem Garten und dem Außenschwimmbad ein<br />
ganzes Bündel an Leistungen an. Und doch habe ich<br />
immer den Eindruck, die Menschen « bei mir daheim »<br />
zu begrüßen. Da ich gleich nebenan wohne, bin ich sowieso<br />
immer hier.<br />
Was macht Ihrer Meinung nach den Esprit Loiseau aus?<br />
Ich glaube, es ist vor allem die Authentizität. Eine<br />
Authentizität, die Bernard Loiseau in seiner Küche geschaffen<br />
hat und die man in allen unseren Gerichten<br />
wiederfindet: Produkte von sehr hoher Qualität, die<br />
im Einklang mit unserer Region stehen. Es ist wichtig,<br />
dass man sich hier wie in Burgund fühlt, in einem<br />
« ländlichen Lokal ». Ich lege Wert darauf, dass wir<br />
sowohl rustikal als auch elegant sind, dass wir unseren<br />
Kunden ein Geschmackserlebnis bieten, das Sinn hat.<br />
Doch auch Geselligkeit gehört zum Esprit Loiseau,<br />
denn sie prägt ebenfalls unsere Region.<br />
Sie haben sehr umfangreiche Arbeiten für Renovierung und<br />
Ausbau durchführen lassen. Das Spa ist eines der Symbole dieser<br />
Entwicklung …<br />
Ja, wir waren 2000 eines der ersten Häuser mit einem<br />
solchen Wellnessbereich. Wir mussten ihn vergrößern<br />
und modernisieren. Ich wollte einen Spabereich, « der<br />
anders ist », an den man sich erinnert, weil man dort<br />
eine « Erfahrung » gemacht hat, beispielsweise in der<br />
SeaClimate-Kabine. Dort atmen Sie in 20 Minuten so viel<br />
jodhaltige Luft ein, als hätten Sie einen ganzen Tag am<br />
Meer verbracht! Ich wollte, dass dieser Wellnessbereich<br />
sehr hell und von heimischen Kiefern und Eichen, also<br />
von Bäumen aus der Region Morvan, umgeben ist. All das<br />
schafft eine einzigartige Atmosphäre, die uns von anderen<br />
abhebt.<br />
Dominique Loiseau, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Relais Bernard Loiseau*****<br />
<br />
2, rue d’Argentine<br />
21210 Saulieu<br />
Telefon: +33 (0)3 80 90 53 53<br />
www.bernard-loiseau.com<br />
32 Zimmer und Suiten ab 99 €.<br />
<br />
Feinschmeckerrestaurant La Côte d‘Or (2 Michelin-Sterne).<br />
Mittagsmenü ab 75 €.<br />
Restaurant Loiseau des Sens (Motto « Gesundheit und Genuss »)<br />
Mittagsmenü ab 35 €.<br />
Spa Loiseau des Sens 1500 m 2 .<br />
Innen- und Außenschwimmbecken.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
In Hendaye, im äußersten Südwesten Frankreichs, steht in einer grandiosen Landschaft zwischen<br />
Bergen und Meer ein Schloss, das sich von anderen unterscheidet: Château Abbadia.<br />
Erbaut wurde es von einem wohlhabenden Paar, dem Forscher und Wissenschaftler Antoine<br />
d’Abbadie (1810-1897) und seiner Ehefrau Virginie (1828-1901). Bereits von außen versetzt es<br />
den Besucher durch seinen völlig untypischen neugotischen Stil in Erstaunen, was sich im<br />
Inneren fortsetzt, da man sich aufgrund der Innenausstattung mitten im Baskenland in den<br />
Orient transportiert fühlt. Abbadia ist eine der raren Creatio ex nihilo von Eugène Viollet-le-<br />
Duc (1814-1879), dem Architekten, der unter anderem die Turmspitze der Kathedrale Notre-<br />
Dame de Paris erbaute, die während des tragischen Brandes am 15. April <strong>2019</strong> eingestürzt ist.<br />
Viollet-le-Duc wurde vor allem deshalb so berühmt, weil seine Restaurierungen von französischen<br />
Kulturgütern oft Polemik hervorriefen. In einer Zeit, in der die Frage des identischen<br />
(oder auch nicht identischen) Wiederaufbaus von Notre-Dame die Gemüter bewegt, laden<br />
wir Sie ein, mit uns in das erstaunliche Universum dieses Baumeisters einzutauchen …<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 63
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
Die Porträts von<br />
Virginie und Antoine<br />
d’Abbadie (oben)<br />
sowie von Eugène<br />
Viollet-le-Duc und<br />
Edmond Duthoit<br />
(unten). Rechts:<br />
Details im Inneren<br />
des Château<br />
d‘Abbadia, u. a.<br />
die Statue mit den<br />
Gesichtszügen<br />
von Viollet-le-Duc<br />
sowie die Statue<br />
von Abdullah (von<br />
hinten), der die<br />
Lampe trägt.<br />
Die kleine vergoldete Statue wirkt ganz diskret. Zweifellos ist man lange Zeit an ihr vorbeigegangen,<br />
ohne sie wirklich zu beachten. Sie befindet sich im hinteren Teil der Kapelle<br />
des Château d‘Abbadia und stellt einen alten, bärtigen Mann in einer kauernden Position<br />
dar, auf dessen Schultern das ganze Gewicht eines Teils des Kapellengewölbes zu lasten scheint.<br />
« Vermutlich die Darstellung eines Heiligen », ist man versucht zu denken. Bei<br />
näherem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Gesichtszüge denen einer<br />
anderen, viel größeren Statue aus Bronze ähnlich sehen, die in Frankreich<br />
in den letzten Wochen in aller Munde war. Es handelt sich dabei um<br />
eine der insgesamt sechzehn Statuen der Kathedrale Notre-Dame de<br />
Paris, die auf wunderbare Weise ganz knapp von dem schrecklichen<br />
Brand verschont blieben, weil sie nur fünf Tage vor dem Drama für<br />
die Restaurierung abgebaut wurden. Die Ähnlichkeit der Gesichter<br />
der beiden Statuen, von denen wir sprechen, ist kein Zufall, sondern<br />
beruht auf der Tatsache, dass sie ein und dieselbe Person darstellen:<br />
den berühmten französischen Architekten Eugène Viollet-le-Duc,<br />
der im 19. Jahrhundert an der Restaurierung so berühmter Bauwerke<br />
wie der Basilika von Vézelay, der Cité de Carcassonne und der Kathedrale<br />
Notre-Dame de Paris beteiligt war. Daneben errichtete er einige<br />
wenige private Gebäude, so auch das Château d‘Abbadia. Viollet-le-Duc<br />
war eine außergewöhnliche Persönlichkeit und oft zu Späßen aufgelegt.<br />
Manchmal « signierte » er seine Arbeit, indem er eine mehr oder weniger diskrete<br />
Darstellung seiner selbst im entsprechenden Bauwerk hinterließ: meisterhaft<br />
dargestellt am Fuße seines berühmtesten Werkes, der eingestürzten Turmspitze von Notre-<br />
Dame, den Blick gen Himmel gerichtet, in der Hand einen Maßstab, auf dem die Inschrift non<br />
amplius dubito (« Ich zweifle nicht mehr ») zu lesen ist; oder etwas bescheidener in der Kapelle von<br />
Château d‘Abbadia, wo er ein Buch mit den Initialen « ED » an sich drückt. Diese Initialen sind<br />
die seines Mitarbeiters und treuen Helfers Edmond Duthoit (1837 – 1889), der viel zum Bau<br />
dieses Schlosses beitrug. Ein Schloss, dessen Besichtigung seit dem Brand von Notre-Dame eine<br />
ganz andere Bedeutung bekommen hat …<br />
Ein Besuch von Château d‘Abbadia bietet die seltene Gelegenheit, tief in die Welt von Viollet-le-Duc<br />
einzutauchen. Man kennt ihn als Menschen, der sein ganzes Leben lang französische<br />
Kulturgüter restaurierte und sie gleichzeitig veränderte. « Ein Gebäude zu restaurieren, bedeutet<br />
nicht, es zu unterhalten, zu reparieren oder instand zu setzen, sondern es so wiederherzustellen,<br />
wie es zuvor vielleicht niemals existiert hat », liebte er zu sagen. Eine Freiheit, die er auf seinen<br />
Baustellen zwar gerne genutzt hätte, der im Rahmen von öffentlichen Restaurierungsaufträgen<br />
jedoch unweigerlich Grenzen gesetzt waren. Im Schloss Abbadia entdeckt man dagegen<br />
einen Viollet-le-Duc, der offensichtlich keinerlei Zwängen unterworfen war. Er hatte nicht nur<br />
die Freiheit, etwas zu erbauen – nicht nur zu restaurieren –, sondern war darüber hinaus quasi<br />
keinen finanziellen Einschränkungen unterworfen, da die Auftraggeber, Antoine und Virginie<br />
d‘Abbadie, das notwendige Kapital zur Verfügung stellten. Bei dieser Gelegenheit versteht<br />
man das Werk desjenigen, der bis dato immerhin als der wichtigste Restaurator von Notre-Dame<br />
gilt, besser.<br />
Kommen wir zunächst auf die Auftraggeber von Château d‘Abbadia zurück, ein<br />
nicht nur wohlhabendes, sondern vor allem erstaunliches Paar! Antoine d’Abbadie war<br />
eine echte Persönlichkeit. Der Sohn eines reichen Händlers beherrschte am Ende seines<br />
Lebens immerhin 14 Fremdsprachen. Man muss wissen, dass er sehr viel reiste<br />
und beispielsweise auf der Suche nach den Quellen des Nils elf Jahre in Abessinien<br />
(dem heutigen Ägypten) verbrachte. Von diesem Aufenthalt<br />
brachte er nicht nur eine besondere Vorliebe für<br />
alles Orientalische mit – was im 19. Jahrhundert<br />
sehr in Mode war und wovon heute noch die<br />
Innenausstattung des Schlosses zeugt –, sondern<br />
auch einen zwölfjährigen Jungen namens<br />
Abdullah, den er « geschenkt » bekommen<br />
hatte, was zur damaligen Zeit durchaus nicht<br />
unüblich war. Der durch und durch humanistisch<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 65
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
Zu den zahlreichen<br />
Kuriositäten des<br />
Schlosses gehören die<br />
vielen Tiere, die Violletle-Duc<br />
kreierte, sowie<br />
die Löcher, die Antoine<br />
d‘Abbadie in die Wände<br />
des Gebäudes bohren<br />
ließ und mit denen er<br />
ein riesiges Teleskop<br />
schaffen wollte.<br />
geprägte Antoine d’Abbadie betrachtete diesen Jungen jedoch niemals als seinen Sklaven, sondern<br />
eher als seinen Schützling, wenn nicht gar als spirituellen Sohn. Die Art, wie er ihn darstellen<br />
ließ – in Form einer hölzernen Statue an einer Ehrentreppe des Schlosses – drückt dies im Übrigen<br />
klar und deutlich aus: Gegenüber den riesigen Fresken von Antoines Ahnen steht Abdullah<br />
aufrecht und trägt mit ausgestrecktem Arm stolz ein Licht, welches den Besuchern den Weg zu<br />
weisen scheint. Virginie d’Abbadie (geborene Vincent de Saint-Bonnet) stammte ihrerseits aus<br />
einer elitären aristokratischen Familie. Sie erschien äußerlich zurückhaltender als ihr Mann – so<br />
wie es sich damals in der französischen Gesellschaft gehörte –, verstand es jedoch durchaus, sich<br />
während des Baus des Schlosses durchzusetzen und die Arbeiten zu überwachen. Bauarbeiten, die<br />
den Mitteln und Ambitionen des Paares entsprachen!<br />
Virginie und Antoine d’Abbadie lebten in einem vornehmen Pariser Stadtviertel und waren<br />
– wie damals in der Bourgeoisie üblich – auf der Suche nach einem schönen Zweitwohnsitz für<br />
regelmäßige Aufenthalte alleine oder mit Freunden. Antoine, dessen Familie aus dem Baskenland<br />
stammte, kaufte dort mehrere Immobilien, bevor er beschloss, auf einem ideal gelegenen<br />
Grundstück direkt am Meer das gewünschte Gebäude selbst bauen zu lassen. Die Grundsteinlegung<br />
für Château d‘Abbadia erfolgte am 30. Januar 1864. Nur drei Monate später zog sich der<br />
mit dem Bau beauftragte Architekt von dieser Aufgabe zurück, da er sich der Umsetzung der<br />
Wünsche des begüterten Paares nicht gewachsen fühlte. Zugegebenermaßen waren die Vorstellungen<br />
der beiden etwas « verrückt » und gingen weit über ein « normales » Domizil hinaus: Es<br />
sollte sowohl zum Wohnen als auch für Empfänge dienen, einen religiösen Charakter haben<br />
– die Pläne enthielten auch eine Kapelle – und vor allem als Arbeitsplatz für Antoine d’Abbadie<br />
geeignet sein. Dieser wollte sich dort mit allem einrichten, was er für seine wissenschaftlichen<br />
Arbeiten – insbesondere in den Bereichen Physik und Astronomie – benötigte. Noch heute erhält<br />
man aufgrund eines Details, das trotz mehrerer Restaurationen nach wie vor vorhanden ist, eine<br />
Vorstellung von dieser Maßlosigkeit: Antoine d’Abbadie wollte nämlich aus seinem Wohnsitz<br />
eine Art riesiges Teleskop machen, um das Phänomen der atmosphärischen Refraktion zu untersuchen.<br />
Dafür ließ er eine ganze Reihe von Löchern auf einer geraden Linie in die Innen- und<br />
Außenwände bohren. Dies war allerdings ein offensichtlicher Misserfolg, zu dem der Wissenschaftler<br />
jedoch voll und ganz und nicht ohne Humor stand, indem er um das letzte Loch, das in<br />
den äußeren Vorhof zeigt, ein Motto in baskischer Sprache gravieren ließ: Ez ikusi, ez ikasi (« Ich<br />
habe nichts gesehen, ich habe nichts gelernt ») gravieren ließ.<br />
Der Zufall wollte es, dass Antoine d’Abbadie im März 1864, kurz vor dem Rückzug des ursprünglichen<br />
Architekten, in Paris die Bekanntschaft von Eugène Viollet-le-Duc machte. Dieser<br />
war nicht nur durch die Restaurierung renommierter mittelalterlicher<br />
Monumente wie Vézelay, Carcassonne und Amiens bekannt geworden,<br />
sondern vor allem auch durch die neue Turmspitze, mit der er 1859<br />
die Kathedrale Notre-Dame de Paris ausgestattet hatte, nachdem die<br />
ursprüngliche, 1220 errichtete Spitze Ende des 18. Jahrhunderts demontiert<br />
worden war. Die beiden Männer verstanden sich auf Anhieb.<br />
Nicht nur, dass beide ein Faible für den neugotischen Stil<br />
hatten, es war zudem unschwer zu erkennen, dass sie vom selben<br />
Hang zur « Verrücktheit » angetrieben wurden. Es lag daher<br />
nahe, dass Antoine d’Abbadie Viollet-le-Duc für die Realisierung<br />
seines geplanten Schlosses gewinnen wollte. Viollet-le-Duc<br />
war für ein solch exzessives Projekt durchaus empfänglich, da<br />
er darin vermutlich die Möglichkeit sah, seine Vorstellungen<br />
endlich einmal frei verwirklichen zu können. Obwohl der<br />
Architekt am Höhepunkt seiner Karriere stand und sich<br />
vor Arbeit kaum retten konnte, nahm er den zusätzlichen<br />
Auftrag im April 1864 an. Da er dem Bau nicht seine<br />
ganze Zeit widmen konnte, stellte er dafür den treuesten<br />
seiner Mitarbeiter ab: Edmond Duthoit. Es traf sich<br />
gut, dass dieser bereits in Syrien und Palästina<br />
gewesen war und eine Vorliebe für den Orient<br />
hatte … Er sollte sich daher sehr gut mit<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
DUBLIN<br />
BIRMINGHAM<br />
BERLIN<br />
SOUTHAMPTON<br />
LONDON (Gatwick, Stanford, Luton)<br />
MUNICH<br />
BIARRITZ<br />
by Instinct<br />
paysbasque_tourisme<br />
@BiarritzPaysbasqueEN<br />
biarritz-pays-basque.com
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
Antoine d’Abbadie verstehen.<br />
Die Dinge gingen<br />
schnell voran: Ende Mai begann<br />
Viollet-le-Duc mit den<br />
ersten Skizzen auf der Basis<br />
der Pläne des ursprünglichen<br />
Architekten, die er jedoch modifizierte.<br />
Ende Juni stimmte das<br />
Ehepaar Abbadie dem Beginn der<br />
Arbeiten zu. Diese dauerten 20 Jahre,<br />
bis 1884. Viollet-le-Duc starb allerdings<br />
bereits 1879 und hatte demzufolge nie<br />
die Gelegenheit, Schloss Abbadia in seiner<br />
Vollendung zu sehen.<br />
Der Bau von Château d’Abbadia war ein<br />
Projekt, bei dem Viollet-le-Duc zwar zunächst<br />
die Fehler des Vorgängers ausmerzen musste, das<br />
aber ansonsten ganz seinen Ambitionen entsprach, zumal das Ehepaar<br />
Abbadie Vorschlägen gegenüber absolut offen war. Zum ersten Mal<br />
fühlten sich Viollet-le-Duc und sein Architekturbüro – und vor allem<br />
Edmond Duthoit, der sämtliche Arbeiten überwachte – bei einem Bau<br />
vollkommen frei. Die Situation war nicht mit den öffentlichen Aufträgen<br />
für die Restaurierung von historischem Kulturerbe und den damit<br />
verbundenen Zwängen zu vergleichen. Der Begriff « Kulturerbe » war<br />
in Frankreich damals gerade aufgekommen und sorgte für viele Diskussionen.<br />
Nach der Französischen Revolution hatten die Franzosen<br />
plötzlich festgestellt, dass zahlreiche öffentliche und religiöse Gebäude<br />
beschädigt, geplündert oder gar zerstört worden waren. Bis Viollet-le-<br />
Duc die eingestürzten Mauern der großartigen Zitadelle von Carcassonne<br />
wieder restaurierte, hatten diese beispielsweise als Steinbruch für den Bau von Häusern<br />
gedient. Was die Kathedralen anging, so hatte sich bereits vor der Revolution niemand mehr um<br />
sie gekümmert. Im ganzen Land wiesen deren Dächer zahlreiche Löcher auf, waren die Decken<br />
teilweise eingestürzt. Hier und da waren zwar Ansätze für die Restaurierung unternommen<br />
