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Windenergie: Wie fließen Schadensanalysen in die ... - GL Group

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<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>:<br />

<strong>Wie</strong> <strong>fließen</strong> <strong>Schadensanalysen</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> Normung e<strong>in</strong>?<br />

Dipl.-Ing. Peter Dalhoff, Dipl.-Ing. Mike Wöbbek<strong>in</strong>g, Dipl.-Ing. Torsten<br />

Muuß, Germanischer Lloyd Industrial Services GmbH, Hamburg<br />

Kurzfassung<br />

Der Beg<strong>in</strong>n der Stromerzeugung mit modernen <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen (WEA) <strong>in</strong> Deutschland<br />

war alles Andere als erfolgreich. Der GROWIAN (GROße WIndenergieANlage) war zwar mit<br />

e<strong>in</strong> äußerst imposantes und me<strong>die</strong>nwirksames Bauwerk, se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit blieb leider<br />

weit dah<strong>in</strong>ter zurück. Nach wenigen Monaten Betrieb musste der GROWIAN aufgrund<br />

gravierender technischer Probleme stillgelegt und rückgebaut werden.<br />

Ca. 30 Jahre später ist Deutschland Weltmeister im Export von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen und<br />

deren Komponenten sowie <strong>in</strong> der Anzahl der <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>stallierten WEA. Innerhalb<br />

<strong>die</strong>ser Zeitspanne wurde <strong>die</strong> dynamische Entwicklung der Anlagentechnik und -größe durch<br />

<strong>die</strong> Entwicklung und Fortschreibung von Normen und Richtl<strong>in</strong>ien unterstützt.<br />

Dieser Beitrag behandelt, wie Schadenfälle an <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen dazu geführt haben,<br />

Richtl<strong>in</strong>ien und Normen für <strong>die</strong>ses Themengebiet zu schaffen bzw. <strong>die</strong>se entsprechend der<br />

gewonnenen Erkenntnisse zu verbessern. Nach e<strong>in</strong>er Übersicht zur Historie der<br />

Richtl<strong>in</strong>ienentwicklung werden anhand der Inspektionsdatenbank des Germanischen Lloyd<br />

(<strong>GL</strong>) typische Schäden herausgearbeitet. Abschließend werden <strong>die</strong> Fallbeispiele Getriebe<br />

und Schw<strong>in</strong>gungsüberwachung diskutiert.<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Die <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> hat <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>en rasanten Zuwachs <strong>in</strong> der Anlagengröße und<br />

der Zahl <strong>in</strong>stallierter Anlagen erlebt. Die Abbildung 1 zeigt <strong>die</strong> Entwicklung der Anlagengröße<br />

und Abbildung 2 <strong>die</strong> Entwicklung der <strong>in</strong>stallierten Leistung <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Während <strong>in</strong> Dänemark und den USA <strong>die</strong> Entwicklung vor ca. 25 Jahren mit kle<strong>in</strong>en<br />

<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen (WEA) mit 30 kW Nennleistung und 15 m Rotordurchmesser begann,<br />

verlief <strong>die</strong> Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland ganz anders.<br />

1


Der GROWIAN war zwar mit 100 m Rotordurchmesser und 100 m Nabenhöhe e<strong>in</strong> äußerst<br />

imposantes Bauwerk, nach wenigen Monaten Betrieb musste der GROWIAN jedoch<br />

aufgrund technischer Probleme stillgelegt und rückgebaut werden.<br />

Die rasante Entwicklung drängt <strong>die</strong> Frage nach der Zuverlässigkeit <strong>die</strong>ser Technologie auf.<br />

Die technische Zuverlässigkeit wird gerade <strong>die</strong>ser Tage <strong>in</strong> den Me<strong>die</strong>n <strong>in</strong>tensiv diskutiert.<br />

Der BWE meldet, dass <strong>die</strong> Verfügbarkeit der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen derzeit bei 98,5 % liegt<br />

und damit ihren bisher höchsten Wert erreicht hat, während der Spiegel e<strong>in</strong> Bild dramatisch<br />

zunehmender Serienschäden zeichnet.<br />

Im Folgenden wird <strong>die</strong> Historie der Richtl<strong>in</strong>ien- und Normenentwicklung skizziert sowie e<strong>in</strong>e<br />

Analyse der häufigsten Schäden anhand e<strong>in</strong>er Inspektionsdatenbank des Germanischen<br />

Lloyd durchgeführt, welche auf ca. 2.500 durchgeführten Inspektionen an WEA basiert.<br />

Bild 1: Größenentwicklung der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlage, Quelle: BWE<br />

2


Bild 2:Installierte Leistung, <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>, Stand: 2/2007<br />

2. Rückblick und Aktuelles zur Entwicklung von Standards für <strong>die</strong> <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong><br />

<strong>Wie</strong> bereits geschildert, war <strong>die</strong> Entwicklung der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> zum Ende der 70er und<br />

Beg<strong>in</strong>n der 80er Jahre recht stürmisch. Dies lag im Wesentlichen an US-amerikanischen<br />

Steuerprogrammen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en massiven Aufbau von W<strong>in</strong>dfarmen <strong>in</strong> Kalifornien zur Folge<br />

hatten. Auch <strong>in</strong> Dänemark und den Niederlanden gab es staatliche Programme, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Technik vorantrieben, jedoch verlief der Aufbau <strong>in</strong> Europa langsamer. In der Folge <strong>die</strong>ser<br />

Entwicklung wurde <strong>in</strong> Ländern wie Dänemark, Deutschland, Kanada, den Niederlanden,<br />

Schweden und den USA <strong>die</strong> Entwicklung von Richtl<strong>in</strong>ien und Normen vorangetrieben. Diese<br />

Richtl<strong>in</strong>ien- und Normentwürfe befassten sich mit der Sicherheit von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen.<br />

Dabei konzentrierten sich <strong>die</strong> Europäer im Wesentlichen auf Horizontalachsmasch<strong>in</strong>en und<br />

<strong>die</strong> Kana<strong>die</strong>r überwiegend auf Vertikalachsanlagen.<br />

In Dänemark hatte <strong>die</strong> Dänische Ingenieurvere<strong>in</strong>igung (Dansk Ingeniørforen<strong>in</strong>g, DIF) <strong>die</strong><br />

Leitung des Normenausschusses <strong>in</strong>ne und hat <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit RISØ, Universitäten<br />

und der Industrie 1988 e<strong>in</strong>en ersten Entwurf herausgegeben [1]. Später gab es e<strong>in</strong>e<br />

Richtl<strong>in</strong>ie, <strong>die</strong> weitere Anforderungen und das Zertifizierungsverfahren beschreibt [2] sowie<br />

<strong>die</strong> Norm DS 472 [3], <strong>in</strong> der <strong>die</strong> Besonderheiten für WEA aufgeführt s<strong>in</strong>d. In beiden<br />

Dokumenten wird auf allgeme<strong>in</strong>e dänische Normen verwiesen und es gibt darüber h<strong>in</strong>aus<br />

3


Empfehlungen mit detaillierten Auslegungsh<strong>in</strong>weisen für Komponenten oder Fundamente.<br />

Aktuell stützt sich das dänische Zertifizierungssystem auf <strong>die</strong> IEC WT 01 [4] mit e<strong>in</strong>igen<br />

nationalen Änderungen und Ergänzungen. Dieses System [5], [6] bezieht ebenso weitere<br />

nationale wie <strong>in</strong>ternationale Normen und Richtl<strong>in</strong>ien mit e<strong>in</strong>.<br />

