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SB_17.148NLP

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2013<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Laserstrahlschweißen von<br />

Mischverbindungen aus<br />

ferritischen und<br />

austenitischen rostfreien<br />

Edelstählen für Anwendungen<br />

im<br />

Dünnblechbereich


Laserstrahlschweißen von<br />

Mischverbindungen aus<br />

ferritischen und austenitischen<br />

rostfreien Edelstählen für<br />

Anwendungen im<br />

Dünnblechbereich<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 17.148 N<br />

DVS-Nr.: 06.075<br />

Bayerisches Laserzentrum GmbH<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 17.148 N / DVS-Nr.: 06.075 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2013 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 365<br />

Bestell-Nr.: 170256<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-255-1<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


<strong>SB</strong> 17.148 N<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ............................................................................................................. 3<br />

2 Stand der Technik ................................................................................................ 5<br />

3 Forschungsziel ................................................................................................... 34<br />

4 Methodischer Ansatz .......................................................................................... 38<br />

5 Projektbegleitender Ausschuss .......................................................................... 42<br />

6 Versuchseinrichtungen ....................................................................................... 43<br />

7 Forschungsergebnisse ....................................................................................... 47<br />

7.1 Auswahl der Versuchswerkstoffe ................................................................. 47<br />

7.2 Effekt der Legierung der Grundwerkstoffe ................................................... 49<br />

7.3 Einflussnahme auf die Schmelzbaddynamik und Durchmischung ............... 56<br />

7.4 Verwendung von Zusatzmaterial in Drahtform ............................................. 64<br />

7.5 Einsatz aktiver Schutzgaskomponenten ...................................................... 69<br />

8 Prozessmodell .................................................................................................... 75<br />

9 Beitrag zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der KMU ....... 79<br />

10 Durchführende Forschungsstelle(n) ................................................................... 80<br />

11 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 81<br />

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1 Einleitung<br />

Für viele Anwendungen mit korrosiven Belastungen, wie z. B. im Küchen-, Sanitärund<br />

Lebensmittelbereich, werden austenitische korrosionsbeständige Edelstähle eingesetzt.<br />

Diese Werkstoffe zeichnen sich größtenteils durch gute Umform- und<br />

Schweißeigenschaften aus [DIN2005], [TK2009/1] und sind resistent gegenüber<br />

zahlreichen Medien [TK2009/2]. Zur Erzeugung eines austenitischen Gefüges wird<br />

dem Stahl vor allem der Austenitbildner Nickel zulegiert. Neben der Stabilisierung<br />

des kubisch-flächenzentrierten Austenits erhöht das Legierungselement Nickel zudem<br />

die Korrosionsbeständigkeit eines Edelstahls gegenüber nichtoxidierenden Säuren<br />

[TK2009/1]. Im Gegensatz zur positiven Wirkung auf die chemischen Eigenschaften<br />

führt eine Legierung mit Nickel aufgrund dessen Handelspreises von etwa 10.000<br />

Euro je Tonne [FIN2010] jedoch zu einer signifikanten Verteuerung des Stahls.<br />

Zur Reduktion der Materialkosten und der Abhängigkeit vom globalen Nickel-Preis<br />

besteht bei den industriellen Nutzern von korrosionsbeständigen Edelstählen das<br />

Bestreben, nickelhaltige Austenite so weit wie möglich durch nickelfreie Ferrite zu ersetzen<br />

[IHKS2008]. Darüber hinaus fördert eine Verringerung der nickelhaltigen<br />

Werkstoffe in der Produktion auch die Gesunderhaltung des schweißtechnischen<br />

Personals: Bisher liegen zwar keine allgemeingültigen Angaben zur Wechselwirkung<br />

von dauerhaft erhöhten Nickelkonzentrationen und Krebserkrankungen beim Menschen<br />

vor. Dennoch kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden,<br />

dass eine permanente Belastung durch Nickel bzw. dessen Verbindungen zu einem<br />

erhöhten Risiko für eine Krebserkrankung führt [DGU2009], [HCS2008], [BGG904],<br />

[TRGS905], [GSI2009].<br />

Auf Basis eines wirkortgerechten Ersatzes nickellegierter austenitischer Stähle durch<br />

nickelfreie Ferrite, vgl. Abbildung 1-1, lässt sich in den Unternehmen daher auch die<br />

Belastung des schweißtechnischen Personals durch Nickel und Nickelverbindungen<br />

verringern. Prinzipiell ist für jeden austenitischen Edelstahl ein ferritischer Ersatz verfügbar<br />

[ISSF2007]. Allerdings unterscheiden sich die nickelfreien, ferritischen Edelstähle<br />

(Chrom-Stähle) in den Umform- und Schweißeigenschaften von den nickelhaltigen,<br />

austenitischen Edelstählen (Chrom-Nickel-Stählen). Bei der Kaltumformung<br />

von ferritischen Edelstählen sind aufgrund ihres kubisch-raumzentrierten Gitters im<br />

Allgemeinen höhere Umformkräfte aufzubringen als bei den Austeniten. Die Schwei-<br />

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ßeignung von ferritischen Edelstählen hängt von der jeweiligen Legierung ab, wobei<br />

besonders deren Neigung zur Grobkornbildung und zur Aufhärtung zu beachten ist<br />