worden, so auch für Notre-Dame de Paris, deren Chor beispielsweise<br />
von Ludwig XV. (1<strong>71</strong>0-1774) renoviert wurde. Doch angesichts einer<br />
fehlenden Auseinandersetzung mit dem Begriff « Kulturerbe » war er dabei<br />
nur nach seinem eigenen Gutdünken vorgegangen, hatte den Hauptaltar<br />
zerstören und dort eine Skulpturengruppe aufstellen lassen, in der er selbst<br />
betend vor der Jungfrau dargestellt war. Die Kreuzgewölbe wurden damals<br />
mit einem Marmorfurnier verkleidet. Mit einer solchen Vorgehensweise<br />
war Ludwig XV. bei Weitem nicht der Einzige gewesen. An der Wende<br />
zum 19. Jahrhundert war jedoch als Reaktion darauf in der französischen<br />
Gesellschaft die Bewegung der Romantik, die die Epoche des Mittelalters<br />
schätzte und sich daher für den Schutz mittelalterliche Kunst und Architektur<br />
einsetzte, entstanden. Victor Hugo (1802-1885) war einer der Ersten, der sein<br />
Werk in den Dienst dieser Bestrebungen stellte. « Krieg den Zerstörern! Wir<br />
müssen dem Hammer Einhalt gebieten, der das Gesicht des Landes entstellt! »,<br />
rief er vor der Veröffentlichung von Notre-Dame de Paris (« Der Glöckner von<br />
Notre-Dame ») im Jahr 1831 aus. Dieses Werk wurde ein enormer Erfolg und<br />
legte den Grundstein für eine echte Auseinandersetzung mit dem Begriff<br />
« Kulturerbe ».<br />
Viollet-le-Duc und Antoine d’Abbadie hatten sich ganz der Liebe zum<br />
Mittelalter und dem Wunsch, das Kulturerbe zu schützen, verschrieben.<br />
Beide hatten eine Vorliebe für den neugotischen Stil. Antoine<br />
d’Abbadie war von dem verblüffenden Wissen Viollet-le-Ducs über<br />
die gotische Architektur und von der Art, wie es ihm gelungen<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 69
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
Beim Besuch des<br />
Château d‘Abbadia,<br />
das auf einer Anhöhe<br />
von Hendaye, direkt<br />
am Meer und in<br />
unmittelbarer Nähe<br />
der spanischen<br />
Grenze liegt, wird klar,<br />
dass dieser Bau als<br />
Wohn-, Arbeits- und<br />
Repräsentationsort<br />
dienen sollte.<br />
Die üppige<br />
Innenausstattung<br />
unterstreicht<br />
dies ebenfalls.<br />
war, zahlreiche während der Revolution zerstörte Elemente der Pariser Kathedrale neu zu kreieren,<br />
zutiefst fasziniert. Er schätzte die Tatsache, dass der berühmte Architekt sich der Herausforderung<br />
gestellt hatte, Notre-Dame wieder so zu rekonstruieren, wie sie im 13. Jahrhundert<br />
vermutlich ausgesehen hatte, gleichzeitig aber den Chor aus dem 12. Jahrhundert sowie das<br />
Barockdekor zu bewahren. Vor allen Dingen aber bewunderte Antoine es, dass Viollet-le-Duc<br />
Notre-Dame mit mittelalterlichen Wasserspeiern, die seiner eigenen Vorstellung entsprungen<br />
waren, und einer Unzahl von seltsamen Tieren bevölkerte. Genau das wünschte er sich für Abbadia<br />
… und genau das sollte er bekommen …<br />
Das Büro Viollet-le-Duc war in Abbadia überall präsent. Wie bei Notre-Dame kümmerte es<br />
sich auch – natürlich nach Hinweisen der Auftraggeber – um die Innenausstattung des Schlosses.<br />
Dafür arbeitete man mit zahlreichen Dienstleistern zusammen, von denen zwar die meisten aus<br />
der Region stammten, wenn notwendig aber – weil man immer die Besten haben wollte – auch aus<br />
dem Ausland. So fertigte beispielsweise das Berliner Unternehmen « Renaissance » nach Zeichnungen<br />
von Duthoit alle neugotischen Möbel an. Ungefähr sieben Tonnen Möbel wurden so von<br />
Berlin zum Schloss Abbadia transportiert! Das Beste war gerade gut genug, nichts wurde dem Zufall<br />
überlassen. Vor allem wurde jeder noch so kleine Raum dekoriert, manchmal sogar im Übermaß.<br />
Wenn Virginie d‘Abbadie sich in ihrem Zimmer schlafen legte, konnte sie über einen langen<br />
Vers von Friedrich Schiller (1759-1805) aus dem Gedicht Spruch des Konfuzius meditieren, der auf<br />
den Balken rund um ihr Bett geschrieben steht – oder sich beim Lesen den Hals verrenken:<br />
« Dreifach ist der Schritt der Zeit:<br />
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,<br />
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,<br />
Ewig still steht die Vergangenheit. »<br />
Ihr Mann dagegen konnte, sofern er nicht geschäftlich in Paris war, vom Observatorium<br />
aus, das er sich im Erdgeschoss hatte einrichten lassen, nach Herzenslust<br />
die Sterne betrachten. Virginie, die häufiger als Antoine auf der Baustelle anwesend<br />
war, sprühte vor Aktivität, ging oft erst gegen Morgen schlafen und schreckte auch<br />
nicht davor zurück, selbst einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Man erzählt sich,<br />
dass sie 1865 mit ihrem Windhund unter dem Arm das Dach inspizieren wollte und<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Montalivet<br />
dabei das Gleichgewicht verlor<br />
und stürzte. Glücklicherweise<br />
verstauchte sie sich dabei lediglich<br />
einen Knöchel. Einige Jahre später,<br />
18<strong>71</strong>, soll sie auf der Baustelle<br />
in einen Nagel getreten sein, der<br />
sich durch den Schuh in ihren Fuß<br />
bohrte. Abgesehen von diesen<br />
kleinen Zwischenfällen gingen<br />
die Bauarbeiten jedoch bestens<br />
vorwärts und Château d‘Abbadia<br />
entsprach nach der Fertigstellung<br />
voll und ganz den Erwartungen<br />
seiner Auftraggeber. Das Schloss,<br />
das Antoine d’Abbadie später der<br />
Pariser Académie des Sciences<br />
vermachte, versetzt die Besucher<br />
mit seinem Stil – oder besser mit<br />
der Vielzahl seiner Stile – noch<br />
heute in Erstaunen. « Eine Verrücktheit<br />
» für die einen, « das ideale<br />
Schloss » für die anderen. Jeder<br />
kann sich selbst seine Meinung<br />
bilden.<br />
Sicher ist jedoch, das Abbadia<br />
nicht gleichgültig lässt. Vor allem<br />
wirft dieser Bau von Viollet-le-<br />
Duc ein neues Licht auf die aktuellen<br />
Diskussionen über die Art<br />
und Weise, wie Notre-Dame nach<br />
dem Brand zu renovieren sei. Offensichtlich<br />
ist es möglich, auf der<br />
einen Seite alte architektonische<br />
und dekorative Stile zu respektieren<br />
und auf der anderen Seite<br />
ganz moderne Aspekte einzubringen.<br />
Denn genau das ist die Meisterleistung<br />
dieser außergewöhnlichen<br />
Konstruktion und die Lehre,<br />
die man aus ihr ziehen kann …<br />
Leider lässt sich die Statue von<br />
Viollet-le-Duc in der Kapelle von<br />
Schloss Abbadia nicht wieder<br />
zum Leben erwecken, denn dieser<br />
Architekt würde sicher liebend<br />
gerne ein weiteres Mal die Restaurierung<br />
von Notre-Dame übernehmen.<br />
Vielleicht kann jedoch<br />
das Motto von Antoine d’Abbadie<br />
« Der Verdienst gehört demjenigen,<br />
der beginnt, selbst wenn der<br />
Nächste es besser macht » die Architekten,<br />
die mit der zukünftigen<br />
Restaurierung der berühmten Kathedrale<br />
beauftragt werden, etwas<br />
inspirieren …<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Hendaye …<br />
… Berlin 1850 km … Hamburg 1691 km<br />
… Köln 1285 km … München 1466 km<br />
… Frankfurt 1372 km … Wien 1880 km<br />
… Zürich 1163 km … Paris 801 km<br />
… Bordeaux 217 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />
wird, ist Biarritz-Pays Basque (30 km). Ab<br />
diesem <strong>Sommer</strong> gibt es aus Deutschland<br />
Direktflüge ab Berlin und München.<br />
Hendaye ist an das TGV-Netz angeschlossen.<br />
Château Observatoire d’Abbadia<br />
Route de la Corniche<br />
64700 Hendaye<br />
Telefon: +33 (0)5 59 20 04 51<br />
www.chateau-abbadia.fr<br />
Office de Tourisme d’Hendaye<br />
67 bis, Boulevard de la mer<br />
64 700 Hendaye<br />
Telefon: + 33 (0)5 59 20 00 34<br />
www.hendaye-tourisme.fr<br />
Mai und Juni: Täglich geöffnet. Montag<br />
bis Freitag: 10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 -<br />
18.00 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertage:<br />
14.00 - 18.00 Uhr. Ausschließlich geführte<br />
Besichtigungen (alle 30 Minuten); letzte<br />
Führung um 11.00 Uhr bzw. 16.45 Uhr.<br />
Juli und August: Täglich geöffnet. Geführte<br />
Besichtigungen alle 30 Minuten von 10.00 -<br />
16.00 Uhr; freie Besichtigung 16.00 - 18.00 Uhr.<br />
8. Juli bis 25. August: verlängerte<br />
Öffnungszeit bis 19.30 Uhr.<br />
Die Öffnungszeiten ab September<br />
entnehmen Sie bitte der Website.<br />
Führung 9,50 € / freie Besichtigung 8 €;<br />
ermäßigt 4,50 € / 4 €. Familienpauschale<br />
(2 Erwachsene + max. 3 Kinder) 25 € / 22 €.<br />
Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt.<br />
Das Parken von Fahrzeugen im Park des<br />
Schlosses ist lediglich Menschen mit einge<br />
schränkter Mobilität gestattet. Zwei gut<br />
ausgeschilderte Parkplätze befinden sich<br />
rund 10 Gehminuten vom Schloss entfernt.<br />
Seit April <strong>2019</strong> ist die unmittelbare Umge bung<br />
des Schlosses wegen der Neuge stalt ung des<br />
Parks nicht zugänglich. Es gibt je doch einen<br />
wunderschönen Spazierweg vom Schloss<br />
zum Meer. Nehmen Sie dafür nach dem<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55 (ausverkauft,digital<br />
für Computer und Tablet erhältlich):<br />
Baskenland: Corniche Basque,<br />
von Saint-Jean-de-Luz nach<br />
Hendaye (1 km entfernt)<br />
Im äußersten Südwesten<br />
Frankreichs lockt<br />
Hendaye<br />
Donostia-<br />
S. Sebastian<br />
Spanien<br />
Hossegor<br />
Biarritz<br />
Pamplona<br />
Bayonne<br />
E5-E70/A63<br />
Bordeaux<br />
Verlassen des Schlosses am ersten Kreisver<br />
kehr (ca. 100 m in Richtung Hen da ye) die<br />
erste Straße nach rechts. Nach etwa 400 m<br />
(an einem der beiden erwähnten Park plätze)<br />
führt rechts ein Weg zwischen Bäum en<br />
in Richtung eines Hofes. Auf diesem Weg<br />
gelangt man in circa 15 Minuten zur wun derschönen<br />
Pointe Sainte-Anne, von wo man<br />
einen herr lichen Blick auf Küste, Meer und …<br />
das Château d‘Abbadia hat.<br />
France<br />
A64/E80<br />
Lesetipp: Die<br />
Kunsthistorikerin<br />
Viviane Delpech<br />
ist Spezialisten für<br />
Wohnarchitektur<br />
und Innenausstattung<br />
der Werke<br />
von Viollet-le-<br />
Duc. Sie hat ihre<br />
Habilitationsschrift<br />
in Kunstgeschichte<br />
dem Château<br />
d‘Abbadia gewidmet. Diese Arbeit wurde als<br />
schönes Buch veröffentlicht, das bei Weitem<br />
die umfassendste Dokumentation über<br />
dieses außergewöhnliche Gebäude und seine<br />
Geschichte ist: Viviane Delpech, Abbadia, le<br />
monument idéal d’Antoine Abbadie, Presses<br />
Universitaires de Rennes, 336 Seiten,<br />
ISBN 978-2753535626.<br />
eine Region, die viel zu wenig Aufmerksamkeit<br />
bekommt: das französische Baskenland. Eine der<br />
schönsten Ecken dieser Region ist die Küste von<br />
Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye, die auch als<br />
Corniche Basque bekannt ist. Eine Reise zu rotweißen<br />
Fachwerkhäusern, einer malerischen Steilküste und<br />
der baskischen Kultur.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />
FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
Pau<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · <strong>71</strong>
COUP DE CŒUR Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />
Moulin d’Alphonse Daudet<br />
Es ist eine Mühle. Man könnte versucht sein, zu sagen,<br />
« eine Mühle, wie alle anderen ». Wie es sich für<br />
eine Mühle gehört, steht sie auf dem windigen Gipfel<br />
eines kleinen Hügels – Fachleuten zufolge bläst der<br />
Mistral hier an 180 Tagen im Jahr, an 100 Tagen sogar sehr<br />
stark –, und dominiert stolz die Umgebung. Und nicht irgendeine<br />
Umgebung: Die durchschnittliche Jahrestemperatur<br />
von über 15° C, der Geruch von Pinien und wildem<br />
Thymian und das Zirpen der Zikaden erinnern uns unablässig<br />
daran, dass wir uns in der Provence befinden. Genauer<br />
gesagt, am westlichsten Zipfel der Alpilles, im kleinen<br />
beschaulichen 3600-Seelen-Dorf Fontvieille. In der<br />
Nachbarschaft befinden sich Dörfer und Städte wie Les<br />
Baux-de-Provence (östlich), Arles (westlich), Saint-Etienne-du-Grès<br />
(nördlich) und im Süden, etwas weiter in<br />
der Camargue, Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Alles schöne<br />
Orte.<br />
Beim näheren Hinsehen stellt man fest, dass die Flügel<br />
der Mühle keine Bespannung mehr tragen und fest im<br />
Felsgestein des Hügels verankert, also unbeweglich sind.<br />
Im Grunde genommen drehen sie sich schon seit Langem<br />
nicht mehr, nämlich seit 1915. Damals wurde das gesamte<br />
Holz dieser Gegend zu Kriegszwecken beschlagnahmt,<br />
sodass die Verschleißteile des alten Mühlenmechanismus<br />
aus dem Jahr 1814 nicht ersetzt werden konnten. Seitdem<br />
stehen die Flügel also still. Das Korn wird inzwischen von<br />
anderen – industriellen und weniger romantischen – Maschinen<br />
gemahlen. Und doch scheint es auf dem Gipfel<br />
des kleinen Hügels heute bewegter denn je zuzugehen.<br />
Die Mühlenflügel haben damit nichts zu tun, denn es<br />
handelt sich um eine ganz andere Art der Bewegung: um<br />
Menschenströme, um Tausende Besucher, die jedes Jahr<br />
in einem erstaunlichen Pilgerzug den Hügel erklimmen.<br />
So eine Geheimnistuerin aber auch! Mit ihrem bescheidenen<br />
Aussehen täuscht die Mühle über ihre nahezu legendäre<br />
Berühmtheit hinweg!<br />
Diese Berühmtheit verdankt das ehrwürdige Gebäude<br />
einem Mann: Alphonse Daudet (1840-1897), einer der<br />
populärsten Schriftsteller der französischen Literatur. Er<br />
ist der Autor von Werken wie Le Petit Chose (1868; deutscher<br />
Titel: Der kleine Dingsda), Les aventures prodigieuses<br />
de Tartarin de Tarascon (1872; deutscher Titel: Die wundersamen<br />
Abenteuer des Tartarin von Tarascon) und Lettres<br />
de mon moulin (1866; deutscher Titel: Briefe aus meiner<br />
Mühle). Letzteres Werk wird quasi an allen Schulen im<br />
Hexagon im Unterricht behandelt, und noch vor einigen<br />
Jahren verschenkte der französische Bildungsminister<br />
800 000 Exemplare davon an die Schüler … Das sagt viel<br />
darüber aus, welchen Kultstatus dieses Werk, das als eine<br />
der schönsten literarischen Lobeshymnen auf die Provence<br />
gilt, in Frankreich immer noch hat! Der Legende zufolge<br />
soll Daudet genau hier, auf dem Gipfel des Hügels, sogar<br />
in der Mühle von Fontvieille selbst, seine berühmten Lettres<br />
de mon moulin geschrieben haben. Da strömen leidenschaftliche<br />
Leser selbstverständlich in Scharen herbei …<br />
Daudet selbst müsste über den ganzen Aufruhr, der<br />
um diese 1814 erbaute Mühle in Fontvieille herrscht,<br />
sicherlich schmunzeln. Denn, ganz im Gegensatz zur<br />
vorherrschenden Meinung, hat er sie niemals besessen.<br />
Sie gehörte im Laufe der Zeit verschiedenen Eigentümern<br />
und wechselte sogar mehrmals den Namen. So war sie<br />
beispielsweise als Moulin Saint-Pierre und als Moulin Ribet<br />
bekannt. Seit 1923 ist die Mühle im Besitz der ortsansässigen<br />
Familie Bellon. Darüber hinaus ist die Moulin de<br />
Daudet bei Weitem nicht die einzige, die den Schriftsteller<br />
inspirierte. Als dieser 1866 von Paris nach Fontvieille<br />
kam, war es vor allem die gute Luft, die ihn wieder in<br />
seine Heimat Provence zog. Er ließ sich bei reichen Verwandten<br />
im etwas oberhalb des Dorfes gelegenen Château<br />
de Montauban nieder und unternahm auf der Suche nach<br />
Inspirationen von dort aus einsame Spaziergänge, bei denen<br />
er nicht nur eine, sondern vier Mühlen regelmäßig<br />
aufsuchte. Dass nun eine davon heute die Menschenmengen<br />
anzieht, liegt ganz einfach daran, dass sie mehrmals<br />
renoviert wurde, daher am besten erhalten ist, sodass sie<br />
sogar als Monument historique klassifiziert wurde.<br />