In Deutschland hat das Bundesland Schleswig-Holste<strong>in</strong> <strong>die</strong> Richtl<strong>in</strong>ienarbeit maßgeblich<br />

vorangetrieben. Der Germanische Lloyd hat im zuständigen Sachverständigenausschuss<br />

mitgearbeitet und 1986 im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsvorhabens <strong>die</strong> erste eigene Richtl<strong>in</strong>ie<br />

[7] veröffentlicht. 1987 wurde <strong>die</strong> Richtl<strong>in</strong>ienarbeit für bautechnische Richtl<strong>in</strong>ien dem Institut<br />

für Bautechnik übertragen, das 1988 <strong>die</strong> erste vorläufige Richtl<strong>in</strong>ie für Anlagen bis 100 kW<br />

[8] herausgab. Die spätere Richtl<strong>in</strong>ie für W<strong>in</strong>dkraftanlagen [9] wurde 1995 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweiten<br />

überarbeiteten Auflage herausgegeben [10]. 2004 erschien <strong>die</strong> nächste Überarbeitung als<br />

Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen [11] des DIBt, <strong>die</strong> ebenso wie ihre Vorgänger <strong>die</strong> Lasten<br />

und <strong>die</strong> Lastermittlung sowie <strong>die</strong> Anforderungen für Turm und Gründung, <strong>die</strong> im<br />

baurechtlichen Verfahren <strong>in</strong> Deutschland geprüft werden, beschreibt. E<strong>in</strong>e Behandlung von<br />

WEA <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dparks wurde zusätzlicher Bestandteil, da <strong>in</strong> Deutschland zunehmend Probleme<br />

auftraten, wenn Anlagen mit ger<strong>in</strong>gem Abstand zu benachbarten Anlagen aufgestellt werden<br />

(M<strong>in</strong>destabstände). In Deutschland werden WEA im Rahmen e<strong>in</strong>es baurechtlichen<br />

Verfahrens geprüft. Es wird dabei zwischen E<strong>in</strong>zel- und Typenprüfungen unterschieden.<br />

Dabei verweist <strong>die</strong> DIBt-Richtl<strong>in</strong>ie auf <strong>die</strong> baurechtlich e<strong>in</strong>geführten Normen des Bauwesens.<br />

Spezielle Normen für WEA gibt es bislang nicht.<br />

In den Niederlanden wurde <strong>die</strong> Normenarbeit für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen von der Nationalen<br />

Elektrotechnischen Kommission unter Beteiligung von Industrie, Eignern,<br />

Energieversorgungsunternehmen (EVU), ECN und anderen Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />

durchgeführt. Der erste Normentwurf über Sicherheitsanforderungen für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen<br />

wurde 1985 veröffentlicht [12]. Die spätere niederländische Norm [13] entspricht <strong>in</strong> weiten<br />

Teilen der IEC 61400-1, Ausgabe 1999 [14]. Lediglich <strong>die</strong> Abschnitte mit Materialdaten,<br />

Teilsicherheitsbeiwerten, zur Arbeitssicherheit und mit Anforderungen an Messungen wurden<br />

dem früheren Entwurf entnommen und ergänzen <strong>die</strong> Anforderungen der IEC-Norm. So sollte<br />

z.B. das vormalige Gefüge von Sicherheitsfaktoren und -niveaus beibehalten werden. Die<br />

Niederlande waren das erste Land, das se<strong>in</strong>e nationalen Anforderungen an <strong>die</strong> IEC 61400-1,<br />

Ausgabe 1999, angeglichen hat. Im April 1999 wurde mit der Herausgabe der NVN 11400-0<br />

[13] <strong>die</strong> niederländische Normung an <strong>die</strong> der IEC angepasst. Mittlerweile gilt für <strong>die</strong><br />

4


Niederlande ke<strong>in</strong>e nationale Richtl<strong>in</strong>ie oder Norm mehr; es wird auf <strong>die</strong> <strong>in</strong>ternationale IEC<br />

WT 01 [4] verwiesen, <strong>die</strong> sich der IEC 61400-Serie be<strong>die</strong>nt.<br />

In Schweden wurde <strong>die</strong> Normung für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen der FFA<br />

(Luftfahrtforschungs<strong>in</strong>stitut Schwedens) übertragen. E<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Auslegung<br />

struktureller Komponenten wurde erarbeitet [15].<br />

In den USA hatte <strong>die</strong> Normung den gleichen Stellenwert wie <strong>die</strong> Aufstellung von Anlagen, d.<br />

h. es wurde mit großem E<strong>in</strong>satz an e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Normentiteln <strong>in</strong> 9 verschiedenen<br />

Komitees gearbeitet. Die Arbeit wurde unter der Aufsicht der American W<strong>in</strong>d Energy<br />

Association (AWEA) durchgeführt. Die AWEA hat <strong>die</strong> jeweiligen Obleute der Komitees<br />

benannt, <strong>in</strong> denen Hersteller, Forscher, Eigner, F<strong>in</strong>anziers und andere Institutionen vertreten<br />

s<strong>in</strong>d. Die Normenarbeit wurde im AWEA Standards Program zusammengefasst [16]. Aktuell<br />

wird an e<strong>in</strong>er Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> amerikanische Offshore-<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> gearbeitet.<br />

In In<strong>die</strong>n wurde deutlich später – im Jahre 2000 – e<strong>in</strong> vorläufiges Typenzertifizierungssystem<br />

e<strong>in</strong>geführt [17]. Das System orientiert sich an den damalig aktuellen Vorgaben der IEC und<br />

des dänischen Systems. Anlagen, <strong>die</strong> nicht entsprechende Anforderungen erfüllen, erhalten<br />

<strong>in</strong> In<strong>die</strong>n ke<strong>in</strong>erlei Steuer- oder Zollvorteile. Zukünftig will auch In<strong>die</strong>n auf <strong>die</strong> aktuellen IEC-<br />

Richtl<strong>in</strong>ien zurück greifen und somit <strong>die</strong> Anwendung der IEC 61400-1, Ausgabe 2005 [18]<br />

obligatorisch machen.<br />

Seit den frühen Anfängen ist <strong>die</strong> Mitarbeit <strong>in</strong> den Normungsgremien e<strong>in</strong> ständiger Prozess,<br />

<strong>die</strong> Regelwerke auf dem Stand der Technik zu halten und <strong>die</strong>sen Stand immer wieder neu zu<br />

def<strong>in</strong>ieren. Neben den beschriebenen nationalen Anstrengungen, <strong>die</strong>sem Anspruch gerecht<br />

zu werden, gibt es bei der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) seit 1988<br />

e<strong>in</strong> Technisches Komitee, das TC 88, das sich mit der Normung für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen<br />

(WEA) befasst. Für <strong>die</strong> Behandlung der <strong>in</strong>ternationalen Belange wurden <strong>in</strong> den<br />

mitarbeitenden Ländern nationale Spiegelgremien e<strong>in</strong>gerichtet. In der Bundesrepublik<br />

Deutschland ist <strong>die</strong>s das K 383, das 1993 bei der Deutschen Elektrotechnischen<br />

Kommission (DKE) gegründet wurde.<br />

Die erste <strong>in</strong>ternationale Norm des TC 88 wurde im Dezember 1994 als IEC 1400-1<br />

veröffentlicht und trägt den Titel "Sicherheitsanforderungen" [19]. Die IEC 1400-1 wurde <strong>in</strong><br />

drei Themengruppen (Sicherheitsphilosophie, strukturelle Integrität sowie Aufbau, Betrieb<br />

