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Österreichische Post AG; PZ 18Z<strong>04</strong>1372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />
www.dasbiber.at<br />
MIT SCHARF<br />
„MEINE<br />
HEBAMME<br />
WIRD<br />
MASKE<br />
TRAGEN“<br />
APRIL<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Hip-Hop Ballkönigin Sajeh<br />
Tavasolie über Geburt in<br />
Zeiten von Corona<br />
+<br />
RAAB IN ZAHLEN<br />
+<br />
CORONAHELDEN<br />
+<br />
EIN LAPTOP FÜR<br />
SIEBEN GESCHWISTER<br />
+<br />
EXKLUSIV: HILFERUF EINER KROATISCHEN PFLEGERIN
Schau<br />
auf dich,<br />
bleib<br />
zu Hause!<br />
Es gibt nur 4 Gründe, hinauszugehen:<br />
• unaufschiebbare berufliche Tätigkeiten<br />
• dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmittel<br />
• Hilfe für Mitmenschen oder die Allgemeinheit<br />
• Bewegung im Freien alleine oder mit Mitbewohnern –<br />
mit einem Mindestabstand von 1m zu allen anderen<br />
So schützen wir uns:<br />
Indem wir zu Hause bleiben, schützen wir uns und andere vor<br />
einer Ansteckung. Die eigenen vier Wände sollten deshalb nur<br />
im akuten Notfall verlassen werden, damit wir eine weitere<br />
Ausbreitung verhindern. #schauaufdich
3<br />
minuten<br />
mit<br />
Erzsebet<br />
Hummer<br />
Die Corona-Krise hat<br />
gezeigt, welche Berufe unser<br />
System wirklich am Laufen<br />
halten. Neben Angestellten<br />
im Gesundheitswesen sind<br />
das vor allem Supermarktmitarbeiter*innen.<br />
Erzsebet<br />
Hummer ist eine von ihnen.<br />
Von Hannah Jutz; Foto: Zoe Opratko<br />
<strong>BIBER</strong>: Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag<br />
seit der Coronakrise verändert?<br />
ERZSEBET HUMMER: Es ist ein furchtbar<br />
beklemmendes Gefühl, den ganzen<br />
Tag die Maske zu tragen. Ich bekomme<br />
schlecht Luft, habe ständig Kopfweh<br />
und es ist schwieriger, persönlichen<br />
Kontakt zu halten. Ich hoffe, das alles<br />
ist bald vorbei und ich kann das Gesicht<br />
von den Kunden wieder sehen. Die<br />
Stimmung unter den Mitarbeitern ist<br />
aber gut, wir bekommen Gratiskaffee<br />
und sind durch Handschuhe und Desinfektionsmittel<br />
gut geschützt.<br />
Wie verhalten sich die Kunden Ihnen<br />
gegenüber?<br />
Die meisten sind sehr dankbar und<br />
freundlich. Es gibt aber Menschen, die<br />
die Situation nicht ernst nehmen oder<br />
unhöflich sind. Ich versuche, meine<br />
Freundlichkeit aufrechtzuerhalten und<br />
ich erwarte keine Dankbarkeit von<br />
ihnen. Aber mehr Respekt wäre schön.<br />
Ich habe meinen 10-jährigen Sohn seit<br />
drei Wochen nicht gesehen, weil ich<br />
durch meine Arbeit ein Risiko für ihn<br />
bin. Er hat Lungenprobleme und ist<br />
jetzt bei meinen Schwiegereltern. Aber<br />
ich arbeite trotzdem, weil sonst nichts<br />
mehr funktioniert. Wir sitzen alle in<br />
einem Boot und müssen aufeinander<br />
aufpassen.<br />
Hamstern die Leute wirklich so viel<br />
Klopapier?<br />
Das mit dem Klopapier hat sich verbreitet<br />
wie ein Lauffeuer, sogar mein Mann<br />
hat welches gekauft (lacht). Die Hamstereinkäufe<br />
waren Wahnsinn, es gab<br />
ewig lange Schlangen, manche sind mit<br />
der Gasmaske einkaufen gekommen –<br />
sowas habe ich noch nicht erlebt. Jetzt<br />
hat es sich normalisiert, man merkt<br />
aber, dass die Leute mehr haltbare<br />
Lebensmittel und Alkohol kaufen.<br />
Ärgert es Sie, dass die meisten Menschen<br />
zuhause sitzen und Sie arbeiten<br />
müssen?<br />
Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen<br />
vereinbaren, zuhause zu bleiben.<br />
Das würde ich nicht aushalten. Ich<br />
mache meine Arbeit gerne und habe<br />
sie mir ausgesucht. Jeder Mensch ist<br />
in seinem Bereich wichtig, egal wo man<br />
arbeitet. Jetzt sind eben wir an der<br />
Reihe.<br />
Durch die aktuelle Situation ist eine<br />
Diskussion um die Bezahlung systemrelevanter<br />
Jobs losgetreten worden<br />
– denken Sie, dass sich nach der Krise<br />
etwas ändern wird?<br />
Ich finde es gut, dass die Menschen<br />
jetzt sehen, wie wichtig unsere Arbeit<br />
ist. Ich kriege mein Gehalt und wenn<br />
was dazu kommt, freue ich mich natürlich.<br />
Aber ich erwarte nichts. Diese<br />
Zeit hat auch etwas Positives: Alles ist<br />
auf das Wesentliche reduziert und die<br />
Natur erholt sich. Wir haben nur eine<br />
Erde und entscheiden, was mit uns<br />
passiert.<br />
Alter: 49<br />
Beruf Supermarkt-Kassiererin<br />
Besonderes: Arbeitet seit <strong>20</strong> Jahren als<br />
Kassiererin bei Spar und bedient dabei<br />
mehrere hundert Kunden täglich.<br />
/ 3 MINUTEN / 3
3 3 MINUTEN MIT<br />
EINER SPAR-KASSIERERIN<br />
Eine Heldin unseres neuen Alltags im Interview.<br />
8 UNSER CORONA TAGEBUCH<br />
Die biber Redaktion reflektiert über das<br />
Arbeiten von Zuhause und wie ein Magazin<br />
aus den Wohnzimmern entstanden ist.<br />
12 IVANAS WELT<br />
Am ganzen Balkan wird derb unter der<br />
Gürtellinie geflucht. Warum es trotzdem<br />
schwer ist, über Sex zu reden.<br />
POLITIKA<br />
14 „VERGESST UNS NICHT!“<br />
Der Hilferuf einer kroatischen<br />
24-Stunden-Pflegerin.<br />
18 INTERVIEW IN ZAHLEN<br />
MIT SUSANNE RAAB<br />
Biber fragt in Worten, Integrations- und<br />
Frauenministerin Susanne Raab antwortet in<br />
Zahlen.<br />
<strong>20</strong> „WER ÜBT MIT DEN<br />
KINDERN JETZT DEUTSCH?“<br />
Viele Menschen auf engem Raum, kein eigener<br />
Laptop – über die Herausforderungen des<br />
Home-Learnings in sozial schwachen Familien.<br />
24 DIGITALE INTEGRATION<br />
ÖIF-Direktor Franz Wolf darüber, wie<br />
Integrationsarbeit in Zeiten von Corona<br />
funktionieren soll.<br />
RAMBAZAMBA<br />
26 LIZENZ MIT SUPERKRAFT<br />
Können Corona-Genesene unsere neuen<br />
Superhelden werden? Chefredakteurin Delna<br />
Antia-Tatić über die Vision vom „Corona-Pass“.<br />
18<br />
„FRAU RAAB, WIE VIELE ROLLEN KLOPAPIER<br />
HABEN SIE ZUHAUSE?“<br />
Die Frauen- und Integrationsministerin hat<br />
10 Klopapierrollen zuhause gehortet.<br />
32<br />
SCHWIERIGE<br />
GEBURT<br />
Sajeh Tavasolie über<br />
Geburt in Zeiten<br />
von Corona.<br />
IN<br />
30 KLIMAAKTIVISMUS<br />
IN DER PANDEMIE<br />
Klimaaktivistin Imeh Ituen über die fehlende<br />
Auseinandersetzung mit Rassismus und<br />
Ausbeutung in der Klimadebatte.<br />
32 „MEINE HEBAMME WIRD<br />
MASKE TRAGEN.“<br />
Hip-Hop-Ballorganisatorin Sajeh Tavasolie<br />
in einem intimen Gespräch über Geburt in<br />
Zeiten von Corona, Insta-Fame und Selbstbestimmung.
38 HEY BABY!<br />
Homeoffice und ein quengelndes Baby<br />
vertragen sich nicht.<br />
39 „BEI UNS FÄHRT NIEMAND<br />
MIT DEM FAHRRAD.“<br />
Spielt in migrantischen Familien Umweltschutz<br />
keine Rolle? Ein Erklärungsversuch.<br />
HALT APRIL<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
39<br />
14<br />
FAHRRAD WOZU?<br />
Warum migrantische Familien beim<br />
Umweltschutz andere Prioritäten haben.<br />
DIE<br />
VERGESSENEN<br />
PFLEGEKRÄFTE<br />
Die geschlossenen<br />
Grenzen führten<br />
zahllose Pflegerinnen<br />
in eine ausweglose<br />
Situation.<br />
Andreas Wenzel BKA, Zoe Opratko, Sophie Kirchner, Cover: Sophie Kirchner<br />
44 ÜBER TOTE KINDER<br />
SPRICHT MAN NICHT<br />
Tabuthema Fehlgeburt: Drei Frauen teilen ihre<br />
Erfahrungen.<br />
LIFE & STYLE<br />
48 LIFE & STYLE<br />
Nachhaltige Atemschutzmasken und DIY-<br />
Beauty-Tipps<br />
KARRIERE<br />
50 HELD OHNE GELD<br />
Von Applaus allein wird niemand satt.<br />
51 FREIWILLIGE QUARANTÄNE<br />
53 Wien Energie Mitarbeiter wohnen freiwillig<br />
vier Wochen lang in Müllverbrennungsanlagen.<br />
Wir sprachen mit einem von ihnen.<br />
52 „OLIVENÖL WAR EIN<br />
WICHTIGER TEIL MEINER<br />
KINDHEIT.“<br />
Özlem Bulut ist Sopranistin und verkauft ganz<br />
nebenbei noch fair produzierte Olivenprodukte.<br />
TECHNIK<br />
55 NICHTS ZU SMILEN<br />
Jedes Jahr gibt es mehr und mehr Emojis.<br />
Kolumnist Adam Bezeczky sagt deshalb:<br />
Unsere Sprache ist schön, nutzt sie mehr!<br />
KULTUR<br />
58 KULTURA NEWS<br />
Ein Nachruf auf den kürzlich verstorbenen<br />
Musiker Gabi Delgado von Nada El-Azar.<br />
60 DEM VIRUS IST DEINE<br />
HAUTFARBE EGAL<br />
Jad Turjman über das große Potenzial, dass in<br />
Krisen wie Corona steckt.<br />
62 TODOR
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
machen wir doch eine „Corona-negativ“ Ausgabe? Content ohne Virus – eine<br />
Auszeit vom Ausnahmezustand. Manch ein Redakteur wünschte sich Illusion<br />
statt Realität. Psychologisch verständlich, aber geht natürlich nicht. Wie die<br />
ganze Welt hat Corona auch den biber-Kosmos einmal umgekrempelt. „Normal“<br />
war leider gestern.<br />
Das fängt bei uns in der Redaktion an. Seit Freitag, den 13. März, war keiner von<br />
uns mehr dort. Stattdessen kramten wir unsere veralteten Skypenamen hervor<br />
und treffen uns seither verpixelt im Konferenzmodus. Was am Anfang noch<br />
(schau)lustig war – aha, so bist du eingerichtet, aha das ist also die Farbe deines<br />
Bademantels – ist spätestens jetzt kurz vor Druck dieser Ausgabe anstrengend.<br />
Wie effizient Mittagspausen und Rauchertreffen für den Job sind, weiß man<br />
erst im Nachhinein zu schätzen.<br />
„<br />
Ihr Sohn hat Lungenprobleme<br />
und lebt nun bei den Schwiegereltern.<br />
Vom stundenlangen<br />
Masketragen bekommt sie<br />
Kopfschmerzen. Und trotzdem<br />
ist es für die Supermarktkassiererin<br />
unvorstellbar, deswegen<br />
nicht arbeiten zu gehen. Das<br />
„3min“-Interview auf Seite 3<br />
zeigt, wie dankbar wir alle für<br />
Menschen wie Erzsebet hier in<br />
Österreich sein können.<br />
Delna Antia-Tatić, “<br />
Chefredakteurin<br />
Dass die Corona-Krise gerade die biber-Community betrifft, zeigen unsere<br />
Recherchen. Weil die kroatische 24h-Pflegerin Valerija Kositer ihren<br />
90-jährigen Patienten in Wien nicht allein ließ, weiß sie nicht, wann sie ihre<br />
Familie in Kroatien wiedersehen kann. Die Geschichte und ihr Hilferuf an die<br />
Politik ab Seite 14.<br />
Auch auf Hilfe angewiesen wären Kinder und Jugendliche, die unter wahrhaft<br />
erschwerten Bedingungen „e-lernen“ müssen: Sie teilen sich mit fünf<br />
Geschwistern den einzigen PC, haben kein eigenes Zimmer und können sich<br />
nicht konzentrieren, weil die Eltern zu laut fernschauen. Ab Seite <strong>20</strong>.<br />
Aber auch das Leben einer Ballkönigin wird von Corona umgekrempelt:<br />
Sajeh Tavasolie muss nicht nur ihr „Baby“, den Hip-Hop-Ball, absagen. Die<br />
hochschwangere Influencerin erwartet im April ihr Kind und erzählt im biber-<br />
Cover-Interview von Geburt im Ausnahmezustand.<br />
Ab Seite 32.<br />
Spätestens jetzt fällt auf, wie weiblich diese Ausgabe ist. Passenderweise haben<br />
wir die Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab im „Interview in<br />
Zahlen“ befragt: Wie viele feministische Freundinnen besitzen Sie, und by the<br />
way, wie viele Klopapierrollen? Ab Seite 18.<br />
Keine Sorge, ihr findet aber auch Seiten in dieser Ausgabe, die tatsächlich<br />
„negativ“ sind und das Wort Corona nicht enthalten. Aber die müsst ihr selber<br />
suchen.<br />
In diesem Sinn, bleibt gesund, bleibt zuhause und konsumiert Lesestoff „mit<br />
scharf“ – aber erst nach dem Hände waschen!<br />
Bussis mit Maske,<br />
Eure biber-Redaktion<br />
Marko Mestrović<br />
6 / MIT SCHARF /
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21, Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070<br />
Wien<br />
HERAUSGEBER<br />
Simon Kravagna<br />
CHEFREDAKTEURIN:<br />
Delna Antia-Tatić<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
CHEFiN VOM DIENST:<br />
Aleksandra Tulej<br />
LEITUNG NEWCOMER:<br />
Amar Rajković & Aleksandra Tulej<br />
FOTOCHEFIN:<br />
Zoe Opratko<br />
KOLUMNIST/IN:<br />
Ivana Cucujkić-Panic, Todor Ovtcharov, Jad Turjman<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Adam Bezeczky, Nada El-Azar, Andrea Grman, Sophie<br />
Kirchner,Jelena Pantić- Panić, Anna Jandrisevits, Hannah Jutz, Jara<br />
Majerus<br />
CONTENT CREATION, CAMPAIGN<br />
MANAGEMENT & SOCIAL MEDIA<br />
Aida Durić<br />
BRANDED CONTENT & DIGITAL CONSULTING:<br />
Timea Zawodsky<br />
CORPORATE SOCIAL INNOVATION:<br />
Andrea Grman (karenziert)<br />
BUSINESS DEVELOPMENT:<br />
Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger<br />
REDAKTIONSHUND:<br />
Casper<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH Quartier 21, Museumsplatz 1,<br />
E-1.4, 1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528 redaktion@dasbiber.at marketing@<br />
dasbiber.at abo@dasbiber.at<br />
WEBSITE: www.dasbiber.at<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LEKTORAT: Birgit Hohlbrugger<br />
Die f<br />
leischlo<br />
s e Kolumne von Zina Sayed<br />
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
Schöner als Döner<br />
Salome Dorner<br />
STREETFOOD FÜR’S<br />
HOME-OFFICE<br />
Zugegeben, ich habe ein kleines Gemüselaibchen-Trauma.<br />
In jedem Gasthaus sind sie der Star auf der vegetarischen<br />
Auswahl an Speisen, aber werden letztlich doch häufig liebund<br />
geschmacklos serviert. Aber noch wollte ich die Laibchen<br />
nicht aufgeben, denn alles hat eine zweite Chance verdient<br />
(außer Lakritze). Bei Spar Gourmet sprangen mir die veganen<br />
Bio-Laibchen Mediterran sofort ins Auge: Optisch sehen sie<br />
würzig aus, statt der altgedienten Albtraum-Kombination aus<br />
Kartoffeln und Mais bestehen sie hauptsächlich aus Hirse,<br />
Tomaten und Karotten, sowie jeder Menge anderem Gemüse.<br />
Kurz in einem Pfännchen angebraten bekommen die Bio-<br />
Laibchen auch eine schöne Kruste und füllen die Küche mit<br />
einem kräftigen Aroma. Während die Laibchen so fröhlich<br />
vor sich hin brutzeln, kann man Pitabrot im Toaster auf eine<br />
Bräunungskur schicken. Bestreicht man beide Seiten mit<br />
Hummus, verhindert man, dass die Tomaten das Brot durchnässen.<br />
Innerhalb weniger Minuten kann man sich mit den<br />
Bio-Laibchen einen mediterranen Snack zaubern! Geheimtipp:<br />
etwas Joghurt und Chili verleihen dem Ganzen Gourmet-Status.<br />
Wenn das nicht wirklich schöner als (bestellter) Döner ist!<br />
Mahlzeit!<br />
ÖAK GEPRÜFT laut Bericht über die Zweitprüfung im 2. HJ <strong>20</strong>18:<br />
Druckauflage 85.000 Stück<br />
verbreitete Auflage 80.700 Stück<br />
DRUCK: Mediaprint<br />
Präsentiert von
QUARANTÄNE MIT SCHARF<br />
Diese Ausgabe ist aus dem Homeoffice und in sozialer Isolation entstanden. So<br />
vielfältig unsere Redaktion ist, so unterschiedlich sind auch die Wahrnehmungen<br />
der Quarantäne. Hier liest du die persönlichen Erfahrungsberichte unserer Redaktion<br />
– aufgeschrieben Ende der dritten Woche nach den Ausgangsbeschränkungen.<br />
Jetzt, wo du das Heft in der Hand hältst, sind wir möglicherweise schon alle<br />
durchgedreht. Aber wir haben’s geschafft! Für euch und wie immer – mit scharf.<br />
Mein Sohn ist schuld.<br />
Amar Rajković – stv. Chefredakteur<br />
Eigentlich hätte ich – abwechselnd mit meiner Frau – auf<br />
unseren zweijährigen Sohn aufpassen, den Haushalt schmeißen<br />
und natürlich meiner Arbeit als stv. Chefredakteur des<br />
Bibers nachgehen sollen. Eigentlich. Es kam alles anders.<br />
Der kleine Wirbelwind mag es nämlich nicht, wenn ich auf<br />
den Bildschirm starre und nicht stattdessen mit ihm kleine<br />
Fruchtfliegen auf dem Balkon fange oder zum 94sten Mal<br />
an dem Tag die Tiere der Savanne durchzähle. Er meint es<br />
auch ernst, das bewies er, indem er zuerst unseren Stand-<br />
PC und dann tatsächlich auch den Uralt-Laptop meiner Frau<br />
in den Computer-Himmel schickte. Deswegen gibt es von<br />
mir in dieser Ausgabe Interviews und kurze Texte zu lesen –<br />
für zusammenhängende Artikel und eine dahinterstehende<br />
Recherche war an Tagen wie diesen einfach kein Platz, keine<br />
Zeit, keine Chance. Danke jetzt schon an die KollegInnen,<br />
die kinderlos einen Großteil der Arbeit geschupft haben – als<br />
Belohnung dürft ihr auf meinen Sohn aufpassen.<br />
Ihr seid mir zu sozial.<br />
Aleksandra Tulej – Chefin vom Dienst<br />
Social Distancing ist auch ohne Corona mein zweiter Vorname,<br />
wie ich in den letzten Wochen gelernt habe. Aus meiner<br />
unglaublich privilegierten Situation, in der ich meine Quasi-<br />
Quarantäne verbringe: Ich habe nicht das geringste Problem<br />
damit, alleine in meiner Wohnung zu sitzen. Meine Freunde<br />
scheinbar schon. Plötzlich wollen sich alle ständig zum<br />
Spritzertrinken via Skype, zum Online-Zocken, zum Sport auf<br />
Zoom, zum FaceTimen im virtuellen Museum und was weiß<br />
ich noch verabreden. Leute, ich komme nicht mehr nach vor<br />
lauter virtuellen sozialen Verpflichtungen. Mein Handy hat<br />
keinen Speicher mehr für eure ganzen sozialen social distancing<br />
Apps. Ich fühl mich langsam schon sozial bedrängt. So<br />
viele Abendpläne hatte ich seit <strong>20</strong>14 nicht mehr. Nur, dass<br />
ich jetzt schwer Ausreden erfinden kann, wenn ich wo nicht<br />
erscheinen möchte. Versteht mich nicht falsch, ich vermisse<br />
meine Freiheit genau wie ihr – aber scheinbar lebe ich das,<br />
was ich seit immer predige: Ich kann gut mit mir selbst auskommen<br />
und das gibt mir viel Ruhe und Kraft für die nächste<br />
Zeit. Ich gehe jetzt wieder den Raben vor meinem Fenster<br />
zusehen, die sich scheinbar jeden Vormittag auf dem Dach<br />
gegenüber treffen, um den Hood-Gossip auszutauschen.<br />
Verdammt, sogar die blöden Vögel sind sozialer als ich.<br />
8 / MIT SCHARF /
„<br />
Es war schwer, mich mit dem<br />
Gedanken anzufreunden,<br />
abends nicht in eine Bar gehen<br />
zu können.<br />
“<br />
Mein psychologischer<br />
Quarantänevorsprung<br />
Delna Antia – Chefredakteurin<br />
In puncto exzessiven Daheimseins bin ich in Übung. Ich<br />
besitze einen psychologischen Quarantänevorsprung. Im<br />
Jänner lag ich mit Lungenentzündung danieder, im Februar<br />
folgte die Influenza und auf die SMS eines Bekannten, der<br />
mir damals zur Genesung schrieb: „Gut, dass derzeit nicht<br />
die Pest grassiert“, kann ich nur milde lächelnd zurückblicken.<br />
Über Wochen weder Kollegen, Freunde oder Familie zu<br />
treffen, gehört zu <strong>20</strong><strong>20</strong> für mich wie die Jogginghose zum<br />
Laptop. Die Tränen der Asozialität habe ich schon geweint.<br />
Auch die tägliche Verwunderung darüber, dass man trotz so<br />
viel Zeit zu Hause das Gewürzsortiment noch nicht sortiert<br />
hat, kenne ich. Soweit für mich alles beim Alten. Im Homeoffice<br />
das Handy in der einen und den Kinderpopo in der<br />
anderen zu jonglieren, während E-Mails beantwortet und das<br />
Mittagessen umgerührt gehören, auch nicht neu. Tägliches<br />
Fiebermessen, totale Routine. Welcome to my life „erstes<br />
Kindergartenjahr“. Andererseits neu ist: Der Ehemann hat<br />
einen Totalausfall an Dienstreisen und ist derzeit so sehr<br />
da, dass es in unserer Ehe die Premiere des gemeinsamen<br />
Badezimmerputzens gab. Ohne Fortsetzung. Auch der Sohnemann<br />
baut neuerdings lieber Krankenhäuser als Zugstrecken,<br />
das mag an seinen neuen Freunden Rudi & Armin<br />
liegen. Und ich habe tatsächlich an einem Wochentag einen<br />
Kuchen gebacken. Doch so heimelig das Glück in unserer<br />
kleinen Welt auch anmutet, eines dabei ist so fremd, dass es<br />
Angst macht: Das Wissen um die Welt da draußen und das<br />
Unwissen um unsere Zukunft. Es gibt kein normales Leben<br />
im Ausnahmezustand.<br />
„<br />
Täglich Fiebermessen?<br />
Totale Routine!<br />
“<br />
Plötzlich lebe ich in<br />
einem Callcenter<br />
Nada El-Azar – Kulturressortleiterin<br />
Die Quarantäneregelungen trafen mich in besonderer<br />
Weise, da ich für das Kulturressort zuständig bin. Schon in<br />
der Woche vor der allgemeinen „Ausgangssperre“ bekam ich<br />
reihenweise Absagemails von Museen und Theatern… ich<br />
wusste gar nicht, worüber ich denn noch schreiben sollte.<br />
Ich freute mich heimlich schon literatenmäßig im Kaffeehaus<br />
zu arbeiten, aber als klar wurde, dass auch diese ihre<br />
Türen schließen würden, verwandelte sich mein gemütliches<br />
Wohnzimmer in ein winziges Callcenter. Denn mein Freund<br />
hat auch einen Medienjob und arbeitete ebenfalls von hier.<br />
Den ersten Tag hatten wir eigentlich souverän gemeistert,<br />
wir saßen jeweils mit unseren Laptops und Kopfhörern im<br />
Raum. Doch am zweiten Tag schon überlagerten sich unsere<br />
Skype-Calls, was dem häuslichen Frieden nicht immer<br />
zuträglich war … Der Besuch von Kulturveranstaltungen<br />
hatte meinen Alltag bereichert – das alles war aber bis auf<br />
Weiteres nicht mehr möglich. Meine ganzen Routinen und<br />
Wege durch die Stadt waren plötzlich also futsch. Abgesehen<br />
davon war es auch schwierig, Interviewpartnern nicht<br />
face-to-face zu begegnen. Ich konnte mich anfangs nicht mit<br />
dem Gedanken abfinden, abends nicht in eine Bar gehen zu<br />
können oder Freunde spontan zu treffen. So eine Einsamkeit<br />
spürte ich lange nicht mehr. Wenigstens gehe ich dafür aber<br />
öfter laufen.<br />
/ MIT SCHARF / 9
„<br />
Meine Mutter ist die Frisörin<br />
und mein Bruder ihr erster und<br />
einziger Kunde.<br />
“<br />
Schmetterling unter<br />
Quarantäne<br />
Hannah Jutz – Akademie<br />
Homeoffice war für mich immer ein Traum. Mit Musik im<br />
