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Nr. 71 - Sommer 2019

Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame? Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete Chantals Rezept: le gâteau basque

Normandie: an Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Insel
Alpen: Évian: das Gedächtnis des Wassers
Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern
Baskenland: Château d'Abbadia, eine Inspiration für den Wiederaufbau von Notre-Dame?
Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der den Hafen von Bordeaux rettete
Chantals Rezept: le gâteau basque

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>71</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong><br />

NORMANDIE · BURGUND · GIRONDE · BASKENLAND · ÉVIAN · PROVENCE<br />

Normandie<br />

An Bord des größten<br />

Traditionsseglers Frankreichs<br />

Burgund<br />

Morvan: die Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Gironde<br />

Wie ein Deutscher den Hafen<br />

von Bordeaux rettete<br />

Provence<br />

Die Mühle von Alphonse<br />

Daudet in Fontvieille<br />

Baskenland<br />

Château d’Abbadia, eine<br />

Inspiration für den Wiederaufbau<br />

von Notre-Dame?<br />

Évian<br />

Rezept<br />

Kultur<br />

Das unglaubliche Schicksal einer Kurstadt<br />

Gâteau basque<br />

Nora Krug: Heimat, ein deutsches Familienalbum<br />

www.frankreicherleben.de<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Am 15. April dieses Jahres konnte die<br />

ganze Welt den verheerenden Brand von Notre-Dame de<br />

Paris live mitverfolgen. Die Emotionen waren immens.<br />

Beim Anblick des schrecklichen Unglücks spürten die<br />

Franzosen, ob gläubig – egal welcher Konfession<br />

– oder nicht, dass nicht « nur » eine Kathedrale,<br />

sondern ein Symbol von Paris, von<br />

ganz Frankreich, in Flammen stand.<br />

Notre-Dame ist geografisch das Zentrum des<br />

Landes, denn auf ihrem Vorplatz befindet sich<br />

seit 1739 der Kilomètre zéro, der Referenzpunkt<br />

für die Berechnung der Entfernungen<br />

zu anderen Städten. Durch<br />

den Brand merkten die Franzosen<br />

urplötzlich, wie sehr diese Kathedrale<br />

auch in ihren Herzen verankert ist.<br />

Kaum war die Asche abgekühlt,<br />

versprach der französische Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron den<br />

Wiederaufbau innerhalb von nur<br />

fünf Jahren und landesweit setzte eine<br />

typisch französische Debatte ein: Muss<br />

diese Restaurierung « identisch », also unter<br />

absoluter Wahrung des vorhandenen Kulturerbes,<br />

erfolgen, oder sollte man vielmehr<br />

zeitgemäße Materialien und Konstruktionstechniken<br />

nutzen und womöglich sogar<br />

die Architektur von Notre-Dame verändern?<br />

Die Diskussion ist in vollem Gange.<br />

Premierminister Edouard Philippe hat bereits die Lancierung<br />

eines « internationalen Architekturwettbewerbs<br />

für den Wiederaufbau der Turmspitze » angekündigt.<br />

Sie werden beim Lesen dieser Ausgabe feststellen,<br />

dass auch wir unsere Meinung zu dieser<br />

heiklen Frage kundtun, uns aber im Gegensatz<br />

zu vielen Berufskollegen dafür von Paris<br />

aus 800 Kilometer in den Südwesten, ins<br />

Baskenland, begeben. Die Besichtigung<br />

des erstaunlichen Château d‘Abbadia<br />

liefert interessante Erkenntnisse, die<br />

eine Inspiration für die Restaurierung<br />

von Notre-Dame sein könnten.<br />

Neben anderen interessanten Dingen aus ganz<br />

Frankreich möchten wir in dieser Ausgabe einen<br />

zu Unrecht von den Franzosen – vor allem von<br />

den Einwohnern von Bordeaux – vergessenen<br />

deutschen Helden würdigen: Heinz Stahlschmidt<br />

(1919-2010). Lesen Sie warum.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre und<br />

einen schönen <strong>Sommer</strong>!<br />

Titelbild: Muschelfang vor den Chausey-Inseln (Normandie),<br />

während die Marité vor Anker liegt.<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 3


INHALT<br />

Château d’Abbadia · 62<br />

Normandie · 26<br />

Fontvieille · 72<br />

Rezept · 90<br />

Évian · 38<br />

Morvan · 46<br />

Geschichte · 74<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Lille<br />

Frankreich heute<br />

26 · Granville<br />

Tours<br />

Nantes<br />

74 · Bordeaux<br />

PARIS<br />

58 · Hotel<br />

46 · Morvan<br />

Dijon<br />

Lyon<br />

38 · Évian<br />

Straßburg<br />

74 Geschichte<br />

Heinz Stahlschmidt: der Deutsche, der<br />

den Hafen von Bordeaux rettete<br />

Ein junger deutscher Waffenoberfeldwebel<br />

verweigerte im August 1944 den Befehl<br />

seiner Vorgesetzten und rettete damit in<br />

letzter Minute nicht nur den Hafen von Bordeaux,<br />

sondern auch einen großen Teil der<br />

angrenzenden Altstadt. Erstaunlicherweise<br />

ist diese Geschichte jedoch bis heute selbst<br />

in Bordeaux weitgehend unbekannt.<br />

62 · Baskenland<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

26 Normandie<br />

An Bord der Marité von Granville zu den Chausey-Inseln<br />

Einige Dutzend Kilometer vom Mont-Saint-Michel entfernt, hält der<br />

Hafen Granville eine Überraschung für Segelfreunde und Liebhaber<br />

von Großseglern bereit. In den <strong>Sommer</strong>monaten kann man von dort<br />

aus an Bord des größten hölzernen Dreimasters des maritimen Erbes<br />

Frankreichs in See stechen und einen besonderen Tag erleben.<br />

38 Auvergne-Rhône-Alpes<br />

Évian: das Gedächtnis des Wassers<br />

Pro Jahr werden weltweit knapp 2,2 Milliarden Flaschen Mineralwasser der<br />

Marke Évian konsumiert. Über einer solchen Zahl könnte man fast vergessen,<br />

dass hinter dem Namen Évian auch noch eine kleine hübsche Stadt am Ufer<br />

des Genfersees steckt: Évian-les-Bains. Ein Thermalbad, dessen unglaubliches<br />

Schicksal eng mit dem des renommierten Wassers verknüpft ist …<br />

46 Bourgogne-Franche-Comté<br />

Morvan: eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern<br />

Beim Namen Morvan denkt man vor allem an den 1970 gegründeten regionalen<br />

Naturpark mit hübschen Landschaften, Wiesen und Wallhecken, zahlreichen<br />

Seen und ausgedehnten Wäldern. Der Name steht jedoch auch für Zehntausende<br />

Kinder, Frauen und Familien, die durch ein unglaubliches Schicksal verbunden sind<br />

und für die diese Region eine « stillende » oder « fürsorgende » Erde darstellte …<br />

58 Hotel<br />

Relais Bernard Loiseau, Saulieu<br />

62 Baskenland<br />

Château d‘Abbadia, eine Inspiration für<br />

den Wiederaufbau von Notre-Dame?<br />

Château d‘Abbadia versetzt den Besucher durch seinen völlig untypischen<br />

neugotischen Stil und die orientalische Innenausstattung in Erstaunen.<br />

Das Schloss wurde vom Architekten Viollet-le-Duc erbaut, der unter anderem<br />

die im April <strong>2019</strong> während des tragischen Brandes eingestürzte<br />

Turmspitze der Kathedrale Notre-Dame errichtete und dessen Restaurierungen<br />

von französischen Kulturgütern oft Polemik hervorriefen.<br />

72 Coup de Cœur<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Toulouse<br />

72 · Fontvieille<br />

82 Kultur / Comic (1/3)<br />

Nora Krug: Heimat, ein<br />

deutsches Familienalbum<br />

Der Comic einer in die USA ausgewanderten<br />

Deutschen über die Suche nach der wahren Vergangenheit<br />

ihrer Familie während des Zweiten<br />

Weltkriegs. Eine persönliche Ermittlung, scharfsinnig<br />

und emotional formuliert und gezeichnet,<br />

in einer außergewöhnlichen Umsetzung.<br />

Art de vivre<br />

90 Chantals Rezept<br />

Gâteau basque<br />

92 Produkt<br />

Herbes de Provence<br />

Wenn es ein verbreitetes Konsumgut<br />

gibt, das die Anziehungskraft Frankreichs<br />

widerspiegelt, dann sind es die Kräuter der<br />

Provence! Doch wie sieht es mit der Qualität<br />

dieser Kräuter aus? Kommen sie wirklich<br />

aus der Provence? Lesen Sie, woran Sie die<br />

« echten » Herbes de Provence erkennen.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Kulturkalender<br />

14 On lit<br />

16 On lit en France<br />

20 On écoute<br />

22 On regarde<br />

24 On surfe<br />

57 Abonnement<br />

86 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

97 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

BADEN<br />

Kann man in Paris bald in der Seine baden?<br />

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Baden in der<br />

Seine in Paris ganz und gar üblich. 1923 wurde es aus<br />

Gründen des Gesundheitsschutzes verboten. Das ist auch<br />

heute noch so, denn trotz einer beachtlichen Verbesserung<br />

der Wasserqualität enthält das Wasser immer noch<br />

gesundheitsschädliche Bakterien, vor allem, wenn bei<br />

starkem Regen und Unwetter die Kanalisation überläuft und<br />

Abwässer in den Fluss gelangen. Die Bürgermeisterin von<br />

Paris, Anne Hidalgo, will anlässlich der Olympischen Spiele<br />

im Jahr 2024 in der Hauptstadt einen Teil des Seine-Ufers in<br />

einen öffentlich zugänglichen Strand verwandeln. Um das<br />

Wasser zu reinigen, sollen dafür in den nächsten Monaten<br />

und Jahren aufwendige – und mehrere Zehntausend Euro<br />

teure – Maßnahmen durchgeführt werden.<br />

KULTURERBE (1)<br />

Ein origineller Spendenaufruf<br />

Marie ist ein kleines Dorf mit kaum mehr als<br />

100 Einwohnern in den Alpes-Maritimes. In der<br />

dortigen Kapelle Saint-Pons sind umfangreiche<br />

Renovierungsarbeiten notwendig, für welche der<br />

Gemeinde ganz offensichtlich die notwendigen<br />

Mittel fehlten. Doch der Bürgermeister kam auf<br />

eine originelle Idee: Er bat alle französischen<br />

Frauen mit dem Vornamen Marie um eine<br />

Spende für die Restaurierung des religiösen<br />

Gebäudes. Neuesten Informationen zufolge<br />

haben sich 1500 Spenderinnen gemeldet, und<br />

die Arbeiten können wohl durchgeführt werden.<br />

KULTURERBE (2)<br />

Wiedereröffnung<br />

des Hauses von<br />

Victor Hugo auf<br />

Guernsey<br />

Victor Hugo (1802-<br />

1885) lebte von 1856<br />

bis 1870 im Exil auf der vor der Normandie liegenden britischen Insel<br />

Guernsey. In dieser Zeit bewohnte er mit seiner Familie in der hügeligen<br />

Inselhauptstadt Saint Peter Port das « Hauteville House ». Dieses Haus<br />

wurde am 7. April nach 18-monatigen umfassenden Umbauarbeiten<br />

wiedereröffnet. Das vom französischen Kulturministerium als Maison<br />

des Illustres ausgezeichnete Gebäude gehört seit 1927 der Stadt<br />

Paris. Die Kosten für die Renovierung wurden zum großen Teil (etwa<br />

3,5 Millionen Euro) vom französischen Kunstmäzen François Pinault<br />

finanziert, der Rest (800 000 Euro) von Paris Musées, einer öffentlichen<br />

Einrichtung, die das Haus seit 2013 verwaltet.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


PARKEN<br />

Roboter parken Autos<br />

Der Flughafen Lyon wird in Kürze ein revolutionäres Parkangebot<br />

lancieren, das vom französischen Unternehmen Stanley Robotics<br />

durchgeführt wird und als « vollautomatischer Parkdienst »<br />

bezeichnet werden kann. Konkret übernehmen dann vier Roboter<br />

die Aufgabe, die Fahrzeuge auf den 500 Plätzen des Parkgeländes<br />

zu parken. Die Kunden stellen ihr Fahrzeug in einer von zwölf<br />

Boxen ab und müssen nicht einmal den Autoschlüssel abgeben. Der Roboter fährt eine ausfahrbare<br />

Plattform unter das Auto, hebt es an und transportiert es an den jeweiligen Parkplatz. Bei der Rückkehr<br />

des Kunden holt er es dort wieder ab und stellt es für den Kunden in der Box bereit. Das System wurde<br />

mehrere Jahre getestet und soll in diesem <strong>Sommer</strong> auch am Londoner Flughafen Gatwick eingeführt<br />

werden. Aufgrund der präzisen vollautomatischen Platzierung wird mit diesem System bis zu 50 % Fläche<br />

eingespart.<br />

EVENT<br />

Christo verhüllt 2020 den Triumphbogen<br />

Der berühmte bulgarische Künstler Christo<br />

(eigentlich Christo Vladimiroff Javacheff) machte<br />

durch diverse spektakuläre Verhüllungsaktionen –<br />

beispielsweise die Pont Neuf in Paris (1985) und den<br />

Reichstag in Berlin (1995) – von sich reden. Nun will<br />

er in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou<br />

und dem Centre des Monuments Nationaux (CMN)<br />

ein neues Event kreieren und vom 6. bis 19. April<br />

2020 den Pariser Arc de Triomphe « verpacken ».<br />

Dieses Projekt schwebt dem Künstler bereits seit 60<br />

Jahren vor. Für die Umsetzung werden 25 000 m²<br />

silberblaues recycelbares Polypropylengewebe<br />

und 7000 m rote Kordel benötigt. Das Event fällt in<br />

die Zeit, in der das Centre Georges Pompidou dem<br />

Künstler eine bedeutende Ausstellung widmet: Diese<br />

rückt vom 18. März bis 15. Juni 2020 die Jahre 1958<br />

bis 1964 in den Mittelpunkt. Es waren die Jahre,<br />

in denen Christo mit Jeanne-Claude, seiner Muse,<br />

Lebensgefährtin und engagierten Anwältin der<br />

oft unglaublichen Projekte, in Paris lebte. Jeanne-<br />

Claude starb 2009. Wie immer kommt Christo für die<br />

Finanzierung dieses Ereignisses durch den Verkauf<br />

von Projektstudien, Zeichnungen, Kollagen und<br />

Modellen vollständig selbst auf.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

LECKERBISSEN<br />

Die pariserischste aller Schokoladen<br />

Seit 1902 sind die Wände der Pariser Metro mit denselben weißen Fliesen<br />

mit abgeschrägten Rändern gekachelt, die ursprünglich von der Faïencerie<br />

de Gien exklusiv für die U-Bahn in Paris hergestellt wurden. Im Laufe der<br />

Jahre entwickelten sie sich nicht nur zu einem der Symbole der Hauptstadt,<br />

sondern auch zu einem richtiggehenden Trendprodukt, mit dem Küchen oder<br />

Badezimmer gestaltet werden. Die beiden Pariser Leckermäuler Julie und<br />

André kamen nun auf die ausgezeichnete Idee, eine etwas erschwinglichere<br />

Variante davon herzustellen. Sie kreierten eine Schokolade « Made in Paris »<br />

in der Form dieser Fliesen und gründeten ein Familienunternehmen für die<br />

Herstellung: Petits Carreaux de Paris. Ein originelles Geschenk, über das<br />

sich alle Naschkatzen und Parisliebhaber freuen werden. Wir haben die<br />

Schokolade probiert und möchten diese Idee unterstützen. Zurzeit sind die<br />

Petits Carreaux de Paris nur in Paris und in einigen Provinzstädten erhältlich. In<br />

Berlin bekommt man sie bei Mon Plaisir (Pappelallee 9, 10437 Prenzlauerberg).<br />

Informationen und Bezugsquellen unter: www.petitscarreauxdeparis.com<br />

ERNÄHRUNG<br />

Die 10 Spitzenreiter unter den französischen<br />

« veganfreundlichen » Städten.<br />

Immer mehr Restaurants in Frankreich bieten vegane Speisen an, und nach<br />

Ansicht von knapp 50 % der Franzosen sollten « klassische » Restaurants<br />

mindestens ein oder zwei vegane Gerichte auf der Karte haben. Soeben wurde<br />

eine Hitliste der 10 « veganfreundlichsten » Städte veröffentlicht, in denen<br />

man problemlos Restaurants mit einem entsprechenden Angebot findet.<br />

Auf den ersten Plätzen liegen Paris (346 Restaurants, dies entspricht 15,66<br />

Restaurants pro 100 000 Einwohner, die mindestens ein veganes Gericht<br />

anbieten), Lille (35 Restaurants, 14,61/100 000 Einwohner), Straßburg<br />

(35 Restaurants, 12,51/100 000 Einwohner), Aix-en-Provence (17<br />

Restaurants, 11,94/100 000 Einwohner), Rouen (11 Restaurants,<br />

9,9/100 000 Einwohner), Toulouse (46 Restaurants, 9,44/100 000<br />

Einwohner) und Bordeaux (24 Restaurants, 9,43/100 000<br />

Einwohner).<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


MUSEUM<br />

KULTURERBE (3)<br />

Lieferzeit: 350 Jahre<br />

Es ist relativ unbekannt, dass 80 % des für das Château de Versailles<br />

benötigten Marmors aus den Steinbrüchen Caunes-Minervois im<br />

Departement Aude (Region Okzitanien) stammen. 1670 bestellten<br />

die Architekten des Schlosses dort unter anderem einen drei Tonnen<br />

schweren Block aus rotem Marmor, ein Material, das Ludwig XIV.<br />

(1638-1<strong>71</strong>5) besonders liebte und das daher in seinem Palast<br />

bevorzugt eingesetzt wurde. 2001 wurde der Marmorblock, mit dem<br />

eine Kapelle errichtet werden sollte, hinter einem Wäldchen des<br />

nach wie vor betriebenen Steinbruchs gefunden. Warum er niemals<br />

zugestellt wurde, ist nicht bekannt. Die Unternehmensleitung<br />

beschloss, diesen Auftrag mehr als drei Jahrhunderte nach der<br />

Bestellung auszuliefern – und zwar mit Transportmitteln des<br />

17. Jahrhunderts. Das Projekt, das durch Sponsoren finanziert<br />

werden soll, sieht vor, dass der Marmorblock auf einem von Pferden<br />

gezogenen Karren bis zum Canal du Midi transportiert wird. Von<br />

dort soll er zu Wasser über Carcassonne, Castelnaudary, Toulouse,<br />

Bordeaux, Le Havre nach Rouen befördert werden, um schließlich auf<br />

der Seine via Paris bis Versailles zu gelangen. In der Zeit Ludwigs XIV.<br />

dauerte eine solche Reise sechs Monate. Heutzutage wird sie unter<br />

Umständen mehrere Jahre dauern, denn unterwegs sind an jeder<br />

Etappe Veranstaltungen geplant.<br />

Wiedereröffnung des Naturhistorischen<br />

Museums in Bordeaux<br />

Das Muséum d’Histoire Naturelle in Bordeaux war zehn Jahre lang für<br />

Umbaumaßnahmen geschlossen und wurde in dieser Zeit vollständig<br />

renoviert, modernisiert und neu gestaltet. Nun ist es wieder für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum, das kurz nach der Französischen<br />

Revolution gegründet wurde, befindet sich im prachtvollen Hôtel de<br />

Lisleferme direkt neben dem Jardin Public, einem der schönsten Gärten<br />

der Stadt. Von den heute mehr als eine Million Ausstellungsstücken der<br />

Sammlungen können derzeit rund 4000 besichtigt werden.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

135 Euro ++ Das ist das Bußgeld, das<br />

man ab sofort bezahlen muss, wenn man<br />

in Paris mit einem Elektroroller auf dem<br />

Gehsteig fährt und dabei ertappt wird. Die<br />

Pariser Stadtverwaltung hat diese strenge<br />

Maßnahme ergriffen, da es zunehmend zu<br />

Unfällen und Beschwerden von Fußgängern<br />

kam. Das « wilde » Parken dieser Roller wird<br />

zukünftig mit 35 Euro bestraft. Die zurzeit<br />

neun Unternehmen, bei denen man einen<br />

solchen Elektroroller in Paris ausleihen kann,<br />

müssen nun eine jährliche Gebühr von 50 bis<br />

65 Euro pro Gefährt entrichten.<br />

2,5 und 2,1 Millionen ++ So viele<br />

Renault Clio und Peugeot 208 wurden von<br />

2012 bis <strong>2019</strong> in Frankreich verkauft. Was<br />

für die Deutschen in der Beliebtheitsskala<br />

der VW Golf ist, ist für die Franzosen der<br />

Renault Clio. Doch der Hauptkonkurrent<br />

Peugeot 208 folgt auf dem Fuße. Zusammen<br />

machen diese beiden Modelle knapp 10 % der<br />

Fahrzeugzulassungen in Frankreich aus.<br />

4:5 ++ Laut den aktuellsten Zahlen des<br />

INSEE (Institut National de la Statistique<br />

et des Études Économiques) ist dies<br />

das Verhältnis zwischen eingetragenen<br />

Lebenspartnerschaften (PACS) und<br />

Eheschließungen. 2017 traten in Frankreich<br />

226 000 verschiedengeschlechtliche Paare<br />

in den Stand der Ehe und 186 000 schlossen<br />

einen PACS. Bei gleichgeschlechtlichen<br />

Paaren waren es 7000 Eheschließungen und<br />

ebenso viele eingetragene Partnerschaften.<br />

Paare im Alter von 25 bis 29 Jahren schließen<br />

die meisten eingetragenen Partnerschaften.<br />

Ab 30 Jahren ist die Ehe am verbreitetsten.<br />

In Frankreich werden Ehen heute allerdings<br />

zunehmend später geschlossen: Die Braut ist<br />

im Durchschnitt 36 und der Bräutigam 38,4<br />

Jahre alt. Vor zehn Jahren lag das Alter der<br />

Frauen bei 33,3 Jahren und der Männern bei<br />

36,1 Jahren.<br />

43 ++ Laut einer Umfrage von Ipsos zum<br />

Lebensumfeld ist dies der Prozentsatz der<br />

Franzosen, die bei freier Wahl gerne in einer<br />

mittelgroßen Stadt leben würden. 35 %<br />

würden dagegen ein ländliches Umfeld und<br />

22 % die Großstadt bevorzugen.<br />

Frankreich Frankreich erleben erleben · <strong>Sommer</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> · 9 · 9


ON EN PARLE<br />

FAHRRAD<br />

Eine einzigartige<br />

Gelegenheit in<br />

Paris zu radeln<br />

Hinweis für Radfahrer: Am<br />

5. Oktober <strong>2019</strong> will die Stadt Paris<br />

anlässlich der Nuit blanche eine<br />

innovative Idee umsetzen und zum<br />

ersten Mal in ihrer Geschichte die<br />

Pariser Ringautobahn komplett<br />

für Autos sperren. Die Périphérique<br />

soll dann ausschließlich Radfahrern<br />

vorbehalten sein. Diese haben somit<br />

die einmalige Gelegenheit, einen langen<br />

Rundkurs – 35,04 km um genau zu sein –<br />

rund um die französische Hauptstadt<br />

zu radeln.<br />

FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />

Weibliche<br />

Berufsbezeichnungen<br />

anerkannt<br />

Die altehrwürdige Académie<br />

française, die überwiegend aus<br />

Männern zusammengesetzt<br />

ist, hat sich Zeit gelassen,<br />

letztendlich aber nachgegeben:<br />

Zukünftig werden weibliche<br />

Berufsbezeichnungen in<br />

Frankreich anerkannt. Begriffe<br />

wie Cheffe, Autrice, Doctoresse<br />

oder auch Écrivaine, die in der<br />

Umgangssprache bereits üblich<br />

sind, werden jetzt im Hexagon<br />

auch « offiziell » akzeptiert.<br />

TRANSPORTE<br />

Der Flughafen Paris-Orly<br />

bekommt ein neues Outfit<br />

Alle, die bereits einmal in Paris-Orly ankamen, abflogen<br />

oder umsteigen mussten, haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass die Wege auf dem etwas in die Jahre gekommenen<br />

Flughafen für die Passagiere teilweise ziemlich<br />

umständlich sind. Doch das gehört der Vergangenheit<br />

an: Nach umfangreichen Bauarbeiten hat sich Paris-Orly<br />

seit dem 19. März vollkommen verwandelt. Schluss mit<br />

den weit entfernten Abfertigungsgebäuden « Orly Süd »<br />

und « Orly West »! Ein einziger zusammenhängender<br />

Terminal mit vier durchnummerierten Sektoren (Orly<br />

1 - 4) und einer logischen Einteilung der « Ankünfte »<br />

und « Abflüge » sorgen jetzt für kürzere Strecken. In<br />

diesem Zusammenhang entstanden mehr als 80 000<br />

Quadratmeter zusätzliche Fläche für den<br />

Aufenthalt der Passagiere und viele neue<br />

Shops. Auch das Gepäckmanagement<br />

wurde vollkommen neu organisiert. Der<br />

Flughafenbetreiber Aéroport de Paris (ADP)<br />

verspricht Reisenden nun « eine ganz neue<br />

Flughafenerfahrung » …<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


SPORT<br />

Tour de France <strong>2019</strong><br />

Die 106. Tour de France startet am Samstag 6. Juli <strong>2019</strong> in Brüssel. Im Anschluss geht es nach<br />

Frankreich, wo sich das Radsportereignis in diesem Jahr vor allem auf den östlichen Teil<br />

konzentriert. Auf dem Programm: 3460 Kilometer, 7 Bergetappen, 5 Bergankünfte – davon 3<br />

in mehr als 2000 Meter Höhe (auf dem Tourmalet, in Tignes und in Val Thorens) –, 2 Zeitfahren,<br />

5 hügelige Etappen, 7 Flachetappen, 2 Ruhetage. Wie 2012 und 2017 werden alle<br />

französischen Bergmassive bezwungen, und zwar in folgender<br />

Reihenfolge: Vogesen, Jura, Zentralmassiv, Pyrenäen und Alpen.<br />

Die Strecke, auf der insgesamt 30 Gipfel überquert werden<br />

müssen – ein Rekord in der Tourgeschichte! –, wird also<br />

die Waden der Teilnehmer sehr beanspruchen. Am<br />

28. Juli endet die Tour traditionsgemäß auf der Pariser<br />

Champs-Elysées.<br />

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Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 11


KULTURKALENDER<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 13


ON LIT<br />

ROMAN<br />

Der Glöckner von Notre-Dame<br />

Eine von vielen Ausgaben: Victor Hugo, Originaltitel: Notre-Dame de Paris, übersetzt aus dem<br />

Französischen von Franz Kottenkamp, 448 Seiten, Anaconda, ISBN 978-3730601020<br />

Der schreckliche Brand in der Kathedrale Notre-Dame de Paris am Abend des<br />

15. April hat die ganze Welt bewegt. Von allen Hommagen, die diesem religiösen,<br />

kulturellen und touristischen Symbol der Stadt im Laufe der Jahrhunderte geweiht<br />

wurden, hat vermutlich die von Victor Hugo (1802-1885) aus dem Jahr 1831 die<br />

Gemüter am meisten bewegt. Liest man dieses Werk heute, so erhält es eine noch<br />

stärkere Bedeutung, vor allem durch die Passage, in der Victor Hugo Notre-Dame in<br />

nahezu hellseherischer Weise als Raub der Flammen sieht. « Aller Augen waren auf<br />

das Kirchendach gerichtet, und dort bot sich ihnen ein unglaubliches Schauspiel.<br />

Oben auf der höchsten Galerie, noch über der großen Rosette, stieg zwischen den<br />

beiden Türmen eine wild flackernde, Funken sprühende Flamme auf, von der der<br />

Wind glühende Fetzen losriss und mit dem Rauch emportrug. »<br />

ROMAN<br />

ESSAY<br />

Kurzer Bericht von der Unermesslichkeit<br />

der Welt<br />

Sylvain Tesson, Originaltitel: Petit traité sur l’immensité du<br />

monde, übersetzt aus dem Französischen von Nicola Denis,<br />

Matthes & Seitz Berlin, 124 Seiten, ISBN 978-3957577290<br />

In diesem Buch verleiht Sylvain Tesson seinem<br />

Bedürfnis Ausdruck, sowohl geistig als auch physisch<br />

ständig in Bewegung zu sein. Durch einen ganz<br />

unglaublichen Zufall erschien von dem Werk genau<br />

zum Zeitpunkt, als Notre-Dame de Paris brannte, eine<br />

neue Ausgabe in deutscher Sprache. Der Autor, der in<br />

der Nähe der Kathedrale wohnt, gehört zu den « etwas<br />

verrückten Freeclimbern », die<br />

abends oder frühmorgens mit<br />

bloßen Händen an der Fassade<br />

der Kathedrale hochklettern. Für<br />

ihn eine Art, Freiheit zu leben, und<br />

für uns eine Möglichkeit, Notre-<br />

Dame « anders » zu entdecken.<br />

Hör auf zu lügen<br />

Philippe Besson, Originaltitel: Arrête<br />

avec tes mensonges, übersetzt<br />

aus dem Französischen von Hans<br />

Pleschinski, C. Bertelsmann, 156<br />

Seiten, ISBN 978-3570103418<br />

Beim Lesen dieses Romans<br />

wird einem klar, dass es sich<br />

dabei um eine autobiografische<br />

Geschichte handelt, die das gesamte Werk<br />

des Autors geprägt hat. Offen erzählt<br />

Philippe Besson von einer bis dahin geheim<br />

gehaltenen Liebesgeschichte: von der kurzen,<br />

leidenschaftlichen Beziehung, die er im Alter von<br />

17 Jahren zu Thomas, einem Mitschüler auf dem<br />

Gymnasium, hatte. Es ist ein sehr persönlicher<br />

und schmerzlicher Bericht über eine Beziehung,<br />

die in den Achtzigerjahren in Frankreich noch<br />

ein Tabu war und zwangsläufig geheim gehalten<br />

werden musste. Vor allem aber das Eingeständnis<br />

einer Trennung und eines unerträglichen<br />

Verlustes, die das Leben von Philippe Besson<br />

entscheidend bestimmt haben. Ein absolut<br />

aufrichtiges Werk!<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


KRIMI<br />

Versuchung<br />

à la Provence<br />

Andreas Heineke, Emons Verlag,<br />

288 Seiten, ISBN 978-3740805142<br />

Endlich Frühjahr in<br />

der Provence. In den<br />

malerischen Orten im<br />

Luberon bereiten sich<br />

die Restaurants gerade<br />

auf die Touristenströme vor, da macht eine<br />

Schreckensmeldung die Runde: Fünf abgetrennte<br />

Finger wurden an Köche verschickt, die alle einer<br />

Gourmetbruderschaft angehören und barbarisch<br />

zubereitete Menüs für die Oberschicht kochen.<br />

Die örtlichen Tierschützer kämpfen seit Jahren<br />

gegen die Männer, würden sie jedoch für ihre<br />

Überzeugung morden? Dorfgendarm Pascal<br />

Chevrier muss in einem Fall ermitteln, der bis<br />

weit in die Anfänge der Feinschmeckerküche<br />

zurückreicht. Andreas Heineke kennt die Provence<br />

bereits seit vielen Jahren sehr gut. Offensichtlich<br />

beherrscht er auch alle Rezepte, um dort die<br />

spannende Handlung seiner Krimis spielen zu<br />

lassen. Ein neues Buch, das sich genussvoll<br />

verkosten lässt!<br />

KRIMI<br />

Mord Elsässer Art<br />

Suzanne Crayon, Emons Verlag, 272 Seiten, ISBN 978-3740805029<br />

Der Bürgermeister eines kleinen Ortes an der Elsässer<br />

Weinstraße wird tot in seinem Büro aufgefunden, die Polizei geht<br />

von einem Raubmord aus. Doch Jean Paul Rapp, seit einem Jahr<br />

Kommissar im Ruhestand des Bezirks Colmar-Rouffach, glaubt<br />

nicht daran. Unterstützt von seiner Nachbarin, der Deutsch-<br />

Französin Sylvie Printemps, ermittelt er wie in alten Zeiten:<br />

beharrlich, klug und mit untrüglichem<br />

Instinkt. Und die Stille im Weinberg<br />

scheint dabei für ihn der Schlüssel<br />

zur Lösung des Falls zu sein. Endlich<br />

einmal ein Krimi, der im Elsass spielt!<br />

Das beweist, dass die Provence<br />

nicht das Monopol auf Morde und<br />

polizeiliche Nachforschungen besitzt<br />

… Auch hier steht ein bewährtes<br />

Rezept dahinter, das für Spannung<br />

sorgt und Liebhabern solcher Krimis<br />

gefallen wird!<br />

STYLE-GUIDE<br />

Dress like a Parisian<br />

Der Style-Guide für perfekten französischen Chic<br />

Aloïs Guinut, Prestel Verlag, 240 Seiten, ISBN 978-3791385235<br />

Obwohl wir, im Gegensatz zur Autorin, absolut nicht<br />

glauben, dass es den « ultimativen französischen Chic » gibt,<br />

müssen wir anerkennen, dass der Titel vielversprechend<br />

ist! Und die Vorgehensweise von Aloïs Guinut, einer Stilistin,<br />

die sich für die französische Mode begeistert,<br />

erscheint uns neuartig und mutig: Sie<br />

verrät uns, welche Details in Kleidung<br />

und Haltung der Französinnen<br />

den besonderen Stil à la française<br />

ausmachen – oder auch nicht!<br />

Auf jeden Fall ist es kein einfaches<br />

Unterfangen! Beim Lesen dieses gut<br />

gemachten Guides merkt man schnell,<br />

dass die Autorin das Talent besitzt, die<br />

« Kleinigkeiten » zu erfassen, die den<br />

Unterschied ausmachen.<br />

REISEFÜHRER<br />

111 Orte in<br />

Nordfrankreich, die<br />

man gesehen haben<br />

muss<br />

Georg Renöckl, Emons Verlag, 240<br />

Seiten, ISBN 978-3740805593<br />

In der Themenreihe des<br />

Emons-Verlages « 111 Orte » sind<br />

bereits Bücher über mehrere französische Regionen<br />

und Städte (Elsass, Bretagne, Provence, Normandie,<br />

Paris …) erschienen. Dieses Buch beschäftigt sich<br />

nun mit der Region Hauts-de-France, die das Werk<br />

im Übrigen unterstützt hat. Ganz im Esprit der Reihe<br />

werden originelle und oft ungewöhnliche Orte<br />

vorgestellt. Abseits ausgetretener Pfade wirft es einen<br />

unkonventionellen Blick auf die touristische Seite<br />

einer Region, ganz wie wir es bei Frankreich erleben<br />

lieben!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 15


ON LIT EN FRANCE<br />

ESSAY<br />

Sur la route du Danube<br />

Emmanuel Ruben, Éditions Rivages, 608 Seiten, ISBN 978-<br />

2743646486<br />

Unsere Auswahl an Büchern,<br />

über die man zurzeit in<br />

Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Trois jours à Berlin<br />

Christine de Mazières, Sabine<br />

Wespieser Éditeur, 182 Seiten,<br />

ISBN 978-2848053202<br />

Die Deutsch-Französin<br />

Christine de Mazières<br />

lässt uns 30 Jahre nach<br />

dem Fall der Berliner<br />

Mauer literarisch noch<br />

einmal den 9. November<br />

1989 erleben. In ihrem<br />

Buch tauchen wir in den<br />

Alltag mehrerer Personen<br />

ein. Vor allem in den Alltag<br />

der Französin Anna, die in Deutschland und in den<br />

Deutschen Micha verliebt ist, den sie kurze Zeit<br />

vorher in Ostberlin kennenlernte. Auf nicht alltägliche<br />

Art erzählt uns die Autorin eine Geschichte, die<br />

Geschichte wurde: Nahezu Minute für Minute können<br />

wir einen historischen Tag im Leben von Frauen und<br />

Männern miterleben. Ein Meisterwerk!<br />

ESSAY<br />

Dies ist die ungeheuerliche Odyssee zweier<br />

Freunde, die am Ufer der Donau flussaufwärts<br />

radeln und uns auf ihrem Gepäckträger mit durch<br />

Europa nehmen. Eine Reise, für die man sich heute<br />

viel zu selten Zeit nimmt: Von Odessa bis in den<br />

Schwarzwald durchquert<br />

man grandiose<br />

Landschaften und<br />

wird sich dabei des<br />

unglaublichen Reichtums<br />

und der Diversität<br />

Europas bewusst.<br />

Der Autor ist sowohl<br />

Radfahrer als auch<br />

Geograf. Mit diesem<br />

nützlichen und ergiebigen<br />

Buch offenbart er<br />

zudem seine einmalige<br />

schriftstellerische<br />

Begabung.<br />

Socrate à vélo,<br />

le Tour de France des philosophes<br />

Guillaume Martin, Éditions Grasset, 192 Seiten, ISBN 978-2246815754<br />

Guillaume Martin, 26, nahm als Profiradfahrer zweimal an<br />

der Tour de France teil und hat zudem ein abgeschlossenes<br />

Philosophiestudium. Humorvoll<br />

und geistreich verbindet er beide<br />

Leidenschaften, indem er sich<br />

vorstellt, wie es wäre, wenn<br />

die größten Philosophen der<br />

Geschichte an diesem Radrennen<br />

teilnehmen würden: Sokrates,<br />

Plato, Nietzsche, Descartes …<br />

Auf intelligente Art rivalisieren<br />

sie miteinander und bereiten uns<br />

damit einen echten Lesegenuss.<br />

Ein Buch mit einem originellen<br />

und verrückten Blickwinkel!<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