[SW2009], [MB823], [Be2002]. Für besonders kritische Anwendungen im beispielsweise<br />

Küchen- und Sanitärbereich, wo hohe Umformgrade ohne Zwischenglühschritte<br />

realisiert werden müssen und im späteren Betrieb überdurchschnittliche Korrosionsbelastungen<br />

durch etwa Chloride auftreten, kann kein vollständiger Ersatz von<br />

nickellegierten Austeniten durch günstigere Ferrite erfolgen. Zur signifikanten Reduktion<br />

der Materialkosten kann jedoch die Verwendung austenitischer Edelstähle auf<br />

die Bauelemente mit den maximalen umformtechnischen und chemischen Belastungen<br />

beschränkt werden. Für die übrigen Komponenten mit mittleren oder geringen<br />

Anforderungen an das Umformverhalten und die chemische Beständigkeit genügen<br />

kostengünstigere ferritische Edelstähle.<br />

Abbildung 1-1: Wirkortgerechter Materialeinsatz<br />

Zur Realisierung von „maßgeschneiderten“ Konstruktionen mit wirkortgerechtem Materialeinsatz<br />

ist die Erzeugung von Mischverbindungen aus austenitischen und ferritischen<br />

korrosionsbeständigen Stählen daher unumgänglich. Mit Blick auf die mechanische<br />

und chemische Belastbarkeit sollen diese Mischverbindungen zumeist als<br />

Schweißverbindungen ausgeführt werden. Mittels Laserstrahltechnik lassen sich<br />

schlanke Schweißnähte mit gleichmäßigem Erscheinungsbild und ohne Oberflächenverunreinigungen<br />

erreichen, die im Sichtbereich zudem optisch ansprechend<br />

wirken [Poh1994], [Kil2002].<br />

Trotz dieser Vorteile ist die Anwendung lasergeschweißter Mischverbindungen an<br />

korrosionsbeständigen Edelstählen für etwa Applikationen im Bereich der sogenannten<br />

weißen Ware und der Sanitärtechnik mit hohen Ansprüchen an die chemische<br />

Beständigkeit bisher nur sehr beschränkt. Ursächlich hierfür ist die ungenügende<br />

Kenntnis über das Korrosionsverhalten derartiger Verbindungen nach dem Schweißen<br />

und folglich ein zu hohes Risikopotential für den jeweiligen Anwender. Auf Grund<br />

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der Tatsache, dass der Laserschweißvorgang einen kurzzeitmetallurgischen Fügevorgang<br />

mit erheblichen Aufheiz- und Abkühlraten darstellt, ist die Übertragbarkeit<br />

von Erkenntnissen zur Schmelzbaddurchmischung und Gefügeausbildung von konventionellen<br />

Schweißverfahren auf Laserprozesse ungeklärt.<br />

Dieses Forschungsvorhaben will daher dazu beitragen, diese Lücken zu schließen<br />

und Empfehlungen zum Laserstrahlschweißen von Mischverbindungen aus austenitischen<br />

und ferritischen korrosionsbeständigen Edelstählen abzuleiten.<br />

2 Stand der Technik<br />

Aktuelle Situation<br />

Gerade klein- und mittelständische Unternehmen, welche eine Reduktion ihrer Materialkosten<br />

durch die Verringerung der nickellegierten Austenite zugunsten von nickelfreien<br />

Ferriten anstreben, durchlaufen oftmals folgendes Szenario: Zunächst werden<br />

an Wirkorten mit geringeren chemischen Anforderungen hochlegierte austenitische<br />

Stähle, wie etwa 1.4301, durch sehr niedrig legierte ferritische Stähle, zum Beispiel<br />

den Chromstahl 1.4016 ersetzt. Die Streckenenergie beim Laserstrahlschweißen<br />

wird nach geometrischen Aspekten, wie einer ausreichenden Durchschweißung bei<br />

möglichst hohem Vorschub gewählt. Als Schutzgas werden die inerten Gase Argon<br />

und Helium verwendet und derart zugeführt, dass die Bildung von Anlauffarben auf<br />

der Bauteiloberfläche möglichst gering ausfällt. Da sich im Dünnblechbereich bereits<br />

geringe Spalte nachteilig auf die Nahtqualität auswirken, werden gegebenenfalls<br />

Maßnahmen, wie eine Doppelfokussierung der Laserstrahlung beidseitig des Fügespaltes,<br />

d. h. quer zur Vorschubrichtung angewendet. Die Tatsache, dass ein Laserstrahl-Doppelfokus<br />

auch die Durchmischung der Grundwerkstoffe im Schmelzbad<br />

verändert, wird häufig nicht berücksichtigt. Weiterhin wird zur Verbesserung der Fließeigenschaften<br />

der Schmelze auf „aktive“ Komponenten, wie Sauerstoff oder Kohlenstoffdioxid<br />

im Schutzgas zurückgegriffen. Kohlenstoffdioxid hat als nicht brennbares<br />

Gas Vorteile hinsichtlich der Handhabung im Betrieb und stellt nach der Dissoziation<br />

im Schweißprozess Sauerstoff zur Verringerung der Schmelzeviskosität zur Verfügung.<br />

Beim Einsatz derartiger Gasgemische ist eine gewisse Bildung von Anlauf-<br />

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