5


und Wartung) von verschiedenen Arbeitsgruppen (Work<strong>in</strong>g <strong>Group</strong>s, WG 1-3) erarbeitet. Sie<br />

umfasst neben der generellen Sicherheitsphilosophie <strong>die</strong> Def<strong>in</strong>ition der Umwelt- und<br />

Betriebsbed<strong>in</strong>gungen, aus denen <strong>die</strong> Lastfälle abgeleitet werden. Entsprechend der<br />

Abstimmung der Nummerierung von Normen der ISO und der IEC trägt <strong>die</strong> Normenreihe seit<br />

1996 <strong>die</strong> Nummer 61400. Die Überarbeitung der IEC 1400-1, <strong>die</strong> sich vornehmlich auf <strong>die</strong><br />

notwendige Anpassung der anfangs zu stark vere<strong>in</strong>fachten Lastannahmen stützte, wurde<br />

1999 somit als IEC 61400-1 [14] veröffentlicht. Das nochmalige Zuspitzen der Berechnung<br />

von WEA-Lastannahmen mündete 2005 <strong>in</strong> der revisionierten IEC 61400-1 [18], <strong>die</strong> noch<br />

heute Grundlage vieler Diskussionen um das Für und Wider aufwändiger Lastberechnungen<br />

ist.<br />

Das Zertifizierungssystem selbst stützt sich auf <strong>die</strong> IEC WT 01 [4], <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten<br />

Fassung 2001 erschien und derzeit überarbeitet wird [20]. Die Neuausgabe ist für 2008<br />

geplant und wird analog zur IEC 61400-1, Ed. 3 [18] Auslöser e<strong>in</strong>er Reihe von<br />

Überarbeitungen der hier aufgeführten nationalen Regelwerke se<strong>in</strong>.<br />

Weitere Normen für kle<strong>in</strong>e WEA, für <strong>die</strong> Messung des Leistungsverhaltens und des Schalls<br />

sowie für Rotorblatttests, Zertifizierung von WEA, Netzverträglichkeit, Blitzschutz und<br />

Beanspruchungsmessungen wurden <strong>in</strong> der Folge veröffentlicht. Neben den Normen können<br />

auch Technische Berichte (TR) und Technische Spezifikationen (TS) erarbeitet und<br />

herausgegeben werden. Viele <strong>die</strong>ser Dokumente bildeten und bilden <strong>die</strong> Basis nationaler<br />

Anforderungen, <strong>die</strong> sich mit den <strong>in</strong>ternationalen Anforderungen decken oder <strong>die</strong>se Ergänzen.<br />

Obwohl <strong>die</strong> Europäische Kommission bereits frühzeitig Anstrengungen zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Normung unternommen hat [21] und e<strong>in</strong> umfangreiches Forschungsprogramm [22], [23] zur<br />

Erarbeitung von Grundlagen für <strong>die</strong> Normung unterstützt, wurde erst 1995 e<strong>in</strong> Mandat an <strong>die</strong><br />

Europäische Elektrotechnische Kommission (CENELEC) erteilt, <strong>die</strong> notwendige<br />

Normenarbeit zu <strong>in</strong>itialisieren. Dabei s<strong>in</strong>d als Grundlage für <strong>die</strong>se zu erarbeitenden<br />

europäischen Normen <strong>die</strong> Normen der Serie IEC 61400 und <strong>die</strong> relevanten Richtl<strong>in</strong>ien der<br />

Europäischen Union zu verwenden. Die Normen der IEC unterliegen aufgrund e<strong>in</strong>es<br />

Abkommens zwischen IEC und CENELEC dem Parallelen Abstimmungsverfahren, d. h.<br />

Normen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> IEC zur Abstimmung herausgibt, werden gleichzeitig durch <strong>die</strong> CENELEC<br />

zur Abstimmung gebracht. Die Normen der Reihe IEC 61400 werden von der CENELEC als<br />

6


EN 61400 herausgebracht und von der Deutschen Elektrotechnischen Kommission (DKE)<br />

nach Übersetzung <strong>in</strong>s Deutsche als DIN EN 61400 und VDE 0127 veröffentlicht.<br />

Inzwischen s<strong>in</strong>d auch zahlreiche Harmonisierte Normen der europäischen Union verfügbar.<br />

So hat <strong>die</strong> Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) e<strong>in</strong>e Reihe von Normen für <strong>die</strong><br />

Entwicklung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen herausgegeben (s.o.), <strong>die</strong> teilweise auch als EN-<br />

Normen vorliegen und deren E<strong>in</strong>haltung im Rahmen der Zertifizierung überprüft wird. Mit<br />

Ausnahme der Normen EN 61400-1 [24] und EN 61400-2 [25] s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se allerd<strong>in</strong>gs (noch)<br />

nicht harmonisiert.<br />

Der Germanische Lloyd ist wie oben beschrieben bereits seit den frühen achtziger Jahren <strong>in</strong><br />

der Richtl<strong>in</strong>ien- und Normenarbeit aktiv. Die o. g. Richtl<strong>in</strong>ie wurde 1993 und 1999 den<br />

aktuellen Erkenntnissen, Erfahrungen und Bedürfnissen angepasst und <strong>die</strong> derzeit gültige<br />

Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Zertifizierung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen [26] wurde 2003 neu herausgegeben<br />

und 2004 nochmals ergänzt. Sie enthält <strong>die</strong> Zertifizierungsverfahren (Komponenten-, Typen-<br />

und Projektzertifizierung), Auslegungskriterien für das Sicherheitssystem und <strong>die</strong> Materialien,<br />

<strong>die</strong> Ermittlung der Lasten sowie <strong>die</strong> Auslegung der verschiedenen Komponenten der Anlage.<br />

Außerdem gibt es z. B. Anforderungen für Handbücher, Prototyptests und e<strong>in</strong> Kapitel über<br />

wiederkehrende Prüfungen.<br />

Neben der Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Zertifizierung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen (WEA) hat der<br />

Germanische Lloyd auch e<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie für Offshore-WEA erstellt, <strong>die</strong> 1999 [27] und 2005<br />

[28] <strong>in</strong> überarbeiteter Form neu herausgegeben wurde.<br />

Beide Richtl<strong>in</strong>ien enthalten neben den nationalen Anforderungen (Deutschland, Dänemark,<br />

Frankreich, <strong>die</strong> Niederlande, In<strong>die</strong>n) auch <strong>die</strong> Lastfälle der <strong>in</strong>ternationalen IEC-Richtl<strong>in</strong>ie [14].<br />

Die Internationalisierung des Warenverkehrs auf dem Gebiet der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> verlangt<br />

zunehmend nach e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Auslegung und Prüfung. Basis solcher Prüfungen sollen<br />

<strong>in</strong>ternationale Normen wie <strong>die</strong> der IEC und <strong>in</strong>ternational anerkannte Richtl<strong>in</strong>ien wie <strong>die</strong> des<br />

Germanischen Lloyd se<strong>in</strong>.<br />

Weltweit gibt es h<strong>in</strong>gegen diverse Zertifizierungssysteme, <strong>die</strong> nicht oder nur bed<strong>in</strong>gt<br />

kompatibel s<strong>in</strong>d. Zudem werden weitere Standards <strong>in</strong> Ländern wie Ch<strong>in</strong>a oder Japan<br />

entwickelt. Dies hat zur Folge, dass Zertifizierungen von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen, <strong>die</strong> weltweit<br />

oder zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> verschiedenen Märkten verkauft werden sollen, unnötig aufwändig und<br />