Wohnzimmer sitzen und an Texten schreiben? Klingt perfekt.<br />
Ich bin gerne allein. Als die Ausgangsbeschränkungen<br />
kamen, fand ich das also gar nicht so schlimm. In meiner<br />
Vorstellung sah ich mich beim Yoga, beim Zeichnen und<br />
Bachelorarbeit schreiben. Einzig der soziale Schmetterling in<br />
mir zuckte beim Wort „Selbstisolation“ zusammen. Ich treffe<br />
mich normalerweise fast täglich mit Freunden und gehe<br />
gerne aus. Aber ein bisschen social detox und Entschleunigung<br />
können ja nicht schaden. So die These. Nach wenigen<br />
Wochen allein habe ich realisiert: man hat nicht mehr Zeit,<br />
nur weil man zuhause ist. Während andere töpfern, Gedichte<br />
schreiben und gemeinsam trainieren bin ich nach acht Stunden<br />
Homeoffice (die übrigens um einiges weniger produktiv<br />
sind, als erwartet), gelegentlichem Einkaufen, Aufräumen<br />
und Spazieren schon wieder müde. Und: Trotz stundenlanger<br />
Telefonate fühlt man sich bei so viel Zeit mit sich und seinen<br />
Gedanken irgendwann einsam. Mein neuer Traum ist also ein<br />
Sommer ohne Corona. Ein Sommer mit Festivals, Menschenmengen<br />
und nackter Haut. Ein Sommer mit vielen Freunden<br />
und noch mehr tanzen. Und: ein Sommer mit unendlich viel<br />
Zeit.<br />
„<br />
Trotz stundenlanger Telefonate<br />
fühlt man sich bei so viel Zeit<br />
mit sich und seinen Gedanken<br />
irgendwann einsam.<br />
“<br />
Homeoffice gesucht!<br />
Jara Majerus – Akademie<br />
Es ist merkwürdig still im Haus meiner Eltern in Tirol, als ich<br />
von meinem Laptop aufschaue. Immerhin wohnen hier gerade<br />
sieben Menschen. Ich verlasse mein Homeoffice, das ich<br />
heute in der Küche eingerichtet habe, und mache mich auf<br />
die Suche nach meinem Freund, der amüsanter Weise immer<br />
noch in Tirol ist. Eigentlich hätte er schon vor zwei Wochen<br />
wieder in die Niederlande fliegen sollen, aber Corona hat<br />
ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich öffne die<br />
Terassentür und höre ein leises mechanisches Kreischen.<br />
Mein Freund sägt wahrscheinlich wieder unter dem Carport,<br />
er baut gerade einen Tisch. Da muss ich nicht unbedingt<br />
dabei sein, denke ich, und mache mir zurück auf den Weg<br />
in mein Homeoffice. In der Küche angekommen muss ich<br />
feststellen, dass mein Büro zu einem Frisörsalon umfunktioniert<br />
wurde. Meine Mutter ist die Frisörin und mein Bruder<br />
ihr erster und einziger Kunde. Er schaut etwas resigniert aus,<br />
nicht hundertprozentig zufrieden mit dieser Situation. Ich<br />
packe also meine sieben Sachen, verlasse den Frisörsalon<br />
und mache mich auf den Weg in mein zweites Büro – das<br />
Wohnzimmer. Aber auch das Wohnzimmer ist besetzt, meine<br />
kleine Schwester sitzt auf der Couch. Sie tätowiert mit ihrer<br />
neu erstandenen Tätowiermaschine auf Fake-Skin, die aussieht<br />
wie ein großes Stück Cheddarkäse. Hier kann ich also<br />
auch nicht bleiben, denke ich, und mache mich weiter auf<br />
die Suche nach meinem Büro für heute.<br />
10 / MIT SCHARF /
Linke Wienzeile 280<br />
1150 Wien<br />
Not macht erfinderisch<br />
Zoe Opratko – Fotochefin<br />
Diese Ausgabe ist eine Premiere im doppelten Sinne. Sie<br />
ist nicht nur die erste, die aus dem Homeoffice entsteht.<br />
Sie ist gleichzeitig mein Debüt als Fotochefin beim <strong>BIBER</strong>.<br />
War der Ausnahmezustand anfangs noch in weiter Ferne,<br />
wurde innerhalb weniger Tage klar: Kaum an die scharfe<br />
Redaktion gewöhnt, muss ich auch schon radikal umdenken.<br />
Das übliche Fotoshooting kann plötzlich nicht mehr<br />
stattfinden. Neue Ideen müssen her!<br />
Da wird mir klar: Ausnahmesituationen sind immer auch<br />
eine Gelegenheit, Neues auszuprobieren und mit alten<br />
Mustern zu brechen. Collagen basteln, Puppenmöbel<br />
fotografieren und einfach improvisieren lautete die Devise.<br />
Was bedeutet Normalität in Zeiten wie diesen schon?<br />
Auch das Zeitgefühl scheint ausgehebelt.<br />
Während ich also abwechselnd gespannt und besorgt<br />
mein Umfeld beobachte, zwischen über- und unvorsichtigen<br />
Mitmenschen Einkäufe erledige und meine sozialen<br />
Kontakte weitgehend problemlos mit frisch entfachter<br />
Pflanzen-Leidenschaft ersetze, stelle ich fest:<br />
Es sind immer Ausnahmesituationen, die uns auf neue<br />
Ideen bringen.<br />
„<br />
Collagen basteln, Puppenmöbel<br />
fotografieren und einfach<br />
improvisieren lautete die Devise.<br />
“<br />
HWB: 21,64 kWh/m²; fGEE: 0,824<br />
Work Life<br />
Balance<br />
BEGINNT<br />
BEIM WOHNEN<br />
Provisionsfrei<br />
mieten<br />
direkt vom<br />
Bauträger<br />
Schnell überall und doch<br />
daheim. Lebensqualität<br />
bedeutet kurze Wege zwischen<br />
Arbeit, Wohnung und<br />
Freizeit. Die 192 freifinanzierten<br />
Mietwohnungen ab 30 m2<br />
passen perfekt zu meinem aktiven<br />
Lifestyle. Freiheit, ganz<br />
nach meinen Vorstellungen!<br />
Klaudio Alexander Graf, BA, MLS<br />
T. +43 (0)1 878 28 1214<br />
E. klaudio.graf@buwog.com<br />
www.liwi.buwog.com
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin<br />
Ivana Cucujkić über ihr daily life.<br />
IVANAS WELT<br />
Ivan Minić<br />
LET’S TALK ABOUT HECK, BABY!<br />
Der Jugo ist hemmungslos. Im Fluchen. Über Sex reden kann er auch.<br />
Wenn es dabei um Autos geht.<br />
Der Österreicher gibt nicht gerne an. Seine Erfolge zu<br />
feiern oder auf etwas richtig stolz zu sein, sagen wir<br />
mal… auf den Kauf eines neuen Autos, das wär ihm<br />
viel zu peinlich. Nicht so dem Jugo. Der hat mit Angeberei<br />
keine Probleme. Empirisch belegen lässt sich<br />
das anhand der Anzahl an Profilbildern in den sozialen<br />
Kanälen, deren Konterfeis ein schnittiger Sportwagen<br />
im Hintergrund ziert.<br />
IM 16. HAB’ ICH FAME<br />
In einem serbisch-vlahischen Haushalt sozialisiert,<br />
habe ich jedenfalls wenig Berührungsängste mit fortgeschrittener<br />
Prahlerei. Darum – Konfetti! – darf ich<br />
mit stolzer Brust in die Welt pfeifen, dass diese Kolumne<br />
hier tatsächlich gelesen wird. Nicht nur von meiner<br />
Familie. Von Dana zum Beispiel. In einer Bäckerei im<br />
16. Bezirk gönnte ich mir an einem Sonntag eine Balkanspezialität<br />
aus Käse, Strudelteig und vor allem viel<br />
Fett. „He, bist du nicht diese Ivana aus biber? Ur cool,<br />
das lese ich immer“, meinte das fesche Mädl, das mir<br />
3 Euro verrechnete. Schnappatmung, Herzrasen ‚das<br />
muss ich sofort meinen Eltern erzählen… Ich hab’ die<br />
Autogrammkarten am nächsten Tag doch nicht drucken<br />
lassen.<br />
„ETWAS LEICHT EROTISCHES“ – WE DON’T<br />
DO THIS<br />
Fanpost landet auch hin und wieder in meinem Posteingang.<br />
Von Christian zum Beispiel. Er liest ‚Ivanas<br />
Welt’ sehr gerne. Einen inhaltlichen Wunsch für<br />
die nächste Ausgabe hat er auch geäußert: „…mag<br />
dich fragen ob du mal etwas leicht Erotisches texten<br />
könntest?“. Schnappatmung, Herzrasen, das kann ich<br />
meinen Eltern unmöglich erzählen... Lieber Christian,<br />
es ist nämlich so: Ich freu mich wie ein Käsestrudel<br />
über deine Mail, umso mehr schmerzt es mich, meine<br />
Fanbase zu enttäuschen. Aber, über etwas ‚leicht<br />
Erotisches’ zu schreiben überschreitet einfach mein<br />
kulturelles Schamgefühl.<br />
DIRTY TALK FÜR ANFÄNGER<br />
Man kann am Balkan herrlich derb fluchen. Dirty Talk<br />
im deutschen Porno liest sich hingegen wie ein Kinderlied.<br />
Fluchen gehört zur Sprachkultur. Ein „uh jebote<br />
(ich f**** dich), wir haben uns hundert Jahre<br />
nicht gesehen“ ist ein ganz gewöhnliches „Servas,<br />
wie geht’s“ unter Freunden. Auf den Tag verteilt fliegen<br />
die Genitalien verbal nur so durchs Wohnzimmer<br />
einer Durchschnittsfamilie. Flimmert beim gemeinschaftlichen<br />
Fernsehen aber unerwartet eine ‚leicht<br />
erotische’ Filmszene über den Bildschirm, ist die abblätternde<br />
Wandfarbe laut Herrn Papa just in diesem<br />
Moment aufzufrischen, der Rest simuliert beschämt<br />
akuten Harndrang. Wir reden nicht über xeS. Oder<br />
Nacktheit.<br />
Ja, in den Nachtklubs sind wir textil schon sehr freizügig<br />
unterwegs, zeigen uns gleichzeitig sehr zugeknöpft<br />
bei Themen wie tätilauxeS. Vorschlag: Über Autos<br />
kann ich Seiten füllen. Das ist quasi Dirty Talk auf<br />
Jugo. „Uh, jebote, schau, wie schnell der abgeht...Was<br />
für eine heiße Maschine, Bruda! Magst du mal unter<br />
meine 60.000 Euro-Haube gucken?“ Aber, das wäre<br />
dir viel zu peinlich…<br />
cucujkic@dasbiber.at<br />
12 / MIT SCHARF /
mf.gv.at<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Fotos: BMF/JELLY BEAN Media<br />
Holen Sie sich mit der Arbeitnehmerveranlagung – auch Steueroder<br />
Jahresausgleich genannt – jenen Teil der Lohnsteuer zurück,<br />
den Sie zu viel bezahlt haben. Es zahlt sich aus.<br />
Steuerausgleich lohnt sich<br />
Ohne Umwege zu Ihrem Geld<br />
Ihr Gehalt kann über ein Jahr gesehen<br />
aufgrund von Jobwechsel, Reduzierung<br />
der Stundenanzahl etc. variieren.<br />
Die Lohnsteuer wird aber monatlich<br />
berechnet – so, als würden Sie das<br />
ganze Jahr über gleich viel verdienen.<br />
Zählt man jedoch die unterschiedlichen<br />
Löhne bzw. Gehälter zusammen und<br />
berechnet dann die Steuer, kommt oftmals<br />
ein Guthaben für Sie heraus.<br />
Außerdem können Sie im Steuerausgleich<br />
Folgendes geltend machen:<br />
• Werbungskosten: z. B. Ausund<br />
Fortbildungsmaßnahmen,<br />
Arbeitsmittel<br />
• Sonderausgaben: z. B. Freiwillige<br />
Personenversicherungen, Steuerberatungskosten<br />
• Außergewöhnliche Belastungen:<br />
z. B. Krankheitskosten<br />
Alle Details dazu finden Sie im aktuellen<br />
Steuerbuch unter bmf.gv.at/steuerbuch<br />
Sie können das entsprechende Formular<br />
für Ihren Steuerausgleich händisch gang bei finanzonline.at, dem Online-<br />
Am einfachsten geht es mit einem Zuausgefüllt<br />
an das Finanzamt schicken. Portal des Finanzamts.<br />
Finanz Online Neu: Einfach von zu Hause gemacht<br />
Seit Jahresbeginn präsentiert sich FinanzOnline mit verbesserter<br />
Benutzeroberfläche und bietet dadurch erhebliche Erleichterungen:<br />
• Das Design führt intuitiv durch den Steuerausgleich.<br />
• Der neu entwickelte Steuerassistent leitet ab der Erklärung <strong>20</strong>19 nur<br />
durch jene Bereiche, die für Sie auch tatsächlich relevant sind. Es ist vor<br />
allem die neue Ausfüllhilfe, die Ihnen die Durchführung erleichtert.<br />
• Der Chatbot „Fred“ wurde um das Thema „Arbeitnehmerveranlagung“<br />
erweitert, damit Sie auch hier die notwendigen Auskünfte erhalten.<br />
Ein Erklärvideo sowie Folder finden Sie auf bmf.gv.at/finanzonlineneu<br />
Bei Fragen zu FinanzOnline rufen Sie 050 233 790<br />
(Mo–Fr 8.00–17.00 Uhr); bei steuerlichen Fragen 050 233 233<br />
(Mo–Do 7.30–15.30 Uhr; Fr 7.30–12.00 Uhr).
DIE<br />
VERGESSENE<br />
PFLEGERIN<br />
14 / POLITIKA /
Die 24-Stunden-Pflegerin Valerija Kositer sitzt an ihrem Arbeitsplatz<br />
in einem Haus in Wien-Liesing fest. Die Rückkehr nach<br />
Kroatien ist unleistbar. Kositer fühlt sich von der österreichischen<br />
Politik im Stich gelassen, so wie viele ihrer Kolleginnen.<br />
Ein persönlicher Appell ans Nicht-Vergessenwerden.<br />
Von Valerija Kositer und Jara Majerus, Foto: Zoe Opratko<br />
Heute ist ein grauer Apriltag<br />
in Wien. Draußen ist es kalt.<br />
Ich verlasse das Haus und<br />
mache mich auf den Weg in<br />
Richtung Wiener Wald, der am Ende der<br />
Straße beginnt, und achte darauf, keinen<br />
Menschen zu begegnen. Momentan<br />
befinden wir uns im Ausnahmezustand.<br />
Wir müssen auf uns aufpassen, soziale<br />
Kontakte meiden und eigentlich sollten<br />
wir zuhause bleiben.<br />
Ich heiße Valerija Kositer, bin 55 Jahre<br />
alt und kann nicht zuhause bleiben.<br />
Denn ich bin nicht zuhause, sondern in<br />
Wien. Hier, im 23. Bezirk, arbeite ich als<br />
Krankenpflegerin und kümmere mich<br />
um einen alten, dementen Mann, der<br />
allein lebt. Normalerweise sorge ich zwei<br />
Wochen für ihn und fahre dann nach<br />
Hause, nach Petrinja, zu meiner Familie.<br />
In der kleinen kroatischen Stadt war ich<br />
aber schon seit fünf Wochen nicht mehr.<br />
Ich kann nicht zurück, kann nicht nach<br />
Hause. Ich stecke fest. Die Grenzen sind<br />
zu, mein Flug wurde abgesagt und auch<br />
sonst gibt es keine leistbaren Verbindungen<br />
in mein Heimatland. Als es in<br />
den Nachrichten hieß, dass die Grenzen<br />
dichtgemacht werden, war unklar, ob<br />
meine Kollegin aus der Slowakei ihre<br />
zwei Arbeitswochen im Haus des alten<br />
Herren antreten und meine Schicht<br />
ablösen kann. Deshalb blieb ich hier.<br />
Einfach zu gehen und den Mann allein zu<br />
lassen, das konnte ich nicht. Das wäre<br />
unmenschlich gewesen. Für die Gesellschaft<br />
bin ich als Pflegerin austauschbar,<br />
ich weiß das. Aber für den alten Mann,<br />
den ich betreue, bin ich das nicht.<br />
„Für den alten Mann,<br />
den ich betreue, bin ich<br />
nicht ersetzbar.“<br />
ALLES STEHT STILL<br />
Meine Kollegin schaffte es gerade noch<br />
rechtzeitig, mit ihrem Auto aus der Slowakei<br />
nach Wien zu kommen. Zu diesem<br />
Zeitpunkt konnte ich Österreich aber<br />
schon nicht mehr verlassen. Ich habe die<br />
Botschaft kontaktiert. Dort hieß es, ich<br />
solle mit dem Zug, dem Bus oder dem<br />
Taxi bis an die slowenische Grenze fahren<br />
und dann müsse mich eben jemand<br />
abholen. Aber mein Mann darf mich nicht<br />
abholen. Er darf meine Heimatgemeinde<br />
in Kroatien, Petrinja, nicht verlassen und<br />
erst recht nicht nach Slowenien oder gar<br />
Österreich einreisen. Dabei würde er ja<br />
gar nie aus dem Auto aussteigen. Wir<br />
würden nirgendwo anhalten und niemanden<br />
anstecken. Aber für mich und all<br />
die anderen Frauen in meiner Situation<br />
macht die Regierung keine Ausnahme.<br />
Wir sind nicht wichtig genug. Wir sind<br />
nur die Pflegerinnen. Wir sind nur die<br />
Leute, die sich um die Alten und Kranken<br />
kümmern.<br />
Wir Pflegerinnen wurden vergessen.<br />
Ich wollte es nicht wahrhaben und ich<br />
habe mir diesen Gedanken lange verboten.<br />
Aber wir wurden vergessen und<br />
das schmerzt. Ich habe akzeptiert, dass<br />
ich länger als geplant hier bleiben muss.<br />
Ich habe Geduld, aber ich sehe keine<br />
Überlegungen, ich sehe keine Lösungsvorschläge.<br />
Ich habe versucht, mir einzureden,<br />
dass die Regierung schon nach<br />
einer Lösung sucht, um uns nach Hause<br />
und wieder zurück zu unseren Arbeitsplätzen<br />
in Österreich zu bringen. Aber<br />
das ist nicht der Fall.<br />
UNMÖGLICHE<br />
MASSNAHMEN<br />
Die Maßnahmen, die die Regierung<br />
bis jetzt für uns beschlossen hat, sind<br />
unmöglich durchzuführen. Denn wenn<br />
wir es irgendwie in unsere Heimatländer<br />
schaffen sollten, müssen wir uns automatisch<br />
in eine zweiwöchige Quarantäne<br />
begeben. Wenn wir danach für die Arbeit<br />
zurück nach Österreich möchten, müssen<br />
wir mit einem Test nachweisen, dass wir<br />
uns nicht mit dem Coronavirus infiziert<br />
haben. Diesen Test können aber nur jene<br />
machen, die Symptome für das Virus<br />
aufweisen. Wenn ich an der österreichischen<br />
Grenze keinen negativen Bescheid<br />
nachweisen kann, darf ich zwar nach<br />
Österreich einreisen, muss aber auch hier<br />
zwei Wochen in Quarantäne. Nur wo?<br />
Viele Pflegerinnen dürfen nicht bei den<br />
Menschen, die sie pflegen, in Quarantäne<br />
gehen. Das wäre kontraproduktiv und<br />
lebensgefährlich für die pflegebedürftigen<br />
Menschen. Wieso werden nicht<br />
einfach Shuttlebusse organisiert, die uns<br />
über die Grenzen bringen? Wieso erhalten<br />
wir und unsere Agenturen nicht mehr<br />
Informationen von der Regierung? Wieso<br />
interessiert sich niemand für uns? Die<br />
Unsicherheit und die geringe Wertschätzung<br />
für unsere Arbeit machen mich und<br />
meine Kolleginnen schwach und wütend.<br />
/ POLITIKA / 15
„Mein Leben in<br />
Petrinja wartet auf<br />
mich.“<br />
DER APPLAUS<br />
BLEIBT AUS<br />
Ärzte und Krankenschwestern wurden<br />
durch die Krise zu Helden, denen man<br />
applaudierte. Wir Pflegerinnen aber<br />
blieben vergessen. Wir sind keine Leute,<br />
die zu Helden wurden. Wir sind keine<br />
Leute, die die Situation retten. Wir sind<br />
keine Leute, um die sich die Regierung<br />
kümmert. Dabei tragen wie alle in dieser<br />
schwierigen Situation eine Last. Diejenigen,<br />
die Tag und Nacht in den Spitälern<br />
arbeiten, diejenigen, die durch die Krise<br />
ihre Arbeit verloren haben, diejenigen,<br />
die in den Supermärkten arbeiten und<br />
auch wir Pflegerinnen. Alle sprechen<br />
davon, dass wir in dieser Situation<br />
zusammenhalten müssen. Aber der<br />
Zusammenhalt schließt uns nicht ein.<br />
Er hört bei uns auf. Dabei leisten wir in<br />
diesem Land nicht bloß eine Arbeit. Wir<br />
haben nicht nur einen Beruf gewählt,<br />
sondern einen Lebensweg. Und dafür<br />
erfahren wir nicht genug Anerkennung,<br />
denn wir sind nur die Pflegerinnen.<br />
Unsichtbar und unerwähnt.<br />
Wenn die Regierung entscheidet,<br />
dass wir weiterhin nicht ausreisen<br />
können und noch zwei Wochen oder gar<br />
zwei Monate in Österreich bleiben müssen,<br />
dann bleibt uns keine Wahl. Niemand<br />
fragt sich, welche Auswirkungen<br />
das für uns hat. Wir alle haben unsere<br />
eigenen Leben zuhause, wir haben<br />
Familien. Wir alle haben Probleme, mit<br />
denen wir uns beschäftigen müssen und<br />
Dinge, die wir in unseren Heimatländern<br />
erledigen müssen. Wenn ich in Wien bin,<br />
dann pausiere ich alles in Petrinja. Seit<br />
fünf Wochen wartet mein Leben in der<br />
kleinen Stadt auf mich und ich weiß noch<br />
nicht mal, wann und wie ich zurückkomme.<br />
Ich werde mit Sicherheit noch<br />
einen Monat hier bleiben müssen und<br />
es scheint niemanden zu sorgen oder zu<br />
kümmern, was das für mich bedeutet.<br />
Dabei sind wir Pflegerinnen für die<br />
Gesellschaft und die Gemeinschaft da.<br />
Wir tragen unsere Verantwortung und<br />
bringen Opfer. Dafür wollen wir keinen<br />
Applaus. Wir wollen nur nicht vergessen<br />
werden. ●<br />
DAS SAGT DAS<br />
GESUNDHEITS<br />
MINISTERIUM:<br />
„Die COVID19-Pandemie stellt die<br />
Situation der 24-Stunden-Betreuung<br />
vor besondere Herausforderungen.<br />
Durch verstärkte Grenzkontrollen<br />
und Grenzschließungen kam es für<br />
24-Stunden-BetreuerInnen aus den<br />
süd-ost-europäischen Ländern zu<br />
Hürden bei der Einreise. Wir wissen,<br />
dass das BMEIA (Außenministerium)<br />
laufend in Kontakt mit den jeweiligen<br />
AußenministerInnen der Herkunftsländer<br />
der Betreuungskräfte steht,<br />
um auch für diese Personengruppe<br />
die Einreise in Ihre Heimat zu erleichtern.<br />
In der letzten Videokonferenz<br />
zwischen dem Gesundheitsminister<br />
und den neun LandessozialreferentInnen<br />
wurde vereinbart, dass<br />
Betreuungskräften, die ihren Turnus<br />
in Österreich verlängern, ein<br />
einmaliger Bonus in der Höhe von<br />
500 Euro ausbezahlt wird. Unser<br />
oberstes Gebot ist der Schutz der<br />
Pflegebedürftigen sowie derjenigen,<br />
die für die Aufrechterhaltung unseres<br />
Pflegesystems essentiell sind – und<br />
dazu gehören zweifelsfrei auch die<br />
24-Stunden-BetreuerInnen.“<br />
WISSENSWERTES ZUR 24-STUNDEN PFLEGE UND BETREUUNG<br />
Bei der 24-Stunden Pflege werden betreuungsbedürftige<br />
Menschen von Personen<br />
unterstützt, die im selben Haushalt leben.<br />
Meistens wechseln sich zwei Betreuer*innen<br />
ab und leben jeweils für zwei Wochen bei<br />
der zu pflegenden Person. Je nach Bedarf<br />
wird beim Einkaufen, Kochen, Anziehen,<br />
Spazieren oder der Körperpflege geholfen.<br />
Aktuell gibt es in Österreich ca. 62.000<br />
registrierte Personenbetreuer*innen, fast<br />
alle sind Frauen. Knapp die Hälfte von ihnen<br />
kommt aus Rumänien, ein Drittel aus der<br />
Slowakei und nicht einmal zwei Prozent<br />
aus Österreich. Daher treffe die Coronakrise sie besonders,<br />
erklärt Veronika Bohrn Mena, Expertin für prekäre<br />
Arbeitsverhältnisse: „Die Familien hier haben Angst, dass<br />
sie die Pflegerinnen verlieren. Diese haben selbst Familie,<br />
sind auf das Geld angewiesen und müssen sich entscheiden:<br />
Bleibe ich hier, verstoße gegen das Gesetz und sehe<br />
meine Familie nicht mehr oder fahre ich<br />
nachhause und kann eventuell nicht zurückkommen?“<br />
Die Arbeitszeit von 238 Stunden<br />
in zwei Wochen wird mit um die 1000 Euro<br />
entlohnt. „Wir bezahlen Arbeit nicht nach<br />
ihrem gesellschaftlichen Wert, sondern nach<br />
Anerkennung.“, so Bohrn Mena. Bevor die<br />
Pfleger*innen einreisen, müssen sie sich<br />
testen lassen: „Das Risiko ist für sie selbst<br />
und die Pflegebedürftigen sehr hoch.“ Da die<br />
Personenbetreuung ein freies Gewerbe ist,<br />
sind die Pfleger*innen fast immer selbstständig.<br />
Sie müssen sich selbst versichern<br />
und haben keine Arbeitslosenversicherung. „Wenn sie nicht<br />
arbeiten, bekommen sie nichts.“, ergänzt Veronika Bohrn<br />
Mena. Síe hofft, dass wir durch die Krise lernen: „Die Pflegerinnen<br />
brauchen rechtlichen Schutz und höheren Lohn. Wir<br />
dürfen niemanden vergessen. Auch nicht die Alten und die,<br />
die sie pflegen.“<br />
16 / POLITIKA /
DANKE, ABER EHRLICH!<br />
