Institutsbericht 2008-2009 - Institut für Siedlungswasserbau ...
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Projekte<br />
Kostengünstige und flexible Behandlung von<br />
problematischen Abwässern am Beispiel von Deponiesickerwasser<br />
Die Behandlung von Deponiesickerwasser mit Aktivkohle<br />
ist derzeit Stand der Technik. Das Ziel dieser<br />
Sickerwasserbehandlung ist die Reduzierung der Parameter<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) und organisch<br />
gebundene Halogene (AOX). Beides lässt sich<br />
mit Aktivkohle hervorragend erreichen. Üblich ist hier<br />
die Anwendung von granulierter Aktivkohle.<br />
Am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Siedlungswasserbau</strong>, Wassergüte- und<br />
Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart wurde ein<br />
vom BMBF gefördertes Forschungsprojekt zur „Entwicklung<br />
eines Verfahrens zur Abtrennung und Mehrfachverwendung<br />
von Pulveraktivkohle (PAK) in der<br />
Abwasserreinigung“ durchgeführt. Im Rahmen dieses<br />
Projektes ergab sich weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich<br />
eines Verfahrens, welches die Verwendung<br />
von Pulveraktivkohle in der Deponiesickerwasserbehandlung<br />
erlaubt und den variierenden Bedürfnissen<br />
der Deponiebetreiber über die Einbauphase von Abfall<br />
hinaus gerecht wird.<br />
Nach Beendigung des Einbaus von Abfall werden Deponien<br />
üblicherweise mit einer Oberflächenabdeckung<br />
versehen, um den Zufluss von Niederschlagswasser<br />
zu minimieren. Ab diesem Zeitpunkt sinkt zum einen<br />
die anfallende Sickerwassermenge, zum anderen verändert<br />
sich die Sickerwasserzusammensetzung. Ein<br />
flexibles Verfahren, welches sich leicht an diese veränderten<br />
Sickerwassermengen und Schmutzfrachten<br />
anpassen lässt und aufgrund des möglicherweise nur<br />
kurzen Nutzungszeitraumes mit geringen Investitionskosten<br />
zu realisieren ist, erscheint <strong>für</strong> diesen Anwendungsfall<br />
vorteilhaft.<br />
Nach der Dritten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift<br />
zum Abfallgesetz der Technischen Anleitung zur Verwaltung,<br />
Behandlung und sonstigen Entsorgung von<br />
Siedlungsabfällen (TA Siedlungsabfall) vom 14. Mai<br />
1993 dürfen ab dem Jahr 2005 nur noch Reststoffe<br />
auf Deponien abgelagert werden, die einen organischen<br />
Trockensubstanzgehalt unter 3 Masse-% (Deponieklasse<br />
I) bzw. 5 Masse-% (Deponieklasse II)<br />
aufweisen. Diese Tatsache macht ein an verminderte<br />
Sickerwassermengen und Schadstoffkonzentrationen<br />
anpassbares Verfahren unerlässlich.<br />
Unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte<br />
stellt ein Adsorptionsverfahren mit Pulveraktivkohle<br />
und anschließender Behandlung der PAK auf einer<br />
kommunalen Kläranlage ein kostengünstiges und flexibles<br />
Behandlungsverfahren während der Deponienachsorgezeit<br />
dar. Diese Verfahrenstechnik gewähr-<br />
Industrielle Wasser- und Abwassertechnologie IWT<br />
leistet die erforderliche Reinigungsleistung durch<br />
Adsorption der Schmutzstoffe an die Aktivkohle. Die<br />
Behandlung der beladenen PAK auf einer kommunalen<br />
Kläranlage ermöglicht es, ohne PAK-Abtrennung und<br />
damit ohne Entwässerung des PAK-Schlammes auszukommen,<br />
was unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
das Verfahren äußerst interessant erscheinen lässt.<br />
Zur Indirekteinleitung der beladenen PAK in eine kommunale<br />
Kläranlage mit biologischer Behandlungsstufe<br />
wurden am ISWA bereits Vorversuche im Labormaßstab<br />
durchgeführt, die belegen, dass weder CSB-,<br />
noch AOX-verursachende Substanzen von der beladenen<br />
PAK desorbiert werden. Allerdings besteht hier<br />
noch ein großer Untersuchungsbedarf, um die vorgeschlagene<br />
Verfahrenstechnik ohne Risiko <strong>für</strong> Umwelt<br />
und Betreiber einsetzen zu können.<br />
Ziel des geplanten Forschungsvorhabens ist es, die<br />
Folgen der Einleitung von beladener Pulveraktivkohle<br />
aus der Deponiesickerwasserbehandlung in einer<br />
kommunalen Kläranlage zu untersuchen. Dabei soll<br />
alternativ sowohl der Transport der PAK-Suspension<br />
mittels Tankfahrzeug zur Kläranlage als auch die Ableitung<br />
über das kommunale Kanalnetz betrachtet<br />
werden. Des Weiteren soll das beschriebene Adsorptionsverfahren<br />
ohne Abtrennung der beladenen PAK<br />
mit herkömmlichen Verfahren zur Deponiesickerwasserreinigung<br />
im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse<br />
verglichen werden.<br />
Die im geplanten Forschungsvorhaben bezüglich des<br />
Anlagenbetriebs, des Desorptionsverhaltens sowie des<br />
Einflusses von beladener PAK auf den Betrieb einer<br />
kommunalen Kläranlage gewonnenen Erkenntnisse<br />
können auf viele Industrie-Anwendungsfälle übertragen<br />
werden, bei denen Pulveraktivkohle in der Abwasserreinigung<br />
eingesetzt wird. Somit kann dieses<br />
Verfahren in den verschiedensten Industriebereichen<br />
Anwendung finden.<br />
Projektträger:<br />
BMBF (Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung)<br />
Projektpartner:<br />
Abfallwirtschaftsbetrieb Main-Tauber-Kreis (AWMT)<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Siedlungswasserbau</strong>, Wassergüte- und<br />
Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart (ISWA)<br />
Arbeitsberich „Industrielle Wasser- und Abwasser<br />
technologie (IWT)“<br />
Georgi Wassertechnik GmbH, Riederich<br />
Sachbearbeiter:<br />
Prof. Dr.-Ing. Uwe Menzel<br />
Dipl.-Ing. Stefan Schölpple<br />
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