Heute wäre Daudet vermutlich sehr erstaunt darüber,<br />
dass « seine » Mühle in den letzten Jahren das Objekt einer<br />
erbitterten Auseinandersetzung war. Die Familie Bellon,<br />
welche die Mühle seit den 60er-Jahren an die Gemeinde<br />
Fontvieille verpachtet hatte, beendete diesen Vertrag im<br />
Jahr 2011 aufgrund der ihres Erachtens mangelhaften<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
in Fontvieille<br />
Instandhaltung des Gebäudes: Nach Aussage der<br />
Familie befand sich dieses « in einem extrem baufälligen<br />
Zustand ». Wohl wissend um das touristische<br />
Potenzial, bot der damalige Bürgermeister der Familie<br />
Bellon an, die Mühle für 120 000 Euro zu kaufen.<br />
Nachdem die Eigentümer dies ablehnten, versuchte<br />
er stärkere Geschütze aufzufahren und sie mit<br />
der Begründung der « Gemeinnützigkeit » zu enteignen,<br />
was jedoch nicht gelang. Ergebnis: Jahrelang<br />
blieb die Moulin de Daudet für die Öffentlichkeit<br />
geschlossen. Nach Renovierungsarbeiten durch die<br />
Familie Bellon ist sie nun jedoch wieder geöffnet,<br />
sodass Touristen für den bescheidenen Obolus von<br />
zwei Euro die Mühle und das kleine Musée Daudet<br />
im Souterrain besichtigen können. Die Gemeinde<br />
Fontvieille hat dagegen am Fuß der Mühle<br />
einen kostenpflichtigen Parkplatz eingerichtet,<br />
für den pauschal …<br />
drei Euro zu zahlen sind.<br />
Offenbar ist der « Krieg<br />
der Mühlen » in Fontvieille<br />
noch nicht<br />
ganz beendet …<br />
Le Moulin d’Alphonse<br />
Daudet, Avenue des moulins,<br />
13990 Fontvieille. Telefon:<br />
+33 (0)6 79 81 15 89 · Von April<br />
bis November von 11.00 bis<br />
18.00 Uhr geöffnet; Juli und<br />
August 10.30 bis 18.30 Uhr.<br />
www.moulindedaudet.<br />
wixsite.com/fontvieille<br />
Auf dem gut ausgeschilderten Sentier des Moulins<br />
(2,7 km) kann man in ungefähr einer Stunde auf<br />
angenehme Weise die vier Mühlen von Fontvieille<br />
und das Schloss Montauban erkunden. Im Schloss<br />
befindet sich ein weiteres (und größeres) Daudet<br />
gewidmetes Museum.<br />
Ausgangspunkt und Auskünfte: Office de<br />
Tourisme de Fontvieille, Avenue des moulins,<br />
13990 Fontvieille. Telefon: +33 (0)4 90 54 67 49<br />
www.fontvieille-provence.com<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 73
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
Die unglaubliche Geschichte von Heinz Stahlschmidt:<br />
Der Deutsche, der den<br />
Hafen von Bordeaux rettete<br />
Heinz Stahlschmidt (1919-2010), ein junger deutscher<br />
Waffenoberfeldwebel, der 1941 mit der Wehrmacht nach<br />
Bordeaux kam, verweigerte im August 1944 einen Befehl<br />
seiner Vorgesetzten. Im Alleingang ließ er eigenhändig<br />
ein von den deutschen Befehlshabern eingerichtetes<br />
Depot mit Sprengstoffen, mit denen der Hafen von<br />
Bordeaux zerstört werden sollte, in die Luft gehen.<br />
Damit rettete er in letzter Minute nicht nur den Hafen,<br />
sondern auch einen großen Teil der angrenzenden<br />
Altstadt. Tausende Menschen verdankten dieser<br />
Heldentat damals ihr Leben. Ohne Heinz Stahlschmidt<br />
gäbe es die heute berühmten und als Weltkulturerbe<br />
klassifizierten Quais, die nicht zuletzt zum Charakter<br />
der Hauptstadt der Gironde beitragen, nicht mehr.<br />
Erstaun licher weise ist diese Geschichte jedoch bis<br />
heute weit gehend unbekannt. Selbst in Bordeaux …<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Es ist ein schöner Frühlingstag in Bordeaux. Auf der<br />
Uferpromenade, nicht weit vom Place des Quinconces<br />
entfernt, gibt es wie jeden Sonntagvormittag einen<br />
der schönsten Märkte der Stadt. Es wimmelt von<br />
Menschen, die mit der Familie oder mit Freunden zwischen<br />
den Ständen mit regionalen Produkten bummeln. In<br />
der Luft liegt ein Hauch von Genuss: Typisch französisch,<br />
würden manche sagen. Viele pflegen hier die Tradition, inmitten<br />
der Marktstände gemeinsam mit Freunden einige<br />
frische Austern aus dem Bassin d’Arcachon zu genießen.<br />
Dazu gibt es eine Scheibe knuspriges Brot, etwas Butter –<br />
gesalzene, versteht sich – und ein Glas kühlen, trockenen<br />
Weißwein. Die Atmosphäre ist entspannt, man genießt<br />
diesen angenehmen Moment, betrachtet geruhsam die Garonne,<br />
die Fassaden der Gebäude aus dem 18. Jahrhundert<br />
und, in der Ferne, die unter Denkmalschutz stehende Pont<br />
de Pierre, die Steinerne Brücke, eines der Symbole der<br />
Stadt. Allerdings weiß so gut wie niemand, dass dieser historisch<br />
gewachsene Ort ohne die mutige Tat eines jungen<br />
deutschen Soldaten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
mit großer Wahrscheinlichkeit heute nicht mehr existieren<br />
würde.<br />
Rückblick. Es war vor fast genau 75 Jahren, im August<br />
1944. Nur wenige Dutzend Meter von diesem Ort entfernt,<br />
auf Höhe der Rue Raze, einer kleinen Querstraße<br />
der Uferpromenade. Eine Tafel, die an die Begebenheit<br />
von damals erinnert, gibt es nicht. Unnötig also, danach<br />
zu suchen. Was die Geschichte angeht, neigen die Menschen<br />
bekanntlich dazu, manche Dinge zu vergessen; sie<br />
benötigen viel Zeit, um sie sich wieder ins Gedächtnis<br />
zu rufen … Die Ereignisse, um die es hier geht, spielten<br />
sich auf jeden Fall in unmittelbarer Nähe des heutigen<br />
Marktes ab. Die deutsche Wehrmacht, die die Stadt seit<br />
dem 1. Juli 1940 besetzte, hatte hier ein beeindruckendes<br />
Sprengstofflager eingerichtet. Obwohl der Krieg für die<br />
deutschen Streitkräfte zu dem Zeitpunkt schon nahezu<br />
verloren und der Rückzug quasi vorprogrammiert war,<br />
gab es einen geheimen Sabotageplan: Man wollte den Hafen<br />
von Bordeaux und dessen wichtigste Infrastrukturen<br />
zerstören. Der Befehl trug offiziell die Nummer 1221-<br />
44 und sollte Ende August 1944 umgesetzt werden. Er<br />
gab genaue Anweisungen zum Aufbau eines Lagers mit<br />
4000 Zündschnüren und 100 Kilo Sprengstoff und den<br />
entsprechenden Vorbereitungen zu ihrer Installation. Der<br />
Plan sah vor, entlang der Uferstraße auf einer Länge von<br />
10 Kilometern alle 50 Meter eine Sprengladung zu platzieren.<br />
Gleichzeitig sollten die Eisenbahnbrücke und die<br />
Steinerne Brücke in die Luft gejagt werden. Eine massive<br />
Zerstörung also, die nicht nur die Quais von Bordeaux,<br />
sondern einen großen Teil der Altstadt betroffen hätte.<br />
Ganz abgesehen von den Opfern unter der Bevölkerung,<br />
deren Zahl sich vermutlich in einer Größenordnung von<br />
mehr als 3000 Toten bewegt hätte.<br />
Mit der Ausführung dieses verhängnisvollen Plans<br />
war der beste Sprengstoffexperte betraut worden, der damals<br />
vor Ort war: Heinz Stahlschmidt. Die deutsche Armee<br />
setzte volles Vertrauen in den jungen, aus Dortmund<br />
stammenden Waffenoberfeldwebel: Er war mit 19 Jahren<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 75
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
Oben: Heinz und Henriette während einer Reportage von Patrick Le Gall, die 2002 von France 3 Limoges ausgestrahlt wurde.<br />
Rechts: Die Rue Raze, wo heute der Markt stattfindet; Archivbilder vom Sprengstofflager nach der Explosion am 22. August 1944.<br />
in die Marine eingetreten, bei Operationen in der Nordsee<br />
mehrmals knapp mit dem Leben davongekommen und<br />
mit der Kriegsmedaille und dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet<br />
worden. Er schien – so dachte man jedenfalls<br />
– von der nationalsozialistischen Ideologie überzeugt zu<br />
sein, in Wirklichkeit hatte sein militärisches Engagement<br />
für ihn und seine Familie eher « wirtschaftliche » Beweggründe,<br />
da sein Vater 1937 bei einem Fahrradunfall ums<br />
Leben gekommen war. Seit 1941 war Heinz Stahlschmidt<br />
in Bordeaux stationiert, und da er sich dort zum Experten<br />
für Sprengstoffe und Minenräumung entwickelt hatte,<br />
war ihm die Verantwortung für das dortige Waffen- und<br />
Sprengstofflager übertragen worden. Seine Vorgesetzten<br />
schätzten ihn. Sie wussten, dass er gut mit der französischen<br />
Sprache vertraut war und von den Bewohnern<br />
Bordeaux‘ geschätzt wurde – vor allem von denjenigen,<br />
die er regelmäßig in der Bar « L’Ancre d’Or » am Quai des<br />
Chartrons traf – und dachten, das könne vielleicht von<br />
Vorteil sein.<br />
Die Militärchefs ahnten allerdings nicht, wie sehr<br />
sich Heinz Stahlschmidt inzwischen mit Bordeaux verbunden<br />
fühlte. Und nicht nur mit der Stadt, sondern vor<br />
allem auch mit einer jungen Französin namens Henriette<br />
Buisson (1922-2017). Durch sie lernte er Bordeaux und<br />
die Bordelesen kennen. Mutig, wenngleich diskret, lebten<br />
die beiden etwas, was die meisten Menschen damals nicht<br />
nur für unmöglich, sondern schlichtweg für verboten einstuften:<br />
eine deutsch-französische Liebesbeziehung. Das<br />
Vertrauen innerhalb dieser Beziehung – die zwangsläufig<br />
offiziell gar nicht existierte – wurde immer größer. Henriette<br />
offenbarte Heinz sogar ein streng gehütetes Geheimnis<br />
und machte ihn mit mehr oder weniger engen Freunden<br />
bekannt, die Mitglied der Widerstandsbewegung in<br />
Bordeaux waren.<br />
Als die Vorgesetzten Heinz über die Pläne für die<br />
Zerstörung des Hafens von Bordeaux in Kenntnis setzten<br />
und ihm diese Aufgabe übertrugen, wusste er sofort,<br />
dass er diesen Befehl nicht ausführen würde. Das kam für<br />
ihn überhaupt nicht infrage! Wie er genau vorgehen würde,<br />
wusste er zunächst jedoch nicht, das sollte sich dann<br />
einige Monate später – genauer gesagt am 10. August<br />
1944 – eher « per Zufall » ergeben. Seit Mai hatten die<br />
Einwohner von Bordeaux beunruhigt und machtlos die<br />
Vorbereitungen für eine Sprengung des Hafens durch die<br />
deutschen Besatzer verfolgt. Die Gespräche im « L’Ancre<br />
d’Or » drehten sich folglich an jenem Tag einmal mehr um<br />
dieses Thema. Heinz, der das Vertrauen der regelmäßig<br />
anwesenden Hafenarbeiter besaß, verstand das nur zu gut.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich auf Fragen nach den<br />
Absichten der Deutschen stets sehr zurückhaltend und<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 77
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
Heinz und Henriette sind unter dem Namen Monsieur et Madame Heinz<br />
Salmide auf dem protestantischen Friedhof in Bordeaux begraben. Das Grab<br />
trägt die folgende Inschrift: « Heinz Stahlschmidt, der allein und aus eigenem<br />
Antrieb am 22. August 1944 den Hafen von Bordeaux rettete. » Eine Tafel der<br />
Feuerwehr von Bordeaux bedauert den Tod « unseres Kamaraden »; vor dem<br />
Grab steht ein Schild der Stadtverwaltung mit einem Porträt von Heinz, das<br />
die Besucher des Friedhofs auf ein « bemerkenswertes » Grab hinweist.<br />
ausweichend gezeigt. Doch nun ging der junge Mann<br />
ohne zu zögern ein großes Risiko ein. Mit einem einzigen<br />
Satz bestätigte er den Hafenarbeitern nicht nur, dass der<br />
deutsche Führungsstab in der Tat den Hafen der Stadt<br />
sprengen wollte, sondern auch, dass er selbst dazu beitragen<br />
würde, dieses Vorhaben zu verhindern. Am darauffolgenden<br />
Tag bekräftigte Heinz in der Bar diese Absicht<br />
gegenüber einem Mann, der sich ihm als Bindeglied zur<br />
Résistance vorstellte. Daraufhin arrangierte dieser Mittelsmann<br />
am 14. August ein Treffen zwischen Heinz und<br />
William Dupuy (1888-1959), einem « aktiven Mitglied<br />
einer Widerstandsgruppe ». Heinz versicherte erneut seine<br />
Bereitschaft, den Franzosen dabei zu helfen, die Zerstörung<br />
des Hafens zu vereiteln. Er schlug vor, dass sich jemand<br />
mithilfe seiner Anweisungen Zutritt zum Lagerort<br />
der Sprengstoffe verschaffen und diese dann vernichten<br />
solle. Was seine eigene aktive Beteiligung an dieser Aktion<br />
anging, so äußerte sich Heinz klar: Er selbst wollte im<br />
Hintergrund bleiben.<br />
Die Beziehungen zur französischen Widerstandsbewegung<br />
waren für den deutschen Waffenoberfeldwebel<br />
Stahlschmidt äußerst riskant. Abgesehen von der Tatsache,<br />
dass er mit dieser Aktion das eigene Lager verriet und<br />
sein Leben riskierte, war er sich darüber bewusst, dass es<br />
innerhalb der Résistance durchaus Spitzel gab, die für die<br />
Gestapo arbeiteten. Er musste also immer mit einer Falle<br />
rechnen. Darüber, dass General de Gaulle (1890-1970)<br />
am 17. Juni 1940 vom Flugplatz Bordeaux-Mérignac aus<br />
nach London flog, um dort am nächsten Tag den entscheidenden<br />
Appel du 18 juin zu halten, und darüber, dass<br />
die französische Widerstandsbewegung sich de facto von<br />
der Gironde und Bordeaux aus formierte, kann man in<br />
Geschichtsbüchern zur Genüge lesen. Dabei wird jedoch<br />
oft unterschlagen, dass selbst de Gaulle die Résistance in<br />
Bordeaux in der Folge aufgrund interner Machtkämpfe<br />
und Verrat als « Schlangennest » bezeichnete. Insofern<br />
ging Heinz Stahlschmidt mit dem direkten Kontakt zu<br />
Mitgliedern der Résistance ein hohes Risiko ein. Doch dieses<br />
Risiko nahm er ohne zu zögern auf sich.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Heinz ging sogar so weit, der Widerstandsbewegung<br />
kurzzeitig den Schlüssel zum Bunker zu überlassen, um<br />
einen Nachschlüssel anzufertigen, mit dem die mit der<br />
Mission betraute Person später in den Bunker gelangen<br />
sollte. Zu seinem großen Erstaunen ging die Angelegenheit<br />
in den folgenden Tagen jedoch nicht vorwärts:<br />
Offensichtlich hatte die Widerstandsbewegung Schwierigkeiten,<br />
einen Freiwilligen für die Sprengung des Lagers<br />
zu finden. Dabei war Gefahr im Verzug, denn Heinz hatte<br />
die Franzosen darüber informiert, dass die Sprengung des<br />
Hafens am 25. August um 12.30 Uhr, die der Brücken<br />
in der Nacht vom 26. auf den 27. August erfolgen sollte.<br />
Doch dann entwickelten sich die Dinge auf ganz unvorhergesehene<br />
Weise: Am Dienstag, dem 22. August, um<br />
17.30 Uhr erfuhr Heinz, dass die Résistance nun endlich<br />
einen Angriffsplan für den Folgetag ausgearbeitet hatte:<br />
allerdings mit sechs Männern, statt mit einem einzigen!<br />
Dieser Plan war nach Ansicht von Heinz nicht nur zum<br />
Scheitern verurteilt, sondern eine Beteiligung daran, käme<br />
einem Selbstmord gleich. Er entschied, allein zu handeln.<br />
Am 22. August gegen 20 Uhr begab sich der junge<br />
Waffenoberfeldwebel – er war zu diesem Zeitpunkt noch<br />
nicht einmal 25 Jahre alt – daher ganz allein zu dem besagten<br />
Gebäude an der Uferpromenade. Gegenüber dem<br />
Wachmann begründete er seine Anwesenheit mit dem<br />
Vorwand einer Routineüberprüfung. Im Inneren des Gebäudes<br />
löste er heimlich eine Sprengladung aus und machte<br />
sich dann so schnell wie möglich mit einem Fahrrad auf<br />
und davon, wobei er darauf bedacht war, keinen Verdacht<br />
aufkommen zu lassen. Um genau 20.15 Uhr – er befand<br />
sich am Place Longchamps, rund einen Kilometer vom<br />
Bunker entfernt –, erschütterte eine ohrenbetäubende Explosion<br />
die Stadt und der Himmel über Bordeaux wurde<br />
von einem riesigen Blitz hell erleuchtet. Heinz wusste es<br />
noch nicht, aber sein Plan war geglückt. Sogar noch besser<br />
als gedacht. Innerhalb weniger Sekunden war das gesamte<br />
Lagergebäude und mit ihm der Vorrat an Sprengstoffen<br />
zerstört – wie im Übrigen ein guter Teil der angrenzenden<br />
Rue Raze. Heinz hatte gerade den Hafen von Bordeaux<br />
gerettet!<br />
Der deutsche Führungsstab war von den Vorkommnissen<br />
überrumpelt, die Pläne hatten sich in kürzester Zeit<br />
in Nichts aufgelöst. Da schnell klar war, dass vermutlich<br />