Lob ist wichtig, vor allem in Krisenzeiten. Die Politik<br />
macht aber einen gewaltigen Fehler, wenn sie<br />
Migranten dabei ausschließt.<br />
Amar Rajković, stv. Chefredakteur<br />
Seit dem Ausbruch von Covid-19 vergeht kaum ein<br />
Tag, an dem der Kanzler oder ein Minister nicht vor<br />
die Kameras treten, um uns über die neuesten Entwicklungen<br />
zu informieren. Dabei dürfen auf keinen<br />
Fall die Dankesbekundungen fehlen, die sich (zu Recht)<br />
an jene richten, die Großartiges leisten: Die Supermarktkassiererin,<br />
der Lkw-Fahrer, die Paketzusteller, die Pflegerin im<br />
Spital. Allerdings gibt es zwei Haken an dem Wertschätzungsgewitter:<br />
FAVORITEN IST NICHT ÖSTERREICH<br />
Die kleinen Helden des Alltags nehmen das “Danke” gar nicht<br />
wahr, weil es nicht an sie adressiert ist. Oft wird von Österreicherinnen<br />
und Österreichern gesprochen. Dabei arbeiten<br />
vor allem MigrantInnen in diesen schlecht bezahlten Jobs. Die<br />
sehen sich in den seltensten Fällen als “Österreicher” – und<br />
bevor wieder der Mob der erzürnten Patrioten ausrückt – sondern<br />
vor allem als Wiener, Dornbirner, Austrotürken, Favoritner,<br />
Migranten oder einfach in Österreich lebende und<br />
arbeitende Menschen. Herr Kanzler, denken Sie<br />
darüber nach.<br />
Der zweite Haken knüpft an die gerade von Ihnen<br />
gelesene Geschichte über Valerija und andere Leidensgenossinnen<br />
im 24-Stunden-Pflegebereich an. Die Frauen<br />
sind unsichtbar und leisten enorme Arbeit, um ihre Familien<br />
in Rumänien, Bulgarien oder Kroatien zu versorgen. Dabei<br />
nehmen sie Reisestrapazen in Kauf und sorgen sich um unsere<br />
pflegebedürftigen Angehörigen. Sie waren schon vor der Coronakrise<br />
Heldinnen, in schweren Zeiten wie diesen sind sie zu<br />
Superheldinnen aufgestiegen. Sie verdienen Anerkennung, vor<br />
allem in monetärer Form. Vergessen wir nicht, dass vielen von<br />
diesen Frauen unter schwarz/blau die Familienbeihilfe halbiert<br />
wurde. (Die sogenannte “Indexierung” wird vom Europäischen<br />
Gerichtshof geprüft und höchstwahrscheinlich rückgängig<br />
gemacht). Halbiert! Die einzig richtige Antwort darauf ist eine<br />
Verdoppelung. Wann, wenn nicht jetzt?<br />
Bezahlte Anzeige<br />
Wien hilft, hilf mit!<br />
Sowohl in der Soforthilfe<br />
als auch in der Nachbarschaft<br />
Wien ist die Stadt des sozialen Zusammenhalts. Unzählige<br />
Wienerinnen und Wiener engagieren sich in diesen Tagen für<br />
andere. Dabei kannst du auf zwei Arten helfen: Melde dich<br />
einerseits auf der Plattform für freiwilliges Engagement der<br />
Helfer Wiens an oder andererseits unterstütze die Menschen<br />
direkt im eigenen Wohnhaus mittels eines Flugzettels für<br />
das Schwarze Brett – zum Beispiel bei Besorgungen und<br />
Erledigungen des täglichen Lebens.<br />
Nähere Informationen zur<br />
• Anmeldung bei der „Soforthilfe“-Plattform<br />
der Helfer Wiens<br />
• Nachbarschaftshilfe<br />
erhältst du online unter: wien.gv.at/coronavirus<br />
rajkovic@dasbiber.at<br />
wien.gv.at/coronavirus
Frau Raab, wie<br />
viele Klopapierrollen<br />
haben Sie<br />
daheim?<br />
Wie viele<br />
Klopapierrollen<br />
haben Sie<br />
daheim?<br />
Wie oft skypen<br />
Sie täglich mit<br />
Ihrer Familie?<br />
Wie viele<br />
Stunden täglich<br />
informieren<br />
Sie sich zu<br />
den neuesten<br />
Entwicklungen in<br />
Sachen Corona?<br />
Interview in Zahlen:<br />
In der Politik wird bereits genug<br />
geredet. Biber fragt in Worten,<br />
Integrations- und Frauenministerin<br />
Susanne Raab antwortet<br />
mit einer Zahl.<br />
10<br />
2<br />
3<br />
Von Amar Rajković<br />
Fotos: Andreas Wenzel BKA<br />
Susanne Raab hat 4 feministische Bücher in ihrem<br />
Leben gelesen.<br />
10 Klopapierrollen hat die 36-jährige Juristin daheim.<br />
Wie viele<br />
Lieder von<br />
Andreas<br />
Gabalier<br />
können Sie<br />
mitsingen?<br />
Wie hoch<br />
war Ihr erstes<br />
Gehalt?<br />
Wie viel haben<br />
Ihre teuersten<br />
Schuhe<br />
gekostet?<br />
Wie lautete Ihr<br />
Matura-Notendurchschnitt?<br />
Wie viel<br />
Prozent Ihrer<br />
Mitarbeiter-<br />
Innen haben<br />
Migrationshintergrund?<br />
2<br />
950<br />
160<br />
2,2<br />
40<br />
18 / POLITIKA /
Wie oft machen<br />
Sie sich täglich<br />
Gedanken um<br />
ihre älteren<br />
Verwandten?<br />
Wie viele<br />
feministische<br />
Freundinnen<br />
haben Sie?<br />
Wie viele<br />
MigrantInnen<br />
haben Sie<br />
in Ihrem<br />
Freundeskreis?<br />
Wie oft waren<br />
Sie in Ihrem<br />
Leben in der<br />
Moschee?<br />
Wie oft im<br />
Jahr tragen<br />
Sie Dirndl?<br />
3<br />
2<br />
6<br />
5<br />
5<br />
3 Stunden täglich informiert sich Raab zur Corona-Krise. Die Frauen- und Integrationsministerin hat<br />
6 migrantische FreundInnen.<br />
Wie oft wurden<br />
Sie in Ihrem<br />
Berufsleben<br />
von Männern<br />
bevormundet?<br />
Wie viele<br />
Frauen wurden<br />
im Jahr<br />
<strong>20</strong>19 Opfer<br />
häuslicher<br />
Gewalt in<br />
Österreich?<br />
Wie viele<br />
Millionen Euro<br />
beträgt das<br />
Budget <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
für Frauenförderprojekte?<br />
Wie viele<br />
geflüchtete<br />
Frauen und<br />
Kinder von<br />
Lesbos sollte<br />
Österreich<br />
aufnehmen?<br />
Wie viele<br />
feministische<br />
Bücher haben<br />
Sie in Ihrem<br />
Leben gelesen?<br />
0<br />
Ca.<br />
8.<strong>20</strong>0<br />
12<br />
0<br />
4<br />
/ POLITIKA / 19
„Meine Eltern<br />
stören mich<br />
beim Lernen“<br />
<strong>20</strong> / POLITIKA /
Kleine Wohnungen, viele Menschen auf engem Raum, wenig Unterstützung<br />
von den Eltern – die Nachteile, mit denen Kinder aus sozial<br />
schwächeren Familien leben, werden durch die Corona-Pandemie<br />
sichtbarer denn je. Vor allem im Bildungsbereich.<br />
Von Aleksandra Tulej, Illustration Christof Stanits<br />
Normalerweise lerne ich<br />
immer in der Bibliothek,<br />
weil ich zuhause nicht<br />
genug Platz habe. Jetzt<br />
geht das nicht und das erschwert<br />
einiges. Ich habe zuhause kein eigenes<br />
Zimmer, sondern schlafe im Wohnzimmer“,<br />
erzählt die 17-jährige Alla. Alla ist<br />
mit drei Jahren aus Tschetschenien nach<br />
Österreich gekommen und lebt heute<br />
mit ihren Eltern und fünf Geschwistern in<br />
einer 56qm Gemeindewohnung in Wien<br />
Favoriten. Sie wollte sich dieses Jahr<br />
eigentlich auf die Matura vorbereiten, um<br />
ab Herbst dann Physik zu studieren. Allas<br />
Mama ist Hausfrau, ihr Vater war Taxifahrer<br />
und hat aufgrund der Corona-Krise<br />
seinen Job verloren.<br />
KEIN KONTAKT<br />
ZU SCHÜLERN AN<br />
BRENNPUNKTSCHULEN<br />
Seitdem die Maßnahmen zur Eindämmung<br />
des COVID-19 in Österreich in<br />
Kraft getreten sind, herrscht in fast allen<br />
Lebensbereichen Ausnahmezustand. So<br />
auch im Bildungsbereich.<br />
Während privilegierte Kinder und<br />
Jugendliche ihr eigenes Zimmer, ihren<br />
eigenen Computer und Eltern, die sie<br />
beim Lernen zuhause unterstützen,<br />
haben, gestaltet sich all das bei sozial<br />
schwächeren Familien nicht so einfach.<br />
58 Prozent der Kinder, die auf Sozialhilfe<br />
angewiesen sind, leben in überbelegten<br />
Wohnungen, heißt es seitens der Diakonie<br />
Österreich. Dazu kommen noch die<br />
oft schwachen Deutschkenntnisse der<br />
Eltern und keine Möglichkeit, die Kinder<br />
zu unterstützen. Eine Umfrage der Bildungsinitiative<br />
Teach for Austria ergibt,<br />
„<br />
Ich habe zuhause kein eigenes<br />
Zimmer, sondern schlafe<br />
im Wohnzimmer.<br />
“<br />
dass rund <strong>20</strong> Prozent der Schüler und<br />
Schülerinnen sogenannter „Brennpunktschulen“<br />
für ihre Lehrerinnen und Lehrer<br />
momentan nicht erreichbar sind. Das<br />
liege an schlechter Internetverbindung<br />
oder fehlender Hardware.<br />
SIEBEN GESCHWISTER<br />
UND KEIN EIGENER<br />
LAPTOP<br />
„Ich habe sieben Geschwister und keinen<br />
eigenen Laptop, ich darf aber den von<br />
meinem Bruder benutzen, wenn ich was<br />
für die Schule machen muss“, erzählt<br />
der 14-jährige Mohammed, der ägyptischen<br />
Migrationshintergrund hat und<br />
gemeinsam mit seinen Geschwistern und<br />
Eltern in einer Wohnung im zweiten Wiener<br />
Gemeindebezirk lebt. Seine Eltern<br />
arbeiten nicht. Wie alle Schülerinnen und<br />
Schüler in Österreich hat Mohammed<br />
seit Wochen Online-Unterricht. Wie das<br />
in einer Großfamilie auf engem Raum<br />
klappt? „Wir helfen uns gegenseitig bei<br />
den Hausaufgaben, aber wir streiten<br />
uns schon manchmal – ich vermisse die<br />
Schule und vor allem meine Freunde<br />
dort. Aber zumindest habe ich jetzt keine<br />
unnötigen Fächer wie Musik oder Soziales<br />
Lernen.“<br />
Die 14-jährige Luna befindet sich in<br />
einer ähnlichen Lage. Sie ist vor drei<br />
Jahren mit ihrer Familie aus Serbien<br />
nach Österreich gekommen. Ihre Eltern<br />
arbeiten als Reinigungskräfte. Jetzt sind<br />
alle zuhause, Luna teilt sich mit ihrer<br />
Schwester in Zimmer. „Das ist aber kein<br />
Problem für mich, wir machen einfach<br />
beide was für die Schule. Es ist nur so,<br />
dass meine Eltern uns manchmal beim<br />
Lernen stören, wenn sie den Fernseher<br />
laut aufdrehen oder ständig durch die<br />
Wohnung gehen und mit der Familie aus<br />
Serbien telefonieren“, so die Schülerin.<br />
Während die 17-jährige Alla sich der<br />
Lage vollkommen bewusst ist, ist dieses<br />
Bewusstsein bei jüngeren Schulkindern<br />
/ POLITIKA / 21
klarerweise noch nicht so ausgeprägt.<br />
Die Auswirkungen werden aber auch<br />
diese leider zu spüren bekommen, wie<br />
es seitens Bildungsexpertinnen und<br />
Bildungsexperten heißt.<br />
„ES WIRD DIESE KINDER<br />
NOCHMAL MEILENWEIT<br />
ZURÜCKWERFEN“<br />
„Das wird genau diese Kinder, die<br />
sowieso schon hinten nach sind, noch<br />
mal meilenweit zurückwerfen“, erklärt<br />
Bildungsexpertin und ehemalige AHS-<br />
Lehrerin Melisa Erkurt. „Es wird einfach<br />
ein großer Gap entstehen. Ich sehe auf<br />
Twitter Eltern aufstöhnen, dass sie mit<br />
ihren Kindern Arbeitsblätter ausfüllen<br />
müssen.“ Aber was ist mit jenen, deren<br />
Eltern ihnen nicht helfen können? „Wenn<br />
ich allein an die Deutschförderklassen<br />
denke – wer übt mit diesen Kindern jetzt<br />
Deutsch? Allein nach zwei Monaten Sommerferien<br />
gibt es schon große Lücken.“<br />
Wenn die Leistung der Kinder momentan<br />
genau so bewertet werde wie im<br />
Normalbetrieb, sei das laut Erkurt einfach<br />
ungerecht. „Die Eltern dieser Kinder sind<br />
teilweise Systemerhalter und Systemerhalterinnen,<br />
wenn sie zum Beispiel im<br />
Supermarkt arbeiten. Sie gefährden ihre<br />
Gesundheit für Österreich und haben<br />
dazu noch die Kinder zuhause.“ Schulen<br />
bieten einen Journaldienst an, in dem<br />
Kinder in der derzeitigen Lage nach<br />
„<br />
Ich habe sieben Geschwister und<br />
keinen eigenen Laptop, ich darf<br />
aber den von meinem Bruder<br />
benutzen, wenn ich was für die<br />
Schule machen muss.<br />
“<br />
„<br />
Es ist nur so, dass meine Eltern<br />
uns manchmal beim Lernen<br />
stören, wenn sie den Fernseher<br />
laut aufdrehen.<br />
“<br />
wie vor von der Schule betreut werden<br />
können. „Viele schicken ihre Kinder aber<br />
auch aus Scham nicht hin, weil sie nicht<br />
die Einzigen sein wollen“, so Erkurt. Laut<br />
ihr gehört die Digitalisierung einfach besser<br />
ausgestattet, indem jedes Kind einen<br />
Laptop von der Schule zur Verfügung<br />
gestellt bekommt. Es brauche auch eine<br />
bessere Kommunikation zwischen den<br />
Lehrkräften, damit der Arbeitsaufwand<br />
nicht enorm hoch ist, wie es momentan<br />
in vielen Schulen der Fall ist. „Eine Ganztagsschule<br />
wäre langfristig die Lösung<br />
für Chancengleichheit“, schließt Erkurt<br />
ab.<br />
Ehemalige AHS-Direktorin und Bildungsexpertin<br />
Heidi Schrodt hat ähnliche<br />
Ansichten zu dieser Problematik.<br />
„Den Kindern fehlen Ansprechpersonen,<br />
Sozialarbeiter, ein Unterstützungssystem.<br />
Es darf die momentane Leistung einfach<br />
nicht in die Note miteinbezogen werden,<br />
das Sitzenbleiben ab der zweiten Klasse<br />
Volksschule sollte wieder abgeschafft<br />
werden. Verbale Beurteilung muss<br />
wieder bis zur vierten Klasse Volksschule<br />
möglich sein.“<br />
Diese Maßnahmen könnten Kindern<br />
wie Mohammed oder Luna dabei helfen,<br />
in ihrer schulischen Laufbahn nicht noch<br />
mehr zurückgeworfen zu werden, und<br />
motivierten Jugendlichen wie Alla nicht<br />
ihren zukünftigen Bildungsweg erschweren.<br />
Auch ohne Pandemie sind viele<br />
Schüler und Schülerinnen durch ihren<br />
sozialen Status im Nachteil, durch die<br />
momentane Lage wird dies sichtbarer.<br />
Das ist das Positive daran. Denn wenn<br />
endlich der Appell der Lehrpersonen<br />
und Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten<br />
wahrgenommen wird, können<br />
und müssen auch Maßnahmen gesetzt<br />
werden, um die Chancengleichheit zu<br />
verbessern. ●<br />
Was sagt das Bildungsministerium?<br />
„DIESE KINDER SOLLEN NICHT<br />
VERGESSEN WERDEN“<br />
„Die Corona-Krise ist nicht die Zeit, schulischen Leistungsdruck zu Hause zu<br />
entfalten“, verkündete Bildungsminister Heinz Faßmann bei einer Pressekonferenz<br />
Ende März. Was Schülerinnen und Schüler aus einem schwächeren sozioökonomischem<br />
Umfeld anbelangt, sollen diese laut Faßmann „nicht vergessen<br />
werden.“ So sollen alle Schülerinnen und Schüler, die sich keinen eigenen<br />
Endgeräte zum Lernen leisten können, solche gratis von der Schule erhalten.<br />
Das Bildungsministerium ist im Gespräch mit verschiedenen Institutionen, die<br />
gebrauchte Geräte zur Verfügung stellen sollen. Auch sollen für Schulveranstaltungen,<br />
die nun wegen Covid19 nicht stattfinden, keine Kosten für die Eltern<br />
anfallen. Es gibt einen Härtefallfonds, der für die Stornierung von Reisen wie<br />
Skikursen und Sprachreisen verwendet werden soll. An den Bundesschulen<br />
werden die Kosten für Horte, Internate und ganztägige Schulangebote wegfallen,<br />
wenn diese nicht genutzt werden, so Faßmann. Diese Regelung gilt bis zum<br />
Ende des Semesters. Genauere Informationen dazu soll es nach Ostern geben.<br />
22 / POLITIKA /
Bezahlte Anzeige<br />
Polina, Studentin<br />
Bleib daheim.<br />
Es könnte Leben retten.<br />
Polina hat sich schon immer gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt eingesetzt. Deshalb unterstützt<br />
sie besonders jetzt auch ihre älteren Nachbarinnen und Nachbarn dabei, ihren Alltag zu meistern<br />
und erledigt Besorgungen für sie. Bekannten, die zur Risikogruppe gehören, hat sie die Hotline der<br />
Stadt Wien 01/4000-4001 empfohlen, die ältere Personen bei der Organisation ihres Alltags unterstützt.<br />
#BleibDaheim<br />
wien.gv.at/coronavirus
Premiere: Sein erstes<br />
Skype-Interview hatte der<br />
ÖIF-Direktor mit biber.<br />
DEUTSCH BRAUCHT ES AUCH<br />
FÜR KRISENSITUATIONEN!<br />
Normalerweise gehören Wertekurse,<br />
Frauenberatungen<br />
oder Deutschkurse zum Tagesgeschäft<br />
des ÖIF, dem Österreichischen<br />
Integrationsfonds.<br />
Doch wie funktionieren diese<br />
Integrationsmaß nahmen für<br />
Flüchtlinge und Migranten in<br />
Zeiten von Corona? Darüber<br />
spricht biber mit dem Direktor<br />
Franz Wolf im Skype-Interview.<br />
Von Delna Antia-Tatic, Mitarbeit Hannah Jutz<br />
und Jara Majerus<br />
<strong>BIBER</strong>: Herr Wolf, wie gelingt Integration<br />
in Zeiten von Corona – können zum<br />
Beispiel Kurse stattfinden?<br />
FRANZ WOLF: Es wurde natürlich alles<br />
abgesagt, was den persönlichen Kontakt<br />
von Menschen betrifft: alle Seminarangebote,<br />
Beratungen, Workshops. Wir<br />
verlagern nun vieles ins Digitale.<br />
Zum Beispiel?<br />
Da gibt es beim ÖIF zwei Stränge: Einerseits<br />
informieren wir unsere Zielgruppe,<br />
das sind Flüchtlinge und Migranten. So<br />
wurde zum Beispiel mit über 100.000<br />
SMS auf die richtigen Verhaltensweisen<br />
aufmerksam gemacht und auch auf<br />
Strafen hingewiesen. Wir unterstützen<br />
zudem die Regierung bei der Übersetzung<br />
von Dokumenten und betreuen mit<br />
mehrsprachigem Personal die Hotlines<br />
mit, wie etwa zu Gewalt gegen Frauen.<br />
An wen verschicken Sie die SMS genau?<br />
An jene Menschen, die mit dem ÖIF<br />
in Kontakt stehen. Personen, die in<br />
der Beratung sind, die Deutsch- oder<br />
Wertekurse machen oder Teil unserer<br />
Programme sind.<br />
Wie funktioniert die Integrationsarbeit<br />
derzeit abseits solcher Corona-Infos?<br />
Die aktuelle Situation erfordert, dass<br />
schnell vieles auf die Beine gestellt wird.<br />
Wir gehen davon aus, dass wir in den<br />
nächsten Wochen mit den Online-Angeboten<br />
voll starten können. Aber man<br />
sollte sich keine Illusionen machen. Denn<br />
für einige in unserer Zielgruppe, etwa<br />
Flüchtlinge wie somalische oder afghanische<br />
Frauen, kann dieses Online-Programm<br />
nur eine Notfallalternative sein.<br />
Es kann nicht den persönlichen Kontakt<br />
im Deutschkurs ersetzen.<br />
Besitzen diese Frauen überhaupt die<br />
Infrastruktur, um an einem Online-Kurs<br />
teilzunehmen?<br />
Natürlich, bei jemandem, der noch<br />
nie einen Computer bedient hat, oder<br />
womöglich nicht alphabetisiert ist, bei<br />
dem wird es schwierig in dieser Zeit<br />
zu lernen. Das muss man zur Kenntnis<br />
nehmen. Aber wir versuchen, so viel wie<br />
möglich zu tun.<br />
Die Corona-Krise zeigt die sozialen<br />
Ungleichheiten. Kinder und Jugendliche,<br />
24 / POLITIKA /
die aus sozial benachteiligten und kleinen,<br />
engen Haushalten kommen, stehen<br />
jetzt noch mehr vor Herausforderungen.<br />
Welche Aufgaben übernimmt hier der<br />
ÖIF?<br />
Das ist sicher ein großes Thema: wenig<br />
Wohnraum bzw. mehrere Kinder auf<br />
wenig Wohnraum; das ist eine Situation,<br />
die Zuwanderergruppen stärker betrifft.<br />
Der ÖIF unterstützt auch mehrsprachig<br />
hinsichtlich der häuslichen Gewalt,<br />
obwohl das nicht nur ein Thema ist, welches<br />
Zuwanderer betrifft.<br />
Zuletzt wurde eine zusätzliche Corona-<br />
Initiative zur Bekämpfung von Fake-News<br />
in den Communities gestartet. Warum?<br />
Fake-News und Gerüchte machen die<br />
Runde und verunsichern Menschen in<br />
dieser schwierigen Zeit zusätzlich. Uns<br />
ist es einfach ein Anliegen, dass wir bei<br />
der Aufklärung darüber auch Menschen<br />
in Österreich erreichen, die noch nicht<br />
gut genug Deutsch sprechen. Aber es<br />
zeigt auch, dass Deutsch nicht nur für<br />
die Arbeit und die Kommunikation im<br />
Alltag wichtig ist, sondern gerade in Krisensituationen:<br />
um sein eigenes Leben<br />
und das anderer zu schützen. Daher ist<br />
es das Ziel, dass Menschen Deutsch<br />
können.<br />
Nimmt Ihre Zielgruppe die Situation nicht<br />
ernst genug?<br />
Man kann zum Teil eine gewisse kulturelle<br />
Gelassenheit beobachten, von der<br />
Österreich sicherlich in vielen anderen<br />
Situationen auch profitieren mag, die<br />
aber derzeit nicht angebracht ist. In<br />
Gebieten mit hohem Migrationsanteil<br />
wird zum Beispiel weniger auf die vorgeschriebenen<br />
Abstände geachtet.<br />
Ist der Grund für weniger Regelkonformität<br />
mangelndes Deutsch?<br />
Es ist ein Thema der Sprache, wohl auch<br />
ein Thema des kulturellen Umgangs mit<br />
solchen Situationen. Asiatische Kulturen<br />
sind etwa sehr sensibel bei solchen<br />
Thematiken. In Wien hat man schon vor<br />
Monaten Touristen mit Mundschutzmasken<br />
gesehen.<br />
Wie geht es denn Ihrer Zielgruppe, wie<br />
Sie sagen, in dieser Krise?<br />
Es gibt Menschen, die haben viel zu<br />
tun und werden auch als sogenannte<br />
Helden des Alltags bezeichnet. Darunter<br />
sind natürlich viele Zuwanderer, weil sie<br />
oftmals auch niedrig bezahlten Berufen<br />
nachgehen: Jene, die an der Supermarktkasse<br />
sitzen, für Amazon arbeiten<br />
oder eine Pizza liefern.<br />
Durch die Corona-Krise hat sich der<br />
Arbeitskräftemangel in Österreich<br />
dennoch zusätzlich verstärkt – Bereiche<br />
wie Pflege oder Agrarwirtschaft, aber<br />
auch Supermarktketten oder die Post<br />
brauchen mehr Personal, um die Krise<br />
zu stemmen. Ist jetzt die Zeit gekommen,<br />
um Asylwerbende in den Arbeitsmarkt zu<br />
integrieren?<br />
Nein. Es werden in bestimmten Branchen<br />
zwar Arbeitskräfte gesucht, aber es gibt<br />
auch sehr viele arbeitslose Asylberechtigte<br />
in Österreich. Insgesamt gibt es<br />
derzeit eine massiv steigende Arbeitslosigkeit<br />
in Österreich und es gibt genügend<br />
verfügbare Arbeitskräfte. ●<br />
Wir fahren weiter,<br />
damit der<br />
Kühlschrank<br />
voll bleibt.<br />
#wienbleibtmobil
Immun, was nun? Werden Menschen,<br />
die sich schon mit Corona angesteckt<br />
haben, zu Superhelden unserer<br />
Gesellschaft aufsteigen?<br />
26 / POLITIKA /
ZUKUNFTSSZENARIO<br />
LIZENZ MIT SUPERKRAFT:<br />
KOMMT DER CORONA-PASS?<br />
Ihre Antikörper geben ihnen „Superkraft“:<br />
Die Vision vom „Corona-Pass“ für Immune beschäftigt<br />
Chefredakteurin Delna Antia-Tatic, aber nicht nur sie. Aus<br />
Expertenkreisen klingen Überlegungen an, wonach Genesene<br />
die neuen „Superhelden“ der Gesellschaft sein könnten.<br />
