Nr. 62 - Frühling 2017
Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden ! Bretagne: Brest und Roscoff Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail
Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten
Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier
Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden !
Bretagne: Brest und Roscoff
Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs
Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
dann einen Parkplatz und ein Gebäude in einer Größenordnung,<br />
die für diesen Ort absolut unerwartet ist. Kein<br />
Zweifel, hier gibt es etwas, das all das übertrifft, was man<br />
von einem friedlichen, kleinen Dorf erwartet … Zu bestimmten<br />
Uhrzeiten und an bestimmten Wochentagen<br />
kann es sogar vorkommen, dass man in Kirrwiller im Stau<br />
steht!<br />
Will man der Sache auf den Grund gehen und verstehen,<br />
was hier vor sich geht, so begebe man sich am besten<br />
auf den kleinen Friedhof im Dorf. Hier befindet sich die<br />
letzte Ruhestätte von Lucie Meyer, geborene Adam (1922-<br />
2009). 1948 hat Lucie die schöne Auberge der Familie geerbt,<br />
eine Gaststätte, wie es damals in der Gegend viele<br />
gab. An diesem Ort konnte man gut und reichlich essen<br />
und auch ein Gläschen dazu trinken. Die junge Elsässerin<br />
sprühte jedoch vor Ideen und wollte das Vermächtnis nicht<br />
einfach unverändert weiterführen. Sie entwickelte also ein<br />
etwas moderneres Konzept und eröffnete ein Tanzlokal.<br />
Dieser innovative Ansatz machte sie in der Gegend auf einen<br />
Schlag berühmt. Das Lokal war ein voller Erfolg, bis<br />
in den 70er-Jahren Diskotheken in Mode und herkömmliche<br />
Tanzlokale aus der Mode kamen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt kam nun Pierre, der Sohn von<br />
Lucie ins Spiel. Nach einer etwas « schwierigen » Schulzeit,<br />
in deren Verlauf seine Eltern ihn sogar, wie er heute<br />
sagt, « bei den Pfarrern » einschreiben mussten, begann<br />
er im Alter von 14 Jahren im 25 Kilometer entfernten<br />
Niederbronn-les-Bains eine Ausbildung im dortigen Casino.<br />
In der Folge erwarb er an der Hotelfachschule in<br />
Straßburg sein Certificat d’Aptitude Professionnelle (Facharbeiterbrief)<br />
und absolvierte den Militärdienst in Hagenau,<br />
bevor er schließlich Catherine heiratete, eine junge Friseurin<br />
aus der nur 9 Kilometer von Kirrwiller entfernten<br />
« Großstadt » Pfaffenhofen (2800 Einwohner). Es hatte<br />
den Anschein, als sei sein Schicksal genau vorgezeichnet,<br />
als sei es seine Bestimmung, die Auberge der Familie zu<br />
übernehmen und sich dort um die Küche zu kümmern.<br />
Doch genau wie Lucie hatte auch Pierre größere Ambitionen,<br />
als es darum ging, in das kleine Familienunternehmen<br />
einzusteigen: Da das Tanzlokal nicht mehr « in »<br />
war, musste ein anderes Konzept her. Die Inspiration ließ<br />
nicht lange auf sich warten. Während seiner Ausbildung<br />
im Casino von Niederbronn-les-Bains hatte er mehrere<br />
Veranstaltungen besucht, die ihm gut gefallen hatten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 67