Heinz Stahlschmidt der Urheber der Explosion war, suchte<br />
man intensiv nach ihm. Glücklicherweise ohne Erfolg.<br />
Der Deutsche war von Mitgliedern der Widerstandsbewegung<br />
wie abgesprochen zunächst bei der Familie Dupuy<br />
in der Rue Calypso untergebracht und am nächsten Tag<br />
dann zur Familie Moga gebracht worden, die am Cours<br />
de l‘Yser eine Metzgerei betrieb. Dort blieb er bis zum<br />
Abzug der deutschen Truppe aus der Stadt am 28. August<br />
1944. Die Freude über die Befreiung ließ bei Henriette<br />
und Heinz jedoch einen bitteren Geschmack zurück,<br />
denn nun war die Zeit der Abrechnung gekommen und<br />
es tauchten « Widerstandskämpfer der letzten Stunde »<br />
auf. Die Position der beiden war nicht einfach: Henriette<br />
befürchtete nicht ohne Grund, dass man ihr die Liebe zu<br />
einem Deutschen vorwerfen würde. Es war damals üblich,<br />
Frauen, die eines solchen Vergehens beschuldigt wurden,<br />
als Strafe in aller Öffentlichkeit den Kopf zu scheren.<br />
Eine solche Demütigung blieb Henriette glücklicherweise<br />
erspart, doch in den Straßen von Bordeaux wurde sie<br />
immer wieder hilflos Zeuge solcher Szenen. Heinz wiederum<br />
wurde von denjenigen, die von seiner unglaublichen<br />
Heldentat nichts wussten, als « dreckiger Deutscher »<br />
eingestuft. Das Paar verhielt sich daher diskret, sehr diskret<br />
… 1947 erhielt Heinz die französische Staatsangehörigkeit,<br />
nahm den Namen Henri Salmide an und trat der<br />
Waldfeuerwehr des Departements Gironde bei. Mehr als<br />
alles andere wünschten sich die beiden, nun « ein normales<br />
Leben » führen zu können.<br />
Die Einwohner von Bordeaux waren lange Zeit weit<br />
davon entfernt, die Heldentat des deutschen Soldaten<br />
anzuerkennen. Im besten Fall vergaß man einfach, was<br />
er getan hatte, im schlechtesten Fall wurde er gegen seinen<br />
Willen in die Streitigkeiten zwischen verschiedenen<br />
Gruppen der Widerstandsbewegung verwickelt. Zugeben<br />
wollte es zwar niemand, doch viele hatten Mühe damit, zu<br />
akzeptieren, dass ein Deutscher der Urheber einer der wenigen<br />
rühmlichen Aktionen der Résistance von Bordeaux<br />
war. Man verlangte zwar Erklärungen von ihm, doch<br />
Heinz wurde schnell klar, dass man letzten Endes sehr<br />
wenig Interesse an seiner Version der Fakten zeigte. « Wie<br />
soll man auch einem Deutschen vertrauen? », schienen sich<br />
alle Gesprächspartner zu fragen. Die Résistance wäre im<br />
Grunde genommen gerne als Akteur in die Geschichte<br />
eingegangen, der die Zerstörung des Sprengstofflagers<br />
selbst für den nächsten Tag geplant hatte, ein Plan, in<br />
den der Deutsche Heinz Stahlschmidt letzten Endes<br />
eigenmächtig eingegriffen hatte … Obwohl die Zeit für<br />
Heinz nicht einfach war – sein Heimatland Deutschland<br />
fehlte ihm, er fühlte sich aber nicht in der Lage dazu,<br />
dorthin zurückzukehren – verlor er nicht den Glauben an<br />
Bordeaux und an Frankreich. Er fühlte sich als Franzose<br />
und hatte Angst, in Deutschland als « Verräter » oder<br />
« Deserteur » betrachtet zu werden, zumal seine Tat weder<br />
vom französischen noch vom deutschen Staat offiziell anerkannt<br />
wurde.<br />
Henriette und Heinz versuchten, die Situation so zu<br />
nehmen, wie sie war. 1949 heirateten sie in Bordeaux.<br />
Angesichts seiner umfassenden Kenntnisse über Sprengstoffe<br />
und seiner Bereitschaft, zu helfen, wo er konnte –<br />
selbst wenn er dabei sein Leben riskierte –, meldete sich<br />
Heinz freiwillig für den Minenräumdienst, um die in<br />
der Mündung der Gironde liegenden deutschen Minen<br />
unschädlich zu machen. Er führte eine beachtliche Zahl<br />
an Entminungen durch, ohne dass irgendjemand Notiz<br />
davon nahm. Erst ein Artikel im Jahr 1993 von Christian<br />
Seguin, einem Journalisten der Zeitung Sud-Ouest, brachte<br />
diese unglaubliche Geschichte ans Tageslicht. 51 Jahre<br />
nach den Ereignissen, am 19. Mai 1995, wurde Heinz<br />
Stahlschmidt, beziehungsweise Henri Salmide, wie er<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 79
FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />
inzwischen hieß, durch den Bürgermeister von Bordeaux<br />
mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet. Einige<br />
Jahre später, am 7. Dezember 2000, konnte er aus den<br />
Händen des Präfekten das Kreuz der Ehrenlegion entgegennehmen.<br />
Diese Anerkennungen machten Heinz Mut, in seine<br />
Geburtsstadt Dortmund zurückzukehren, wo sein Besuch<br />
sehr emotional aufgenommen wurde. Christian Seguin,<br />
der als Sonderberichterstatter für Sud-Ouest vor Ort war,<br />
hielt dies in einem am 30. April 2001 erschienenen Artikel<br />
fest: « Zwei Stunden lang, aufrecht stehend und mit<br />
festem Blick, äußert er sich endlich. In der ersten Reihe<br />
sitzt seine 90-jährige Cousine Grete Menne, die er nach<br />
all den Jahren zum ersten Mal wiedersieht. ‹ Ich bin stolz<br />
auf dich ›, sagt sie zu ihm […] Doch die Reise des ehemaligen<br />
Pyrotechnikers und Entminers zeigt auch ihre<br />
Grenzen auf. Der Bürgermeister von Dortmund schüttelt<br />
ihm nicht die Hand. Die politischen Vertreter sind verlegen.<br />
57 Jahre nach den Vorkommnissen befürchten sie,<br />
dass ein Mitbürger sie daran erinnert, dass bei der Sprengung<br />
des Bunkers an der Uferpromenade im August 1944<br />
auch deutsche Soldaten ums Leben kamen. Heinz Stahlschmidt<br />
sagt nichts. Er hat verstanden […] Und doch ist<br />
er zutiefst glücklich. ‹ Ohne das Kreuz der Ehrenlegion<br />
hätte ich nicht hierherkommen und darüber sprechen<br />
können. › Mit 82 Jahren hat Heinz Stahlschmidt dem<br />
Gerücht, das ihn als Verräter, Vagabund oder Deserteur<br />
abstempelte, ein Ende bereitet. Henri Salmide hat seine<br />
deutsche Seele wiedergefunden. »<br />
Nach Erscheinen des Artikels von Christian Seguin<br />
in der Zeitung Sud-Ouest kam der in Lacanau-Océan<br />
nahe Bordeaux lebende deutsche Schriftsteller und Journalist<br />
Erich Schaake auf die Idee, Heinz und Henriette<br />
zu kontaktieren. Das Paar fasste sofort Vertrauen zu ihm,<br />
gab ausführlich Auskunft und gewährte ihm Zugang<br />
zum umfangreichen Archivmaterial in seinem Besitz.<br />
Als Ergebnis der Interviews und sorgfältiger Recherchen<br />
entstand ein wunderschönes Werk, das 2010 zunächst<br />
in Deutschland unter dem Titel Bordeaux, mon amour.<br />
Eine Liebe zwischen Résistance und Wehrmacht (ISBN 978-<br />
1500412081) veröffentlicht wurde und nach wie vor über<br />
Amazon bestellt werden kann. 2011 erschien das Buch<br />
in einer Übersetzung von Josie Mély in Frankreich unter<br />
dem Titel L’Allemand qui sauva Bordeaux par amour (Éditions<br />
Michel Lafon, ISBN 978-2749913940).<br />
Ganz aktuell (März <strong>2019</strong>) ist ein weiteres Buch mit<br />
dem Titel L’Allemand qui a refusé de détruire Bordeaux (Erwan<br />
Langeo, Bordeaux 40-44, ISBN 978-2955<strong>71</strong>5529) erschienen.<br />
Der Autor hatte ebenfalls das Glück, Heinz und<br />
Henriette ab Mai 2003 mehrere Male persönlich treffen<br />
zu können. Auch er durfte sich in deren Archiven informieren.<br />
Erwan Langeo verspürte das Bedürfnis, diese<br />
Geschichte durch ein Werk bekannt zu machen, welches<br />
Heinz und Henriette würdigen und das kollektive Gedächtnis<br />
der Einwohner von Bordeaux konsolidieren sollte.<br />
Dieses Buch ist zurzeit das umfassendste und genaueste<br />
Buch dazu. Man erfährt beispielsweise, dass Henri<br />
Salmide es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, jedes Jahr<br />
am 22. August genau um 20.15 Uhr andächtig an der<br />
Stelle zu verharren, an dem sich seinerzeit der von ihm<br />
gesprengte Bunker an der Uferpromenade auf Höhe der<br />
Rue Raze befunden hatte.<br />
Heinz Stahlschmidt starb am 23. Februar 2010 im<br />
Alter von 90 Jahren. Erich Schaake hielt am Ende seines<br />
Buches fest, dass die Zeitung Sud-Ouest am Tag nach dem<br />
Tod titelte: « Bordeaux hat seinen Retter verloren. » Und<br />
Erich Schaake schließt treffend ab: « Darüber wäre Heinz<br />
Stahlschmidt mit Sicherheit sehr glücklich gewesen. »<br />
Wenn man heute an einem schönen Sonntagmorgen in<br />
der geruhsamen Atmosphäre an der Uferpromenade von<br />
Bordeaux ein paar Austern isst, spricht nichts dagegen –<br />
ganz im Gegenteil – an Henriette und Heinz zu denken.<br />
Wer weiß, was ohne die beiden aus diesen Quais geworden<br />
wäre …<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Interview<br />
Sarah Bossard ist 15 Jahre alt<br />
und besucht am Gymnasium<br />
Jean Monet in Blanquefort,<br />
einem Vorort von Bordeaux,<br />
die Seconde, was in Deutschland<br />
der 10. Klasse entspricht.<br />
Sie lernt Deutsch als zweite<br />
Fremdsprache. Besonders<br />
seit einem Schüleraustausch<br />
zwischen ihrem Gymnasium<br />
und einer Partnerschule in<br />
Freiburg sowie einem Besuch<br />
in Berlin interessiert sie sich<br />
sehr für Deutschland. Wir haben Sarah das<br />
Buch von Erich Schaake zum Lesen gegeben<br />
und gemeinsam mit ihr die Orte in Bordeaux<br />
besucht, die in der Geschichte von Heinz<br />
Stahlschmidt eine Rolle spielten. Das folgende<br />
Gespräch mit ihr über dieses Thema möchten<br />
wir Ihnen nicht vorenthalten.<br />
Sarah, hattest du schon etwas von Heinz Stahlschmidt gehört,<br />
bevor wir dir von ihm erzählt haben?<br />
Nein, überhaupt nichts, obwohl wir natürlich im<br />
Gymnasium die Zeit des Zweiten Weltkriegs bearbeitet<br />
haben. Der Unterricht konzentrierte sich jedoch vor<br />
allem auf den nationalen und europäischen Blickwinkel;<br />
es ging dabei nie um regionale Aspekte und noch<br />
weniger um Bordeaux. Ich finde das schade. Es war<br />
für mich ein richtiggehender Schock, als ich diese Geschichte<br />
erfahren habe. Sie berührt mich. Im Übrigen<br />
war es mir wichtig, mit jemandem darüber zu reden.<br />
Nachdem ich das Buch von Erich Schaake gelesen<br />
hatte, habe ich deshalb einen ehemaligen Lehrer von<br />
mir besucht. Ich wollte wissen, ob er diese Geschichte<br />
kennt. Das war aber nicht der Fall. Ich war sehr überrascht,<br />
dass ein solches Ereignis hier ganz unbekannt<br />
ist. Schließlich wäre Bordeaux ohne Heinz Stahlschmidt<br />
nicht die Stadt, die wir heute kennen. Und als<br />
Bewohner von Bordeaux haben wir auch keine Entschuldigung<br />
dafür, diese Ereignisse nicht zu kennen.<br />
Wenn Pariser noch niemals etwas davon gehört haben,<br />
kann ich das ja vielleicht noch verstehen, aber wir …<br />
Warum haben wir darüber nichts gelernt?<br />
Was hat dich bei dieser Geschichte am meisten berührt?<br />
Die Tatsache, dass Heinz<br />
Stahlschmidt gezwungen war,<br />
alleine zu handeln! Das ist doch<br />
ziemlich verrückt: Er ist bereits<br />
ein großes Risiko eingegangen,<br />
indem er die Informationen an die<br />
Résistance weitergegeben hat. Er<br />
wusste sehr genau, dass ihn das<br />
Kopf und Kragen kosten konnte.<br />
Und doch hat er beschlossen,<br />
alleine zu handeln. Ich finde das<br />
unglaublich. Ehrlich gesagt hat<br />
es mich traurig gestimmt, dass er<br />
damit alleine war …<br />
Was hat deiner Meinung nach Heinz<br />
Stahlschmidt dazu bewogen, so zu<br />
handeln?<br />
Ich würde sagen, mit Sicherheit die Liebe, die<br />
er für Henriette und die Stadt empfunden hat. Ich<br />
glaube aber, dass es darüber hinaus seine persönliche<br />
Überzeugung war. Der Befehl seiner Vorgesetzten, den<br />
Hafen von Bordeaux zu zerstören, war für ihn einfach<br />
unsinnig und nutzlos. Der Krieg war auf jeden Fall bereits<br />
verloren …<br />
Dir ist bewusst geworden, dass weder in Bordeaux noch im<br />
Rest von Frankreich jemand diese Geschichte kennt. Wie<br />
denkst du darüber?<br />
Das ist schade! Das ist doch ein Teil unserer Geschichte<br />
und unserer Kultur. Ich glaube, dass sich die<br />
Franzosen geschämt haben, dass es ein Deutscher war,<br />
der an ihrer Stelle etwas unternommen hat. Ich finde<br />
jedoch, dass man dies inzwischen beiseiteschieben sollte.<br />
Alle sollten heute darüber informiert sein. Wir sind<br />
keine Feinde mehr, daher gibt es keinen Grund, nicht<br />
akzeptieren zu können, dass ein Deutscher Bordeaux<br />
rettete!<br />
Was hältst du davon, dass es seit einigen Jahren in Bordeaux<br />
ein Straßenschild mit der Aufschrift « Rue Henri Salmide<br />
né Heinz Stahlschmidt 1919-2010 » gibt?<br />
Das ist natürlich gut. Aber meiner Ansicht nach<br />
wurde das auch Zeit … Und es wäre besser, wenn auf<br />
dem Schild mehr als nur Name, Geburts- und Sterbejahr<br />
stehen würde.<br />
So? Was zum Beispiel?<br />
« Henri Salmide né Heinz Stahlschmidt (1919-<br />
2010), l’Allemand qui sauva Bordeaux » oder etwas in<br />
der Richtung. Das würden wenigstens alle verstehen …<br />
Vielen Dank, Sarah, für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 81
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
Der Comic:<br />
ein eigenständiges<br />
Medium in<br />
Frankreich ( 1 / 3 )<br />
Nora Krug:Heimat,<br />
ein deutsches Familienalbum<br />
Comics wurden lange Zeit als Medium für Kinder angesehen.<br />
In Frankreich hat sich ihr Stellenwert jedoch seit einigen Jahren<br />
grundlegend verändert. Heute befassen sie sich mit den<br />
verschiedensten Themen, wobei das Spektrum von lustig bis<br />
ernsthaft alles umfasst. Auf diesem Weg haben sie einen nicht<br />
unbedeutenden Anteil der erwachsenen Leserschaft erobert und<br />
stellen inzwischen knapp 15 % des Buchhandelsumsatzes dar.<br />
Kein Wunder also, dass der Comic heute als eigenständiges<br />
Medium angesehen wird, das man nicht ignorieren kann. Von<br />
der steigenden Begeisterung für Comics zeugt jedes Jahr das<br />
Festival de la Bande Dessinée in Angoulême. Ende Januar, bei<br />
der diesjährigen Auflage des in Frankreich mittlerweile wichtigen<br />
Kulturereignisses, trafen wir mehrere Verlage und Autoren aus<br />
verschiedenen Ländern, um besser zu verstehen, was hinter dem<br />
Boom des Comics in Frankreich steckt. Einige Arbeiten sind<br />
unseres Erachtens besonders repräsentativ für diesen « neuen<br />
Comic », sodass wir sie Ihnen vorstellen möchten. Wir beginnen<br />
mit dem fesselnden und zugleich berührenden Album von<br />
Nora Krug.<br />
Nora Krug wird 1977 in<br />
Deutschland geboren, also<br />
mehr als 30 Jahre nach dem<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs. Ihre<br />
Kindheit verbringt sie in Karlsruhe. Der<br />
Garten ihres Elternhauses grenzt direkt<br />
an die Piste der amerikanischen Militärbasis,<br />
wo ständig Flugzeuge starten<br />
und landen. Obwohl sie ein Kind ist,<br />
spürt sie, dass sich hinter diesem nicht<br />
enden wollenden, dröhnenden Hin und<br />
Her etwas Seltsames verbirgt. « Ganz<br />
vage war mir klar, dass in der Vergangenheit<br />
etwas schiefgelaufen ist »,<br />
schreibt sie später über diese Zeit. Als<br />
Kind jedoch kann sie nicht erfassen, was<br />
es genau ist. Erst in der Schule, als Jugendliche,<br />
erfährt sie von den furchtbaren<br />
Ereignissen der Vergangenheit.<br />
Für Nora ist das ein Schock. Sie versucht<br />
zu verstehen, was damals passiert<br />
ist. Schnell wird ihr bewusst, dass es<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
innerhalb der Familie nicht einfach ist, darüber zu reden. Sie lernt also,<br />
wie viele andere Deutsche ihres Alters, mit einer belastenden Vergangenheit<br />
zu leben, für die sie gar nicht verantwortlich ist …<br />
Im Alter von 20 Jahren flieht sie in gewisser Weise vor dieser<br />
Vergangenheit, wandert in die Vereinigten Staaten aus und heiratet<br />
in New York einen Mann jüdischer Abstammung. Sie erarbeitet sich<br />
einen Ruf als Illustratorin, ihre Zeichnungen erscheinen in renommierten<br />
