UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne Eindrücke aus dem Garten des Conservatoire Botanique National in Brest. Rund 60 Kilometer nordöstlich von Brest, in Roscoff, weckt ein anderer Garten unsere Aufmerksamkeit. Wie der Garten des Konservatoriums in Brest, so zeugt auch dieser von der engen Bindung zwischen den Bretonen und der Gartenwelt. Für ihn ist allerdings weder der Staat noch eine Gebietskörperschaft zuständig, sondern lediglich ein Verein mit knapp 100 Mitgliedern, von denen jedoch nur rund 10 den tatsächlichen Betrieb gewährleisten. Es sind passionierte Menschen, die es durch ihren Mut und ihre Willenskraft im Laufe der Jahre geschafft haben, aus einem kleinen Felsen am Meer einen der schönsten Gärten Frankreichs zu machen: Willkommen im Jardin exotique et botanique de Roscoff. « Das Grundstück am Fuß des Felsens direkt am Meer war früher unbebaut », erläutert uns Pierre Mechin, der Präsident des Vereins, während er uns einlädt, uns mit ihm an den Tisch im Gartenhaus zu setzen, das ihm zugleich als Büro dient. « Es war ein Ort, an dem Jugendliche ein Lagerfeuer machten, an dem sich Verliebte trafen. In den 80er-Jahren erwarb das Departement das Terrain, trat es aber schließlich wieder an die Stadt Roscoff ab. Diese wusste jedoch nicht so recht, was sie damit anfangen sollte. Es war in keiner Weise unterhalten und voller Brombeersträucher. Dann kamen eines Tages Daniel Person, ein reicher Hotelbesitzer, und sein Freund Louis Kerdilès, ein städtischer Gärtner, auf die Idee, den Felsen mit Blumen zu bepflanzen. Das taten sie dann, und die Pflanzen sind angewachsen. Also pflanzten sie noch mehr. Manche Pflanzen erhielten sie von Seeleuten aus der Gegend oder von Reisenden, die sie aus der ganzen Welt mitgebracht hatten. Und dann machten sie immer weiter. Nach und nach kauften sie weitere Parzellen dazu, die sie ebenfalls bepflanzten. So hat alles begonnen … » Für den Felsen in dieser idealen Lage war das eine unglaubliche Schicksalsfügung: Aus dem verlassenen Brachland ist durch die Willenskraft einiger leidenschaftlicher Bewohner heute ein einmaliger Vereinsgarten entstanden, dessen Ausmaß mit 16 000 m 2 zwar überschaubar ist, der aber eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen aus Australien, Südamerika, Südafrika und Neuseeland enthält. « Was soll ich sagen, es ist ganz erstaunlich, aber hier wächst fast alles! », sagt Pierre Mechin fast entschuldigend mit einem Lächeln, während wir aufbrechen, um diesen außergewöhnlichen Ort zu erkunden, an dem wie durch Zauberei mehr als 3500 verschiedene Spezies wachsen, von denen manche in ihrer ursprünglichen Heimat
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