ESSAY<br />

La nuit se lève<br />

Elisabeth Quin, Éditions Grasset, 144 Seiten, ISBN 978-<br />

2246856108<br />

Elisabeth Quin ist sowohl in Frankreich<br />

als auch in Deutschland bekannt, da sie<br />

seit einigen Jahren das Kulturmagazin 28<br />

Minuten auf Arte moderiert. Bisher wusste die<br />

Öffentlichkeit nicht, dass sie unter grünem<br />

Star leidet und allmählich erblinden wird.<br />

Dieses erschütternde<br />

Werk beschreibt nicht<br />

nur ihren Kampf gegen<br />

die Krankheit, sondern<br />

es ist auch eine echte<br />

Ermutigung, jeden<br />

Moment des Lebens bis<br />

ins Letzte auszukosten.<br />

Die Autorin ist weit<br />

von Selbstmitleid<br />

entfernt, sie erteilt uns<br />

eine bemerkenswerte<br />

Lektion fürs Leben!<br />

BIOGRAFIE<br />

Madame la<br />

Présidente<br />

Ava Djamshidi und<br />

Nathalie Schuck, Éditions<br />

Plon, 312 Seiten, ISBN 978-<br />

2259276504<br />

Seien wir ehrlich: Bei<br />

einem Buch über<br />

Brigitte Macron, die<br />

Frau des französischen<br />

Staatspräsidenten, rechnet man zunächst<br />

mit einem eher uninteressanten Werk. Man<br />

kommt jedoch um die Feststellung nicht<br />

umhin, dass hinter diesem Buch, das sich<br />

in den französischen Buchhandlungen<br />

sehr gut verkauft, viel mehr steckt, als<br />

vermutet. Letztendlich setzt sich der Leser<br />

mit dem in Frankreich nicht existierenden<br />

Status einer Première Dame auseinander.<br />

ROMAN<br />

Regarder<br />

Serge Mestre, Sabine Wespieser Éditeur, 224 Seiten,<br />

ISBN 978-2848053042<br />

Ein fesselndes Porträt der jungen deutschen<br />

Fotografin Gerta Pohorylle (1910-1937), besser<br />

bekannt unter dem Namen Gerda Taro, die<br />

vor den Nazis nach Paris flüchtete und später<br />

in Begleitung des ungarischen Fotografen Erno<br />

Friedmann (1913-1954), für den sie das Pseudonym Robert Capa erfand, am<br />

Krieg in Spanien teilnahm. Sie war eine äußerst engagierte Frau – und zugleich<br />

die erste Kriegsfotografin –, die zu Unrecht in Vergessenheit geriet, obwohl<br />

sie ihren Fotoapparat als Waffe gegen den Faschismus nutzte. Eine mehr als<br />

gerechtfertigte Hommage, bemerkenswert gut geschrieben!<br />

ROMAN<br />

Le Hussard noir<br />

Marie Pellan und William Lafleur, Éditions Flammarion,<br />

348 Seiten ISBN 978-2081433656<br />

In diesem Roman, der wie ein Krimi<br />

aufgebaut ist, wird das Unwahrscheinliche<br />

Realität: Um die Mängel des französischen<br />

Schulsystems anzuprangern, nimmt ein<br />

Lehrer seine Schüler als Geiseln. Unter<br />

Ausschluss der Öffentlichkeit findet eine sowohl<br />

bedrückende als auch befreiende Auseinandersetzung mit einem<br />

in Frankreich aktuellen Thema statt, die zum Nachdenken und auf<br />

unerwartete Art zur Diskussion anregt.<br />

ROMAN<br />

Rappeler les enfants<br />

Alexis Potschke, Éditions du Seuil, 318 Seiten, ISBN 978-2021420081<br />

In diesem Fall gibt es ihn noch, den Alltag<br />

eines glücklichen Lehrers, noch dazu in einem<br />

Collège einer Pariser Vorstadt. Er ist glücklich, zu<br />

unterrichten, Wissen zu vermitteln, seine Schüler<br />

reifer werden zu sehen. Ein berührendes und<br />

lehrreiches Buch, das einen liebevollen und oft<br />

lustigen Blick auf das französische Schulsystem<br />

wirft. Ein Buch, das letzten Endes guttut.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 17


ON LIT EN FRANCE<br />

ROMAN<br />

Kiosque<br />

ROMAN<br />

Sortie de rails<br />

Léon Cornec, Éditions Robert Laffont, 298 Seiten, ISBN<br />

978-2221218723<br />

Ein unglaublich treffender Einblick in das<br />

« Frankreich der Unterschicht », das Frankreich<br />

der Eisenbahner und der Welt der Schienen,<br />

die nichts mit derjenigen des im Rampenlicht<br />

stehenden TGV zu tun hat. Ein Werk, das<br />

uns den ganz unbekannten Alltag französischer<br />

Eisenbahner aufzeigt.<br />

Jean Rouaud, Éditions Grasset, 282<br />

Seiten, ISBN 978-2246803805<br />

Der Autor Jean<br />

Rouaud gehört zu den<br />

bekanntesten französischen<br />

Schriftstellern unserer Zeit (Prix Goncourt 1990).<br />

Von 1983 bis 1990 hatte er einen Zeitungskiosk<br />

im 19. Pariser Arrondissement. In diesem<br />

Buch zeichnet er uns ein exaktes und sehr<br />

menschliches Bild des malerischen Stadtviertels<br />

und seiner Bewohner im Paris der 80er-Jahre.<br />

Eine Möglichkeit, die Hauptstadt auf ganz<br />

andere Art kennenzulernen.<br />

ROMAN<br />

82 rêves pendant la guerre<br />

1939-1945<br />

Emil Szittya, Éditions Allary, 220 Seiten, ISBN 978-<br />

2370732576<br />

Dieser in seiner Art einzigartige und<br />

verwirrende Kriegsroman erschien<br />

bereits 1963, war aber lange Zeit nicht<br />

mehr erhältlich. Auf nicht alltägliche Weise<br />

erzählt er 82 Träume von ganz gewöhnlichen Menschen<br />

(Franzosen, Milizsoldaten, verfolgten Juden, deutschen<br />

Soldaten) im besetzten Frankreich. Ein ergreifendes Porträt des<br />

Unterbewusstseins in Kriegszeiten.<br />

ROMAN<br />

Grégoire et le vieux libraire<br />

Marc Roger, Éditions Albin Michel, 236 Seiten, ISBN 978-<br />

2226437815<br />

Die bewegende Begegnung zwischen dem<br />

ehemaligen Buchhändler Monsieur Picquier,<br />

der unter Parkinson leidet und daher die 3000<br />

Bücher, die die Wände seines kleinen Zimmers<br />

im Altersheim schmücken, nicht lesen kann,<br />

und dem 19-jährigen Grégoire, der noch niemals freiwillig ein Buch<br />

in die Hand nahm und nun dank des alten Mannes eine Leidenschaft<br />

entdeckt: lesen, vor allem für andere. Eine wunderschöne Geschichte<br />

über die Vermittlung einer Passion.<br />

ROMAN<br />

L’Étoffe du destin<br />

Sébastien Palle, Éditions Héloïse<br />

d’Ormesson, 350 Seiten, ISBN 978-<br />

2350875132<br />

Welch schönes und ausgefallenes<br />

Buch! Der Autor erzählt von den Schicksalen zweier<br />

außergewöhnlicher Einwanderer in Frankreich, die<br />

Jahrhunderte trennt und die dennoch unglaubliche<br />

Parallelen aufweisen. Das Schicksal eines jungen<br />

protestantischen Deutschen, Christophe Oberkampf<br />

(1738-1815), der aus einer Färberfamilie stammte<br />

und als Symbol für eine geglückte Immigration<br />

gilt. Obwohl er nicht Französisch sprach, kam er im<br />

katholischen Frankreich zu Reichtum, indem er kurz<br />

vor der Revolution die Manufacture des Toiles de<br />

Jouy gründete, die für ihre blau bedruckten Stoffe<br />

berühmt wurde. Das zweite Schicksal ist das von<br />

Alina, einer jungen Senegalesin, die in unserer Zeit<br />

lebt und nach einem Drama in ihrer Heimat nach<br />

Frankreich flüchtet, um dort ihr Glück zu versuchen.<br />

Auf sehr subtile und packende Weise kreuzen sich<br />

die beiden Schicksale und werfen ein neues Licht auf<br />

unsere heutige Gesellschaft. Großes Lesevergnügen!<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


ROMAN<br />

Changer le sens des rivières<br />

Murielle Magellan, Éditions Julliard, 238 Seiten, ISBN 978-2260030102<br />

Wie verändert man sein Schicksal, wenn<br />

dieses bereits vorgezeichnet erscheint? Dies<br />

offenbaren uns die drei liebenswerten Figuren –<br />

Marie, Alexandre und Gérard – dieser Handlung,<br />

die im Wesentlichen in der Normandie spielt.<br />

Am Ende ist man glücklich und optimistisch,<br />

überzeugt davon, dass jeder eines Tages den<br />

entscheidenden « Klick » erleben kann. Und man<br />

summt vielleicht das schöne Chanson von Alain<br />

Souchon La beauté d‘Ava Gardner vor sich hin, aus<br />

dem der Titel des Buches stammt.<br />

REISEFÜHRER<br />

Les plus beaux villages<br />

de France<br />

Éditions Flammarion, 272 Seiten, ISBN<br />

978-20814<strong>71</strong>528<br />

Seit 35 Jahren ist dies<br />

der offizielle Führer der<br />

Vereinigung Les plus beaux<br />

villages de France. Ein Klassiker,<br />

den alle Liebhaber des ländlichen Kulturerbes in<br />

Frankreich unbedingt besitzen sollten. In diesem Jahr<br />

werden 158 Dörfer anhand von Karten, praktischen<br />

Informationen für Unterkünfte sowie Restaurants- und<br />

Besichtigungstipps vorgestellt.<br />

Und was die Bücher<br />

deutscher Schriftsteller<br />

angeht, die ins Französische<br />

übersetzt wurden und über<br />

die man zurzeit im Hexagon<br />

spricht (und die Sie<br />

beispielsweise Ihren französischen<br />

Freunden empfehlen<br />

können …), haben wir<br />

folgenden Tipp:<br />

ROMAN<br />

L’ombre d’un père<br />

Christoph Hein, übersetzt aus dem Deutschen von Nicole Bary, Éditions Métailié,<br />

410 Seiten, ISBN 979-1022608381 (in Deutschland 2016 bei Suhrkamp unter dem<br />

Titel « Glückskind mit Vater » erschienen)<br />

Die Veröffentlichung dieses Meisterwerks in Frankreich,<br />

das auf unglaublich präzise und lebendige Art 60 Jahre<br />

deutscher Geschichte nachzeichnet, ist das Ergebnis einer<br />

außergewöhnlichen Begegnung zweier talentierter, engagierter<br />

Frauen: der Verlegerin Anneth Métailié und der Übersetzerin Nicole<br />

Bary. Vor vielen Jahren haben sie gemeinsam für den anspruchsvollen Verlag Editions<br />

Métailié eine entwickelt, in der bis heute 23 Autoren verlegt wurden, um den Franzosen<br />

erstklassige deutsche Literatur nahezubringen. Davon möchten wir noch mehr lesen!<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Aktuell in der Revue de la Presse:<br />

En Europe, Emmanuel Macron veut<br />

faire plus et plus vite<br />

| Photo : Getty Images<br />

Avril <strong>2019</strong><br />

• N o 4 | 6 6 º A n n é e •<br />

Ar tikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />

www.sprachzeitungen.de<br />

¤ 2,50 [d]<br />

AC T UA L I T É<br />

• Algérie : mobilisation<br />

populaire contre le régime<br />

d’Abdelaziz Bouteflika<br />

Page 3<br />

E N V I RO N N E M E N T<br />

• Manger local : six bonnes<br />

raisons de s’y mettre<br />

Page 4<br />

S O C I É T É<br />

B1–C2<br />

• Droits des enfants :<br />

une loi antifessée, à quoi<br />

ça sert ?<br />

| Photo : Getty Images<br />

S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />

UNION EUROPÉENNE<br />

Karl Lagerfeld n’est plus. Le Québec, terre<br />

Après 64 ans de création, dont plus promise de nombreux Français,<br />

de 35 pour Chanel, le Kaiser a tiré sa a décidé d’annuler les dossiers de<br />

révérence. Retour sur un monument 18100 candidats à l’immigration.<br />

franco-allemand.<br />

Comprenne qui voudra.<br />

Lire les articles en pages 2, 12, 13 Lire l’article en page 15<br />

En Europe, Emmanuel Macron<br />

veut faire plus et plus vite<br />

Dans sa tribune publiée le 5 mars<br />

dernier dans les 28 pays de l’UE,<br />

le président français s’adresse<br />

x citoyens européens. Il leur<br />

Le repli<br />

nationaliste ne propose<br />

rien ; c’est un rejet<br />

sans projet.<br />

| Photo : Wiki Commons


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

CHANSON<br />

Clarika: A la lisière<br />

Clarika gehört eher<br />

zu den weniger<br />

bekannten französischen<br />

Chansonsängerinnen. Und<br />

doch zeigt uns die 52-jährige<br />

Künstlerin mit ihrem achten Album<br />

einmal mehr, wie viel Gefühl und Sensibilität in ihr stecken. Mit sanfter<br />

Stimme und äußerst stimmigen Texten rührt sie das Innerste unserer<br />

Seele und steht dabei großen Künstlern in nichts nach. Diese CD<br />

wurde vom Ende einer Liebesbeziehung inspiriert und beschäftigt<br />

sich mit der Frage, wie man in einer solchen Situation überlebt. Die<br />

Musik erscheint einerseits traurig, auf der anderen Seite ist sie jedoch<br />

eine Hymne darauf, den Augenblick und die schönen Momente im<br />

Leben zu genießen. Clarika spricht einerseits zwar ernste Themen wie<br />

Einsamkeit (L’Astronaute) oder das Schicksal von Flüchtlingen (L’Azur)<br />

an, andererseits malt sie sich aber auch humorvoll und sehr poetisch<br />

aus, was die junge Spitzenklöpplerin des berühmten Bildes von<br />

Vermeer wohl über unsere heutige Welt denken würde (La Dentellière).<br />

Das Album ist wie eine Gratwanderung zwischen verschiedensten<br />

Emotionen. Unser absoluter Coup de cœur!<br />

Angèle: Brol<br />

Für die 24-jährige belgische Künstlerin Angèle,<br />

Tochter eines Sängers und einer Schauspielerin,<br />

ist es ein unglaublicher Erfolg: Vor einem Jahr<br />

noch war sie quasi unbekannt, heute füllt sie die<br />

größten Konzertsäle Frankreichs. Wir lieben ihre<br />

unkomplizierte und natürliche Art, die sich vom Stil<br />

vieler aktueller Musikstars abhebt. Spontan und<br />

mit einfachen, manchmal auch derben, aber immer<br />

treffenden Worten spricht sie jeden an. Auf der<br />

CD Brol (ein Wort aus dem belgischen Jargon, das<br />

so viel wie « Chaos » bedeutet) erzählt Angèle uns<br />

Geschichten aus dem Alltag, sowohl Geschichten,<br />

die man in sozialen Netzwerken findet als auch<br />

Geschichten<br />

über « wahre »<br />

menschliche<br />

Beziehungen.<br />

Die frische<br />

und lehrreiche<br />

Sichtweise einer<br />

jungen Frau am<br />

Puls der Zeit.<br />

CHANSON/ROCK<br />

Clara Luciani: Sainte-Victoire<br />

Auch Clara Luciani, 26, beweist, dass das<br />

französische Chanson heute in besonderem<br />

Maße von jungen, unabhängigen und<br />

willensstarken Frauen getragen wird. Mit<br />

ihrer tiefen, warmen Stimme erinnert die aus<br />

Martigues (Bouches-du-Rhône) stammende<br />

Künstlerin an Françoise Hardy oder Lana Del<br />

Rey und in ihr leben die Grazie und Offenheit<br />

von Barbara weiter. Ihren Charakter beweist<br />

uns die Sängerin, wenn sie auf ein und<br />

derselben CD über die Schönheit der Blumen<br />

in Entzücken gerät (Les fleurs) und eine<br />

Granate unter ihrer Brust verbirgt (La grenade).<br />

Eine Französin von heute, die in ihren<br />

Chansons<br />

klar und<br />

deutlich<br />

ihre<br />

Gedanken<br />

zum<br />

Ausdruck<br />

bringt.<br />

KLASSIK/JAZZ/CHANSON<br />

Thomas Leleu Trio:<br />

Stories<br />

mit Kim Barbier<br />

(Piano)<br />

und Kai Strobel<br />

(Vibraphon)<br />

Thomas Leleu stammt aus einer musikalischen Familie. Der<br />

Dreißigjährige spielte zunächst Schlagzeug, bevor er seine<br />

eigentliche Leidenschaft entdeckte: die Tuba. Dem Musiker,<br />

der sein Musikstudium – unter anderem in Deutschland –<br />

mit Auszeichnung abschloss, gelingt es heute, dieses in der<br />

breiten Öffentlichkeit wenig bekannte Instrument lebendig<br />

und attraktiv erscheinen zu lassen. Man hat den Eindruck,<br />

dass er mit seinem Atem der Tuba eine zweite Jugend<br />

einhaucht und ihr eine grenzenlose Ausdruckskraft verleiht:<br />

Von der Klassik über das Chanson und den Bossa nova bis<br />

hin zum Jazz passt sich das Instrument allen Musikstilen<br />

an. Seine Interpretation des berühmten Titels von Michel<br />

Legrand Les parapluies de Cherbourg lässt uns diesen großen<br />

Klassiker des französischen Chansons ganz neu entdecken.<br />

Große künstlerische Arbeit!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


ON REGARDE<br />

KOMÖDIE<br />

Paarbeziehungen à la française<br />

Alain ist in den Vierzigern und<br />

leitet einen bekannten Verlag,<br />

der unter anderem die Romane<br />

seines Freundes Léonard, eines etwas dilettantischen<br />

Schriftstellers, publiziert.<br />

Alains Frau Séléna ist der Star einer beliebten<br />

Fernsehserie, Léonards Lebensgefährtin<br />

Valérie die unverzagte Assistentin<br />

eines Politikers. Die vier kennen<br />

sich seit vielen Jahren. Als Alain im Begriff<br />

ist, ein neues Manuskript von Léonard<br />

abzulehnen, bringt dies nicht nur<br />

die Beziehung der beiden Paare durcheinander,<br />

sondern enthüllt noch ganz andere<br />

Beziehungen, die viel komplexer<br />

sind, als man dachte … Täuschung, Ehebruch,<br />

Gefühlsverwirrung, also die klassischen<br />

Themen des französischen Kinos,<br />

das sich im Übrigen in einem Genre,<br />

nämlich dem verfilmten Vaudeville, ganz<br />

besonders hervortut. Olivier Assayas, der<br />

eher für sehr seriöse Filme bekannt ist,<br />

versucht sich hier an einer Komödie.<br />

Diese gelingt ihm relativ gut. Auch Juliette<br />

Binoche glänzt in der für sie ungewohnten<br />

Rolle. Ein redseliger Film, der<br />

das Pariser Verlagsmilieu aufs Korn<br />

nimmt. Unterhaltsam.<br />

Zwischen den Zeilen • Frankreich, 2018, 107 min • Originaltitel: Doubles vies • Ein Film von Olivier Assayas,<br />

mit Juliette Binoche, Guillaume Canet, Nora Hamzawi, u. a. • Ab 6. Juni <strong>2019</strong> im Kino.<br />

DRAMA<br />

Lügen, um zu gefallen<br />

KOMÖDIE<br />

Mutter sein ist nicht immer einfach!<br />

Claire ist 50 und will ihren Geliebten Ludo mit einem<br />

falschen Profil in den sozialen Netzwerken ausspionieren.<br />

Darin heißt sie Clara und ist eine attraktive 24-Jährige.<br />

Alex, ein Freund von Ludo, fühlt sich von dem Profil<br />

spontan angezogen. Claire kommuniziert mit Alex auf<br />

dem Nachrichtenweg, ohne ihre wirkliche Identität<br />

preiszugeben. Sie ist in der virtuellen Person gefangen<br />

und wagt nicht, das Spiel zu beenden. Schließlich ist sie<br />

bis über beide Ohren in Alex verliebt … Der vordergründig<br />

unterhaltsame Film beschäftigt sich im Grunde mit so<br />

schwierigen Fragen wie dem Stellenwert des Alters in<br />

unserer Gesellschaft. Eine sehr zeitgenössische Handlung,<br />

in der Realität und Virtualität, Wahrheit und Lüge intelligent<br />

miteinander verwoben sind. Empfehlenswert!<br />

So wie du mich willst • Frankreich, 2018, 101 min • Originaltitel: Celle<br />

que vous croyez • Ein Film von Safy Nebbou, mit Juliette Binoche,<br />

François Civil, Nicole Garcia, u. a. • Ab 8. August <strong>2019</strong> im Kino.<br />

Héloïse ist glückliche Mutter dreier Kinder. Jade, « das<br />

Nesthäkchen », wurde gerade 18 und hat verkündet, dass<br />

sie nach dem Abitur den heimischen Herd verlassen wird,<br />

um in Kanada zu studieren. Bis dahin möchte Héloïse, die<br />

sich vor diesem Auszug fürchtet, von ihrer Tochter noch so<br />

viel wie möglich haben und vor allem so viele Erinnerungen<br />

wie möglich an ihre besondere Vertrautheit sammeln. Auf<br />

etwas linkische Art hält sie mit ihrem Handy unaufhörlich<br />

jeden noch so kleinen Moment fest und vergisst dabei, diese<br />

gemeinsamen Augenblicke zu genießen. Viele Eltern, die mit<br />

dem Auszug ihrer Kinder konfrontiert sind, werden sich in<br />

dem Film wiedererkennen. Er berührt, ist ergreifend, bringt<br />

oft zum Lachen, was nicht zuletzt der tragenden Rolle von<br />

Sandrine Kiberlain zu verdanken ist, die perfekt eine Mutter<br />

verkörpert, die von ihren Gefühlen überrollt wird und deshalb<br />

übertreibt. Ein familiäres Fresko, kein « großer » Film, aber dank<br />

der Leichtigkeit, mit der ein sensibles Thema behandelt wird,<br />

angenehm anzusehen.<br />

Mon bébé • Frankreich, 2018, 87<br />

min • Originaltitel:<br />

Mon bébé • Ein Film von Lisa<br />

Azuelos, mit Sandrine Kiberlain,<br />

Thaïs Alessandrin, Victor<br />

Belmondo, Camille Claris,<br />

u. a. • Ab 18. Juli <strong>2019</strong> im Kino.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


DOKUMENTARFILM<br />

Versailles - Palast des Sonnenkönigs<br />

Von den irrwitzigen barocken Fantasiegebilden über<br />

die Luxusgemächer der Höflinge bis zum Privatmuseum<br />

des Königs: Das heutige Versailles hat kaum noch<br />

Ähnlichkeit mit dem Schloss des Sonnenkönigs. Bereits<br />

unter seiner Herrschaft löschte es unaufhörlich seine<br />

eigene Geschichte aus. Zurzeit wird diese versunkene<br />

Vergangenheit mit modernsten Mitteln wie Restaurierung<br />

und Digitalisierung Tausender von Schlossplänen<br />

erforscht. Durch die aufwendige Rekonstruktion<br />

der verschwundenen Räume kommen vergessene<br />

Bauabschnitte zum Vorschein, entfalten unbekannte<br />

Bauten ihren Reiz und offenbart sich die Nutzung der<br />

privatesten Räume<br />

des Schlosses.<br />

Dokumentarfilm von<br />

Marc Jampolsky,<br />

Frankreich 2018, 91 Min.<br />

Sonntag, 1. Juni <strong>2019</strong><br />

um 20.15 Uhr<br />

SERIE<br />

Giftige<br />

Saat<br />

Michel, ein Landwirt, der jahrelang das Pestizid Limitrol<br />

verwendet hat, erkrankt an Leukämie. Das motiviert<br />

seinen Freund Guillaume, der im Parlament sitzt, dazu,<br />

sich für ein Verbot des Pestizids einzusetzen. Was die<br />

Lobby des Agrarriesen Saskia auf den Plan ruft, die sich<br />

nun vehement gegen eine Gesetzesänderung stellt – bis<br />

der Marketingchef von Saskia tot aus der Seine gezogen<br />

wird … Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Jean-<br />

Xavier de Lestrade widmet sich in « Giftige Saat » der Welt<br />

des Lobbyismus, der produzierenden Agrarchemie und<br />

der regulierenden Politik.<br />

Serie von Jean-Xavier de Lestrade, Frankreich 2018, 6 x 60 Min.<br />

Donnerstag, 13. Juni <strong>2019</strong> ab 21.45<br />

Donnerstag, 20. Juni <strong>2019</strong> ab 22.45<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

KONZERT<br />

C. W. Gluck, Orphée & Eurydice in Paris<br />

Marianne Crebassa in der Rolle des Orpheus, Hélène<br />

Guilmette als Eurydike und Léa Desandre als Amor<br />

– für seine Inszenierung in der Opéra Comique in<br />

Paris hat Aurélien Bory eine wahre Traumbesetzung<br />

zusammengestellt. Der Regisseur verbindet Theater,<br />

Tanz, Zirkus- und Videokunst und macht aus Orpheus‘<br />

Reise in die Unterwelt eine fabelhafte Odyssee. Das<br />

Orchester leitet Raphaël Pichon.<br />

Regie: François Roussillon,<br />

Frankreich 2018, 110 Min.<br />

Sonntag, 23. Juni<br />

<strong>2019</strong> um 00.20 Uhr<br />

DOKUMENTARFILM<br />

Augenblicke:<br />

Gesichter einer<br />

Reise<br />

Die 89-jährige Regie-<br />

Ikone und Nouvelle-<br />

Vague-Mitbegründerin<br />

Agnès Varda und der 55 Jahre jüngere Streetart- und<br />

Fotokünstler JR reisen mehrere Monate mit einem Fototruck,<br />

der wie ein mobiler Fotoautomat anmutet, durch<br />

das ländliche Frankreich. Die Gesichter der Mensch en,<br />

denen sie auf ihrer Reise begegnen hält das außergewöhnliche<br />

Regieteam in überlebensgroßen Foto aufnahmen<br />

fest. Häuserfassaden oder auch Schiffscontainer<br />

werden zu den Projektionsflächen ihrer Kunst.<br />

Regie: Agnès Varda und JR, Frankreich 2016, 89 Min<br />

Mittwoch, 26. Juni <strong>2019</strong> um 21.25 Uhr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 23


ON SURFE<br />

LEXIKON<br />

DIE absolute Referenz<br />

Eine französische Institution führt vermutlich eine der langwierigsten<br />

Arbeiten auf der ganzen Welt aus: Seit 1694 haben die Mitglieder der<br />

Académie française – genannt Les immortels (« die Unsterblichen ») –<br />

quasi bis in alle Ewigkeit Zeit, um DAS französische Referenzwerk in<br />

Sachen Lexikon zu schreiben: Le Dictionnaire de l‘Académie française.<br />

Man muss ihnen zugestehen, dass die Arbeit sehr umfangreich ist.<br />

Zudem ist wichtig, dass die Mitglieder sich Zeit nehmen, um wirkliche<br />

Entwicklungen der Sprache abzubilden, und nicht einfach auf reine<br />

« Modeerscheinungen » reagieren. Jedes Wort, jede Definition wird lange<br />

untersucht und diskutiert. Wenn nötig, stundenlang. Seit 1992 arbeiten<br />

die Immortels an der 9. Auflage, aktuell sind sie beim Buchstaben<br />

« S ». Man wird also noch ein paar Jahre warten müssen, bevor diese<br />

Neuauflage komplett ist und veröffentlicht wird. In der Zwischenzeit<br />

haben die Hüter der französischen Sprache eine neue Website mit<br />

einem hervorragenden Tool zugänglich<br />

gemacht, mit dem man unter anderem alle<br />

Definitionen kostenlos einsehen kann, auch<br />

die der älteren Auflagen. Liebhaber der<br />

französischen Sprache werden begeistert<br />

sein!<br />

GESUNDHEIT<br />

Alles über die<br />

Krankheiten der<br />

Franzosen<br />

Diese erstaunliche Website,<br />

die für jedermann zugänglich ist, wurde von der<br />

staatlichen Gesundheitsbehörde Santé Publique France<br />

kreiert. Auf einer Frankreichkarte kann man sich mehr<br />

als 300 Gesundheitsindikatoren der Franzosen anzeigen<br />

lassen. Mit nur wenigen Klicks weiß der Internetnutzer<br />

sofort, in welcher Gegend Frankreichs es die meisten<br />

Allergien, Asthmaanfälle, Arbeitsunfälle, Verbrennungen<br />

oder Krebserkrankungen gibt. Die Indikatoren können<br />

sogar kombiniert werden, sodass man beispielsweise<br />

auf einer Karte die Orte sieht, in denen die Menschen<br />

am meisten Alkohol konsumieren und gleichzeitig<br />

am meisten rauchen. Ein wichtiges Tool für die<br />

Volksgesundheit und eine Quelle bisher unbekannter<br />

Informationen.<br />

geodes.santepubliquefrance.fr<br />

FLUGHAFENPARKPLÄTZE<br />

Gute Alternativen<br />

www.dictionnaire-academie.fr<br />

Sein Auto während einer Flugreise auf dem offiziellen Flughafenparkplatz<br />

abzustellen, wird immer teurer. Die Parkgebühren sind heute manchmal<br />

bereits höher als das eigentliche Flugticket. In diesem Punkt unterscheidet<br />

sich Frankreich nicht von anderen Ländern. Doch seit einigen Jahren<br />

gibt es immer mehr private Parkplätze in der Nähe von Flughäfen. Das<br />

Problem: Bisher musste man erst alle infrage kommenden Parkplätze<br />

mühsam ausfindig machen und kontaktieren, um die Preise vergleichen<br />

zu können. Zudem war es nicht einfach zu erkennen, welche dieser nicht<br />

offiziellen Parkplätze auch wirklich seriös sind. Auf der Website « Parkos »<br />

kann man nun mit wenigen Klicks die verschiedenen Angebote rund um ein<br />

Dutzend französischer Flughäfen (Beauvais, Bordeaux, Grenoble, Lille, Lyon,<br />

Marseille, Nantes, Nizza, Paris Orly, Paris Roissy, La Réunion und Toulouse)<br />

vergleichen sowie gleich einen Platz reservieren und bezahlen. Bei unserem<br />

Vergleich waren die Gebühren zwischen 20 und 65 % günstiger, als die der<br />

offiziellen Flughafenparkplätze. Alle Angebote sind überprüft und getestet.<br />

Die Beurteilungen der Nutzer werden vor einer Veröffentlichung ebenfalls<br />

verifiziert. Diese Website sollte man also<br />

unbedingt unter den Favoriten speichern!<br />

Übrigens: Auf der deutschen Website wird<br />

dieser Service auch für ein Dutzend Flughäfen<br />

in Deutschland angeboten.<br />

www.parkos.fr / www.parkos.de<br />

FREMDENFÜHRER<br />

Im Laufschritt<br />

durch Paris<br />

Die Website « Paris<br />

Running Tour » gibt<br />

es seit 2008. Sie<br />

bietet sportlichen<br />

Touristen eine<br />

ungewöhnliche Art, die französische Hauptstadt<br />

zu besichtigen: im Laufschritt mit einem privaten<br />

Führer. Auf einer 8, 14 oder 20 km langen<br />

Strecke entdeckt man so die wichtigsten Pariser<br />

Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichten. Und<br />

das Angebot geht sogar noch weiter, denn es<br />

passt sich individuellen Wünschen an; zudem<br />

werden regelmäßig neue Themen aufgenommen.<br />

Aktuell sorgt das « GPS DRAWING » für Furore.<br />

Dabei joggt man auf einem vorgegebenen<br />

Streckenverlauf, der vom Himmel aus gesehen –<br />

beziehungsweise auf einer GPS-Karte – die Form<br />

eines Gegenstandes, eines Namens oder eines<br />

Tieres hat. Je nach der gewünschten Zeichnung<br />

arbeiten die Fremdenführer dann anhand des<br />

Stadtplans eine entsprechende Strecke aus. Eine<br />

neue und originelle Art, Paris zu besichtigen!<br />

www.parisrunningto ur.com<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

Der größte hölzerne Dreimaster<br />

des maritimen Erbes Frankreichs<br />

Einige Dutzend Kilometer vom Mont-Saint-<br />

Michel entfernt, im Departement Manche<br />

(Normandie), hält der Hafen Granville eine<br />

Überraschung für Segelfreunde und<br />

Liebhaber von Großseglern bereit. In<br />

den <strong>Sommer</strong>monaten kann man an<br />

Bord des größten hölzernen Dreimasters<br />

des maritimen Erbes<br />

Frankreichs von dort aus in See<br />

stechen und einen besonderen<br />

Tag erleben. Ziel dieses von den<br />

Gezeiten bestimmten Ausflugs<br />

sind die Chausey-Inseln, von<br />

denen bei Flut 52, bei Ebbe<br />

365 aus dem Wasser ragen<br />

… Dieser Segeltörn<br />

auf der Marité stellt in<br />

mehrfacher Hinsicht<br />

ein außergewöhnliches<br />

Erlebnis<br />

dar.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

Das Betreten der Brücke der Marité, des größten hölzernen<br />

Dreimasters Frankreichs, ist für jeden ein unvergleichliches<br />

Erlebnis. Das Abenteuer beginnt morgens, noch bevor sich der<br />

Anker hebt, und setzt sich auf offener See fort, wo jeder, der<br />

möchte, der Mannschaft zur Hand gehen kann. Eine in ihrer Art<br />

einzigartige, gesellige und zugleich lehrreiche Erfahrung.<br />

Es gibt Verabredungen, die man um nichts in der Welt<br />

versäumen würde. Diese hier gehört dazu. Der Bestätigungsmail<br />

für unseren außergewöhnlichen Tagesausflug<br />

haben wir entnommen, dass das Einschiffen auf die<br />

Marité um genau 8 Uhr am Hafenquai in Granville vorgesehen<br />

ist und dass das Schiff um 19 Uhr wieder dort anlegt.<br />

Der Text präzisiert zudem: « Bitte finden Sie sich 15 bis 20<br />

Minuten vorher ein. » Vorsorglich haben wir die Nacht in<br />

einem Hotel im Stadtzentrum verbracht und machen uns<br />

von dort aus um 7 Uhr zu Fuß auf den Weg zum Hafen.<br />

Wie ebenfalls in der Nachricht empfohlen, haben wir einen<br />

kleinen Rucksack mit Sandwich, Obst und Mineralwasser<br />

für das Picknick am Mittag dabei. Badekleidung und Handtuch<br />

fehlen selbstverständlich ebenfalls nicht. Der Himmel<br />

ist strahlend blau, die Voraussetzungen sind also bestens, um<br />

den Tag in vollen Zügen zu genießen. Der Angestellte an<br />

der Hotelrezeption sagt uns im Übrigen beim Gehen, dass<br />

wir doppeltes Glück haben: nicht nur wegen des schönen<br />

Wetters, sondern vor allem, weil wir einen Tag auf der Marité<br />

verbringen werden. Uns ist wohl bewusst, dass dies ein<br />

Traum vieler Liebhaber von Großseglern und ein nicht gerade<br />

alltägliches Erlebnis ist. Daher muss man einen Platz<br />

für einen solchen Ausflug aufs Meer auch mehrere Monate<br />

im Voraus reservieren. Das haben wir getan.<br />

Nach einem rund 15-minütigen Fußmarsch erreichen<br />

wir den Hafen. Mit Schrecken fällt uns plötzlich ein, dass<br />

in der Mail nicht angegeben ist, wo im Hafen sich die Marité<br />

genau befindet, und dass wir es zudem versäumt haben,<br />

uns danach zu erkundigen. Als wir um die Ecke des letzten<br />

Gebäudes vor dem Hafen biegen, sind wir erleichtert:<br />

Die drei riesigen Masten des Schiffes kann man<br />

aus der Ferne unmöglich übersehen! Vor dem<br />

Segelschiff warten bereits rund 30 Personen.<br />

Beim Näherkommen stellen wir fest, dass wir<br />

offensichtlich nicht die Einzigen sind, die von<br />

der Größe der Marité beeindruckt sind. Es ist<br />

ein erheblicher Unterschied, ob man das Schiff<br />

auf einem Foto betrachtet oder direkt davor<br />

steht. Instinktiv schauen alle nach oben, um die<br />

Seeleute zu beobachten, die sich geschickt und<br />

gelenkig wie Akrobaten von Mast zu Mast, von<br />

Segel zu Segel bewegen und den Ausflug auf<br />

das offene Meer vorbereiten.<br />

Die Mannschaft – die aus nur sechs Personen<br />

besteht, was uns angesichts der beeindruckenden<br />

Länge von 45 Metern wenig erscheint<br />

– fordert einige Minuten vor 8 Uhr alle auf,<br />

über die Gangway an Bord zu kommen. Jeder<br />

von uns wird mit einem breiten Lächeln und<br />

einem herzlichen « Willkommen an Bord »<br />

begrüßt. Doch vor der « Abfahrt » folgt erst noch eine<br />

« Sicherheitsunterweisung ». Humorvoll übernehmen die<br />

jungen Seeleute Ausdrücke, die üblicherweise mechanisch<br />

an Bord eines Flugzeugs deklamiert werden: « Die Notausgänge<br />

befinden sich in der Mitte der Maschine » … Das<br />

sorgt für einige Lacher. Wir sind uns sicher, dass auf der<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Überfahrt eine gute Stimmung herrschen wird.<br />