Zeitungen wie The New York Times, The Guardian und in<br />
der französischen Le Monde diplomatique. Das Leben könnte schön<br />
sein, sehr schön sogar. Doch selbst Tausende Kilometer von ihrem<br />
Heimatland Deutschland entfernt, stellt Nora fest, dass sie sich als<br />
Deutsche der Vergangenheit ihres Landes nicht wirklich entziehen<br />
kann. Darüber ist sie selbst derart erstaunt, dass sie aus Angst, man<br />
könne sie auf das Nazideutschland ansprechen, versucht, ihren deutschen<br />
Akzent zu verbergen. Obwohl sie mitten in der als weltoffen<br />
bekannten Stadt New York lebt, vermeidet sie sorgfältig jeden Bezug<br />
zu ihrer Staatsangehörigkeit. In ihr hat sich eine Art Schuldgefühl<br />
entwickelt, sie schämt sich, Deutsche zu sein: « Ich kann im Yogakurs<br />
nicht einmal meinen Arm waagrecht nach vorne strecken, ohne an<br />
den Hitlergruß zu denken. » Das Unbehagen sitzt tief, und Nora wird<br />
sich im Laufe der Jahre immer mehr über den Schmerz bewusst, den<br />
die Vergangenheit in ihr auslöst.<br />
Die Zeichnerin beschließt, sich mit ihrem Land, an das sie unablässig<br />
denken muss, auszusöhnen. Sie macht sich deshalb auf die<br />
Suche nach der Wahrheit, nach der wahren Vergangenheit ihrer<br />
Familie. Nora ahnt nur zu gut, dass das, was man ihr erzählt hat,<br />
nur Bruchstücke sind. Und damit kann sie sich nicht mehr<br />
zufriedengeben. Mehrere Male kehrt sie daher in das Land<br />
ihrer Kindheit zurück. Sie ist entschlossen, vor allem die Geschichte<br />
von zwei Personen zu verstehen: die ihres Großvaters<br />
mütterlicherseits, der während des Krieges Fahrlehrer war,<br />
und die ihres Onkels väterlicherseits, eines im jugendlichen<br />
Alter im Krieg gefallenen SS-Soldaten. Als Erwachsene kehrt<br />
sie also nach Deutschland zurück, um ihre Eltern und Angehörigen<br />
zu befragen und in den Archiven der Familie und der<br />
Gemeinde zu recherchieren, um so einige Dinge zu klären,<br />
die sie als Kind nur vage wahrgenommen hat. Dabei geht es<br />
Nora zu keinem Zeitpunkt darum, ein Urteil zu fällen, sie<br />
will ganz einfach nur verstehen. Während dieser Aufenthalte<br />
füllt sie zahlreiche Hefte mit Notizen und Zeichnungen. Sie<br />
sammelt Fotos und Zeitungsartikel, sieht Filme an, hört die<br />
Musik der damaligen Zeit. Doch vor allem versucht Nora, in<br />
die Rolle ihrer Vorfahren zu schlüpfen, sich in sie hineinzuversetzen.<br />
Nora entscheidet schließlich, aus dieser persönlichen,<br />
nahezu zwanghaften Arbeit einen Comic zu machen. Es entsteht<br />
ein ausgefallenes Album, eine Art Mosaik aus Erinnerungen,<br />
das neben Zeichnungen auch Fotos, Post-its mit Notizen,<br />
Dokumente und mit vermeintlich naiver Kinderhand<br />
aufgeschriebene Gedanken enthält. Man dringt förmlich in<br />
Noras Privatsphäre ein, stellt sich dieselben Fragen über ihre<br />
Familie wie sie und beginnt, gemeinsam mit ihr, manches<br />
besser zu verstehen. Dieser Comicband ist eine regelrechte<br />
persönliche Ermittlung, die scharfsinnig und emotional formuliert<br />
und gezeichnet ist. Durch die vielen Freiheiten bei<br />
der Gestaltung, die sich die Autorin genommen hat, nimmt<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 83
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
uns der Comic mit in die vielschichtige Vergangenheit einer deutschen<br />
Familie in den Dreißigerjahren. Natürlich ist es nicht das erste Mal,<br />
dass dieses Thema behandelt wird. Doch die Umsetzung des einerseits<br />
zurückhaltenden und doch außerordentlich realistischen Werkes lässt<br />
den Leser sofort die schwierigen Entscheidungen, mit denen diese Familie<br />
konfrontiert war, und die daraus für die folgenden Generationen<br />
resultierenden Folgen, nachempfinden. Im Vergleich zu einem « klassischen<br />
» Buch erscheint das Thema in diesem Comic natürlicher und<br />
persönlicher. Man versteht, warum Nora Krug diese Nachforschungen<br />
betrieben hat: weil sie sich einerseits nach ihrem Heimatland sehnte, es<br />
aber andererseits solange nicht wirklich lieben konnte, solange sie nicht<br />
mit dessen Vergangenheit im Reinen war.<br />
Das Album erschien 2018 zunächst in Deutschland unter dem Titel<br />
Heimat, ein deutsches Familienalbum im Penguin Verlag und kurze Zeit<br />
später in den Vereinigten Staaten unter dem Titel Belonging, A German<br />
Reckons with History and Home (Scribner Verlag). Inzwischen wurde es<br />
in zahlreichen Ländern veröffentlicht, unter anderem in Frankreich<br />
(Heimat, Loin de mon pays, Éditions Gallimard), wo es in den Buchhandlungen<br />
ein echter Erfolgstitel ist.<br />
Interview:<br />
Nora Krug, Illustratorin, Autorin<br />
von Heimat, ein deutsches Familienalbum<br />
Nora Krug, beim Lesen dieses Albums wird einem schnell klar, dass es stark<br />
von der Vorstellung abweicht, die man normalerweise von einem klassischen<br />
Comic hat. Was die Form angeht, so hat man einmal das Gefühl, ein Geschichtsbuch<br />
in den Händen zu halten, dann wieder ein Notizbuch oder ein<br />
Reisetagebuch. Alle diese Ausdrucksformen haben jedoch eine Gemeinsamkeit:<br />
Sie bestehen aus einer Abfolge von Collagen aus Texten, Zeichnungen,<br />
Fotos …<br />
Das stimmt. Das entspricht der geistigen Verfassung, in der ich bei<br />
der Realisierung dieses Comics war. Ich hatte das Bedürfnis, mich auf<br />
verschiedene Arten auszudrücken. Meistens kam mir eine Zeichnung<br />
in den Sinn, aber manchmal musste es ein Foto oder ein Text sein, der<br />
über das hinausgeht, was man mit einer klassischen « Sprechblase »<br />
des Comics ausdrücken kann. Ich gebe zu, dass es nicht einfach war,<br />
die Vergangenheit meiner Familie, diese Vergangenheit, die ich zum<br />
Großteil nicht kannte, zu rekonstruieren. Das ist nach und nach geschehen,<br />
« scheibchenweise », aufgrund von Recherchen, Begegnungen<br />
und manchmal auch von Zufällen des Lebens. Ich glaube, dass das in<br />
der Tat unerwartete Äußere dieses Albums dem entspricht. In gewisser<br />
Weise ist es ein Patchwork, das letzten Endes die Erinnerungen einer<br />
Familie an die Vergangenheit repräsentiert.<br />
Im Grunde genommen zwingt dieses Album auch dazu, das klassische Bild,<br />
das man von einem Comic hat, zu überdenken. Sie sprechen ein grundlegendes<br />
Thema sowohl auf persönliche als auch auf allgemeingültige Art an,<br />
nämlich die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und seine Vermittlung.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Ein Comic wird also der Bedeutung dieses Themas gerecht?<br />
Ganz sicher. Man kann nicht nur mit den Worten der<br />
« klassischen Literatur » Gefühle übermitteln oder Empfindungen<br />
beschreiben. Sie sind nicht die einzigen Hilfsmittel,<br />
die stark genug dafür sind. Auch Zeichnungen,<br />
Gemälde oder Musik können dies. Generell ist die Kunst<br />
ein außergewöhnliches Kommunikationsmittel. Dies wird<br />
einem vermutlich heute besser bewusst, da der Comic reifer<br />
geworden ist. Er hat heute eine gewisse Substanz und darf<br />
mit vollem Recht ernste Dinge behandeln. Das zeigt sich<br />
besonders in Frankreich, wo die Buchhandlungen und Zeitungskioske<br />
voll von Comics sind, die sich mit wirklichen<br />
Gesellschaftsthemen beschäftigen und an Erwachsene<br />
richten. Beim Festival de la Bande Dessinée in Angoulême ist<br />
besonders frappierend, dass Comics heute von der Realität<br />
handeln. Zeichnen ist mehr denn je eine Art, sich auszudrücken.<br />
Der heutige Comic hätte dann letzten Endes eine politische<br />
Rolle.<br />
Ja, definitiv! Im Übrigen ist das nicht neu. Wenn man<br />
die Geschichte des Comics erforscht, wird einem bewusst,<br />
dass dieser schon immer eine politische Rolle gespielt hat.<br />
Und zwar auf allen Kontinenten. Diese Rolle kann negativ<br />
sein, wenn er zum Beispiel zu Propagandazwecken missbraucht<br />
wird, aber sie kann auch positiv sein. Vor allem,<br />
wenn Comics Leser ansprechen, die aus den verschiedensten<br />
Gründen mit Büchern nicht vertraut sind. Manche<br />
lassen sich heute noch von einem Buch beeindrucken. Die Stärke<br />
des Comics ist es gerade, dass er a priori fassbarer, « leicht verständlich<br />
» ist, « keine Angst macht ». Das bedeutet jedoch, dass wir<br />
Illustratoren eine echte Verantwortung haben. Ein Bild ist ein starkes<br />
Mittel, das in der Tat politisch sein kann, darauf müssen wir<br />
achten. Wir müssen im Übrigen auch darauf achten, auf welche<br />
Art wir die Welt betrachten: Diese Betrachtungsweise kann in der<br />
Folge eine politische Dimension bekommen, die uns möglicherweise<br />
über den Kopf wächst.<br />
Wie wurde Ihr Comic in Deutschland aufgenommen?<br />
Sehr gut. Am wichtigsten sind für mich dabei die Nachrichten,<br />
in denen mir Deutsche erklären, dass ihnen das Album geholfen<br />
hat, dass es manchmal zum notwendigen « Klick » geführt hat, mit<br />
der Aufarbeitung ihrer eigenen familiären Vergangenheit zu beginnen.<br />
Vor allem in meiner Generation bin ich nicht die Einzige,<br />
die sich solche Fragen über ihre Familie stellt. Aber ich weiß, wie<br />
schwierig es ist, sich an die Konfrontation mit der Vergangenheit<br />
zu wagen. Umso besser, wenn der Comic meinen Lesern dabei<br />
helfen kann. Bücher können bekanntlich manchmal guttun. Wenn<br />
dies einem Comic ebenfalls gelingt, dann hat er meines Erachtens<br />
mehr denn je an Geltung gewonnen …<br />
Nora Krug, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />
Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />
10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />
Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />
Coup de cœur – Die Straßenbuchhändler an den Seine-Quais 65<br />
in Paris<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />
von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />
einen Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />
Museum im Herzen der Hauptstadt<br />
Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />
Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />
Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />
Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />
neuen Stadtteils<br />
Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />
Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />
Nachwuchs<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />
in Paris<br />
Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />
des Prachtboulevards?<br />
Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />
Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 26<br />
Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />
Canal Saint-Martin – Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />
Hotels<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
La Belle Juliette – Paris 54<br />
Hotel Lutetia – Paris 32<br />
The Five Hotel – Paris 26<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />
Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />
Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />
3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />
Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />
Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />
Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />
Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />
Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />
des vereinten Europas<br />
Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />
Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Hotels<br />
Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />
Meuse – Wandern mal anders – Die Begegnung von 70<br />
zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum<br />
Elsass – Kaysersberg,eines der Lieblingsdörfer der Franzosen 69<br />
Vogesen – Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im 68<br />
Herzen der Vogesen<br />
Grand-Est – Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 65<br />
456 Heißluftballons<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />
Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />
sondern Objekte voller Sinn<br />
Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />
Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />
Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />
Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />
10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />
Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />
Kulturerbe<br />
Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />
Kumpel<br />
Hotels<br />
Le Chambard – Kaysersberg<br />
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – Gérardmer 68<br />
La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />
5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Jura – Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum<br />
69<br />
Spielzeugland<br />
Haute-Saône – Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: 69<br />
eine Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />
Ostfrankreich – Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei 68<br />
Jura – Salins-les-Bains: Salz, das weiße Gold prägt eine 67<br />
ganze Region<br />
Saône-et-Loire – Tournus, ein Zwischenstopp für Neugierige 66<br />
auf dem Weg in den Süden<br />
Côte d’Or – Vill’Art, das zweite Leben eines Steinbruchs 66<br />
Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />
Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />
Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />
Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />
Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />
Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />
Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />
43<br />
Wissenschaft<br />
Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />
Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />
untergegangenen Dorfes<br />
Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />
Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />
Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />
Belfort – Charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />
6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Pays de la Loire – Die schöne Geschichte des größten 70<br />
japanischen Gartens Europas<br />
Loire-Tal – Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten 68<br />
Mayenne – Mit dem Hausboot auf der Mayenne 66<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />
La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />
60<br />
Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />
Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />
Le Mans – Unerwartet anders 33<br />
Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />
Hotels<br />
Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />
7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />
Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />
Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />
Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />
Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />
10 Ideen… für die Normandie 37<br />
Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />
Etretat – Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Hotels<br />
Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />
8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de cœur für die größte 70<br />
bretonische Insel<br />
Finistère – Locronan, die bretonische Seele par excellence 66<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />
Osterinsel<br />
Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />
Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />
Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />
Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />
Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />
– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />
Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />
Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />
Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />
Hotels<br />
Castel Clara – Port Goulphar, Belle-Île-en-Mer 70<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />
9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Atlantiküste – Ein Paradies für Naturismus 67<br />
Nouvelle-Aquitaine – Coup de cœur: Parc de Majolan 66<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />
Bordeaux 60<br />
Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />
– Reif für die Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
42<br />
schwarzen Fassaden<br />
Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />
Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />
Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Hotels<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46
10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />
Corrèze – Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Micchu zu sein 68<br />
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />
63<br />
Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />
Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />
Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />
37<br />
Zentralmassiv<br />
Puy de Dôme – Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />
Hotels<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />
lebt »<br />
Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />
Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />
Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />
44<br />
näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />
Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />
Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />
den Pyrenäen<br />
Hotels<br />
Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />
Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />
Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />
12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />
13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Aude – Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches 65<br />
Abenteuer<br />
Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />
Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />
Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />
wird<br />
La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />
Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />
47<br />
Klosterbruder wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />
Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />
Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />
Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />
Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />
Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />
und morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />
Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />
Grignan<br />
Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />
Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />
39<br />
verlorenen Garten<br />
Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />
Hotels<br />
Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />
15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />
Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />
Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />
Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />
Hotels<br />
Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />
16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Marseille – Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch 70<br />
immer atuell<br />
Camargue – Tanzende Flamingos in der Camargue 69<br />
Provence – Lavendel: eine überraschende deutschfranzösische<br />
67<br />
Geschichte.<br />
Provence – Mit Giono auf dem Berg der Schäfer 67<br />
Alpes-de-Haute-Provence – Salagon, ein einzigartiger Ort, 66<br />
um die Hochprovence zu verstehen<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />
Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />
Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />
10 Ideen… für die Provence 39<br />
Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />
Saint-Rémy<br />
Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Hotels<br />
B Design & Spa – Le Paradou 39<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur – Géoparc de Haute-Provence, 65<br />
eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />
Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />
Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />
Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />
Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />
Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />
Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />
werden<br />
Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />
Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />
Parks<br />
Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Hotels<br />
La Bonne Etape – Château-Arnoux-Saint-Auban 65<br />
Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />
Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />
18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete (DOM/TOM)<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />
Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Hotels<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Appetitanreger<br />
Gratin de légumes du jardin 47<br />
Suppen<br />
Soupe à l’oignon gratinée 48<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Gaspacho de tomate 40<br />
Velouté de laitue 38<br />
Salate<br />
Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln 66<br />
Quiches & Tartes<br />
Tourte Printanière aux champignons de Paris 70<br />
Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />
60<br />
châtaignes<br />
Quiche Lorraine 33<br />
Gratins, Aufläufe & Toasts<br />
Camembert rôti au four 57<br />
Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />
Parmentier de canard 31<br />
Fleischgerichte<br />
Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Coq au vin 43<br />
Epaule d’agneau rôtie au four 26<br />
Fischgerichte<br />
Encornets à la Sétoise 69<br />
Blanquette de saumon 65<br />
Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />
Sole meunière 61<br />
Fondues und Saucen<br />
Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />
Desserts<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />
Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />
Gebäck<br />
La Tarte Bourdaloue 67<br />
Les petits sablés de Noël 53<br />
Le Paris-Brest 50<br />
Cannelés 41<br />
Getränke<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
Spirituosen – Roderich Dühr, ein Deutscher, der Cognac im 65<br />
Blut hat<br />
Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />
Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />
Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />
Reben näher denn je<br />
Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />
Bierliebhaber<br />
Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />
Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />
gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />
wissen wollten<br />
Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />
Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />
53<br />
Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />
Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />
Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />
Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />
die lebt!<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />
Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
42<br />
schwarzen Fassaden<br />
Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />
Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />
Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />
Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />
Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />
Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />
AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Loire – Biologisch-dynamischer Weinanbau an der Loire 26<br />
Genuss<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gastronomie – Champignons: Jacky Roulleau, der Gärtner 70<br />
der Nacht<br />
Genuss – Bouchot-Muscheln: der Rolls-Royce unter den 69<br />
französischen Muscheln<br />
Gastronomie – Das beste aller Baguettes 66<br />
Gastronomie – Kaviar von der französischen Atlantikküste, 65<br />
der neue Star<br />
Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />
Flughafen zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />
erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />
Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />
Produkte – Orangina 53<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />
Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />
Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Politik & Wirtschaft<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Politik – Sind die Regionen das Erfolgsrezept für den 70<br />
Tourismus ?<br />
Wirtschaft – Frankreich-Deutschland: der Krieg der<br />
69<br />
Gummibärchen ist erklärt!<br />
Initiative – Die deutsch-französische Freundschaft: welch 65<br />
eine Energie!<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen 2017, Präsidiale Orte 63<br />
Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />
<strong>Nr</strong>.
Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />
Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />
Pestizide<br />
Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />
Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />
Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />
Münzprägung<br />
Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />
Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />
Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />
Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />
Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />
Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />
Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />
du Midi<br />
Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />
Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />
droite, Urlaub in politischen Farben<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gesellschaft – Demografie: mehr Franzosen, aber nicht 70<br />
überall …<br />
Gesellschaft – Der unglaubliche Streit im das Erbe von 69<br />
Saint-Exupéry<br />
Interview – Serie «Quand on aime la France» (2)<br />
69<br />
René Martin, der französische Steve Jobs der Musik<br />
Interview – Serie «Quand on aime la France»<br />
68<br />
Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München<br />
Ernährung – Vorsicht vor triploiden Austern! 67<br />
Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />
größte Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />
guten Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />
Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />
Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />
Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />
Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />
Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />
58<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />
Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />
Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />
zusammen?<br />
Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />
Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />
Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />
Wissenschaft erklärt<br />
Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />
Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />
Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />
Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />
Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />
Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />
Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />
französischen Sprache<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />
Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />
Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />
Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />
Winterspiele 2018 – Annecy träumt von Olympia 26<br />
Humor – Die Komiker mit dem großen G: Humor à la 26<br />
française<br />
Kunst & Kultur<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Kultur – Amüsante Geschichten rund um die französische 68<br />
Nationalhymne «La Marseillaise»<br />
Kultur – Festival de Piano de La Roque d’Anthéron 67<br />
Geschichte – Der Neandertaler: Unser Urahn erhält ein neues 67<br />
Image<br />
Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />
Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />
française<br />
Kultur – 1977-2017: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />
noch überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />
Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />
Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />
Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />
Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />
Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />
Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />
hohe Wellen<br />
Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />
eingeholt wird<br />
Fotostudio Harcourt – Un certain regard 26<br />
Lebensart<br />
Produkte – Das Gemüsepassiergerät aus Edelstahl namens 70<br />
Moulinex<br />
Produkte – Le Livre de Poche: eine kulturelle Revolution 69<br />
Produkte – Châteldon: der Champagner unter den<br />
68<br />
französischen Mineralwässern<br />
Produkte – Revolution in Sachen Aperitif! 67<br />
Produkte – Les boules Quies 66<br />
Produkte – Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc 65<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />
Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />
Produkte – Duralex-Gläser 53<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
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<strong>Nr</strong>. 36<br />
<strong>Nr</strong>. 37<br />
<strong>Nr</strong>. 38<br />
<strong>Nr</strong>. 39<br />
<strong>Nr</strong>. 40<br />
<strong>Nr</strong>. 41<br />
<strong>Nr</strong>. 42<br />
<strong>Nr</strong>. 43<br />
<strong>Nr</strong>. 46<br />
<strong>Nr</strong>. 47<br />
<strong>Nr</strong>. 48<br />
<strong>Nr</strong>. 49<br />
<strong>Nr</strong>. 50<br />
<strong>Nr</strong>. 51<br />
<strong>Nr</strong>. 53<br />
<strong>Nr</strong>. 54<br />
<strong>Nr</strong>. 57<br />
<strong>Nr</strong>. 58<br />
<strong>Nr</strong>. 59<br />
<strong>Nr</strong>. 60<br />
<strong>Nr</strong>. 61<br />
<strong>Nr</strong>. 62<br />
<strong>Nr</strong>. 63<br />
<strong>Nr</strong>. 64<br />
<strong>Nr</strong>. 65<br />
<strong>Nr</strong>. 66<br />
<strong>Nr</strong>. 67<br />
<strong>Nr</strong>. 68<br />
<strong>Nr</strong>. 69<br />
<strong>Nr</strong>. 70<br />
Vorname / Name<br />
Straße / Hausnummer<br />
PLZ Ort<br />
Land<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
IBAN<br />
<br />
ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein<br />
BIC<br />
Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin,<br />
Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 den Bestellpreis<br />
von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir gesondert mitgeteilt.<br />
Datum, Unterschrift<br />
Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />
schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.
ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />
Als ich erfahren habe, dass in der aktuellen Ausgabe von<br />
Frankreich erleben ein Artikel dem Baskenland gewidmet<br />
ist, kam mir sofort der Gedanke, das Rezept des berühmtesten<br />
Kuchens dieser Region, des Gâteau basque, mit<br />
Ihnen zu teilen. Dieser Kuchen, den man in quasi allen<br />
baskischen Restaurants und in vielen Konditoreien findet,<br />
ist oben knusprig und innen weich. Es gibt ihn in zwei<br />
Varianten: gefüllt mit Konditorcreme oder mit Konfitüre<br />
aus Schwarzkirschen. Ich persönlich bevorzuge die erste Variante und<br />
werde Ihnen diese deshalb vorstellen. Selbstverständlich können Sie jederzeit<br />
die Konditorcreme durch eine gute Schwarzkirschkonfitüre ersetzen.<br />
Gâteau basqueFür 6-8 Personen<br />
Zubereitungszeit: etwa 45 Minuten<br />
Backzeit: 30 Minuten<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Zutaten für den Teig:<br />
200 g Butter<br />
400 g Mehl<br />
2 Eier<br />
4 Eigelbe<br />
200 g Kristallzucker<br />
½ Pck. Backpulver<br />
1 Prise Salz<br />
Zutaten für die Creme:<br />
½ l Vollmilch<br />
50 g Mehl<br />
1 Ei<br />
2 Eigelbe<br />
120 g Streuzucker<br />
2 EL brauner Rum<br />
1 Vanilleschote<br />
Zubereitung des Teiges:<br />
•<br />
Weiche Butter, 2 Eier und 3<br />
Eigelbe, Kristallzucker, gesiebtes<br />
Mehl, Backpulver und Salz in einer<br />
Schüssel mischen und von Hand<br />
so lange kneten, bis ein homogener<br />
Teig entstanden ist, der nicht mehr<br />
klebt. Daraus eine Kugel formen.<br />
• Den Teig in Frischhaltefolie wickeln<br />
und im Kühlschrank mindestens<br />
eine halbe Stunde ruhen lassen.<br />
Zubereitung der Creme:<br />
•<br />
Zucker, Ei und 2 Eigelbe zusammen<br />
in einer Rührschüssel so<br />
lange schlagen, bis eine schaumige<br />
Mischung entsteht. Das gesiebte<br />
Mehl unter ständigem Rühren<br />
nach und nach einarbeiten.<br />
• Vanilleschote der Länge nach<br />
aufschneiden und das Mark auskratzen.<br />
Die Milch mit der Schote<br />
und dem Mark in einem Topf zum<br />
Kochen bringen. Vanilleschote<br />
entnehmen, die Hälfte der Milch<br />
unter ständigem Rühren nach und<br />
nach zur Zucker-Ei-Mischung<br />
geben. Anschließend diese Masse<br />
wieder zurück in den Topf zur restlichen<br />
Milch leeren. Bei mittlerer<br />
Hitze unter ständigem Rühren<br />
(mit einem Holzlöffel) so lange<br />
kochen, bis die Creme eindickt.<br />
• Den Topf vom Herd nehmen und<br />
den braunen Rum hinzufügen.<br />
• Die Creme in eine Schüssel<br />
füllen, mit Frischhaltefolie<br />
abdecken und bei Zimmertemperatur<br />
abkühlen lassen.<br />
Fertigstellung des Kuchens<br />
•<br />
Eine Kuchenform mit einem<br />
Durchmesser von 22 cm einfetten<br />
und mit Mehl bestäuben.<br />
• Den Teig aus dem Kühlschrank<br />
nehmen, nochmals leicht durchkneten<br />
und in zwei Hälften<br />
teilen, wobei ein Teil etwas größer<br />
sein sollte. Beide Teighälften 4<br />
bis 5 mm dick ausrollen. Eine<br />
Teigplatte sollte den Durchmesser<br />
der Kuchenform haben, die<br />
zweite etwa 2 cm größer sein.<br />
• Mit der größeren Teigplatte<br />
Boden und Rand der Kuchenform<br />
auskleiden.<br />
• Die abgekühlte Creme<br />
auf den Teig geben.<br />
• Die zweite Teigplatte darauflegen<br />
und die Teigränder der beiden Platten<br />
mit angefeuchteten Fingern zusammendrücken.<br />
Den Kuchen oben<br />
mit dem restlichen Eigelb bestreichen<br />
und die Oberfläche mit den<br />
Zinken einer Gabel einritzen. Anschließend<br />
den Teig mit einer Messerspitze<br />
ein paar Mal einstechen.<br />
• Rund 30 Minuten bei 180° C<br />
im vorgeheizten Backofen<br />
backen. Der Kuchen sollte<br />
eine goldgelbe Farbe haben.<br />
• Aus dem Ofen nehmen und<br />
vollständig abkühlen lassen.<br />
Idealerweise lässt man den<br />
Kuchen einen Tag stehen, er<br />
schmeckt dann noch besser.<br />
• Ich persönlich mag gerne einen<br />
kühlen Cidre brut als Begleiter<br />
zum Gâteau basque. Guten Appetit<br />
und einen schönen <strong>Sommer</strong>!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 91
ART DE VIVRE Produkte<br />
Serie: Typisch französische Produkte (21)<br />
Herbes de Provence<br />
Haben Sie auch bereits einmal in einem französischen<br />
Supermarkt im Gewürzregal nachdenklich<br />
einen Beutel oder ein Glas mit der<br />
Aufschrift Herbes de Provence betrachtet? Wenn es ein<br />
verbreitetes Konsumgut gibt, das die Anziehungskraft<br />
Frankreichs widerspiegelt, dann ist es dieses! Selbst im<br />
Supermarkt stimmt uns bereits der Name träumerisch:<br />
Vor unserem inneren Auge entsteht das Bild eines<br />
schönen <strong>Sommer</strong>tages, mit dem Zirpen der Zikaden<br />
im Gebüsch, einer Boulepartie, einem Aperitif unter<br />
einem schattigen Baum und dem leckeren Geruch von<br />
gegrilltem Gemüse oder Fleisch, das, bestreut mit den<br />
berühmten Kräutern, gerade auf dem Grill vor sich hin<br />
brutzelt … Da stehen die Chancen gut, dass man der<br />
Versuchung nicht widerstehen kann – gar nicht erst<br />
widerstehen will – und das besagte Produkt in den<br />
Einkaufswagen legt.<br />
Doch zu Hause angekommen stellt man dann<br />
oft fest, dass die Realität stark von der Vorstellung<br />
abweicht und sowohl Geschmack als auch Geruch<br />
der erstandenen Kräuter weit von den Erwartungen<br />
entfernt sind. Enttäuschung macht sich breit. Wo ist<br />
der verführerische, kräftige Duft der provenzalischen<br />
Garrigue geblieben? Und wo der dieser Mischung so<br />
eigene Geschmack? Bereits das Aussehen vieler Herbes<br />
de Provence erinnert in Wirklichkeit eher an einen<br />
eingetrockneten Kräutertee oder an eine pulvrige<br />
Melange fader Gewürze. Doch halt! Entströmt dem<br />
Ganzen nicht doch ein vager Hauch von Provence?<br />
Allerdings eher einer « Provence im Sonderangebot »,<br />
einer Provence, der wohl die Sonne fehlte.<br />
« Willkommen in unserer modernen Welt », könnte<br />
man da sagen. Einer Welt, in der die Bezeichnung<br />
Herbes de Provence weder eine Garantie für Herkunft<br />
und Zusammensetzung noch für Qualität darstellt.<br />
Es ist relativ unbekannt, dass Herbes de Provence in<br />
Frankreich kein geschützter Begriff ist. Im Gegensatz<br />
zum Camembert de Normandie oder dem Porcelaine de<br />
Limoges lässt der Name Herbes de Provence weder auf<br />
einen geografischen Ursprung noch auf eine besondere<br />
Rezeptur schließen. Insofern steht es jedem frei,<br />
eine Gewürzmischung herzustellen – egal wo auf der<br />
Welt – und sie unter diesem « Allerweltsnamen » zu<br />
verkaufen. Die Folge: Schätzungsweise knapp 90 %<br />
der heute als Herbes de Provence verkauften Kräuter<br />
werden in Nordafrika, Spanien, Osteuropa (vor allem<br />
in Albanien und Polen) hergestellt und haben keinerlei<br />
Beziehung zur Provence.<br />
Abgesehen davon, dass die Konsumenten dadurch<br />
getäuscht werden, leidet vor allem die Qualität darunter.<br />
Wissenschaftliche Studien sind sich darin einig,<br />
dass der Geschmack getrockneter Gewürzpflanzen<br />
vom Gehalt an ätherischem Öl abhängt. Je nach<br />
Herkunft der verarbeiteten Kräuter schwankt dessen<br />
Konzentration jedoch zwischen 0,5 und 3 %. Ausschlaggebend<br />
dafür sind vor allem der Boden und das<br />
Klima. Bei Kräutern aus der Provence liegt der Gehalt<br />
an ätherischem Öl aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung<br />
sehr hoch. Darüber hinaus sind auch die<br />
Techniken zum Trocknen unterschiedlich. Während<br />
die Kräuter in osteuropäischen Ländern auf dem Feld<br />
in der Sonne getrocknet werden (was zur Folge hat,<br />
dass das Produkt verbrennt und einen Großteil von<br />
Farbe und Aroma verliert), sind die Betriebe in der<br />
Provence in der Regel mit einem Trockenraum ausgestattet,<br />
in dem der Prozess allmählich und homogen<br />
verläuft.<br />
Um den Fortbestand der « echten » Herbes de Provence<br />
zu sichern und den Konsumenten Klarheit zu<br />
verschaffen, haben sich die provenzalischen Produzenten<br />
zusammengeschlossen und 2003 ein Gütesiegel<br />
kreiert: Das sogenannte Label Rouge garantiert, dass<br />
die im Pflichtenheft definierten Anforderungen eingehalten<br />
wurden. Vorgeschrieben sind, neben Farbe,<br />
Korngröße und Zusammensetzung, zum Beispiel eine<br />
umfassende Rückverfolgbarkeit der Kräuter sowie ein<br />
bestimmter Gehalt an ätherischem Öl. Solche Herbes<br />
de Provence müssen vor allem eine bestimmte Rezeptur<br />
einhalten, die genau 19 % Thymian, 27 % Oregano,<br />
27 % Bohnenkraut und 27 % Rosmarin vorsieht.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Insofern garantiert das Label Rouge dem<br />
Produkt eine konstante Qualität. Allerdings ist<br />
durch das Gütesiegel keine spezifische Herkunft<br />
gesichert. Um diesem Umstand abzuhelfen, schreiben<br />
die Produzenten jedoch das Vorhandensein<br />
einer bestimmten Thymianart vor, die durch die<br />
provenzalische Sonne einen besonders hohen<br />
Gehalt an Carvacrol erhält. Dies ist in gewisser<br />
Weise eine Garantie dafür, dass zumindest dieses<br />
Gewürz aus der « echten Garrigue » stammt, eine<br />
Garantie für die typisch provenzalische Identität<br />
mit einem intensiven Duft und einem kräftigen<br />
Aroma. Auf diese schlaue Art konnte man also<br />
das Rezept mit dem Herkunftsgebiet verknüpfen!<br />
In Zukunft sollten wir uns also genau ansehen,<br />
welche Kräuter wir kaufen, was letzten<br />
Endes gar nicht so schwer ist: Man muss nur<br />
Herbes de Provence kaufen, die das Label Rouge<br />
tragen. Dieses Gütesiegel garantiert die traditionelle<br />
Mischung und den provenzalischen Ursprung<br />
– zumindest was einen der Bestandteile,<br />
nämlich den Thymian – angeht. Und auch die<br />
Optik ist ein Erkennungsmerkmal: Solche Kräutermischungen<br />
enthalten weder Stiele noch fein<br />
gemahlenes Pulver, die Blätter sind klar erkennbar,<br />
der Geruch ist kräftig und unverwechselbar.<br />
Erhältlich sind solche Herbes de Provence in Feinkostgeschäften<br />
und Supermärkten.<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem<br />
französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />
Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />
Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />
Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des<br />
loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à<br />
prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten<br />
der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />
Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von<br />
Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches<br />
(<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69) und das<br />
Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70).<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 93
KULTURSCHOCK<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Jede Stadt hat ihr Ereignis: Cannes das Filmfestival,<br />
Angoulême das Comicfestival, Monaco den Grand<br />
Prix, Le Mans das 24-Stunden-Rennen, Paris die<br />
Fashion Week, Straßburg den Weihnachtsmarkt … Da<br />
darf Bordeaux natürlich nicht zurückstehen und veranstaltet<br />
ebenfalls ein alljährlich wiederkehrendes Spektakel: die<br />
traditionelle Semaine des Primeurs Anfang April. Jedes Jahr<br />
treffen sich in der Hauptstadt der Gironde sowie in den<br />
renommiertesten Weingütern an den Ufern der Garonne<br />
aus diesem Anlass knapp 6000 Experten aus der ganzen<br />
Welt, um den jüngsten Jahrgang der Bordeauxweine zu<br />
verkosten.<br />
In dieser zugegebenermaßen etwas verrückten Woche<br />
werden alle Orte gestürmt, die sich in Bordeaux für prestigeträchtige<br />
Degustationen eignen. Von den Räumen mit<br />
den immens hohen vergoldeten Decken der Oper, über die<br />
Säle des Museums für zeitgenössische Kunst (CAPC) mit<br />
ihren grandiosen Gewölben, bis hin zu den riesigen Veranstaltungsräumen<br />
im Palais de la Bourse am gleichnamigen<br />
Platz mit dem berühmten Wasserspiegel: Jahr für Jahr<br />
wird alles in Beschlag genommen.<br />
Ohne eine Reservierung lange im Voraus – und die<br />
Bereitschaft, dafür tief in die Tasche zu greifen! – braucht<br />
man gar nicht daran zu denken, in dieser Zeit ein Hotelzimmer<br />
oder einen Tisch in einem Restaurant zu bekommen.<br />
Während der Zeit der Primeurs ist Bordeaux<br />
regelrecht in der Hand von Fachleuten in Sachen Wein.<br />
Einkäufer, Importeure, Weingroßhändler, Gastronomen<br />
und natürlich Journalisten aus der ganzen Welt<br />
absolvieren dann einen richtiggehenden Marathon und<br />
arbeiten sich – immer begleitet von einem kleinen Notizbuch<br />
– durch eine Verkostung nach der anderen.<br />
Die Glücklichsten darunter – besonders natürlich die<br />
Einflussreichsten – werden zu den renommiertesten Dégustations<br />
eingeladen, zu denen der Grands Crus Classés.<br />
Für diese « Happy Few » öffnen die Chateaux ihre Türen<br />
und scheuen weder Kosten noch Mühen: Abgesehen von<br />
der Verkostung – die in einer nahezu religiösen Andacht<br />
abläuft – wartet ein leckeres Buffet oder sogar ein ausgezeichnetes<br />
Mittag- beziehungsweise Abendessen auf den<br />
erlesenen Kreis der Auserwählten.<br />
Zugegeben: Diese Proben sind für die Winzer und Besitzer<br />
der jeweiligen Weingüter ein entscheidendes Ereignis.<br />
Rund 200 Châteaux verkaufen auf diese Weise früher<br />
als üblich einen Großteil ihrer Produktion – manchmal<br />
sogar die gesamte – und sichern sich damit bereits die<br />
zukünftigen Einnahmen. Mengenmäßig entspricht dies<br />
zwar nicht einmal 5 % der in Bordeaux produzierten Weine,<br />
die internationale Ausstrahlung ist jedoch unglaublich.<br />
Die weltweit einzigartige Besonderheit dieser Region, einen<br />
Wein ungefähr ein bis zwei Jahre VOR der Flaschenabfüllung<br />
zu vermarkten, kann für einen Weinliebhaber<br />
ein echter Kulturschock sein. Während dieser Semaine des<br />
Primeurs wird in Bordeaux vor allem eine gehörige Portion<br />
an Vorstellungskraft verkauft, wie sie wohl nur die besten<br />
Verkoster besitzen: die Gabe vorherzusehen, wie sich<br />
ein ganz junger Wein in den nächsten Jahren entwickeln<br />
wird, und – vielleicht vor allen anderen – einen « großen »<br />
Jahrgang zu erahnen.<br />
Angesichts der Tatsache, dass sich die ganze Welt hier<br />
ein Stelldichein gibt, könnte man also erwarten, dass bei diesen<br />
Weinproben verschiedene Kulturen aufeinanderprallen.<br />
Es läge nahe, dass die Menschen, je nach ihrer Herkunft und<br />
ihren Gewohnheiten, ganz unterschiedliche Herangehensweisen<br />
an eine solche Verkostung haben und die Reaktionen<br />
auf diese Primeurs daher ganz unterschiedlich sind. Welch<br />
eine Enttäuschung, wenn man dann feststellt, dass eine<br />
solche Jungweinverkostung anscheinend einer international<br />
gültigen Norm unterliegt. Egal ob Franzose, Deutscher,<br />
Amerikaner, Chinese, Japaner oder Australier: Zunächst betrachtet<br />
man würdevoll den Wein im Glas, atmet die « erste<br />
Nase » ein, schwenkt dann den Inhalt leicht im Glas, um die<br />
« zweite Nase » zu entdecken, bevor man das edle Getränk<br />
im Mund am Gaumen rollt, etwas Luft einsaugt, um es zum<br />
Schluss so elegant wie möglich in den für diesen Zweck bereitgestellten<br />
Napf auszuspucken. Bei manchmal mehr als 50<br />
zu verkostenden Weinen pro Tag ist dies auch wirklich empfehlenswert<br />
… Nur wenige Sekunden also, und das Urteil<br />
ist gebildet. Trotz der unterschiedlichen Sprachen ist schnell<br />
klar, dass alle von Attributen wie « Frische », « Eleganz », « Finesse<br />
», « Tiefe » und « Charakter » sprechen … Begriffe, die<br />
dann sorgfältig im kleinen Notizbuch eingetragen werden.<br />
Ganz Fortschrittliche benutzen dafür heute auch ein Tablet.<br />
« Ist es Ihnen auch aufgefallen? Im Grunde ist es sehr<br />
traurig », flüstert uns eine Verkosterin aus Singapur in<br />
perfektem Französisch zu. « Man könnte fast vergessen,<br />
dass man etwas ganz und gar Angenehmes und Erfreuliches<br />
probiert. Alles läuft so mechanisch ab … », fährt sie<br />
fort. « Daran ist Robert Parker schuld », stößt ein anderer<br />
Nachbar, ein französischer Weingroßhändler, hervor.<br />
« Mit seiner Art, jeden Wein mit maximal 100 Punkten<br />