7


teuer s<strong>in</strong>d. Gleichzeitig bieten sie <strong>die</strong> Chance, <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen auf <strong>die</strong> Belange des<br />

jeweiligen Marktes gezielt anzupassen und aus der Not e<strong>in</strong>e Tugend zu machen. Dennoch<br />

sollten geschäftspolitische und persönliche Interessen ebenso wie subjektive Erfahrungen<br />

h<strong>in</strong>ter der Harmonisierung von Normen und Richtl<strong>in</strong>ien zurückstehen.<br />

3. Welche s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> häufigsten Schäden – e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Statistik<br />

Der <strong>GL</strong> führt an WEA <strong>die</strong> unterschiedlichsten Arten von Inspektionen durch, wie z. B.<br />

<strong>Wie</strong>derkehrende Prüfungen, Inspektionen zum Ende der Gewährleistung, Prüfung zur<br />

zustandsorientierten Instandhaltung.<br />

Alle <strong>die</strong>se Ergebnisse werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank archiviert, <strong>die</strong> auf ca. 2.500<br />

Inspektionsergebnisse zurückgreift.<br />

Aus <strong>die</strong>ser Inspektionsdatenbank geht hervor, dass <strong>die</strong> festgestellten Mängel zu ca. 26% auf<br />

das Hauptgetriebe, zu ca. 17% auf den Generator und zu ca. 13% auf den Wellenstrang<br />

(Hauptlager, Kupplung, etc.) entfallen. Das heißt, dass <strong>in</strong> der Summe knapp 60% der<br />

festgestellten Mängel an den Hauptkomponenten des Triebstranges vorliegen.<br />

Häufigkeit %<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

26<br />

Hauptgetriebe<br />

17<br />

Generator<br />

13<br />

Wellenstrang<br />

(Hauptlager,<br />

Kupplung,<br />

etc.)<br />

WEA Komponente<br />

19<br />

Elektrotechnik<br />

Bild 3: Festgestellte Mängel an <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen<br />

Quelle: Inspektionsdatenbank <strong>GL</strong><br />

25<br />

sonstiges<br />

8


Dieses deckt sich auch weitestgehend mit den Schadensstatistiken der Versicherungen oder<br />

den Aufzeichnungen des ISET [29].<br />

Die festgestellten Mängel bei den Getrieben beziehen sich im Wesentlichen auf <strong>die</strong> Lager<br />

und Verzahnungen sowie teilweise auf <strong>die</strong> Tragstruktur, d.h. Gehäuse mit<br />

Drehmomentstütze.<br />

Ebenfalls stehen bei den Generatoren <strong>die</strong> Lager als Hauptverursacher der Auffälligkeiten im<br />

Vordergrund.<br />

Mittels der durch <strong>die</strong> <strong>GL</strong>-Sachverständigen durchgeführten Inspektionen und auch<br />

verweisend auf Abschnitt 5. Schw<strong>in</strong>gungsüberwachung ist es möglich, <strong>die</strong><br />

Unregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen, um <strong>die</strong> auftretenden Kosten unter Kontrolle zu<br />

behalten. So kann e<strong>in</strong> nicht frühzeitig erkannter Fehler, der e<strong>in</strong>en Getriebetausch nach sich<br />

zieht, bei e<strong>in</strong>er 1.5 MW WEA ohne weiteres mit € 200.000,- (Getriebe mit E<strong>in</strong>bau) zu Buche<br />

schlagen. Hierbei s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahmeverluste durch den Stillstand, der sich beim Ausfall e<strong>in</strong>er<br />

Großkomponente über Wochen oder sogar Monate h<strong>in</strong>strecken kann, noch nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Um e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen Betrieb der WEA zu gewährleisten und <strong>die</strong> Stillstandszeiten der<br />

Anlagen aufgrund von erkennbaren Fehlern auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum zu reduzieren, ist es<br />

erforderlich e<strong>in</strong>e regelmäßige Zustandsprüfung der WEA vorzunehmen.<br />

Hierfür ist es erforderlich den jeweiligen Prüfungs<strong>in</strong>halt den entsprechenden Anforderungen<br />

<strong>in</strong>dividuell anzupassen.<br />

4. Fallbeispiel Getriebe<br />

Zur Gewährleistung der Betriebssicherheit von Getrieben für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen (WEA)<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren nationale und <strong>in</strong>ternationale Normen und Richtl<strong>in</strong>ien entstanden.<br />

Diese Normen und Richtl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d aber nicht als Ersatz für anerkannte Normen wie ISO<br />

6336 (Tragfähigkeitsberechnung von Stirnrädern) oder ISO 281 (Lebensdauerberechnung<br />

von Lagern) gedacht. Vielmehr enthalten sie feste Regeln (z.B. zur Bestimmung der Breiten-<br />

lastverteilung bei Stirnrädern) und Vorgaben (z.B. M<strong>in</strong>dest-Sicherheiten) zur Anwendung <strong>die</strong>-<br />

ser Normen, um <strong>die</strong>se an <strong>die</strong> Verhältnisse von Getrieben für WEA anzupassen. Für Bauteile,<br />

für <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e genormten Regeln existieren (z.B. Strukturkomponenten), wird h<strong>in</strong>gegen <strong>die</strong><br />

Vorgehensweise beim Tragfähigkeitsnachweis (z.B. mittels der FEM) e<strong>in</strong>schließlich der<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen (Lasten, Kerbwirkung, Werkstoffkennwerte,<br />

Vergleichsspannungshypothesen, partielle Sicherheitsfaktoren etc.) genau vorgegeben.<br />

9


In nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Gremien s<strong>in</strong>d im Bereich der W<strong>in</strong>dkraft Normen und<br />

Richtl<strong>in</strong>ien entwickelt und publiziert worden (Vgl. 2.). WEA, <strong>die</strong> den Anforderungen <strong>die</strong>ser<br />

Normen und Richtl<strong>in</strong>ien genügen, können dabei als betriebssicher angesehen werden.<br />

Insbesondere im Bereich der Getriebe für WEA wurden und werden <strong>die</strong> Normen<br />

kont<strong>in</strong>uierlich weiterentwickelt. Zum Nachweis der Tragfähigkeit der e<strong>in</strong>zelnen Bauteile e<strong>in</strong>es<br />

Getriebes existieren bewährte nationale und <strong>in</strong>ternationale Normen. In den 1980er Jahren<br />

traten jedoch vermehrt systematische Schäden an Getrieben <strong>in</strong> den ersten größeren<br />

W<strong>in</strong>dparks <strong>in</strong> den USA auf, obwohl e<strong>in</strong>e ausreichende Dimensionierung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bauteile gemäß den e<strong>in</strong>schlägigen Normen vorlag. Aus <strong>die</strong>sem Grund wurden genormte<br />

Vorschriften zum Nachweis der Lebensdauer speziell für Getriebe, <strong>die</strong> <strong>in</strong> WEA e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, gefordert.<br />

Als erste „Vorschrift” erschien 1997 <strong>in</strong> den USA das Informationsblatt AGMA/AWEA 921-A97<br />

[30]. Da Informationsblätter ke<strong>in</strong>e rechtliche Relevanz haben, wurde 1999 beschlossen, das<br />

Informationsblatt zu überarbeiten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e amerikanische Norm zu überführen. So wurde<br />

als erste Norm 2004 <strong>die</strong> amerikanische Norm ANSI/AGMA/AWEA 6006-A03 [31] publiziert.<br />