Nachdem die Leinen losgemacht sind, verlässt die<br />

Marité in ruhiger Fahrt den Hafen von Granville.<br />

Matthieu, der Kapitän, hat vom hinteren Bereich des<br />

Schiffes aus den Motor angeworfen. Dieser wird an<br />

diesem Tag aber nur wenige Minuten in Betrieb sein,<br />

denn das Glück ist uns eindeutig hold: Wir haben nicht<br />

nur einen sonnigen Tag erwischt, der Wind ist ebenfalls<br />

präsent! Kaum haben wir den Hafen verlassen, bitten die<br />

Seeleute, denen man bei jeder Geste anmerkt, wie vertraut<br />

sie mit allen Manövern sind, um freiwillige Helfer.<br />

Mittlerweile befinden wir uns auf offener See, die Segel<br />

müssen also gehisst werden, um die Kraft des Windes zu<br />

nutzen. Es wird ernst. Alle sehen sich etwas skeptisch an.<br />

Wer wagt es? Außer uns heben schließlich noch einige<br />

andere die Hände. Ein Matrose gibt uns die Anweisung<br />

gleichzeitig an bestimmten Tauen zu ziehen, um die Segel<br />

nach oben zu ziehen. Das sieht zwar einfach aus, aber<br />

ein mehrere Hundert Quadratmeter großes Segel hat ein<br />

ziemliches Gewicht! Zu unserem großen Erstaunen sind<br />

die Segel dennoch schnell gehisst. Sofort spüren wir die<br />

Kraft des Windes, der die Marité vorwärtstreibt. Das<br />

Holz des alten Segelschiffes knarrt, es ist ein magischer<br />

Moment.<br />

Nach einiger Zeit ruft Matthieu alle Teilnehmer zusammen,<br />

da er uns einige Informationen zur Überfahrt<br />

geben will. Bei einer Tasse Kaffee erfahren wir, dass<br />

wir die Chausey-Inseln in etwa eineinhalb bis<br />

zwei Stunden erreichen werden. Bis dahin kann<br />

sich jeder auf der Marité dort niederlassen, wo<br />

er möchte: auf der Brücke oder in einem großen<br />

Raum unter Deck. Wer will, kann den Seeleuten<br />

bei der Arbeit helfen, man kann fotografieren,<br />

lesen oder ganz einfach die Umgebung betrachten<br />

… Da das Abenteuer, sich auf diesem traditionellen<br />

Segelschiff als Seemann zu betätigen,<br />

offenkundig reizvoll ist, entscheiden sich fast alle<br />

– ob jung oder alt – dafür, an Deck zu bleiben.<br />

Obwohl einige immer wieder der Mannschaft<br />

bei bestimmten Handgriffen unter die Arme greifen,<br />

bleibt dazwischen genug Zeit, das Meer zu<br />

betrachten und darüber zu staunen, wie schnell wir<br />

vorwärtskommen. Gleichzeitig erfahren wir mehr<br />

über die Geschichte der Marité. Die Tatsache, dass<br />

das Schiff immerhin fast 100 Jahre alt ist, macht<br />

das Erlebnis des heutigen Tages noch einmaliger.<br />

Die « Geburtsstunde » des Traditionsseglers schlug 1923.<br />

Heute stellt er ein wahres Prunkstück des französischen<br />

maritimen Erbes dar, denn zum einen ist es der größte<br />

noch fahrtüchtige Dreimaster aus Holz und zum anderen<br />

ein echtes Meisterwerk der Schiffsarchitektur: majestätisch,<br />

elegant und robust. Darüber hinaus ist die Marité<br />

der letzte französische Terre-neuvier (« Neufundländer »),<br />

wie man die Fischerboote aus der Bretagne und der<br />

Normandie nannte, die meermonatige Fischfangexpeditionen<br />

auf die andere Seite des Atlantiks, an die Küsten<br />

Nach dem Verlassen des<br />

Hafens werden die Segel<br />

gehisst; es geht los in Richtung<br />

Chausey-Inseln. Knapp zwei<br />

Stunden später erreicht<br />

die Marité die Sandbänke<br />

und Granitformationen des<br />

Archipels. Es ist Zeit, den Anker<br />

zu werfen. Diejenigen, die<br />

möchten, werden mit einem<br />

Schlauchboot übergesetzt.<br />

Spazierengehen, baden,<br />

angeln … alles ist möglich.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Neufundlands und Kanadas, unternahmen, um dort Kabeljau<br />

zu fangen.<br />

Das Schiff hätte ursprünglich auf den Namen der<br />

jüngsten Tochter des Reeders, Marie-Thérèse, getauft<br />

werden sollen. Da ein anderes Schiff aber bereits so hieß,<br />

wurde schließlich die Kurzform Marité daraus. Für ein<br />

so altes Segelschiff ist es erstaunlich, dass es nach all den<br />

Jahren noch immer denselben Namen trägt. Nach ihrer<br />

Fertigstellung und der traditionsgemäßen Schiffstaufe im<br />

Jahr 1923 stach die Marité am 11. März 1924 zum ersten<br />

Mal vom Hafen in Granville aus in See und brach zu ihrer<br />

ersten Fangreise auf. Nach dem Ersten Weltkrieg, der<br />

der Fischerei mit Segelschiffen vorübergehend ein Ende<br />

bereitet hatte, war diese Art des Fischfangs zwar wieder<br />

aufgenommen worden, doch die Marité gehörte zu den<br />

letzten Schiffen, die dafür ausgerüstet wurden. Von 1924<br />

bis 1929 unternahm sie fünf Reisen, von denen sie jedes<br />

Mal zwischen 100 und 160 Tonnen Kabeljau mitbrachte.<br />

In den Dreißigerjahren beendeten Dampfschiffe und<br />

die Schleppnetzfischerei dann in Frankreich die Ära<br />

der Fischerei mit Segelschiffen. Demzufolge verkauften<br />

zahlreiche Reeder ihre Schiffe, meist an Berufsgenossen<br />

im nördlichen Europa. Auch bei der Marité war das der<br />

Fall: Sie wurde in den Hafen von Esbjerg verlegt, um unter<br />

dänischer Flagge zu fahren. Man rüstete sie mit einem<br />

Motor aus und entfernte einen Teil ihrer Besegelung. Von<br />

nun an waren die Färöer-Inseln, Island und Grönland ihre<br />

Fischfanggebiete. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs<br />

brachten die Fischreisen jedoch nur noch magere Fänge<br />

ein, und die Marité wurde schließlich für die Küstenschifffahrt<br />

zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark<br />

eingesetzt, wobei sie vorwiegend Kohle transportierte.<br />

Während des Krieges wurde sie für den Transport von<br />

Waren nach England beschlagnahmt; wie durch ein Wunder<br />

entkam sie in dieser Zeit Treibminen, U-Booten und<br />

der Bombardierung durch die deutsche Luftwaffe. Nach<br />

dem Krieg, 1946, kaufte eine Arbeitergenossenschaft die<br />

Marité und nutzte sie wieder für den Kabeljaufang. Acht<br />

Jahre tat sie diesen Dienst, bevor sie erneut eine andere<br />

Bestimmung bekam: den Fang von Heringen und Garnelen.<br />

Wieder wurde sie mit einem Motor ausgerüstet, ihre<br />

drei Masten wurden abgebaut. Da diese Fischerei nicht<br />

wirklich rentabel war, ging es mit dem Schiff allmählich<br />

bergab, Ende der 70er-Jahre schien sein Schicksal besiegelt<br />

zu sein. Doch 1978 kauften zwei junge Schweden die<br />

Marité, überführten sie nach Stockholm und begannen<br />

mit ihrer Restaurierung. Die Arbeiten dauerten bis 1987,<br />

und an deren Ende, entsprach das Schiff nun zwar wieder<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


den gültigen Normen, glich aber überhaupt nicht mehr<br />

dem ursprünglichen « Neufundländer ». Mehrere Jahre<br />

lang wurde der Dreimaster dafür eingesetzt, Passagiere<br />

im Stockholmer Schärengarten, im Baltischen Meer und<br />

in der Nordsee herumzuschippern. 1998 beschlossen die<br />

beiden Schweden, sich aus familiären Gründen von der<br />

Marité zu trennen. Allerdings wollten sie sie nicht jedem<br />

x-Beliebigen überlassen und lehnten sogar ein Kaufangebot<br />

von Bill Gates ab, der von dem Schiff angetan war.<br />

In Frankreich, wo die Marité noch immer in den Köpfen<br />

der Menschen präsent war, begann eine regelrechte<br />

Mobilmachung, um sie wieder ins Land zurückzuholen.<br />

Unter der Führung des Skippers Gérard d’Aboville gründeten<br />

mehrere öffentliche Körperschaften und Vereine<br />

eine Interessenvereinigung, die am 12. Mai 2004 als<br />

Käufer für die Marité fungierte. Im Januar 2006 kam das<br />

Schiff nach Cherbourg ins Trockendock zur Instandsetzung.<br />

Sechs Jahre lang wurden beeindruckende Arbeiten<br />

durchgeführt, bis die Marité im Juni 2012 schließlich<br />

wieder in See stechen und ihr « neues Leben » entdecken<br />

konnte: Botschafter für das französische Knowhow<br />

in Sachen Restauration von Traditionsseglern beziehungsweise<br />

von maritimem Kulturerbe im weitesten<br />

Sinne zu sein. Ein Leben, das sie heute noch führt!<br />

Während wir diesen Erläuterungen lauschen, fällt<br />

uns auf, dass die Marité in der Tat bis ins kleinste Detail<br />

in einem einwandfreien Zustand ist. Da hören wir auch<br />

schon den Kapitän sagen, dass es Zeit ist, die Segel einzuziehen<br />

und vor Anker zu gehen. Wir bemerken in der<br />

Tat, dass die ersten Felsen der Inselgruppe zu sehen sind.<br />

Wir kommen genau im richtigen Moment an, nämlich<br />

mit der Flut, sodass der Weg in eine kleine Bucht frei ist,<br />

wo wir vor Anker gehen. Die Stille ist beeindruckend.<br />

Weit und breit kein Motor, kein Geräusch, abgesehen vom<br />

Plätschern des Wassers gegen den Schiffsrumpf. Das Meer<br />

ist unglaublich klar. Es ist großartig. Zwei Schlauchboote<br />

bringen alle, die möchten, auf die Hauptinsel des Archipels.<br />

Dort kann man am Strand picknicken, herrliche<br />

Sandbänke erkunden, Jagd auf Muscheln machen oder<br />

baden. Wir entscheiden uns für diese Option, während<br />

andere es vorziehen, an Bord der Marité zu bleiben, sich in<br />

ein gutes Buch zu vertiefen oder ganz einfach die einmalig<br />

schöne Landschaft zu genießen.<br />

Zur vereinbarten Zeit, als die Flut wieder steigt und<br />

die Sandbänke erneut im Wasser verschwinden, holen die<br />

Schlauchboote uns « Abenteurer », als die wir uns einige<br />

Stunden lang gefühlt haben, wieder ab und bringen uns<br />

zur Marité zurück. Während wir unsere Erlebnisse austauschen,<br />

werden ein leckerer Kuchen und ein Cidre – aus<br />

der Normandie, woher auch sonst? – serviert. Es herrscht<br />

eine angenehme, gesellige Stimmung. Als Matthieu darauf<br />

hinweist, dass es Zeit für die Rückfahrt ist, muss er<br />

nicht einmal mehr um freiwillige Helfer bitten. Wir kennen<br />

uns schließlich inzwischen aus und sind bereit, die<br />

Segel zu hissen! Auch die Rückfahrt ist ein magisches Erlebnis,<br />

zumal sogar Delfine auftauchen und sich im Kielwasser<br />

der Marité vergnügen. Einer der Matrosen erklärt<br />

uns, dass hier eine große Population dieser Meeressäuger<br />

lebt. Bei der Ankunft im Hafen von Granville sehen einige<br />

von uns auf die Uhr: Es ist genau 19 Uhr! Unglaublich!<br />

Ein Musterbeispiel an Pünktlichkeit! Die Gezeiten zwingen<br />

einem einen absolut präzisen Rhythmus auf. Wie alle<br />

anderen bedauern auch wir, dass man dieses unvergessliche<br />

Erlebnis, den Aufenthalt an Bord der Marité, nicht<br />

einfach verlängern kann!<br />

Bei Einsetzen der Flut<br />

gehen alle wieder an<br />

Bord. Nach einer kleinen<br />

Stärkung werden die<br />

Segel erneut gehisst.<br />

Es geht zurück nach<br />

Granville, wo die<br />

Marité gegen Abend<br />

den Hafen erreicht.<br />

Steckbrief der Marité<br />

Länge ü. a.: 45 m<br />

Breite: 8 m<br />

Gewicht: 230 t<br />

Wasserlinienlänge: 33 m<br />

Tiefgang: 3,6 m<br />

Segelfläche: 650 m² – 15 Segel<br />

Motor: 460 PS<br />

Mannschaft: 6 Personen<br />

Für die Restaurierung<br />

eingesetzte Hölzer:<br />

• Miliciaholz aus Gabun (aus<br />

nach haltig bewirtschafteten<br />

Wäldern)<br />

• Eichenholz aus Wäldern des<br />

De parte ments Orne (Normandie)<br />

und aus dem Park des Château<br />

de Ver sailles (Ile-de-France)<br />

• Pinienholz aus Oregon (USA)<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

Interview: Matthieu Alluin, Kapitän der Marité<br />

Matthieu Alluin ist ein jugendlicher<br />

Vierziger, der schon von<br />

klein auf mit der Welt der Navigation<br />

und des Segelns vertraut<br />

gemacht wurde. Als Kind segelte<br />

er mit seinen Eltern auf deren<br />

Segelboot. Diese Leidenschaft<br />

hat ihn seit damals niemals verlassen<br />

und sogar dazu bewegt,<br />

zunächst Segellehrer, dann<br />

Skipper, Berufsmatrose und<br />

schließlich Kapitän der Étoile de<br />

France, eines französischen<br />

Zweimasters aus dem Jahr<br />

1938, zu werden. Seit 2013 ist er<br />

Kapitän der Marité.<br />

Matthieu Alluin, es ist hinreichend bekannt, dass traditionelle<br />

Großsegler immer zum Träumen verleiten. Auf der Marité zu<br />

segeln, ist ein heiß ersehnter Wunsch vieler Seeleute. Sie kennen<br />

dieses Schiff nun seit mehr als sechs Jahren, ist es für Sie immer<br />

noch ein mythisches Schiff?<br />

Aber sicher. Selbst heute sage ich mir immer noch jedes<br />

Mal, wenn ich einen Fuß auf die Brücke setze, dass<br />

ich großes Glück habe, auf einem fast hundertjährigen<br />

Schiff zu arbeiten: einem Schiff mit einer erstaunlichen<br />

Vergangenheit, das in Neufundland auf Kabeljaufang ging<br />

und einen Weltkrieg überstanden hat. Allein aufgrund<br />

dieser außergewöhnlichen Geschichte ist es bereits eine<br />

Legende. Dabei wäre das Schiff mehrmals beinahe aufgegeben<br />

worden und auf dem Schiffsfriedhof gelandet, wie<br />

durch ein Wunder wurde es jedoch immer wieder gerettet.<br />

Jedes Mal konnte es schließlich seinen Weg über die Meere<br />

fortsetzen …<br />

Beim Segeln an Bord der Marité hat man den Eindruck, dass<br />

sich die Dinge im Grunde genommen nicht sehr verändert haben<br />

…<br />

Es freut mich, dass Sie dies bemerkt haben. Für uns<br />

Seeleute ist das im Grunde das Bewegendste an Bord. Jeden<br />

Tag stellen wir fest, dass in Sachen Ausrüstung und<br />

Technik seit 1920 quasi nichts Besseres erfunden wurde!<br />

Nehmen Sie beispielsweise die essenzielle Frage der Dichtigkeit<br />

von Rumpf und Deck: Auch heute kalfatert man<br />

nach wie vor die Zwischenräume zwischen den Holzlatten<br />

mit Werg – einer Flachsfaser – und Pech – einer Art norwegischem<br />

Teer. Genau so, wie man es schon vor hundert<br />

Jahren machte. Und ich kann Ihnen versichern, dass diese<br />

Technik optimal ist! Die Segelkonfiguration<br />

der Marité ist nach<br />

wie vor dieselbe wie zu der Zeit,<br />

als sie nach Neufundland zum<br />

Kabeljaufang segelte. Viele Dinge<br />

haben sich nicht verändert …<br />

Selbstverständlich haben wir heute<br />

Strom und Elektronik an Bord.<br />

Aber es ist nur allzu gut bekannt,<br />

dass ein GPS ausfallen kann. Deshalb<br />

besitzen wir immer noch die<br />

alten Karten und unseren guten<br />

alten Kompass. Im Übrigen nutzen<br />

wir den viel lieber als das GPS. Die<br />

ursprünglichen Dinge gibt es also<br />

nach wie vor.<br />

Welches sind Ihre schönsten Erlebnisse<br />

mit der Marité?<br />

Es gibt viele, und alle sind total<br />

verschieden. Die Marité sticht mehrmals pro Monat von<br />

ihrem Heimathafen Granville in See, oft im Zusammenhang<br />

mit wichtigen nautischen Veranstaltungen: Start von<br />

Regatten (Route du Rhum, Vendée Globe …), Treffen von<br />

Traditionsseglern, Festivals … Für solche Anlässe wird<br />

das Schiff von den jeweiligen Veranstaltern gechartert. Es<br />

verleiht diesen Events ein gewisses Prestige, die Organisatoren<br />

können zudem Besichtigungen für das Publikum<br />

organisieren oder es für Privatveranstaltungen vermieten.<br />

Ich würde dies als die « kaufmännische » Seite bezeichnen.<br />

In dieser Eigenschaft ist die Marité aber auch Botschafter<br />

der Normandie und des Ärmelkanals. Solche Veranstaltungen<br />

– vor allem Treffen von Großseglern – sind<br />

immer sehr schöne Erinnerungen. Doch ein besonderes<br />

Erlebnis ist für mich das Segeln auf offener See. Ich denke<br />

da beispielsweise an ganz unglaubliche Durchquerungen<br />

der Biskaya: 48 Stunden ohne Motor, die Marité nur<br />

vom Wind in den Segeln angetrieben, ein ganz ruhiges<br />

Meer … Glauben Sie mir, das sind magische Momente.<br />

Und doch ist es nicht zwangsläufig notwendig, weite<br />

Strecken zurückzulegen, um einzigartige Augenblicke zu<br />

erleben. Jedes Jahr kehren wir im <strong>Sommer</strong> in unseren Heimathafen<br />

zurück und organisieren diese halbtägigen oder<br />

ganztägigen Segeltörns zu den Chausey-Inseln. An einem<br />

Tag wie heute, mit einem strahlend blauen Himmel,<br />

Wind und einem ruhigen Meer ist das einfach großartig!<br />

In der Tat scheinen alle über die Geschwindigkeit verblüfft zu<br />

sein …<br />

So ist es! Selbst Menschen, die mit dem Segeln vertraut<br />

sind, sind in der Regel immer erstaunt darüber, wenn<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


sie feststellen, wie schnell die<br />

Marité dank ihrer Segel vorwärtskommt.<br />

Seit wir den Hafen<br />

verlassen und die Segel gesetzt<br />

haben, habe ich den Motor<br />

niemals eingeschaltet. Trotzdem<br />

haben wir eine Geschwindigkeit<br />

von acht Knoten. Im Grunde<br />

wetteifern wir mit den modernen<br />

Schiffen von heute. Auch<br />

das ist ein Teil der Magie dieser<br />

alten Segelschiffe!<br />

Matthieu Alluin, vielen Dank für<br />

das Gespräch.<br />

Brest<br />

Lesetipps über die<br />

Chausey-Inseln<br />

Ile de Sein<br />

Quimper<br />

Pointe<br />

Für diejenigen, N165/E60<br />

du Raz<br />

die mehr über die<br />

Chausey-Inseln erfahren möchten, hat<br />

der in der Normandie ansässige Verlag<br />

OREP – ein Spezialist für diese Region<br />

– zwei schöne Werke herausgebracht,<br />

die wir an dieser Stelle empfehlen:<br />

Chausey –<br />

Mémoires<br />

d’îliens, von<br />

Elisabeth<br />

Nodinot<br />

und Thomas<br />

Jouanneau<br />

(130 Seiten,<br />

ISBN 978-2815104104). Dieses Buch<br />

zeichnet durch Überlieferungen<br />

und Erzählungen der Bewohner ein<br />

präzises und sehr menschliches Bild<br />

von der Geschichte und Kultur der<br />

Inselgruppe.<br />

Chausey,<br />

von François<br />

Levalet<br />

(290 Seiten,<br />

ISBN 978-<br />

2815100946). Der Autor hat fünf<br />

Jahre lang die Inseln durchquert und<br />

präsentiert in Form eines Fotoalbums<br />

oft erstaunliche Aufnahmen, die<br />

entstanden sind, indem er seinen<br />

Fotoapparat oben an einem Drachen<br />

befestigte.<br />

Reiseinfos<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

Lorient<br />

N164<br />

D768<br />

Vannes<br />

N12/E50<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Nantes-Atlantique Les Sablesd’Olonne<br />

(223 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt in<br />

Dol-de-Bretagne (66 km).<br />

Le Marité<br />

Port de Granville<br />

50400 Granville<br />

Telefon: +33 (0) 2 33 50 17 03 (Dienstag bis<br />

Freitag 9 bis 17 Uhr)<br />

www.lemarite.com<br />

N24<br />

Granville<br />

N176/E401<br />

Rennes<br />

A84<br />

Die Segeltörns finden zu bestimmten<br />

Daten statt, die von den Gezeiten und der<br />

Präsenz der Marité in ihrem Heimathafen<br />

Granville abhängen. Alle Termine sind auf<br />

Montalivet<br />

der Website aufgeführt.<br />

Die Ausflugsfahrt Navigation dans les<br />

îles Chausey dauert rund 10 Stunden.<br />

Der Preis beträgt 79,50 € (Erwachsene),<br />

43 € (Kinder von 3 bis 12 Jahren)<br />

bzw. 10 € (Kinder unter 3 Jahren). Le Porge<br />

Familienpauschale 204 € (2 Erwachsene<br />

und 2 Kinder). Der Preis enthält einen<br />

Cap-Ferret<br />

Imbiss und einen Café gourmand. Für<br />

das Mittagessen auf den Chausey-Inseln<br />

sollten Sie ein Picknick vorsehen.<br />

Mimizan<br />

E5-E70/A63<br />

Saint-Lô<br />

N165/E60<br />

Granville …<br />

… Berlin 1320 km … Hamburg 1160 km<br />

… Köln 755 km La Baule … Frankfurt 918 km A11/E60<br />

St. Nazaire<br />

… München 1176 km … Wien 1582 km<br />

… Zürich 929 km … Paris Nantes 777 km<br />

… Caen 109 km … Mont-Saint- A83<br />

Michel 49 km<br />

Cholet<br />

N13<br />

A84/E401<br />

A87<br />

Das Mercure Granville Le Grand Large erweist<br />

mit seiner Dekoration dem berühmten<br />

Kind der Stadt, Poitiers Christian Dior, die Ehre. Das<br />

A83 zentral gelegene Hotel befindet sich in der<br />

Saint-Sigismond<br />

Villa eines Jugendfreundes des großen Modeschöpfers<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

und wird für seine Zimmer mit<br />

Balkon, den eigenen Parkplatz, die Sonnenterrasse<br />

mit Panoramablick auf die Kanal-<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

inseln und den direkten Zugang zum Strand<br />

geschätzt.<br />

E602/A837<br />

Bordeaux<br />

Lassen Sie sich im Restaurant einen Hummer<br />

von den Chausey-Inseln oder eine Mee-<br />

Limoges<br />

resfrüchteplatte Angoulême schmecken, und genießen<br />

Sie dabei den atemberaubenden Blick auf<br />

das Meer.<br />

Das Casino und das Christian-Dior-Museum<br />

erreichen Sie Périgueux in 5 Gehminuten, der<br />

Bri<br />

Bahnhof von Granville ist nur 15 Gehminuten<br />

entfernt, und mit dem Auto sind Sie in<br />

A89/E70 Le Pesch<br />

E5/A10<br />

einer Stunde am Mont-Saint-Michel. Souillac sur<br />

Dordogne<br />

A52/E72<br />

Caen<br />

Angers<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Alençon<br />

A13/E46<br />

Le Mans<br />

A28/E402<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Jumièges<br />

A10/E5<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A8<br />

Payrac<br />

Hôtel Mercure Granville<br />

Le Grand Large ****<br />

5 rue de la Falaise<br />

50400 Granville<br />

Telefon: + 33 (0)2 33 91 19 19<br />

www.accorhotels.com<br />

Ch<br />

Ch<br />

A<br />

R<br />

A20/E9


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />

Jede Sekunde werden weltweit rund 70 Flaschen Mineralwasser der Marke Évian konsumiert.<br />

Knapp 2,2 Milliarden pro Jahr. Diese Zahlen machen es zu einem der Stars unter<br />

den Mineralwässern und tragen nicht unbedeutend zum Erfolg des Produzenten, des französischen<br />

Nahrungsmittelherstellers Danone, bei. Darüber könnte man fast vergessen,<br />

dass hinter dem Namen Évian auch noch eine kleine hübsche Stadt am Ufer des Genfersees,<br />

im Departement Haute-Savoie, steckt: Évian-les-Bains. Ein Thermalbad, dessen unglaubliches<br />

Schicksal eng mit dem des renommierten Wassers verknüpft ist …<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Unglaublich, es ist so weit, wir sind da! » Emily und<br />

Cooper sind bei den Ersten, die aus dem Minibus<br />

aussteigen, den Fotoapparat zücken und die ländliche<br />

Bergwelt um uns herum festhalten. Ihr Enthusiasmus<br />

« ist schön anzusehen. Sie sind Australier und trinken zu<br />

Hause regelmäßig Mineralwasser der Marke Évian. Bei<br />

ihrer Europareise wollten sie daher unbedingt einen Abstecher<br />

in die französischen Alpen machen, um zu sehen, wo<br />

« ihr » Mineralwasser produziert wird. Wir befinden uns in<br />

knapp 1000 Meter Höhe auf dem Plateau de Gavot. Hier<br />

liegt das sogenannte « Impluvium », der wichtigste Versickerungsbereich<br />

des natürlichen Mineralwassers von Évian.<br />

Schätzungsweise 15 Jahre benötigt das wertvolle Wasser,<br />

um sich den Weg durch die Felsen zu bahnen, bis es<br />

vierhundert Meter weiter unten wieder zutage tritt und<br />

dann von dort durch fünf Kilometer lange Leitungen bis<br />

zur Abfüllanlage der Tochtergesellschaft von Danone geleitet<br />

wird, wo uns der Minibus als Nächstes für eine Besichtigung<br />

absetzen wird. Man kann sagen, dass dies ein<br />

sensibler und geschützter Ort ist. Seit 2008 wird er von der<br />

internationalen RAMSAR-Konvention als « wichtiges<br />

Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung » anerkannt.<br />

Dadurch unterliegt er einem besonders strengen Umweltschutz,<br />

um jegliche Verschmutzung zu verhindern.<br />

Die Organisatoren der Besichtigung, die den hochtrabenden<br />

Namen L’expérience Évian® trägt, wissen nur<br />

zu gut, dass viele Konsumenten das Bedürfnis haben, sich<br />

selbst davon zu überzeugen, woher das Wasser stammt,<br />

das sie trinken, und dass sie dafür gerne den offensichtlich<br />

naturbelassenen Boden unter ihren Füßen spüren.<br />

Genauso wie sie es lieben, einige Zeit später die riesige,<br />

ultramoderne Abfüllanlage für das Mineralwasser aus<br />

Évian zu besichtigen, um sich dann in der didaktisch gut<br />

aufgemachten Ausstellung darüber zu informieren, warum<br />

genau dieses Wasser so ursprünglich und gesund ist.<br />

Emily, Cooper und die rund zwanzig anderen Besucher,<br />

von denen noch einige andere aus den verschiedensten<br />

Ecken der Welt hierher gekommen sind, tun dies mit<br />

Begeisterung. Während der Besichtigung können sie alles<br />

fragen, was ihnen in den Sinn kommt, und das ist nicht<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />

wenig. Lediglich Fotografieren ist im Inneren des Fabrikgebäudes<br />

untersagt. « Wir sind hier immerhin in einem<br />

strategisch interessanten Industriebetrieb », erläutert der<br />

Führer in perfektem Englisch. Am Ende des Besuchs<br />

erhält jeder eine kleine Flasche Évian, auf Wunsch sogar<br />

mit einem persönlichen Etikett mit dem eigenen Namen.<br />

Das freut natürlich alle und trägt zum Erfolg der Besichtigung<br />

bei! Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass bei<br />

Danone Marketingprofis am Werk sind!<br />

Am Ende des Besuchs, als ich mich im Minibus, der<br />

uns ins Stadtzentrum von Évian-les-Bains zurückbringt,<br />

noch etwas mit Emily und Cooper unterhalte, merke ich,<br />

dass sie vor allem aber vom geschichtlichen und kulturellen<br />

Reichtum der Stadt beeindruckt sind. « Wir waren<br />

nicht auf eine so schöne Stadt mit einer derart reichen<br />

Geschichte gefasst. Der Palais Lumière, die historischen<br />

Hotelgebäude, die kleinen Gässchen im Stadtzentrum,<br />

das Rathaus, die Geschäfte, die Parks, der See … Alles<br />

ist wundervoll! », flüstert mir Emily zu, die offensichtlich<br />

dem Charme der Stadt erlegen ist. « Évian war für uns<br />

lediglich ein bekanntes Mineralwasser, das uns neugierig<br />

gemacht hat. Aber das, was wir darüber hinaus in der Stadt<br />

entdeckt haben, gefällt uns enorm! », ergänzt Cooper mit<br />

seinem starken australischen Akzent. Im Verlauf des Gesprächs<br />

erfahre ich, dass die beiden sogar ihr Programm<br />

geändert haben und statt der vorgesehenen zwei, insgesamt<br />

fünf Tage in Évian-les-Bains bleiben. « Lange genug,<br />

um wirklich alles auskosten zu können », sagen sie. Als<br />

wir aus dem Bus aussteigen und ich mich von ihnen verabschiede,<br />

beschließe ich, es Emily und Cooper gleichzutun,<br />

Évian zu erkunden und einige Museen zu besichtigen …<br />

Nach Gesprächen mit ein paar Einwohnern stelle ich<br />

fest, dass alle ziemlich amüsiert reagieren, wenn ich sie<br />

danach frage, worauf die unglaubliche Bekanntheit ihres<br />

Wassers zurückzuführen ist. Sie erzählen mir alle eine<br />

Geschichte, die hier seit Generationen jedes Kind kennt.<br />

Ich lasse mich von der Mischung aus Legende und Wahrheit<br />

mitreißen: Ein Adeliger namens Baron Aymon de la<br />

Rochette soll im 15. Jahrhundert unter Harngrieß – heute<br />

würde man von Harnsteinen sprechen – gelitten haben.<br />

Er wusste sich nicht mehr zu helfen und versprach demjenigen,<br />

der ihn von dieser Krankheit heilen würde, die<br />

Hand seiner Tochter Beatrix. Diese war jedoch in einen<br />

Stallmeister ihres Vaters namens Arnold verliebt. Verzweifelt<br />

darüber, dass seine Geliebte zu einer Heirat gezwungen<br />

werden sollte, verirrte sich Arnold eines Abends<br />

während eines Gewitters in der Nähe von Évian. Dabei<br />

traf er auf einen alten Eremiten, der unter einer altehrwürdigen<br />

Kastanie lebte und ihm das Geheimnis einer<br />

wohltuenden Quelle anvertraute. Arnold brachte deren<br />

wertvolles Wasser dem Baron de la Rochette, der einige<br />

Wochen später geheilt war. Als Dank vermählte er Arnold<br />

wie versprochen mit seiner Tochter … Diese bezaubernde<br />

Geschichte, die also sowohl für das junge Paar als auch für<br />

den kranken Vater gut endete, wurde erstmals vom Genfer<br />

Autor Jean-Louis Moré (1781-1861) in seinem 1847<br />

veröffentlichen Werk Le portefeuille du voisin de campagne<br />

schriftlich festgehalten. Der Autor weist klar darauf hin,<br />

dass dies die Niederschrift einer bis dato nur mündlich<br />

überlieferten Legende ist, präzisiert aber ebenfalls, dass<br />

der besagte Kastanienbaum tatsächlich existiert und jeder<br />

Spaziergänger dorthin pilgern kann. Er ermutigt sogar<br />

seine Leser, die Bäder von Évian zu besuchen, die von der<br />

Cachat-Quelle gespeist werden, seiner Ansicht nach jener<br />

Quelle, die vier Jahrhunderte zuvor den Baron de la Rochette<br />

geheilt haben soll. Einige Zeit später entdecke ich<br />

in einem sehr gut dokumentierten Buch (Évian mondaine,<br />

l’âge d’or du thermalisme, Françoise Breuillaud-Sottas, Silvana<br />

Éditoriale, ISBN 978-8836637485), das anlässlich einer<br />

Ausstellung in Évian herausgegeben wurde, dass der Autor<br />

Jean-Louis Moré mit dieser Aufforderung allerdings<br />

durchaus persönliche Interessen verfolgte: Er war nämlich<br />

damals einer der sieben Aktionäre der Genfer Kapitalgesellschaft,<br />

der die Bäder von Évian gehörten …<br />

Geschichtsforscher sind sich darin einig, dass das<br />

Wasser den Ruf von Évian begründete, seit der ortsansässige<br />

Arzt Saget um 1640 die medizinische Wirkung<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />

Vorherige Doppelseite: Ausstellung Experience<br />

Évian® und Palais Lumière.<br />

Diese Seite: In den Zwanzigerjahren zog das Thermalbad Évian<br />

wohlhabende und manchmal auch berühmte Gäste an (z. B.<br />

Gustave Eiffel (1832-1923), Bild oben) und lud zu modernen<br />

Aktivitäten wie Wasserrad oder Wasserski ein. Während man<br />

in der Trinkhalle das berühmte Wasser trank, erinnerte man<br />

sich gerne an die Sage um den Kastanienbaum in Neuvecelle,<br />

der angeblich den Erfolg des Wassers aus Évian begründete.<br />

Rechte Seite: Noch heute verbindet eine Zahnradbahn<br />

das Stadtzentrum, wo sich die Cachat-Quelle<br />

befindet, und die Anhöhe der Stadt.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


einer Quelle namens Source d‘Amphion feststellte. 1689 zog<br />

Évian bereits rund 200 Wassertrinker aus dem Ausland<br />

an, eine Zahl, die in der Folge kontinuierlich stieg, was<br />

dazu führte, dass Einrichtungen für deren Unterbringung<br />

gebaut werden mussten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden<br />

die zwischenzeitlich stetig erweiterten Installationen<br />

der Quelle sehr frequentiert. Das Wasser hatte den Ruf,<br />

stimulierend zu wirken, man nutzte es daher für Waschungen<br />

oder nahm es als Getränk zu sich, obwohl es<br />

geschwefelt und eisenhaltig war und somit einen unangenehmen<br />

Geschmack hatte, der « an faule Eier » erinnerte.<br />

Die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen<br />

Umwälzungen bremsten dann allerdings die Modeerscheinung<br />

um das Wasser der Amphion-Quelle.<br />

Im Laufe des Jahres 1789 oder 1790 (je nach Informationsquelle<br />

schwankt die Jahreszahl) erhielt das Schicksal<br />

von Évian mit der Ankunft des französischen Adeligen<br />

Graf Jean-Charles de Laizer (1734-1806) jedoch wieder<br />

neuen Aufwind. Dieser war vor den Gewalttätigkeiten<br />

der Revolution in Frankreich nach Savoyen geflohen, in<br />

eine Region, die damals ein interessantes Asyl darstellte,<br />

da sie erst 1860 an Frankreich angeschlossen wurde.<br />

Der Graf litt unter Harngrieß und trank das Wasser der<br />

Amphion-Quelle. Auf der Suche nach einer Unterkunft<br />

spazierte er durch die Stadt und machte die Bekanntschaft<br />

eines Händlers namens Gabriel Cachat, der einen Obstgarten<br />

besaß, in dem eine andere kleine Quelle sprudelte.<br />

Sie wurde von den Bewohnern des Viertels für ihr frisches<br />

und angenehm schmeckendes Wasser geschätzt. Der Graf<br />

kostete davon und zog es dem der Amphion-Quelle bei<br />

Weitem vor. Erzählungen zufolge soll sich sein Leiden bereits<br />

am Folgetag gebessert haben. Unwissentlich wurde er<br />

damit zum ersten Kurgast und Kunden der Cachat-Quelle<br />

und trug zu ihrem internationalen Ruf bei. So wurde aus<br />

der kleinen beschaulichen Stadt am Ufer des Genfersees<br />

der größte Mineralwasserproduzent der Welt.<br />

Gabriel Cachat konnte sich die Hände reiben: Nachdem<br />

immer mehr Leidende kamen, beschloss er, die Quelle<br />

einzuzäunen und für die Flaschen – die er schließlich<br />

sogar verschickte – ein Entgelt zu verlangen. 1807 baute<br />

er ein Auffangbecken und in der Folge die ersten Baderäume<br />

von Évian. An deren Stelle befindet sich heute die<br />

berühmte Buvette Cachat, die Trinkhalle im Jugendstil, in<br />

der Kurgäste das Wasser kostenlos trinken können. Doch<br />

der wirtschaftliche Erfolg war nur von kurzer Dauer. Bereits<br />

15 Jahre später befand sich die Einrichtung in einem<br />

schlechten Zustand und für Renovierung und Erweiterung<br />

der Installationen fehlte das Kapital. Die Familie<br />

Cachat beschloss, alles an Investoren aus Genf, Savoyen<br />

und dem Piemont zu verkaufen. Diese waren an dem<br />

Wasser sehr interessiert, zumal der Genfer Apotheker<br />

Jacques Perschier (1769-1832) 1825 dessen Qualität und<br />

medizinische Eigenschaften in einer Analyse nachgewiesen<br />

hatte. Es entstand die Compagnie des Eaux Minérales.<br />

Aufgrund von Misswirtschaft wurde diese jedoch 1843<br />

zwangsliquidiert. 1844 wurde die Société des Eaux Minéra-


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne-Rhône-Alpes<br />

les d’Évian gegründet, die glücklicherweise über das notwendige<br />

Investitionskapital verfügte und eine langfristige<br />

Entwicklung garantieren konnte.<br />

Angetrieben von der Dampfschifffahrt, die 1823 am<br />

Genfersee Einzug gehalten hatte, veränderte und vergrößerte<br />

sich Évian in der Folge sehr schnell. Reiche Schweizer<br />

Familien konnten nun einfach den See überqueren, um<br />

das wohltuende Wasser zu trinken, zumal wunderschöne,<br />

luxuriöse Thermaleinrichtungen und große Hotels entstanden.<br />

Im Herbst 1858 begann die Société des Eaux mit<br />

dem Bau des Grand Hôtel des Bains. Gleichzeitig wurde das<br />

Wasser der Cachat-Quelle in Glasflaschen abgefüllt und<br />

25- oder 50-stückweise in Kisten bis nach Deutschland<br />

und Italien versandt. 1860 wurden fast 20 000 Liter abgefüllt.<br />

Ein enormer Erfolg! Parallel dazu versuchten mehrere<br />

kleine Quellen, mit dem Wasser der Cachat-Quelle<br />

in Konkurrenz zu treten. Die Stadtverwaltung von Évian<br />

besaß ebenfalls mehrere solcher Quellen und wollte am<br />

einträglichen Geschäft teilhaben. Allen Beteiligten wurde<br />

jedoch schnell klar, dass es im Interesse aller war, sich zu<br />

arrangieren, sodass man 1892 zu einer Übereinkunft kam.<br />

Die Geschäfte florierten damals: Bis der Erste Weltkrieg<br />

der Belle Époque ein Ende bereitete, befand sich die Stadt<br />

in einem gewaltigen Expansionsprozess. Bereits im Winter<br />

1897/98 musste das Grand Hôtel des Bains in siebenmonatiger<br />

Bauzeit um zwei Etagen aufgestockt werden,<br />

gleichzeitig erhielt es zwei monumentale Kuppeln. Es<br />

wurde in Splendide Hôtel umgetauft und zog Gäste von<br />

Rang und Namen aus der ganzen Welt an. Nur wenige<br />

Jahre später wurden auf der Anhöhe der Stadt zwei weitere<br />

prestigeträchtige Hotels errichtet: Hôtel Royal und Ermitage.<br />

Heute sind diese unter dem Namen Évian Resort<br />

im Besitz des Danone-Konzerns. Gleichzeitig entstanden<br />

am Ufer des Sees zahlreiche schöne Villen. Die Besucher<br />

des Thermalbades wandelten sich. Waren es ursprünglich<br />

Kranke, die hier eine Linderung ihrer Leiden suchten, so<br />

kamen nun mehr und mehr reiche Kurgäste, die vor allem<br />

von der Schönheit und dem Chic des Ortes angezogen<br />

wurden.<br />

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war<br />

Évian fest entschlossen, sich nicht vom Erfolg anderer<br />

Thermalbäder – von denen es damals rund 120 in Frankreich<br />

gab – den Rang ablaufen zu lassen. Die Stadt setzte<br />

auf Dynamik und Modernität und eröffnete 1920 Évian<br />

Plage, eine mondäne, sowohl spielerische als auch sportliche<br />

Einrichtung, die damals in ihrer Art einzigartig<br />

war: Neben einem Strand mit feinstem Sand wie in Lausanne,<br />

gefliesten Terrassen, Badekabinen, modernen und<br />

bequemen Duschen und Tauchbecken, gab es eine Bar,<br />

ein Tanzlokal, ein Restaurant, Rutschen mit Aufzug und<br />

sogar so erstaunliche Aktivitäten wie ein « Wasserrad ».<br />

Um Kurgäste und Besucher zu beschäftigen, wurden<br />

Segelregatten, Pferderennen, Golfturniere und Wasserskiwettkämpfe<br />

veranstaltet. Zur Abrundung des Freizeitprogramms<br />

eröffnete man 1873 ein Kasino, in dem neben<br />

Glücksspielen Bälle, Konzerte, Theateraufführungen und<br />

andere Festlichkeiten stattfanden, deren Krönung oft ein<br />

Feuerwerk auf dem See war.<br />

Das ganze Jahr über werden an den Quais Aktivitäten angeboten. Von hier aus kann man am gegenüberliegenden Seeufer schemenhaft Lausanne erkennen.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


3<br />

A10<br />

/A10<br />

2/E72<br />

Caen<br />

Angers<br />

ismond<br />

Niort<br />

Alençon<br />

A13/E46<br />

Le Mans<br />

A28/E402<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

Angoulême<br />

A86/E60<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Monts<br />

A20/E9<br />

A20/E9<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

A<strong>71</strong>/E9<br />

Wenn man heute Dreux durch die Straßen<br />

von Évian schlendert, findet<br />

man immer noch Überreste dieses<br />

Chartres<br />

Prunks. Viele Häuserfassaden erinnern<br />

an die « große A11/E50 Zeit », und<br />

es gibt einige Möglichkeiten, die<br />

A10/E5<br />

wunderschönen Häuser, die sich<br />

zudem in einem perfekten Zustand<br />

befinden, zu betreten. Ein Beispiel<br />

ist der Palais Lumière, ein Gebäude,<br />

das früher den Kurgästen<br />

Blois<br />

vorbehalten<br />

war, in dem A10/E5-E60 sich heute jedoch<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

ein Museum befindet, in dem große<br />

Ausstellungen gezeigt A85 werden.<br />

Tours Chenonceau<br />

Nicht weit entfernt davon ist in der<br />

A10/E5<br />

Villa Lumière seit 1927 die Stadtverwaltung<br />

untergebracht. Abgesehen<br />

davon, dass hier die berühmte Familie<br />

Lumière lebte – die aus Lyon<br />

stammenden Erfinder des Kinos –,<br />

besitzt das Gebäude eine fantasti-<br />

Poitiers<br />

sche Architektur, die man in den<br />

kostenlos zu besichtigenden Salons<br />

entdecken kann.<br />

Natürlich profitiert die Stadt<br />

Évian-les-Bains heute noch von<br />

ihrem Wasser. Abgesehen von den<br />

Steuern, welche die Tochterge-<br />

Limoges<br />

sellschaft des Danone-Konzerns<br />

abführt, erhält die Gemeinde für<br />

jeden in Frankreich verkauften Liter<br />

Mineralwasser einen bestimmten<br />

Prozentsatz vom Erlös. Dies<br />

spült<br />

Tulle<br />

Périgueux Jahr für Jahr immerhin einen<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

zweistelligen A89/E70 Millionenbetrag Le Pescher in<br />

den städtischen Souillac Sparstrumpf sur … Saillac Da<br />

wundert man Dordogne sich nicht mehr über<br />

die, im Vergleich zu ähnlich großen<br />

Payrac Rocamadour<br />

Städten, hochwertigen Einrichtun-<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

gen sowie das erstrangige kulturelle<br />

und touristische Programm.<br />

Nach der « industriellen » Besichtigung<br />

der Abfüllanlage für das<br />

Évian-Mineralwasser und dem « historischen<br />

» Besuch der Stadt schlendere<br />

ich nun über die für Fußgänger<br />

eingerichteten Uferwege entlang des<br />

Genfersees und betrachte die perfekt<br />

renovierte Fassade des Palais Toulouse Lumière.<br />

Dabei sage ich mir, dass Emily<br />

und Cooper bei sich zu Hause in<br />

Australien eine Flasche Évian mit<br />

Sicherheit nun mit anderen Augen<br />

sehen werden. Und mir wird es im<br />

Übrigen genauso gehen! …<br />

Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />

Nancy<br />

A6/E15<br />

Évian-les-Bains …<br />

… A5/E54 Berlin 1043 km … Hamburg A26/E17 1032 km<br />

… Köln 708 km … München 549 km<br />

… Frankfurt 544 km … Wien Troyes 963 km<br />

… Zürich 246 km … Genf 45 km<br />

… Paris 586 Sens km … Annecy 88 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Genf-Cointrin (50 km).<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

Auxerre<br />

Évian ist an das TGV-Netz angeschlossen.<br />

A6/E15<br />

Mit der Compagnie Générale de Navigation<br />

(CGN) gelangt man per Schiff Vézelay von Lausanne Avallon in<br />

35 Minuten über den Genfersee nach Évian.<br />

(Infos: www.cgn.ch).<br />

Bourges<br />

Office de Tourisme d’Évian<br />

Place de la porte d’Allinges<br />

74500 Évian<br />

Telefon: +33 (0)4 50 75 04 26<br />

A<strong>71</strong>/E11<br />

tourismus.evian-tourisme.com<br />

« L’expérience Évian® »<br />

Es gibt zwei Besichtigungsmöglichkeiten,<br />

Montluçon<br />

zu denen man im Stadtzentrum von Évianles-Bains<br />

mit einem Minibus abgeholt wird.<br />

Abfahrt ist vor dem Palais Lumière (Quai<br />

Charles Albert A<strong>71</strong>/E11 Besson). Zur Wahl stehen:<br />

• Besichtigung der Abfüllanlagen des<br />

Mineralwassers und Besuch der Ausstellung.<br />

Dauer Clermont- ca. 2 Std. Rückfahrt mit A72/E70 dem Minibus<br />

Ferrand<br />

zum Palais Lumière. Preis 10 €, ermäßigt 8 €.<br />

A89/E70 • Besichtigung des Puy Versickerungsbereichs de Dôme<br />

des<br />

Wassers (Impluvium) A75/E11 auf dem Plateau de<br />

Gavot, le Mont-Dore<br />

der Cachat-Quelle, der Abfüllanlage<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

France<br />

Aurillac<br />

A4/E50<br />

Reims<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne<br />

Ausgabe 51: Einmal um<br />

den Lac d’Annecy (97 km<br />

entfernt)<br />

Er ist 17 Kilometer lang,<br />

durchschnittlich knapp 50<br />

Meter tief und die<br />

ihm umgebende<br />

Bergkulisse ist<br />

schlicht grandios.<br />

Der Lac d’Annecy<br />

ist ein See in den<br />

französischen<br />

Alpen, den man<br />

gesehen haben<br />

muss. Nicht ohne Grund gilt<br />

er als einer der schönsten des<br />

Gebirges.<br />

A75/E11<br />

Ausgabe 31: Montblanc,<br />

alpine Winterfreuden (113<br />

le-Désert<br />

km entfernt)<br />

Lodève Der Montblanc an<br />

Montpellier<br />

der französischitalienischen<br />

A9/E15<br />

Grenze gilt<br />

Bézier als höchster<br />

Gipfel Europas.<br />

Ein Urlaub im<br />

Ausgabe 50: Chambéry, Briançon<br />

Valence<br />

die ehemalige Hauptstadt<br />

Crest Savoyens Die (133 km entfernt)<br />

Die Hauptstadt des<br />

A7/E15 Saillans Departements Savoie Gap hat nicht<br />

das urbane Flair und die<br />

Weltläufigkeit von<br />

Grenoble und ist<br />

nicht so malerisch<br />

wie das an einem<br />

Orange<br />

See gelegene<br />

A51/E<strong>71</strong>2<br />

Annecy. Trotzdem<br />

A9/E15<br />

lohnt auch<br />

Avignon Apt<br />

Frankreichs dritter<br />

Nîmes<br />

Ballungsraum in<br />

den A54/E805 Alpen einen Besuch. Als einstige Hauptstadt<br />

A7/E15<br />

Savoyens kann Chambéry auf eine bedeutende<br />

Arles<br />

Aix-en-<br />

Vergangenheit zurückblicken. Provence Pittoreske<br />

Altstadtgassen und schmucke Plätze sorgen<br />

zudem für viel Gemütlichkeit und ein entspanntes A8/E80<br />

A55<br />

A52<br />

Lebensgefühl.<br />

A57<br />

Saint-Guilhem-<br />

und der Ausstellung. Dauer ca. 4 Std.<br />

Rückfahrt mit dem Minibus zum Palais<br />

Lumière. Preis 16 €, ermäßigt 14 €.<br />

evianexperience.com<br />

• Der Rundgang durch die Abfüllanlage<br />

ist aufgrund seiner Länge (2 km) und<br />

zahlreicher Stufen weder für Menschen mit<br />

eingeschränkter A31/E21-E23 Bewegungsfähigkeit noch<br />

für Kinderwagen geeignet.<br />

• Die Besichtigungen müssen vorab auf der<br />

Website reserviert werden. Die Teilnehmer<br />

müssen sich 15 Min. vor Abfahrt des Busses<br />

mit einem Ausweispapier einfinden.<br />

• Die A31/E17-E21<br />

Besichtigungen werden in französischer<br />

und englischer Sprache angeboten. Die Wahl<br />

der Sprache Dijon erfolgt bei der Reservierung.<br />

A38<br />

• In der Abfüllanlage darf nicht fotografiert Besançon<br />

werden.<br />

A5/E17-E54<br />

Flavigny<br />

A6/E15<br />

Lyon<br />

A4/E50<br />

Chalon-sur-Saône<br />

France<br />

A43/E70<br />

A31/E21-E23<br />

Chambéry<br />

France<br />

St.-Etienne<br />

Umkreis dieses majestätischen Berges verspricht<br />

pures Wintersportvergnügen. Sechs Dinge, die<br />

man bei einer Reise zum Dach des Kontinents Grenoble nicht<br />

A49/E<strong>71</strong>3<br />

verpassen sollte.<br />

A4<br />

Metz Sarreguemines<br />

Schweiz<br />

Marseille<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

A9/E15<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

A50<br />

Toulon<br />

Lausanne<br />

Évian<br />

Genève<br />

Annecy<br />

A4/E25<br />

Colm<br />

Mulhou<br />

A36/E<br />

Belfort<br />

Ita<br />

Can<br />

A8/E8<br />

Ca<br />

s<br />

Andorra<br />

Céret<br />

Perpignan<br />

Collioure<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 45<br />

AP7/E15


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Morvan:<br />

eine Geschichte<br />

von Ammen und<br />

Pflegekindern<br />

Das Bergmassiv Morvan hat eine Höhe zwischen 300 und<br />

900 Metern und liegt rund 80 Kilometer östlich von Dijon,<br />

im Herzen der Region Bourgogne-Franche-Comté, am<br />

Schnittpunkt der Departements Côte d‘Or, Nièvre, Yonne<br />

und Saône-et-Loire. Vom touristischen Standpunkt aus<br />

denkt man bei dem Namen vor allem an den 1970 gegründeten<br />

regionalen Naturpark Morvan mit seinen hübschen<br />

hügeligen Landschaften, den Wiesen mit geschützten<br />

Wallhecken, zahlreichen Seen und ausgedehnten<br />

Wäldern, die zum Spazierengehen einladen. Weniger bekannt<br />

ist dagegen die Vergangenheit dieser Gegend, die<br />

ab dem 18. Jahrhundert ihre Identität geprägt hat und<br />

sie noch sympathischer macht. Diese Vergangenheit, das<br />

sind Zehntausende Kinder, Frauen und Familien, die<br />

durch ein unglaubliches Schicksal verbunden sind und<br />

für die der Morvan eine « stillende » oder « fürsorgende »<br />

Erde darstellte …<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Vorherige Doppelseite: Das Certificat de<br />

placement bestätigte die Unterbringung<br />

eines Kindes in einer Pflegefamilie. Jedes<br />

dieser Kinder musste bis zu seinem sechsten<br />

Lebensjahr ein verplombtes Halsband tragen.<br />

Oben: der Lac des Settons.<br />

Unten: die archäologische<br />

Ausgrabungsstätte Bibracte, wo sich<br />

der Saint-Pierre-Brunnen befindet.<br />

Rechte Seite: eine der zahlreichen<br />

Fotografien im Musée des Nourrices.<br />

Als Kind verbrachte ich regelmäßig einen Teil des <strong>Sommer</strong>s bei<br />

meinen Großeltern. Ich erinnere mich gut daran, dass sie während<br />

dieses Aufenthalts jedes Mal mit mir in das Morvan-Massiv<br />

fuhren. Für mich war dies ein festes Ritual, das ich im Übrigen immer<br />

mit Ungeduld erwartete. Ich wusste, dass die Koffer bereits am<br />

Vorabend gepackt und im Auto verstaut wurden und dass man dann am<br />

nächsten Morgen früh aufstehen musste, um loszufahren. Das war nicht<br />

weiter schlimm, da ich auf der Fahrt weiterschlafen konnte, so lange, bis<br />

mein Großvater mich weckte, um mich unterwegs einen immer anderen<br />

Ort entdecken zu lassen. Einmal waren es Vézelay und die Basilika –<br />

deren Glocken mir einen riesigen Schreck einjagten, da sie gerade dann<br />

zu läuten begannen, als wir den Turm bestiegen –, ein anderes Mal Nevers<br />

und der Herzogspalast oder auch Bibracte, wo ich den Eindruck<br />

hatte, gleich dem Gallier Vercingetorix in Begleitung von – wie konnte<br />

es in der kindlichen Vorstellung auch anders sein – Asterix und Obelix<br />

zu begegnen. Es sind viele schöne Erinnerungen. Vor allem aber ist mir<br />

immer noch im Gedächtnis, wie unglaublich ich mich jedes Mal freute,<br />

wenn wir im Morvan mit seinen riesigen Wäldern und den berühmten<br />

Seen ankamen: der Lac des Settons, in den ich – kaum waren wir angekommen<br />

– gleich hineinsprang, oder der Lac de Pannecière mit seiner<br />

beeindruckenden Staumauer … Alles verhieß gelungene Ferien, dafür<br />

war die lange Fahrt in meinen Augen mehr als gerechtfertigt.<br />

Und eines Tages verstand ich dann, dass für meine Großeltern die<br />

Reise in den Morvan nicht nur ein « touristisches » Erlebnis war, sondern<br />

dass sie ihnen noch aus einem anderen Grund sehr am Herzen<br />

lag. Offensichtlich war mein Großvater damals der Ansicht, dass ich<br />

nun groß genug und die Zeit daher gekommen sei, um mit mir über<br />

etwas Bestimmtes zu sprechen. Er nahm mich bei der Hand und setzte<br />

sich mit mir an das Ufer des Lac de Pannecière, den er sehr mochte.<br />

An jenem Tag erzählte er mir eine Geschichte, von der ich als Kind bis<br />

zu dem Zeitpunkt allenfalls per Zufall einige Bruchstücke aus einer<br />

Unterhaltung zwischen Erwachsenen aufgeschnappt hatte. Es war die<br />

sehr vertrauliche und besondere Geschichte eines von seinen Eltern abgeschobenen<br />

Kindes: seine Geschichte. Wie ich später erfuhr, war das<br />

Schicksal meines Großvaters ab dem 18. Jahrhundert noch Zehntausenden<br />

anderen, mehr oder weniger glücklichen Kindern widerfahren.<br />

Alle diese Schicksale waren eng mit dem Morvan verknüpft, mit einer<br />

Region, die sie demzufolge für ihr ganzes Leben geprägte hatte …<br />

Als ich etwas älter war, wurde mir klar, dass man sehr weit in<br />

die Vergangenheit zurückgehen muss, um die Hintergründe der Geschichte<br />

meines Großvaters und darüber hinaus die einer Region, die<br />

landläufig Morvan, terre nourricière (« stillende » Erde) genannt wird,<br />

zu verstehen. Weit fahren muss man dafür jedoch nicht, es reicht aus,<br />

sich nach Bibracte zu begeben, auf den Gipfel des Mont Beuvray. Dort<br />

befindet sich eine archäologische Stätte, die heute zu den bekanntesten<br />

Frankreichs gehört und in der man eine der charakteristischsten und<br />

am besten erhaltenen befestigten Städte Galliens entdeckt. Durch die<br />

Ausgrabungen und die schriftlichen Überlieferungen der Römer über<br />

die Gallier erfährt man von einem erstaunlichen Ritual der gallischen<br />

Frauen: Diese hatten nämlich die Angewohnheit, ihre Brüste in einen<br />

Brunnen auf dem Mont Beuvray zu tauchen, um für das Stillen ihrer<br />

Kinder nahrhafte Muttermilch in ausreichender Menge zu haben.<br />

Dieser Glaube hielt sich hartnäckig und verbreitete sich im Gebiet des<br />

heutigen Morvan. Überall entstanden solche « Wunderbrunnen »: in<br />

Montbois, Corbigny und Château-Chinon. Derjenige des Mont Beuvray,<br />

genannt Fontaine Saint-Pierre, war jedoch der berühmteste. Die<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Oben: Die Ammen aus dem Morvan hatten bei den<br />

Familien in Paris Unterkunft, Verpflegung und Wäsche<br />

frei. Da sie zum Image ihrer Arbeitgeber beitrugen,<br />

wurden sie entsprechend gut eingekleidet.<br />

Unten: Der Morvan ist eine sehr ländliche<br />

Gegend, die Lebensbedingungen waren dort<br />

damals schwierig. Kutschen waren daher für<br />

Ammen und Petits Paris die einzige Möglichkeit,<br />

nach Paris bzw. in den Morvan zu kommen.<br />

Ausgrabungen auf dem Berg bestätigen im Übrigen seine Bedeutung:<br />

Im 1. Jahrhundert v. Chr. hatte er die Form eines riesigen, mehr als<br />

20 Meter langen und 10 Meter breiten Beckens. Im Laufe der Jahrhunderte<br />

wurde er dann mehrmals umgestaltet und schließlich Ende<br />

des 20. Jahrhunderts in der Form rekonstruiert, in der man ihn heute<br />

dort sehen kann. Auf diesen Brunnen und den mit ihm verbundenen<br />

Brauch geht vermutlich das Bild der « stillenden Erde » zurück, die aus<br />

der armen Gegend, an der die industrielle Revolution spurlos vorbeiging,<br />

eine Art Terre de lait (« Milcherde ») machte, den idealen Ort, um<br />

Kinder großzuziehen.<br />

Im 18. Jahrhundert erinnerten sich dann reiche Familien der Pariser<br />

Bourgeoisie plötzlich an dieses Image des Morvan, und es kam<br />

ihnen sehr gelegen. Zu dieser Zeit war die elegante, gut betuchte Pariserin<br />

so sehr mit ihren Repräsentationspflichten beschäftigt, dass ihr<br />

die Zeit für andere Dinge, beispielsweise für das Stillen ihrer Kinder,<br />

fehlte. Da kam die Idee auf, junge Frauen aus dem Morvan kommen<br />

zu lassen, die sich um die Kinder dieser wohlhabenden Familien kümmern<br />

und sie mit ihrer als hochwertig bekannten Muttermilch stillen<br />

sollten. Schnell machte diese Idee in den eleganten Salons der Stadt<br />

die Runde. Eine solche Entscheidung kam nicht nur den Frauen in den<br />

reichen Stadtvierteln gelegen, sondern auch deren Ehemännern. Zur<br />

damaligen Zeit war Stillen oftmals ein Synonym für eine ein- bis zweijährige<br />

sexuelle Abstinenz der Ehepartner, da dies nach der damaligen<br />

Ansicht vieler Ärzte notwenig war, um die Qualität der Muttermilch<br />

zu gewährleisten. Die Möglichkeit, die Aufgabe des Stillens an eine<br />

Amme zu übertragen, löste also gleichzeitig dieses « Problem », das<br />

verständlicherweise für Frustrationen gesorgt hatte. Somit wurden<br />

im Morvan Tausende von Ammen rekrutiert, um die Kleinkinder der<br />

Pariser Oberschicht zu ernähren. Es gab zwar auch noch andere Regionen<br />

Frankreichs, die ebenfalls von dieser etwas besonderen « Migration<br />

» betroffen waren (beispielsweise Bretagne, Nord und Centre), doch<br />

der Morvan war die Gegend, aus der ab Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

eindeutig die meisten Ammen nach Paris kamen. 1865 stammten 52 %<br />

aller in der Hauptstadt tätigen Ammen von dort.<br />

Da der Morvan eine sehr arme Gegend war, war diese Tätigkeit für<br />

die jungen Frauen oft eine Möglichkeit, das Überleben der eigenen Familie<br />

zu sichern. Arbeitsstellen waren in ihrer Heimat rar, die finanziellen<br />

Verhältnisse demzufolge meist schlecht. Die Möglichkeit, in der<br />

Hauptstadt zu arbeiten und ein regelmäßiges Einkommen zu haben<br />

– das zudem noch wesentlich höher war, als für jede andere Tätigkeit<br />

in der Heimat –, wurde oft als einzigartige Gelegenheit angesehen,<br />

die man unmöglich ausschlagen konnte. Es war die Garantie für einen<br />

Lohn, von dem die jungen Frauen Monat für Monat den größten Teil<br />

zu ihrer Familie schicken konnten. Dafür nahmen sie es in Kauf, ihre<br />

eigenen Kinder direkt nach der Geburt für ein, zwei oder manchmal<br />

sogar drei Jahre verlassen zu müssen. Während der Stillzeit wohnte die<br />

Amme aus dem Morvan bei den Arbeitgebern in Paris. Sie hatte dort<br />

innerhalb ihrer « neuen Familie » einen besonderen Status und wurde<br />

gegenüber den übrigen Hausangestellten bevorzugt. Sie hatte Unterkunft,<br />

Verpflegung und Wäsche frei und lebte unter ausgezeichneten<br />

Bedingungen. Als Gegenleistung musste sie sich, über das Stillen hinaus,<br />

um das oder die anderen Kinder der Gastfamilie kümmern, sie<br />

beschäftigen und mit ihnen spazieren gehen. Aufzeichnungen und Fotos<br />

aus jener Zeit zeugen davon, dass diese Ammen von den jeweiligen<br />

Pariser Familien quasi als « Statussymbol » angesehen wurden, das man<br />

gerne « vorzeigte » und sogar mit in den Urlaub nahm. Die Ammen der<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Ihr Aufenthalt<br />

in der Bourgogne<br />

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1500 Ferienwohnungen und 500 Gästehäuser stehen<br />

Ihnen in unserer wunderbaren Region zur Verfügung.<br />

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sind, für einen einzigartigen und unvergesslichen<br />

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Bis bald in der Bourgogne!


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Das Musée des Nourrices et des Enfants<br />

de l‘Assistance publique in Alligny-en-<br />

Morvan würdigt die Geschichte der vielen<br />

Kinder und Familien, deren Schicksal<br />

mit dem Morvan verknüpft war.<br />

reichsten Pariser Familien kamen auf diese Weise sogar in den<br />

Genuss von Auslandsreisen.<br />

Doch nicht genug, dass viele Ammen aus dem Morvan in der<br />

Hauptstadt die Kinder begüterter Familien stillten, die Region<br />

hatte darüber hinaus eine weitere Berufung als « fürsorgende<br />

Erde »: Umgekehrt wurden dort nämlich zahlreiche Kinder aufgenommen,<br />

die unter weniger glücklichen Umständen lebten, da sie<br />

von ihren, in ärmlichen Verhältnissen lebenden Eltern ausgesetzt<br />

worden waren. Man sprach damals von sogenannten Enfants de<br />

l’Assistance publique (« Fürsorgekindern ») – abgeleitet vom Namen<br />

der 1849 gegründeten Einrichtung, deren Aufgabe es war, die<br />

Unterbringung dieser Kinder in Pflegefamilien zu organisieren –<br />

oder, etwas herzlicher, von den Petits Paris. Bis in die 70er-Jahre<br />

wurden mehrere Tausend solcher Kinder in Familien im Morvan<br />

untergebracht. Mein Großvater war eines davon.<br />

1880 war die Agence de l’Assistance publique der Stadt Château-<br />

Chinon mit 3000 Kindern, die jährlich im Morvan untergebracht<br />

wurden, die größte dieser Institutionen in Frankreich. In<br />

manchen Dörfern war die Zahl der vermittelten Kinder beeindruckend,<br />

was nicht zuletzt auch daran lag, dass dies eine einträgliche<br />

Angelegenheit war, da die Familien als Gegenleistung<br />

für die Aufnahme eine staatliche Entschädigung erhielten. Auch<br />

wenn der Betrag nicht sehr hoch war, so machte er oftmals den<br />

kleinen Unterschied aus, um der Armut zu entkommen. Mein<br />

Großvater bestätigte mir, dass in den meisten Fällen alles gut<br />

ablief. Er hat heute noch sehr gute Erinnerungen an einige seiner<br />

Pflegeeltern. An « einige », denn es kam, wie auch in seinem Fall,<br />

nicht selten vor, dass das vermittelte Kind plötzlich nach dem<br />

Willen der Behörde in eine andere Familie wechselte. Daraus<br />

konnten natürlich Traumata entstehen. Für die Petits Paris wurde<br />

die Integration im Morvan oft dadurch erleichtert, weil sie bei<br />

der täglichen Arbeit mithalfen. Im Grunde genommen hatten sie<br />

natürlich gar keine Wahl, nach der Schule musste man arbeiten,<br />

zur Hand gehen. Die einen auf den Feldern, die anderen auf dem<br />

Hof oder gar beim Dorfschmied. Oft bot dies Gelegenheit, den<br />

späteren Beruf zu entdecken. Bis zum Alter von sechs Jahren<br />

trug jedes dieser Kinder ein Halsband mit einer Nummer, das<br />

verplombt war und nicht entfernt werden konnte. Zweifellos<br />

sollte das Halsband auch dazu dienen, das Kind von anderen zu<br />

unterscheiden. Mit sechs Jahren wurde das Band dann entfernt,<br />

ein Moment, der einerseits als Befreiung erlebt wurde, da dieses<br />

Stigma endlich verschwunden war, andererseits aber in gewisser<br />

Weise auch einen Verlust von Identität bedeutete, zumal diese<br />

Nummer die letzte Verbindung zu den leiblichen Eltern darstellte<br />

… Manchmal nannten die Pflegekinder ihre Pflegeeltern<br />

« Mama » und « Papa », manchmal war es ihnen aber auch untersagt.<br />

In diesem Fall brachte es nichts, nachzufragen warum. Es<br />

war einfach so. Über manche Dinge sprach man auf dem Land<br />

nicht. Wenn sich die Petits Paris weder erwünscht noch besonders<br />

behütet fühlten, hatten sie oft von sich aus gar keine Lust,<br />

« Mama » und « Papa » zu sagen. Wenn die Verlockung des Geldes<br />

zu stark war, konnten die Lebensbedingungen dieser Kinder teilweise<br />

auch sehr schwierig sein. Der aus dem Morvan stammende<br />

Arzt Charles Monot (1830-1914) wurde dadurch bekannt, dass<br />

er damals eine regelrechte « Pflegefamilienindustrie » anprangerte,<br />

die sich in der Region installiert hatte. Seine Bilanz war<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


lo<br />

01<br />

Rennes<br />

ntalivet<br />

orge<br />

rret<br />

n<br />

A84<br />

A83<br />

E5-E70/A63<br />

A84/E401<br />

Avranches<br />

A28/E402<br />

unmissverständlich und bewegte<br />

Mont-Saint-Michel<br />

yonne<br />

N11/E601<br />

Spanien<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Bordeaux<br />

France<br />

A64/E80<br />

Saint-Lô<br />

N13<br />

Caen<br />

Angoulême<br />

A13/E46<br />

die Gemüter: So berichtete er<br />

insbesondere von einer unglaublich<br />

hohen Sterblichkeitsrate Alençon bei<br />

Kindern, die im jüngsten Alter<br />

(acht Tage bis drei Monate) aufgenommen<br />

wurden. Mehr als ein<br />

Drittel von ihnen starb nach der<br />

Poitiers<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

Andorra<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

A6/E15<br />

Ausgabe 41: Spaziergang A5/E54<br />

durch die Ruinen eines<br />

untergegangenen Dorfes am<br />

Lac de Pannecière<br />

(33 km entfernt)<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

France<br />

Céret<br />

Perpignan<br />

A4/E50<br />

Der malerische Lac de<br />

Orléans<br />

Ankunft im Morvan.<br />

Le Mans<br />

Verantwortlich<br />

waren dafür<br />

Pannecière in Burgund,<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

zum einen<br />

welcher sich im Herzen<br />

des Parc Naturel<br />

die überaus schlechten Transportbedingungen<br />

zwischen Paris<br />

Chambord<br />

befindet, ist ein<br />

Régional du Morvan<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

künstlich von Menschenhand angelegter Stausee.<br />

A11/E60 und dem Morvan, zum anderen<br />

Cheverny<br />

1949 wurde er als erster von vier großen Stauseen<br />

aber auch ein A86/E60 offenkundiger Tours Chenonceau an den Flüssen Aube, A<strong>71</strong>/E9 Marce, Seine und Yonne<br />

A85<br />

Nantes Mangel an Pflege und Fürsorge.<br />

fertiggestellt, die Paris vor Überschwemmungen<br />

A87<br />

Glücklicherweise Monts wurde A10/E5 diese<br />

schützen und den Lauf der Seine regulieren sollen.<br />

Bourges<br />

Clisson<br />

Aufgrund der hohen strategischen Bedeutung<br />

Cholet « Pflegefamilienindustrie » in der<br />

werden seitdem sowohl der See als auch die<br />

A83<br />

Staumauer besonders aufmerksam kontrolliert.<br />

Die Überwachung A20/E9 geht sogar so weit, dass<br />

A<strong>71</strong>/E11<br />

Folge deutlich reglementiert, sodass<br />

die Petits Paris zum Großteil<br />

in einem geschützten und liebevollen<br />

Umfeld aufwuchsen.<br />

Lange Zeit waren die Ammen<br />

Saint-Sigismond aus dem Morvan und die dort<br />

untergebrachten<br />

Niort<br />

Pflegekinder sowohl<br />

von offizieller Seite als auch<br />

von den Geschichtsbüchern « vergessen<br />

» worden. Ich persönlich<br />

habe jedoch festgestellt, dass sie<br />

in den Köpfen der in dieser kleinen<br />

Region in Burgund lebenden<br />

Familien durchaus präsent sind,<br />

da die meisten auf die eine oder<br />

andere Art direkt mit ihnen konfrontiert<br />

waren. Seit April 2016<br />

Périgueux<br />

gibt es im kleinen Dorf Allignyen-Morvan<br />

A89/E70 Le Pescher<br />

E5/A10 ein modern aufgemachtes<br />

und sehr berührendes Dordogne<br />

Souillac sur<br />

Museum: das Musée des Nourrices<br />

et des Enfants de l’Assistance<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac<br />

A52/E72<br />

publique. Durch zahlreiche Erfahrungsberichte<br />

würdigt es diese<br />

lange Zeit vergessenen Kinder,<br />

Ammen und Pflegefamilien auf<br />

sehr lebendige und eindrucksvolle<br />

Art. Mein Großvater, der im Juni<br />

<strong>2019</strong> 98 Jahre alt wird, ist leider<br />

nicht mehr in der körperlichen<br />

Verfassung, um das Museum zu<br />

besuchen. Doch die Augen des<br />

Petit Paris, der er nach wie vor<br />

ist, haben geleuchtet, als er von<br />

der Eröffnung erfuhr. Es ist die<br />

Pau<br />

längst überfällige Anerkennung<br />

einer « anderen » Kindheit, durch<br />

die er den Morvan kennen und<br />

lieben lernte …<br />

alle zehn Jahre die 80 Millionen Kubikmeter<br />

Wasser aus dem Stausee abgelassen werden,<br />

um die normalerweise unter Wasser liegenden<br />

Konstruktionen gründlich untersuchen zu können.<br />

So auch seit letztem November. Die mehrere<br />

Monate dauernde Wiederbefüllung wird ab Anfang<br />

Dezember stattfinden. Montluçon<br />

Bis dahin hat man noch<br />

die einzigartige Möglichkeit, eine normalerweise<br />

verschwundene Landschaft zu bestaunen, die seit<br />

vielen Jahrzehnten unter Wasser verschwunden A<strong>71</strong>/E11 ist.<br />

Wahrscheinlich sogar zum letzten Mal!<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

