21.04.2020 Aufrufe

Nr. 68 - Herbst 2018

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten
Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein
Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei
Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen
Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ART DE VIVRE Kultur<br />

Amüsante Geschichten rund um die französische<br />

Nachdem die französische Nationalmannschaft<br />

am 15. Juli dieses Jahres Fußballweltmeister<br />

geworden war, hörten die Menschen auf der<br />

ganzen Welt während der anschließenden Siegerehrung<br />

die Marseillaise. In Frankreich wurde<br />

die französische Nationalhymne in vielen Dörfern<br />

und Städten bis spät in die Nacht aus vollem<br />

Halse gesungen. Wir nehmen dies zum Anlass,<br />

« hinter die Kulissen » dieser berühmten Hymne<br />

zu blicken und einige amüsante und weitgehend<br />

unbekannte Geschichten zu ihrer Entstehung<br />

aufzudecken.<br />

Sollte es nicht eher La Strasbourgeoise<br />

als La Marseillaise heißen?<br />

Im Gegensatz zu dem, was der Name vermuten lässt, ist<br />

der Ursprung der Marseillaise nicht im Süden Frankreichs,<br />

sondern eher im Osten des Landes zu suchen.<br />

1792 – die Französische Revolution war bereits einige Jahre<br />

im Gange und Frankreich hatte Österreich den Krieg erklärt<br />

– galt es, die Truppen der französischen Armée du Rhin<br />

zu mobilisieren. Am 25. April machte der Bürgermeister<br />

von Straßburg, Baron Philippe Frédéric de Dietrich<br />

(1748-1793), bei einem Diner zu Ehren der Offiziere der<br />

Garnison der Stadt die Feststellung, dass die revolutionären<br />

Truppen kein Kriegslied hatten, das sie mitreißen konnte.<br />

Um diesem Mangel abzuhelfen, bat er spontan den anwesenden<br />

Offizier, Claude Joseph Rouget genannt Rouget de<br />

l’Isle (1760-1836) – einen Dichter und Musiker, den er gut<br />

kannte, da sie beide in derselben Freimaurerloge waren –,<br />

einige patriotische Lieder zu komponieren.<br />

Als Rouget de l’Isle an diesem Abend wieder bei sich<br />

zu Hause in der Rue de la Mésange war, machte er sich<br />

sofort an die Arbeit und komponierte noch in derselben<br />

Nacht eine Kriegshymne, die er dem Kommandanten<br />

der Rheinarmee, General Nicolas Luckner (1722-1794),<br />

widmete. Er gab ihr den provisorischen Titel Chant de<br />

Guerre pour l’Armée du Rhin. Gleich am nächsten Tag trug<br />

er sie Baron de Dietrich vor, von dessen Frau am Klavier<br />

begleitet. Isidore Pils (1813-1875) verewigte diese Szene<br />

in einem Gemälde, das im Musée des Beaux-Arts in<br />

Straßburg zu sehen ist. Das Lied stieß sofort auf breite<br />

Zustimmung. Bereits einige Stunden später ertönte es auf<br />

dem Place Broglie vor dem Rathaus der Stadt zum ersten<br />

Mal in der Öffentlichkeit.<br />

Vom Partisanenlied zur Nationalhymne:<br />

Merci les Marseillais!<br />

Obwohl die Marseillaise in Straßburg entstanden war,<br />

verdankt sie ihre Bekanntheit vor allem der Stadt Marseille<br />

und ihren Bewohnern. Auf welche Art sich das Lied<br />

von Rouget de l’Isle im ganzen Land verbreitete, konnte<br />

zwar nicht genau ermittelt werden, die Geschichtsforscher<br />

sind sich jedoch darin einig, dass wahrscheinlich<br />

Soldaten aus Marseille, die in der Nähe von Straßburg<br />

gekämpft hatten, sich dieses Lied einprägten und es nach<br />

ihrer Rückkehr in der Heimatstadt sangen. Weiterhin ist<br />

nachgewiesen, dass General François Mireur (1770-1798),<br />

der die Aufgabe hatte, Freiwillige aus Montpellier und<br />

Marseille für den Kampf gegen Österreich nach Paris zu<br />

bringen, am 22. Juni 1792 das « Kriegslied der Rheinarmee<br />

» in Marseille anstimmte. Es wurde dort enthusiastisch<br />

aufgenommen und die lokalen Zeitungen trugen<br />

zur Verbreitung des Liedes bei. Die freiwilligen Soldaten<br />

sangen es dann im Juli 1792 während der ganzen Fahrt<br />

von Marseille in die Hauptstadt. So wurde das Kriegslied<br />

dank dieser Soldaten aus Marseille in Frankreich populär<br />

und erhielt den Namen Marseillaise. Am 14. Juli 1795<br />

wurde es offiziell zum Nationallied erklärt. Während<br />

des Ersten Kaiserreiches und der Restauration war die<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!