Die mit der AGMA 6006 praktisch identische ISO/IEC 81400-4 [32] wurde 2006 publiziert und<br />

soll auch auf nationaler Ebene als DIN EN ISO/IEC 81400-4 [33] e<strong>in</strong>geführt werden. Zurzeit<br />

wird auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Arbeitsgruppe von IEC und ISO <strong>die</strong><br />

ISO/IEC 81400-4 überarbeitet. Sie soll <strong>in</strong> Zukunft im Rahmen der IEC 61400-Normenreihe<br />

als IEC 61400-4 „Design requirements for gearboxes” [34] veröffentlicht werden.<br />

Die Tragfähigkeit von Stirnrädern wird allgeme<strong>in</strong> anhand der ISO 6336 [35] nachgewiesen.<br />

Die <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Anfangszeit der WEA vermehrt aufgetretenen Verzahnungsschäden<br />

haben jedoch gezeigt, dass bei der Anwendung der ISO 6336 bzw. der Vorgängerversionen<br />

bei vielen Faktoren für Getriebe <strong>in</strong> WEA zu viel Interpretationsspielraum vorhanden ist. Aus<br />

<strong>die</strong>sem Grund wurden <strong>in</strong> <strong>die</strong> W<strong>in</strong>dkraftnormen gezielt Vorschriften zur Anwendung der ISO<br />

6336 aufgenommen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Interpretationsspielraum e<strong>in</strong>engen. Die Ausfallrate von Ver-<br />

zahnungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Randbed<strong>in</strong>gungen z.B. der AGMA 6006 erfüllen, ist deutlich niedriger als<br />

<strong>die</strong> von Getrieben, <strong>die</strong> gemäß ISO 6336 unter Ausnutzung des Interpretationsspielraums<br />

ausgelegt wurden. Das Zusammenwirken zwischen den W<strong>in</strong>dkraftnormen und der Tragfähig-<br />

keitsnorm ISO 6336 ist <strong>in</strong> Bild 2 dargestellt. Aus <strong>die</strong>sem Bild ist ersichtlich, dass <strong>in</strong> den<br />

W<strong>in</strong>dkraftnormen zum e<strong>in</strong>en gezielte Vorgaben zur Bestimmung e<strong>in</strong>zelner Faktoren der ISO<br />

10


6336 enthalten s<strong>in</strong>d, zum anderen aber auch zusätzliche Nachweise gefordert werden (z.B.<br />

<strong>die</strong> erweiterte Kontaktanalyse), <strong>die</strong> nicht Bestandteil der ISO 6336 s<strong>in</strong>d.<br />

Bild 4:Zusammenwirken der W<strong>in</strong>dkraftnormen<br />

(hier IEC 61400-4 [34]) mit der ISO 6336 [35], [37])<br />

Die Tragfähigkeit von Lagern wird allgeme<strong>in</strong> mittels der <strong>in</strong> ISO 281 [36] beschriebenen<br />

Ansätze „Basic dynamic load rat<strong>in</strong>g” bzw. „Modified rat<strong>in</strong>g life” nachgewiesen. Die <strong>in</strong>sbe-<br />

sondere <strong>in</strong> den letzten Jahren vermehrt aufgetretenen Lagerschäden haben auch hier ge-<br />

zeigt, dass <strong>die</strong>se Verfahren alle<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>esfalls als Lebensdauernachweis geeignet s<strong>in</strong>d,<br />

sondern s<strong>in</strong>nvoll nur noch für <strong>die</strong> Vorauslegung verwendet werden können. In den neueren<br />

W<strong>in</strong>dkraftnormen ist deshalb <strong>die</strong> „erweiterte Kontaktanalyse” nach ISO 281 Annex B bzw.<br />

gemäß den Verfahren der Lagerhersteller als Lebensdauernachweis unter Berücksichtigung<br />

der maximalen Pressung vorgesehen. Des Weiteren enthalten <strong>die</strong> W<strong>in</strong>dkraftnormen Tabellen<br />

zur Lagerauswahl, da viele der oben angeführten Lagerschäden auf e<strong>in</strong>e falsche Lagerwahl<br />

zurückzuführen waren.<br />

Das Zusammenwirken zwischen den W<strong>in</strong>dkraftnormen und der Tragfähigkeitsnorm ISO 281<br />

ist <strong>in</strong> Bild 4 dargestellt. Aus Bild 4 ist ersichtlich, dass <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>dkraftnormen zum e<strong>in</strong>en<br />

gezielte Vorgaben zur Anwendung der ISO 281 enthalten s<strong>in</strong>d, zum anderen aber auch<br />

11


zusätzliche Nachweise gefordert werden wie z.B. <strong>die</strong> erweiterte Kontaktanalyse, <strong>die</strong> nicht<br />

normativer Bestandteil der ISO 281 ist.<br />

Bild 5: Zusammenspiel der W<strong>in</strong>dkraftnormen<br />

(hier IEC 61400-4 [34]) mit der ISO 281 [36], [37]<br />

Zukünftig wird das Getriebe nicht mehr isoliert, sondern als Teil des gesamten Antriebs-<br />

strangs betrachtet werden, dessen Betriebssicherheit nicht mehr nur alle<strong>in</strong> mit den Trag-<br />

fähigkeitsnachweisen der e<strong>in</strong>zelnen Bauteile beschrieben werden kann. Die Betriebs-<br />

sicherheit wird deshalb verstärkt anhand der Ergebnisse der dynamischen Simulationen des<br />

gesamten Antriebsstrangs beurteilt werden. Die Vorgehensweise bei derartigen Simulationen<br />

ist somit e<strong>in</strong> wichtiger Punkt bei der Weiterentwicklung der Normen und Richtl<strong>in</strong>ien im<br />

Bereich der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen.<br />

Neben der Weiterentwicklung von Nachweisverfahren und Simulationsmethoden kommt<br />

auch dem Informationsaustausch zwischen WEA-Hersteller, Zertifizierer und Getriebe- sowie<br />

Lagerhersteller, z.B. durch genaue Spezifikation von Lasten, E<strong>in</strong>bausituation und sonstigen<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen, e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu. Alle beteiligten Parteien müssen im S<strong>in</strong>ne<br />

12


e<strong>in</strong>es betriebssicheren und den Ansprüchen genügenden Endproduktes an e<strong>in</strong>em Strang<br />

ziehen. Ebenso <strong>die</strong>nen umfangreiche Prototypentests auf dem Prüfstand sowie <strong>in</strong> der WEA<br />

vor e<strong>in</strong>er Serienproduktion sowie Abnahmetest für Seriengetriebe vor der Auslieferung<br />

<strong>die</strong>sem Ziel. Im späteren Betrieb bieten sich e<strong>in</strong> Condition Monitor<strong>in</strong>g für den gesamten<br />

Triebstrang, Triebstrangschw<strong>in</strong>gungsanalysen und e<strong>in</strong>e geeignete Ölfilterung sowie<br />

regelmäßige Ölkontrolle an.<br />

5. Fallbeispiel Schw<strong>in</strong>gungsüberwachung<br />

Der Germanische Lloyd hat <strong>die</strong> „Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Zertifizierung von Condition Monitor<strong>in</strong>g<br />

Systemen für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen“ (CMS-Richtl<strong>in</strong>ie) aktuell überarbeitet. Der Bedarf für <strong>die</strong><br />

Erstellung der ersten CMS-Richtl<strong>in</strong>ie wurde im Frühjahr 2003 erkannt, nachdem <strong>die</strong><br />

Forderung von Seiten der Betreiber und Versicherer von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen nach e<strong>in</strong>er<br />

zustandsorientierten Überwachung größer wurde und <strong>die</strong> Anzahl der Anbieter von Condition<br />