zu bewerten, spielt er hier in Bordeaux die erste Geige.<br />
Fazit? Jeder denkt nur an diese Note. Im Übrigen halten<br />
sich alle inzwischen für Parker und vergeben für die Weine<br />
in ihrem Notizbuch ebenfalls Noten! Dabei vergessen<br />
sie völlig, über den Wein als solchen zu reden … » Bei<br />
diesen Worten mischt sich noch ein weiterer Teilnehmer<br />
in das Gespräch ein. In diesem Fall ist es ein Amerikaner.<br />
« Nun, immerhin hat Parker verdammt viel dazu beigetragen,<br />
dass die Preise der Bordeauxweine gestiegen sind.<br />
Die Winzer hier müssten ihm im Grunde genommen<br />
dankbar sein … » Ein Franzose, der offensichtlich der Unterhaltung<br />
zugehört hat, dreht sich erstaunt über derartige<br />
Äußerungen in einer so gedämpften Atmosphäre um: « Er<br />
hat uns vor allem klar gemacht, dass letztendlich nicht der<br />
Geschmack des Weines ausschlaggebend ist, sondern das<br />
Gesetz von Angebot und Nachfrage! » Und wenn dies der<br />
eigentliche Kulturschock ist? Die Tatsache, dass ein Wein<br />
– mag er noch so erlesen sein – plötzlich offen als Ware<br />
eingestuft wird?<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 95
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Liebes Team von Frankreich erleben,<br />
voller Begeisterung und Neugier<br />
habe ich damals in Ihrer ersten<br />
Ausgabe die Reportage über die<br />
Gewächshäuser von Auteuil in Paris<br />
gelesen. Das war Anfang 2006. Ich<br />
wollte unbedingt einmal dorthin,<br />
doch nie hatte sich dafür bisher eine<br />
Gelegenheit ergeben. Im Herbst<br />
2018 war es dann endlich soweit: Ich<br />
war fünf Tage in Paris und habe einen<br />
davon in den « Serres d’Auteuil »<br />
verbracht!<br />
Ich lasse mich an diesem Tag<br />
treiben und genieße die Ruhe mitten<br />
in Paris – bei Sonnenschein<br />
und wunderbarer Herbstluft. Die<br />
« Serres d’Auteuil » sind ein wahrhaft<br />
zauberhafter Ort. Während<br />
ich die unterschiedlichen Pflanzen<br />
und Eindrücke fotografisch festhalte,<br />
sehe ich plötzlich eine Frau<br />
vor dem Farn-Gewächshaus stehen.<br />
Ich stocke einen Moment und hole<br />
die erste Ausgabe von Frankreich<br />
erleben aus meinem Rucksack. Kein<br />
Zweifel, die Frau vor mir ist Christine<br />
Potrel, die Sie damals interviewt<br />
hatten. Vorsichtig spreche ich sie an.<br />
Sie ist etwas überrascht. Als ich ihr<br />
von Frankreich erleben erzähle und<br />
ihr den Artikel zeige,<br />
lacht sie. Wir kommen<br />
ins Gespräch.<br />
Christine erzählt mir<br />
von « ihren » Farnen<br />
und führt mich durch<br />
« ihr » Gewächshaus,<br />
um das sie sich voller<br />
Hingabe kümmert.<br />
Es war eine besondere<br />
Begegnung, die auch<br />
noch nach meinem<br />
Besuch in den « Serres<br />
d’Auteuil » nachklingt<br />
(wir schreiben uns<br />
seitdem) und mir bei jeder Erinnerung<br />
daran ein Lächeln auf die Lippen<br />
zaubert.<br />
Auch ich werde wiederkommen<br />
– ganz bestimmt!<br />
Bien amicalement,<br />
Nadine Zeidler<br />
P. S.: Anbei ein Foto von meinem<br />
Besuch.<br />
Redaktion:<br />
Liebe Frau Zeidler,<br />
herzlichen Dank für Ihre E-Mail, die<br />
uns sehr berührt. Auch wir erinnern<br />
uns noch gut an diese Reportage in der<br />
ersten Ausgabe von Frankreich erleben.<br />
Daher freut es uns<br />
umso mehr, dass<br />
Sie diesen überaus<br />
angenehmen Ort<br />
ebenfalls geschätzt<br />
haben.<br />
Liebe Chantal,<br />
ich habe schon<br />
viele Ihrer Rezepte<br />
ausprobiert<br />
und dann auch<br />
weitergegeben,<br />
wenn meine Gäste<br />
begeistert waren. Wir machen oft in<br />
verschiedenen Gebieten Frankreichs<br />
mit Freunden Urlaub (dieses Jahr<br />
geht‘s wieder einmal an die Loire),<br />
und da kommen französische Rezepte<br />
gerade recht. In der letzten<br />
Ausgabe hat mich das Rezept Tourte<br />
printanière aux champignons de Paris<br />
sofort angelacht, und ich habe<br />
es gestern ausprobiert. Unser Gast<br />
konnte nicht genug bekommen, und<br />
auch mein Mann und ich fanden es<br />
superlecker. Anbei ein Bild meiner<br />
« Kochkunst ».<br />
Ich freue mich auf weitere leckere<br />
Rezepte und grüße Sie herzlich aus<br />
Baden-Württemberg, Deutschland.<br />
Ihre Brigitte Schmidt<br />
Chantal:<br />
Liebe Frau Schmidt,<br />
Ihre Nachricht freut mich sehr! Was ist<br />
schöner, als ein Rezept, das man mag,<br />
mit Freunden zu teilen? Ich bin begeistert,<br />
dass diese Tourte allen geschmeckt<br />
hat. Wenn ich das Foto ansehe, dann ist<br />
sie Ihnen aber auch wunderbar gelungen.<br />
Sie sieht fantastisch aus! Dies ist<br />
eine echte Motivation für mich, meine<br />
Rezepte weiterhin mit den Lesern von<br />
Frankreich erleben zu teilen!<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de · Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
… den <strong>Sommer</strong> à la française<br />
Jedes Jahr, wenn die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, komme<br />
ich um eine amüsante Feststellung nicht umhin: Von Cherbourg bis Perpignan und<br />
von Brest bis Straßburg scheinen die Franzosen im <strong>Sommer</strong> ganz bestimmte Gewohnheiten<br />
anzunehmen. Man hat den Eindruck, als sei jeder im « <strong>Sommer</strong>modus<br />
» und würde damit instinktiv « anderen sozialen Regeln » folgen, die zwar nirgendwo<br />
geschrieben stehen, die aber im Hexagon jeder kennt. Einige sind richtig<br />
lustig. Nachfolgend ein Überblick über die wichtigsten, die mir aufgefallen sind.<br />
Ich bin im Urlaub entweder « Juillettiste » oder « Aoûtien »:<br />
Was den Urlaub angeht, sind die Franzosen eindeutig in zwei<br />
Lager gespalten, die einen fahren im Juli weg, die anderen im<br />
August. Es ist unnötig, zu versuchen, jemanden von seiner<br />
Gepflogenheit abzubringen, denn Jahr für Jahr entscheidet sich<br />
jeder gewohnheitsmäßig wieder für denselben Zeitraum. Juli<br />
oder August? Jeder muss in dieser Frage Stellung beziehen.<br />
Ich akzeptiere die traditionellen Staus durch gleichzeitig<br />
anreisende und abreisende Urlauber: Jedes Kind in<br />
Frankreich weiß, dass am ersten Augustwochenende am<br />
meisten auf den französischen Straßen los ist. Der Grund<br />
liegt darin, dass an diesem Wochenende die Juillettistes<br />
nach Hause zurückkehren, während die Aoûtiens in den<br />
Urlaub starten. Man spricht in Frankreich von Chassé-croisé.<br />
Obwohl die Tatsache allgemein bekannt ist und dieses Wochenende<br />
als « schwarzes Wochenende » eingestuft wird,<br />
erreichen die Staus regelmäßig Rekordlängen. Als ob die<br />
Franzosen sich letztendlich damit abfinden würden …<br />
Ich lasse Paris ausgestorben zurück: Im August, vor<br />
allem ab dem 10. des Monats, scheinen die Pariser aus der<br />
Hauptstadt zu flüchten. Zu keinem anderen Zeitpunkt<br />
des Jahres sind die Straßen so ausgestorben und ruhig.<br />
Die Stadtverwaltung verzichtet dann sogar bei nicht überdachten<br />
Parkplätzen auf die Parkgebühren. Ein Segen<br />
für alle, die Paris ohne Stress entdecken möchten.<br />
Ich begnüge mich mit den abgedroschenen <strong>Sommer</strong>themen<br />
der Magazine: Die französischen Magazine titeln<br />
im <strong>Sommer</strong> unweigerlich immer mit denselben zeitlosen<br />
Themen (die im Übrigen als Marronniers bezeichnet werden):<br />
« Jahrhundertkrankheit Rückenschmerzen », « Immobilienpreise<br />
in Frankreich », « Die Gehälter von leitenden<br />
Angestellten », « Philosophie kann alle Übel heilen » …<br />
Als ob die aktuellen Vorkommnisse eine <strong>Sommer</strong>pause<br />
einlegen würden! Darüber hinaus quellen diese Magazine<br />
von « Psychologietests des <strong>Sommer</strong>s » nur so über, bei denen<br />
man rund zwanzig Fragen beantworten muss, um zu wissen,<br />
« welcher Verführertyp » man ist oder ob man « Angst vor der<br />
Zukunft » hat. Die Franzosen sind ganz verrückt danach!<br />
Ich merke mir den aktuellen <strong>Sommer</strong>hit: Man könnte<br />
meinen, dass sich die französischen Radiosender im <strong>Sommer</strong><br />
abstimmen, welche eingängige Melodie den Menschen nicht<br />
mehr aus dem Kopf gehen soll. Ob « Born to be alive » von<br />
Patrick Hernandez (1979) oder « Lambada » von Kaoma<br />
(1989), « Macarena » von Los Del Rio (1996) oder « Sur ma<br />
route » von Black M (2014): Man scheint alles dafür zu tun,<br />
dass ganz Frankreich auf denselben Song tanzt – was die<br />
Franzosen stillschweigend und wohlwollend annehmen.<br />
Ich vergesse niemals die Kunst, alles zu feiern: Die<br />
Franzosen lieben es, im <strong>Sommer</strong> zu feiern! Dies beginnt mit<br />
dem großen Fest zu Ehren des Nationalfeiertages am 14.<br />
Juli, an dem landesweit die berühmten « Feuerwehrbälle »<br />
stattfinden. Doch Anlässe gibt es viele, so werden – zwischen<br />
Brauchtum und Tradition – unter anderem das Fête des<br />
Moissons (Erntefest), das Fête des cerises (Kirschfest), das Fête<br />
de la Musique (Musikfest) und die Nuit Blanche (schlaflose<br />
Nacht) begangen, um nur einige Beispiele zu nennen. Im<br />
Grunde genommen ist in allen Städten und Dörfern in dieser<br />
Zeit jeder Vorwand gut genug, um zusammenzukommen<br />
und gemeinsam ein paar schöne Stunden zu verbringen.<br />
Ich vernachlässige nicht die Kultur: Manche besuchen systematisch<br />
alle Museen, andere nehmen ein anspruchsvolles Buch<br />
mit an den Strand (das jedoch nicht zwangsläufig auch gelesen<br />
wird …) und wieder andere klappern die vielen <strong>Sommer</strong>musikfestivals<br />
ab (Solidays in Paris, Eurockéennes in Belfort, Vieilles<br />
Charrues in Carhaix, Francofolies in La Rochelle …): Franzosen<br />
lieben es, ihrem Urlaub eine kulturelle Note zu verleihen.<br />
Ich verzichte nicht auf Gaumenfreuden: Auch wenn man<br />
bekanntlich im <strong>Sommer</strong> mehr auf seine Linie achtet, als im<br />
Rest des Jahres, kommt es für Franzosen überhaupt nicht<br />
infrage, deswegen auf ein gutes Essen – und selbstverständlich<br />
den vorherigen Aperitif – mit Freunden zu verzichten. In<br />
diesem Fall werden große Salatteller aufgeboten: Salade niçoise<br />
(nach Nizzaer Art), Salade landaise (nach Landaiser Art), Salade<br />
au chèvre chaud (mit überbackenem Ziegenkäse) … Genug<br />
Möglichkeiten also, gemeinsam zu essen, und gleichzeitig<br />
zu kalorienreiche Mahlzeiten zu vermeiden. Raffiniert!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 97
IMPRESSUM/VORSCHAU<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />
Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />
zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />
am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />
Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
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ISSN: 1861-4256<br />
Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />
Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />
Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />
Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
Layout: Zauberhaus.eu<br />
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Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />
Vetrieb:<br />
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Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />
Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
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Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />
Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />
10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />
37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2019</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />
unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse •<br />
S.4: Serge Robin, Ajc Presse; P. Laplace, Office de tourisme d’Hendaye;<br />
Serge Robin, Ajc Presse; DR; Séverine Chupin, Musée des Nourrices et des<br />
enfants de l’Assistance publique • S.6: Marc Bertrand, Office du tourisme et<br />
des congrès de Paris; Images courtesy of VisitGuernsey, DR • S.7: Stanley<br />
Robotics, DR; Site officiel Christo and Jeanne-Claude: christojeanneclaude.<br />
net, DR • S.8: Les Petits Carreaux de Paris, DR; Pixabay • S.9: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.10: Serge Robin, Ajc Presse & Pixabay; Gwen Le Bras, Aéroports<br />
de Paris • S.11: Amaury Sport Organisation, DR • S.12-22 DR • S.23: Arte,<br />
DR • S.24: DR • S. 26-37: Serge Robin, Ajc Presse • S. 38-41: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.42: Serge Robin, Ajc Presse , exposition 2018 à la maison<br />
Gribaldi d’Evian, DR • S.43-45: Serge Robin, Ajc Presse • S.48: Alain Doire,<br />
Bourgogne-Franche-Comté Tourisme • S.49-50: Musée des Nourrices et des<br />
enfants de l’Assistance publique, DR • S.51: Alain Doire, Bourgogne-Franche-<br />
Comté Tourisme • S.52: Stéphane Jean-Baptiste, Conseil Départemental de la<br />
Nièvre; Séverine Chupin, Musée des Nourrices et des enfants de l’Assistance<br />
publique S.58:61: Relais Bernard Loiseau, DR • S.62-66: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.68-69: Serge Robin, Ajc Presse • S.70: P. Laplace, Office<br />
de tourisme d’Hendaye; Serge Robin, Ajc Presse • S.72-73: Gérard Rival,<br />
Ajc Presse • S.74-75: Serge Robin, Ajc Presse • S.76: Institut National de<br />
l’Audiovisuel, réalisation Patrick Le Gall, France 3 Limoges, DR • S.77: Serge<br />
Robin, Ajc Presse; Extraits de « L’Allemand qui a refusé de détruire Bordeaux »<br />
(Erwan Langeo, Bordeaux 40-44), DR • S.78: Serge Robin, Ajc Presse • S.81:<br />
Gérard Rival, Ajc Presse • S.82: Alain Lardière, Ajc Presse • S. 83: extraits de<br />
« Heimat, ein deutsches Familienalbum » (Nora Krug, Penguin Verlag) • S.<br />
84: extraits de « Heimat, ein deutsches Familienalbum » (Nora Krug, Penguin<br />
Verlag); Alain Lardière, Ajc Presse • S.85: extraits de « Heimat, ein deutsches<br />
Familienalbum » (Nora Krug, Penguin Verlag) • S.90-91: Nicole Cobac, Ajc<br />
Presse • S.93: CreativeCloud/ Ajc Presse, DR • S. 94-95: CreativeCloud/ Ajc<br />
Presse, DR • S.96: DR • S.97-98: Serge Robin, Ajc Presse.<br />
Wie immer ist diese letzte Seite die Gelegenheit,<br />
Ihnen bereits einige Hinweise auf die nächste<br />
Ausgabe von Frankreich erleben zu geben. Diese<br />
wird ab dem 20. August <strong>2019</strong> im Handel erhältlich<br />
sein beziehungsweise bereits eine Woche vorher<br />
bei allen Abonnenten im Briefkasten stecken.<br />
In der Herbstausgabe<br />
führen<br />
wir Sie im Jahr<br />
<strong>2019</strong> durch die<br />
Straßen und<br />
die Geschichte<br />
einer französischen<br />
Stadt, die<br />
im 17. Jahrhundert<br />
als eine « IDEALE STADT » angesehen<br />
wurde.<br />
Sie erfahren mehr<br />
über ein HAND-<br />
W E R K L I C H E S<br />
UND INDUSTRI-<br />
ELLES KNOW-<br />
HOW, das heute ein<br />
touristischer Anziehungspunkt<br />
ist.<br />
Sie tauchen mit uns in das<br />
Leben und die Traditionen<br />
einer Region ein, in der sich<br />
die STÖRCHE sehr gut<br />
auskennen.<br />
Und vieles mehr … Doch wir wollen an dieser<br />
Stelle noch nicht alles verraten …<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 72 - Herbst <strong>2019</strong><br />
Erscheint am 20. August <strong>2019</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />
mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />
professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />
und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />
mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />
Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />
Gager im UNESCOBiosphärenreservat SüdostRügen verspricht zudem<br />
Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />
vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />
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Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />
Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />
Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />
Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />
atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />
Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />
und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />
mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />
Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />
finden werden.<br />
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