Von Delna Antia-Tatić, Illustrationen: Zoe Opratko<br />
Das Testergebnis meines<br />
Mannes ist negativ: Kein<br />
Corona. Weder er, noch<br />
wir also. Ich bin erleichtert,<br />
natürlich. Aber auch ein bisschen<br />
enttäuscht. Mein Mann ist ein bisschen<br />
entsetzt: „Das glaubt mir keiner!“,<br />
schüttelt er über meinen Gesichtsausdruck<br />
den Kopf. Aber meine Sekunde der<br />
Enttäuschung bezieht sich nicht auf die<br />
Krankheit. Um nicht missverstanden zu<br />
werden, dieses tödliche Virus, das so viel<br />
schlimmes Leid auf der ganzen Welt verursacht<br />
und an dem so viele Menschen<br />
bereits starben, das will ich so wenig<br />
wie jeder andere. Mir geht es um etwas<br />
anderes: um eine Perspektive in diesem<br />
Schreckenszustand.<br />
Denn während man wartet, dass<br />
jemand zum Testen kommt (2 Tage) und<br />
weiter wartet, dass jemand das Testergebnis<br />
übermittelt (bei uns 5 Tage),<br />
währenddessen hat man viel Zeit für<br />
„Was wäre eigentlich wenn?“-Szenarien<br />
im Kopf. Meines geht so:<br />
Was, wenn wir tatsächlich Corona-<br />
Infizierte sind? Erstens hätten wir das<br />
Virus dann gehabt. Glücklicherweise mild<br />
verlaufend wie eine stinknormal lästige<br />
Erkältung. Wir müssten nicht mehr mit<br />
dieser ständigen Angst vor einer Ansteckung<br />
leben. Zweitens hieße das doch,<br />
dass wir nach der Genesung immun sind.<br />
Wir könnten nicht angesteckt werden<br />
und noch viel wichtiger, wir könnten<br />
niemanden infizieren. Was drittens<br />
bedeuten würde: Für uns wären die<br />
strengen Regeln der Selbstisolation nach<br />
Überwindung der Krankheit auch nicht<br />
notwendig, richtig? Wäre daher, viertens,<br />
ein „Corona-Ausweis“ nicht die Lösung?<br />
Eine Art Zertifikat oder Pass für alle wie<br />
uns, die das Virus hatten und nun immun<br />
sind. Eine Art Lizenz zur Freiheit.<br />
„SOCIAL-EMBRACING<br />
STATT<br />
SOCIAL DISTANCING“<br />
Damit wäre nicht nur uns geholfen,<br />
letztlich auch der Gesellschaft. Wir könnten<br />
arbeiten, ob systemrelevant und/<br />
oder existenzrelevant, wir könnten die<br />
Wirtschaft ankurbeln, wir könnten ohne<br />
Sorge Freunde besuchen und im Grunde<br />
müssten wir sogar reisen dürfen. Wir<br />
wären frei, das Schönste auf der Welt zu<br />
tun: anderen Menschen nah zu sein. Die<br />
Oma könnte wieder babysitten und das<br />
Kind wieder mit dem Nachbarsjungen<br />
spielen. Social-Embracing statt Social-<br />
Distancing. Wir bräuchten weder Masken<br />
noch Handschuhe. Daher könnten wir in<br />
den verschiedensten Bereichen helfen<br />
und zum Einsatz kommen, wir wären so<br />
etwas wie die unverwundbaren Superhelden<br />
in Corona-World. Gut, meine<br />
Fantasie war schon immer sehr lebhaft.<br />
Aber ernsthaft, an der Sache ist<br />
etwas dran. So sucht etwa das Universitätsklinikum<br />
Münster aktiv nach<br />
gesundeten Corona-Infizierten für eine<br />
Blutspende. „Denn Patienten, die derzeit<br />
gegen Sars-CoV-2 kämpfen, könnten<br />
vom Blut derjenigen profitieren, die das<br />
schon erfolgreich hinter sich gebracht<br />
haben - vor allem, solange es noch<br />
keine anderen wirksamen Medikamente<br />
gegen die neuen Viren gibt“, berichtet<br />
die Süddeutsche Zeitung. Superkraft im<br />
Blut also. Aber was ist mit dem wirtschaftlichen<br />
und sozialen Mehrwert<br />
der Genesenen? Ich beginne noch am<br />
Tag der Testung, Mitte März, zu recherchieren:<br />
Ist ein Ausnahmeszenario für<br />
genesene Corona-Patienten denkbar? In<br />
einem Hintergrundtelefonat mit einem<br />
Arzt der Virologie der MedUni Wien wird<br />
mir auf meine Frage zu solch Szenarien<br />
bestätigt, dass ich zwar sehr weit denke,<br />
aber dass es im Hintergrund durchaus<br />
Diskussionen in diese Richtung gäbe.<br />
Aktuell gelten natürlich die Selbstisolationsregeln<br />
für alle gleich in Österreich.<br />
Für die Gesunden wie für die Genesenen.<br />
Doch wie lange noch?<br />
Entscheidend ist natürlich, die Frage<br />
/ POLITIKA / 27
Jeder Immune, der<br />
wieder arbeiten<br />
geht, hilft der ganzen<br />
Gesellschaft.<br />
der Immunität geklärt zu wissen. Was ich<br />
in diesem Hintergrundtelefonat erfahre,<br />
deckt sich mit dem, was zuletzt Experten<br />
und Virologen, wie etwa Christian<br />
Drosten, Deutschlands Chef-Virologe<br />
und Institutsinhaber der Charité Berlin,<br />
sagen: Man geht von einem ersten<br />
Immunschutz aus. Sollte es zu einer<br />
erneuten Ansteckung kommen, würde<br />
diese erst viel später erfolgen – nicht<br />
während der aktuellen Pandemie – und<br />
höchstens mild verlaufend.<br />
So ist es auch Drosten, der in einem<br />
Interview mit dieZeit, diesen Zukunftsszenario-Schritt<br />
weitergeht. Er betont<br />
das Potenzial der Immunen in der Krise<br />
und stellt mögliche Freiheiten in den<br />
Raum. „Wenn wir davon ausgehen,<br />
dass sich während der jetzigen Infektionswelle<br />
bis zum Herbst vielleicht zehn<br />
oder 15 Millionen Menschen in Deutschland<br />
anstecken, dann haben wir auch<br />
bald sehr viele Leute mit Antikörpern.<br />
Personen, die immun sind. Da wird es<br />
dann Pflegekräfte und Ärzte geben, die<br />
ohne Maske arbeiten. Auch in anderen<br />
Berufsgruppen wird es Leute geben, die<br />
sagen: Ich bin da durch. Und davon wird<br />
es immer mehr geben.“<br />
Auch in Österreich. Schon jetzt steigen<br />
die Zahlen der Genesenen merklich.<br />
Und wenngleich es derzeit „nur“ tausende<br />
sein mögen, es werden täglich mehr.<br />
Denn die meisten aller Infizierten werden<br />
das Virus überstehen. All sie besäßen<br />
diese Superkraft: Sie wären sowohl<br />
unverwundbar als auch uninfektiös. Sie<br />
könnten "Systementlastung" bringen,<br />
nämlich für all jene, die derzeit permanent<br />
für unser aller Wohl im Einsatz sind<br />
– die echten Heldinnen und Helden von<br />
heute im Krankenhaus und im Supermarkt<br />
zum Beispiel. Die Genesenen<br />
könnten in der Pflege bei alten Menschen<br />
eingesetzt werden, gerade da, wo<br />
das Risiko ja so hoch ist, und in ähnlich<br />
sensiblen Bereichen. Aber auch im Privaten<br />
könnte das Wissen und die offizielle<br />
Bestätigung von Immunität eine große<br />
Erleichterung bedeuten. Denn schon in<br />
den ersten Wochen des Ausnahmezustands<br />
gestaltet sich diese Situation für<br />
viele zur Extrembelastung. Für Alleinerziehende<br />
zum Beispiel: alleingestellt und<br />
„eingesperrt“ mit Betreuungs- als auch<br />
Existenzsorgen. Wenn da wieder Hilfe,<br />
ob durch die Nachbarin oder die Großeltern<br />
möglich ist, verschafft das mehr als<br />
Erleichterung.<br />
Vor allem aber brächte eine Ausnahmeregelung<br />
im Ausnahmezustand<br />
der Wirtschaft etwas. Über der Corona-<br />
Krise schwebt bekanntlich das Damoklesschwert<br />
der Wirtschaftskrise. Jeder<br />
Immune also, der wieder normal arbeiten<br />
geht und sein Geld selbst verdient, tut<br />
damit einen Dienst an der Nation. Die<br />
Masseurin und der Tätowierer etwa, die<br />
wieder arbeiten können, weil weder sie<br />
angesteckt noch sie anstecken könnten.<br />
Nicht verwunderlich ist daher auch,<br />
dass es drei Ökonomen sind, die genau<br />
dazu ein Paper veröffentlichten, wie die<br />
Wiener Zeitung berichtete. „Corona-<br />
Immunität als entscheidende Ressource:<br />
Der Weg zurück in die Normalität“ ist<br />
der Titel ihrer Arbeit und schlägt, und<br />
da staune ich wirklich, einen Corona-<br />
Passagierschein vor, um eine gelähmte<br />
Volkswirtschaft wieder in die Gänge zu<br />
bekommen. So schreiben die Universitätsprofessoren<br />
David Stadelmann<br />
(Professor für Volkswirtschaftslehre<br />
an der Universität Bayreuth), Reiner<br />
Eichenberger (Professor für Theorie der<br />
Finanz- und Wirtschaftspolitik an der<br />
Universität Freiburg) und Rainer Hegselmann<br />
(Professor für Philosophie an der<br />
Frankfurt School of Finance & Management):<br />
„Immune Menschen können<br />
wieder für alle Tätigkeiten eingesetzt<br />
werden und können allen sozialen Kontakten<br />
wie gewohnt nachgehen. Insbesondere<br />
können sie in der Alten- und<br />
Krankenpflege eingesetzt werden, ohne<br />
dort die besonders anfälligen Menschen<br />
zu gefährden. Der möglichst schnelle<br />
und umfassende Einsatz der Immunen<br />
ist deshalb aus volksgesundheitlicher,<br />
volkswirtschaftlicher und gesamtgesellschaftlicher<br />
Perspektive sinnvoll. Ihr<br />
Einsatz ist für eine Rückkehr unserer<br />
Gesellschaft in die Normalität unabdingbar.<br />
Dafür müssen sie zum einen selbst<br />
sicher wissen, dass sie immun sind, und<br />
die anderen Menschen müssen sie von<br />
Nicht-Immunen unterscheiden können.<br />
Deshalb brauchen sie ein verlässliches<br />
Immunitätszertifikat über nachgewiesene<br />
Antikörper. Dieses Immunitätszertifikat<br />
dient ihnen als eine Art „Passierschein in<br />
die Normalität“ und zertifiziert den Wert<br />
der Ressource.“<br />
WIE VIEL<br />
„SUPERKRAFT“<br />
SCHLUMMERT IN<br />
ÖSTERREICH?<br />
Ein Corona-Pass scheint also tatsächlich<br />
nicht nur ein Hirngespinst zu sein.<br />
Leider erhalte ich auf wiederholte Nachfrage<br />
keine Antwort dazu aus dem österreichischen<br />
Gesundheitsministerium.<br />
Doch laut Sekretariatsauskunft wurden<br />
meine diesbezüglichen Fragen an „die<br />
Staatskommunikation“ weitergeleitet.<br />
Das lässt vermuten? Ad absurdum vom<br />
Tisch wischen könnte jedenfalls auch die<br />
28 / POLITIKA /
Presseabteilung. Zudem setzt der österreichische<br />
Gesundheitsminister zuletzt<br />
große Hoffnung in die neuen Möglichkeiten<br />
der Antikörpertestung. Mit dieser, so<br />
Rudi Anschober in einer Pressekonferenz<br />
am 27. März, könnten Corona-Immune<br />
viel leichter festgestellt werden als allein<br />
mit den derzeitigen „Krankheitstest“, den<br />
sogenannten PCR-Tests. Durch großflächiger<br />
angesetzte Antikörpertestungen<br />
in der österreichischen Gesellschaft<br />
erwischt man nämlich eben jene, die<br />
sich nie krank gefühlt haben und daher<br />
nie als Verdachtsfall getestet wurden:<br />
die Dunkelziffer. Festzustellen, wie viele<br />
Menschen in Österreich bereits Kontakt<br />
mit Covid19 hatten, ist nicht nur interessant,<br />
um das Level einer sogenannten<br />
„Herdenimmunität“ in der Bevölkerung<br />
zu errechnen. Es zeigt eben auch die<br />
Ressourcen. Zwar beschreibt Anschober<br />
keine Freiheitsszenarien für die Immunen,<br />
aber doch, dass diese Tests in<br />
bestimmten Berufsgruppen zum Einsatz<br />
kommen könnten.<br />
Auch der deutsche Virologe Alexander<br />
Kekulé geht in einem Interview<br />
mit Die Presse auf das Potenzial solcher<br />
Möglichkeiten ein, gerade was die Risikogruppen<br />
betrifft – die Älteren: „Wir haben<br />
ja jetzt auch Tests, die den Immunstatus<br />
feststellen können. Nehmen wir mal an,<br />
es handle sich um meine Mutter. Dann<br />
würde ich nicht heute, aber in zwei<br />
Monaten die ganze Familie durchtesten<br />
lassen und feststellen, dass einige schon<br />
immun sind und zur Mama und Oma<br />
können.“<br />
So sind diese Tests wohl wirklich eine<br />
Chance. Denn schon jetzt könnte eine<br />
sehr große Anzahl an „Superkraft“ in<br />
Österreich schlummern. Menschen, die<br />
sich frei in den aktuellen Gefahrenzonen<br />
bewegen können – medizinisch gesehen.<br />
Daher wäre es wohl auch vergeudetes<br />
Potenzial und unnötiges Leid, wirtschaftlich<br />
und sozial gesehen, sie weiter in<br />
der Selbstisolation zu halten. Mit einem<br />
Corona-Pass hätten sie die Lizenz zur<br />
Hilfe und zur Normalität – und diese<br />
Gruppe würde stetig wachsen.<br />
Ist es also denkbar, dass die österreichische<br />
Bundesregierung in naher oder<br />
auch ferner Zukunft einen solchen Pass<br />
einführt? Oder gar die EU? Obwohl, das<br />
ist Fantasterei! Aber Eltern und Familie<br />
in Deutschland lassen mich grenzübergreifend<br />
hoffen, denn ich weiß nicht,<br />
wann ich sie wiedersehen kann. Zudem<br />
muss man in puncto Passeinführung<br />
berücksichtigen, dass besonders freiheitsliebende<br />
Bürgerinnen und Bürger<br />
sich dafür absichtlich dem Risiko einer<br />
Ansteckung aussetzen könnten – und<br />
das wäre kontraproduktiv. Klar ist auch,<br />
dass eine Einteilung der Bevölkerung,<br />
wo manche mehr "dürfen" als andere,<br />
für Spannungen sorgen wird. Trotzdem.<br />
Ich bin keine Expertin, aber die Chance<br />
dahinter scheint gegeben zu sein. Wir<br />
sollten darüber sprechen. Denn wann<br />
brauchten wir je dringender Superhelden<br />
auf der Welt als jetzt?<br />
Meine Familie und ich werden jedenfalls<br />
erst einmal keine sein. Wir haben<br />
so etwas ungewohnt Normales wie eine<br />
lästige Erkältung. Und ganz ehrlich: Gott<br />
sei Dank! Statt der Lizenz zur Ausnahme<br />
im Ausnahmezustand, befolgen wir die<br />
Regeln der Selbstisolation. Doch permanent<br />
zuhause zu bleiben, ist, wie wir alle<br />
inzwischen wissen, auch heldenhaft. Ein<br />
bisschen. ●<br />
BILD © BMLRT/iSTOCK<br />
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EnTgELTLIChE EInSChALTung DES BMLRT<br />
Die Versorgung unseres Landes mit Lebensmitteln zählt gerade in einer Krise<br />
zu den wichtigsten Aufgaben. In vielen landwirt<br />
der Lebensmittelverarbeitung werden derzeit dringend schaftlichen Arbeitskräfte Betrieben für und einige<br />
Wochen und Monate gesucht. Das Bundesministerium für Landwirtschaft,<br />
Regionen und Tourismus (BMLRT) stellt gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer<br />
Österreich, der Wirtschaftskammer Österreich und dem Maschinenring<br />
eine Online-Plattform bereit, um verfügbare Arbeitskräfte an Betriebe mit Bedarf<br />
zu vermitteln. Interessierte Betriebe und Arbeitskräfte können sich hier melden:<br />
www.dielebensmittelhelfer.at
KLIMA GERECHTIGKEIT<br />
IN ZEITEN EINER PANDEMIE<br />
Die Berliner Klimaaktivistin Imeh Ituen<br />
kritisiert die „Fridays For Future“-Bewegung,<br />
Klimawandelleugner Trump und Orban und<br />
Milliardenschwere Wirtschaftpakete, die die<br />
Industrie nach Corona stärken soll.<br />
Von Elena Bavandpoori<br />
<strong>BIBER</strong>: Was macht BPoC Environmental<br />
and Climate Justice Collective Berlin?<br />
IMEH ITUEN: Das Klimakollektiv wurde<br />
im Februar <strong>20</strong>19 gegründet und organisiert<br />
verschiedene Vorträge, Workshops<br />
und Live Screenings. Wir veranstalten<br />
gemeinsame Events, um ein größeres<br />
Netzwerk für schwarze Menschen und<br />
People of Color im Klimaaktivismus<br />
aufzubauen. Zum Beispiel hatten wir eine<br />
Baumpflanzaktion in Brandenburg.<br />
Klimaaktivistin Imeh Ituen<br />
kritisiert die mangelnde<br />
Wertschätzung Afrikas.<br />
Wie können sich Klimainteressierte in<br />
Zeiten einer Pandemie organisieren?<br />
In Wien findet Ende Mai die Online-<br />
Konferenz „Degrowth Vienna <strong>20</strong><strong>20</strong>“<br />
statt. Unser Kollektiv macht jetzt auch<br />
viel online, in Webinaren und Proteste<br />
in Kleingruppen. Dabei muss Protest<br />
nicht mit Menschenmassen verbunden<br />
werden. Die Nachwehen von Corona<br />
bleiben noch lange und da lohnen sich<br />
neue Aktionsformen und Bündnisse,<br />
um Gerechtigkeit zu fördern. Ich denke<br />
da auch an Anträge für den Mietendeckel,<br />
Petitionen für die Evakuierung von<br />
Menschen in Flüchtlingslagern oder die<br />
Debatte um das Grundeinkommen.<br />
Glaubst du, dass durch Corona mehr<br />
globaler Zusammenhalt entsteht?<br />
Die Coronakrise kann eine Chance sein,<br />
um einen Sprung in Richtung globale<br />
Klimagerechtigkeit und Solidarität zu<br />
machen, wie wir es noch Anfang <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
nicht erwartet hätten. Aber es kann in<br />
privat<br />
30 / POLITIKA /
mehrere Richtungen gehen. Ungarn hat<br />
die demokratische Gewaltenteilung unter<br />
dem Deckmantel der Coronakrise ausgesetzt.<br />
Trump gewinnt an Wahlstimmen.<br />
Rechte Kräfte werden in Krisenzeiten<br />
mächtiger. Das ist bedenklich.<br />
Können wir eine Lektion aus der Corona-<br />
Pandemie lernen?<br />
Schätzungen zufolge sind die CO2-<br />
Emissionen in China um 25% niedriger<br />
als im Vorjahr. Aber es steht nicht auf<br />
dem Plan, sich weltweit von fossilen<br />
Brennstoffen zu entfernen. Im Gegenteil:<br />
Wirtschaftspakete in Millionenhöhe werden<br />
Industrien zur Verfügung gestellt.<br />
Die Politik unterstützt Verbraucher*innen<br />
nicht, sondern steht auf der Seite der<br />
großen Produktionen. Öl und Flugverkehr<br />
werden subventioniert, der Green New<br />
Deal in den USA ist gekippt. Ich hoffe,<br />
wir besinnen uns darauf, Fördergelder in<br />
klimafreundliche Maßnahmen fließen zu<br />
lassen.<br />
Was würde auf dem afrikanischen Kontinent<br />
bei einem exponentiellen Ausbruch<br />
von Corona passieren?<br />
Es wäre verheerend. Ich verfolge die<br />
Situation in Nigeria, wo ich Familie habe.<br />
Es zeigt den Mangel an Wertschätzung<br />
für den afrikanischen Kontinent und<br />
seine Menschen, wenn wir glauben, es<br />
würde uns in Europa nicht betreffen. Da<br />
sind die Folgen von Umweltrassismus.<br />
Spätestens dann würde sich zeigen, dass<br />
wir in einer globalisierten Welt leben.<br />
Der afrikanische Kontinent ist Teil des<br />
Weltmarkts. Es wird den Rest der Welt<br />
betreffen.<br />
Inwiefern zeigt die Coronakrise soziale<br />
und klimatische Ungerechtigkeit auf?<br />
Die Krise zeigt die ganzen Bruchstellen in<br />
der Gesellschaft. Wer kann es sich leisten<br />
zuhause zu sein? Für Menschen an<br />
der Kasse, auf dem Bau und in der Pflege<br />
geht es draußen weiter. Das ist auch global<br />
sichtbar: In den USA haben schwarze<br />
Menschen, Indigene und People of Color<br />
schlechtere Zugänge zum Gesundheitssystem<br />
und sind viel benachteiligter. Die<br />
deutliche Mehrheit aller Todesfälle durch<br />
Luftverschmutzung sind in Entwicklungs-<br />
und Schwellenländern auf dem<br />
asiatischen und afrikanischen Kontinent<br />
zu verzeichnen. In Deutschland sind<br />
migrantische Viertel wie Berlin-Neukölln<br />
betroffen. Corona ist ein Virus, das die<br />
Lunge angreift. Da ist saubere Luft ein<br />
großer Faktor für Gesundheit.<br />
Ist Corona ein wichtiges Thema für Klimagruppen?<br />
Absolut. Die Pandemie findet ihre<br />
Ursachen in der Vernichtung von<br />
Biodiversität, in Fleischkonsum und in<br />
schrumpfenden Lebensräumen. Wir<br />
machen darauf aufmerksam, dass Menschen<br />
des Globalen Südens besonders<br />
betroffen sind. Menschen, die vor Klimawandelfolgen<br />
geflohen sind, hängen nun<br />
an den Grenzen fest und sind in Lagern<br />
gefangen, die Ballungspunkte für Krankheitsausbrüche<br />
sind. Da können wir dann<br />
auch nicht erfreut hervorheben, dass<br />
CO2-Emissionen in China sinken.<br />
Du bist Teil von BPoC Environmental and<br />
Climate Justice Collective Berlin, weil du<br />
dich in anderen Klimagruppen einsam<br />
gefühlt hast. Warum?<br />
Rassismus und eine eurozentrische<br />
Perspektive. Ich bin durch mein Studium<br />
„Integriertes Naturressourcenmanagement“<br />
zum Klimaaktivismus gekommen.<br />
Schon lange vor der Fridays for<br />
Future-Bewegung war ich auf meinem<br />
ersten Klimacamp. Aber da waren kaum<br />
schwarze Menschen und PoCs. Ein<br />
„Ende Gelände“-Camp wurde mal von<br />
Nazis angegriffen und es wurden keine<br />
Schutzmaßnahmen getroffen. Außerdem<br />
gibt es Bedrohungen aus den Gruppen<br />
selbst. Migrantische Mitglieder von Fridays<br />
for Future haben in einem offenen<br />
Beschwerdebrief rassistische Kommentare<br />
nach dem Terroranschlag in Hanau<br />
veröffentlicht, die sie zu hören bekamen.<br />
Sie wollten ein Statement zu Hanau<br />
geben und haben Antworten bekommen<br />
wie „Kriege ich dann auch noch ein<br />
Statement dazu, dass ein Junge gestern<br />
ein Legoteilchen verschluckt hat?“ Da<br />
wird also ein Terroranschlag auf marginalisierte<br />
Menschen damit verglichen,<br />
dass ein Kind Bauklötze verschluckt.<br />
Genügend schwarze Personen und PoCs<br />
haben Klimathemen studiert und kennen<br />
sich aus. Dann wird ihnen aber durch<br />
Rassismus die Sicherheit genommen.<br />
Kein Wunder, wenn die Leute keine Energie<br />
mehr da reinstecken wollen. Communities<br />
haben ein Gedächtnis.<br />
Fridays for Future sieht sich selbst als<br />
eine Klimagerechtigkeitsbewegung?<br />
Werden sie deiner Meinung nach diesem<br />
Namen gerecht?<br />
Nein. Nicht als globale Klimagerechtigkeitsbewegung.<br />
Schon im Namen Fridays<br />
for Future steckt Eurozentrismus. „Wir<br />
sind hier, wir sind laut, wenn man uns<br />
die Zukunft klaut!“ ist der Leitspruch.<br />
Wenn von Zukunft gesprochen wird,<br />
verkennt das die Erfahrung von Millionen<br />
von Menschen im Globalen Süden, die<br />
seit Jahrzehnten von Klimawandelfolgen<br />
bedroht sind und fliehen müssen.<br />
Nirgendwo sind Menschen von Klimawandelfolgen<br />
so betroffen wie auf dem<br />
afrikanischen Kontinent. Das BPoc Environmental<br />
and Climate Justice Collective<br />
spricht von Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft.<br />
Interessieren sich weiße Menschen für<br />
euer Kollektiv?<br />
Wir haben vergangenes Jahr schon mehr<br />
Anfragen bekommen, als wir annehmen<br />
