Nr. 68 - Herbst 2018

… was bei einer Panne auf einer
französischen Autobahn zu tun ist
Dies ist bereits der 30. (!) Artikel in dieser Rubrik, und aus diesem Anlass wollte ich ein eher
« leichteres » Thema anschneiden. Doch das Schicksal wollte es anders. Einige Wochen vor
Redaktionsschluss dieser Ausgabe war ich auf der Autobahn zwischen Bordeaux und Tours
unterwegs, als mein Auto plötzlich zu stottern begann und ich schließlich auf der Standspur
anhalten musste. Zwangsläufig « durfte » ich die Erfahrung machen, wie es ist, auf der Autobahn
eine Panne zu haben. Die gewonnenen Erkenntnisse möchte ich nun mit Ihnen teilen,
denn es ist immer sinnvoll, für den Fall der Fälle die spezifischen Vorschriften der französischen
Autobahnen zu kennen …
Was sind die wichtigsten Dinge bei einer Panne?
Eine Panne auf der Autobahn ist immer eine gefährliche
Situation, die ein besonders umsichtiges Verhalten erfordert.
Zunächst einmal sollte man auf dem Standstreifen
so weit rechts wie möglich anhalten – aber trotzdem
ausreichend Platz lassen, damit die Passagiere auf dieser
Seite aussteigen können – und die Warnblinkanlage
einschalten. Bereits seit 2008 ist es in Frankreich Pflicht,
dass der Fahrer in diesem Fall eine fluoreszierende
Warnweste anlegt, bevor er das Auto verlässt. Alle
Beifahrer müssen das Fahrzeug zwingend auf der der
Fahrbahn abgewandten Seite verlassen und sich einige
Meter hinter der Leitplanke in Sicherheit begeben.
Selbst bei Regen darf keine Person im Auto sitzen
bleiben. Der Fahrer muss in ausreichendem Abstand
vom Pannenfahrzeug ein Warndreieck (das ebenfalls seit
2008 zwingend mitgeführt werden muss) aufstellen.
Wen und wie benachrichtigen?
So erstaunlich das auch erscheinen mag, aber Pannenhelfer
darf man nicht mittels Handy rufen: Auf französischen
Autobahnen müssen die Notrufe zwingend von
einer der Notrufsäulen entlang der Autobahn abgesetzt
werden. Diese sind mit den entsprechenden Institutionen
(Autobahngesellschaften, Polizei, Gendarmerie …)
verbunden, und die Notrufe werden rund um die Uhr
entgegengenommen. Der Grund für diese Verpflichtung
liegt darin, dass die Säulen eine optimale GPS-Ortung
ermöglichen und den Hilfs- und Rettungsdiensten die
Arbeit erleichtern. Gut zu wissen: Die Notrufsäulen
befinden sich in einem Abstand von 2,5 Kilometern
und sind alle 500 Meter durch kleine Hinweisschilder
angezeigt. An der Notrufsäule muss man nur auf einen
Knopf drücken und ist sofort mit der Rettungsleitstelle
verbunden. Diese erfragt dann Angaben über den exakten
Standort des Fahrzeugs, die Automarke, die Farbe,
die Anzahl der Passagiere sowie die Art der Panne.
Wie lange dauert es, bis Hilfe eintrifft?
Die von der öffentlichen Hand und den Autobahnbetreibern
beauftragten Unternehmen verpflichten
sich, innerhalb von 30 Minuten nach
dem Absetzen eines Notrufs zu intervenieren.
Welcher Pannendienst wird beauftragt?
Dies ist eine Besonderheit in Frankreich: Bei einer
Panne auf der Autobahn ist es unmöglich, seinen
Pannendienst selbst auszuwählen. Die zentrale
Leitstelle, welche die Notrufe entgegennimmt, entscheidet,
welches Unternehmen beauftragt wird. Diese
Pflicht besteht, um dem Autofahrer im Pannenfall
einen bestimmten Service garantieren zu können.
Die zugelassenen Pannendienste müssen bestimmte
Anforderungen erfüllen. Sie müssen beispielsweise:
• eine Werkstatt in der Nähe der Autobahn besitzen;
• rund um die Uhr den Bereitschaftsdienst gewährleisten;
• über ein entsprechendes Fahrzeug verfügen, um das
liegengebliebene Auto und die Passagiere abzuholen;
• Personal haben, das in den Bereichen Pannenhilfe
und Abschleppen geschult ist;
• in der Lage sein, den Fahrzeuginsassen in der Folge
entsprechende Unterstützung zu bieten (Wartemöglichkeit,
Telefon, Unterstützung beim Kontaktieren der
Versicherung, gegebenenfalls Taxi- und Hotelsuche …).
Im Falle von Beschwerden kann die Zulassung vorläufig
ausgesetzt oder sogar ganz entzogen werden.
Frankreich erleben · Herbst 2018 · 95