Nr. 68 - Herbst 2018

GUÉWEN A TESTÉ
Wie hoch sind (theoretisch) die Kosten?
Um Autofahrern im Pannenfall unliebsame Überraschungen
zu ersparen, werden die Tarife der Pannendienste
jährlich durch einen ministeriellen Erlass
genau festgelegt. Der aktuelle Erlass stammt vom
5. September 2017 und sieht vor, dass die Kosten für
die Intervention in Form einer Pauschale abgerechnet
werden. Dabei werden vier Arten unterschieden:
Pannenhilfe vor Ort: Im Falle einer kleineren Panne
ist dies die einfachste Möglichkeit. Die Reparatur wird
vor Ort durchgeführt. Die Leistung umfasst An- und
Abfahrt des Pannendienstes, die Reparatur bis zu einer
Dauer von 30 Minuten und kostet für ein Fahrzeug
mit einem zulässigen Gesamtgewicht unter 3,5 Tonnen
124,83 € inkl. MwSt.
Abschleppen des Fahrzeugs auf einen Rastplatz und
Pannenhilfe vor Ort: Die Leistung umfasst An- und
Abfahrt des Pannendienstes, die Zeit am Ort der Panne,
das Abschleppen auf einen Rastplatz sowie die Reparatur
vor Ort bis zu einer Dauer von 30 Minuten und kostet
124,83 € inkl. MwSt. für ein Fahrzeug mit einem zulässigen
Gesamtgewicht unter 1,8 Tonnen beziehungsweise
154,36 € inkl. MwSt. für ein Fahrzeug mit einem zulässigen
Gesamtgewicht zwischen 1,8 und 3,5 Tonnen.
Abschleppen des Fahrzeugs in die Werkstatt des
Pannendienstes: Die Leistung umfasst An- und Abfahrt
des Pannendienstes, die Zeit am Ort der Panne, das
Abschleppen des Pannenfahrzeugs in die Werkstatt des
Pannendienstes und kostet 124,83 € inkl. MwSt. für ein
Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht unter 1,8
Tonnen beziehungsweise 154,36 € inkl. MwSt. für ein
Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen
1,8 und 3,5 Tonnen.
Abschleppen des Fahrzeugs an einen vom Fahrzeugbesitzer
gewählten Ort: Die Leistung umfasst An- und
Abfahrt des Pannendienstes, die Zeit am Ort der Panne,
das Abschleppen des Pannenfahrzeugs an einen vom
Fahrzeugbesitzer gewählten Ort bis maximal 5 Kilometer
ab Verlassen der Autobahn und kostet 124,83 € inkl.
MwSt. für ein Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht
unter 1,8 Tonnen beziehungsweise 154,36 €
inkl. MwSt. für ein Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht
zwischen 1,8 und 3,5 Tonnen. Zusätzliche
Kilometer werden als Aufpreis verrechnet; der Preis wird
in diesem Fall vom Pannendienst selbst festgesetzt.
Und wie hoch sind die tatsächlichen Kosten?
Man sollte darauf gefasst sein, dass die tatsächlichen Kosten
durch einige « kleine Extras » die man besser kennen
sollte, schnell wesentlich höher liegen können. Am besten
ist es, wenn man die Panne an einem Werktag zwischen 8
und 18 Uhr hat, denn zwischen 18 Uhr abends und 8 Uhr
morgens sowie samstags, sonntags und feiertags erhöhen
sich die Kosten um 50 %. Zu berücksichtigen sind darüber
hinaus alle Leistungen, die nicht in der Pauschale enthalten
sind und demzufolge als Aufpreis verrechnet werden:
notwendige Ersatzteile, Arbeitszeit über die in der Pauschale
enthaltenen 30 Minuten hinaus (bei der Reparatur
vor Ort), Abschleppen weiter als 5 Kilometer ab der dem
Pannenort nächstgelegenen Autobahnausfahrt (sofern
das Fahrzeug nicht in die Werkstatt des Pannendienstes
gebracht wird). Die Preise dieser Leistungen können nach
Belieben festgelegt werden. Der Pannendienst ist allerdings
verpflichtet, diese Preise « sichtbar und lesbar » im
Einsatzfahrzeug anzuzeigen; zögern Sie im Zweifelsfall
nicht, danach zu fragen. Er muss zudem eine detaillierte
Rechnung über die erbrachten Leistungen ausstellen.
Man braucht auch gar nicht darauf zu hoffen, dass einem
die Autobahnbetreiber im Pannenfall ein Geschenk
machen und die Autobahngebühren erlassen: Verlässt der
Abschleppwagen die Autobahn über eine Ausfahrt für
Pannendienste und Servicefahrzeuge, muss der Autofahrer
die Autobahngebühren entsprechend der Fahrzeugklasse
und der Strecke direkt an den Pannendienst zahlen.
Haben Sie darangedacht, Ihre Versicherung
zu informieren?
Wenn der Pannendienst vor Ort das Problem diagnostiziert
hat, sollten Sie nicht vergessen, Ihre Versicherung
anzurufen. Diese kann Sie darüber informieren, welche
Kosten übernommen werden. Unter Umständen setzt Sie
sich auch direkt mit dem Pannendienst in Verbindung,
um die Übernahme bestimmter Kosten zu bestätigen
oder diesen damit zu beauftragen, das Fahrzeug in eine
bestimmte Vertragswerkstatt zu transportieren. Möglicherweise
kümmert sie sich auch um Ihre Rückreise.
Gibt es eine Alternative zur Notrufsäule?
Den französischen Autobahngesellschaften ist wohl
bewusst, dass das System der Notrufsäulen in Zeiten von
Smartphone & Co. etwas überholt und vor allem teuer
ist. Deshalb haben sie sich – mit Ausnahme der Betreiber
im Südwesten Frankreichs – zusammengeschlossen und
bieten eine kostenlose und einzigartige Applikation an,
die Sie am besten bereits vor Fahrtantritt herunterladen.
Im Falle einer Panne bringen Sie sich in diesem Fall
zunächst hinter der Leitplanke in Sicherheit und rufen
dann über die entsprechende Schaltfläche der App direkt
die Rettungsleitstelle an. Die Applikation übermittelt
dann automatisch die GPS-Daten. (App SOS Autoroute)
Ich hoffe nun aber, dass Sie die Informationen in diesem
Artikel gar nicht erst in der Praxis benötigen, und wünsche
Ihnen bei Ihrem nächsten Aufenthalt in Frankreich
eine pannenlose und vor allem unfallfreie Fahrt.
96 · Frankreich erleben · Herbst 2018