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ZAP-2020-08

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Fach 4, Seite 1884<br />

Miet- und WEG-Recht: COVID-19-Pandemie<br />

Miete/Nutzungen<br />

Deshalb hat der Deutsche Bundestag (BT) ganz kurzfristig i.R.d. „Gesetzes zur Abmilderung der Folgen<br />

der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht“ vom 27.3.<strong>2020</strong> (BGBl I <strong>2020</strong>,<br />

S. 569-574) zeitlich befristete Regelungen für diesen Fall geschaffen, um Mieter zu schützen und einen<br />

Interessenausgleich mit den Vermieterinteressen zu erreichen. In Art. 240 EGBGB wurden zeitlich<br />

befristet besondere Regelungen eingeführt, welche Schuldnern, die wegen der COVID-19-Pandemie<br />

ihre vertraglichen Pflichten nicht erfüllen können, im Ausgangspunkt die Möglichkeit einräumen, die<br />

Leistung einstweilen zu verweigern oder einzustellen, ohne dass hieran für sie nachteilige rechtliche<br />

Folgen geknüpft werden. Für Mietverhältnisse über Grundstücke oder über Räume wird das Recht der<br />

Vermieter zur Kündigung von Mietverhältnissen eingeschränkt. Dies gilt sowohl für Wohn- als auch<br />

für Gewerberaummietverträge. Wegen Mietschulden aus dem Zeitraum vom 1.4.<strong>2020</strong> bis 30.6.<strong>2020</strong><br />

dürfen Vermieter das Mietverhältnis nicht kündigen, sofern die Mietschulden auf den Auswirkungen der<br />

COVID-19-Pandemie beruhen. Die Verpflichtung der Mieter zur Zahlung der Miete bleibt im Gegenzug<br />

im Grundsatz bestehen. Dies gilt für Pachtverhältnisse entsprechend.<br />

Außerdem wurden auch Sonderregelungen für das Wohnungseigentumsrecht geschaffen, die der<br />

Situation Rechnung tragen sollen, dass zurzeit keine Eigentümerversammlungen stattfinden können.<br />

II.<br />

Die konkreten Regelungen für Wohn- und Geschäftsraummietverhältnisse<br />

1. Allgemeines Leistungsverweigerungsrecht<br />

Art. 240 EGBGB enthält Bestimmungen über „Vertragsrechtliche Regelungen aus Anlass der COVID-19-<br />

Pandemie“. In § 1 dieses Artikels wird dem Verbraucher ein Recht zur Leistungsverweigerung bei<br />

Verträgen, die vor dem 8.3.<strong>2020</strong> geschlossen wurden, bis zum 30.6.<strong>2020</strong> eingeräumt, wenn ihm infolge<br />

von Umständen, die auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen sind, die Erbringung der Leistung ohne<br />

Gefährdung seines angemessenen Lebensunterhalts oder des angemessenen Lebensunterhalts seiner<br />

unterhaltsberechtigten Angehörigen nicht möglich wäre. Dies gilt aber gem. Art. 240 § 1 Abs. 4 Nr. 1<br />

EGBGB ausdrücklich nicht im Zusammenhang mit Miet- und Pachtverträgen.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Deshalb schulden die Mieter die Miete weiter. Das Gesetz „stundet“ die Miete nicht, wie es in der Presse<br />

teilweise heißt. Der Vermieter kann den Mieter auf Zahlung verklagen. Das geht auch im Urkundsverfahren.<br />

2. Beschränkung der Kündigung von Mietpachtverhältnissen<br />

Für diese Verträge gilt als lex specialis Art. 240 § 2 EGBGB:<br />

Beschränkung der Kündigung von Miet- und Pachtverhältnissen<br />

§ 2<br />

(1) Der Vermieter kann ein Mietverhältnis über Grundstücke oder über Räume nicht allein aus dem Grund<br />

kündigen, dass der Mieter im Zeitraum vom 1.4.<strong>2020</strong> bis 30.6.<strong>2020</strong> trotz Fälligkeit die Miete nicht leistet, sofern<br />

die Nichtleistung auf den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie beruht. Der Zusammenhang zwischen<br />

COVID-19-Pandemie und Nichtleistung ist glaubhaft zu machen. Sonstige Kündigungsrechte bleiben unberührt.<br />

(2) Von Absatz 1 kann nicht zum Nachteil des Mieters abgewichen werden.<br />

(3) Die Absätze 1 und 2 sind auf Pachtverhältnisse entsprechend anzuwenden.<br />

(4) Die Absätze 1 bis 3 sind nur bis zum 30.6.2022 anzuwenden.<br />

a) Gesetzeszweck<br />

Die Regelung soll Mieter von Grundstücken sowie von zu privaten oder gewerblichen Zwecken<br />

angemieteten Räumen für den Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni <strong>2020</strong> hinsichtlich des Bestands des<br />

412 <strong>ZAP</strong> Nr. 8 17.4.<strong>2020</strong>

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