konnten. Aber wir hatten auch öfter das<br />
Gefühl aus kosmetischen Gründen eingeladen<br />
zu werden und das müssen wir<br />
hinterfragen. Wir wollen nicht die Fehler<br />
der Klimagruppen richten, die müssen<br />
sich schon selbst mit dem Thema auseinandersetzen.<br />
Was wünschst du dir von den großen,<br />
mehrheitlich weißen Klimagruppen?<br />
Ich war schon sehr getroffen vom offenen<br />
Brief zu Hanau. Da habe ich große<br />
Enttäuschung gespürt. Klimawandel lässt<br />
sich nicht von Kolonialismus und Kapitalismus<br />
trennen. Ich wünsche mir eine<br />
Auseinandersetzung der Klimagruppen<br />
mit Rassismus in ihren eigenen Strukturen.<br />
Wenn das nicht passiert, führt das<br />
zum gewaltvollen Ausschluss von marginalisierten<br />
Menschen. Auch als schwarze<br />
Personen, die in Europa leben, reflektieren<br />
wir unsere eigene Verwicklung und<br />
Schuldfrage bei den Klimawandelfolgen.<br />
Unser bequemes Leben wird auf dem<br />
Rücken unserer Geschwister im Globalen<br />
Süden ausgetragen. Die Menschen müssen<br />
sich ihrer eigenen Verantwortung<br />
bewusst werden. Ihr aktuelles Leben<br />
beruht auf der Ausbeutung von Ökosystemen,<br />
Tieren und Menschen. ●<br />
/ POLITIKA / 31
„Meine Hebamme<br />
und der Arzt<br />
werden Masken<br />
tragen.“<br />
Kleid: Bébé Umstandsmoden<br />
32 / RAMBAZAMBA /
Sajeh Tavasolie ist Organisatorin<br />
des Wiener Hip<br />
Hop Balls, Captain bei<br />
den adidas Runners Vienna<br />
und erwartet noch im<br />
April ihr erstes Kind. Ein<br />
Gespräch über Online-<br />
Geburtsvorbereitung, die<br />
Wege zur Selbstbestimmung,<br />
und das Influencer-<br />
Dasein.<br />
Interview: Nada El-Azar, Fotos: Sophie Kirchner<br />
/ RAMBAZAMBA / 33
„Da bin ich ein Mal<br />
schwanger, und dann<br />
sowas!“ Sajeh macht ihre<br />
Geburtsvorbereitung<br />
über Skype.<br />
Wie bereitet man sich in der Quarantäne<br />
auf die Geburt seines ersten Kindes vor?<br />
Bewegung gehört für mich so sehr zu<br />
meinem Leben, derzeit ist diese leider<br />
sehr eingeschränkt. Glücklicherweise<br />
habe ich – natürlich kostenpflichtig –<br />
eine Hebamme gefunden, die mit mir<br />
einen Onlinekurs zu Geburtspositionen,<br />
Atmung, Kaiserschnitt und Nabelschnur<br />
gemacht hat. Die Hebamme hat mir<br />
genau erklärt, wie die Wehen auszusehen<br />
haben, damit ich nicht durch einem<br />
Fehlalarm ins Krankenhaus gehe. Es gibt<br />
zwar viele Videos auf YouTube, aber<br />
natürlich nicht in dieser Intensität. Außerdem<br />
soll ich nicht mit dem Krankenwagen<br />
fahren, sondern möglichst ein Taxi<br />
nehmen.<br />
Du konntest dich also doch einigermaßen<br />
auf die Geburt vorbereiten. Welche<br />
anderen Sorgen hast du noch?<br />
Die Geburt ist eine Sache, aber die andere<br />
ist die ärztliche Nachkontrolle meines<br />
Sohnes nach dem Mutter-Kind-Pass.<br />
Versuche einmal einen Kinderarzt heute<br />
zu erreichen - man kommt nirgendwo<br />
durch! Keine Ordination interessierte<br />
sich für eine Geburt, die erst in ein paar<br />
Wochen stattfindet. Jeglicher Kontakt zu<br />
anderen Menschen soll auf ein Minimum<br />
reduziert werden. Da bin ich einmal<br />
schwanger, und dann sowas. (lacht) Es<br />
ist echt nicht einfach. Wir versuchen es<br />
uns so lustig wie möglich zu machen,<br />
TikTok hilft uns sehr dabei!<br />
<strong>BIBER</strong>: Sei ehrlich: Wie ist es, in der Zeit<br />
der Corona-Pandemie schwanger zu<br />
sein?<br />
SAJEH TAVASOLIE: Ich bin wirklich ein<br />
starker Mensch, weiß, was ich meinem<br />
Körper zutrauen kann und habe keine<br />
Angst vor Schmerzen bei der Geburt.<br />
Aber dieser Umstand ist jeden Tag aufs<br />
Neue überwältigend. Mir wurden alle<br />
möglichen Geburtsvorbereitungskurse<br />
und Untersuchungen abgesagt. Ich war<br />
so panisch, dass ich sogar über eine Einleitung<br />
nachgedacht habe, von der mir<br />
meine Gynäkologin aber abriet.<br />
Wie wird deine Geburt in wenigen<br />
Wochen ablaufen?<br />
Der derzeitige Stand ist, dass meine<br />
Schwester Nasim bei der Geburt dabei<br />
sein darf, aber kein Besuchsrecht am<br />
Wochenbett haben wird. Meine Hebamme<br />
und der Arzt werden Masken tragen.<br />
Ich hoffe, dass ich keine während der<br />
Wehen tragen muss. Derzeit wird auch<br />
zu einer ambulanten Geburt geraten,<br />
was bedeutet, dass man nach der Geburt<br />
einige Stunden ruhen kann und dann<br />
wieder nach Hause geht. Normalerweise<br />
dürfte man drei Tage im Krankenhaus<br />
bleiben und Besuch empfangen. Momentan<br />
ist alles ein Ausnahmezustand,<br />
meine Angst ist, dass der angekündigte<br />
Peak der Infektionen Mitte April alles<br />
nochmals beeinflusst.<br />
Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass<br />
der dritte Wiener Hip Hop Ball nicht wie<br />
geplant im Mai stattfindet, sondern erst<br />
im Jänner <strong>20</strong>21. Warum hast du dich<br />
dazu entschlossen, Wien einen Hip Hop<br />
Ball zu geben?<br />
Seit ich klein war, faszinierten mich Veranstaltungen<br />
wie die MTV Music Awards<br />
und die Oscar-Verleihung. Mit Anfang <strong>20</strong><br />
hatte ich begonnen, in der Säulenhalle<br />
Events zu organisieren – also waren<br />
Konzeption und Veranstalten schon Teil<br />
meines Berufslebens. Als ich später bei<br />
Radio Energy gearbeitet habe, hat mich<br />
mein damaliger Chef auf alle möglichen<br />
Bälle geschickt. Für mich war das so toll,<br />
an solche Orte zu gehen und zu sehen,<br />
wie verschiedenste Konzepte von den<br />
Räumlichkeiten bis zur Tischdeko umgesetzt<br />
wurden! Andererseits fand ich es<br />
so schade, dass ich mich mit klassischer<br />
Musik und der Kultur nie identifizieren<br />
konnte. Heute gibt es für alle möglichen<br />
Zielgruppen Bälle – auch etwa einen<br />
Techno Ball. Eines Tages kam mir beim<br />
Trainieren auf dem Laufband die Idee: Es<br />
muss einen Hip Hop Ball geben!<br />
Wie kann man sich einen Hip Hop Ball<br />
vorstellen? Ist die Musik nicht eher was<br />
für Randgruppen, statt der high society?<br />
Hip Hop war für mich immer schon<br />
revolutionär und versuchte, vorgegebene<br />
Barrieren zu sprengen. Er ist schon lange<br />
weg von der „Straße“ und im Mainstream<br />
34 / RAMBAZAMBA /
angekommen. Kaum eine Musikrichtung<br />
gibt so viel Kultur her wie der Hip Hop.<br />
Man kann so viel aus den Elementen<br />
Rap, Graffiti, DJing und Breakdance<br />
machen, und sie mit den klassischen<br />
Balltraditionen wie Eröffnungstanz und<br />
Tombola verbinden. Der Dresscode spiegelt<br />
das wider: Ballkleid und Sneakers für<br />
die Damen, Smoking und Sneakers für<br />
die Herren.<br />
Stieß das Konzept auch auf Kritik?<br />
Kritik kam eher vom Wiener Hip Hop<br />
Untergrund, der ein bisschen konservativer<br />
ist und wo häufig Leute dabei<br />
sind, die zehn Jahre älter sind als ich<br />
und einen anderen Hip Hop kennen. Das<br />
waren die Herausforderungen des ersten<br />
Balls im Jahr <strong>20</strong>16, wo ich einige Urgesteine<br />
des österreichischen Hip Hops<br />
nicht kannte. Es gab aus verschiedenen<br />
ausländischen Communities Kritik am<br />
Preis von 70 Euro für die Balltickets. Da<br />
fehlte es an Aufklärung, was es bedeutet,<br />
ein <strong>20</strong>0.000 Euro teures Event zu organisieren,<br />
mit 150 Künstlern am Start. Das<br />
muss den Leuten die Kultur wert sein.<br />
Deine Eltern flüchteten Mitte der Neunziger<br />
Jahre aus dem Iran nach Österreich.<br />
Wie war es für dich, sich an das Leben in<br />
Europa anzupassen?<br />
Eine sehr lange Zeit habe ich nicht<br />
zugegeben, dass meine Eltern Flüchtlinge<br />
waren und wir in Traiskirchen<br />
gelebt haben. Ich schämte mich. Wenn<br />
ich heute Kinder mit Schultüten sehe,<br />
bekomme ich Tränen in den Augen, weil<br />
ich monatelang mit dem Billasackerl in<br />
die Schule gegangen bin und das nie<br />
hatte. Mein Vater war im Iran im Militär<br />
und ein großer Patriarch. Der Culture<br />
Clash zwischen dem Iran und Europa war<br />
sehr schwierig für ihn und er hat mir und<br />
meiner Schwester von A bis Z einfach<br />
alles verboten. Wir durften immer nur zur<br />
Schule, und dann wieder nach Hause.<br />
Sogar Fernsehen war verboten. Es gibt<br />
ein Sprichwort auf Farsi, dass wir es als<br />
Mädchen nicht mal wert wären, unter<br />
der Erde zu liegen. Mein Vater hätte<br />
sich lieber zwei Steine als zwei Töchter<br />
gewünscht. Als ich 13 war, bin ich zu<br />
einer Freundin gezogen und habe von<br />
der Kinderbeihilfe gelebt. Mit 16 begann<br />
ich zu arbeiten, suchte mir eine eigene<br />
Wohnung, und habe die Schule weitergemacht.<br />
Wie schafft man es, mit gerade einmal<br />
16 Jahren arbeiten zu gehen und nebenher<br />
den Schulabschluss zu machen?<br />
Eigentlich war das ein Wahnsinn und<br />
rückblickend denke ich mir, dass das<br />
doch gar nicht mein Leben gewesen sein<br />
kann. Ich weiß nicht, wo ich heute wäre,<br />
wenn mein damaliger Schuldirektor mich<br />
nicht vom Unterricht freigestellt hätte.<br />
Ich musste nicht anwesend sein, konnte<br />
aber Prüfungen ablegen. Der Direktor<br />
wollte nicht, dass ich auf die Abendschule<br />
wechsle, weil er überzeugt war, dass<br />
ich dort nie meinen Abschluss machen<br />
würde. Tagsüber habe ich im Verkauf<br />
gearbeitet, später auch nachts im Coffee<br />
Shop in der Millennium City.<br />
Was hast du aus diesen Erfahrungen<br />
gelernt?<br />
Man kann sich zu 100 Prozent nur auf<br />
sich selbst verlassen. Ich denke, dass<br />
mich das auch sehr hart gemacht hat.<br />
Ich lasse wenig Ausreden bei mir durchgehen.<br />
Mag. Josef Taucher<br />
Klubvorsitzender SPÖ Wien<br />
Dr. Michael Ludwig<br />
Bürgermeister<br />
GANZ WIEN HÄLT<br />
ZUSAMMEN<br />
WIEN, WIR SCHAU‘N AUFEINANDER.<br />
Bezahlte Anzeige
Was hat dir in der Pubertät am meisten<br />
gefehlt?<br />
Mit 16 hatte ich ja angefangen, bei<br />
adidas zu arbeiten und je älter ich wurde,<br />
desto mehr tat sich der Wunsch auf, zu<br />
reisen. Aber das konnte ich ewig nicht,<br />
weil ich keine Dokumente hatte. Meinen<br />
Reisepass habe ich erst mit 27 Jahren<br />
bekommen! Es war schwierig zu sehen,<br />
was andere mit Unterstützung von ihren<br />
Eltern tun konnten. Aber ich hatte das<br />
große Glück, dass meine Schwester zu<br />
mir gezogen ist, als sie 16 Jahre alt war,<br />
und wir von zwei Gehältern besser leben<br />
konnten.<br />
Wie kommt man so jung an eine Wohnung?<br />
Es gibt sicherlich viele Mädchen<br />
mit ähnlichen Hintergründen, die mit<br />
den Vorstellungen der Eltern nicht klarkommen<br />
und sich das sehr wünschen<br />
würden.<br />
Ich habe neben der Schule bis zu 60<br />
Stunden in der Woche gearbeitet und<br />
konnte eine Maklerprovision bezahlen –<br />
zusammen mit meiner Aufenthaltsgenehmigungskarte<br />
war es dann relativ egal,<br />
dass ich keinen Pass hatte. Das Lernen<br />
füllte dann mein Wochenende und auch<br />
meinen Urlaub plante ich so, dass ich<br />
mich auf Tests vorbereiten konnte. So<br />
war es dann auch während meines Studiums<br />
der Internationalen Entwicklung.<br />
Ich weiß nicht, wie ich das geschafft<br />
habe.<br />
Wie kam es zu der Entscheidung, Single-<br />
Mutter zu werden?<br />
Als klar wurde, dass ich schwanger<br />
war, ist mein Freund drei Monate in die<br />
Dominikanische Republik abgehauen.<br />
Er hat nichts dazu beigetragen, eine<br />
gesunde und positive Schwangerschaft<br />
zu haben und sich der Verantwortung<br />
entzogen. Alle meine Freunde sagen,<br />
dass das Kind alleine zu bekommen die<br />
richtige Entscheidung ist. Vor Kurzem hat<br />
sich mein Ex doch gemeldet, ob er nicht<br />
bei der Geburt dabei sein dürfe – nein,<br />
ganz sicher nicht! Ich stehe die ganze<br />
Schwangerschaft mit meiner Schwester<br />
durch.<br />
Deinem Instagramaccount @sajehtava<br />
folgen an die 40.000 Menschen. Auf<br />
welche Themen konzentrierst du dich am<br />
meisten?<br />
Ein großer Hauptpunkt auf meinem<br />
Account, den ich vor allem Frauen<br />
vermitteln will, ist: Bleibt aktiv und treibt<br />
Sport! Sei es Kraftsport oder das Laufen.<br />
Auch gesunde Ernährung und Motivation<br />
spielen eine große Rolle. Und jetzt eben<br />
auch mein Leben als frischgebackene<br />
Mama.<br />
Viele junge Mädchen wären gerne Profi-<br />
Influencer wie du. Was wissen sie nicht<br />
über die Schattenseiten dieses Berufs?<br />
Influencer zu sein bedeutet, von Social<br />
Media unter Druck gesetzt zu werden,<br />
auch wenn man manchmal keine Lust<br />
hat zu posten. Tut man nichts, drohen<br />
Reichweite und Impressionen flöten<br />
zu gehen. Der Wettkampf gegen den<br />
Algorithmus auf Instagram ist brutal. Als<br />
ich meine Schwangerschaft bekanntgab,<br />
habe ich so viele Follower verloren.<br />
Ich habe mich für sie damit als Person<br />
verändert. In meiner Welt habe ich schon<br />
viele Communities gehabt, aber die<br />
Mama-Community ist wirklich die tollste.<br />
Der Druck, auf Social Media zu performen,<br />
ist immens hoch, aber der Support<br />
bei den Mamis ist wirklich ehrlich und ich<br />
bin sehr glücklich darüber.<br />
Sport gehört zu deinem Beruf als Influencerin.<br />
Eine Schwangerschaft bringt große<br />
körperliche Veränderungen mit sich.<br />
Machst du dir Sorgen, nicht zu deiner<br />
alten Figur zu kommen?<br />
Ich weiß, dass ich extrem diszipliniert bin<br />
und habe keine Angst, dass ich nie wieder<br />
meinen Körper von vor der Schwangerschaft<br />
zurückbekommen könnte.<br />
Sport gibt einem so viel Selbstvertrauen,<br />
und ich werde auch versuchen, meinem<br />
Sohn das mitzugeben. Ich habe schon<br />
einen Kinderwagen, der zum Joggen<br />
geeignet ist und bemühe mich, meinen<br />
Sport um das Kind herum zu organisieren.<br />
●<br />
Hat sich das Verhältnis zu deinem Vater<br />
verändert, seit du dir dein Leben aufgebaut<br />
hast?<br />
Über die Jahre habe ich aufrichtig<br />
versucht, immer wieder Kontakt zu<br />
meinem Vater zu suchen, obwohl er<br />
doch auch eine große Last auf meinen<br />
Schultern gelassen hat. Er hat mich sehr<br />
stark geprägt, was Beziehungen mit<br />
Männern angeht, aber auch zu Gutem<br />
beigetragen, wie meiner Einstellung zu<br />
Arbeitsmoral und zu Sport. Ich glaube, er<br />
wusste nicht, wie er Liebe und Wertschätzung<br />
kommunizieren kann. Mit der<br />
Schwangerschaft habe ich aber realisiert,<br />
dass ich mich von Menschen trennen<br />
muss, die Negativität in mein Leben bringen<br />
– vor allem Männern. Deshalb trennte<br />
ich mich auch von meinem Freund, als<br />
ich schwanger wurde.<br />
Sajeh Tavasolie<br />
Alter: 31<br />
Geboren: Im Iran<br />
Karriere: Projektleiterin bei den<br />
adidas Runners Austria, Profi-Influencerin,<br />
Organisatorin des<br />
Wiener Hip Hop Balls, der am 30.<br />
Jänner <strong>20</strong>21 im Kursalon Hübner<br />
stattfinden wird.<br />
36 / RAMBAZAMBA /
Info-Update<br />
Österreich<br />
#glaubandich<br />
Liebe Kundinnen<br />
und Kunden!<br />
Sie können sich auf uns verlassen.<br />
In herausfordernden Zeiten ist eines besonders wichtig: Zusammenhalt und gegenseitige<br />
Hilfe. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind natürlich für Sie da und<br />
beraten Sie gern. Momentan am liebsten per Telefon und über George.<br />
Egal, ob Sie Ihre Bankgeschäfte erledigen wollen oder Informationen benötigen.<br />
Oder ob Sie als Unternehmen Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch nehmen müssen.<br />
Wir sind für Sie da. Auch in schwierigen Zeiten.<br />
Telefonisch:<br />
unter 05 0100<br />
Online:<br />
in George<br />
unter s Kontakt<br />
Persönlich:<br />
in dringenden<br />
Fällen<br />
Corona-Helpline<br />
für Unternehmen<br />
und Freie Berufe:<br />
05 0100 - 51510<br />
erstebank.at<br />
sparkasse.at
HEY BABY<br />
Aus dem Bauch heraus<br />
Jelena Pantić-Panić<br />
MEINUNG<br />
Mit Baby<br />
hinter Gittern<br />
Es ist nicht so, als ob ich mit Baby wahnsinnig<br />
viel unterwegs gewesen wäre – aber<br />
ganz zuhause sitzen war dann doch eine<br />
Umstellung. Sonst sehen unsere Tage so<br />
aus: Meine Familie kommt zur Verstärkung<br />
und zum Knuddeln, wir gehen so oft wie<br />
möglich spazieren und ich habe Pausen für<br />
mich. Mit einem Schlag war mein Mann im<br />
Homeoffice (wo man ja dennoch arbeiten<br />
muss), meine Familie nicht da, mein Baby<br />
quengelig, ich überfordert und Spazierengehen<br />
fühlte sich plötzlich riskant an. Ich<br />
muss zugeben, die ersten Tage waren hart.<br />
Aber mittlerweile läuft es toll. Babylein<br />
und ich haben nochmal eine stärkere<br />
Bindung und ich bin zur Expertin in Sachen<br />
„Babybeschäftigung in Zeiten von Corona“<br />
geworden. So viel Zeit haben wir noch nie<br />
zu dritt verbracht und konnten noch mal so<br />
richtig zusammenwachsen. Und zur neuen<br />
Routine gehören nun WhatsApp-Kaffeedates<br />
mit Papa, Mama und Oma. Einzig<br />
meine imaginären Beschränkungen zur<br />
Mediennutzung sind so wie das normale<br />
Leben in Österreich vorübergehend außer<br />
Kraft gesetzt. Denn irgendwann gehen<br />
die Ideen aus und dann läuft auch mal der<br />
Fernseher. Und nach Favoriten und Serbien<br />
wird auch videotelefoniert. Aber hey, es ist<br />
ja quasi Ausnahmezustand!<br />
pantic@dasbiber.at<br />
BABY-SAFARI<br />
Wir haben ja mittlerweile das<br />
halbe Sortiment von Fisher-<br />
Price geschenkt bekommen,<br />
aber von diesem Teilchen<br />
ist unser Sohn besonders<br />
angetan. Diese Lauflernhilfe,<br />
in der Familie bekannt als<br />
„zebrica“, hat unser Baby<br />
dazu motiviert zu sitzen,<br />
aufzustehen und zu laufen<br />
– voller Erfolg! Lauflernhilfe<br />
von Fisher-Price um ca. 30<br />
Euro<br />
HERE COMES THE SUN<br />
Mit den ersten Sonnenstrahlen<br />
sind wir schon<br />
am Balkon – da mein Baby<br />
ungern geblendet wird, aber<br />
nie zulassen würde, dass<br />
man ihm eine Sonnenbrille<br />
aufsetzt, musste ich umdisponieren.<br />
Wie ich finde ein<br />
gelungener Kompromiss:<br />
ein Käppi mit Sonnenschutz<br />
und Nackenschutz mit Dinos<br />
drauf.<br />
Cap mit Dino-Print von<br />
Carter‘s bei Zalando um<br />
13,95 Euro.<br />
RENNSTRECKE WOHNZIMMER<br />
Der Wäschekorb ist bei uns am wenigsten für Wäsche in Gebrauch.<br />
Dafür wird aber darin gespielt und Formel 1 gefahren. Oder Baby drin am<br />
Balkon zum Spielen platziert, damit Mama sich daneben sonnt. Oder das<br />
Baby zur Hausarbeit durch die Wohnung gezogen. Einfach einen Gürtel<br />
an einer Seite montieren und Baby ziehen et voilà – günstigstes Babymobil<br />
ever! Wäschekorb von keeeper um 10 Euro<br />
Elsa Okazaki, Carter’s/Zalando, Fisher-Price<br />
38 / BABYSTYLE /
„Bei uns fährt<br />
niemand mit dem<br />
Fahrrad.“<br />
/ RAMBAZAMBA / MIT SCHARF / 39
Öko-Themen sind spätestens seit Greta Thunberg<br />
in aller Munde. Wirklich? In migrantischen Familien<br />
spielen Klima- und Umweltschutz oftmals keine große<br />
Rolle. Warum eigentlich? Ein Erklärungsversuch.<br />
Von Nada El-Azar, Collagen: Zoe Opratko<br />
Heidelbeeren aus Peru oder<br />
Erdbeeren aus Spanien?<br />
Augen auf beim Obstkauf<br />
lautet die Devise, aber wer<br />
kann sich wirklich leisten,<br />
darauf zu achten?<br />
40 / RAMBAZAMBA /
Es war Tag drei in der Selbstquarantäne, ich<br />
nahm einen Whatsapp Video-Anruf meiner<br />
kleinen Schwester entgegen. „Hast du schon<br />
gesehen? Beim Lidl gibt’s jetzt Erdbeeren im<br />
Angebot!“, erzählte sie mir ganz aufgeregt und hielt eine<br />
Frucht in die Kamera, bevor sie in ihrem Mund verschwand.<br />
„Aber die haben doch noch gar nicht Saison.<br />
Woher kommen die denn?“, fragte ich und fühlte mich<br />
dabei schon wie eine richtige Öko-Tante. „Weiß ich nicht,<br />
Moment, ich habe die Verpackung weggeschmissen. Aus<br />
Spanien“, sagte sie und zuckte weiternaschend mit den<br />
Schultern. Zwischen meiner Schwester und mir liegen<br />
gerade einmal anderthalb Jahre Altersunterschied und<br />
obwohl wir als Kinder immer alles gemeinsam gemacht<br />
haben, könnten wir heute kaum unterschiedlicher sein.<br />
Das merke ich auch bei unseren Kaufgewohnheiten.<br />
Versteht mich nicht falsch – ich war nie auf einer Fridays-<br />
For-Future-Demo, aber indem ich beispielsweise mit dem<br />
Fahrrad in der Stadt unterwegs bin, keine Heidelbeeren<br />
aus Peru kaufe und meinen Fleischkonsum reduziert<br />
habe, merke ich, dass sich auch bei mir ein ökologisches<br />
Bewusstsein eingeschlichen hat.<br />
BIO-FLEISCH? FEHLANZEIGE.<br />
Bei meinen Eltern sieht es anders aus. Heute wird mir<br />
etwas mulmig, wenn ich sehe, dass sie immer noch das<br />
billigste Sodawasser in 0,5L Plastikflaschen kaufen – das<br />
wahrscheinlich nicht mal so gut ist wie das Hochquellwasser<br />
aus unseren Wasserhähnen. Ich kann mich gut<br />
daran erinnern, wie sehr Freunde meiner Eltern über mich<br />
gelacht haben, weil ich als Kind immer nur Leitungswasser<br />
trank, statt Cola oder Säften. Leitungswasser war nämlich<br />
kein „richtiges Getränk“. Geputzt wird mit den aggressivsten<br />
Reinigern wie Scheuermilch und Chlor. Und Fleisch<br />
kam und kommt so gut wie täglich auf den Tisch. In<br />
Unmengen, wenn man bedenkt, dass meine Mutter stets<br />
für sieben Personen kochte, und zwar so viel, dass sich<br />
jeder noch einen Nachschlag nehmen konnte. Bio-Fleisch?<br />