Monitor<strong>in</strong>g Systemen für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen (WEA) weiter zunahm, es aber <strong>in</strong>nerhalb der<br />

W<strong>in</strong>dbranche ke<strong>in</strong>e konkreten Vorgaben für <strong>die</strong> Zertifizierung <strong>die</strong>ser Systeme gab.<br />

Zu <strong>die</strong>ser Zeit wurde den Betreibern der WEA von ihren Versicherern freigestellt, entweder<br />

<strong>die</strong> sogenannte „Revisionsklausel“ (Danach müssen alle Lager der versicherten WEA nach<br />

40.000 Betriebsstunden bzw. nach fünf Jahren Betrieb komplett ausgetauscht werden) oder<br />

aber es wird e<strong>in</strong> Condition Monitor<strong>in</strong>g System <strong>in</strong>stalliert, das permanent den Zustand der<br />

relevanten Anlagenkomponenten, z. B. <strong>die</strong> des Triebstranges, erfasst. Alternativ zu <strong>die</strong>ser<br />

permanenten Erfassung ist es auch möglich durch Kurzzeit-Schw<strong>in</strong>gungsmessungen den<br />

Zustand z. B. der Getriebelager und -verzahnungen zu erfassen. Allerd<strong>in</strong>gs ist es hierbei<br />

erforderlich, dass mehrere Messungen vorliegen, um Trenddarstellungen, d.h.<br />

Zustandsentwicklung der überwachten Komponente, entsprechend abzubilden. Weiterh<strong>in</strong><br />

erfolgt bei <strong>die</strong>sen Kurzzeit-Schw<strong>in</strong>gungsmessungen ke<strong>in</strong>e permanente Überwachung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der zustandsorientierten Instandhaltung (siehe auch weiter unten).<br />

Condition Monitor<strong>in</strong>g Systeme (CMS) haben sich <strong>in</strong> anderen Industriebereichen (z. B.<br />

Kraftwerkstechnik, Walzwerk) schon erfolgreich bewährt und gehören dort zur<br />

Grundausstattung der zu überwachenden Masch<strong>in</strong>en bzw. Bauteile.<br />

Mittels CMS sollen relevante Zustandsänderungen der überwachten Komponenten, <strong>die</strong><br />

Abweichungen vom normalen Betriebsverhalten darstellen und zu deren frühzeitigen Ausfall<br />

führen können, frühzeitig erkannt werden.<br />

13


Der Nutzen hieraus ist:<br />

• Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung von Schäden an den überwachten<br />

Komponenten und Vermeidung von Folgeschäden<br />

• Möglichkeit der Schadenzuordnung anhand bauteiltypischer Frequenzen<br />

• Planbarkeit der Wartungse<strong>in</strong>sätze<br />

• Möglichkeit der zustandsorientierten Instandhaltung<br />

Dieses bietet <strong>in</strong> der Konsequenz <strong>die</strong> Möglichkeit zur Reduzierung von unplanmäßigen<br />

Stillstandszeiten (<strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> überwachten Bauteile) und somit zur Steigerung der<br />

Verfügbarkeit und Reduzierung der Instandhaltungskosten.<br />

Die <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>branche verbucht, wie e<strong>in</strong>gangs bereits erwähnt, <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> <strong>in</strong>stallierte<br />

Anzahl und Leistung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen e<strong>in</strong> starkes Wachstum.<br />

Zusammen mit Anlagengröße und -leistung hat sich auch <strong>die</strong> Belastung auf <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Anlagenkomponenten erhöht. Bzgl. der Investitions- und Betriebskosten ist e<strong>in</strong><br />

wirtschaftlicher Betrieb der Anlagen zw<strong>in</strong>gend erforderlich, d.h. es gilt <strong>die</strong> Stillstandszeiten<br />

der Anlagen auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum zu reduzieren. Es werden von den Betreibern und<br />

<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagenherstellern Verfügbarkeiten über 97 % angestrebt und entsprechend<br />

vertraglich festgeschrieben und garantiert.<br />

Für Offshore-WEA s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> gleichen Zuverlässigkeiten wie für Onshore-WEA erforderlich,<br />

obwohl <strong>die</strong> schlechte Zugänglichkeit im Offshorebereich erhebliche Ausfallzeiten bei<br />

größeren Reparaturen bewirken kann. E<strong>in</strong> nach der CMS-Richtl<strong>in</strong>ie zertifiziertes CMS ist<br />

Pflicht für Offshore-WEA, <strong>die</strong> vom <strong>GL</strong> zertifiziert werden sollen. Offshore spezifische<br />

Anforderungen s<strong>in</strong>d zusätzlich zu beachten.<br />

Um <strong>die</strong>ser Forderung nach M<strong>in</strong>imierung der Stillstandszeiten nachzukommen, auftretende<br />

Schäden vorherzusagen und lokal zu begrenzen und somit Folgeschäden an anderen<br />

Bauteilen zu verh<strong>in</strong>dern und <strong>die</strong> notwendigen wartungsbed<strong>in</strong>gten Anlagenabschaltungen zu<br />

planen, ist es erforderlich, e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Zustandsüberwachung (Condition Monitor<strong>in</strong>g)<br />

der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlage vorzunehmen.<br />

14


Von der Begrifflichkeit her, begrenzen sich Condition Monitor<strong>in</strong>g Systeme – wie bereits<br />

erwähnt – nicht auf bestimmte Signale, wie z. B. Schw<strong>in</strong>gungssignale, Temperatur oder<br />

Druck, sondern <strong>die</strong>nen ganz allgeme<strong>in</strong> der Zustandsüberwachung (Condition Monitor<strong>in</strong>g) von<br />

Masch<strong>in</strong>en und/oder Bauteilen.<br />

Wenn von CMS für WEA gesprochen wird, so ist meistens damit <strong>die</strong> Schw<strong>in</strong>gungs- und<br />

Körperschallmessung an den Komponenten der WEA, wie z. B. Bauteile des<br />

Antriebsstranges und Turm, komb<strong>in</strong>iert mit der Erfassung von Betriebsparametern wie z. B.<br />

Leistung, Drehzahl, Öl- und Lagertemperaturen geme<strong>in</strong>t.<br />

Auf Grundlage der erfassten Daten erfolgt e<strong>in</strong> Vergleich mit den festgelegten Grenzwerten<br />

des jeweiligen Bauteils. Stellt das CMS e<strong>in</strong>e Überschreitung e<strong>in</strong>es Grenzwertes fest, so wird<br />

automatisch e<strong>in</strong>e Alarmmeldung an <strong>die</strong> zuständige Überwachungsstelle abgegeben. Bei der<br />

Überwachungsstelle erfolgt dann e<strong>in</strong>e Auswertung der Messwerte, um entsprechende<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

Der Grund dafür, dass der Fokus auf der Überwachung des Triebstranges liegt, ist u.a. mit<br />

den Schadensstatistiken für WEA zu begründen. Diese besagen, dass e<strong>in</strong> großer Anteil der<br />

an WEA festgestellten Schäden an Triebstrangkomponenten auftreten. Aus der Datenbank<br />

des <strong>GL</strong>, <strong>die</strong> zurzeit auf <strong>die</strong> Ergebnisse von ca. 2.500 begutachteten WEA zurückgreift, geht<br />

hervor, dass <strong>die</strong> festgestellten Mängel zu knapp 60% an den Hauptkomponenten des<br />