Ausgabe 63: Auf den<br />

Clermont-<br />

Spuren<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

der Gallier in Alésia (54 km<br />

entfernt) A89/E70 Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

Alésia liegt auf dem le Gebiet Mont-Dore der<br />

Gemeinde Alise-Sainte-<br />

Reine im Departement<br />

Côte d’Or und ist in<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

mehrfacher Hinsicht<br />

einen Abstecher wert.<br />

Zum einen wegen der<br />

Saillac<br />

Schönheit des Ortes<br />

mit seiner Aurillac sattgrünen<br />

hügeligen Landschaft, die sich dem Besucher,<br />

so weit Rocamadour<br />

das Auge reicht, darbietet. Zum anderen<br />

natürlich A20/E9 wegen seiner Geschichte, denn hier fand<br />

im Jahr 52 v. Chr. die Schlacht um Alésia statt, bei<br />

der die Römer unter Cäsar die von Vercingetorix<br />

angeführten Gallier besiegten und damit dem<br />

Gallischen Krieg ein Ende bereiteten. Des Weiteren<br />

aber auch, weil man an diesem Ort viel über<br />

Frankreich und vor allem über die Franzosen<br />

erfährt, die dieser Niederlage im 19. Jahrhundert<br />

eine erstaunliche, begründende Kraft zuschrieben<br />

A75/E11<br />

und aus ihr damit den Ursprung ihrer Nation<br />

machen wollten: das Jahr Null der Geschichte<br />

Frankreichs. Zuletzt ist Alésia aber auch einen<br />

Besuch wert, weil der vor fünf Jahren eröffnete Lodève<br />

MuséoParc Toulousewissenschaftlich fundiert und neutral<br />

mit dieser Vergangenheit umgeht und die Besucher<br />

nicht nur die Kämpfe nachvollziehen lässt, sondern<br />

ihnen gleichzeitig dabei hilft, die Beziehung der Bézier<br />

Franzosen zu ihrer Geschichte besser zu verstehen.<br />

Narbonne<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

A81/E80<br />

DIESER UND ANDERER Limoux AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 86.<br />

A9/E15<br />

Collioure<br />

Troyes<br />

A6/E15<br />

Reims<br />

blesne<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A26/E17<br />

Avallon<br />

Autun<br />

A5/E17-E54<br />

A38<br />

A6/E15<br />

A4/E50<br />

A31/E17-E21<br />

Alligny-en-Morvan …<br />

… Berlin 1127 km … Hamburg 1019 km<br />

… Köln 596 km … München 731 km<br />

… Frankfurt 595 km … Wien 1152 km<br />

… Zürich 435 km … Paris 262 km<br />

A72/E70 … Dijon 85 km<br />

Lyon<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen A43/E70<br />

wird, ist Lyon-Saint-Exupéry (237 km).<br />

St.-Etienne<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Montbard (64 km).<br />

Musée des Nourrices et des Enfants de<br />

l’Assistance publique<br />

58230 Alligny-en-Morvan<br />

Telefon: + 3 (0)3 85 86<br />

Valence<br />

52 35<br />

A31/E21-E23<br />

A49/E<strong>71</strong>3<br />

Crest<br />

Die<br />

www.museedesnourrices.fr<br />

A7/E15 Saillans<br />

1. März bis 12. November: Mittwoch bis<br />

Sonntag 10 bis 18 Uhr; Samstagvormittag<br />

geschlossen.<br />

Juli und August: täglich (außer Dienstag) 10<br />

bis 18 Uhr; Samstagvormittag geschlossen.<br />

Orange<br />

6 €, ermäßigt 3,50 €. Kinder unter 8 Jahren<br />

haben freien Eintritt. A9/E15<br />

Avignon Apt<br />

Praktischer Hinweis: Das Museum vermietet<br />

Nîmes<br />

drei moderne und bequeme Gästezimmer,<br />

A54/E805<br />

von denen jedes mit dem Werk eines A7/E15<br />

zeitgenössischen Künstlers Arles dekoriert ist,<br />

Aix-endas<br />

Montpellier<br />

Provence<br />

einen Bezug zum Museum darstellt.<br />

A9/E15<br />

Preis für 2 Personen (Übernachtung,<br />

Frühstück, Eintritt ins Museum): 70 €. A55<br />

Dijon<br />

Alligny-en-Morvan<br />

Cluny<br />

Flavigny<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Marseille<br />

Musée et Chantier archéologique de Bibracte<br />

Mont Beuvray<br />

<strong>71</strong>990 Saint-Léger-sous-Beuvray<br />

Telefon: +33 (0)3 85 86 52 35<br />

www.bibracte.fr/de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 53<br />

Besançon<br />

a<br />

A52<br />

A50<br />

A31<br />

Chamb<br />

Gren<br />

G<br />

A5<br />

T


ADVERTORIAL<br />

Photo: Office de Tourisme de Luxeuil-les-Bains<br />

Burgund-Franche-Comté<br />

Wellness und Kultur<br />

Höchste Zeit für eine Auszeit! Wo?<br />

Photo: Pascal Regaldi<br />

Photo: Pascal Regaldi<br />

In einer schönen Wohlfühloase, in der man sich einmal so<br />

richtig verwöhnen lassen kann. Körper und Geist Erholung<br />

gönnen, den Zeitdruck vergessen und wieder zu sich selbst<br />

finden. Fitness, Entspannung, Schönheitspflege – die Zeit<br />

ist reif für die wohltuende Wirkung der Thermalkurorte in<br />

Bourgogne-Franche-Comté.<br />

Ganz vorne in der Gunst der Gäste steht das Thermalzentrum<br />

ThermaSalina in Salins-les-Bains. Das brandneue Wellness-Traumland<br />

lockt Besucher mit einem „Entspannungs-<br />

Kurzprogramm“ und anderen Wohltaten. Programminhalt: massierende<br />

Salzwasser-Nebelsprühduschen, Hydrobad, Jet-Dusche und Schlammkur<br />

mit 50 Grad warmem Heilschlamm. Im frei zugänglichen Freizeitbereich<br />

des Thermalzentrums warten das Thermalwasserbecken mit<br />

Whirlpool und Massagedüsen sowie eine Sauna, ein Hammam und ein<br />

Caldarium. Alles in allem eine zauberhafte Auszeit vom Alltag in einem<br />

ganz neu gestalteten Wellness-Bereich. Die Räumlichkeiten mit gehobener<br />

Wellness-Ausstattung sind sehr hell und strahlen Ruhe aus.<br />

Große Fensterfronten geben den Blick frei auf die umliegende Natur<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


ADVERTORIAL<br />

und die bewaldeten Hänge des Fort Saint-André. Weiter<br />

unten bahnt sich der Fluss seinen Weg durch Tal und<br />

Stadt. Dort liegen die Solebrunnen und die Salzstöcke als<br />

Zeugen der jahrtausendealten Geschichte der regionalen<br />

Salzgewinnung. Von dort stammt das Wasser für die Heilbehandlungen<br />

im Thermalzentrum. Die Kombination aus<br />

Massagen, Bädern und Salzwasser hält, was sie verspricht.<br />

Sie mündet in ein Entspannungserlebnis der besonderen<br />

Art. Das Wasser aus der Cordeliers-Quelle hat einen dem<br />

Toten Meer sehr ähnlichen Salzgehalt. Es ist wohltuend,<br />

anregend und schmerzlindernd.<br />

Ähnliche Eigenschaften finden sich auch in einer<br />

ganz anderen Umgebung. In den Südvogesen liegt<br />

am Fuß des berühmten Plateau des Mille Etangs<br />

das Städtchen Luxeuil-les-Bains. Seit der Antike ist<br />

der Ort für seine warmen Quellen bekannt, die jahrhundertelang<br />

den grenzübergreifend guten Ruf des<br />

Thermalkurorts begründen und ihm ein beachtliches<br />

architektonisches Erbe bescheren – vor allem aus der<br />

Renaissance. 1856 kurten hier sogar Napoléon III.<br />

und Kaiserin Eugénie. Luxeuil nutzt zum einen das<br />

warme Wasser aus den hydrothermalen Quellen (die<br />

Boursaux-Quelle ist bis zu 63 °C warm) und zum anderen<br />

das metall- und mineralstoffarme kalte Wasser<br />

mit ausgeprägter Radioaktivität. Diese Eigenschaften<br />

fördern insbesondere den venösen Blutrückfluss. Am<br />

Standort der Bäder aus gallo-römischer Zeit befinden<br />

sich heute hinter einer schönen, aus dem 18. Jahrhundert<br />

stammenden Fassade aus rosa Sandstein die stilvoll<br />

renovierten Thermalbadeinrichtungen für eine breite<br />

Palette an Wellness- und Schönheitsanwendungen.<br />

Allein schon das große lichtdurchflutete Schwimmbad,<br />

das sich zum Park hin öffnet, stellt eine Entspannungsquelle<br />

erster Güte für den puren Genuss dar.<br />

Andere Ideen in der Nähe<br />

Photo: M.COQUARD et E.DETREZ Bestjobers<br />

Große Saline in Salins-les-Bains:<br />

In den Salinen von Salins-les-<br />

Bains wurde durch Verdampfen<br />

Salz gewonnen. Das „weiße Gold“<br />

hatte eine große Bedeutung für<br />

die kleine Stadt. Seit 2009 gehört<br />

die Saline im Zusammenhang mit<br />

der Königlichen Saline von Arc-et-<br />

Senans zum UNESCO-Welterbe.<br />

Photo: CRT FRANCHE-COMTE<br />

Armelle SOLELHAC<br />

Tischkultur: 1475 wurde<br />

in Passavant-la-Rochère<br />

die älteste heute noch<br />

aktive französische<br />

Kristallglas manufak tur<br />

gegründet. Schauen Sie<br />

sich im Laden und in den<br />

Ausstellungsräumen<br />

um, beobachten Sie die<br />

talentierten Glasbläser bei<br />

der Arbeit und entdecken<br />

Sie die Magie von<br />

geschmolzenem Glas.<br />

Photo: BFC Tourisme<br />

1819 -<strong>2019</strong> : COURBET – DIE KUNST, FREI ZU SEIN<br />

„Um eine Landschaft malen zu können, muss man sie<br />

kennen. Ich kenne meine Heimat und deshalb male<br />

ich sie. Ihr Unterholz ist mir vertraut, dieser Fluss ist<br />

die Loue und dieser der Lison; die Felsen sind die von<br />

Orrnans und die vom Puits Noir. Schauen Sie sich um<br />

und Sie werden alle meine Gemälde wiedererkennen“,<br />

sagte Gustave Courbet. Nichts liegt daher näher, als<br />

es auf den Rundwanderwegen „Sentiers de Courbet“<br />

Courbet gleichzutun und Stimmungen aufzunehmen,<br />

die den Blick des Künstlers geprägt haben. Ein schöner<br />

Einstieg in das Thema vor der Teilnahme an den zu<br />

Ehren des Malers veranstalteten Festlichkeiten. Im Laufe<br />

dieses Jubiläumsjahres stehen der „Mensch und Maler“<br />

selbst, aber auch zahlreiche Werke von internationalen<br />

Künstlern im Mittelpunkt, die mit den schönsten<br />

Bildern des Meisters aus Ornans in einen subtilen und<br />

kraftvollen Dialog treten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 55


ADVERTORIAL<br />

Gut zu wissen Der Malsaucy, der größte See des Territoire de Belfort (64 ha), und<br />

seine Halbinsel sind jedes Jahr der Schauplatz der Eurockéennes, einem der größten<br />

Musikfestivals Frankreichs.<br />

Photo: BFC Tourisme<br />

Photo: Ecomusée du Pays de la Cerise<br />

Die Halbinsel Malsaucy<br />

Baden, Wassersport und Freizeit<br />

Mitten in der Natur bietet die Halbinsel am Malsaucy-See Raum für<br />

besondere Augenblicke, für jeden Geschmack und jedes Alter gibt es was<br />

zu entdecken: Spielplatz und Freizeitanlage, die einfach Spaß machen, eine<br />

Wassersportanlage zum Austoben, ein Erlebnispfad und ein Vogelbeobachtungsstand<br />

– so kommen Sie der Natur ein Stück näher. Ob Riesenschaukel,<br />

breite Rutsche, Minigolf, Getränkestand und Gartencafé, Petanque und<br />

Tretboot, Kanu, Katamaran, Stand-up Paddle, Windsurfen, Ruderboot und<br />

Bogenschießen, überwachtem feinem Sandstrand, Freiluftkino und Restaurant<br />

- hier finden sowohl die ganz Kleinen, die Teenies als auch die Eltern<br />

ihr Glück.<br />

Angeln gehen<br />

Direkt neben dem Malsaucy-See liegt der Veronne-Teich, eine große<br />

Wasserfläche, die speziell dem Fischfang vorbehalten ist. Angler lieben den<br />

Charme und die Ruhe der wilden Ufer.<br />

Die Umwelt hat ihr eigenes Haus …<br />

An den Ufern des Malsaucy-Sees liegt das Umwelthaus des Départements<br />

(Maison Départementale de l’Environnement). Der in Frankreich offiziell zu<br />

einem „ökologisch sensiblen Raum“ (Espace Naturel Sensible) und zu einem<br />

„Vogelschutzgebiet mit herausragender Bedeutung“ (Refuge Excellence de la<br />

Ligue de Protection des Oiseaux) erklärte Bereich ist für viele Vogelarten ein<br />

wertvolles Nistgebiet und ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Das ganze<br />

Jahr über gibt es Ausflüge zur Beobachtung seltener Arten und man kann an<br />

Diskussionen oder Workshops teilnehmen.<br />

Weitere Infos unter:<br />

kulturerbe.bourgognefranchecomte.com<br />

Freilichtmuseum der Kirsche: Das<br />

„Ecomusée du pays de la cerise“ liegt in der<br />

Gemeinde Fougerolles, die für den Anbau<br />

und die Destillation von Kirschen bekannt ist.<br />

Das Museum, in einer ehemaligen Brennerei,<br />

zeigt Ausstellungen, Filme und Gegenstände<br />

in Zusammenhang mit der Herstellung von<br />

Kirschwasser.<br />

Château von Ray sur Saône: Das<br />

Château von Ray sur Saône ist<br />

zweifellos eine der schönsten Burgen<br />

der Region. Sie stammt aus dem<br />

10. Jahrhundert und überragt die<br />

Saône. Die Parkanlagen sind täglich<br />

geöffnet. Von der gegenüberliegenden<br />

Flussseite bietet sich ein<br />

Postkartenanblick auf Burg, Dorf und<br />

Saône.<br />

Photo: BFC Tourisme<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich im<br />

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schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Relais Bernard Loiseau - Nicht nur ein<br />

Das Relais Bernard Loiseau in Saulieu, in der Region<br />

Morvan (Burgund-Franche-Comté), gilt in der<br />

Geschichte der französischen Gastronomie zu<br />

Recht als legen därer Ort. Hier waltete Bernard Loiseau<br />

(1951-2003), einer der größten französischen Küchenchefs,<br />

hinter dem Herd seines Amtes. Der Sohn eines<br />

Handelsreisenden für Strickwaren stammte aus der Auvergne,<br />

seine Leidenschaft für gutes Essen hatte er von seiner<br />

Mutter geerbt. Nach der Ausbildung bei namhaften Köchen<br />

– unter anderem bei Troisgros in Roanne (Loire) –<br />

übernahm er im Alter von 24 Jahren eine ehemalige Postkutschenstation<br />

an der Nationalstraße 6 in Saulieu, die seit<br />

den 30er-Jahren als Feinschmeckerlokal bekannt war: La<br />

Côte d’Or. Der junge, bereits damals charismatische Küchenchef<br />

hatte nur ein Ziel: mit seinem Restaurant die<br />

Spitze der französischen Gastronomie zu erklimmen. Um<br />

dies zu erreichen, verfolgte er seinen eigenen, verglichen<br />

mit den meisten seiner Berufsgenossen puristischen, Stil:<br />

einfachere Gerichte (auf dem perfekten Teller durften sich<br />

fortan « nur » noch drei Produkte und drei Geschmacksrichtungen<br />

befinden), die leichter (weniger Fett und Zucker)<br />

und zudem noch erschwinglich waren. Kurz: eine<br />

kleine Revolution in der damals so eingespielten Welt der<br />

gehobenen Küche! Doch der Erfolg stellte sich schnell ein,<br />

und nach nur zwei Jahren erhielt Bernard Loiseau bereits<br />

seinen ersten Michelin-Stern. 1991 waren es dann drei.<br />

Die absolute Krönung! Neben Paul Bocuse (1926-2018),<br />

Joël Robuchon (1945-2018) und Alain Ducasse hatte Bernard<br />

Loiseau nun einen internationalen Ruf, den er geschickt<br />

einzusetzen wusste, um seine Aktivitäten weiterzuentwickeln.<br />

So eröffnete er mehrere Restaurants, die seinen<br />

Namen trugen, entwickelte Merchandisingprodukte und<br />

war einer der Ersten, die eine Produktreihe mit Fertiggerichten<br />

für Supermärkte kreierte. Im Dezember 1998<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Mythos, sondern eine Geisteshaltung<br />

wurde er mit dem Börsengang seines Unternehmens<br />

Bernard Loiseau SA der erste « börsennotierte » Küchenchef<br />

weltweit. Das Unternehmen, dessen legendäres Flaggschiff<br />

das Relais Bernard Loiseau in Saulieu war, galt als einer<br />

der größten wirtschaftlichen Erfolge der französischen<br />

Spitzengastronomie. 2003 brachten jedoch dramatische<br />

Ereignisse das Schiff in schwere Turbulenzen: Am 24.<br />

Februar setzte Bernard Loiseau im Alter von 52 Jahren<br />

seinem Leben unerwartet ein Ende. Ganz Frankreich war<br />

wie erstarrt und versuchte, es zu verstehen. Man machte<br />

den Artikel eines Gastronomiekritikers in der Zeitung Le<br />

Figaro dafür verantwortlich, in dem behauptet wurde, der<br />

Guide Michelin wolle dem Sternekoch angeblich seinen<br />

dritten Stern aberkennen. Der Guide dementierte dies offiziell<br />

und versicherte, dass Bernard Loiseau im Gegenteil<br />

bereits 14 Tage vor dem tragischen Ereignis darüber informiert<br />

wurde, dass er seine drei Sterne behalten würde … Es<br />

wurde viel spekuliert, den wahren Grund für die Tat erfuhr<br />

man niemals. Eines war jedoch sicher, Frankreich hatte einen<br />

seiner größten Köche verloren.<br />

Dies hätte das traurige Ende der Geschichte sein können.<br />

Dass dies nicht der Fall war, liegt am Mut und der<br />

Willenskraft mehrerer Personen: Dominique, der Ehefrau<br />

von Bernard Loiseau, den Kindern Béranger (heute Kommunikationsverantwortliche<br />

des Konzerns), Bastien (der<br />

eine Ausbildung an der renommierten Hotelfachschule<br />

in Lausanne absolvierte) und Blanche (eine ausgebildete<br />

Köchin mit einem Master in Arts culinaires des Instituts<br />

Paul Bocuse), einem Teil der damaligen Mitarbeiter, allen<br />

voran Patrick Bertron (Schüler und über zwanzig Jahre<br />

lang die rechte Hand von Bernard Loiseau). Gemeinsam<br />

beschlossen sie, das Unternehmen – vor allem das legendäre<br />

Relais Bernard Loiseau in Saulieu – und damit das<br />

Werk des herausragenden Küchenchefs in dessen Geiste<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

weiterzuführen. Man kann sich vorstellen, dass die Partie<br />

nicht von vornherein gewonnen war. Die Herausforderung<br />

war immens, so immens wie der Mythos, den Bernard<br />

Loiseau verkörpert hatte.<br />

Patrick Bertron übernahm die Leitung des Restaurants.<br />

Getrieben von Emotionen und dem exemplarischen Willen,<br />

im Esprit seines spirituellen Lehrmeisters fortzufahren,<br />

gelang es ihm, die Werte, die zum Ruf des legendären Feinschmeckerrestaurants<br />

La Côte d’Or beigetragen hatten, bis<br />

heute zu bewahren. Das Aushängeschild der Gruppe legt<br />

noch immer Wert auf Einfachheit sowie die Achtung von<br />

Produkt und Geschmack, hat aber nichtsdestotrotz eine<br />

neue kreative Ausrichtung bekommen. Parallel dazu setzt<br />

das Unternehmen auf die Dienste eines zweiten Chefs,<br />

Shoro Ito, der im Restaurants Loiseau des Sens Gerichte<br />

ausschließlich aus biologischen Produkten anbietet und mit<br />

glutenfreien und vegetarischen Speisen ganz den Erwartungen<br />

der heutigen Zeit entspricht.<br />

Loiseau des Sens steht heute auch für einen 1500 Quadratmeter<br />

großen « Haute-Couture-Wellnessbereich »<br />

der im Juni 2017 eröffnet wurde und wahrscheinlich zu<br />

den schönsten Frankreichs zählt. Auf vier Ebenen gibt es<br />

dort außergewöhnliche Einrichtungen wie Hydromel®<br />

(ein Wasserbett für Peelingbehandlungen), Algen- und<br />

Schlammanwendungen und Medyjet® (ein System zur<br />

trockenen Wassermassage).<br />

Was die Unterbringung angeht, so erstreckt sich das<br />

Hotel des Relais Bernard Loiseau (Relais & Châteaux,<br />

5 Sterne) über vier Stockwerke, deren zentrales Element<br />

ein symbolträchtiger Treppenturm aus Eiche im Designerstil<br />

ist. Alle Zimmer und Suiten setzen auf edle<br />

Materialien (Stein und Terrakottafliesen aus Burgund,<br />

Verkleidungen aus alten Hölzern) und bieten allen Komfort,<br />

den man von einer modernen Ausstattung in unserer<br />

heutigen Zeit erwartet. Man fühlt sich dort sofort wohl,<br />

als befände man sich in einem warmen und schützenden<br />

Kokon. Vor allem spürt man sehr schnell, dass der nicht<br />

von der Hand zu weisende Luxus aber nicht alles ist. Die<br />

Mauern haben eine Seele: Abgesehen vom Mythos entdeckt<br />

man die Geisteshaltung von Bernard Loiseau, die<br />

auf subtile Art von seiner Frau, seinen Kindern und allen<br />

Mitarbeitern mit viel Einsatz weitergeführt wird. Ihnen<br />

gilt unser Dank!<br />

INTERVIEW:<br />

Dominique<br />

Loiseau<br />

Präsidentin des Unternehmens<br />

Bernard Loiseau SA<br />

Dominique Loiseau, wie definieren Sie<br />

heute Ihren Beruf?<br />

Ich würde sagen, ich bin vor<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


allem Gastwirtin, jemand, der andere empfängt. In<br />

einem Restaurant, einem Hotel, einer Domaine, wenn<br />

Sie so wollen, denn mittlerweile bieten wir mit dem<br />

Spa, dem Garten und dem Außenschwimmbad ein<br />

ganzes Bündel an Leistungen an. Und doch habe ich<br />

immer den Eindruck, die Menschen « bei mir daheim »<br />

zu begrüßen. Da ich gleich nebenan wohne, bin ich sowieso<br />

immer hier.<br />

Was macht Ihrer Meinung nach den Esprit Loiseau aus?<br />

Ich glaube, es ist vor allem die Authentizität. Eine<br />

Authentizität, die Bernard Loiseau in seiner Küche geschaffen<br />

hat und die man in allen unseren Gerichten<br />

wiederfindet: Produkte von sehr hoher Qualität, die<br />

im Einklang mit unserer Region stehen. Es ist wichtig,<br />

dass man sich hier wie in Burgund fühlt, in einem<br />

« ländlichen Lokal ». Ich lege Wert darauf, dass wir<br />

sowohl rustikal als auch elegant sind, dass wir unseren<br />

Kunden ein Geschmackserlebnis bieten, das Sinn hat.<br />

Doch auch Geselligkeit gehört zum Esprit Loiseau,<br />

denn sie prägt ebenfalls unsere Region.<br />

Sie haben sehr umfangreiche Arbeiten für Renovierung und<br />

Ausbau durchführen lassen. Das Spa ist eines der Symbole dieser<br />

Entwicklung …<br />

Ja, wir waren 2000 eines der ersten Häuser mit einem<br />

solchen Wellnessbereich. Wir mussten ihn vergrößern<br />

und modernisieren. Ich wollte einen Spabereich, « der<br />

anders ist », an den man sich erinnert, weil man dort<br />

eine « Erfahrung » gemacht hat, beispielsweise in der<br />

SeaClimate-Kabine. Dort atmen Sie in 20 Minuten so viel<br />

jodhaltige Luft ein, als hätten Sie einen ganzen Tag am<br />

Meer verbracht! Ich wollte, dass dieser Wellnessbereich<br />

sehr hell und von heimischen Kiefern und Eichen, also<br />

von Bäumen aus der Region Morvan, umgeben ist. All das<br />

schafft eine einzigartige Atmosphäre, die uns von anderen<br />

abhebt.<br />

Dominique Loiseau, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Relais Bernard Loiseau*****<br />

<br />

2, rue d’Argentine<br />

21210 Saulieu<br />

Telefon: +33 (0)3 80 90 53 53<br />

www.bernard-loiseau.com<br />

32 Zimmer und Suiten ab 99 €.<br />

<br />

Feinschmeckerrestaurant La Côte d‘Or (2 Michelin-Sterne).<br />

Mittagsmenü ab 75 €.<br />

Restaurant Loiseau des Sens (Motto « Gesundheit und Genuss »)<br />

Mittagsmenü ab 35 €.<br />

Spa Loiseau des Sens 1500 m 2 .<br />

Innen- und Außenschwimmbecken.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


In Hendaye, im äußersten Südwesten Frankreichs, steht in einer grandiosen Landschaft zwischen<br />

Bergen und Meer ein Schloss, das sich von anderen unterscheidet: Château Abbadia.<br />

Erbaut wurde es von einem wohlhabenden Paar, dem Forscher und Wissenschaftler Antoine<br />

d’Abbadie (1810-1897) und seiner Ehefrau Virginie (1828-1901). Bereits von außen versetzt es<br />

den Besucher durch seinen völlig untypischen neugotischen Stil in Erstaunen, was sich im<br />

Inneren fortsetzt, da man sich aufgrund der Innenausstattung mitten im Baskenland in den<br />

Orient transportiert fühlt. Abbadia ist eine der raren Creatio ex nihilo von Eugène Viollet-le-<br />

Duc (1814-1879), dem Architekten, der unter anderem die Turmspitze der Kathedrale Notre-<br />

Dame de Paris erbaute, die während des tragischen Brandes am 15. April <strong>2019</strong> eingestürzt ist.<br />

Viollet-le-Duc wurde vor allem deshalb so berühmt, weil seine Restaurierungen von französischen<br />

Kulturgütern oft Polemik hervorriefen. In einer Zeit, in der die Frage des identischen<br />

(oder auch nicht identischen) Wiederaufbaus von Notre-Dame die Gemüter bewegt, laden<br />

wir Sie ein, mit uns in das erstaunliche Universum dieses Baumeisters einzutauchen …<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Die Porträts von<br />

Virginie und Antoine<br />

d’Abbadie (oben)<br />

sowie von Eugène<br />

Viollet-le-Duc und<br />

Edmond Duthoit<br />

(unten). Rechts:<br />

Details im Inneren<br />

des Château<br />

d‘Abbadia, u. a.<br />

die Statue mit den<br />

Gesichtszügen<br />

von Viollet-le-Duc<br />

sowie die Statue<br />

von Abdullah (von<br />

hinten), der die<br />

Lampe trägt.<br />

Die kleine vergoldete Statue wirkt ganz diskret. Zweifellos ist man lange Zeit an ihr vorbeigegangen,<br />

ohne sie wirklich zu beachten. Sie befindet sich im hinteren Teil der Kapelle<br />

des Château d‘Abbadia und stellt einen alten, bärtigen Mann in einer kauernden Position<br />

dar, auf dessen Schultern das ganze Gewicht eines Teils des Kapellengewölbes zu lasten scheint.<br />

« Vermutlich die Darstellung eines Heiligen », ist man versucht zu denken. Bei<br />

näherem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Gesichtszüge denen einer<br />

anderen, viel größeren Statue aus Bronze ähnlich sehen, die in Frankreich<br />

in den letzten Wochen in aller Munde war. Es handelt sich dabei um<br />

eine der insgesamt sechzehn Statuen der Kathedrale Notre-Dame de<br />

Paris, die auf wunderbare Weise ganz knapp von dem schrecklichen<br />

Brand verschont blieben, weil sie nur fünf Tage vor dem Drama für<br />

die Restaurierung abgebaut wurden. Die Ähnlichkeit der Gesichter<br />

der beiden Statuen, von denen wir sprechen, ist kein Zufall, sondern<br />

beruht auf der Tatsache, dass sie ein und dieselbe Person darstellen:<br />

den berühmten französischen Architekten Eugène Viollet-le-Duc,<br />

der im 19. Jahrhundert an der Restaurierung so berühmter Bauwerke<br />

wie der Basilika von Vézelay, der Cité de Carcassonne und der Kathedrale<br />

Notre-Dame de Paris beteiligt war. Daneben errichtete er einige<br />

wenige private Gebäude, so auch das Château d‘Abbadia. Viollet-le-Duc<br />

war eine außergewöhnliche Persönlichkeit und oft zu Späßen aufgelegt.<br />

Manchmal « signierte » er seine Arbeit, indem er eine mehr oder weniger diskrete<br />

Darstellung seiner selbst im entsprechenden Bauwerk hinterließ: meisterhaft<br />

dargestellt am Fuße seines berühmtesten Werkes, der eingestürzten Turmspitze von Notre-<br />

Dame, den Blick gen Himmel gerichtet, in der Hand einen Maßstab, auf dem die Inschrift non<br />

amplius dubito (« Ich zweifle nicht mehr ») zu lesen ist; oder etwas bescheidener in der Kapelle von<br />

Château d‘Abbadia, wo er ein Buch mit den Initialen « ED » an sich drückt. Diese Initialen sind<br />

die seines Mitarbeiters und treuen Helfers Edmond Duthoit (1837 – 1889), der viel zum Bau<br />

dieses Schlosses beitrug. Ein Schloss, dessen Besichtigung seit dem Brand von Notre-Dame eine<br />

ganz andere Bedeutung bekommen hat …<br />

Ein Besuch von Château d‘Abbadia bietet die seltene Gelegenheit, tief in die Welt von Viollet-le-Duc<br />

einzutauchen. Man kennt ihn als Menschen, der sein ganzes Leben lang französische<br />

Kulturgüter restaurierte und sie gleichzeitig veränderte. « Ein Gebäude zu restaurieren, bedeutet<br />

nicht, es zu unterhalten, zu reparieren oder instand zu setzen, sondern es so wiederherzustellen,<br />

wie es zuvor vielleicht niemals existiert hat », liebte er zu sagen. Eine Freiheit, die er auf seinen<br />

Baustellen zwar gerne genutzt hätte, der im Rahmen von öffentlichen Restaurierungsaufträgen<br />

jedoch unweigerlich Grenzen gesetzt waren. Im Schloss Abbadia entdeckt man dagegen<br />

einen Viollet-le-Duc, der offensichtlich keinerlei Zwängen unterworfen war. Er hatte nicht nur<br />

die Freiheit, etwas zu erbauen – nicht nur zu restaurieren –, sondern war darüber hinaus quasi<br />

keinen finanziellen Einschränkungen unterworfen, da die Auftraggeber, Antoine und Virginie<br />

d‘Abbadie, das notwendige Kapital zur Verfügung stellten. Bei dieser Gelegenheit versteht<br />

man das Werk desjenigen, der bis dato immerhin als der wichtigste Restaurator von Notre-Dame<br />

gilt, besser.<br />

Kommen wir zunächst auf die Auftraggeber von Château d‘Abbadia zurück, ein<br />

nicht nur wohlhabendes, sondern vor allem erstaunliches Paar! Antoine d’Abbadie war<br />

eine echte Persönlichkeit. Der Sohn eines reichen Händlers beherrschte am Ende seines<br />

Lebens immerhin 14 Fremdsprachen. Man muss wissen, dass er sehr viel reiste<br />

und beispielsweise auf der Suche nach den Quellen des Nils elf Jahre in Abessinien<br />

(dem heutigen Ägypten) verbrachte. Von diesem Aufenthalt<br />

brachte er nicht nur eine besondere Vorliebe für<br />

alles Orientalische mit – was im 19. Jahrhundert<br />

sehr in Mode war und wovon heute noch die<br />

Innenausstattung des Schlosses zeugt –, sondern<br />

auch einen zwölfjährigen Jungen namens<br />

Abdullah, den er « geschenkt » bekommen<br />

hatte, was zur damaligen Zeit durchaus nicht<br />

unüblich war. Der durch und durch humanistisch<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Zu den zahlreichen<br />

Kuriositäten des<br />

Schlosses gehören die<br />

vielen Tiere, die Violletle-Duc<br />

kreierte, sowie<br />

die Löcher, die Antoine<br />

d‘Abbadie in die Wände<br />

des Gebäudes bohren<br />

ließ und mit denen er<br />

ein riesiges Teleskop<br />

schaffen wollte.<br />

geprägte Antoine d’Abbadie betrachtete diesen Jungen jedoch niemals als seinen Sklaven, sondern<br />

eher als seinen Schützling, wenn nicht gar als spirituellen Sohn. Die Art, wie er ihn darstellen<br />

ließ – in Form einer hölzernen Statue an einer Ehrentreppe des Schlosses – drückt dies im Übrigen<br />

klar und deutlich aus: Gegenüber den riesigen Fresken von Antoines Ahnen steht Abdullah<br />

aufrecht und trägt mit ausgestrecktem Arm stolz ein Licht, welches den Besuchern den Weg zu<br />

weisen scheint. Virginie d’Abbadie (geborene Vincent de Saint-Bonnet) stammte ihrerseits aus<br />

einer elitären aristokratischen Familie. Sie erschien äußerlich zurückhaltender als ihr Mann – so<br />

wie es sich damals in der französischen Gesellschaft gehörte –, verstand es jedoch durchaus, sich<br />

während des Baus des Schlosses durchzusetzen und die Arbeiten zu überwachen. Bauarbeiten, die<br />

den Mitteln und Ambitionen des Paares entsprachen!<br />

Virginie und Antoine d’Abbadie lebten in einem vornehmen Pariser Stadtviertel und waren<br />

– wie damals in der Bourgeoisie üblich – auf der Suche nach einem schönen Zweitwohnsitz für<br />

regelmäßige Aufenthalte alleine oder mit Freunden. Antoine, dessen Familie aus dem Baskenland<br />

stammte, kaufte dort mehrere Immobilien, bevor er beschloss, auf einem ideal gelegenen<br />

Grundstück direkt am Meer das gewünschte Gebäude selbst bauen zu lassen. Die Grundsteinlegung<br />

für Château d‘Abbadia erfolgte am 30. Januar 1864. Nur drei Monate später zog sich der<br />

mit dem Bau beauftragte Architekt von dieser Aufgabe zurück, da er sich der Umsetzung der<br />

Wünsche des begüterten Paares nicht gewachsen fühlte. Zugegebenermaßen waren die Vorstellungen<br />

der beiden etwas « verrückt » und gingen weit über ein « normales » Domizil hinaus: Es<br />

sollte sowohl zum Wohnen als auch für Empfänge dienen, einen religiösen Charakter haben<br />

– die Pläne enthielten auch eine Kapelle – und vor allem als Arbeitsplatz für Antoine d’Abbadie<br />

geeignet sein. Dieser wollte sich dort mit allem einrichten, was er für seine wissenschaftlichen<br />

Arbeiten – insbesondere in den Bereichen Physik und Astronomie – benötigte. Noch heute erhält<br />

man aufgrund eines Details, das trotz mehrerer Restaurationen nach wie vor vorhanden ist, eine<br />

Vorstellung von dieser Maßlosigkeit: Antoine d’Abbadie wollte nämlich aus seinem Wohnsitz<br />

eine Art riesiges Teleskop machen, um das Phänomen der atmosphärischen Refraktion zu untersuchen.<br />

Dafür ließ er eine ganze Reihe von Löchern auf einer geraden Linie in die Innen- und<br />

Außenwände bohren. Dies war allerdings ein offensichtlicher Misserfolg, zu dem der Wissenschaftler<br />

jedoch voll und ganz und nicht ohne Humor stand, indem er um das letzte Loch, das in<br />

den äußeren Vorhof zeigt, ein Motto in baskischer Sprache gravieren ließ: Ez ikusi, ez ikasi (« Ich<br />

habe nichts gesehen, ich habe nichts gelernt ») gravieren ließ.<br />

Der Zufall wollte es, dass Antoine d’Abbadie im März 1864, kurz vor dem Rückzug des ursprünglichen<br />

