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Nr. 68 - Herbst 2018

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten
Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein
Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei
Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen
Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

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nur schwierig, sondern eine regelrechte Mutprobe. Noch<br />

schlimmer war es, die Scherze, Anspielungen und Wortspiele<br />

zu verstehen. Eigentlich war es fast unmöglich, da<br />

mir nicht nur die Worte, sondern auch der kulturelle Hintergrund<br />

fehlten. Letztendlich entschied ich mich dafür,<br />

zu lachen, wenn die anderen lachten … Mit der Zeit verbesserte<br />

sich mein Deutsch und ich konnte immer mehr<br />

verstehen. Doch das bedeutete noch nicht, dass ich an<br />

denselben Stellen lachen konnte wie die Deutschen. Ein<br />

unangenehmes Gefühl, denn ich fühlte mich ausgeschlossen.<br />

Ich verstand, was die Deutschen sagten, doch ich war<br />

noch weit davon entfernt, die Deutschen zu verstehen.<br />

Humor als Königsdisziplin.<br />

Wie durch ein Wunder kam an einem Samstagabend<br />

die lang ersehnte Rettung: der Film Ödipussi. Zunächst<br />

war ich skeptisch, aber wie immer neugierig. Und was für<br />

eine Offenbarung! Ich habe bei diesem Film sehr gelacht<br />

und mich sehr darüber gefreut, dass ich lachen konnte.<br />

Was machte es mir so leicht, Loriots Witz zu verstehen?<br />

Alle seine Figuren sind so prototypisch deutsch, die Situationen<br />

so sehr aus dem deutschen Alltagsleben genommen,<br />

dass ich sie sofort erkannte. Seine Darstellung eines<br />

biederen, bürokratischen, muffigen deutschen Alltags,<br />

hinter dem sich jedoch stets wunderbare, gern auch fast<br />

vulgäre sexuell angehauchte Doppeldeutigkeiten verstecken:<br />

zum Schreien komisch. Ein regelrecht subversiver<br />

Humor ist das: Was nicht gesagt werden darf, wird hier<br />

auf die doppeldeutige Spitze getrieben. Denken Sie nur an<br />

den Staubsaugervertreter der Firma Heinzelmann, der der<br />

Hausfrau sein neuestes Modell anpreist, das ihr beim Reinemachen<br />

auch noch die Dauerwelle pflegt. Sein Slogan:<br />

« Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur<br />

blasen kann. » Nicht nur Deutsche zerreißt es vor Lachen,<br />

wenn klar wird: Es geht nicht um typisch deutsche Sauberkeit,<br />

sondern um außerehelichen Verkehr.<br />

Endlich stand mir das große Tor des deutschen Humors<br />

offen. Später entdeckte ich Heinz Erhardt. Ich war<br />

begeistert von seinen Wortspielen und verdrehten Redewendungen;<br />

genauso wie in der Folge von den genialen<br />

Parodien und der Körpersprache eines Otto Waalkes<br />

oder den Kunstfiguren Hape Kerkelings: Gisela, Horst<br />

Schlämmer, Uschi Blum …<br />

Ja, die Deutschen haben viel Humor und viel humoristischen<br />

Stoff. Das Problem dabei ist, dass man die Sprache<br />

beherrschen muss, um ihn zu verstehen. Gestik, Mimik<br />

und Körpersprache sind zwar auch in der deutschen Sprache<br />

wichtig, aber sie reichen oft nicht aus, um die Feinheiten<br />

zu verstehen. Aber mal ganz abgesehen von Louis<br />

de Funès, welcher Deutsche hat denn wirklich Zugang<br />

zu unserem französischen Humor? Kaum einer kennt die<br />

deutschen Versionen von Le Père Noel est une ordure (Da<br />

graust sich ja der Weihnachtsmann) oder Les Bronzes (Die<br />

Strandflitzer).<br />

Aber es gibt auch andere Beispiele! Als 2008 die deutsche<br />

Fassung von Bienvenue chez les Ch’tis (Willkommen<br />

bei den Scht’is) in die Kinos kam, war der Film mit 2,3<br />

Millionen Besuchern ein riesiger Erfolg. Für die Übersetzung<br />

des Ch’ti, der in Nordfrankreich gesprochenen<br />

picardischen Sprache, wurde sogar ein eigener deutscher<br />

Dialekt erfunden! Ein ganz schöner Aufwand. Aber was<br />

auch beim Lernen einer anderen Sprache gilt: Der Aufwand<br />

hat sich gelohnt!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong> · 93

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