Triebstranges vorliegen (siehe auch Abschnitt 3).<br />

Aus <strong>die</strong>sem Grund werden auch im Rahmen der CMS-Richtl<strong>in</strong>ie <strong>die</strong> Aufgaben und<br />

Anforderungen, <strong>die</strong> als M<strong>in</strong>deststandard anzusehen s<strong>in</strong>d, an e<strong>in</strong> CMS für WEA <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

für <strong>die</strong> Überwachung der Triebstrangkomponenten def<strong>in</strong>iert. Innerhalb der vergangenen<br />

Jahre wurde e<strong>in</strong>e große Anzahl von Condition Monitor<strong>in</strong>g Systemen und<br />

Überwachungsstellen durch den <strong>GL</strong> zertifiziert. Weiterh<strong>in</strong> stehen <strong>die</strong> ersten Re-<br />

Zertifizierungen der Systeme und Auditierungen der Überwachungsstellen an.<br />

Die im Rahmen der durchgeführten Zertifizierungen erlangten Erkenntnisse haben gezeigt,<br />

dass <strong>die</strong> CMS-Richtl<strong>in</strong>ie von 2003 an <strong>die</strong> Weiterentwicklung der Techniken angepasst<br />

werden muss. Das Ergebnis stellt <strong>die</strong> neue CMS-Richtl<strong>in</strong>ie, Ausgabe 2007 dar [38].<br />

Mit der CMS-Richtl<strong>in</strong>ie, Ausgabe 2007, ist es nun z. B. auch möglich, Systeme zur<br />

Überwachung weiterer WEA-Komponenten zu zertifizieren. Hierzu können z. B. Systeme zur<br />

15


Zustandsüberwachung und -erkennung der Rotorblätter, Messung und Beurteilung von<br />

Ölqualitäten gehören. In <strong>die</strong>sen Fällen f<strong>in</strong>det <strong>die</strong>se Richtl<strong>in</strong>ie im übertragenen S<strong>in</strong>ne<br />

Anwendung.<br />

Mit der Herausgabe der Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Zertifizierung von Condition Monitor<strong>in</strong>g Systemen<br />

für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen sollen folgende Ziele erreicht werden:<br />

• Die Anforderungen an Condition Monitor<strong>in</strong>g Systeme für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen sowie<br />

an <strong>die</strong> benötigten Überwachungsstellen werden e<strong>in</strong>heitlich festgelegt.<br />

• Die beteiligten Interessenskreise erfahren durch <strong>die</strong> Richtl<strong>in</strong>ie, was im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Zertifizierung gefordert wird.<br />

• Es wird e<strong>in</strong> Verfahren zur Prüfung und Zertifizierung von Condition Monitor<strong>in</strong>g<br />

Systemen und der entsprechenden Überwachungsstellen e<strong>in</strong>geführt.<br />

• Festlegung der für <strong>die</strong> Zertifizierung e<strong>in</strong>zureichenden Unterlagen.<br />

Bei der Erstellung <strong>die</strong>ser Richtl<strong>in</strong>ie stand der <strong>GL</strong> <strong>in</strong> Kontakt mit W<strong>in</strong>dparkbetreibern, <strong>die</strong><br />

verschiedene Systeme im E<strong>in</strong>satz haben, Herstellern von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen und<br />

Condition Monitor<strong>in</strong>g Systemen und der Versicherungsbranche. Auf <strong>die</strong>se Weise wurde<br />

erreicht, dass e<strong>in</strong>e breite Basis an der Richtl<strong>in</strong>ienerstellung mitwirkte zur Gewährleistung der<br />

größtmöglichen Neutralität und Akzeptanz, so dass <strong>die</strong> Richtl<strong>in</strong>ie entsprechend zur<br />

Anwendung kommt.<br />

Insgesamt stellt <strong>die</strong>se Richtl<strong>in</strong>ie <strong>die</strong> Anforderungen für <strong>die</strong> Zertifizierung von Condition<br />

Monitor<strong>in</strong>g Systemen für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen sowie von Überwachungsstellen dar. Sie<br />

bildet <strong>die</strong> Grundlage für <strong>die</strong> Entwicklung und Installation von CMS <strong>in</strong> <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen<br />

und regelt darüber h<strong>in</strong>aus auch <strong>die</strong> Verwendung der Messwerte, wie z. B. Auswertung,<br />

Interpretation und Speicherung, sowie <strong>die</strong> Handlungsabläufe beim Überschreiten von<br />

festgelegten Grenzwerten.<br />

Zertifizierer, Hersteller und Betreiber von Condition Monitor<strong>in</strong>g Systemen bzw.<br />

<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen und Versicherungen können somit auf e<strong>in</strong> Dokument zugreifen, das für<br />

alle Beteiligten <strong>die</strong> relevanten Kriterien für Condition Monitor<strong>in</strong>g Systeme für<br />

<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen zusammenfasst.<br />

16


Die Richtl<strong>in</strong>ie fasst den Stand der Technik zusammen und gibt der Branche <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen zur Entwicklung, Installation und zum Betrieb <strong>die</strong>ser Systeme an <strong>die</strong><br />

Hand.<br />

6. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Zuverlässigkeit moderner <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen ist e<strong>in</strong> kontrovers diskutiertes Thema,<br />

was der aktuellen Tagespresse entnommen werden kann. Laut BWE [39] liegt <strong>die</strong><br />

Verfügbarkeit der <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen derzeit bei 98,5% und damit höher als <strong>in</strong> allen<br />

vorangegangenen Jahren. Somit zeichnet sich ab, dass sich <strong>die</strong> Zuverlässigkeit der Anlagen<br />

generell verbessert hat. Gleichwohl gab und gibt es Schäden an <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen,<br />

beispielsweise an Rotorblättern, Getrieben, elektrotechnischen Bauteilen.<br />

Die Entwicklung von Richtl<strong>in</strong>ien und Normen für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen wurde parallel zur<br />

Anlagenentwicklung angeschoben. In den Achtziger Jahren wurden sowohl <strong>in</strong> Nordeuropa<br />

als auch <strong>in</strong> Nordamerika Richtl<strong>in</strong>ien entwickelt. Aufgrund des schnellen Entwicklungstempos<br />

und Anlagenwachstums wurden auch <strong>die</strong> Richtl<strong>in</strong>ien entsprechend dynamisch<br />

weiterentwickelt.<br />

Am Fallbeispiel Getriebe konnte gezeigt werden, dass neben Standards zur<br />

Dimensionierung der gesamten <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlage auch <strong>die</strong> Normen zur Dimensionierung<br />

e<strong>in</strong>zelner Bauteile angepasst werden müssen. So wurden nach Schadensserien an WEA-<br />

Getrieben Standards zur Bemessung selbiger entwickelt. Die Anwendung <strong>die</strong>ser Standards<br />

zeigt bereits positive Effekte auf <strong>die</strong> Zuverlässigkeit.<br />

Das Fallbeispiel Schw<strong>in</strong>gungsüberwachung (CMS) zeigt, dass Schäden bewirken können,<br />

dass Systeme, <strong>die</strong> <strong>in</strong> anderen Industriebereichen bereits erfolgreich genutzt werden, für <strong>die</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> adaptiert werden. Die entscheidenden Impulse g<strong>in</strong>gen hier von der<br />

Versicherungswirtschaft aus. Entsprechende Richtl<strong>in</strong>ien zur Etablierung von<br />

M<strong>in</strong>deststandards für CMS wurden entwickelt und e<strong>in</strong>e aktualisierte Fassung gerade vom<br />

