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9/2012 - Leporello

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Was ist (k)ein Bild?<br />

Kulturspeicher Würzburg zeigt bis 23. September den Ausbruch aus dem Rahmen<br />

Der Titel der Ausstellung im<br />

Würzburger Kulturspeicher<br />

- „Aufbruch“- trifft<br />

den Nagel auf den Kopf. Geht es<br />

doch darum, wie das Bild nach der<br />

Erfindung der Collage 1914 kontinuierlich<br />

und immer heftiger „aus<br />

dem Rahmen“ fiel, den Realraum<br />

vor und hinter der Leinwand eroberte,<br />

sich in den Raum jenseits<br />

des Rahmens hinein tentakelte.<br />

Wie sich schließlich die Bildfläche<br />

in den Raum schwang und<br />

sehr energisch - und ungelöst- die<br />

Frage berührt, wann nun ein Bild<br />

schon ein Objekt oder noch ein<br />

Bild ist. Bis zu Beginn des vergangenen<br />

Jahrhunderts ordnete ein<br />

strenges Reglement das Medium<br />

Bild. Zweidimensionalität, innerbildliche<br />

Kompositionsgesetze<br />

und festgelegter Betrachterstandpunkt<br />

gehörten zur Gattungsbe-<br />

stimmung. Um Raum oder Bewegung<br />

zu illusionieren, setzte man<br />

die Perspektive, Farbcharakteristika<br />

und raffinierte technische<br />

Augentäuschungen ein. Zuerst<br />

im Kubismus ragten über der<br />

Bildfläche reale Objekte als Reliefs<br />

in den realen Raum. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg verlor sich die<br />

rahmenbezogenen Komposition,<br />

die Geschlossenheit des Bildkörpers,<br />

immer mehr. Das Verhältnis<br />

von Figur und Grund weichte auf,<br />

Bilder schienen nur Ausschnitte<br />

von ins Unendliche zielenden<br />

Motiven zu sein. Das Geviert<br />

eines Bildes war nicht länger sakosankt<br />

und nahm unzählige, den<br />

Farbformen folgende Rahmenkonturen<br />

an („Shaped Canvas“).<br />

Die Ausstellung ist in vier, leider<br />

wenig erhellende Kapitel unterteilt:<br />

Bei den „Expressiven Trans-<br />

Platzwechsel<br />

Kunst geht abermals in Unterfranken fremd<br />

Kreativität ist nicht abhängig<br />

von üppigen Budgets, das<br />

beweisen sieben Museen aus<br />

Unterfranken. Bis zum 31. Oktober<br />

tauschen sie nach dem Zuspruch<br />

im vergangenen Jahr teilweise zum<br />

zweiten Mal Kunstwerke aus ihren<br />

Häusern für die Dauer der Ausstellung:<br />

„Kunst geht fremd“. Auf<br />

Wanderschaft sind Kostbarkeiten<br />

zu und um Balthasar Neumann,<br />

dessen 325. Geburtstag in diesem<br />

Jahr Anlass zum Feiern gibt und damit<br />

die thematische Klammer für<br />

Dialoge zwischen dem Mainfränkischen<br />

Museum, dem Museum<br />

im Kulturspeicher, der Kunsthalle<br />

Schweinfurt, dem Kloster Wechterswinkel,<br />

dem Stiftsmuseum<br />

Aschaffenburg, dem Städtischen<br />

Museum Kitzingen und dem MissionsmuseumMünsterschwarzach<br />

bildet. „Kunst geht fremd“ lädt<br />

zum Entdecken und Wiederentdecken<br />

ein, denn die „getauschten“<br />

Kostbarkeiten bilden eine Erweiterung,<br />

Ergänzung und in manchen<br />

Fällen einen neuen thematischen<br />

Zugang zu den Sammlungen. So<br />

wanderte das Modell der Benedik-<br />

tinerabtei Balthasar Neumanns<br />

aus dem Missionsmuseum Münsterschwarzach<br />

in das Städtische<br />

Museum Kitzingen. Im Gegenzug<br />

erhielt das Missionsmuseum Klaus<br />

Rothers Bronzefigur „Balthasar<br />

Neumann“. Das berühmte Porträt<br />

Balthasar Neumanns eines unbekannten<br />

Malers um 1760 wurde<br />

aus dem Mainfränkischen Museum<br />

in die Kunsthalle Schweinfurt<br />

überführt. Das Museum im Kulturspeicher<br />

Würzburg erhält die<br />

„Drei Parzen“ von Joseph Kessler<br />

um 1750/55 aus der Kreisgalerie<br />

Mellrichstadt. Verzichten müssen<br />

die Würzburger auf Joseph Oppenheimers<br />

„Spiegelsaal in der<br />

Würzburger Residenz“ von 1905,<br />

das aus dem Kulturspeicher der<br />

Stadt Würzburg ins Kloster Wechterswinkel<br />

verliehen wurde. Sigrid<br />

Kopfermanns „Verkündigung I“<br />

(1989) aus der Kunsthalle Schweinfurt<br />

ist zu Gast im Stiftsmuseum<br />

Aschaffenburg, das seinen „Krönungspokal“<br />

aus Böhmen (um<br />

1711) an das Mainfränkische Museum<br />

entliehen hat.<br />

Reiner Jünger<br />

formationen“ wird die Geschlossenheit<br />

des Bildes überwunden.<br />

Räumlich orientierte Malgründe<br />

schwingen sich objekthaft<br />

im Kapitel „Malerei und realer<br />

Raum“ auf. In der „Dynamik konstruktiver<br />

Einheiten“ wird das<br />

Auge des Betrachters über den<br />

Bildrand hinaus geleitet und in<br />

„ Fülle und Leere- Verwandlung<br />

der Substanz“ verschränken sich<br />

Bildraum mit Realraum. Es wird<br />

aber nicht immer klar, warum ein<br />

Bild zu den jeweiligen Kapiteln gehören<br />

soll. Es ist eine sehr schwierige<br />

Ausstellung, die ohne begleitenden<br />

Kommentar (Schriftliches<br />

liegt auf) kaum zu konsumieren<br />

ist. Doch wer sie wirklich versteht,<br />

hat Vieles über die Ziele der aktuellen<br />

Malerei erfahren.<br />

Eva- Suzanne Bayer<br />

19. September – 22. November <strong>2012</strong><br />

Sparkassengalerie<br />

am Roßmarkt<br />

Roßmarkt 5-9<br />

97421 Schweinfurt<br />

Telefon 09721 721-0<br />

Fax 09721 721-3229<br />

Mo-Do 8.30 -18 Uhr<br />

Fr-16.30 Uhr<br />

Foto MusEuM iM kulturspEichEr<br />

KU kunst<br />

N<br />

ST<br />

Sandra Eades<br />

photo/painting<br />

Ausstellungen<br />

Frank Stellas “Untitled” von<br />

1984 ist ein Relief aus verschiedenen<br />

Metallteilen.<br />

Reinhard Klessinger<br />

Objekte, Skulpturen, Zeichnungen<br />

LeporeLLo 7

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