Nr. 62 - Frühling 2017
Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden ! Bretagne: Brest und Roscoff Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail
Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten
Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier
Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden !
Bretagne: Brest und Roscoff
Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs
Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail
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Naturharz, das sogenannte Benjoin (Benzoeharz) dazu<br />
nutzt, um die Luft in den Häusern zu verbessern. Dieses<br />
Harz stammt von einem Baum, der vor allem auf Laos<br />
wächst: dem Storaxbaum. Zurück in Paris befassen sie sich<br />
eingehender mit dieser Art der Desinfektion, entwickeln<br />
eine Rezeptur und erfinden eine Art der Produktpräsentation,<br />
mit der die Verbrennung von Benzoeharz einfacher<br />
wird. Der Geruch ist angenehmer, die Eigenschaften sind<br />
jedoch dieselben. Dies ist der Beginn eines großen Abenteuers.<br />
Die Rezeptur, die sich seit mehr als einem Jahrhundert<br />
nicht verändert hat, ist ein Geheimnis, das in der<br />
Fabrik in Montrouge nach wie vor sorgsam gehütet wird.<br />
Noch heute stellen dort rund ein Dutzend Angestellte auf<br />
handwerkliche Art und Weise pro Jahr etwa zwei Millionen<br />
dieser kleinen Heftchen her.<br />
Bekannt ist allerdings, dass die Herstellung des Armenischen<br />
Papiers einen nicht unerheblichen Aufwand<br />
darstellt: Von der Anlieferung des Benzoeharzes in Montrouge<br />
bis zur Fertigstellung eines solchen Heftchens<br />
vergehen ungefähr sechs Monate. Zunächst werden große<br />
Bogen eines dicken Fließpapiers in eine salzhaltige Lösung<br />
getaucht, um die spätere Verbrennung zu verlangsamen.<br />
Anschließend werden sie rund zwei Wochen lang<br />
an der frischen Luft getrocknet, bevor sie in ein Bad aus<br />
Benzoeharz und einer geheim gehaltenen Duftmischung<br />
getaucht werden. Danach kommen sie in Trockenöfen<br />
und müssen anschließend noch mehrere Monate lagern,<br />
damit sich der bei der Verbrennung von Papier d‘Armenie<br />
entstehende Duft noch verbessert. Schließlich werden die<br />
Bogen zugeschnitten und zu Heftchen verarbeitet.<br />
Das Papier d‘Armenie ist ein traditionelles Produkt,<br />
das vor 50 Jahren in nahezu allen französischen Haushalten<br />
zu finden war. Mit der Ausbreitung von Sprühdosen<br />
und Lufterfrischern für die Steckdose wäre es allerdings<br />
beinahe verschwunden. Seit einigen Jahren erfreut es sich<br />
jedoch wieder einer zunehmenden Beliebtheit. Einen<br />
Streifen des Papiers aus dem Briefchen zu nehmen, ihn<br />
wie eine Ziehharmonika zu falten, damit er langsamer verglimmt,<br />
ihn dann in ein Schälchen zu legen und an einem<br />
Ende anzuzünden ist heutzutage im Hexagon wieder in<br />
Mode gekommen. Für viele Franzosen ist dies ein kleines<br />
Ritual, mit dem sie eine echte Tradition weiterführen.<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen<br />
kleine Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />
(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>.<br />
58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60) und der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61)<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 89