Nr. 62 - Frühling 2017

UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass
Ein Blick ins Innere des Royal Palace und des Lounge Clubs.
hinaus zu wollen. Ich habe daher große Umbauarbeiten begonnen:
Wir haben alles erweitert, ein Gebäude mit 8000 m², einen
Saal mit 1000 Plätzen, zwei Restaurants mit 800 (Anm.
d. Red.: Le Majestic) beziehungsweise 160 Plätzen (Anm. d.
Red.: Le Versailles, gehobene Küche) und einen 500 m² großen
Küchenbereich geschaffen. »
So ist das aktuelle Royal Palace entstanden. Aufgrund
seiner Infrastruktur und der Besucherzahlen ist es nach
dem Moulin Rouge und dem Lido heute die drittgrößte
Music Hall in Frankreich. Das Besondere daran ist, dass
es sicherlich eines der wenigen Häuser mit einem solchen
Bekanntheitsgrad ist, das nicht in einer großen Stadt, sondern
mitten in einem winzigen Dorf umgeben von Feldern
liegt. Die geografische Lage war nicht immer einfach zu
vermitteln, wie Pierre Meyer erwähnt: « Als ich am Anfang
versuchte, internationale Ensembles zu überzeugen, hier in
Kirrwiller aufzutreten, dachten alle, dass sie in einer Scheune
spielen sollten. » Glücklicherweise hat der Ruf des Royal Palace
aufgrund der eingesetzten Mittel und der Qualität der
Shows schnell dazu beigetragen, hervorragende Künstler
zu überzeugen. Eine Revue im Royal Palace steht heute
einer Show in anderen großen Music Halls in nichts nach.
Im Gegenteil. Royal Palace, das steht für: 12 bis 13 Veranstaltungen
pro Woche während der Saison (von Anfang
September bis Anfang Juli); mehr als 130 Menschen, die
Tag für Tag im Einsatz sind; 40 Künstler; einen LED-
Bildschirm der neusten Technologie, der quasi einzigartig
auf der ganzen Welt ist; ein Ballett; ein deutsches (!) Orchester;
eine Show, die jährlich neu inszeniert wird, eine
Investition von rund 4 Millionen Euro verschlingt und für
die Pierre Meyer Künstler auf der ganzen Welt selektiert.
Diese erhalten jeweils Einjahresverträge, die denen der
Pariser Kabaretts in nichts nachstehen, denn einige von
ihnen erhalten mehr als 1000 Euro pro Abend … Kurz:
Royal Palace ist ein richtiggehendes Unternehmen!
Trotzdem fällt sofort auf, dass es Pierre Meyer gelungen
ist, den warmherzigen und familiären Geist des Ortes
zu bewahren. Er liebt es über alles – und macht es praktisch
bei jeder Veranstaltung – die Besucher zu begrüßen,
ihnen sein Universum zu zeigen, seine Vision von einer
Music Hall und nicht zuletzt seinen Traum mit ihnen zu
teilen. Dasselbe gilt für die Künstler: « Wir begrüßen uns
jeden Tag gegenseitig mit Küsschen », merkt Pierre Meyer lächelnd
an. « Natürlich ist es durchaus angenehm, den Girls ein
Küsschen zu geben, das will ich nicht leugnen! Aber darüber
hinaus ist das wichtig für die familiäre Atmosphäre, die allen
hier am Herzen liegt. » Geben wir es zu: Irgendwo anders
hätten wir das Gefühl, dass es nicht ehrlich gemeint ist
und wir würden eine solche Aussage zwangsläufig als
Marketing einstufen. In Kirrwiller ist dies jedoch nicht
der Fall, im Gegenteil. Das breite Lächeln und die herzliche
Begrüßung, mit denen uns der Herr des Hauses und
70 · Frankreich erleben · Frühling 2017