Nr. 62 - Frühling 2017
Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden ! Bretagne: Brest und Roscoff Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail
Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten
Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier
Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden !
Bretagne: Brest und Roscoff
Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs
Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail
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ON REGARDE<br />
Drama<br />
Ein starkes Frauenporträt<br />
Nathalie (Isabelle Huppert) ist Philosophielehrerin an einem Pariser Gymnasium<br />
und führt ein ruhiges Leben, bis sie von ihrem Mann verlassen<br />
wird und entdeckt, dass er sie betrogen hat. Jetzt muss sie ihr Leben wieder<br />
ganz neu aufbauen. Man könnte meinen, dass ein Film mit einem solchen Drehbuch<br />
nichts Besonderes ist. Falsch! Die empfindsame Darstellung von Isabelle<br />
Huppert und die sensible Regie von Mia Hansen-Løve, die dafür in Berlin mit<br />
einem mehr als verdienten Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, ziehen einen unweigerlich<br />
in Bann.<br />
Alles was kommt • Frankreich, 2016, 138 min • Originaltitel: L’avenir • Ein Film<br />
von Mia Hansen-Løve mit Isabelle Huppert, André Marcon, Roman Kolinka<br />
u. a. • Sprachen: deutsch/französisch • Ab 10. März <strong>2017</strong> im Handel.<br />
Portrait<br />
Karl Marx einmal anders<br />
Drama<br />
Ein feinfühliger Blick auf ein<br />
aktuelles Thema<br />
Sich als Schriftsteller oder Regisseur an eine Persönlichkeit<br />
wie Karl Marx zu wagen, ist eine riskante Geschichte. Von<br />
allzu großer Nachsicht bis hin zu systematischer Kritik hat man<br />
diesbezüglich schon alles gesehen, nicht immer war es ein<br />
Erfolg. Der aus Haiti stammende, engagierte Schriftsteller und<br />
Regisseur Raoul Peck hat dagegen einen sehr persönlichen<br />
Film realisiert, der viel mehr als « nur eine Filmbiografie » ist: Für<br />
ihn geht es darum, « eine intellektuelle Geschichte, die auch<br />
unsere heutige Zeit noch betrifft, gefühlvoll zu vermitteln ».<br />
Dafür geht er nicht den klassischen Weg, indem er sich für<br />
die gereifte Persönlichkeit mit dem weißen Bart, die wir alle<br />
kennen, interessiert, sondern er zeichnet stattdessen auf<br />
ganz neuartige Weise das Porträt eines zornigen Mannes in<br />
dessen Jugendjahren zwischen 1843 und 1848. Man entdeckt<br />
einen jungen, spontanen, oft arroganten Menschen, der in<br />
Paris einen anderen jungen Mann trifft, der später ebenfalls<br />
berühmt wurde: Friedrich Engels. Gemeinsam wirken sie<br />
entscheidend an der Entstehung der Arbeiterbewegung mit.<br />
Ein etwas anderes Portrait, das zwar<br />
eine bestimmte Leidenschaft für die<br />
Person verrät, trotzdem aber einen<br />
unabdingbaren kritischen Geist<br />
bewahrt.<br />
Der junge Karl Marx • Frankreich-<br />
Deutschland-Belgien, 2016,<br />
118 min • Originaltitel: Le jeune Karl<br />
Marx • Ein Film von Raoul<br />
Peck mit August Diehl, Stefan<br />
Konarske, Vicky Krieps, Olivier<br />
Gourmet u. a. •<br />
Ab 2. März <strong>2017</strong> im Kino.<br />
Das Kino<br />
besitzt die<br />
Stärke, aktuelle<br />
Geschehnisse,<br />
seien sie<br />
auch noch so<br />
schrecklich,<br />
auf distanzierte<br />
und be sänftigende<br />
Art<br />
darzustellen.<br />
Es hat die Fähigkeit, Situationen manchmal aus einem<br />
menschlicheren Blickwinkel zu zeigen und dazu beizutragen,<br />
sie besser zu verstehen. Dies ist bei diesem Film der Fall,<br />
der treffend die Leiden und inneren Dramen beschreibt,<br />
die Familien durchleben, deren Töchter im Internet einen<br />
« Prinzen » kennenlernen, der sie rekrutiert und dazu überredet,<br />
im Namen eines Kampfes, dessen Tragweite sie gar nicht<br />
erfassen können, von heute auf morgen alles hinter sich zu<br />
lassen. Die gut dokumentierte Geschichte lässt uns in ein ganz<br />
aktuelles Thema eintauchen, das berührt und zu denken<br />
gibt. Einen großen Anteil daran haben die beiden jungen<br />
Schauspielerinnen, deren wunderschöne und glaubwürdige<br />
Darstellung uns, fern aller Vorurteile, von Anfang bis zum Ende<br />
in Atem hält. Großes Kino!<br />
Der Himmel wird warten • Frankreich, 2016, 90 min •<br />
Originaltitel: Le ciel attendra • Ein Film von Marie-Castille<br />
Mention-Schaar mit Sandrine Bonnaire, Noémie Merlant,<br />
Naomi Amarger u. a. • Ab 23. März <strong>2017</strong> im Kino.<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>