Architekten, in Paris die Bekanntschaft von Eugène Viollet-le-Duc machte. Dieser<br />

war nicht nur durch die Restaurierung renommierter mittelalterlicher<br />

Monumente wie Vézelay, Carcassonne und Amiens bekannt geworden,<br />

sondern vor allem auch durch die neue Turmspitze, mit der er 1859<br />

die Kathedrale Notre-Dame de Paris ausgestattet hatte, nachdem die<br />

ursprüngliche, 1220 errichtete Spitze Ende des 18. Jahrhunderts demontiert<br />

worden war. Die beiden Männer verstanden sich auf Anhieb.<br />

Nicht nur, dass beide ein Faible für den neugotischen Stil<br />

hatten, es war zudem unschwer zu erkennen, dass sie vom selben<br />

Hang zur « Verrücktheit » angetrieben wurden. Es lag daher<br />

nahe, dass Antoine d’Abbadie Viollet-le-Duc für die Realisierung<br />

seines geplanten Schlosses gewinnen wollte. Viollet-le-Duc<br />

war für ein solch exzessives Projekt durchaus empfänglich, da<br />

er darin vermutlich die Möglichkeit sah, seine Vorstellungen<br />

endlich einmal frei verwirklichen zu können. Obwohl der<br />

Architekt am Höhepunkt seiner Karriere stand und sich<br />

vor Arbeit kaum retten konnte, nahm er den zusätzlichen<br />

Auftrag im April 1864 an. Da er dem Bau nicht seine<br />

ganze Zeit widmen konnte, stellte er dafür den treuesten<br />

seiner Mitarbeiter ab: Edmond Duthoit. Es traf sich<br />

gut, dass dieser bereits in Syrien und Palästina<br />

gewesen war und eine Vorliebe für den Orient<br />

hatte … Er sollte sich daher sehr gut mit<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


DUBLIN<br />

BIRMINGHAM<br />

BERLIN<br />

SOUTHAMPTON<br />

LONDON (Gatwick, Stanford, Luton)<br />

MUNICH<br />

BIARRITZ<br />

by Instinct<br />

paysbasque_tourisme<br />

@BiarritzPaysbasqueEN<br />

biarritz-pays-basque.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Antoine d’Abbadie verstehen.<br />

Die Dinge gingen<br />

schnell voran: Ende Mai begann<br />

Viollet-le-Duc mit den<br />

ersten Skizzen auf der Basis<br />

der Pläne des ursprünglichen<br />

Architekten, die er jedoch modifizierte.<br />

Ende Juni stimmte das<br />

Ehepaar Abbadie dem Beginn der<br />

Arbeiten zu. Diese dauerten 20 Jahre,<br />

bis 1884. Viollet-le-Duc starb allerdings<br />

bereits 1879 und hatte demzufolge nie<br />

die Gelegenheit, Schloss Abbadia in seiner<br />

Vollendung zu sehen.<br />

Der Bau von Château d’Abbadia war ein<br />

Projekt, bei dem Viollet-le-Duc zwar zunächst<br />

die Fehler des Vorgängers ausmerzen musste, das<br />

aber ansonsten ganz seinen Ambitionen entsprach, zumal das Ehepaar<br />

Abbadie Vorschlägen gegenüber absolut offen war. Zum ersten Mal<br />

fühlten sich Viollet-le-Duc und sein Architekturbüro – und vor allem<br />

Edmond Duthoit, der sämtliche Arbeiten überwachte – bei einem Bau<br />

vollkommen frei. Die Situation war nicht mit den öffentlichen Aufträgen<br />

für die Restaurierung von historischem Kulturerbe und den damit<br />

verbundenen Zwängen zu vergleichen. Der Begriff « Kulturerbe » war<br />

in Frankreich damals gerade aufgekommen und sorgte für viele Diskussionen.<br />

Nach der Französischen Revolution hatten die Franzosen<br />

plötzlich festgestellt, dass zahlreiche öffentliche und religiöse Gebäude<br />

beschädigt, geplündert oder gar zerstört worden waren. Bis Viollet-le-<br />

Duc die eingestürzten Mauern der großartigen Zitadelle von Carcassonne<br />

wieder restaurierte, hatten diese beispielsweise als Steinbruch für den Bau von Häusern<br />

gedient. Was die Kathedralen anging, so hatte sich bereits vor der Revolution niemand mehr um<br />

sie gekümmert. Im ganzen Land wiesen deren Dächer zahlreiche Löcher auf, waren die Decken<br />

teilweise eingestürzt. Hier und da waren zwar Ansätze für die Restaurierung unternommen<br />

worden, so auch für Notre-Dame de Paris, deren Chor beispielsweise<br />

von Ludwig XV. (1<strong>71</strong>0-1774) renoviert wurde. Doch angesichts einer<br />

fehlenden Auseinandersetzung mit dem Begriff « Kulturerbe » war er dabei<br />

nur nach seinem eigenen Gutdünken vorgegangen, hatte den Hauptaltar<br />

zerstören und dort eine Skulpturengruppe aufstellen lassen, in der er selbst<br />

betend vor der Jungfrau dargestellt war. Die Kreuzgewölbe wurden damals<br />

mit einem Marmorfurnier verkleidet. Mit einer solchen Vorgehensweise<br />

war Ludwig XV. bei Weitem nicht der Einzige gewesen. An der Wende<br />

zum 19. Jahrhundert war jedoch als Reaktion darauf in der französischen<br />

Gesellschaft die Bewegung der Romantik, die die Epoche des Mittelalters<br />

schätzte und sich daher für den Schutz mittelalterliche Kunst und Architektur<br />

einsetzte, entstanden. Victor Hugo (1802-1885) war einer der Ersten, der sein<br />

Werk in den Dienst dieser Bestrebungen stellte. « Krieg den Zerstörern! Wir<br />

müssen dem Hammer Einhalt gebieten, der das Gesicht des Landes entstellt! »,<br />

rief er vor der Veröffentlichung von Notre-Dame de Paris (« Der Glöckner von<br />

Notre-Dame ») im Jahr 1831 aus. Dieses Werk wurde ein enormer Erfolg und<br />

legte den Grundstein für eine echte Auseinandersetzung mit dem Begriff<br />

« Kulturerbe ».<br />

Viollet-le-Duc und Antoine d’Abbadie hatten sich ganz der Liebe zum<br />

Mittelalter und dem Wunsch, das Kulturerbe zu schützen, verschrieben.<br />

Beide hatten eine Vorliebe für den neugotischen Stil. Antoine<br />

d’Abbadie war von dem verblüffenden Wissen Viollet-le-Ducs über<br />

die gotische Architektur und von der Art, wie es ihm gelungen<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 69


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Beim Besuch des<br />

Château d‘Abbadia,<br />

das auf einer Anhöhe<br />

von Hendaye, direkt<br />

am Meer und in<br />

unmittelbarer Nähe<br />

der spanischen<br />

Grenze liegt, wird klar,<br />

dass dieser Bau als<br />

Wohn-, Arbeits- und<br />

Repräsentationsort<br />

dienen sollte.<br />

Die üppige<br />

Innenausstattung<br />

unterstreicht<br />

dies ebenfalls.<br />

war, zahlreiche während der Revolution zerstörte Elemente der Pariser Kathedrale neu zu kreieren,<br />

zutiefst fasziniert. Er schätzte die Tatsache, dass der berühmte Architekt sich der Herausforderung<br />

gestellt hatte, Notre-Dame wieder so zu rekonstruieren, wie sie im 13. Jahrhundert<br />

vermutlich ausgesehen hatte, gleichzeitig aber den Chor aus dem 12. Jahrhundert sowie das<br />

Barockdekor zu bewahren. Vor allen Dingen aber bewunderte Antoine es, dass Viollet-le-Duc<br />

Notre-Dame mit mittelalterlichen Wasserspeiern, die seiner eigenen Vorstellung entsprungen<br />

waren, und einer Unzahl von seltsamen Tieren bevölkerte. Genau das wünschte er sich für Abbadia<br />

… und genau das sollte er bekommen …<br />

Das Büro Viollet-le-Duc war in Abbadia überall präsent. Wie bei Notre-Dame kümmerte es<br />

sich auch – natürlich nach Hinweisen der Auftraggeber – um die Innenausstattung des Schlosses.<br />

Dafür arbeitete man mit zahlreichen Dienstleistern zusammen, von denen zwar die meisten aus<br />

der Region stammten, wenn notwendig aber – weil man immer die Besten haben wollte – auch aus<br />

dem Ausland. So fertigte beispielsweise das Berliner Unternehmen « Renaissance » nach Zeichnungen<br />

von Duthoit alle neugotischen Möbel an. Ungefähr sieben Tonnen Möbel wurden so von<br />

Berlin zum Schloss Abbadia transportiert! Das Beste war gerade gut genug, nichts wurde dem Zufall<br />

überlassen. Vor allem wurde jeder noch so kleine Raum dekoriert, manchmal sogar im Übermaß.<br />

Wenn Virginie d‘Abbadie sich in ihrem Zimmer schlafen legte, konnte sie über einen langen<br />

Vers von Friedrich Schiller (1759-1805) aus dem Gedicht Spruch des Konfuzius meditieren, der auf<br />

den Balken rund um ihr Bett geschrieben steht – oder sich beim Lesen den Hals verrenken:<br />

« Dreifach ist der Schritt der Zeit:<br />

Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,<br />

Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,<br />

Ewig still steht die Vergangenheit. »<br />

Ihr Mann dagegen konnte, sofern er nicht geschäftlich in Paris war, vom Observatorium<br />

aus, das er sich im Erdgeschoss hatte einrichten lassen, nach Herzenslust<br />

die Sterne betrachten. Virginie, die häufiger als Antoine auf der Baustelle anwesend<br />

war, sprühte vor Aktivität, ging oft erst gegen Morgen schlafen und schreckte auch<br />

nicht davor zurück, selbst einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Man erzählt sich,<br />

dass sie 1865 mit ihrem Windhund unter dem Arm das Dach inspizieren wollte und<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Montalivet<br />

dabei das Gleichgewicht verlor<br />

und stürzte. Glücklicherweise<br />

verstauchte sie sich dabei lediglich<br />

einen Knöchel. Einige Jahre später,<br />

18<strong>71</strong>, soll sie auf der Baustelle<br />

in einen Nagel getreten sein, der<br />

sich durch den Schuh in ihren Fuß<br />

bohrte. Abgesehen von diesen<br />

kleinen Zwischenfällen gingen<br />

die Bauarbeiten jedoch bestens<br />

vorwärts und Château d‘Abbadia<br />

entsprach nach der Fertigstellung<br />

voll und ganz den Erwartungen<br />

seiner Auftraggeber. Das Schloss,<br />

das Antoine d’Abbadie später der<br />

Pariser Académie des Sciences<br />

vermachte, versetzt die Besucher<br />

mit seinem Stil – oder besser mit<br />

der Vielzahl seiner Stile – noch<br />

heute in Erstaunen. « Eine Verrücktheit<br />

» für die einen, « das ideale<br />

Schloss » für die anderen. Jeder<br />

kann sich selbst seine Meinung<br />

bilden.<br />

Sicher ist jedoch, das Abbadia<br />

nicht gleichgültig lässt. Vor allem<br />

wirft dieser Bau von Viollet-le-<br />

Duc ein neues Licht auf die aktuellen<br />

Diskussionen über die Art<br />

und Weise, wie Notre-Dame nach<br />

dem Brand zu renovieren sei. Offensichtlich<br />

ist es möglich, auf der<br />

einen Seite alte architektonische<br />

und dekorative Stile zu respektieren<br />

und auf der anderen Seite<br />

ganz moderne Aspekte einzubringen.<br />

Denn genau das ist die Meisterleistung<br />

dieser außergewöhnlichen<br />

Konstruktion und die Lehre,<br />

die man aus ihr ziehen kann …<br />

Leider lässt sich die Statue von<br />

Viollet-le-Duc in der Kapelle von<br />

Schloss Abbadia nicht wieder<br />

zum Leben erwecken, denn dieser<br />

Architekt würde sicher liebend<br />

gerne ein weiteres Mal die Restaurierung<br />

von Notre-Dame übernehmen.<br />

Vielleicht kann jedoch<br />

das Motto von Antoine d’Abbadie<br />

« Der Verdienst gehört demjenigen,<br />

der beginnt, selbst wenn der<br />

Nächste es besser macht » die Architekten,<br />

die mit der zukünftigen<br />

Restaurierung der berühmten Kathedrale<br />

beauftragt werden, etwas<br />

inspirieren …<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Hendaye …<br />

… Berlin 1850 km … Hamburg 1691 km<br />

… Köln 1285 km … München 1466 km<br />

… Frankfurt 1372 km … Wien 1880 km<br />

… Zürich 1163 km … Paris 801 km<br />

… Bordeaux 217 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Biarritz-Pays Basque (30 km). Ab<br />

diesem <strong>Sommer</strong> gibt es aus Deutschland<br />

Direktflüge ab Berlin und München.<br />

Hendaye ist an das TGV-Netz angeschlossen.<br />

Château Observatoire d’Abbadia<br />

Route de la Corniche<br />

64700 Hendaye<br />

Telefon: +33 (0)5 59 20 04 51<br />

www.chateau-abbadia.fr<br />

Office de Tourisme d’Hendaye<br />

67 bis, Boulevard de la mer<br />

64 700 Hendaye<br />

Telefon: + 33 (0)5 59 20 00 34<br />

www.hendaye-tourisme.fr<br />

Mai und Juni: Täglich geöffnet. Montag<br />

bis Freitag: 10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 -<br />

18.00 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertage:<br />

14.00 - 18.00 Uhr. Ausschließlich geführte<br />

Besichtigungen (alle 30 Minuten); letzte<br />

Führung um 11.00 Uhr bzw. 16.45 Uhr.<br />

Juli und August: Täglich geöffnet. Geführte<br />

Besichtigungen alle 30 Minuten von 10.00 -<br />

16.00 Uhr; freie Besichtigung 16.00 - 18.00 Uhr.<br />

8. Juli bis 25. August: verlängerte<br />

Öffnungszeit bis 19.30 Uhr.<br />

Die Öffnungszeiten ab September<br />

entnehmen Sie bitte der Website.<br />

Führung 9,50 € / freie Besichtigung 8 €;<br />

ermäßigt 4,50 € / 4 €. Familienpauschale<br />

(2 Erwachsene + max. 3 Kinder) 25 € / 22 €.<br />

Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Das Parken von Fahrzeugen im Park des<br />

Schlosses ist lediglich Menschen mit einge<br />

schränkter Mobilität gestattet. Zwei gut<br />

ausgeschilderte Parkplätze befinden sich<br />

rund 10 Gehminuten vom Schloss entfernt.<br />

Seit April <strong>2019</strong> ist die unmittelbare Umge bung<br />

des Schlosses wegen der Neuge stalt ung des<br />

Parks nicht zugänglich. Es gibt je doch einen<br />

wunderschönen Spazierweg vom Schloss<br />

zum Meer. Nehmen Sie dafür nach dem<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55 (ausverkauft,digital<br />

für Computer und Tablet erhältlich):<br />

Baskenland: Corniche Basque,<br />

von Saint-Jean-de-Luz nach<br />

Hendaye (1 km entfernt)<br />

Im äußersten Südwesten<br />

Frankreichs lockt<br />

Hendaye<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Spanien<br />

Hossegor<br />

Biarritz<br />

Pamplona<br />

Bayonne<br />

E5-E70/A63<br />

Bordeaux<br />

Verlassen des Schlosses am ersten Kreisver<br />

kehr (ca. 100 m in Richtung Hen da ye) die<br />

erste Straße nach rechts. Nach etwa 400 m<br />

(an einem der beiden erwähnten Park plätze)<br />

führt rechts ein Weg zwischen Bäum en<br />

in Richtung eines Hofes. Auf diesem Weg<br />

gelangt man in circa 15 Minuten zur wun derschönen<br />

Pointe Sainte-Anne, von wo man<br />

einen herr lichen Blick auf Küste, Meer und …<br />

das Château d‘Abbadia hat.<br />

France<br />

A64/E80<br />

Lesetipp: Die<br />

Kunsthistorikerin<br />

Viviane Delpech<br />

ist Spezialisten für<br />

Wohnarchitektur<br />

und Innenausstattung<br />

der Werke<br />

von Viollet-le-<br />

Duc. Sie hat ihre<br />

Habilitationsschrift<br />

in Kunstgeschichte<br />

dem Château<br />

d‘Abbadia gewidmet. Diese Arbeit wurde als<br />

schönes Buch veröffentlicht, das bei Weitem<br />

die umfassendste Dokumentation über<br />

dieses außergewöhnliche Gebäude und seine<br />

Geschichte ist: Viviane Delpech, Abbadia, le<br />

monument idéal d’Antoine Abbadie, Presses<br />

Universitaires de Rennes, 336 Seiten,<br />

ISBN 978-2753535626.<br />

eine Region, die viel zu wenig Aufmerksamkeit<br />

bekommt: das französische Baskenland. Eine der<br />

schönsten Ecken dieser Region ist die Küste von<br />

Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye, die auch als<br />

Corniche Basque bekannt ist. Eine Reise zu rotweißen<br />

Fachwerkhäusern, einer malerischen Steilküste und<br />

der baskischen Kultur.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · <strong>71</strong>


COUP DE CŒUR Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Moulin d’Alphonse Daudet<br />

Es ist eine Mühle. Man könnte versucht sein, zu sagen,<br />

« eine Mühle, wie alle anderen ». Wie es sich für<br />

eine Mühle gehört, steht sie auf dem windigen Gipfel<br />

eines kleinen Hügels – Fachleuten zufolge bläst der<br />

Mistral hier an 180 Tagen im Jahr, an 100 Tagen sogar sehr<br />

stark –, und dominiert stolz die Umgebung. Und nicht irgendeine<br />

Umgebung: Die durchschnittliche Jahrestemperatur<br />

von über 15° C, der Geruch von Pinien und wildem<br />

Thymian und das Zirpen der Zikaden erinnern uns unablässig<br />

daran, dass wir uns in der Provence befinden. Genauer<br />

gesagt, am westlichsten Zipfel der Alpilles, im kleinen<br />

beschaulichen 3600-Seelen-Dorf Fontvieille. In der<br />

Nachbarschaft befinden sich Dörfer und Städte wie Les<br />

Baux-de-Provence (östlich), Arles (westlich), Saint-Etienne-du-Grès<br />

(nördlich) und im Süden, etwas weiter in<br />

der Camargue, Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Alles schöne<br />

Orte.<br />

Beim näheren Hinsehen stellt man fest, dass die Flügel<br />

der Mühle keine Bespannung mehr tragen und fest im<br />

Felsgestein des Hügels verankert, also unbeweglich sind.<br />

Im Grunde genommen drehen sie sich schon seit Langem<br />

nicht mehr, nämlich seit 1915. Damals wurde das gesamte<br />

Holz dieser Gegend zu Kriegszwecken beschlagnahmt,<br />

sodass die Verschleißteile des alten Mühlenmechanismus<br />

aus dem Jahr 1814 nicht ersetzt werden konnten. Seitdem<br />

stehen die Flügel also still. Das Korn wird inzwischen von<br />

anderen – industriellen und weniger romantischen – Maschinen<br />

gemahlen. Und doch scheint es auf dem Gipfel<br />

des kleinen Hügels heute bewegter denn je zuzugehen.<br />

Die Mühlenflügel haben damit nichts zu tun, denn es<br />

handelt sich um eine ganz andere Art der Bewegung: um<br />

Menschenströme, um Tausende Besucher, die jedes Jahr<br />

in einem erstaunlichen Pilgerzug den Hügel erklimmen.<br />

So eine Geheimnistuerin aber auch! Mit ihrem bescheidenen<br />

Aussehen täuscht die Mühle über ihre nahezu legendäre<br />

Berühmtheit hinweg!<br />

Diese Berühmtheit verdankt das ehrwürdige Gebäude<br />

einem Mann: Alphonse Daudet (1840-1897), einer der<br />

populärsten Schriftsteller der französischen Literatur. Er<br />

ist der Autor von Werken wie Le Petit Chose (1868; deutscher<br />

Titel: Der kleine Dingsda), Les aventures prodigieuses<br />

de Tartarin de Tarascon (1872; deutscher Titel: Die wundersamen<br />

Abenteuer des Tartarin von Tarascon) und Lettres<br />

de mon moulin (1866; deutscher Titel: Briefe aus meiner<br />

Mühle). Letzteres Werk wird quasi an allen Schulen im<br />

Hexagon im Unterricht behandelt, und noch vor einigen<br />

Jahren verschenkte der französische Bildungsminister<br />

800 000 Exemplare davon an die Schüler … Das sagt viel<br />

darüber aus, welchen Kultstatus dieses Werk, das als eine<br />

der schönsten literarischen Lobeshymnen auf die Provence<br />

gilt, in Frankreich immer noch hat! Der Legende zufolge<br />

soll Daudet genau hier, auf dem Gipfel des Hügels, sogar<br />

in der Mühle von Fontvieille selbst, seine berühmten Lettres<br />

de mon moulin geschrieben haben. Da strömen leidenschaftliche<br />

Leser selbstverständlich in Scharen herbei …<br />

Daudet selbst müsste über den ganzen Aufruhr, der<br />

um diese 1814 erbaute Mühle in Fontvieille herrscht,<br />

sicherlich schmunzeln. Denn, ganz im Gegensatz zur<br />

vorherrschenden Meinung, hat er sie niemals besessen.<br />

Sie gehörte im Laufe der Zeit verschiedenen Eigentümern<br />

und wechselte sogar mehrmals den Namen. So war sie<br />

beispielsweise als Moulin Saint-Pierre und als Moulin Ribet<br />

bekannt. Seit 1923 ist die Mühle im Besitz der ortsansässigen<br />

Familie Bellon. Darüber hinaus ist die Moulin de<br />

Daudet bei Weitem nicht die einzige, die den Schriftsteller<br />

inspirierte. Als dieser 1866 von Paris nach Fontvieille<br />

kam, war es vor allem die gute Luft, die ihn wieder in<br />

seine Heimat Provence zog. Er ließ sich bei reichen Verwandten<br />

im etwas oberhalb des Dorfes gelegenen Château<br />

de Montauban nieder und unternahm auf der Suche nach<br />

Inspirationen von dort aus einsame Spaziergänge, bei denen<br />

er nicht nur eine, sondern vier Mühlen regelmäßig<br />

aufsuchte. Dass nun eine davon heute die Menschenmengen<br />

anzieht, liegt ganz einfach daran, dass sie mehrmals<br />

renoviert wurde, daher am besten erhalten ist, sodass sie<br />

sogar als Monument historique klassifiziert wurde.<br />

Heute wäre Daudet vermutlich sehr erstaunt darüber,<br />

dass « seine » Mühle in den letzten Jahren das Objekt einer<br />

erbitterten Auseinandersetzung war. Die Familie Bellon,<br />

welche die Mühle seit den 60er-Jahren an die Gemeinde<br />

Fontvieille verpachtet hatte, beendete diesen Vertrag im<br />

Jahr 2011 aufgrund der ihres Erachtens mangelhaften<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


in Fontvieille<br />

Instandhaltung des Gebäudes: Nach Aussage der<br />

Familie befand sich dieses « in einem extrem baufälligen<br />

Zustand ». Wohl wissend um das touristische<br />

Potenzial, bot der damalige Bürgermeister der Familie<br />

Bellon an, die Mühle für 120 000 Euro zu kaufen.<br />

Nachdem die Eigentümer dies ablehnten, versuchte<br />

er stärkere Geschütze aufzufahren und sie mit<br />

der Begründung der « Gemeinnützigkeit » zu enteignen,<br />

was jedoch nicht gelang. Ergebnis: Jahrelang<br />

blieb die Moulin de Daudet für die Öffentlichkeit<br />

geschlossen. Nach Renovierungsarbeiten durch die<br />

Familie Bellon ist sie nun jedoch wieder geöffnet,<br />

sodass Touristen für den bescheidenen Obolus von<br />

zwei Euro die Mühle und das kleine Musée Daudet<br />

im Souterrain besichtigen können. Die Gemeinde<br />

Fontvieille hat dagegen am Fuß der Mühle<br />

einen kostenpflichtigen Parkplatz eingerichtet,<br />

für den pauschal …<br />

drei Euro zu zahlen sind.<br />

Offenbar ist der « Krieg<br />

der Mühlen » in Fontvieille<br />

noch nicht<br />

ganz beendet …<br />

Le Moulin d’Alphonse<br />

Daudet, Avenue des moulins,<br />

13990 Fontvieille. Telefon:<br />

+33 (0)6 79 81 15 89 · Von April<br />

bis November von 11.00 bis<br />

18.00 Uhr geöffnet; Juli und<br />

August 10.30 bis 18.30 Uhr.<br />

www.moulindedaudet.<br />

wixsite.com/fontvieille<br />

Auf dem gut ausgeschilderten Sentier des Moulins<br />

(2,7 km) kann man in ungefähr einer Stunde auf<br />

angenehme Weise die vier Mühlen von Fontvieille<br />

und das Schloss Montauban erkunden. Im Schloss<br />

befindet sich ein weiteres (und größeres) Daudet<br />

gewidmetes Museum.<br />

Ausgangspunkt und Auskünfte: Office de<br />

Tourisme de Fontvieille, Avenue des moulins,<br />

13990 Fontvieille. Telefon: +33 (0)4 90 54 67 49<br />

www.fontvieille-provence.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Die unglaubliche Geschichte von Heinz Stahlschmidt:<br />

Der Deutsche, der den<br />

Hafen von Bordeaux rettete<br />

Heinz Stahlschmidt (1919-2010), ein junger deutscher<br />

Waffenoberfeldwebel, der 1941 mit der Wehrmacht nach<br />

Bordeaux kam, verweigerte im August 1944 einen Befehl<br />

seiner Vorgesetzten. Im Alleingang ließ er eigenhändig<br />

ein von den deutschen Befehlshabern eingerichtetes<br />

Depot mit Sprengstoffen, mit denen der Hafen von<br />

Bordeaux zerstört werden sollte, in die Luft gehen.<br />

Damit rettete er in letzter Minute nicht nur den Hafen,<br />

sondern auch einen großen Teil der angrenzenden<br />

Altstadt. Tausende Menschen verdankten dieser<br />

Heldentat damals ihr Leben. Ohne Heinz Stahlschmidt<br />

gäbe es die heute berühmten und als Weltkulturerbe<br />

klassifizierten Quais, die nicht zuletzt zum Charakter<br />

der Hauptstadt der Gironde beitragen, nicht mehr.<br />

Erstaun licher weise ist diese Geschichte jedoch bis<br />

heute weit gehend unbekannt. Selbst in Bordeaux …<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Es ist ein schöner Frühlingstag in Bordeaux. Auf der<br />

Uferpromenade, nicht weit vom Place des Quinconces<br />

entfernt, gibt es wie jeden Sonntagvormittag einen<br />

der schönsten Märkte der Stadt. Es wimmelt von<br />

Menschen, die mit der Familie oder mit Freunden zwischen<br />

den Ständen mit regionalen Produkten bummeln. In<br />

der Luft liegt ein Hauch von Genuss: Typisch französisch,<br />

würden manche sagen. Viele pflegen hier die Tradition, inmitten<br />

der Marktstände gemeinsam mit Freunden einige<br />

frische Austern aus dem Bassin d’Arcachon zu genießen.<br />

Dazu gibt es eine Scheibe knuspriges Brot, etwas Butter –<br />

gesalzene, versteht sich – und ein Glas kühlen, trockenen<br />

Weißwein. Die Atmosphäre ist entspannt, man genießt<br />

diesen angenehmen Moment, betrachtet geruhsam die Garonne,<br />

die Fassaden der Gebäude aus dem 18. Jahrhundert<br />

und, in der Ferne, die unter Denkmalschutz stehende Pont<br />

de Pierre, die Steinerne Brücke, eines der Symbole der<br />

Stadt. Allerdings weiß so gut wie niemand, dass dieser historisch<br />

gewachsene Ort ohne die mutige Tat eines jungen<br />

deutschen Soldaten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit heute nicht mehr existieren<br />

würde.<br />

Rückblick. Es war vor fast genau 75 Jahren, im August<br />

1944. Nur wenige Dutzend Meter von diesem Ort entfernt,<br />

auf Höhe der Rue Raze, einer kleinen Querstraße<br />

der Uferpromenade. Eine Tafel, die an die Begebenheit<br />

von damals erinnert, gibt es nicht. Unnötig also, danach<br />

zu suchen. Was die Geschichte angeht, neigen die Menschen<br />

bekanntlich dazu, manche Dinge zu vergessen; sie<br />

benötigen viel Zeit, um sie sich wieder ins Gedächtnis<br />

zu rufen … Die Ereignisse, um die es hier geht, spielten<br />

sich auf jeden Fall in unmittelbarer Nähe des heutigen<br />

Marktes ab. Die deutsche Wehrmacht, die die Stadt seit<br />

dem 1. Juli 1940 besetzte, hatte hier ein beeindruckendes<br />

Sprengstofflager eingerichtet. Obwohl der Krieg für die<br />

deutschen Streitkräfte zu dem Zeitpunkt schon nahezu<br />

verloren und der Rückzug quasi vorprogrammiert war,<br />

gab es einen geheimen Sabotageplan: Man wollte den Hafen<br />

von Bordeaux und dessen wichtigste Infrastrukturen<br />

zerstören. Der Befehl trug offiziell die Nummer 1221-<br />

44 und sollte Ende August 1944 umgesetzt werden. Er<br />

gab genaue Anweisungen zum Aufbau eines Lagers mit<br />

4000 Zündschnüren und 100 Kilo Sprengstoff und den<br />

entsprechenden Vorbereitungen zu ihrer Installation. Der<br />

Plan sah vor, entlang der Uferstraße auf einer Länge von<br />

10 Kilometern alle 50 Meter eine Sprengladung zu platzieren.<br />

Gleichzeitig sollten die Eisenbahnbrücke und die<br />

Steinerne Brücke in die Luft gejagt werden. Eine massive<br />

Zerstörung also, die nicht nur die Quais von Bordeaux,<br />

sondern einen großen Teil der Altstadt betroffen hätte.<br />

Ganz abgesehen von den Opfern unter der Bevölkerung,<br />

deren Zahl sich vermutlich in einer Größenordnung von<br />

mehr als 3000 Toten bewegt hätte.<br />

Mit der Ausführung dieses verhängnisvollen Plans<br />

war der beste Sprengstoffexperte betraut worden, der damals<br />

vor Ort war: Heinz Stahlschmidt. Die deutsche Armee<br />

setzte volles Vertrauen in den jungen, aus Dortmund<br />

stammenden Waffenoberfeldwebel: Er war mit 19 Jahren<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Oben: Heinz und Henriette während einer Reportage von Patrick Le Gall, die 2002 von France 3 Limoges ausgestrahlt wurde.<br />

Rechts: Die Rue Raze, wo heute der Markt stattfindet; Archivbilder vom Sprengstofflager nach der Explosion am 22. August 1944.<br />

in die Marine eingetreten, bei Operationen in der Nordsee<br />

mehrmals knapp mit dem Leben davongekommen und<br />

mit der Kriegsmedaille und dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet<br />

worden. Er schien – so dachte man jedenfalls<br />

– von der nationalsozialistischen Ideologie überzeugt zu<br />

sein, in Wirklichkeit hatte sein militärisches Engagement<br />

für ihn und seine Familie eher « wirtschaftliche » Beweggründe,<br />

da sein Vater 1937 bei einem Fahrradunfall ums<br />

Leben gekommen war. Seit 1941 war Heinz Stahlschmidt<br />

in Bordeaux stationiert, und da er sich dort zum Experten<br />

für Sprengstoffe und Minenräumung entwickelt hatte,<br />

war ihm die Verantwortung für das dortige Waffen- und<br />

Sprengstofflager übertragen worden. Seine Vorgesetzten<br />

schätzten ihn. Sie wussten, dass er gut mit der französischen<br />

Sprache vertraut war und von den Bewohnern<br />

Bordeaux‘ geschätzt wurde – vor allem von denjenigen,<br />

die er regelmäßig in der Bar « L’Ancre d’Or » am Quai des<br />

Chartrons traf – und dachten, das könne vielleicht von<br />

Vorteil sein.<br />

Die Militärchefs ahnten allerdings nicht, wie sehr<br />

sich Heinz Stahlschmidt inzwischen mit Bordeaux verbunden<br />

fühlte. Und nicht nur mit der Stadt, sondern vor<br />

allem auch mit einer jungen Französin namens Henriette<br />

Buisson (1922-2017). Durch sie lernte er Bordeaux und<br />

die Bordelesen kennen. Mutig, wenngleich diskret, lebten<br />

die beiden etwas, was die meisten Menschen damals nicht<br />

nur für unmöglich, sondern schlichtweg für verboten einstuften:<br />

eine deutsch-französische Liebesbeziehung. Das<br />

Vertrauen innerhalb dieser Beziehung – die zwangsläufig<br />

offiziell gar nicht existierte – wurde immer größer. Henriette<br />

offenbarte Heinz sogar ein streng gehütetes Geheimnis<br />

und machte ihn mit mehr oder weniger engen Freunden<br />

bekannt, die Mitglied der Widerstandsbewegung in<br />

Bordeaux waren.<br />

Als die Vorgesetzten Heinz über die Pläne für die<br />

Zerstörung des Hafens von Bordeaux in Kenntnis setzten<br />

und ihm diese Aufgabe übertrugen, wusste er sofort,<br />

dass er diesen Befehl nicht ausführen würde. Das kam für<br />

ihn überhaupt nicht infrage! Wie er genau vorgehen würde,<br />

wusste er zunächst jedoch nicht, das sollte sich dann<br />

einige Monate später – genauer gesagt am 10. August<br />

1944 – eher « per Zufall » ergeben. Seit Mai hatten die<br />

Einwohner von Bordeaux beunruhigt und machtlos die<br />

Vorbereitungen für eine Sprengung des Hafens durch die<br />

deutschen Besatzer verfolgt. Die Gespräche im « L’Ancre<br />

d’Or » drehten sich folglich an jenem Tag einmal mehr um<br />

dieses Thema. Heinz, der das Vertrauen der regelmäßig<br />

anwesenden Hafenarbeiter besaß, verstand das nur zu gut.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich auf Fragen nach den<br />

Absichten der Deutschen stets sehr zurückhaltend und<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Heinz und Henriette sind unter dem Namen Monsieur et Madame Heinz<br />

Salmide auf dem protestantischen Friedhof in Bordeaux begraben. Das Grab<br />

trägt die folgende Inschrift: « Heinz Stahlschmidt, der allein und aus eigenem<br />

Antrieb am 22. August 1944 den Hafen von Bordeaux rettete. » Eine Tafel der<br />