Fehlanzeige. Das wäre auch zu teuer gewesen.<br />
MIT ÖFFIS FAHREN IST ASOZIAL<br />
Ich sprach mit meiner Bekannten Dijana, deren Eltern<br />
ursprünglich aus Mazedonien stammen, darüber und<br />
entdeckte erstaunlich viele Parallelen. „Ich merkte schon<br />
in meiner Schulzeit, dass meine Eltern ein viel geringeres<br />
Bewusstsein für das Thema Umwelt hatten, als beispielsweise<br />
jene meiner österreichischen Klassenkameraden“,<br />
Zu früh gefreut! In der Eispackung wartet<br />
nämlich leckeres Fleisch auf seinen Verzehr.<br />
erinnert sie sich. „Wir Migranten haben immer Plastikflaschen<br />
benutzt und sind mit Billa-Plastiksackerln rumgelaufen.<br />
Im Englischunterricht sprachen wir einmal über<br />
Ernährung und als die Lehrerin sagte, zweimal pro Woche<br />
Fleisch zu essen sei gesund, da lachte meine albanische<br />
Sitznachbarin laut los und meinte, bei ihnen gäbe es zweimal<br />
täglich Fleisch. Wir haben uns auch viel ungesünder<br />
ernährt, hatten Chips statt Äpfeln mit für die Pause. Ich<br />
denke, dass das auch mit der Kostenfrage zusammenhängt.<br />
Viele aus meiner Klasse waren aus der Arbeiterschicht,<br />
wie ich.“ Die 22-Jährige wuchs in Ottakring auf<br />
und hat einen Cousin, der buchstäblich zehn Minuten mit<br />
dem Auto ins Fitnessstudio fährt. „Bei uns Jugos fährt<br />
niemand, erst recht nicht die Männer, mit dem Fahrrad. Mit<br />
den Öffis fahren finden manche sogar asozial. Ich denke,<br />
dass bei vielen das Auto noch ein großes Statussymbol<br />
ist. Gerade bei Familien, die sozioökonomisch schwächer<br />
sind“, erklärt sie.<br />
ÖKOSORGEN MUSS MAN SICH LEISTEN<br />
KÖNNEN<br />
Umweltbewusstsein ist nicht zuletzt etwas, was man sich<br />
leisten können muss. Das Interesse daran hält sich für die<br />
meisten Menschen aus Arbeiter- und Dienstleistungsverhältnissen,<br />
die häufig eben auch Migrationshintergrund<br />
haben, in Grenzen. Was die Menschen in ihrer Lebensre-<br />
/ RAMBAZAMBA / 41
Zero-Waste geht auch ohne<br />
große ästhetische Ansprüche.<br />
alität nicht direkt betrifft, spielt auch für ihr Handeln keine<br />
Rolle. Wenn also meine Mutter zuhause die Familie satt<br />
bekommen muss und nur ein knappes Budget zur Verfügung<br />
steht, ist das ihre konkrete Realität und Priorität.<br />
Die Ozonschicht oder schmelzende Polkappen sind dann<br />
meistens sehr weit weg.<br />
Andererseits ist auch fehlendes Wissen um ökologische<br />
Zusammenhänge ein Grund für klimaschädliches<br />
Konsumverhalten in sozial schwächeren Familien, von<br />
denen eben besonders viele Migrationshintergrund haben.<br />
Zuletzt habe ich meine Gewohnheiten geändert, weil ich in<br />
einer anderen Informationsblase bin als meine Eltern. Auf<br />
der Universität lernte ich viele junge Menschen kennen,<br />
die zuhause mit Bio-Produkten gekocht haben, Stoffbeutel<br />
für ihren Einkauf benutzten und Öko-Reinigungsmittel<br />
im Haus verwendeten. Anfangs war das fast wie ein<br />
Kulturschock für mich, wie eine meiner Freundinnen<br />
selber Bienenwachs-Tücher bastelte, die sie anstelle von<br />
Frischhaltefolie verwendet. Als ich zuhause meiner Mutter<br />
erzählte, was die Fürze aller Kühe, die für die Fleischproduktion<br />
auf der ganzen Welt gehalten werden, mit unserer<br />
Atmosphäre machen, versetzte sie das in ungläubiges<br />
Staunen. Aufklärung ist also ein wichtiger Punkt – die<br />
kommt aber nicht von alleine.<br />
VEGANE HÜHNERSUPPE<br />
Unsere ehemalige Praktikantin Elena, deren Eltern<br />
ursprünglich aus dem Iran kommen, erzählte: „Zum Thema<br />
Nachhaltigkeit habe ich schon so viel auf meine Eltern<br />
eingeredet. Meine Mutter glaubte lang, weil ich seit sechs<br />
Jahren Vegetarierin bin, ist das der Grund dafür, wenn ich<br />
krank werde. Ich versuchte es mal mit Veganismus, sie<br />
wusste nicht was das bedeutet. Ich erklärte ihr, dass man<br />
da zusätzlich noch keine tierischen Produkte wie Honig<br />
oder Käse isst. Eines Tages tauchte sie mit einer Hühnersuppe<br />
vor meiner Tür auf und sagte, sie habe vegan<br />
für mich gekocht – weil da kein Käse und kein Honig drin<br />
waren!“, lachte sie. Sie beschrieb ihre Mutter als wissbegierigen<br />
Menschen, der seine Gewohnheiten aber niemals<br />
ändern wird. Wahrscheinlich wird das Dijanas Cousin, der<br />
selbst kleinste Wege mit dem Mercedes zurücklegt, auch<br />
nicht tun. Bei ihrem Vater hingegen erzielte Elena schon<br />
Erfolge. Er entschloss sich gemeinsam mit Elenas Stiefmutter<br />
ebenfalls vegetarisch zu leben. Sie haben Alternativen<br />
gefunden, persische Gerichte fleischlos zu machen.<br />
„Sie haben mir erzählt, dass sie Fleisch gar nicht vermissen“,<br />
so Elena.<br />
UNBEWUSSTE NACHHALTIGKEIT<br />
Aber: Es gibt es auch etwas, dass Dijanas, meine, oder<br />
Elenas Familien gut draufhaben. Und das ist kreativ sein,<br />
wenn es um nachhaltiges Wiederverwenden von Dingen<br />
geht. Wer kennt nicht die berüchtigte Keksdose mit dem<br />
Nähzeug drin? Für Generationen von Kindern und Jugendlichen<br />
mit Wurzeln aus aller Welt ist das der Inbegriff<br />
von Enttäuschung. Es gibt in vielen Haushalten auch das<br />
riesige Sackerl mit allen Plastiksackerln darin. Elena findet<br />
im Gefrierfach riesige Eiscremepackungen – die sich als<br />
Behälter für die besten persischen Gerichte ihrer Mutter<br />
herausstellen. Mein Vater verwendet Kübel von Persil<br />
Waschmittel oder Maggi Pulver als Blumentöpfe. Außerdem<br />
hat er aus einem alten Kühlschrank ein Mini-Treibhaus<br />
gebaut, um darin Molokheya-Pflanzen zu kultivieren. „Ich<br />
denke, dass dieses Wiederverwenden von Plastiksäcken,<br />
Dosen, und Verpackungen irgendwo unbewusst nachhaltig<br />
ist. Wenn auch aus finanziellen Gründen, und nicht aus<br />
Umweltschutz“, so Elena. Diesen DIY-Erfindergeist könne<br />
man sich locker abschauen! Sonst ist es auf jeden Fall<br />
einen Versuch wert, auf Alternativen zu Fleisch oder anderen<br />
Haushaltsprodukten aufmerksam zu machen. Umweltbewusstsein<br />
lernen unsere Eltern nämlich am besten von<br />
uns Kindern. ●<br />
42 / RAMBAZAMBA /
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ÜBER TOTE KINDER<br />
SPRICHT MAN<br />
NICHT<br />
Schuld, Scham und das Gefühl, versagt<br />
zu haben. Jede dritte Schwangerschaft<br />
endet mit einer Fehlgeburt, aber die<br />
Betroffenen fühlen sich allein. Denn<br />
über Fehlgeburten spricht man nicht<br />
am Esstisch. Drei Frauen erzählen von<br />
ihren verlorenen Kindern und brechen<br />
damit ein Tabu, das eigentlich schon<br />
längst keines mehr sein sollte.<br />
Von Jara Majerus, Fotos: Zoe Opratko<br />
44 / RAMBAZAMBA /
Als Amila * im Krankenhaus ankommt, ist es schon<br />
spät, fast acht Uhr abends. Sie sitzt in der Notaufnahme,<br />
neben ihr ihre Mutter und ihr Mann. Die<br />
anderen Frauen, die mit ihr im Wartezimmer sitzen,<br />
werden eine nach der anderen aufgerufen. Amila wartet.<br />
Die Krankenschwestern bieten ihr immer wieder Schmerzmittel<br />
an, aber sie möchte keine. Sie will nichts nehmen, trotz der<br />
unerträglichen Schmerzen. Als Amila vor einigen Stunden mit<br />
ihrer Freundin durch die Einkaufsstraßen Wiens schlenderte,<br />
war noch alles in Ordnung. Lediglich ein kleines bisschen Blut<br />
hatte sich in ihrer Unterhose gesammelt. Ihre Frauenärztin hatte<br />
Amila am Telefon erklärt, dass es sich dabei wahrscheinlich<br />
nur um eine Schmierblutung handle. Das sei normal während<br />
einer Schwangerschaft. Wenn Amila so darüber nachdenkt,<br />
war in den letzten acht Wochen jedoch nichts wirklich normal<br />
abgelaufen. Diese Schwangerschaft fühlte sich ganz anders an<br />
als ihre erste. Selbst jetzt, im dritten Schwangerschaftsmonat,<br />
verspürt sie keine klassischen Schwangerschaftsanzeichen.<br />
Ihr war all die Wochen lang nicht schlecht, sie musste sich<br />
morgens nicht übergeben. Ihre Ärztin riet ihr, sich keine Sorgen<br />
zu machen und diesen Rat hatte Amila auch acht Wochen lang<br />
befolgt. Aber jetzt, hier in dieser Notaufnahme und mit all dem<br />
Blut, das ihre Unterhose rot färbt, macht sie sich doch Sorgen.<br />
Als die damals 23-Jährige in der Notaufnahme sitzt, weiß<br />
sie noch nicht, dass sie ihr Kind bereits verloren hat. Amila<br />
hatte eine Fehlgeburt. Damit ist sie nicht eine von wenigen,<br />
sondern eine von vielen Frauen. „Jede zweite bis dritte Frau<br />
erleidet in ihrem Leben eine Fehlgeburt“, sagt Claudia Weinert.<br />
Sie ist die Obfrau des Vereins Regenbogen Wien, einer Selbsthilfegruppe<br />
für Eltern, die ihr Kind während oder kurz nach der<br />
Schwangerschaft verloren haben. Wie häufig Fehlgeburten<br />
sind, zeigt auch eine im Juli <strong>20</strong>18 veröffentlichte US-Studie:<br />
Es sei sehr wahrscheinlich, dass Frauen in ihrem Leben mehr<br />
Aborte erleben, als sie Kinder lebend gebären. So habe in<br />
Dänemark beispielsweise jede Frau durchschnittlich 1,7 Kinder,<br />
erleide im Laufe ihres Lebens jedoch auch 2,1 Aborte.<br />
„ICH DACHTE EINFACH NICHT,<br />
DASS ES MIR PASSIEREN WÜRDE“<br />
Endlich, nach zwei Stunden Wartezeit, wird Amila ins Zimmer<br />
der Frauenärztin gerufen. Ihr Mann bleibt im Wartezimmer, ihre<br />
Mutter begleitet sie. Amila nimmt auf der Liege Platz. Ihre Blutungen<br />
haben zugenommen und sind mittlerweile sehr stark.<br />
Sie spürt, wie die Ärztin den Ultraschallstab einführt. „Dann<br />
ging alles unglaublich schnell“, sagt Amila. „Die Ärztin hat nach<br />
„Das nächste, was ich sah,<br />
war, wie die Ärztin den Fötus<br />
in der Hand gehalten hat.“<br />
einer Zange gegriffen, ich verspürte starke Schmerzen und<br />
das nächste, was ich sah, war, wie die Ärztin den Fötus in der<br />
Hand gehalten hat. Ich wusste gar nicht was da passiert.“ Dass<br />
ihr Kind nicht mehr in ihrem Bauch war, realisierte die junge<br />
Mutter erst später. Trotz des unguten Gefühls während der<br />
gesamten Schwangerschaft, hatte sie nicht mit einer Fehlgeburt<br />
gerechnet. Ähnlich wie Amila ging es auch Anna-Lena, als<br />
ihre Ärztin sie am 06. März <strong>20</strong><strong>20</strong> bittet, die Beine von den Fußablagerungen<br />
des Frauenarztstuhls zu nehmen und sich richtig<br />
hinzusetzen. Sie könne den Herzschlag des Babys nicht mehr<br />
feststellen, meinte die Ärztin. Anna-Lena war in der neunten<br />
Woche schwanger. Es war ihre erste Schwangerschaft. „Ich<br />
wusste schon, dass Fehlgeburten passieren“, sagt sie, „aber<br />
ich dachte einfach nicht, dass mir das selbst passieren würde.“<br />
Beide Frauen, Amila und Anna-Lena, waren unter 30, als<br />
sie die Fehlgeburten erlitten. Zwar steigt das Risiko für Fehlgeburten<br />
mit dem Alter der Frauen, Aborte sind jedoch auch bei<br />
jungen Frauen keine Seltenheit. So ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass eine Frau Mitte <strong>20</strong> eine Fehlgeburt erleidet, fast genauso<br />
hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein lebendes Kind<br />
zur Welt bringt. Bei den Berechnungen dieser Zahlen wurden<br />
in der US-Studie auch jene Fehlgeburten miteingerechnet, die<br />
von den Frauen unbemerkt bleiben. 50 Prozent der Fehlgeburten<br />
finden zwischen der vierten und der fünften Schwangerschaftswoche<br />
statt. „Die Frauen denken dann oft, dass<br />
es sich lediglich um eine verspätete Monatsblutung handelt“,<br />
/ RAMBAZAMBA / 45
„Ich war alleine im<br />
Zimmer und hab die<br />
ganze Nacht geweint“<br />
sagt Claudia Weinert. Wenn die Frauen zwischen der sechsten<br />
und der achten Schwangerschaftswoche sind, reduziert sich<br />
das Risiko für einen Abort auf ungefähr 18 Prozent. Ab der<br />
17. Woche, also ungefähr ab dem sechsten Monat, beträgt<br />
die Wahrscheinlichkeit eine Fehlgeburt zu erleiden noch knapp<br />
3 Prozent. Laut der US-Studie aus dem Jahr <strong>20</strong>18 kann eine<br />
Frau, die eine große Familie haben möchte, Aborte nicht vermeiden.<br />
NACH DER NARKOSE<br />
KOMMT DIE TRAUER<br />
Gabriele wollte immer eine große Familie. Vier Kinder, das<br />
war der Traum, da waren sie und ihr Partner sich einig. Als<br />
die Tirolerin 34 Jahre alt ist, ist sie bereits zweifache Mutter.<br />
Ein Mädchen und einen kleinen Jungen hat Gabriele zur Welt<br />
gebracht. Im April <strong>20</strong>02 ist sie erneut schwanger und erleidet<br />
eine Fehlgeburt. Sie war damals im fünften Monat. „Ich musste<br />
für die Ausschabung im Krankenhaus übernachten. Ich war<br />
alleine im Zimmer und hab die ganze Nacht geweint. Das ist so<br />
ein komisches Gefühl. Du bist schwanger, aber eigentlich bist<br />
du nicht mehr schwanger“, erinnert sich Gabriele. Heute ist sie<br />
51 Jahre alt und ihre Fehlgeburt ist knapp zwanzig Jahre her.<br />
Trotzdem erinnert sie sich an fast alles. „Das ist ein Erlebnis,<br />
das sich einfach einbrennt“, sagt sie. Nach der Operation am<br />
nächsten Morgen fühlt sie sich leer. Nicht nur das Kind war<br />
weg, sondern auch alles andere. Die Vorfreude, die Pläne.<br />
„Ich habe mir gewünscht, nichts zu spüren“, sagt Gabriele.<br />
Sie fühlte sich wie eine Versagerin. „Jeden Tag werden Kinder<br />
geboren, das ist so etwas Alltägliches und ich habe das nicht<br />
hinbekommen“.<br />
Auch im Krankenhauszimmer von Amila und Anna-Lena<br />
schlichen sich Schuldgefühle ein: „Ich habe mich ständig<br />
gefragt, ob ich etwas falsch gemacht habe. Ob ich vielleicht<br />
irgendwo angestoßen bin und das Kind deshalb verloren habe“,<br />
sagt Amila. „So etwas passiert ja nicht einfach so. Nichts<br />
passiert einfach so, habe ich mir gedacht“. So wie Gabriele,<br />
Amila und Anna-Lena geht es vielen Frauen. Sie suchen<br />
die Fehler bei sich und haben das Gefühl, dass Fehlgeburten<br />
Einzelschicksale sind. „Man fühlt sich alleine. In dem Moment,<br />
wo dir das passiert, denkst du, dass du eine von ganz wenigen<br />
bist“, sagt Gabriele. Zu dem Gefühl, alleine zu sein, kommt die<br />
Angst vor der Zukunft: „Was, wenn ich nie mehr schwanger<br />
werden kann? Was, wenn ich noch eine Fehlgeburt habe?“.<br />
Diese Fragen stellte sich jede der drei Frauen. Als Gabriele und<br />
Amila über diese Angst sprechen, kommen beide zum gleichen<br />
Schluss: Sie sind froh, dass es nicht ihre erste Schwangerschaft<br />
war, die mit einer Fehlgeburt endete. „Trotz all der<br />
Fragen und der Unsicherheit hatte ich Hoffnung, denn ich hatte<br />
ja schon ein gesundes Kind“, sagt Amila. Wenn sie ihr erstes<br />
Kind verloren hätte, sagt sie, hätte sie sich vielleicht Hilfe<br />
gesucht. So, wie es Anna-Lena tat. Anna-Lena suchte nach<br />
ihrer Fehlgeburt Kontakt zu einer Sterbeamme, die sie und<br />
ihren Partner in ihrer Trauer begleitet. Außerdem trat sie einer<br />
Facebook-Gruppe bei. „Man liest, dass es anderen auch so<br />
geht wie einem selbst. Man kann Fragen stellen und bekommt<br />
Mut zugesprochen. Das hilft“, sagt sie.<br />
DAS TABU DER TOTEN KINDER<br />
Dass die Frauen Schuldgefühle haben und sich mit ihrem<br />
Schicksalsschlag alleine fühlen, liegt auch daran, dass über<br />
Fehlgeburten unter vorgehobener Hand gesprochen wird.<br />
„Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass sie eine Fehlgeburt<br />
hatte und das hat sich angefühlt wie ein Geheimnis. Wie<br />
etwas, das außer uns niemand wissen muss. Das ist schon<br />
lange her, damals konnte man wirklich nicht offen darüber<br />
sprechen“, sagt Gabriele.<br />
Zwischen Gabrieles Fehlgeburt und denen von Amila und<br />
Anna-Lena liegen knapp zwei Jahrzehnte. In den letzten Jahren<br />
habe sich im Umgang mit Fehlgeburten viel getan, sagt<br />
Claudia Weinert vom Verein Regenbogen. „Einerseits sprechen<br />
wir heutzutage offener über Probleme und andererseits haben<br />
sich mittlerweile ja auch einige Prominente geoutet – wie zum<br />
Beispiel Mark Zuckerberg.“ Trotzdem seien Fehlgeburten nach<br />
wie vor ein Tabuthema.<br />
Während ihres Aufenthalts im Krankenhaus sei das Wort<br />
‚Fehlgeburt‘ nie gefallen, sagt Amila. Weder bevor die Ärztin<br />
den Fötus entfernt hat noch während des anschließenden<br />
Gesprächs. Erst auf dem Entlassungsbrief des Krankenhauses<br />
habe Amila das Wort dann gelesen. In diesem Augenblick wurde<br />
ihr bewusst, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hatte. Ihr hätte<br />
es geholfen, wenn ihre Fehlgeburt von Anfang an beim Namen<br />
genannt geworden wäre, sagt die Wienerin. „Natürlich ist es<br />
schlimm und keine einfache Sache, aber für mich wäre das<br />
46 / RAMBAZAMBA /
esser gewesen. Dann hätte ich auch besser darüber reden<br />
können.“ Und Amila musste über ihre Fehlgeburt sprechen,<br />
ob sie wollte oder nicht. „Meine Eltern stammen beide aus Bosnien<br />
und bei uns in der Community ist das so, dass dich nach<br />
jedem Krankenhausbesuch sogar der Großcousin anruft. Alle<br />
wollten wissen, was passiert ist und wieso es passiert ist. Ich<br />
konnte diese blöden Fragen ja selbst nicht beantworten“, sagt<br />
sie. „Ich wusste selbst nicht, was passiert war.“ Amila sprach<br />
nur mit ihrer engen Familie und ihren Freundinnen offen über<br />
ihren Abort. Viele von ihnen erzählten ihr, dass auch sie eine<br />
Fehlgeburt hatten, sagt Amila. Trotzdem ist sie der Meinung,<br />
dass es kein Thema ist, über das man einfach reden kann:<br />
„Wenn ich meine Fehlgeburt nicht angesprochen hätte, dann<br />
hätte mir auch keine andere Frau von ihrer Fehlgeburt erzählt.<br />
Und ich würde es auch nicht einfach so in die Welt hinausposaunen.“<br />
Auch Gabriele wollte ihren Abort nicht an die große<br />
Glocke hängen: „Wenn ich mit anderen über meine Fehlgeburt<br />
gesprochen habe, war da auch immer sofort das Gefühl des<br />
Versagens. Es war so, als ob ich ein tolles Bild malen wollte<br />
und das Bild dann einfach scheiße geworden ist“, erinnert sie<br />
sich.<br />
Anna-Lena wollte ihr Erlebnis aber mit der Welt teilen. Die<br />
28-jährige Deutsche schrieb auf ihren Social Media Kanälen<br />
von ihrer Fehlgeburt. Sie postete ein Bild auf Instagram, zu<br />
dem sie schrieb, dass sie ihr Kind in der neunten Schwangerschaftswoche<br />
verloren habe. Schnell spürte sie, dass<br />
Fehlgeburten auch heute noch tabuisiert sind: „Einer hat mir<br />
geschrieben, dass ich sowas doch nicht öffentlich machen<br />
könne und man sowas einfach nicht mache und ein anderer<br />
Bekannter meinte, dass ich mein Sternenkind ** ausnutzen würde,<br />
um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das hat mich wirklich<br />
sehr verletzt“, sagt sie. Den Beitrag hat Anna-Lena anschließend<br />
gelöscht.<br />
„Wenn eine Frau das Bedürfnis hat, darüber zu sprechen,<br />
dann sollte sie das auch tun“, sagt Gabriele. „Es gibt keinen<br />
Grund dafür, dass Fehlgeburten ein Tabu sind. Es ist nichts,<br />
was man verstecken müsste und nichts wofür man sich selbst<br />
verstecken müsste.“ Dass nicht genug über Fehlgeburten<br />
gesprochen wird, erklären sich sowohl Anna-Lena als auch<br />
Gabriele damit, dass es sich bei Fehlgeburten um ein schmerzhaftes<br />
und unangenehmes Thema handelt. „Ich erwische mich<br />
noch manchmal dabei, wie ich gerne über meinen Bauch streicheln<br />
würde“, sagt Anna-Lena. „Aber da ist nichts mehr. Natürlich<br />
macht mich das sehr traurig, aber der Tod gehört ja auch<br />
zum Leben und das wird einfach alles totgeschwiegen. Das<br />
finde ich nicht richtig.“ Auch Claudia Weinert ist der Meinung,<br />
dass Fehlgeburten präsenter in der Öffentlichkeit sein müssten:<br />
„Es muss klar gezeigt werden: Ja, das gibt es.“<br />
Amina ist heute 26 Jahre alt und hat zwei gesunde Kinder.<br />
Einen Sohn und eine kleine Tochter. Als sie im Februar <strong>20</strong>18<br />
ihre Fehlgeburt erlitt, habe sie viel Unterstützung von ihrer<br />
Familie und ihrem Mann bekommen. „Es gibt aber auch Frauen,<br />
die kein so unterstützendes Umfeld haben“, sagt sie. Diese<br />
Frauen müsse man schon bei der Entlassung im Krankenhaus<br />
auffangen und ihnen beispielsweise Flyer für Selbsthilfegruppen<br />
in die Hand drücken, meint Amila. Damit alle Frauen, die<br />
über ihre Erlebnisse sprechen wollen, dies auch tun können<br />
und Fehlgeburten kein Tabuthema bleiben.<br />
* Name von der Redaktion geändert<br />
** Als Sternenkinder werden jene Kinder bezeichnet, die während, bei oder<br />
nach der Geburt verstorben sind.<br />
„Meine Mutter hat mir mal erzählt,<br />
dass sie eine Fehlgeburt hatte und das<br />
hat sich angefühlt wie ein Geheimnis.“<br />
Jede zweite bis dritte Frau erleidet in ihrem<br />
Leben eine Fehlgeburt. Dieses Erlebnis müssen<br />
die Frauen und ihre Partner jedoch nicht allein<br />
verarbeiten. So gibt es in Wien beispielsweise den<br />
Verein Regenbogen. Die Organisatoren des Vereins<br />
wollen den betroffenen Eltern unter anderem<br />
durch Gruppentreffen Halt bieten. Genauere<br />
Informationen zum Verein und den Gruppentreffen<br />
sind unter www.wien.gv.at/sozialinfo
LIFE & STYLE<br />
Mache mir die Welt,<br />
wie sie mir gefällt<br />
Aleksandra Tulej<br />
MEINUNG<br />
Ich bin nicht so eine.<br />
„Wenn sie mir mit ‚ich bin nicht so eine’<br />
kommt, ist das der größte Abturn“, dröhnt es<br />
seitens meiner männlichen Freunde. „Wieso<br />
wollen sich Frauen immer rechtfertigen,<br />
wenn sie mit einem Typ was hatten?“, fragen<br />
sie mich. Ich kann nur mit den Schultern<br />
