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Nr. 68 - Herbst 2018

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten
Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein
Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei
Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen
Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

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KULTURSCHOCK<br />

Man sagt den Deutschen nach, dass sie keinen<br />

Humor hätten … Ein ganzes Volk komplett<br />

humorlos? Dieses Klischee ist weit verbreitet,<br />

doch ist es auch gerechtfertigt?<br />

Nehmen wir das Kino als Beispiel. Eines stimmt schon:<br />

Fragen Sie in Frankreich, ob jemand einen deutschen Kabarettisten<br />

oder einen humoristischen deutschen Film<br />

kennt, wird die Antwort meist « Nein, keinen. » ausfallen.<br />

Umgekehrt in Deutschland nach französischen Komikern<br />

oder Filmen gefragt, wird die Antwort dagegen anders<br />

lauten, denn der Name Louis de Funès dürfte fast allen<br />

geläufig sein. Mit seinen Rollen – zum Beispiel als cholerischer,<br />

machthungriger, manipulativer Patriarch – und mit<br />

seinen unverwechselbaren Grimassen hat Louis de Funès<br />

nicht nur ganz Frankreich, sondern auch einen großen Teil<br />

Deutschlands verführt und zum Lachen gebracht.<br />

Wer kennt nicht Filme wie Der Gendarm von Saint<br />

Tropez (in dem er sich als cholerischer Gesetzeshüter<br />

und Patriarch Ludovic Cruchot mit einer pubertierenden<br />

Tochter oder frechen Nudisten auseinandersetzen muss),<br />

Drei Bruchpiloten in Paris (eine Karikatur des 2. Weltkriegs)<br />

oder auch den genialen « Historienfilm » Die dummen<br />

Streiche der Reichen (in dem er als geldgieriger und<br />

hartherziger Don Salluste an den Hof der deutschen Königin<br />

Dona Maria verbannt wird)? In jedem dieser Filme<br />

gibt es Szenen, die zu Klassikern wurden und praktisch<br />

auf der ganzen Welt bekannt sind. Viele Filme von Louis<br />

de Funès sind in Deutschland sehr populär, weil in fast<br />

jedem Film ein typisch deutsches Verhalten oder ein Akzent<br />

karikiert wird. Zumindest scheinen die Deutschen<br />

also über sich selbst lachen zu können.<br />

Deutschland hat kein Gegenstück zu einer solchen Art<br />

von Film hervorgebracht – und zu Louis de Funès schon<br />

gar nicht. Aber heißt das, dass die Deutschen keinen Humor<br />

haben? Selbstverständlich nicht. Doch woher rührt<br />

dann dieses Vorurteil? Die Antwort lautet wie so oft: Es<br />

gibt ein Sprachproblem. Echtes Verstehen einer anderen<br />

Kultur – jeder weiß es – führt alleine über die Sprache.<br />

Und Humor ist der beste Beweis: Übersetzen Sie einmal<br />

einen Witz! Immer bleiben die so wichtigen Feinheiten<br />

auf der Strecke. Nun haben es die Deutschen mit Filmen<br />

von Louis de Funès recht leicht: Sein Humor gründet in<br />

hohem Maße auf Gestik und Mimik. Auch wenn in der<br />

Übersetzung nicht alle Feinheiten wiedergegeben werden,<br />

seine Körpersprache und die oft karikierenden Übertreibungen<br />

machen das Verständnis grundsätzlich leicht.<br />

Obwohl es in Deutschland kein Äquivalent zu Louis<br />

de Funès gibt, kann ich Ihnen garantieren: Es gibt ihn,<br />

den deutschen Humor. Erlauben Sie mir, meine eigene<br />

Erfahrung zu erzählen. Als ich vor elf Jahren nach<br />

Deutschland kam, verfolgte ich hartnäckig das Ziel, mich<br />

in die Gesellschaft unseres Lieblingsnachbarn zu integrieren.<br />

Ich war fasziniert von der deutschen Kultur, von der<br />

tausendjährigen Geschichte des Landes und von seiner<br />

schönen Sprache. Trotz dieses großen Interesses war es<br />

keine leichte Aufgabe, und der Humor war meine größte<br />

« Integrations-Challenge ».<br />

Anfangs war ich schon glücklich, wenn ich ein kurzes<br />

Gespräch führen konnte. Sich mit deutschen Freunden<br />

zu treffen, war oft mit großer Anstrengung verbunden.<br />

Je mehr Leute zusammensaßen, desto anstrengender war<br />

es, dem Gespräch zu folgen. Sich einzumischen, war nicht<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong>

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