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Nr. 68 - Herbst 2018

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

Loire-Tal: Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten
Corrèze: Les Tours de Merle: Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Picchu zu sein
Ostfrankreich: Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei
Vogesen: Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im Herzen der Vogesen
Chantals Rezept: Die echte hausgemachte Mayonnaise

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Maine-et-Loire<br />

bieten. Das Konzept war ein voller Erfolg. Zusammen mit seiner Frau beschloss er<br />

dann, in den in den Fels gehauenen Räumen zunächst ein, dann ein zweites Restaurant<br />

zu eröffnen. Heute befindet sich dort ebenfalls das 3-Sterne-Hotel Rocaminori,<br />

das nun bereits von den nächsten Generationen geleitet wird. Was an diesem Ort<br />

neben dem allgegenwärtigen Fels am meisten beeindruckt, ist die erholsame Atmosphäre.<br />

Vielleicht weil man zwangsläufig ein wenig von der Welt abgeschlossen ist, da<br />

es kein Mobilfunknetz gibt und man in den Zimmern bewusst auf die Einrichtung<br />

von WLAN verzichtet hat. Nur in einigen öffentlichen Bereichen des Hotels hat man<br />

Empfang. Aber im Grunde fällt es nicht schwer, darauf zu verzichten. Zudem absorbiert<br />

das Gestein die Geräusche dermaßen, dass selbst ein Sturm « oben auf der Erde »<br />

die Ruhe « dort unten » nicht stört. Am meisten erstaunt aber, dass es nicht feucht ist.<br />

Die Besitzer haben nämlich ein sehr effizientes Belüftungssystem auf der Basis von<br />

Erdwärmetauschern installiert, mit dem die Belüftung jedes Zimmers gesteuert und<br />

überwacht werden kann, sodass überall ein ausgeglichenes Raumklima herrscht. Das<br />

Konzept ist in Europa einzigartig und trägt zum ausgezeichneten Ruf des Hauses bei.<br />

Der Bioparc im ehemaligen Muschelstandstein-Steinbruch: mehr als ein Zoo<br />

Diese Seite: Alle Zimmer des Hotels<br />

Rocaminori in Rochenmenier sind in den<br />

Fels gegraben, damit die Gäste selbst die<br />

Erfahrung einer « Höhlenübernachtung »<br />

machen können – mit 3-Sterne-<br />

Komfort wohlgemerkt!<br />

Rechte Seite: Im Bioparc in Douéen-Anjou<br />

sieht man viele Tiere,<br />

die ebenfalls in den Höhlen des<br />

Muschelsandsteins zu Hause sind.<br />

Nach den Entdeckungen des Vortages und einer erholsamen Nacht im Höhlenzimmer<br />

könnte man meinen, man habe bereits alle ausgefallenen Orte besucht und<br />

nichts könne einen nun noch in Erstaunen versetzen. Doch das wäre ein Irrtum. Was<br />

uns heute auf unserer Reise noch erwartet, ist in Europa – vermutlich sogar auf der<br />

ganzen Welt – einzigartig und absolut außergewöhnlich.<br />

Es geht zurück Richtung Doué-en-Anjou. Bei diesem letzten Halt wollen wir etwas<br />

entdecken, was auf den ersten Blick ein ganz « normaler » Zoo sein könnte, sich<br />

aber als eine der ausgereiftesten und einfallsreichsten Nutzungen ehemaliger Höhlenwohnungen<br />

herausstellen wird, die es gibt: der Bioparc in Doué-en-Anjou.<br />

Stellen Sie sich vor, dass hier ein Mann namens Louis Gay, der es liebte, Tiere in<br />

der freien Natur zu beobachten, an einem Sommertag im Jahr 1960 auf den Gedanken<br />

kam, den ehemaligen Muschelsandstein-Steinbruch als natürliches Gehege für<br />

Tiere zu nutzen. Am 14. Juli 1961 eröffnete er den Zoo des Minières, einen klassischen<br />

Zoo, in dem es unter anderem eine Löwin, ein Dromedar, eine Schlange und einen<br />

Schimpansen gab. Sein Sohn, Pierre Gay, ein passionierter Reisender mit einer unstillbaren<br />

Neugierde, hatte auf seinen Reisen quer über unseren Planeten schon lange<br />

das Gefühl gehabt, dass man den Zoo als solches weiterentwickeln müsse. Seiner<br />

Meinung nach darf sich dieser nicht mehr nur darauf beschränken, Tiere einzusperren,<br />

um sie den Blicken egoistischer Besucher auszusetzen, sondern Zoos müssen in<br />

einen Prozess integriert werden, der nicht nur den Schutz der Tiere, sondern auch<br />

den der Menschen selbst zum Ziel hat. Um die Tiere zu schützen, muss man die<br />

Menschen vor Ort zunächst in die Lage versetzen, sie überhaupt schützen zu können.<br />

Dafür muss man ihnen eine so fortschrittliche Denkweise vermitteln, dass sie in<br />

der Lage sind, sich um das Wohlergehen der Tiere zu sorgen. Man muss aus einem<br />

solchen Tierpark ein Universum machen, das die Möglichkeit für Entdeckungen und<br />

Eindrücke bietet. Es darf nicht mehr darum gehen, den Anblick eines Löwen als Höhepunkt<br />

zu erleben, sondern darum, ihn erst aufspüren zu müssen, seine Anwesenheit<br />

zu spüren, und dabei auch dessen Freiheit zu respektieren, nicht aus seinem Versteck<br />

herauszukommen. Dafür waren die in den Muschelsandstein gehauenen « Gehege »<br />

inmitten der Landschaft ein echter Glücksfall. Sie ermöglichten die Konzeption einer<br />

ganz neuen Art von Tierpark, der sich inzwischen zu einem weltweit anerkannten<br />

Modell entwickelt hat.<br />

François Gay, der nun in der dritten Generation den Bioparc gemeinsam mit seinem<br />

Vater leitet, leistete ebenfalls einen Beitrag zu seiner Weiterentwicklung: Der<br />

Landschaftsingenieur absolvierte seinen Abschluss an der École du Paysage in Blois,<br />

brachte ebenfalls neue Ideen ein und lancierte ganz innovative Umgestaltungen, die<br />

erst durch den Muschelsandstein möglich wurden. 2005 wurde durch Grabungen<br />

in Gestein und Erde beziehungsweise die Reinigung bestehender Hohlräume ein<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong>

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