zucken. Ich bin scheinbar eben genau so<br />
eine. Ich hab‘ mich nie gerechtfertigt. Weil<br />
ich das in meiner privilegierten Bubble nie<br />
musste. Aber wenn man in Kreisen oder<br />
Communities aufwächst, in denen gewisse<br />
Taten verpönt oder verschwiegen werden,<br />
gestaltet sich das alles schwieriger. Es wird<br />
getratscht und geurteilt – vor allem über die<br />
Frauen. Aus dieser Situation heraus beginnen<br />
diese dann, sich rausreden zu wollen – um<br />
eben nicht als „billig“ dazustehen. Diese<br />
Bezeichnung sehe ich selbst als ultraproblematisch<br />
an – wir drehen uns wieder im Kreis<br />
der Konstrukte, in die wir hineingeboren sind.<br />
Diese Mädchen können nichts dafür – das<br />
ist ihre Art, aus diesen Konstrukten langsam<br />
aber sicher auszubrechen. Und ja, Jungs, ihr<br />
habt es leichter. Auch wenn es schwerfällt,<br />
ich habe es selbst lange nicht verstanden:<br />
Anstatt darüber zu diskutieren, was ein<br />
Abturn ist, seht es positiv. Es geht schon<br />
in die richtige Richtung. Aber dann müsst<br />
ihr halt auch mitmachen und Verständnis<br />
aufbringen. Schön wird es erst, wenn man<br />
ehrlich zueinander wird. Dann werdet ihr<br />
schon sehen, was sie für eine ist.<br />
tulej@dasbiber.at<br />
ZERO<br />
WASTE<br />
MASKE<br />
Fiona Pulda aka Zerowastelady beschäftigt sich schon seit längerem mit<br />
Nachhaltigkeit und zero-waste-Alternativen zu herkömmlichen Produkten.<br />
Ihr neuestes Projekt: Eigens hergestellte Atemschutzmasken.<br />
Die können wir ja momentan alle ganz gut gebrauchen. Die Masken<br />
produziert Fiona aus Reststoffen, die sie auf der Nähmaschine zusammennäht.<br />
Sie sind aus 100 % Baumwolle, zweilagig, und können bei 60<br />
Grad gewaschen werden. Fiona empfiehlt, sich gleich zwei zuzulegen,<br />
damit man eine immer auskochen kann, während man die andere verwendet.<br />
Eine Maske kostet 6 € ekxlusive Versand. Bestellen könnt ihr<br />
sie auf instagram: wastelady, Facebook: Zerowastelady oder auf Etsy:<br />
Zerowastelady<br />
Schön Daheim.<br />
Dass Not erfinderisch macht, haben wir in den letzten Wochen in allen Lebensbereichen<br />
gelernt. Es gibt unzählig viele Home-Beauty-Tipps – das wussten wir<br />
auch schon vor der Quarantäne. Aber behalten wir diese DIY-Schönheitserfindungen<br />
doch auch für bessere Zeiten im Auge :<br />
EIGELB-<br />
GESICHTSMASKE<br />
Was du brauchst: Ein Eigelb, Mandelöl<br />
und ein paar Tropfen Zitronensaft. All<br />
das miteinander vermengen, auf das<br />
Gesicht auftragen und 15 Minuten einwirken<br />
lassen. Ich hab‘s ausprobiert und<br />
habe mich während dem Prozess zwar<br />
wie ein Stück Kuchenteig gefühlt, aber<br />
das Ergebnis kann sich sehen lassen:<br />
Die Haut ist danach wirklich irgendwie<br />
entspannter und das Mandelöl riecht<br />
auch noch Stunden später leiwand.<br />
HAND-PEELING<br />
Durch das ständige Händewaschen,<br />
das momentan unser aller<br />
täglich Brot ist, wird die Haut extrem<br />
strapaziert. Ein Peeling aus<br />
Produkten, die fast jeder zuhause<br />
hat, ohne Hamstereinkäufe<br />
getätigt zu haben, leistet<br />
Abhilfe. Was du brauchst:<br />
etwas Salz, Olivenöl<br />
und Honig. Einfach<br />
alles vermischen und<br />
auftragen – bis zum<br />
nächsten Händewaschen!<br />
Marko Mestrovic, Fiona Pulda, Caroline Attwood/unsplash.com, Danika Perkinson/unsplash.com<br />
48 / MIT SCHARF /
HÄUSLICHE GEWALT<br />
Du bist nicht allein<br />
Für Opfer häuslicher Gewalt ist die Zeit gerade besonders<br />
gefährlich. Während der Isolation und Quarantäne<br />
sind viele Frauen, Männer, und Kinder, für die<br />
sonst das Hinausgehen und der Alltag außerhalb der Wohnung<br />
eine Zuflucht war, mit ihren gewalttätigen Ehepartnern<br />
oder Eltern zuhause quasi gefangen. „Leider ist zu befürchten,<br />
dass durch die belastende Situation, die Bewegungseinschränkung,<br />
die Existenzangst, die Unsicherheit – auch das<br />
Risiko steigt, dass Frauen und Kinder verstärkt von Gewalt<br />
im familiären Bereich betroffen sind“, so Sonja Mille von der<br />
Frauenberatung Mostviertel. „Keine Frau, kein Mensch muss<br />
häusliche Gewalt erdulden“ teilte Justizministerin Alma Zadic<br />
mit.<br />
Es gibt trotz des Notbetriebs der Gerichte eine gesicherte<br />
Hilfe für Betroffene. Hier kommen vor allem Frauen- und<br />
Mädchenberatungsstellen ins Spiel. Wenn du selbst betroffen<br />
bist, oder jemanden kennst, der sich in dieser äußerst<br />
schwierigen Lage befindet, kontaktiere eine der unten aufgelisteten<br />
Telefonnummern. Wegen der Covid19-Pandemie<br />
haben die meisten Helplines aufgestockt, um für alle da zu<br />
sein. Viele davon sind auch per Chat oder Mail zu erreichen.<br />
Gut zu wissen: Einige der Hilfsangebote haben auf der Website<br />
eine Art „Nofall-Button“ – wenn du schnell von der Seite<br />
weg musst, weil niemand sehen darf, dass du nach diesen<br />
Informationen suchst, wirst du per Klick auf eine Kochrezeptseite<br />
weitergeleitet.<br />
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133 – Polizei Wien<br />
01/595 37 60 –Netzwerk Frauenberatung<br />
147 – Rat auf Draht – Hilfe für<br />
Kinder&Jugendliche<br />
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01/603 28 28 – Männerberatung Wien<br />
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KARRIERE & KOHLE<br />
Para gut, alles gut<br />
Von Anna Jandrisevits<br />
Support your locals!<br />
MEINUNG<br />
Schlecht bezahlte<br />
HeldInnen<br />
Es sind die LagerarbeiterInnen, die Reinigungskräfte,<br />
die KassiererInnen, das Pflegepersonal,<br />
die ErntehelferInnen und viele andere Berufstätige,<br />
die gerade unser System erhalten und<br />
das Land vor dem Zusammenbruch bewahren.<br />
Sie schlichten Regale, stellen Pakete zu, lenken<br />
den Bus, versorgen die Kranken – und setzen<br />
sich dabei tagtäglich jener Gefahr aus, vor der<br />
wir uns so dringend schützen müssen. Es sind<br />
die sogenannten „Corona-HeldInnen“, die sich<br />
zumeist in den am schlechtesten bezahlten<br />
Jobs befinden, während die Einkommensstarken<br />
im Homeoffice sitzen. Und deshalb reicht<br />
ein „Danke“ nicht aus – nicht jetzt und auch<br />
nicht, wenn wir Corona überstanden haben.<br />
Obwohl Applaus und Lobwellen wertschätzende<br />
Gesten sind, bräuchten systemrelevante<br />
Berufsgruppen tatsächlich höhere Gehälter für<br />
ihre Tätigkeit. Die Wichtigkeit dieser Berufe<br />
muss wirtschaftlich und politisch anerkannt<br />
werden, die finanzielle Geringschätzung ein<br />
Ende nehmen. Daran müssen wir uns erinnern,<br />
auch nach dieser Krise. Übrigens: Ein großer<br />
Teil der „Corona-HeldInnen“ sind Menschen mit<br />
Migrationshintergrund. Ihre schwerwiegende<br />
Relevanz für dieses Land wird komischerweise<br />
in keiner politischen Ansprache erwähnt. Es<br />
könnte jedenfalls der Grund dafür sein, warum<br />
sich rechte Parteien in letzter Zeit so selten<br />
zu Wort melden. Die Schuld an der Krise lässt<br />
sich nicht „den anderen“ zuweisen. Und so<br />
findet ihre Weltanschauung keinen Platz in der<br />
Pandemie.<br />
jandrisevits@dasbiber.at<br />
Selbstständige<br />
und KleinunternehmerInnen<br />
stehen vor großen<br />
Herausforderungen.<br />
Wer die nötigen<br />
Mittel hat, kann sie in Zeiten<br />
der Krise unterstützen:<br />
Gutscheine: Viele Unternehmen<br />
bieten auf Online-Plattformen Gutscheine<br />
für Geld an. Sobald Gastronomie<br />
und Handel wieder öffnen,<br />
können die Gutscheine für die<br />
jeweilige Dienstleistung oder Ware<br />
eingelöst werden. www.vorfreude.<br />
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Lieferservice: Die Vorstellung, jetzt<br />
jeden Tag neue Rezepte auszuprobieren,<br />
sollte nach der ersten<br />
Plötzlich<br />
arbeitslos?<br />
Was Betroffene jetzt wissen<br />
müssen:<br />
● Arbeitslos melden: Schon am<br />
1. Tag der Arbeitslosigkeit sollte<br />
man sich beim AMS des jeweiligen<br />
Wohnsitzes arbeitslos melden, um<br />
Arbeitslosengeld zu erhalten. Dies<br />
kann man über das eAMS-Konto,<br />
telefonisch oder per E-Mail, sowie<br />
mittels Formular per Post oder Fax<br />
machen. Weitere Infos:<br />
www.ams.at<br />
● Arbeitslosengeld erhalten:<br />
Die Höhe des Arbeitslosengeldes<br />
(„Nettoersatzrate“) liegt bei 55%<br />
des letzten Jahres-Nettoeinkommens,<br />
mit Familienzuschlag bei<br />
60-65%. Das Geld kann je nach<br />
Woche Quarantäne<br />
beendet<br />
sein. Die gute<br />
alte Essenszustellung<br />
braucht<br />
uns sowieso mehr<br />
denn je. Viele Restaurants liefern<br />
ihre Spezialitäten bis vor die Haustür.<br />
Einfach mal die Webseite vom<br />
Balkan-Grill oder Heurigen eures<br />
Vertrauens abchecken.<br />
Online-Handel: Zahlreiche<br />
Geschäfte verkaufen ihre Dienstleistungen<br />
auch online. Um die<br />
heimische Szene zu unterstützen,<br />
hat die Autorin Nunu Kaller auf ihrer<br />
Webseite die Kontakte von Online-<br />
Shops in Österreich aufgelistet. Das<br />
Angebot ist unendlich und auch viel<br />
attraktiver als Amazon.<br />
www.nunukaller.com<br />
Anwartschaft für bis zu 52 Wochen<br />
ausbezahlt werden. Danach kann<br />
die Notstandshilfe gewährt werden.<br />
● Geringfügig arbeiten: Wer die<br />
Möglichkeit hat, kann neben dem<br />
Bezug von Arbeitslosengeld einer<br />
geringfügigen Beschäftigung nachgehen<br />
und monatlich bis zu 460€<br />
zusätzlich verdienen. Auf dieser<br />
Plattform finden Arbeitssuchende<br />
Jobs, um in der Krise auszuhelfen:<br />
sofort.jobs.at<br />
Marko Mestrovic, AMS/Fotostudio B&G, Mohamed Hassan/Pixabay<br />
50 / KARRIERE /
AUS DER ISOLATION:<br />
„ICH VERMISSE<br />
MEIN BETT“<br />
Von Jelena Colić<br />
53 Mitarbeiter von Wien Energie wohnen vier<br />
Wochen lang in drei Müllverbrennungsanlagen<br />
und einem Kraftwerk . So wird die Energieversorgung<br />
der Stadt Wien auch während der<br />
Krise gewährleistet. Sie rücken dann an, wenn<br />
keiner mehr kann. Steven Schacher ist einer<br />
dieser Mitarbeiter und erzählt von seinem neuen<br />
temporären Zuhause, Egopushs und Zusammenhalt.<br />
<strong>BIBER</strong>: Wie lange bist du schon in Isolation?<br />
STEVEN SCHACHER: Am 2. April sind es dann schon<br />
zwei Wochen, in denen wir hier sind. Angesetzt sind<br />
einmal vier Wochen. Aber wir wissen nicht, wie lange<br />
es insgesamt gehen wird. Das ist für das Erste aber<br />
noch nicht wichtig. Hauptsache, wir überstehen die<br />
Krise gemeinsam und bringen es gut über die Bühne.<br />
Warum hast du dich freiwillig gemeldet in Isolation zu<br />
gehen?<br />
Ich wollte einfach auch einen Beitrag leisten. Es<br />
fühlt sich gut an, wenn man anderen Leuten etwas<br />
zurückgeben kann. Man bekommt sehr viel Zuspruch<br />
und das pusht das Ego enorm. Es ist auch in einmaliges<br />
Erlebnis mit den Kollegen. Das schweißt uns noch<br />
mehr zusammen. Besonders, weil das Werk Flötzersteig<br />
ein kleines Werk ist und jeder jeden kennt.<br />
Wurdet ihr vor der Isolation alle medizinisch untersucht?<br />
Es wurde ein ärztliches Fachgespräch mit Untersuchung<br />
durchgeführt. Die Ansteckungsgefahr ist hier<br />
drinnen sehr gering. Wien Energie hat schon sehr<br />
früh mit korrekten Maßnahmen gegen das Coronavirus<br />
reagiert. Alle Schichtübergaben sind kontaktlos<br />
und bevor wir einen Raum betreten, wird er komplett<br />
gereinigt.<br />
Ist dein Arbeitstag jetzt anders als im normalen<br />
Betrieb?<br />
Nein, eigentlich nicht. Ich bin mit denselben Kollegen<br />
wie immer zusammen. Bei uns am Flötzersteig ist es<br />
sehr familiär und wir sind ein eingespieltes Team. Wir<br />
müssen immer gewährleisten, dass Wärme erzeugt<br />
wird. Da macht die Krise auch keinen Unterschied.<br />
Besonders, weil wir auch zwei Krankenhäuser mit<br />
Energie versorgen.<br />
privat/Schacher<br />
Steven Schacher ist 24<br />
Jahre alt und in freiwilliger<br />
Isolation in der Müllverbrennungsanlage<br />
Flötzersteig.<br />
Was vermisst du am meisten von zuhause?<br />
Mein Bett. Auf das Bett hier im Wohncontainer passe<br />
ich kaum drauf (lacht). Und auch das Gefühl einmal<br />
richtig abschalten zu können. Wir sind hier nur<br />
diese 6 Leute. Wenn wer Nachtschicht hat, biete ich<br />
immer an, dass sie mich anrufen, wenn irgendwas ist,<br />
damit wir sie unterstützen können. Man ist immer auf<br />
Bereitschaft.<br />
/ KARRIERE / 51
Selbermacherin<br />
Im O’Terra bekommt<br />
man fair produzierte<br />
Naturprodukte rund um<br />
den Olivenbaum, sowie<br />
traditionelle mediterrane<br />
Spezialitäten. Handgemacht<br />
und nachhaltig.<br />
Text: Nada El-Azar, Fotos: Zoe Opratko<br />
„Oliven<br />
waren ein<br />
wichtiger<br />
Teil meiner<br />
Kindheit.“<br />
Das O’Terra (italien. für „aus der<br />
Erde“) hat sich auf den Verkauf<br />
von Olivenöl und anderen Naturprodukten<br />
spezialisiert. Der Shop in Wieden<br />
unterstützt damit nicht nur Kleinbetriebe aus<br />
Griechenland, Kroatien und der Türkei, sondern<br />
lädt mit seinem mediterranen Ambiente<br />
zum Verweilen bei hausgemachten Vorspeisen<br />
ein. Der Name der Geschäftsführerin, Özlem<br />
Bulut, wird so manch einem in unserer heimischen<br />
Musikszene geläufig sein. Die 37-Jährige<br />
ist nämlich Sängerin und ist mit ihrer Band<br />
schon auf dem Donauinselfest, im Porgy&Bess<br />
und dem ORF Radiokulturhaus aufgetreten.<br />
Geboren ist die türkisch-kurdische Koloratursopranistin<br />
in der Türkei. Seit 13 Jahren<br />
lebt sie in Wien, wo sie im Rahmen eines<br />
Erasmus-Stipendiums Gesang an der MUK Privatuniversität<br />
studierte. „Ich liebe Wien, weil<br />
ich meine Ruhe brauche. Ich habe bereits in<br />
Istanbul und Paris gelebt – solche Großstädte<br />
waren nichts für mich. Für mich ist Wien mein<br />
Zuhause, meine Familie und meine Freunde<br />
sind hier“, so Bulut. Das Geschäft mit dem<br />
Olivenöl entstand als Herzensprojekt. „Oliven<br />
waren immer schon ein wichtiger Teil meiner<br />
Kindheit und meines Haushalts und in vielen<br />
Kulturen wird Olivenöl als Medizin verwendet.<br />
Es ist erwiesen, dass es die Lebenserwartung<br />
steigert.“ Ihre Karriere als Sängerin verfolgt<br />
sie weiter. „Viele denken, wegen des Ladens<br />
mache ich keine Musik mehr. Aber im Gegenteil,<br />
ich arbeite gerade an meinem dritten<br />
Album und habe genauso viele Auftritte wie<br />
vor der Ladeneröffnung!“.<br />
KLEINE FAMILIENBETRIEBE<br />
UNTERSTÜTZEN<br />
Özlem Bulut möchte mit O’Terra kleine<br />
Betriebe zu fairen Konditionen unterstützen<br />
und holte einige ihrer Freundinnen ins Boot.<br />
52 / KARRIERE MIT SCHARF / /
„Wir arbeiten mit Betrieben zusammen,<br />
die in vierter oder sogar fünfter Generation<br />
Olivenbäume anbauen und sozusagen<br />
jede einzelne Olive handverlesen statt<br />
großer Maschinen zur Ernte zu verwenden<br />
wie die Großkonzerne. Gleichzeitig bieten<br />
wir unserer Kundschaft die Produkte zu<br />
guten Preisen an.“ Im Geschäft sorgen<br />
gute Musik und traditionelle vegetarische<br />
und vegane Vorspeisen nach Rezepten<br />
von Özlems Großmutter für mediterranes<br />
Urlaubsgefühl. Gefüllte Weintraubenblätter<br />
und Paprika, Hummus und türkischer<br />
Kaffee und Tee können im Laden genossen<br />
werden.<br />
PRODUKTE IM ONLINESHOP<br />
UND LIEFERBAR<br />
„Während der Corona-Verkaufssperre ist<br />
es besonders wichtig, dass wir alle regional<br />
einkaufen und damit kleinere österreichische<br />
Unternehmen unterstützen,<br />
statt Amazon und andere Megakonzerne.<br />
Unser Sortiment ist in unserem Onlineshop<br />
verfügbar und kommt mit Mjam zu unserer<br />
Kundschaft nach Hause“, so die Musikerin.<br />
Im Shop kann man handgemachte, traditionelle<br />
Vorspeisen nach Rezept von<br />
Özlems Großmutter probieren.<br />
O’Terra<br />
Margaretenstraße 50<br />
1<strong>04</strong>0 Wien<br />
www.o-terra.com<br />
WKO-WIEN HILFT<br />
Im Gründerservice der WKO-<br />
Wien kann man bei einem<br />
Beratungsgespräch alle Fragen<br />
stellen, die die Gründung eines<br />
Unternehmens betreffen. Im<br />
Vorhinein kann man sich auch<br />
schon eigenständig online<br />
informieren. Ob generelle Tipps<br />
zur Selbstständigkeit, rechtliche<br />
Voraussetzungen, Amtswege<br />
oder Finanzierungs- und<br />
Förderungsmöglichkeiten: Auf<br />
der Website kommt man mit<br />
wenigen Klicks zu allen wichtigen<br />
Informationen.<br />
wko.at/wien<br />
www.gruenderservice.at<br />
Die Selbermacher-Serie ist eine<br />
redaktionelle Kooperation von das<br />
biber mit der Wirtschaftskammer<br />
Wien.<br />
Foto: Rawpixel.com - Shutterstock<br />
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/ MIT SCHARF / 53
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TECHNIK & MOBIL<br />
Alt+F4 und der Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
Marko Mestrovic, Apple, Northrop-Grumman, TriLite Technologies GmbH, Maker Mask / Jocelyn Songer<br />
MEINUNG<br />
Ich hasse<br />
Emojis<br />
Ständig werden sie mehr. Die<br />
Emojis. In den Anfangsjahren<br />
waren sie noch nett, inzwischen<br />
gibt es so viele, dass sich selbst<br />
die ägyptischen Hieroglyphen<br />
verstecken müssen. Nun, meine<br />
Kollegin Ola nennt mich immer<br />
einen alten Mann, aber ganz<br />
ehrlich: brauchen wir wirklich<br />
jedes Jahr einen Satz neuer<br />
Einkaufswägen-, Büroklammerund<br />
Speise-Emojis? Nein, ich bin<br />
nicht *so* alt, dass ich nur textbasiert<br />
chatten will, aber kommt<br />
schon Leute ... unsere Sprache<br />
ist so schön, nutzt sie mehr!<br />
Wie ihr seht, konnte ich meine<br />
ganze Abneigung gegen den<br />
Emoji-Wahn hier ausdrücken<br />
– ganz ohne dafür den schimpfenden<br />
Smiley zu verwenden.<br />
Toll, oder?<br />
bezeczky@dasbiber.at<br />
Pannenhilfe<br />
im Weltall<br />
Bisher war die Lebensdauer von<br />
Satelliten eher kurz. Nach dem<br />
Start verrichteten sie ein paar<br />
Jahre ihre Aufgabe und verbrauchten<br />
dabei allen Treibstoff an Bord.<br />
Den Sprit brauchten sie, um ihre<br />
Laufbahn zu korrigieren und anderem<br />
Weltraummüll auszuweichen.<br />
Danach geisterten sie als Weltraumschrott<br />
in der Umlaufbahn<br />
herum. Mit MEV-1, das für Missionsverlängerungsfahrzeug -1 steht,<br />
wurde nun erstmals ein „trockener“ Satellit abgeschleppt und die<br />
Lebensdauer für mindestens fünf weitere Jahre verlängert. Falls sich<br />
diese Art der Pannenhilfe bewährt, könnten Satelliten länger leben<br />
und weniger Müll im Weltall erzeugen. Die Menschheit wird auch im<br />
Weltraum immer grüner!<br />
DIY-Maske für<br />
3D-Drucker<br />
Im Kampf gegen das Coronavirus<br />
kann jeder zum Maskenproduzenten<br />
werden. Ein Entwicklerteam aus<br />
Seattle hat mit dem 3D-Drucker eine<br />
Maske gebaut, und die Baupläne dazu<br />
stehen gratis zum Download. Der Filter<br />
besteht aus einem HEPA-Staubsaugerbeutel,<br />
also durchaus etwas, was<br />
man daheim hat oder einfach bestellen<br />
kann. So können Spitäler unterstützt<br />
werden, die sonst mit einen Ausrüstungsengpass<br />
zu kämpfen hätten.<br />
IPAD MIT … MOUSE-<br />
TRACKPAD?<br />
Seit neustem gibts von Apple ein<br />
iPad mit einem Trackpad. Das ist für<br />
Menschen, die bei der erstmaligen<br />
Enthüllung des iPads dabei waren,<br />
eine Art Gotteslästerung. Steve<br />
Jobs, seineszeichens Mitbegründer<br />
von Apple, sprach immer davon, das<br />
Gerät immer direkt durch Wischbewegungen<br />
am Bildschirm zu steuern.<br />
Die Zeit hat sich offenbar verändert<br />
– mal sehen, ob damit das iPad dem<br />
restlichen Macbook-Line-Up das<br />
Wasser abgräbt.<br />
/ TECHNIK / 55
HUAWEI P40 lite<br />
Ultra-Weitwinkel, Bokeh, Makro oder Langzeitbelichtung waren früher Begriffe die<br />
nur Profi-Fotografen kannten. Huawei vereint diese Möglichkeiten in einem Smartphone:<br />
Das Huawei P40 lite bietet mit einem Quad-Kamera-Setup alle Möglichkeiten<br />
der Fotografie. Die Vierfach-Kamera mit 48MP, der leistungsstarke Kirin 810 Chip und<br />
die integrierte AI-Unterstützung liefern eine optimale Kombination, die in jeder Situation<br />
für das perfekte Bild sorgen.<br />
VIER GEWINNT!<br />
Das außergewöhnliche Design des Kamera-Setups des Huawei<br />
P40 lite ist ein wahrer Blickfang. Die 48MP-Hauptkamera ist mit<br />
einem 1/2-Zoll-Sensor und einer großen Blende von f/1.8 ausgestattet<br />
und kann, dank Pixel-Binning, wesentlich genauere<br />
und gestochen scharfe Bilder bei jeglichen Lichtverhältnissen<br />
aufnehmen. Ein völlig neuer Nacht-Modus wird dem Nutzer<br />
durch die Multi-Frame-Komposition geboten. Die hochauflösende<br />
Hauptkamera nimmt mit Hilfe von innovativen AI-Algorithmen<br />
mehrere Fotos hintereinander auf, die dann kombiniert<br />
und zu einem optimalen Bild zusammengefügt werden.<br />
4<strong>20</strong>0MAH-AKKU FÜR EINE<br />
STARKE PERFORMANCE<br />
Ob beim Fotografieren oder einfach im Alltag, das Huawei P40<br />
lite ist mit seiner langen Akkulaufzeit der perfekte Begleiter<br />
für alle Lebenslagen. Mit 4<strong>20</strong>0mAh-Akku gepaart mit dem<br />
energiesparenden Kirin 810 Chip und dem stromsparenden<br />
EMUI10 OS ermöglicht das Smartphone ein längeres Foto-,<br />
Unterhaltungs- und Spielerlebnis. Die neue 40W SuperCharge-<br />
Technologie kann das Huawei P40 lite in lediglich einer halben<br />
Stunde bis zu 70% aufladen.
