Nr. 68 - Herbst 2018
Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise
Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten
Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein
Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei
Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen
Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise
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Zweifellos handelt es sich dabei um ein für das<br />
Marketing besonders schlagkräftiges historisches<br />
« Argument », das nicht zuletzt dazu dienen soll, den<br />
hohen Preis zu rechtfertigen. Und schließlich hat es<br />
zwangsläufig seinen Preis, wenn man « dasselbe Wasser<br />
» trinken will, das seinerzeit König Ludwig XIV.<br />
regelmäßig zu sich nahm. Doch wie so oft bei Werbeaussagen<br />
kommen bei genauerem Nachdenken Zweifel<br />
auf … In diesem Fall muss man nur ein bisschen in die<br />
Geschichte einsteigen: Im dem auf der Flasche in großen<br />
Lettern vermerkten Jahr 1650 waren sowohl der<br />
königliche Leibarzt Guy Crescent-Fagon (1638-1718)<br />
als auch der König selbst gerade einmal … 12 Jahre<br />
alt! Waren die beiden da nicht noch etwas jung? Die<br />
Geschichte berichtet zudem, dass Fagon zwar bis zum<br />
Tod König Ludwigs dessen Arzt war, aber erst 1693<br />
dazu ernannt wurde. Hat Ludwig XIV. das Wasser von<br />
Châteldon also tatsächlich getrunken oder handelt es<br />
sich nur um eine Legende, die dazu dienen soll, den<br />
Absatz zu steigern? Die Frage ist berechtigt. Von den<br />
Betreibern der Quelle ist zu hören, dass dieses Datum<br />
eher symbolisch als historisch zu betrachten sei …<br />
Nehmen wir das so zur Kenntnis.<br />
Was jedoch den hohen Preis von Châteldon tatsächlich<br />
rechtfertigt, ist vor allem die Knappheit, denn<br />
das Wasser entspringt einer Quelle mit einer nur sehr<br />
geringen Durchflussmenge: rund 300 Liter pro Stunde<br />
und das nicht einmal jeden Tag. In einer Stunde kann<br />
man also rund 400 Flaschen damit füllen. Andere Abfüller,<br />
zum Beispiel Volvic, produzieren in derselben<br />
Zeit Zehntausende Flaschen! Somit ist nachvollziehbar,<br />
dass das Mineralwasser Châteldon als rares Gut<br />
eingestuft und als Luxusprodukt betrachtet wird. Ein<br />
lokales Produkt, das zwar national vermarket wird, im<br />
Grunde genommen aber authentisch und einfach ist.<br />
Ein Wasser, das man gerne sans modération trinken<br />
würde …<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem<br />
französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />
Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />
Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina<br />
(<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des loisirs (<strong>Nr</strong>.<br />
56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59),<br />
Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier<br />
d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>.<br />
64), Zitronenpresse aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66) und<br />
Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67).<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong> · 91