Feuerwehr von Bordeaux bedauert den Tod « unseres Kamaraden »; vor dem<br />

Grab steht ein Schild der Stadtverwaltung mit einem Porträt von Heinz, das<br />

die Besucher des Friedhofs auf ein « bemerkenswertes » Grab hinweist.<br />

ausweichend gezeigt. Doch nun ging der junge Mann<br />

ohne zu zögern ein großes Risiko ein. Mit einem einzigen<br />

Satz bestätigte er den Hafenarbeitern nicht nur, dass der<br />

deutsche Führungsstab in der Tat den Hafen der Stadt<br />

sprengen wollte, sondern auch, dass er selbst dazu beitragen<br />

würde, dieses Vorhaben zu verhindern. Am darauffolgenden<br />

Tag bekräftigte Heinz in der Bar diese Absicht<br />

gegenüber einem Mann, der sich ihm als Bindeglied zur<br />

Résistance vorstellte. Daraufhin arrangierte dieser Mittelsmann<br />

am 14. August ein Treffen zwischen Heinz und<br />

William Dupuy (1888-1959), einem « aktiven Mitglied<br />

einer Widerstandsgruppe ». Heinz versicherte erneut seine<br />

Bereitschaft, den Franzosen dabei zu helfen, die Zerstörung<br />

des Hafens zu vereiteln. Er schlug vor, dass sich jemand<br />

mithilfe seiner Anweisungen Zutritt zum Lagerort<br />

der Sprengstoffe verschaffen und diese dann vernichten<br />

solle. Was seine eigene aktive Beteiligung an dieser Aktion<br />

anging, so äußerte sich Heinz klar: Er selbst wollte im<br />

Hintergrund bleiben.<br />

Die Beziehungen zur französischen Widerstandsbewegung<br />

waren für den deutschen Waffenoberfeldwebel<br />

Stahlschmidt äußerst riskant. Abgesehen von der Tatsache,<br />

dass er mit dieser Aktion das eigene Lager verriet und<br />

sein Leben riskierte, war er sich darüber bewusst, dass es<br />

innerhalb der Résistance durchaus Spitzel gab, die für die<br />

Gestapo arbeiteten. Er musste also immer mit einer Falle<br />

rechnen. Darüber, dass General de Gaulle (1890-1970)<br />

am 17. Juni 1940 vom Flugplatz Bordeaux-Mérignac aus<br />

nach London flog, um dort am nächsten Tag den entscheidenden<br />

Appel du 18 juin zu halten, und darüber, dass<br />

die französische Widerstandsbewegung sich de facto von<br />

der Gironde und Bordeaux aus formierte, kann man in<br />

Geschichtsbüchern zur Genüge lesen. Dabei wird jedoch<br />

oft unterschlagen, dass selbst de Gaulle die Résistance in<br />

Bordeaux in der Folge aufgrund interner Machtkämpfe<br />

und Verrat als « Schlangennest » bezeichnete. Insofern<br />

ging Heinz Stahlschmidt mit dem direkten Kontakt zu<br />

Mitgliedern der Résistance ein hohes Risiko ein. Doch dieses<br />

Risiko nahm er ohne zu zögern auf sich.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Heinz ging sogar so weit, der Widerstandsbewegung<br />

kurzzeitig den Schlüssel zum Bunker zu überlassen, um<br />

einen Nachschlüssel anzufertigen, mit dem die mit der<br />

Mission betraute Person später in den Bunker gelangen<br />

sollte. Zu seinem großen Erstaunen ging die Angelegenheit<br />

in den folgenden Tagen jedoch nicht vorwärts:<br />

Offensichtlich hatte die Widerstandsbewegung Schwierigkeiten,<br />

einen Freiwilligen für die Sprengung des Lagers<br />

zu finden. Dabei war Gefahr im Verzug, denn Heinz hatte<br />

die Franzosen darüber informiert, dass die Sprengung des<br />

Hafens am 25. August um 12.30 Uhr, die der Brücken<br />

in der Nacht vom 26. auf den 27. August erfolgen sollte.<br />

Doch dann entwickelten sich die Dinge auf ganz unvorhergesehene<br />

Weise: Am Dienstag, dem 22. August, um<br />

17.30 Uhr erfuhr Heinz, dass die Résistance nun endlich<br />

einen Angriffsplan für den Folgetag ausgearbeitet hatte:<br />

allerdings mit sechs Männern, statt mit einem einzigen!<br />

Dieser Plan war nach Ansicht von Heinz nicht nur zum<br />

Scheitern verurteilt, sondern eine Beteiligung daran, käme<br />

einem Selbstmord gleich. Er entschied, allein zu handeln.<br />

Am 22. August gegen 20 Uhr begab sich der junge<br />

Waffenoberfeldwebel – er war zu diesem Zeitpunkt noch<br />

nicht einmal 25 Jahre alt – daher ganz allein zu dem besagten<br />

Gebäude an der Uferpromenade. Gegenüber dem<br />

Wachmann begründete er seine Anwesenheit mit dem<br />

Vorwand einer Routineüberprüfung. Im Inneren des Gebäudes<br />

löste er heimlich eine Sprengladung aus und machte<br />

sich dann so schnell wie möglich mit einem Fahrrad auf<br />

und davon, wobei er darauf bedacht war, keinen Verdacht<br />

aufkommen zu lassen. Um genau 20.15 Uhr – er befand<br />

sich am Place Longchamps, rund einen Kilometer vom<br />

Bunker entfernt –, erschütterte eine ohrenbetäubende Explosion<br />

die Stadt und der Himmel über Bordeaux wurde<br />

von einem riesigen Blitz hell erleuchtet. Heinz wusste es<br />

noch nicht, aber sein Plan war geglückt. Sogar noch besser<br />

als gedacht. Innerhalb weniger Sekunden war das gesamte<br />

Lagergebäude und mit ihm der Vorrat an Sprengstoffen<br />

zerstört – wie im Übrigen ein guter Teil der angrenzenden<br />

Rue Raze. Heinz hatte gerade den Hafen von Bordeaux<br />

gerettet!<br />

Der deutsche Führungsstab war von den Vorkommnissen<br />

überrumpelt, die Pläne hatten sich in kürzester Zeit<br />

in Nichts aufgelöst. Da schnell klar war, dass vermutlich<br />

Heinz Stahlschmidt der Urheber der Explosion war, suchte<br />

man intensiv nach ihm. Glücklicherweise ohne Erfolg.<br />

Der Deutsche war von Mitgliedern der Widerstandsbewegung<br />

wie abgesprochen zunächst bei der Familie Dupuy<br />

in der Rue Calypso untergebracht und am nächsten Tag<br />

dann zur Familie Moga gebracht worden, die am Cours<br />

de l‘Yser eine Metzgerei betrieb. Dort blieb er bis zum<br />

Abzug der deutschen Truppe aus der Stadt am 28. August<br />

1944. Die Freude über die Befreiung ließ bei Henriette<br />

und Heinz jedoch einen bitteren Geschmack zurück,<br />

denn nun war die Zeit der Abrechnung gekommen und<br />

es tauchten « Widerstandskämpfer der letzten Stunde »<br />

auf. Die Position der beiden war nicht einfach: Henriette<br />

befürchtete nicht ohne Grund, dass man ihr die Liebe zu<br />

einem Deutschen vorwerfen würde. Es war damals üblich,<br />

Frauen, die eines solchen Vergehens beschuldigt wurden,<br />

als Strafe in aller Öffentlichkeit den Kopf zu scheren.<br />

Eine solche Demütigung blieb Henriette glücklicherweise<br />

erspart, doch in den Straßen von Bordeaux wurde sie<br />

immer wieder hilflos Zeuge solcher Szenen. Heinz wiederum<br />

wurde von denjenigen, die von seiner unglaublichen<br />

Heldentat nichts wussten, als « dreckiger Deutscher »<br />

eingestuft. Das Paar verhielt sich daher diskret, sehr diskret<br />

… 1947 erhielt Heinz die französische Staatsangehörigkeit,<br />

nahm den Namen Henri Salmide an und trat der<br />

Waldfeuerwehr des Departements Gironde bei. Mehr als<br />

alles andere wünschten sich die beiden, nun « ein normales<br />

Leben » führen zu können.<br />

Die Einwohner von Bordeaux waren lange Zeit weit<br />

davon entfernt, die Heldentat des deutschen Soldaten<br />

anzuerkennen. Im besten Fall vergaß man einfach, was<br />

er getan hatte, im schlechtesten Fall wurde er gegen seinen<br />

Willen in die Streitigkeiten zwischen verschiedenen<br />

Gruppen der Widerstandsbewegung verwickelt. Zugeben<br />

wollte es zwar niemand, doch viele hatten Mühe damit, zu<br />

akzeptieren, dass ein Deutscher der Urheber einer der wenigen<br />

rühmlichen Aktionen der Résistance von Bordeaux<br />

war. Man verlangte zwar Erklärungen von ihm, doch<br />

Heinz wurde schnell klar, dass man letzten Endes sehr<br />

wenig Interesse an seiner Version der Fakten zeigte. « Wie<br />

soll man auch einem Deutschen vertrauen? », schienen sich<br />

alle Gesprächspartner zu fragen. Die Résistance wäre im<br />

Grunde genommen gerne als Akteur in die Geschichte<br />

eingegangen, der die Zerstörung des Sprengstofflagers<br />

selbst für den nächsten Tag geplant hatte, ein Plan, in<br />

den der Deutsche Heinz Stahlschmidt letzten Endes<br />

eigenmächtig eingegriffen hatte … Obwohl die Zeit für<br />

Heinz nicht einfach war – sein Heimatland Deutschland<br />

fehlte ihm, er fühlte sich aber nicht in der Lage dazu,<br />

dorthin zurückzukehren – verlor er nicht den Glauben an<br />

Bordeaux und an Frankreich. Er fühlte sich als Franzose<br />

und hatte Angst, in Deutschland als « Verräter » oder<br />

« Deserteur » betrachtet zu werden, zumal seine Tat weder<br />

vom französischen noch vom deutschen Staat offiziell anerkannt<br />

wurde.<br />

Henriette und Heinz versuchten, die Situation so zu<br />

nehmen, wie sie war. 1949 heirateten sie in Bordeaux.<br />

Angesichts seiner umfassenden Kenntnisse über Sprengstoffe<br />

und seiner Bereitschaft, zu helfen, wo er konnte –<br />

selbst wenn er dabei sein Leben riskierte –, meldete sich<br />

Heinz freiwillig für den Minenräumdienst, um die in<br />

der Mündung der Gironde liegenden deutschen Minen<br />

unschädlich zu machen. Er führte eine beachtliche Zahl<br />

an Entminungen durch, ohne dass irgendjemand Notiz<br />

davon nahm. Erst ein Artikel im Jahr 1993 von Christian<br />

Seguin, einem Journalisten der Zeitung Sud-Ouest, brachte<br />

diese unglaubliche Geschichte ans Tageslicht. 51 Jahre<br />

nach den Ereignissen, am 19. Mai 1995, wurde Heinz<br />

Stahlschmidt, beziehungsweise Henri Salmide, wie er<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

inzwischen hieß, durch den Bürgermeister von Bordeaux<br />

mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet. Einige<br />

Jahre später, am 7. Dezember 2000, konnte er aus den<br />

Händen des Präfekten das Kreuz der Ehrenlegion entgegennehmen.<br />

Diese Anerkennungen machten Heinz Mut, in seine<br />

Geburtsstadt Dortmund zurückzukehren, wo sein Besuch<br />

sehr emotional aufgenommen wurde. Christian Seguin,<br />

der als Sonderberichterstatter für Sud-Ouest vor Ort war,<br />

hielt dies in einem am 30. April 2001 erschienenen Artikel<br />

fest: « Zwei Stunden lang, aufrecht stehend und mit<br />

festem Blick, äußert er sich endlich. In der ersten Reihe<br />

sitzt seine 90-jährige Cousine Grete Menne, die er nach<br />

all den Jahren zum ersten Mal wiedersieht. ‹ Ich bin stolz<br />

auf dich ›, sagt sie zu ihm […] Doch die Reise des ehemaligen<br />

Pyrotechnikers und Entminers zeigt auch ihre<br />

Grenzen auf. Der Bürgermeister von Dortmund schüttelt<br />

ihm nicht die Hand. Die politischen Vertreter sind verlegen.<br />

57 Jahre nach den Vorkommnissen befürchten sie,<br />

dass ein Mitbürger sie daran erinnert, dass bei der Sprengung<br />

des Bunkers an der Uferpromenade im August 1944<br />

auch deutsche Soldaten ums Leben kamen. Heinz Stahlschmidt<br />

sagt nichts. Er hat verstanden […] Und doch ist<br />

er zutiefst glücklich. ‹ Ohne das Kreuz der Ehrenlegion<br />

hätte ich nicht hierherkommen und darüber sprechen<br />

können. › Mit 82 Jahren hat Heinz Stahlschmidt dem<br />

Gerücht, das ihn als Verräter, Vagabund oder Deserteur<br />

abstempelte, ein Ende bereitet. Henri Salmide hat seine<br />

deutsche Seele wiedergefunden. »<br />

Nach Erscheinen des Artikels von Christian Seguin<br />

in der Zeitung Sud-Ouest kam der in Lacanau-Océan<br />

nahe Bordeaux lebende deutsche Schriftsteller und Journalist<br />

Erich Schaake auf die Idee, Heinz und Henriette<br />

zu kontaktieren. Das Paar fasste sofort Vertrauen zu ihm,<br />

gab ausführlich Auskunft und gewährte ihm Zugang<br />

zum umfangreichen Archivmaterial in seinem Besitz.<br />

Als Ergebnis der Interviews und sorgfältiger Recherchen<br />

entstand ein wunderschönes Werk, das 2010 zunächst<br />

in Deutschland unter dem Titel Bordeaux, mon amour.<br />

Eine Liebe zwischen Résistance und Wehrmacht (ISBN 978-<br />

1500412081) veröffentlicht wurde und nach wie vor über<br />

Amazon bestellt werden kann. 2011 erschien das Buch<br />

in einer Übersetzung von Josie Mély in Frankreich unter<br />

dem Titel L’Allemand qui sauva Bordeaux par amour (Éditions<br />

Michel Lafon, ISBN 978-2749913940).<br />

Ganz aktuell (März <strong>2019</strong>) ist ein weiteres Buch mit<br />

dem Titel L’Allemand qui a refusé de détruire Bordeaux (Erwan<br />

Langeo, Bordeaux 40-44, ISBN 978-2955<strong>71</strong>5529) erschienen.<br />

Der Autor hatte ebenfalls das Glück, Heinz und<br />

Henriette ab Mai 2003 mehrere Male persönlich treffen<br />

zu können. Auch er durfte sich in deren Archiven informieren.<br />

Erwan Langeo verspürte das Bedürfnis, diese<br />

Geschichte durch ein Werk bekannt zu machen, welches<br />

Heinz und Henriette würdigen und das kollektive Gedächtnis<br />

der Einwohner von Bordeaux konsolidieren sollte.<br />

Dieses Buch ist zurzeit das umfassendste und genaueste<br />

Buch dazu. Man erfährt beispielsweise, dass Henri<br />

Salmide es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, jedes Jahr<br />

am 22. August genau um 20.15 Uhr andächtig an der<br />

Stelle zu verharren, an dem sich seinerzeit der von ihm<br />

gesprengte Bunker an der Uferpromenade auf Höhe der<br />

Rue Raze befunden hatte.<br />

Heinz Stahlschmidt starb am 23. Februar 2010 im<br />

Alter von 90 Jahren. Erich Schaake hielt am Ende seines<br />

Buches fest, dass die Zeitung Sud-Ouest am Tag nach dem<br />

Tod titelte: « Bordeaux hat seinen Retter verloren. » Und<br />

Erich Schaake schließt treffend ab: « Darüber wäre Heinz<br />

Stahlschmidt mit Sicherheit sehr glücklich gewesen. »<br />

Wenn man heute an einem schönen Sonntagmorgen in<br />

der geruhsamen Atmosphäre an der Uferpromenade von<br />

Bordeaux ein paar Austern isst, spricht nichts dagegen –<br />

ganz im Gegenteil – an Henriette und Heinz zu denken.<br />

Wer weiß, was ohne die beiden aus diesen Quais geworden<br />

wäre …<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Interview<br />

Sarah Bossard ist 15 Jahre alt<br />

und besucht am Gymnasium<br />

Jean Monet in Blanquefort,<br />

einem Vorort von Bordeaux,<br />

die Seconde, was in Deutschland<br />

der 10. Klasse entspricht.<br />

Sie lernt Deutsch als zweite<br />

Fremdsprache. Besonders<br />

seit einem Schüleraustausch<br />

zwischen ihrem Gymnasium<br />

und einer Partnerschule in<br />

Freiburg sowie einem Besuch<br />

in Berlin interessiert sie sich<br />

sehr für Deutschland. Wir haben Sarah das<br />

Buch von Erich Schaake zum Lesen gegeben<br />

und gemeinsam mit ihr die Orte in Bordeaux<br />

besucht, die in der Geschichte von Heinz<br />

Stahlschmidt eine Rolle spielten. Das folgende<br />

Gespräch mit ihr über dieses Thema möchten<br />

wir Ihnen nicht vorenthalten.<br />

Sarah, hattest du schon etwas von Heinz Stahlschmidt gehört,<br />

bevor wir dir von ihm erzählt haben?<br />

Nein, überhaupt nichts, obwohl wir natürlich im<br />

Gymnasium die Zeit des Zweiten Weltkriegs bearbeitet<br />

haben. Der Unterricht konzentrierte sich jedoch vor<br />

allem auf den nationalen und europäischen Blickwinkel;<br />

es ging dabei nie um regionale Aspekte und noch<br />

weniger um Bordeaux. Ich finde das schade. Es war<br />

für mich ein richtiggehender Schock, als ich diese Geschichte<br />

erfahren habe. Sie berührt mich. Im Übrigen<br />

war es mir wichtig, mit jemandem darüber zu reden.<br />

Nachdem ich das Buch von Erich Schaake gelesen<br />

hatte, habe ich deshalb einen ehemaligen Lehrer von<br />

mir besucht. Ich wollte wissen, ob er diese Geschichte<br />

kennt. Das war aber nicht der Fall. Ich war sehr überrascht,<br />

dass ein solches Ereignis hier ganz unbekannt<br />

ist. Schließlich wäre Bordeaux ohne Heinz Stahlschmidt<br />

nicht die Stadt, die wir heute kennen. Und als<br />

Bewohner von Bordeaux haben wir auch keine Entschuldigung<br />

dafür, diese Ereignisse nicht zu kennen.<br />

Wenn Pariser noch niemals etwas davon gehört haben,<br />

kann ich das ja vielleicht noch verstehen, aber wir …<br />

Warum haben wir darüber nichts gelernt?<br />

Was hat dich bei dieser Geschichte am meisten berührt?<br />

Die Tatsache, dass Heinz<br />

Stahlschmidt gezwungen war,<br />

alleine zu handeln! Das ist doch<br />

ziemlich verrückt: Er ist bereits<br />

ein großes Risiko eingegangen,<br />

indem er die Informationen an die<br />

Résistance weitergegeben hat. Er<br />

wusste sehr genau, dass ihn das<br />

Kopf und Kragen kosten konnte.<br />

Und doch hat er beschlossen,<br />

alleine zu handeln. Ich finde das<br />

unglaublich. Ehrlich gesagt hat<br />

es mich traurig gestimmt, dass er<br />

damit alleine war …<br />

Was hat deiner Meinung nach Heinz<br />

Stahlschmidt dazu bewogen, so zu<br />

handeln?<br />

Ich würde sagen, mit Sicherheit die Liebe, die<br />

er für Henriette und die Stadt empfunden hat. Ich<br />

glaube aber, dass es darüber hinaus seine persönliche<br />

Überzeugung war. Der Befehl seiner Vorgesetzten, den<br />

Hafen von Bordeaux zu zerstören, war für ihn einfach<br />

unsinnig und nutzlos. Der Krieg war auf jeden Fall bereits<br />

verloren …<br />

Dir ist bewusst geworden, dass weder in Bordeaux noch im<br />

Rest von Frankreich jemand diese Geschichte kennt. Wie<br />

denkst du darüber?<br />

Das ist schade! Das ist doch ein Teil unserer Geschichte<br />

und unserer Kultur. Ich glaube, dass sich die<br />

Franzosen geschämt haben, dass es ein Deutscher war,<br />

der an ihrer Stelle etwas unternommen hat. Ich finde<br />

jedoch, dass man dies inzwischen beiseiteschieben sollte.<br />

Alle sollten heute darüber informiert sein. Wir sind<br />

keine Feinde mehr, daher gibt es keinen Grund, nicht<br />

akzeptieren zu können, dass ein Deutscher Bordeaux<br />

rettete!<br />

Was hältst du davon, dass es seit einigen Jahren in Bordeaux<br />

ein Straßenschild mit der Aufschrift « Rue Henri Salmide<br />

né Heinz Stahlschmidt 1919-2010 » gibt?<br />

Das ist natürlich gut. Aber meiner Ansicht nach<br />

wurde das auch Zeit … Und es wäre besser, wenn auf<br />

dem Schild mehr als nur Name, Geburts- und Sterbejahr<br />

stehen würde.<br />

So? Was zum Beispiel?<br />

« Henri Salmide né Heinz Stahlschmidt (1919-<br />

2010), l’Allemand qui sauva Bordeaux » oder etwas in<br />

der Richtung. Das würden wenigstens alle verstehen …<br />

Vielen Dank, Sarah, für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 81


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Der Comic:<br />

ein eigenständiges<br />

Medium in<br />

Frankreich ( 1 / 3 )<br />

Nora Krug:Heimat,<br />

ein deutsches Familienalbum<br />

Comics wurden lange Zeit als Medium für Kinder angesehen.<br />

In Frankreich hat sich ihr Stellenwert jedoch seit einigen Jahren<br />

grundlegend verändert. Heute befassen sie sich mit den<br />

verschiedensten Themen, wobei das Spektrum von lustig bis<br />

ernsthaft alles umfasst. Auf diesem Weg haben sie einen nicht<br />

unbedeutenden Anteil der erwachsenen Leserschaft erobert und<br />

stellen inzwischen knapp 15 % des Buchhandelsumsatzes dar.<br />

Kein Wunder also, dass der Comic heute als eigenständiges<br />

Medium angesehen wird, das man nicht ignorieren kann. Von<br />

der steigenden Begeisterung für Comics zeugt jedes Jahr das<br />

Festival de la Bande Dessinée in Angoulême. Ende Januar, bei<br />

der diesjährigen Auflage des in Frankreich mittlerweile wichtigen<br />

Kulturereignisses, trafen wir mehrere Verlage und Autoren aus<br />

verschiedenen Ländern, um besser zu verstehen, was hinter dem<br />

Boom des Comics in Frankreich steckt. Einige Arbeiten sind<br />

unseres Erachtens besonders repräsentativ für diesen « neuen<br />

Comic », sodass wir sie Ihnen vorstellen möchten. Wir beginnen<br />

mit dem fesselnden und zugleich berührenden Album von<br />

Nora Krug.<br />

Nora Krug wird 1977 in<br />

Deutschland geboren, also<br />

mehr als 30 Jahre nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs. Ihre<br />

Kindheit verbringt sie in Karlsruhe. Der<br />

Garten ihres Elternhauses grenzt direkt<br />

an die Piste der amerikanischen Militärbasis,<br />

wo ständig Flugzeuge starten<br />

und landen. Obwohl sie ein Kind ist,<br />

spürt sie, dass sich hinter diesem nicht<br />

enden wollenden, dröhnenden Hin und<br />

Her etwas Seltsames verbirgt. « Ganz<br />

vage war mir klar, dass in der Vergangenheit<br />

etwas schiefgelaufen ist »,<br />

schreibt sie später über diese Zeit. Als<br />

Kind jedoch kann sie nicht erfassen, was<br />

es genau ist. Erst in der Schule, als Jugendliche,<br />

erfährt sie von den furchtbaren<br />

Ereignissen der Vergangenheit.<br />

Für Nora ist das ein Schock. Sie versucht<br />

zu verstehen, was damals passiert<br />

ist. Schnell wird ihr bewusst, dass es<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


innerhalb der Familie nicht einfach ist, darüber zu reden. Sie lernt also,<br />

wie viele andere Deutsche ihres Alters, mit einer belastenden Vergangenheit<br />

zu leben, für die sie gar nicht verantwortlich ist …<br />

Im Alter von 20 Jahren flieht sie in gewisser Weise vor dieser<br />

Vergangenheit, wandert in die Vereinigten Staaten aus und heiratet<br />

in New York einen Mann jüdischer Abstammung. Sie erarbeitet sich<br />

einen Ruf als Illustratorin, ihre Zeichnungen erscheinen in renommierten<br />

Zeitungen wie The New York Times, The Guardian und in<br />

der französischen Le Monde diplomatique. Das Leben könnte schön<br />

sein, sehr schön sogar. Doch selbst Tausende Kilometer von ihrem<br />

Heimatland Deutschland entfernt, stellt Nora fest, dass sie sich als<br />

Deutsche der Vergangenheit ihres Landes nicht wirklich entziehen<br />

kann. Darüber ist sie selbst derart erstaunt, dass sie aus Angst, man<br />

könne sie auf das Nazideutschland ansprechen, versucht, ihren deutschen<br />

Akzent zu verbergen. Obwohl sie mitten in der als weltoffen<br />

bekannten Stadt New York lebt, vermeidet sie sorgfältig jeden Bezug<br />

zu ihrer Staatsangehörigkeit. In ihr hat sich eine Art Schuldgefühl<br />

entwickelt, sie schämt sich, Deutsche zu sein: « Ich kann im Yogakurs<br />

nicht einmal meinen Arm waagrecht nach vorne strecken, ohne an<br />

den Hitlergruß zu denken. » Das Unbehagen sitzt tief, und Nora wird<br />

sich im Laufe der Jahre immer mehr über den Schmerz bewusst, den<br />

die Vergangenheit in ihr auslöst.<br />

Die Zeichnerin beschließt, sich mit ihrem Land, an das sie unablässig<br />

denken muss, auszusöhnen. Sie macht sich deshalb auf die<br />

Suche nach der Wahrheit, nach der wahren Vergangenheit ihrer<br />

Familie. Nora ahnt nur zu gut, dass das, was man ihr erzählt hat,<br />

nur Bruchstücke sind. Und damit kann sie sich nicht mehr<br />

zufriedengeben. Mehrere Male kehrt sie daher in das Land<br />

ihrer Kindheit zurück. Sie ist entschlossen, vor allem die Geschichte<br />

von zwei Personen zu verstehen: die ihres Großvaters<br />

mütterlicherseits, der während des Krieges Fahrlehrer war,<br />

und die ihres Onkels väterlicherseits, eines im jugendlichen<br />

Alter im Krieg gefallenen SS-Soldaten. Als Erwachsene kehrt<br />

sie also nach Deutschland zurück, um ihre Eltern und Angehörigen<br />

zu befragen und in den Archiven der Familie und der<br />

Gemeinde zu recherchieren, um so einige Dinge zu klären,<br />

die sie als Kind nur vage wahrgenommen hat. Dabei geht es<br />

Nora zu keinem Zeitpunkt darum, ein Urteil zu fällen, sie<br />

will ganz einfach nur verstehen. Während dieser Aufenthalte<br />

füllt sie zahlreiche Hefte mit Notizen und Zeichnungen. Sie<br />

sammelt Fotos und Zeitungsartikel, sieht Filme an, hört die<br />

Musik der damaligen Zeit. Doch vor allem versucht Nora, in<br />

die Rolle ihrer Vorfahren zu schlüpfen, sich in sie hineinzuversetzen.<br />

Nora entscheidet schließlich, aus dieser persönlichen,<br />

nahezu zwanghaften Arbeit einen Comic zu machen. Es entsteht<br />

ein ausgefallenes Album, eine Art Mosaik aus Erinnerungen,<br />

das neben Zeichnungen auch Fotos, Post-its mit Notizen,<br />

Dokumente und mit vermeintlich naiver Kinderhand<br />

aufgeschriebene Gedanken enthält. Man dringt förmlich in<br />

Noras Privatsphäre ein, stellt sich dieselben Fragen über ihre<br />

Familie wie sie und beginnt, gemeinsam mit ihr, manches<br />

besser zu verstehen. Dieser Comicband ist eine regelrechte<br />

persönliche Ermittlung, die scharfsinnig und emotional formuliert<br />

und gezeichnet ist. Durch die vielen Freiheiten bei<br />

der Gestaltung, die sich die Autorin genommen hat, nimmt<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 83


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

uns der Comic mit in die vielschichtige Vergangenheit einer deutschen<br />

Familie in den Dreißigerjahren. Natürlich ist es nicht das erste Mal,<br />

dass dieses Thema behandelt wird. Doch die Umsetzung des einerseits<br />

zurückhaltenden und doch außerordentlich realistischen Werkes lässt<br />

den Leser sofort die schwierigen Entscheidungen, mit denen diese Familie<br />

konfrontiert war, und die daraus für die folgenden Generationen<br />

resultierenden Folgen, nachempfinden. Im Vergleich zu einem « klassischen<br />

» Buch erscheint das Thema in diesem Comic natürlicher und<br />

persönlicher. Man versteht, warum Nora Krug diese Nachforschungen<br />

betrieben hat: weil sie sich einerseits nach ihrem Heimatland sehnte, es<br />

aber andererseits solange nicht wirklich lieben konnte, solange sie nicht<br />

mit dessen Vergangenheit im Reinen war.<br />

Das Album erschien 2018 zunächst in Deutschland unter dem Titel<br />

Heimat, ein deutsches Familienalbum im Penguin Verlag und kurze Zeit<br />

später in den Vereinigten Staaten unter dem Titel Belonging, A German<br />

Reckons with History and Home (Scribner Verlag). Inzwischen wurde es<br />

in zahlreichen Ländern veröffentlicht, unter anderem in Frankreich<br />

(Heimat, Loin de mon pays, Éditions Gallimard), wo es in den Buchhandlungen<br />

ein echter Erfolgstitel ist.<br />

Interview:<br />

Nora Krug, Illustratorin, Autorin<br />

von Heimat, ein deutsches Familienalbum<br />

Nora Krug, beim Lesen dieses Albums wird einem schnell klar, dass es stark<br />

von der Vorstellung abweicht, die man normalerweise von einem klassischen<br />

Comic hat. Was die Form angeht, so hat man einmal das Gefühl, ein Geschichtsbuch<br />

in den Händen zu halten, dann wieder ein Notizbuch oder ein<br />

Reisetagebuch. Alle diese Ausdrucksformen haben jedoch eine Gemeinsamkeit:<br />

Sie bestehen aus einer Abfolge von Collagen aus Texten, Zeichnungen,<br />

Fotos …<br />

Das stimmt. Das entspricht der geistigen Verfassung, in der ich bei<br />

der Realisierung dieses Comics war. Ich hatte das Bedürfnis, mich auf<br />

verschiedene Arten auszudrücken. Meistens kam mir eine Zeichnung<br />

in den Sinn, aber manchmal musste es ein Foto oder ein Text sein, der<br />

über das hinausgeht, was man mit einer klassischen « Sprechblase »<br />

des Comics ausdrücken kann. Ich gebe zu, dass es nicht einfach war,<br />

die Vergangenheit meiner Familie, diese Vergangenheit, die ich zum<br />

Großteil nicht kannte, zu rekonstruieren. Das ist nach und nach geschehen,<br />

« scheibchenweise », aufgrund von Recherchen, Begegnungen<br />

und manchmal auch von Zufällen des Lebens. Ich glaube, dass das in<br />

der Tat unerwartete Äußere dieses Albums dem entspricht. In gewisser<br />

Weise ist es ein Patchwork, das letzten Endes die Erinnerungen einer<br />

Familie an die Vergangenheit repräsentiert.<br />

Im Grunde genommen zwingt dieses Album auch dazu, das klassische Bild,<br />

das man von einem Comic hat, zu überdenken. Sie sprechen ein grundlegendes<br />

Thema sowohl auf persönliche als auch auf allgemeingültige Art an,<br />

nämlich die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und seine Vermittlung.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Ein Comic wird also der Bedeutung dieses Themas gerecht?<br />

Ganz sicher. Man kann nicht nur mit den Worten der<br />

« klassischen Literatur » Gefühle übermitteln oder Empfindungen<br />

beschreiben. Sie sind nicht die einzigen Hilfsmittel,<br />

die stark genug dafür sind. Auch Zeichnungen,<br />

Gemälde oder Musik können dies. Generell ist die Kunst<br />

ein außergewöhnliches Kommunikationsmittel. Dies wird<br />

einem vermutlich heute besser bewusst, da der Comic reifer<br />

geworden ist. Er hat heute eine gewisse Substanz und darf<br />

mit vollem Recht ernste Dinge behandeln. Das zeigt sich<br />

besonders in Frankreich, wo die Buchhandlungen und Zeitungskioske<br />

voll von Comics sind, die sich mit wirklichen<br />

Gesellschaftsthemen beschäftigen und an Erwachsene<br />

richten. Beim Festival de la Bande Dessinée in Angoulême ist<br />

besonders frappierend, dass Comics heute von der Realität<br />

handeln. Zeichnen ist mehr denn je eine Art, sich auszudrücken.<br />

Der heutige Comic hätte dann letzten Endes eine politische<br />

Rolle.<br />

Ja, definitiv! Im Übrigen ist das nicht neu. Wenn man<br />

die Geschichte des Comics erforscht, wird einem bewusst,<br />

dass dieser schon immer eine politische Rolle gespielt hat.<br />

Und zwar auf allen Kontinenten. Diese Rolle kann negativ<br />

sein, wenn er zum Beispiel zu Propagandazwecken missbraucht<br />

wird, aber sie kann auch positiv sein. Vor allem,<br />

wenn Comics Leser ansprechen, die aus den verschiedensten<br />

Gründen mit Büchern nicht vertraut sind. Manche<br />

lassen sich heute noch von einem Buch beeindrucken. Die Stärke<br />

des Comics ist es gerade, dass er a priori fassbarer, « leicht verständlich<br />

» ist, « keine Angst macht ». Das bedeutet jedoch, dass wir<br />

Illustratoren eine echte Verantwortung haben. Ein Bild ist ein starkes<br />

Mittel, das in der Tat politisch sein kann, darauf müssen wir<br />

achten. Wir müssen im Übrigen auch darauf achten, auf welche<br />

Art wir die Welt betrachten: Diese Betrachtungsweise kann in der<br />

Folge eine politische Dimension bekommen, die uns möglicherweise<br />

über den Kopf wächst.<br />

Wie wurde Ihr Comic in Deutschland aufgenommen?<br />

Sehr gut. Am wichtigsten sind für mich dabei die Nachrichten,<br />

in denen mir Deutsche erklären, dass ihnen das Album geholfen<br />

hat, dass es manchmal zum notwendigen « Klick » geführt hat, mit<br />

der Aufarbeitung ihrer eigenen familiären Vergangenheit zu beginnen.<br />

Vor allem in meiner Generation bin ich nicht die Einzige,<br />

die sich solche Fragen über ihre Familie stellt. Aber ich weiß, wie<br />

schwierig es ist, sich an die Konfrontation mit der Vergangenheit<br />

zu wagen. Umso besser, wenn der Comic meinen Lesern dabei<br />

helfen kann. Bücher können bekanntlich manchmal guttun. Wenn<br />

dies einem Comic ebenfalls gelingt, dann hat er meines Erachtens<br />

mehr denn je an Geltung gewonnen …<br />

Nora Krug, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


RESTEXEMPLARE<br />

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Reisethemen,<br />

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Landesweite Themen<br />

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Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />

Winterurlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />

57<br />

Bettenburgen<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de cœur – Die Straßenbuchhändler an den Seine-Quais 65<br />

in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />

von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />

einen Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />

Museum im Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />

neuen Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />

in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 26<br />

Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />

Canal Saint-Martin – Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />

Hotels<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

The Five Hotel – Paris 26<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />

Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Hotels<br />

Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die Begegnung von 70<br />

zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der Lieblingsdörfer der Franzosen 69<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im 68<br />

Herzen der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 65<br />

456 Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Hotels<br />

Le Chambard – Kaysersberg<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – Gérardmer 68<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum<br />

69<br />

Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: 69<br />

eine Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei 68<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, das weiße Gold prägt eine 67<br />

ganze Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein Zwischenstopp für Neugierige 66<br />

auf dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite Leben eines Steinbruchs 66<br />

Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />

Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />

Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Belfort – Charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire – Die schöne Geschichte des größten 70<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten 68<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf der Mayenne 66<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />

60<br />

Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen… für die Normandie 37<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Etretat – Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />

Hotels<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de cœur für die größte 70<br />

bretonische Insel<br />

Finistère – Locronan, die bretonische Seele par excellence 66<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />

Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Hotels<br />

Castel Clara – Port Goulphar, Belle-Île-en-Mer 70<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für Naturismus 67<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de cœur: Parc de Majolan 66<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />

Bordeaux 60<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />

– Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />

Hotels<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46


10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Micchu zu sein 68<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />

63<br />

Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Puy de Dôme – Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />

lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />

den Pyrenäen<br />

Hotels<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Aude – Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches 65<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />

Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />

Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />

wird<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />

Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />

und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />

39<br />

verlorenen Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />

Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Marseille – Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch 70<br />

immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in der Camargue 69<br />

Provence – Lavendel: eine überraschende deutschfranzösische<br />

67<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem Berg der Schäfer 67<br />

Alpes-de-Haute-Provence – Salagon, ein einzigartiger Ort, 66<br />

um die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur – Géoparc de Haute-Provence, 65<br />

eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Hotels<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-Saint-Auban 65<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Suppen<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln 66<br />

Quiches & Tartes<br />

Tourte Printanière aux champignons de Paris 70<br />

Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />

60<br />

châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

Epaule d’agneau rôtie au four 26<br />

Fischgerichte<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

Fondues und Saucen<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

Desserts<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Gebäck<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein Deutscher, der Cognac im 65<br />

Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />

Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />

Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />

wissen wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Loire – Biologisch-dynamischer Weinanbau an der Loire 26<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Champignons: Jacky Roulleau, der Gärtner 70<br />

der Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der Rolls-Royce unter den 69<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller Baguettes 66<br />

Gastronomie – Kaviar von der französischen Atlantikküste, 65<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />

erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Politik – Sind die Regionen das Erfolgsrezept für den 70<br />

Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-Deutschland: der Krieg der<br />

69<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische Freundschaft: welch 65<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen 2017, Präsidiale Orte 63<br />

Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

<strong>Nr</strong>.


Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr Franzosen, aber nicht 70<br />

überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche Streit im das Erbe von 69<br />

Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France» (2)<br />

69<br />

René Martin, der französische Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France»<br />

68<br />

Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor triploiden Austern! 67<br />

Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />

guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />

Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />

Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />

Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />

Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />

58<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />

Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Winterspiele 2018 – Annecy träumt von Olympia 26<br />

Humor – Die Komiker mit dem großen G: Humor à la 26<br />

française<br />

Kunst & Kultur<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund um die französische 68<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La Roque d’Anthéron 67<br />

Geschichte – Der Neandertaler: Unser Urahn erhält ein neues 67<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />

eingeholt wird<br />

Fotostudio Harcourt – Un certain regard 26<br />

Lebensart<br />

Produkte – Das Gemüsepassiergerät aus Edelstahl namens 70<br />

Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine kulturelle Revolution 69<br />

Produkte – Châteldon: der Champagner unter den<br />

68<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen Aperitif! 67<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc 65<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />

Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

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Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>. 26<br />

<strong>Nr</strong>. 30<br />

<strong>Nr</strong>. 31<br />

<strong>Nr</strong>. 36<br />

<strong>Nr</strong>. 37<br />

<strong>Nr</strong>. 38<br />

<strong>Nr</strong>. 39<br />

<strong>Nr</strong>. 40<br />

<strong>Nr</strong>. 41<br />

<strong>Nr</strong>. 42<br />

<strong>Nr</strong>. 43<br />

<strong>Nr</strong>. 46<br />

<strong>Nr</strong>. 47<br />

<strong>Nr</strong>. 48<br />

<strong>Nr</strong>. 49<br />

<strong>Nr</strong>. 50<br />

<strong>Nr</strong>. 51<br />

<strong>Nr</strong>. 53<br />

<strong>Nr</strong>. 54<br />

<strong>Nr</strong>. 57<br />

<strong>Nr</strong>. 58<br />

<strong>Nr</strong>. 59<br />

<strong>Nr</strong>. 60<br />

<strong>Nr</strong>. 61<br />

<strong>Nr</strong>. 62<br />

<strong>Nr</strong>. 63<br />

<strong>Nr</strong>. 64<br />

<strong>Nr</strong>. 65<br />

<strong>Nr</strong>. 66<br />

<strong>Nr</strong>. 67<br />

<strong>Nr</strong>. 68<br />

<strong>Nr</strong>. 69<br />

<strong>Nr</strong>. 70<br />

Vorname / Name<br />

Straße / Hausnummer<br />

PLZ Ort<br />

Land<br />

Telefonnummer für Rückfragen<br />

IBAN<br />

<br />

ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein<br />

BIC<br />

Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin,<br />

Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 den Bestellpreis<br />

von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir gesondert mitgeteilt.<br />

Datum, Unterschrift<br />

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />

schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.


ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />

Als ich erfahren habe, dass in der aktuellen Ausgabe von<br />

Frankreich erleben ein Artikel dem Baskenland gewidmet<br />

ist, kam mir sofort der Gedanke, das Rezept des berühmtesten<br />

Kuchens dieser Region, des Gâteau basque, mit<br />

Ihnen zu teilen. Dieser Kuchen, den man in quasi allen<br />

baskischen Restaurants und in vielen Konditoreien findet,<br />

ist oben knusprig und innen weich. Es gibt ihn in zwei<br />

Varianten: gefüllt mit Konditorcreme oder mit Konfitüre<br />

aus Schwarzkirschen. Ich persönlich bevorzuge die erste Variante und<br />

werde Ihnen diese deshalb vorstellen. Selbstverständlich können Sie jederzeit<br />

die Konditorcreme durch eine gute Schwarzkirschkonfitüre ersetzen.<br />

Gâteau basqueFür 6-8 Personen<br />

Zubereitungszeit: etwa 45 Minuten<br />

Backzeit: 30 Minuten<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Zutaten für den Teig:<br />

200 g Butter<br />

400 g Mehl<br />

2 Eier<br />

4 Eigelbe<br />

200 g Kristallzucker<br />

½ Pck. Backpulver<br />

1 Prise Salz<br />

Zutaten für die Creme:<br />

½ l Vollmilch<br />

50 g Mehl<br />

1 Ei<br />

2 Eigelbe<br />

120 g Streuzucker<br />

2 EL brauner Rum<br />

1 Vanilleschote<br />

Zubereitung des Teiges:<br />

•<br />

Weiche Butter, 2 Eier und 3<br />

Eigelbe, Kristallzucker, gesiebtes<br />

Mehl, Backpulver und Salz in einer<br />

Schüssel mischen und von Hand<br />

so lange kneten, bis ein homogener<br />

Teig entstanden ist, der nicht mehr<br />

klebt. Daraus eine Kugel formen.<br />

• Den Teig in Frischhaltefolie wickeln<br />

und im Kühlschrank mindestens<br />

eine halbe Stunde ruhen lassen.<br />

Zubereitung der Creme:<br />

•<br />

Zucker, Ei und 2 Eigelbe zusammen<br />

in einer Rührschüssel so<br />

lange schlagen, bis eine schaumige<br />

Mischung entsteht. Das gesiebte<br />

Mehl unter ständigem Rühren<br />

nach und nach einarbeiten.<br />

• Vanilleschote der Länge nach<br />

aufschneiden und das Mark auskratzen.<br />

Die Milch mit der Schote<br />

und dem Mark in einem Topf zum<br />

Kochen bringen. Vanilleschote<br />

entnehmen, die Hälfte der Milch<br />

unter ständigem Rühren nach und<br />

nach zur Zucker-Ei-Mischung<br />

geben. Anschließend diese Masse<br />

wieder zurück in den Topf zur restlichen<br />

Milch leeren. Bei mittlerer<br />

Hitze unter ständigem Rühren<br />

(mit einem Holzlöffel) so lange<br />

kochen, bis die Creme eindickt.<br />

• Den Topf vom Herd nehmen und<br />

den braunen Rum hinzufügen.<br />

• Die Creme in eine Schüssel<br />

füllen, mit Frischhaltefolie<br />

abdecken und bei Zimmertemperatur<br />

abkühlen lassen.<br />

Fertigstellung des Kuchens<br />

•<br />

Eine Kuchenform mit einem<br />

Durchmesser von 22 cm einfetten<br />

und mit Mehl bestäuben.<br />

• Den Teig aus dem Kühlschrank<br />

nehmen, nochmals leicht durchkneten<br />

und in zwei Hälften<br />

teilen, wobei ein Teil etwas größer<br />

sein sollte. Beide Teighälften 4<br />

bis 5 mm dick ausrollen. Eine<br />

Teigplatte sollte den Durchmesser<br />

der Kuchenform haben, die<br />

zweite etwa 2 cm größer sein.<br />

• Mit der größeren Teigplatte<br />

Boden und Rand der Kuchenform<br />

auskleiden.<br />

• Die abgekühlte Creme<br />

auf den Teig geben.<br />

• Die zweite Teigplatte darauflegen<br />

und die Teigränder der beiden Platten<br />

mit angefeuchteten Fingern zusammendrücken.<br />

Den Kuchen oben<br />

mit dem restlichen Eigelb bestreichen<br />

und die Oberfläche mit den<br />

Zinken einer Gabel einritzen. Anschließend<br />

den Teig mit einer Messerspitze<br />

ein paar Mal einstechen.<br />

• Rund 30 Minuten bei 180° C<br />

im vorgeheizten Backofen<br />

backen. Der Kuchen sollte<br />

eine goldgelbe Farbe haben.<br />

• Aus dem Ofen nehmen und<br />

vollständig abkühlen lassen.<br />

Idealerweise lässt man den<br />

Kuchen einen Tag stehen, er<br />

schmeckt dann noch besser.<br />

• Ich persönlich mag gerne einen<br />

kühlen Cidre brut als Begleiter<br />

zum Gâteau basque. Guten Appetit<br />

und einen schönen <strong>Sommer</strong>!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 91


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (21)<br />

Herbes de Provence<br />

Haben Sie auch bereits einmal in einem französischen<br />

Supermarkt im Gewürzregal nachdenklich<br />

einen Beutel oder ein Glas mit der<br />

Aufschrift Herbes de Provence betrachtet? Wenn es ein<br />

verbreitetes Konsumgut gibt, das die Anziehungskraft<br />

Frankreichs widerspiegelt, dann ist es dieses! Selbst im<br />

Supermarkt stimmt uns bereits der Name träumerisch:<br />

Vor unserem inneren Auge entsteht das Bild eines<br />

schönen <strong>Sommer</strong>tages, mit dem Zirpen der Zikaden<br />

im Gebüsch, einer Boulepartie, einem Aperitif unter<br />

einem schattigen Baum und dem leckeren Geruch von<br />

gegrilltem Gemüse oder Fleisch, das, bestreut mit den<br />

berühmten Kräutern, gerade auf dem Grill vor sich hin<br />

brutzelt … Da stehen die Chancen gut, dass man der<br />

Versuchung nicht widerstehen kann – gar nicht erst<br />

widerstehen will – und das besagte Produkt in den<br />

Einkaufswagen legt.<br />

Doch zu Hause angekommen stellt man dann<br />

oft fest, dass die Realität stark von der Vorstellung<br />

abweicht und sowohl Geschmack als auch Geruch<br />

der erstandenen Kräuter weit von den Erwartungen<br />

entfernt sind. Enttäuschung macht sich breit. Wo ist<br />

der verführerische, kräftige Duft der provenzalischen<br />

Garrigue geblieben? Und wo der dieser Mischung so<br />

eigene Geschmack? Bereits das Aussehen vieler Herbes<br />

de Provence erinnert in Wirklichkeit eher an einen<br />

eingetrockneten Kräutertee oder an eine pulvrige<br />

Melange fader Gewürze. Doch halt! Entströmt dem<br />

Ganzen nicht doch ein vager Hauch von Provence?<br />

Allerdings eher einer « Provence im Sonderangebot »,<br />

einer Provence, der wohl die Sonne fehlte.<br />

« Willkommen in unserer modernen Welt », könnte<br />

man da sagen. Einer Welt, in der die Bezeichnung<br />

Herbes de Provence weder eine Garantie für Herkunft<br />

und Zusammensetzung noch für Qualität darstellt.<br />

Es ist relativ unbekannt, dass Herbes de Provence in<br />

Frankreich kein geschützter Begriff ist. Im Gegensatz<br />

zum Camembert de Normandie oder dem Porcelaine de<br />

Limoges lässt der Name Herbes de Provence weder auf<br />

einen geografischen Ursprung noch auf eine besondere<br />

Rezeptur schließen. Insofern steht es jedem frei,<br />

eine Gewürzmischung herzustellen – egal wo auf der<br />

Welt – und sie unter diesem « Allerweltsnamen » zu<br />

verkaufen. Die Folge: Schätzungsweise knapp 90 %<br />

der heute als Herbes de Provence verkauften Kräuter<br />

werden in Nordafrika, Spanien, Osteuropa (vor allem<br />

in Albanien und Polen) hergestellt und haben keinerlei<br />

Beziehung zur Provence.<br />

Abgesehen davon, dass die Konsumenten dadurch<br />

getäuscht werden, leidet vor allem die Qualität darunter.<br />

Wissenschaftliche Studien sind sich darin einig,<br />

dass der Geschmack getrockneter Gewürzpflanzen<br />

vom Gehalt an ätherischem Öl abhängt. Je nach<br />

Herkunft der verarbeiteten Kräuter schwankt dessen<br />

Konzentration jedoch zwischen 0,5 und 3 %. Ausschlaggebend<br />

dafür sind vor allem der Boden und das<br />

Klima. Bei Kräutern aus der Provence liegt der Gehalt<br />

an ätherischem Öl aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung<br />

sehr hoch. Darüber hinaus sind auch die<br />

Techniken zum Trocknen unterschiedlich. Während<br />

die Kräuter in osteuropäischen Ländern auf dem Feld<br />

in der Sonne getrocknet werden (was zur Folge hat,<br />

dass das Produkt verbrennt und einen Großteil von<br />

Farbe und Aroma verliert), sind die Betriebe in der<br />

Provence in der Regel mit einem Trockenraum ausgestattet,<br />

in dem der Prozess allmählich und homogen<br />

verläuft.<br />

Um den Fortbestand der « echten » Herbes de Provence<br />

zu sichern und den Konsumenten Klarheit zu<br />

verschaffen, haben sich die provenzalischen Produzenten<br />

zusammengeschlossen und 2003 ein Gütesiegel<br />

kreiert: Das sogenannte Label Rouge garantiert, dass<br />

die im Pflichtenheft definierten Anforderungen eingehalten<br />

wurden. Vorgeschrieben sind, neben Farbe,<br />

Korngröße und Zusammensetzung, zum Beispiel eine<br />

umfassende Rückverfolgbarkeit der Kräuter sowie ein<br />

bestimmter Gehalt an ätherischem Öl. Solche Herbes<br />

de Provence müssen vor allem eine bestimmte Rezeptur<br />

einhalten, die genau 19 % Thymian, 27 % Oregano,<br />

27 % Bohnenkraut und 27 % Rosmarin vorsieht.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Insofern garantiert das Label Rouge dem<br />

Produkt eine konstante Qualität. Allerdings ist<br />

durch das Gütesiegel keine spezifische Herkunft<br />

gesichert. Um diesem Umstand abzuhelfen, schreiben<br />

die Produzenten jedoch das Vorhandensein<br />

einer bestimmten Thymianart vor, die durch die<br />

provenzalische Sonne einen besonders hohen<br />

Gehalt an Carvacrol erhält. Dies ist in gewisser<br />

Weise eine Garantie dafür, dass zumindest dieses<br />

Gewürz aus der « echten Garrigue » stammt, eine<br />

Garantie für die typisch provenzalische Identität<br />

mit einem intensiven Duft und einem kräftigen<br />

Aroma. Auf diese schlaue Art konnte man also<br />

das Rezept mit dem Herkunftsgebiet verknüpfen!<br />

In Zukunft sollten wir uns also genau ansehen,<br />

welche Kräuter wir kaufen, was letzten<br />

Endes gar nicht so schwer ist: Man muss nur<br />

Herbes de Provence kaufen, die das Label Rouge<br />

tragen. Dieses Gütesiegel garantiert die traditionelle<br />

Mischung und den provenzalischen Ursprung<br />

– zumindest was einen der Bestandteile,<br />

nämlich den Thymian – angeht. Und auch die<br />

Optik ist ein Erkennungsmerkmal: Solche Kräutermischungen<br />

enthalten weder Stiele noch fein<br />

gemahlenes Pulver, die Blätter sind klar erkennbar,<br />

der Geruch ist kräftig und unverwechselbar.<br />

Erhältlich sind solche Herbes de Provence in Feinkostgeschäften<br />

und Supermärkten.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem<br />

französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />

Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />

Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des<br />

loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à<br />

prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten<br />

der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />

Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von<br />

Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches<br />

(<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69) und das<br />

Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 93


KULTURSCHOCK<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Jede Stadt hat ihr Ereignis: Cannes das Filmfestival,<br />

Angoulême das Comicfestival, Monaco den Grand<br />

Prix, Le Mans das 24-Stunden-Rennen, Paris die<br />

Fashion Week, Straßburg den Weihnachtsmarkt … Da<br />

darf Bordeaux natürlich nicht zurückstehen und veranstaltet<br />

ebenfalls ein alljährlich wiederkehrendes Spektakel: die<br />

traditionelle Semaine des Primeurs Anfang April. Jedes Jahr<br />

treffen sich in der Hauptstadt der Gironde sowie in den<br />

renommiertesten Weingütern an den Ufern der Garonne<br />

aus diesem Anlass knapp 6000 Experten aus der ganzen<br />

Welt, um den jüngsten Jahrgang der Bordeauxweine zu<br />

verkosten.<br />

In dieser zugegebenermaßen etwas verrückten Woche<br />

werden alle Orte gestürmt, die sich in Bordeaux für prestigeträchtige<br />

Degustationen eignen. Von den Räumen mit<br />

den immens hohen vergoldeten Decken der Oper, über die<br />

Säle des Museums für zeitgenössische Kunst (CAPC) mit<br />

ihren grandiosen Gewölben, bis hin zu den riesigen Veranstaltungsräumen<br />

im Palais de la Bourse am gleichnamigen<br />

Platz mit dem berühmten Wasserspiegel: Jahr für Jahr<br />

wird alles in Beschlag genommen.<br />

Ohne eine Reservierung lange im Voraus – und die<br />

Bereitschaft, dafür tief in die Tasche zu greifen! – braucht<br />

man gar nicht daran zu denken, in dieser Zeit ein Hotelzimmer<br />

oder einen Tisch in einem Restaurant zu bekommen.<br />

Während der Zeit der Primeurs ist Bordeaux<br />

regelrecht in der Hand von Fachleuten in Sachen Wein.<br />

Einkäufer, Importeure, Weingroßhändler, Gastronomen<br />

und natürlich Journalisten aus der ganzen Welt<br />

absolvieren dann einen richtiggehenden Marathon und<br />

arbeiten sich – immer begleitet von einem kleinen Notizbuch<br />

– durch eine Verkostung nach der anderen.<br />

Die Glücklichsten darunter – besonders natürlich die<br />

Einflussreichsten – werden zu den renommiertesten Dégustations<br />

eingeladen, zu denen der Grands Crus Classés.<br />

Für diese « Happy Few » öffnen die Chateaux ihre Türen<br />

und scheuen weder Kosten noch Mühen: Abgesehen von<br />

der Verkostung – die in einer nahezu religiösen Andacht<br />

abläuft – wartet ein leckeres Buffet oder sogar ein ausgezeichnetes<br />

Mittag- beziehungsweise Abendessen auf den<br />

erlesenen Kreis der Auserwählten.<br />

Zugegeben: Diese Proben sind für die Winzer und Besitzer<br />

der jeweiligen Weingüter ein entscheidendes Ereignis.<br />

Rund 200 Châteaux verkaufen auf diese Weise früher<br />

als üblich einen Großteil ihrer Produktion – manchmal<br />

sogar die gesamte – und sichern sich damit bereits die<br />

zukünftigen Einnahmen. Mengenmäßig entspricht dies<br />

zwar nicht einmal 5 % der in Bordeaux produzierten Weine,<br />

die internationale Ausstrahlung ist jedoch unglaublich.<br />

Die weltweit einzigartige Besonderheit dieser Region, einen<br />

Wein ungefähr ein bis zwei Jahre VOR der Flaschenabfüllung<br />

zu vermarkten, kann für einen Weinliebhaber<br />

ein echter Kulturschock sein. Während dieser Semaine des<br />

Primeurs wird in Bordeaux vor allem eine gehörige Portion<br />

an Vorstellungskraft verkauft, wie sie wohl nur die besten<br />

Verkoster besitzen: die Gabe vorherzusehen, wie sich<br />

ein ganz junger Wein in den nächsten Jahren entwickeln<br />

wird, und – vielleicht vor allen anderen – einen « großen »<br />

Jahrgang zu erahnen.<br />

Angesichts der Tatsache, dass sich die ganze Welt hier<br />

ein Stelldichein gibt, könnte man also erwarten, dass bei diesen<br />

Weinproben verschiedene Kulturen aufeinanderprallen.<br />

Es läge nahe, dass die Menschen, je nach ihrer Herkunft und<br />

ihren Gewohnheiten, ganz unterschiedliche Herangehensweisen<br />

an eine solche Verkostung haben und die Reaktionen<br />

auf diese Primeurs daher ganz unterschiedlich sind. Welch<br />

eine Enttäuschung, wenn man dann feststellt, dass eine<br />

solche Jungweinverkostung anscheinend einer international<br />

gültigen Norm unterliegt. Egal ob Franzose, Deutscher,<br />

Amerikaner, Chinese, Japaner oder Australier: Zunächst betrachtet<br />

man würdevoll den Wein im Glas, atmet die « erste<br />

Nase » ein, schwenkt dann den Inhalt leicht im Glas, um die<br />

« zweite Nase » zu entdecken, bevor man das edle Getränk<br />

im Mund am Gaumen rollt, etwas Luft einsaugt, um es zum<br />

Schluss so elegant wie möglich in den für diesen Zweck bereitgestellten<br />

Napf auszuspucken. Bei manchmal mehr als 50<br />

zu verkostenden Weinen pro Tag ist dies auch wirklich empfehlenswert<br />

… Nur wenige Sekunden also, und das Urteil<br />

ist gebildet. Trotz der unterschiedlichen Sprachen ist schnell<br />

klar, dass alle von Attributen wie « Frische », « Eleganz », « Finesse<br />

», « Tiefe » und « Charakter » sprechen … Begriffe, die<br />

dann sorgfältig im kleinen Notizbuch eingetragen werden.<br />

Ganz Fortschrittliche benutzen dafür heute auch ein Tablet.<br />

« Ist es Ihnen auch aufgefallen? Im Grunde ist es sehr<br />

traurig », flüstert uns eine Verkosterin aus Singapur in<br />

perfektem Französisch zu. « Man könnte fast vergessen,<br />

dass man etwas ganz und gar Angenehmes und Erfreuliches<br />

probiert. Alles läuft so mechanisch ab … », fährt sie<br />

fort. « Daran ist Robert Parker schuld », stößt ein anderer<br />

Nachbar, ein französischer Weingroßhändler, hervor.<br />

« Mit seiner Art, jeden Wein mit maximal 100 Punkten<br />

zu bewerten, spielt er hier in Bordeaux die erste Geige.<br />

Fazit? Jeder denkt nur an diese Note. Im Übrigen halten<br />

sich alle inzwischen für Parker und vergeben für die Weine<br />

in ihrem Notizbuch ebenfalls Noten! Dabei vergessen<br />

sie völlig, über den Wein als solchen zu reden … » Bei<br />

diesen Worten mischt sich noch ein weiterer Teilnehmer<br />

in das Gespräch ein. In diesem Fall ist es ein Amerikaner.<br />

« Nun, immerhin hat Parker verdammt viel dazu beigetragen,<br />

dass die Preise der Bordeauxweine gestiegen sind.<br />

Die Winzer hier müssten ihm im Grunde genommen<br />

dankbar sein … » Ein Franzose, der offensichtlich der Unterhaltung<br />

zugehört hat, dreht sich erstaunt über derartige<br />

Äußerungen in einer so gedämpften Atmosphäre um: « Er<br />

hat uns vor allem klar gemacht, dass letztendlich nicht der<br />

Geschmack des Weines ausschlaggebend ist, sondern das<br />

Gesetz von Angebot und Nachfrage! » Und wenn dies der<br />

eigentliche Kulturschock ist? Die Tatsache, dass ein Wein<br />

– mag er noch so erlesen sein – plötzlich offen als Ware<br />

eingestuft wird?<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 95


LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

Liebes Team von Frankreich erleben,<br />

voller Begeisterung und Neugier<br />

habe ich damals in Ihrer ersten<br />

Ausgabe die Reportage über die<br />

Gewächshäuser von Auteuil in Paris<br />

gelesen. Das war Anfang 2006. Ich<br />

wollte unbedingt einmal dorthin,<br />

doch nie hatte sich dafür bisher eine<br />

Gelegenheit ergeben. Im Herbst<br />

2018 war es dann endlich soweit: Ich<br />

war fünf Tage in Paris und habe einen<br />

davon in den « Serres d’Auteuil »<br />

verbracht!<br />

Ich lasse mich an diesem Tag<br />

treiben und genieße die Ruhe mitten<br />

in Paris – bei Sonnenschein<br />

und wunderbarer Herbstluft. Die<br />

« Serres d’Auteuil » sind ein wahrhaft<br />

zauberhafter Ort. Während<br />

ich die unterschiedlichen Pflanzen<br />

und Eindrücke fotografisch festhalte,<br />

sehe ich plötzlich eine Frau<br />

vor dem Farn-Gewächshaus stehen.<br />

Ich stocke einen Moment und hole<br />

die erste Ausgabe von Frankreich<br />

erleben aus meinem Rucksack. Kein<br />

Zweifel, die Frau vor mir ist Christine<br />

Potrel, die Sie damals interviewt<br />

hatten. Vorsichtig spreche ich sie an.<br />

Sie ist etwas überrascht. Als ich ihr<br />

von Frankreich erleben erzähle und<br />

ihr den Artikel zeige,<br />

lacht sie. Wir kommen<br />

ins Gespräch.<br />

Christine erzählt mir<br />

von « ihren » Farnen<br />

und führt mich durch<br />

« ihr » Gewächshaus,<br />

um das sie sich voller<br />

Hingabe kümmert.<br />

Es war eine besondere<br />

Begegnung, die auch<br />

noch nach meinem<br />

Besuch in den « Serres<br />

d’Auteuil » nachklingt<br />

(wir schreiben uns<br />

seitdem) und mir bei jeder Erinnerung<br />

daran ein Lächeln auf die Lippen<br />

zaubert.<br />

Auch ich werde wiederkommen<br />

– ganz bestimmt!<br />

Bien amicalement,<br />

Nadine Zeidler<br />

P. S.: Anbei ein Foto von meinem<br />

Besuch.<br />

Redaktion:<br />

Liebe Frau Zeidler,<br />

herzlichen Dank für Ihre E-Mail, die<br />

uns sehr berührt. Auch wir erinnern<br />

uns noch gut an diese Reportage in der<br />

ersten Ausgabe von Frankreich erleben.<br />

Daher freut es uns<br />

umso mehr, dass<br />

Sie diesen überaus<br />

angenehmen Ort<br />

ebenfalls geschätzt<br />

haben.<br />

Liebe Chantal,<br />

ich habe schon<br />

viele Ihrer Rezepte<br />

ausprobiert<br />

und dann auch<br />

weitergegeben,<br />

wenn meine Gäste<br />

begeistert waren. Wir machen oft in<br />

verschiedenen Gebieten Frankreichs<br />

mit Freunden Urlaub (dieses Jahr<br />

geht‘s wieder einmal an die Loire),<br />

und da kommen französische Rezepte<br />

gerade recht. In der letzten<br />

Ausgabe hat mich das Rezept Tourte<br />

printanière aux champignons de Paris<br />

sofort angelacht, und ich habe<br />

es gestern ausprobiert. Unser Gast<br />

konnte nicht genug bekommen, und<br />

auch mein Mann und ich fanden es<br />

superlecker. Anbei ein Bild meiner<br />

« Kochkunst ».<br />

Ich freue mich auf weitere leckere<br />

Rezepte und grüße Sie herzlich aus<br />

Baden-Württemberg, Deutschland.<br />

Ihre Brigitte Schmidt<br />

Chantal:<br />

Liebe Frau Schmidt,<br />

Ihre Nachricht freut mich sehr! Was ist<br />

schöner, als ein Rezept, das man mag,<br />

mit Freunden zu teilen? Ich bin begeistert,<br />

dass diese Tourte allen geschmeckt<br />

hat. Wenn ich das Foto ansehe, dann ist<br />

sie Ihnen aber auch wunderbar gelungen.<br />

Sie sieht fantastisch aus! Dies ist<br />

eine echte Motivation für mich, meine<br />

Rezepte weiterhin mit den Lesern von<br />

Frankreich erleben zu teilen!<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de · Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


… den <strong>Sommer</strong> à la française<br />

Jedes Jahr, wenn die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, komme<br />

ich um eine amüsante Feststellung nicht umhin: Von Cherbourg bis Perpignan und<br />

von Brest bis Straßburg scheinen die Franzosen im <strong>Sommer</strong> ganz bestimmte Gewohnheiten<br />

anzunehmen. Man hat den Eindruck, als sei jeder im « <strong>Sommer</strong>modus<br />

» und würde damit instinktiv « anderen sozialen Regeln » folgen, die zwar nirgendwo<br />

geschrieben stehen, die aber im Hexagon jeder kennt. Einige sind richtig<br />

lustig. Nachfolgend ein Überblick über die wichtigsten, die mir aufgefallen sind.<br />

Ich bin im Urlaub entweder « Juillettiste » oder « Aoûtien »:<br />

Was den Urlaub angeht, sind die Franzosen eindeutig in zwei<br />

Lager gespalten, die einen fahren im Juli weg, die anderen im<br />

August. Es ist unnötig, zu versuchen, jemanden von seiner<br />

Gepflogenheit abzubringen, denn Jahr für Jahr entscheidet sich<br />

jeder gewohnheitsmäßig wieder für denselben Zeitraum. Juli<br />

oder August? Jeder muss in dieser Frage Stellung beziehen.<br />

Ich akzeptiere die traditionellen Staus durch gleichzeitig<br />

anreisende und abreisende Urlauber: Jedes Kind in<br />

Frankreich weiß, dass am ersten Augustwochenende am<br />

meisten auf den französischen Straßen los ist. Der Grund<br />

liegt darin, dass an diesem Wochenende die Juillettistes<br />

nach Hause zurückkehren, während die Aoûtiens in den<br />

Urlaub starten. Man spricht in Frankreich von Chassé-croisé.<br />

Obwohl die Tatsache allgemein bekannt ist und dieses Wochenende<br />

als « schwarzes Wochenende » eingestuft wird,<br />

erreichen die Staus regelmäßig Rekordlängen. Als ob die<br />

Franzosen sich letztendlich damit abfinden würden …<br />

Ich lasse Paris ausgestorben zurück: Im August, vor<br />

allem ab dem 10. des Monats, scheinen die Pariser aus der<br />

Hauptstadt zu flüchten. Zu keinem anderen Zeitpunkt<br />

des Jahres sind die Straßen so ausgestorben und ruhig.<br />

Die Stadtverwaltung verzichtet dann sogar bei nicht überdachten<br />

Parkplätzen auf die Parkgebühren. Ein Segen<br />

für alle, die Paris ohne Stress entdecken möchten.<br />

Ich begnüge mich mit den abgedroschenen <strong>Sommer</strong>themen<br />

der Magazine: Die französischen Magazine titeln<br />

im <strong>Sommer</strong> unweigerlich immer mit denselben zeitlosen<br />

Themen (die im Übrigen als Marronniers bezeichnet werden):<br />

« Jahrhundertkrankheit Rückenschmerzen », « Immobilienpreise<br />

in Frankreich », « Die Gehälter von leitenden<br />

Angestellten », « Philosophie kann alle Übel heilen » …<br />

Als ob die aktuellen Vorkommnisse eine <strong>Sommer</strong>pause<br />

einlegen würden! Darüber hinaus quellen diese Magazine<br />

von « Psychologietests des <strong>Sommer</strong>s » nur so über, bei denen<br />

man rund zwanzig Fragen beantworten muss, um zu wissen,<br />

« welcher Verführertyp » man ist oder ob man « Angst vor der<br />

Zukunft » hat. Die Franzosen sind ganz verrückt danach!<br />

Ich merke mir den aktuellen <strong>Sommer</strong>hit: Man könnte<br />

meinen, dass sich die französischen Radiosender im <strong>Sommer</strong><br />

abstimmen, welche eingängige Melodie den Menschen nicht<br />

mehr aus dem Kopf gehen soll. Ob « Born to be alive » von<br />

Patrick Hernandez (1979) oder « Lambada » von Kaoma<br />

(1989), « Macarena » von Los Del Rio (1996) oder « Sur ma<br />

route » von Black M (2014): Man scheint alles dafür zu tun,<br />

dass ganz Frankreich auf denselben Song tanzt – was die<br />

Franzosen stillschweigend und wohlwollend annehmen.<br />

Ich vergesse niemals die Kunst, alles zu feiern: Die<br />

Franzosen lieben es, im <strong>Sommer</strong> zu feiern! Dies beginnt mit<br />

dem großen Fest zu Ehren des Nationalfeiertages am 14.<br />

Juli, an dem landesweit die berühmten « Feuerwehrbälle »<br />

stattfinden. Doch Anlässe gibt es viele, so werden – zwischen<br />

Brauchtum und Tradition – unter anderem das Fête des<br />

Moissons (Erntefest), das Fête des cerises (Kirschfest), das Fête<br />

de la Musique (Musikfest) und die Nuit Blanche (schlaflose<br />

Nacht) begangen, um nur einige Beispiele zu nennen. Im<br />

Grunde genommen ist in allen Städten und Dörfern in dieser<br />

Zeit jeder Vorwand gut genug, um zusammenzukommen<br />

und gemeinsam ein paar schöne Stunden zu verbringen.<br />

Ich vernachlässige nicht die Kultur: Manche besuchen systematisch<br />

alle Museen, andere nehmen ein anspruchsvolles Buch<br />

mit an den Strand (das jedoch nicht zwangsläufig auch gelesen<br />

wird …) und wieder andere klappern die vielen <strong>Sommer</strong>musikfestivals<br />

ab (Solidays in Paris, Eurockéennes in Belfort, Vieilles<br />

Charrues in Carhaix, Francofolies in La Rochelle …): Franzosen<br />

lieben es, ihrem Urlaub eine kulturelle Note zu verleihen.<br />

Ich verzichte nicht auf Gaumenfreuden: Auch wenn man<br />

bekanntlich im <strong>Sommer</strong> mehr auf seine Linie achtet, als im<br />

Rest des Jahres, kommt es für Franzosen überhaupt nicht<br />

infrage, deswegen auf ein gutes Essen – und selbstverständlich<br />

den vorherigen Aperitif – mit Freunden zu verzichten. In<br />

diesem Fall werden große Salatteller aufgeboten: Salade niçoise<br />

(nach Nizzaer Art), Salade landaise (nach Landaiser Art), Salade<br />

au chèvre chaud (mit überbackenem Ziegenkäse) … Genug<br />

Möglichkeiten also, gemeinsam zu essen, und gleichzeitig<br />

zu kalorienreiche Mahlzeiten zu vermeiden. Raffiniert!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44<strong>71</strong>0<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Anzeigen Deutschland:<br />

Samuel Péchin<br />

Telefon Frankreich: + 33 (0)6 31 54 64 93<br />

spechin@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 17/<strong>2019</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2019</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />

unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.4: Serge Robin, Ajc Presse; P. Laplace, Office de tourisme d’Hendaye;<br />

Serge Robin, Ajc Presse; DR; Séverine Chupin, Musée des Nourrices et des<br />

enfants de l’Assistance publique • S.6: Marc Bertrand, Office du tourisme et<br />

des congrès de Paris; Images courtesy of VisitGuernsey, DR • S.7: Stanley<br />

Robotics, DR; Site officiel Christo and Jeanne-Claude: christojeanneclaude.<br />

net, DR • S.8: Les Petits Carreaux de Paris, DR; Pixabay • S.9: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.10: Serge Robin, Ajc Presse & Pixabay; Gwen Le Bras, Aéroports<br />

de Paris • S.11: Amaury Sport Organisation, DR • S.12-22 DR • S.23: Arte,<br />

DR • S.24: DR • S. 26-37: Serge Robin, Ajc Presse • S. 38-41: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.42: Serge Robin, Ajc Presse , exposition 2018 à la maison<br />

Gribaldi d’Evian, DR • S.43-45: Serge Robin, Ajc Presse • S.48: Alain Doire,<br />

Bourgogne-Franche-Comté Tourisme • S.49-50: Musée des Nourrices et des<br />

enfants de l’Assistance publique, DR • S.51: Alain Doire, Bourgogne-Franche-<br />

Comté Tourisme • S.52: Stéphane Jean-Baptiste, Conseil Départemental de la<br />

Nièvre; Séverine Chupin, Musée des Nourrices et des enfants de l’Assistance<br />

publique S.58:61: Relais Bernard Loiseau, DR • S.62-66: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.68-69: Serge Robin, Ajc Presse • S.70: P. Laplace, Office<br />

de tourisme d’Hendaye; Serge Robin, Ajc Presse • S.72-73: Gérard Rival,<br />

Ajc Presse • S.74-75: Serge Robin, Ajc Presse • S.76: Institut National de<br />

l’Audiovisuel, réalisation Patrick Le Gall, France 3 Limoges, DR • S.77: Serge<br />

Robin, Ajc Presse; Extraits de « L’Allemand qui a refusé de détruire Bordeaux »<br />

(Erwan Langeo, Bordeaux 40-44), DR • S.78: Serge Robin, Ajc Presse • S.81:<br />

Gérard Rival, Ajc Presse • S.82: Alain Lardière, Ajc Presse • S. 83: extraits de<br />

« Heimat, ein deutsches Familienalbum » (Nora Krug, Penguin Verlag) • S.<br />

84: extraits de « Heimat, ein deutsches Familienalbum » (Nora Krug, Penguin<br />

Verlag); Alain Lardière, Ajc Presse • S.85: extraits de « Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum » (Nora Krug, Penguin Verlag) • S.90-91: Nicole Cobac, Ajc<br />

Presse • S.93: CreativeCloud/ Ajc Presse, DR • S. 94-95: CreativeCloud/ Ajc<br />

Presse, DR • S.96: DR • S.97-98: Serge Robin, Ajc Presse.<br />

Wie immer ist diese letzte Seite die Gelegenheit,<br />

Ihnen bereits einige Hinweise auf die nächste<br />

Ausgabe von Frankreich erleben zu geben. Diese<br />

wird ab dem 20. August <strong>2019</strong> im Handel erhältlich<br />

sein beziehungsweise bereits eine Woche vorher<br />

bei allen Abonnenten im Briefkasten stecken.<br />

In der Herbstausgabe<br />

führen<br />

wir Sie im Jahr<br />

<strong>2019</strong> durch die<br />

Straßen und<br />

die Geschichte<br />

einer französischen<br />

Stadt, die<br />

im 17. Jahrhundert<br />

als eine « IDEALE STADT » angesehen<br />

wurde.<br />

Sie erfahren mehr<br />

über ein HAND-<br />

W E R K L I C H E S<br />

UND INDUSTRI-<br />

ELLES KNOW-<br />

HOW, das heute ein<br />

touristischer Anziehungspunkt<br />

ist.<br />

Sie tauchen mit uns in das<br />

Leben und die Traditionen<br />

einer Region ein, in der sich<br />

die STÖRCHE sehr gut<br />

auskennen.<br />

Und vieles mehr … Doch wir wollen an dieser<br />

Stelle noch nicht alles verraten …<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 72 - Herbst <strong>2019</strong><br />

Erscheint am 20. August <strong>2019</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />

Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />

atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />

mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />

Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />

finden werden.<br />

www.provence-living.fr

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