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Nr. 62 - Frühling 2017

Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden ! Bretagne: Brest und Roscoff Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail

Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten
Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier
Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden !
Bretagne: Brest und Roscoff
Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs
Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail

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im Großraum Paris zum ersten Mal das Studio aufgestellt<br />

und den Fotoapparat in die Hand genommen habe, war<br />

ich ziemlich unsicher. Klar wollte ich meine Arbeit gut<br />

machen. Aber mir war<br />

unklar, wie das Ergebnis<br />

aussehen würde. Niemals<br />

werde ich Jonathan<br />

vergessen. Er war der<br />

erste Patient, dem ich im<br />

Rahmen des LOL Project<br />

begegnet bin. Er hat mir<br />

dann relativ schnell erzählt,<br />

dass ihm seit zwei<br />

Jahren nicht mehr zum<br />

Lachen zumute ist. Können<br />

Sie sich den Druck<br />

vorstellen? In diesem<br />

Moment wurde mir bewusst,<br />

welche Verantwortung<br />

ich mit dem Projekt<br />

übernommen hatte. Wir<br />

haben also die Fotosession<br />

begonnen und dabei über alles Mögliche gesprochen.<br />

Nach und nach hat sich ein Vertrauen entwickelt, aus<br />

dem schnell Vertrautheit wurde. Und dann ist Jonathan in<br />

Lachen ausgebrochen, und es ist mir gelungen, den einzigartigen<br />

Moment einzufangen. Seine Mutter, die ihn in<br />

der ganzen Zeit auch kein einziges Mal lachen sah, hat<br />

vor Glück geweint. Genau in diesem Augenblick wusste<br />

ich, dass der Beruf des Fotografen für mich wieder einen<br />

Sinn erhalten hatte und dass ich weitermachen musste:<br />

Ich war überzeugt davon, dass es möglich ist, jedem zu<br />

einer solchen Emotion zu verhelfen und diesen Moment<br />

festzuhalten.<br />

Wer kann sich heute in der LOL-Box vor Ihr Objektiv stellen?<br />

Welche wirtschaftliche Basis hat das Projekt?<br />

Krankenhäuser sind für uns nach wie vor prioritär. Es<br />

ist immer sehr bewegend, den Stolz und das Glück von<br />

Kranken, Pflegern und Krankenhauspersonal zu sehen,<br />

wenn sie hinterher die Fotowand betrachten, die wir ihnen<br />

hinterlassen. All dieses Lachen gibt Hoffnung und<br />

Lebensmut in einem oft traurigen Umfeld. Das Projekt<br />

steht jedoch allen offen. Es gibt kein Casting vorher. Die<br />

Menschen registrieren sich einfach auf der Website der<br />

Vereinigung. Da die Nachfrage enorm groß ist und ich<br />

nicht allen Wünschen nachkommen kann, wird ausgelost,<br />

wer zu einem Shooting eingeladen wird. Prinzipiell sind<br />

die Fotos immer kostenlos.<br />

Jedem steht es dann<br />

frei, sein Foto zu bezahlen<br />

und die Vereinigung<br />

so mit einem beliebigen<br />

Betrag zu unterstützen.<br />

Das ist aber keine Pflicht.<br />

Der wirtschaftliche Gesichtspunkt<br />

ist also nicht<br />

immer einfach: Allein in<br />

den ersten beiden Jahren<br />

mussten wir 300 000<br />

Euro investieren, um<br />

die Reisekosten zu den<br />

Krankenhäusern sowie<br />

die Mietkosten für Material<br />

und unverzichtbare<br />

Ausrüstung zu bestreiten.<br />

Niemand hat wirklich<br />

hinterfragt, wie wir das gemacht haben. Inzwischen haben<br />

wir ein Konzept für Unternehmen entwickelt. Und mit<br />

solchen « privaten » Shootings finanzieren wir die Reisen<br />

in die Krankenhäuser. Sobald wir einen Betrag von rund<br />

2500 Euro eingenommen haben, können wir ein Shooting<br />

in einem Krankenhaus organisieren.<br />

Was haben Sie aus dem LOL Project gelernt? Wohin wollen<br />

Sie das Projekt führen?<br />

Das Projekt hat mich als Fotograf darin bestätigt,<br />

dass die Begegnung mit der Person, die man fotografiert,<br />

zwangsläufig positiv ist, wenn man sich aufrichtig und offen<br />

gibt. Und unter diesen Voraussetzungen gelingt einem<br />

immer das schönste und treffendste Foto. Darüber hinaus<br />

habe ich entdeckt, dass es in unser aller Macht liegt, etwas<br />

Gutes zu tun, anderen Menschen Glücksmomente zu vermitteln,<br />

indem wir eine so simple Sache wie ein Lachen<br />

miteinander teilen. Es reicht aus, dass wir lernen, von Zeit<br />

zu Zeit wir selbst zu sein, loszulassen. Ich weiß nicht, wohin<br />

das führen wird. Aber das ist egal. Das Projekt ist für<br />

alle positiv, es macht glücklich. Umso besser! Ich glaube,<br />

ich habe die beste Möglichkeit gefunden, Menschen zu<br />

begegnen, indem ich sie einfach zum Lachen bringe …<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 77

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