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Top Features<br />
Super Night Mode Macro Lens Bokeh Effect<br />
Ultra Wide Angle<br />
Super High Resolution<br />
Super Night Selfie<br />
ZUKUNFTSSICHER MIT DER HUAWEI APPGALLERY<br />
UND MULTIPATH-STRATEGIE<br />
Die Huawei AppGallery ist der offizielle AppStore für Huawei Smartphones und Tablets<br />
und bereits der drittgrößte App-Marktplatz der Welt. Hier laden weltweit über 400<br />
Millionen monatlich aktive Nutzer einfach und sicher Tausende von Apps herunter.<br />
→ PHONE CLONE: Die auf Huawei<br />
Smartphones vorinstallierte App überträgt<br />
Kontakte, Anruflisten, Daten,<br />
Nachrichten, Anwendungen, Videos,<br />
Fotos und Einstellungen, einfach und<br />
sicher vom alten Smartphone auf die<br />
neue Huawei P40-Serie.<br />
→ DIREKTER DOWNLOAD<br />
EXTERNER APPS: Auf beliebte<br />
Apps wie Facebook und WhatsApp<br />
sollen Kunden von Huawei nicht<br />
verzichten. Über die Huawei AppGallery<br />
gelangt man direkt zu den offiziellen<br />
Websiten um den Download und die Installation<br />
der beliebten Apps zu starten.<br />
→ MORE APPS: Auch über<br />
Drittanbieter-Apps wie zum Beispiel<br />
„MoreApps“ werden Nutzer direkt auf<br />
die offizielle Webseite externer Anbieter<br />
geführt. Dort lässt sich die aktuelle<br />
Installationsdatei im gewohnten<br />
APK-Format kostenfrei herunterladen,<br />
installieren und die App wie gewohnt<br />
nutzen. Auf Wunsch können Anwender<br />
auch über alternative AppStores<br />
von Drittherstellern weitere Apps<br />
beziehen.<br />
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Huawei P40 lite<br />
● Unverbindlicher Richtpreis: EUR 299,00<br />
● Speicherkonfiguration: 6GB+128GB<br />
● Verfügbare Farben: Crush Green, Midnight<br />
Dark, Sakura Pink<br />
● Verfügbar im Fachhandel sowie bei Mobilfunkanbietern
KULTURA NEWS<br />
Klappe zu und Vorhang auf!<br />
Von Nada El-Azar<br />
KULTUR IN ZEITEN DER<br />
CORONA-KRISE<br />
Geschlossene Museen, Theater, und Kinos verlangen einen neuen<br />
Zugang zu Kultur – und das aus den eigenen vier Wänden. Hier einige<br />
Tipps, damit die Corona-Krise nicht zur kulturellen Durststrecke wird.<br />
MEINUNG<br />
Gabriel Delgado-López<br />
ist tot.<br />
Ich habe geahnt, dass ich mich aufgrund<br />
meines Musikgeschmacks schon sehr<br />
bald mit einigen Todesfällen meiner<br />
größten Helden konfrontiert sehen würde.<br />
Aber die Nachricht über Gabriel Delgados<br />
überraschenden Tod am 22. März traf<br />
mich zugegeben sehr hart. Ich entdeckte<br />
die Band D.A.F. mit 15 Jahren und war<br />
sofort ein Riesenfan, nachdem ich den<br />
Track „Kebabträume“ gehört hatte. Gabi<br />
Delgados Umgang mit der deutschen<br />
Sprache war spannend: reduziert und<br />
hochenergetisch zugleich. In Kombination<br />
mit der Musik von Robert Görl unschlagbar.<br />
In meinem Wohnzimmer hängt ein<br />
Porträt der beiden, die ich <strong>20</strong>17 in Wien<br />
noch live erleben durfte und ich hatte<br />
einen richtigen Fangirl-Moment, als Gabi<br />
meine Hand drückte. D.A.F. war sogar<br />
mein erster richtiger Konzertbesuch – da<br />
viele der Bands, die ich<br />
höre, kaum noch touren,<br />
war das ein richtiges<br />
Highlight. Jetzt weiß ich,<br />
wie Fans von Michael<br />
Jackson oder David<br />
Bowie getrauert haben.<br />
Danke für alles, Gabi!<br />
Ruhe in Frieden.<br />
el-azar@dasbiber.at<br />
Doku-Tipp:<br />
Beltracci –<br />
die Kunst der<br />
Fälschung<br />
(<strong>20</strong>14)<br />
Wie konnte sich das Ehepaar<br />
Beltracci Millionen durch<br />
gefälschte Kunstwerke, die den<br />
Originalen erstaunlich ähneln,<br />
ergaunern? Diese spannende<br />
Doku von Arne Birkenstock,<br />
der der Sohn des Anwalts der<br />
Beltraccis war, gibt spannende<br />
Einblicke in den größten Streich<br />
der modernen Kunstgeschichte.<br />
DIE WIENER STAATS-<br />
OPER ZUHAUSE ERLEBEN<br />
Staatsoperndirektor<br />
Dominique<br />
Meyer: „Diese<br />
schwierige Zeit,<br />
die – für die an<br />
oberster Stelle<br />
stehende Gesundheit<br />
und Sicherheit<br />
aller – große<br />
Einschränkungen<br />
im privaten und<br />
öffentlichen Leben mit sich bringt, hat<br />
auch große Auswirkungen auf den Kulturbetrieb.<br />
Deshalb greifen wir auf unsere<br />
umfangreichen Livestream-Archive zurück<br />
und öffnen diese, um allen interessierten<br />
Musikfreund*innen weltweit und kostenlos<br />
täglich eine hochkarätige Opern- oder<br />
Ballettvorstellung nach Hause bringen zu<br />
können!“.<br />
Unter www.staatsoperlive.com kann man<br />
die Aufführungen sehen. Seit Veröffentlichung<br />
des Online-Spielplans gab es fast<br />
80.000 Neuregistrierungen!<br />
DIGITALES BELVEDERE<br />
Via Facebook, Youtube, Instagram und Twitter<br />
bietet das Belvedere Kurzführungen an,<br />
in denen täglich um 15 Uhr ein Kunstwerk<br />
vorgestellt wird. Unter www.belvedere.at/<br />
digital kann man alle Führungen nachsehen!<br />
Christoph Liebentritt, Highview, Michael Poehn, Tilman Brebs, bereitgestellt<br />
58 / KULTURA /
: <strong>20</strong>0 x127 mm<br />
Podcast Tipp<br />
THE LONELY<br />
PALETTE<br />
Für alle, die gut Englisch können,<br />
empfehle ich den Kunstpodcast<br />
„The Lonely Palette“.<br />
In jeder Episode sucht Host<br />
Tamar Avishai ein Werk aus der<br />
Kunstgeschichte aus, befragt<br />
ahnungsloses Publikum dazu,<br />
und erklärt dann die genauen<br />
Hintergründe, die Epoche und<br />
vieles mehr. So wird Kunstgeschichte<br />
alles andere als fad.<br />
www.thelonelypalette.com/<br />
episodes<br />
Yves Jambo ist Schauspieler<br />
und Moderator bei<br />
Feng Sushi – der neuen<br />
Daily Show über Musik und<br />
Lifestyle von A1now.TV,<br />
die in die Fußstapfen von<br />
MTV tritt. Der 23-Jährige<br />
im Schnellinterview.<br />
Schon bevor du Moderator<br />
bei Feng Sushi wurdest, hast<br />
du YouTube-Videos gemacht.<br />
Wann hast du gemerkt, dass<br />
du vor der Kamera stehen<br />
willst?<br />
Ich habe das über Umwege<br />
gemerkt. Ein Freund und<br />
ich haben begonnen, uns<br />
mit 15 oder 16 dabei zu<br />
filmen, wie wir auf der Straße<br />
oder in der Lugner City Leute verarscht<br />
haben. Später haben wir auch Fake-Filme<br />
wie „Alienman vs. Räuber“ gemacht, alles<br />
mit Windows Movie Maker selber geschnitten<br />
und produziert und dann kam eben<br />
Youtube.<br />
Kommst du dir jemals dumm vor, wenn du so<br />
alleine zuhause Videos machst?<br />
Ich finde es manchmal lustig, wenn man<br />
in die Kamera lacht, und dann umso mehr<br />
3<br />
FRAGEN AN:<br />
Yves Jambo<br />
über sich selbst lacht, weil<br />
man alleine lacht. Aber ich<br />
bin ganz gerne allein und<br />
schaffe es mich zu beschäftigen,<br />
deshalb komme ich<br />
mir nicht so blöd vor.<br />
Feng Sushi ist dein erster<br />
Moderationsjob? Wo siehst<br />
du die Unterschiede<br />
zwischen Schauspiel und<br />
Moderation?<br />
Das ist tatsächlich mein<br />
erster Job als Moderator.<br />
Ich habe mich einfach<br />
dafür beworben, weil ich<br />
auch sehr interessiert an<br />
Musik bin. Im Schauspiel<br />
gehe ich sehr empathisch<br />
an die Charaktere heran<br />
und versuche, einen Teil<br />
von mir darin abzugeben. Als Moderator<br />
bin ich hauptsächlich ich, aber muss mich<br />
für das Format ein wenig überspielen, da<br />
alles ein wenig aufgedreht ist. Manchmal<br />
fühlt sich Feng Sushi an wie eine verrückte<br />
Webshow.<br />
Feng Sushi läuft von Mo bis Fr um 15 Uhr bei A1<br />
NOW.<br />
Mehr Infos unter: https://www.a1now.tv/de-int/<br />
page/feng-sushi<br />
Services rund<br />
um Ihre<br />
Krankenversicherung –<br />
einfach, sicher und<br />
bequem!<br />
Nutzen Sie die Online-Services der Österreichischen<br />
Gesundheitskasse unter www.meinesv.at oder über<br />
die MeineSV-App.<br />
AUCH ONLINE IMMER FÜR MICH DA!
KOLUMNE<br />
„Dem Virus ist deine Hautfarbe egal“<br />
Unser Autor hat den Kriegsausbruch in Syrien <strong>20</strong>11 miterlebt und schreibt<br />
seine Gedanken und Parallelen zu der heutigen Situation in Wien nieder. Er<br />
sieht in dieser Krise aber auch eine Lektion und großes Potenzial.<br />
Die aktuelle Situation und Stimmung ist<br />
mir keineswegs fremd. Als <strong>20</strong>11 der Krieg<br />
in Syrien ausbrach, wurden alle Menschen<br />
immer besorgter und gestresster. Der Alltag<br />
hat sich drastisch verändert. Wir mussten<br />
zunehmed auf Dinge verzichten. Es war ein<br />
Jad Turjman<br />
ernüchternder Moment. Wir haben festgestellt,<br />
dass vieles, was wir hatten, nicht mehr<br />
ist Poetry-Slammer,<br />
Buch-Autor und<br />
selbstverständlich ist. Menschen begannen,<br />
sich Gedanken darüber zu machen, wie Flüchtling aus Syrien.<br />
sie den Krieg überleben können.<br />
In seiner Kolumne<br />
Natürlich war Einkaufengehen keine<br />
schreibt er über sein<br />
Option, um ein Gefühl von Sicherheit zu<br />
Leben in Österreich.<br />
bekommen. Die Probleme waren ganz andere.<br />
Trotzdem sehe ich heute in Wien viele Parallelen<br />
mit der vergangenen Zeit und kann behaupten,<br />
dass es eine lehrreiche Situation und große Lektion ist.<br />
Es steckt in dieser Krise ein großes Potenzial. Um<br />
einmal innezuhalten und über uns und unseren Lebensstil<br />
nachzudenken.<br />
Besonders für diejenigen, die kein Verständnis für<br />
Geflüchtete aufbringen konnten und jetzt ihre Speisekammer<br />
mit Unnötigem und Klopapier für ein Jahr<br />
vollgestopft haben.<br />
Jetzt können wir vielleicht mehr Verständnis für<br />
Menschen haben, die vor Krieg, Verfolgung und Armut<br />
fliehen. Und auch nachvollziehen, was dieser Überlebensinstinkt<br />
in uns in solchen Situationen auslösen<br />
kann. Nachvollziehen, dass man bereit ist, mit dem<br />
Schlauchboot das Mittelmeer zu überqueren. Diese<br />
Situation zeigt uns auch die Doppelmoral unserer Politik:<br />
Wenn die Gefahr uns selbst betrifft, dann können<br />
turjman@dasbiber.at<br />
wir Schulen schließen, das System herunterfahren<br />
und unseren Alltag stoppen.<br />
Aber wenn Menschen an unseren Grenzen<br />
ertrinken, erfrieren und menschenunwürdig<br />
behandelt werden, dann können wir sie ihrem<br />
Schicksal überlassen und schauen weg.<br />
DEM VIRUS SIND DEINE HAUTFARBE<br />
UND RELIGION EGAL.<br />
Vielleicht ist es eine Lektion für jene Überheblichkeit,<br />
wenn alles vorbei ist. Ich sehe in<br />
dieser Krise auch insofern eine Lektion, weil<br />
sie alle betrifft und uns auf eine schräge Art<br />
und Weise vereint. Länder, die sich gestern<br />
bekriegt haben, sitzen gerade im selben Boot.<br />
Politiker, die einander gestern mit dem hässlichsten<br />
Umgang begegneten, arbeiten jetzt zusammen.<br />
Dieses Virus will uns auch etwas über Rassismus<br />
lehren. Es ist nicht rassistisch. Es macht keinen Unterschied<br />
zwischen Muslim und Christ, schwarz oder weiß,<br />
links oder rechts. Irgendwann es ist alles vorbei und<br />
wir werden unseren gewöhnlichen Alltag wieder haben.<br />
Aber ich hoffe, dass wir dann im Nachhinein mehr<br />
Zusammenhalt und Solidarität füreinander auf dieser<br />
Erde zeigen werden. Und nicht nur einander – sondern<br />
unserer Erde selbst gegenüber. Krisen und harte Schicksalsschläge<br />
führen dazu, dass man größer als in seinen<br />
gewöhnlichen Kreisen denkt.<br />
Und apropos Klopapier. Von Klopapier war in Syrien<br />
sowieso nicht die Rede. Wir haben keins. In Syrien gibt<br />
es neben jeder Toilette einen Wasserschlauch. Und Leute,<br />
glaubt mir: Es ist viel sauberer.<br />
Robert Herbe<br />
60 / MIT SCHARF /
Dan Perjovschis Arbeiten sind Teil der Ausstellung<br />
… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden in der kunsthalle wien.<br />
Mehr Informationen unter www.kunsthallewien.at
„Die Leiden des jungen Todor“<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
Die Corona-Generation<br />
Die Geschichte kennt viele unterschiedliche<br />
„Generationen“.<br />
Am Anfang des <strong>20</strong>. Jahrhunderts gab<br />
es „die goldene Generation“. Die Generation, die<br />
keinen Krieg kannte und das Gefühl hatte, dass die<br />
Welt immer in Frieden leben würde. Der Wohlstand<br />
war überall – alle Männer hatten goldene Taschenuhren<br />
und alle Frauen Kämme aus Elfenbein in<br />
ihren wunderschönen Haaren.<br />
Danach kam die „verlorene Generation“ – Menschen,<br />
die zur Zeit des ersten Weltkrieges ihre Volljährigkeit<br />
erreichten und deren Jugend verdorben<br />
wurde. Sie lernten, dass man, wenn man leben will,<br />
töten muss. Die Männer hatten Armbanduhren,<br />
da sie im Krieg nützlicher waren und die Frauen<br />
schnitten ihre Haare.<br />
Es folgten die „angry young men“, die gegen<br />
die heuchlerische, bürgerliche Gesellschaft ihrer<br />
Eltern der 1950er rebellierten. Sie meinten, dass<br />
die Uhren der Älteren stehen geblieben sind und<br />
man sie wegwerfen muss.<br />
Danach kam die „Hippie Generation“, die weg<br />
von allen sozialen Problemen unter dem Einfluss<br />
von LSD sein wollte. Männer und Frauen hatten<br />
lange Haare und niemand ging gern duschen.<br />
Es kam die „Punk Generation“, die gegen alle<br />
und alles war. Die Haare der Menschen wurden<br />
bunt und niemand sprach über Uhren, denn würde<br />
man einen Punker fragen, wie spät es ist, würde er<br />
nur sagen, dass man sich verpissen soll.<br />
Es gab eine „Generation der Hoffnung“, als<br />
die Mauer zwischen Ost und Westeuropa fiel. Die<br />
Menschen glaubten, dass alle Brüder und Schwestern<br />
sind und sich für immer lieben würden. Bis<br />
das World Trade Center fiel und seine Asche die<br />
Hoffnung auf Weltfrieden verbrannte. Die Uhren<br />
stoppten am 11. September <strong>20</strong>01.<br />
Es kam die „Generation der Migration“– Millionen<br />
von Menschen reisten um die Welt, um ein<br />
besseres Leben zu finden. Geliebt oder verhasst,<br />
hat jeder versucht seinen Platz unter der Sonne zu<br />
finden. Man brauchte wasserdichte Uhren, um über<br />
das Meer zu kommen.<br />
Ich befürchte, es folgt die „Generation Corona“,<br />
die die Welt mit geschlossenen Grenzen und Angst<br />
um den nächsten Tag kennenlernen wird. Sie wird<br />
Angst haben auf die Uhr zu schauen, denn die<br />
Quarantäne wird Monat für Monat verlängert.<br />
Vielleicht irre ich mich. Die Uhr an meiner Wand<br />
tickt weiter. ●<br />
62 / MIT SCHARF /
Euer Trainingsvideo im ORF – schickt uns Videos von eurer<br />
Bewegungseinheit zuhause. Bleiben wir gemeinsam sportlich!<br />
video.ORF.at
WIR SIND<br />
FÜR EUCH DA.<br />
AUCH IN ZEITEN<br />
WIE DIESEN.<br />
Die Energieversorgung Wiens ist gesichert.<br />
Heute, morgen und in Zukunft.<br />
wienenergie.at/<br />
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Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianz Austria.