Germanischen Lloyd herausgegeben. Heute gehört der E<strong>in</strong>bau von CMS <strong>in</strong> großen WEA<br />

zum Standard. Stillstandszeiten können durch bessere Vorhersage von Schäden m<strong>in</strong>imiert<br />

bzw. lokal begrenzt werden, um Folgeschäden auszuschließen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahren weitere Erfahrungen <strong>in</strong> der Interpretation der Messdaten zu sammeln, um<br />

<strong>die</strong> Aussagegenauigkeit und Treffsicherheit weiter zu erhöhen.<br />

17


Insgesamt zeichnet sich e<strong>in</strong>e Tendenz zur Etablierung und Anwendung <strong>in</strong>ternationaler<br />

Standards ab, <strong>die</strong> nationale Normen ablösen (Beispiel Niederlande, Dänemark) oder<br />

zum<strong>in</strong>dest für <strong>die</strong> nationale Normung unterstützend herangezogen werden (Beispiel<br />

Deutschland).<br />

E<strong>in</strong>e konsequente Weiterentwicklung der Standards, Normen und Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>die</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> ist auch <strong>in</strong> Zukunft erforderlich. Gerade im Zusammenspiel zwischen der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Komponente und dem Gesamtbauwerk liegt noch Optimierungspotential.<br />

Abschließend sei angemerkt, dass <strong>die</strong> Entwicklung und Fortschreibung von Normen als<br />

Gremienarbeit immer auch <strong>die</strong> Chance bietet, Komponentenhersteller, Anlagenhersteller,<br />

Behörden, Zertifizierer, Versicherer, Forscher, Dienstleister, Bedenkenträger und Andere an<br />

e<strong>in</strong>en Tisch zu br<strong>in</strong>gen mit dem Ziel e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>vernehmliche Lösung zu erarbeiten. Dieser<br />

Aspekt ist nicht unwesentlich, bietet er doch <strong>die</strong> Möglichkeit für Austausch und<br />

Zusammenarbeit von unterschiedlichen Diszipl<strong>in</strong>en und Wettbewerbern außerhalb ihres<br />

Tagesgeschäfts.<br />

Literaturverzeichnis<br />

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[8] Institut für Bautechnik: "Vorläufige Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>die</strong> Auslegung und Aufstellung von<br />

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[10] Deutsches Institut für Bautechnik: Richtl<strong>in</strong>ie für W<strong>in</strong>dkraftanlagen, E<strong>in</strong>wirkung und<br />

Standsicherheitsnachweise für Turm und Gründung“, 2. überarbeitete Auflage, 1995<br />

[11] Deutsches Institut für Bautechnik, Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen, 2004, Berl<strong>in</strong><br />

[12] Netherlands Electrotechnical Commitee (NEC96): "Veiligheidseisen voor<br />

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[13] Vornorm NVN 11400-0, ”W<strong>in</strong>d turb<strong>in</strong>es – Part 0: Criteria for type-certification –<br />

technical criteria”, 1999<br />

[14] IEC 61400-1: W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>e Generator Systems – Part 1: Safety Requirements, Second<br />

Edition, 1999-02<br />

[15] Eggwertz, S.: "V<strong>in</strong>dkraftverks Konstruktionssäkerhet", FFA<br />

[16] Amercian W<strong>in</strong>d Energy Association (AWEA): "Design Criteria Recommended Practices<br />

W<strong>in</strong>d Energy Conversion Systems", AWEA Standards Program, Cooperative<br />

Agreement No. DE-FC04-80 AL 12926<br />

[17] TAPS – 2000: Provisional Type Certification Scheme for W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>e Generator<br />

Systems <strong>in</strong> India, 2000, NMES In<strong>die</strong>n<br />

[18] IEC 61400-1: W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>es – Part 1: Design Requirements, Third Edition, 2005-08<br />

[19] IEC 1400-1, "Sicherheitsanforderungen", Dezember 1994<br />

[20] Mike Wöbbek<strong>in</strong>g: IEC WT 01 vs. IEC 61400-22. Development of a new standard and<br />

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[21] Lemm<strong>in</strong>g, J.: "Harmonization of the Technical Requirement for W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>es with<strong>in</strong><br />

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[22] EUREC Agency: "European W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>e Standards", JOU 2-CT 93-0387<br />

Abschlussbericht 1996<br />

[23] EUREC Agency: "European W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>e Standards II", JOR 3-CT 95-0064, 1998<br />

[24] DIN EN 61400-1, <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen Teil 1: Auslegungsanforderungen, 2006-07…<br />

[25] DIN EN 61400-2, <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen-Teil 2: Sicherheit kle<strong>in</strong>er <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen,<br />

2007-02<br />

[26] Germanischer Lloyd: Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Zertifizierung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen, Ausgabe<br />

2003 mit Ergänzungen 2004<br />

[27] Germanischer Lloyd: Regulations for the Certification of Offshore W<strong>in</strong>d Energy<br />

Conversion Systems, 1999<br />

19


[28] Germanischer Lloyd: Guidel<strong>in</strong>e for the Certification of Offshore W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>es,<br />

Edition 2005<br />

[29] ISET: <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> Report Deutschland 2006<br />

[30] AGMA/AWEA 921-A97: Recommended Practices for Design and Specification of<br />

Gearboxes for W<strong>in</strong>d Turb<strong>in</strong>e Generator Systems (1997)<br />

[31] ANSI/AGMA/AWEA 6006-A03: Standard for Design and Specification of Gearboxes for<br />

W<strong>in</strong>d turb<strong>in</strong>es (2004)<br />

[32] ISO/IEC 81400-4: W<strong>in</strong>d turb<strong>in</strong>es – Design and specification for gearboxes (2005)<br />

[33] DIN EN ISO/IEC 81400-4: <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen – Teil 4: Getriebe für Turb<strong>in</strong>en von 40<br />

kW bis 2 MW und größer (<strong>in</strong> Vorbereitung)<br />

[34] IEC 61400-4: W<strong>in</strong>d turb<strong>in</strong>es – Design and specification for gearboxes (<strong>in</strong> preparation)<br />

[35] ISO 6336: Calculation of load capacity of spur and helical gears (2006)<br />

[36] ISO 281: Roll<strong>in</strong>g bear<strong>in</strong>gs – Dynamic load rat<strong>in</strong>gs and rat<strong>in</strong>g life (2007)<br />

[37] Ra<strong>in</strong>er Grzybowski, Karl Ste<strong>in</strong>gröver: Das Getriebe für WEAs im Fokus der nationalen<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Normung, Germanischer Lloyd, 2007<br />

[38] Germanischer Lloyd: Richtl<strong>in</strong>ie für <strong>die</strong> Zertifizierung von Condition Monitor<strong>in</strong>g Systemen<br />

für <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen, Ausgabe 2007<br />

[39] BWE Pressemitteilung „Zuverlässige W<strong>in</strong>dräder“ vom 21.08.2007 „Fr-onl<strong>in</strong>e“<br />

[40] Holger Berndt: CE-Konformitätsbewertung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen als Möglichkeit zur<br />

Erweiterung des Produktportfolios der Germanischer Lloyd Industrial Services GmbH,<br />

Geschäftsbereich <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong> (<strong>GL</strong> W<strong>in</strong>d) - e<strong>in</strong>e Machbarkeitsprüfung, Diplomarbeit<br />

[41] Christian Nath: Stand der technischen Regelwerke, Germanischer Lloyd, 1999<br />

[42] Christian Nath: Normen und Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>die</strong> Zertifizierung von <strong>W<strong>in</strong>denergie</strong>anlagen,<br />

Germanischer Lloyd, 2003<br />

20

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