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Ausgabe wellhotel 1-2020

Das Fachmagazin für Hotellerie & Gastronomie, Tourismus & Freizeit, Wellness & Beauty

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Hotellerie | Gastronomie | Tourismus [ Branchennews ]<br />

Foto: armin-terzer.com<br />

›››<br />

Zum Autor:<br />

Joachim Leiter<br />

ist als Geschäftsführer<br />

von<br />

ADDITIVE stets<br />

auf der Suche nach<br />

neuesten Trends,<br />

innovativen Hotelkonzepten<br />

und<br />

interessanten Gesprächspartnern<br />

aus der Tourismusbranche.<br />

Mit<br />

langjähriger Erfahrung,<br />

nachhaltiger<br />

Strategie und<br />

einer qualitativ<br />

hochwertigen Umsetzung<br />

begleitet<br />

ADDITIVE erfolgreiche<br />

touristische<br />

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in allen digitalen<br />

Kommunikationsund<br />

Vertriebs-<br />

Disziplinen.<br />

www.additive.eu<br />

Joachim Leiter: Im Prinzip ein neuer<br />

Touchpoint in der Customer Journey,<br />

den man nutzen kann, um den Gast an<br />

die Marke/das Produkt zu binden. Ein<br />

solches haptisches Abschiedsgeschenk<br />

bieten bereits viele Hotels des gehobenen<br />

Segments an …<br />

Joachim Leiter: Gibt es hier Vorreiter<br />

im Markt? Können Sie uns einige Best-<br />

Practice-Beispiele nennen?<br />

Joachim Leiter: Wird sensorisches Marketing<br />

derzeit nur offline in Points of<br />

Sale/Kontaktpunkten erforscht und angewandt<br />

oder können erste Studienerkenntnisse<br />

und Handlungsempfehlungen<br />

auf Online-Marketing & -Vertrieb<br />

ausgeweitet werden?<br />

Joachim Leiter: „Luxus hat die Ebene<br />

von Sensorik und Lebensglück erreicht“<br />

– lautete die Ankündigung der Podiumsdiskussion<br />

mit Ihnen. Was steckt hinter<br />

dieser Aussage?<br />

Joachim Leiter: Sensorisches Marketing<br />

in 2030: Wagen Sie einen Ausblick<br />

und eine Prognose?<br />

Monika Imschloß: Wenn ich mehr als 1000 Euro pro Nacht bezahle, dann<br />

darf ich mir vielleicht ein kleines Geburtstagsgeschenk erwarten. Zusätzlich<br />

würde ich mich über eine Personalisierung freuen, die meine gustatorischen<br />

Sinne anspricht. So könnte im Hotelrestaurant festgehalten werden,<br />

dass sich Premiumgast XY stets dasselbe Essen oder dasselbe Gewürz<br />

bestellt hat. Was spricht dagegen, diesem Gast genau diese Gewürzmischung<br />

zuzusenden – vielleicht mit einem passenden Rezept. Oder weitergedacht:<br />

Das Hotel schickt mir einen Koch, der mir mein Lieblingsessen aus<br />

der Urlaubsdestination daheim kocht. Das Ziel sollte sein, das Urlaubserlebnis<br />

zu Hause weiter zu leben und nicht nur auf den Aufenthalt im Hotel<br />

vor Ort zu reduzieren.<br />

Monika Imschloß: Ich kann mich hier nicht auf einen Vorreiter festlegen.<br />

Erste gute Ansätze können hoteleigene Playlists auf Spotify und eine strategische<br />

Beduftung sein. Und wenn die Bilder, Videos und Beschreibungen<br />

auf der Hotel-Internetseite mit den Eindrücken vor Ort übereinstimmen –<br />

so wie bei den naturverbundenen, auf Nachhaltigkeit fokussierten Soneva<br />

Resorts, die allesamt Barfuß-Resorts sind – dann passt das gut. Es geht eben<br />

nicht bloß um einen Sinn, sondern um die strategische, kohärente Kombination<br />

von mehreren Sinnen.<br />

Monika Imschloß: Anstelle der statischen Bilder zeige ich den potenziellen<br />

Gästen meine Zimmer mit einem Video. Videos sind auch perfekt geeignet,<br />

um Naturgeräusche akustisch erlebbar zu machen. Oder, wenn ich<br />

Bilder verwende, dann versuche ich die Sensorik durch Beschreibungen<br />

zu transportieren, indem ich beispielsweise bei dem Zimmer mit Meeresblick<br />

den Bildtitel „Schlafen Sie entspannt ein in Begleitung des Meeresrauschens<br />

und dem Klang der Wellen“ hinzufüge.<br />

Monika Imschloß: Sensorik hat tatsächlich einen Einfluss darauf, ob beziehungsweise<br />

wie sehr ein Aufenthalt oder eine Erfahrung angenehm<br />

oder anschließend erinnerbar ist und vielleicht auch darauf, ob man die<br />

Möglichkeit hat, sich selbst anders wahrzunehmen. Warum fahren die<br />

Menschen in den Urlaub? Nicht um denselben Rollbraten wie daheim zu<br />

essen, sondern um neue sensorische Erfahrungen zu machen, die einem<br />

helfen, sich selbst zu entdecken. Das (bewusste) Erleben von sensorischen<br />

Eindrücken kann zu einer gesteigerten Selbstwahrnehmung, also „selfknowledge“,<br />

beitragen. Zum Beispiel wenn man etwas sensorisch Neues<br />

oder Überraschendes ausprobiert und sich dabei selbst besser kennenlernt<br />

oder wenn man die Natur neu oder anders erlebt und dieses neue Erleben<br />

etwas ist, das man vorher nicht kannte – weil man es vielleicht einfach<br />

nicht wahrgenommen hat. Durchs „reconnecten“ mit der Natur nimmt<br />

man eine ganz andere intensive Erinnerung mit nach Hause.<br />

Monika Imschloß: Die Relevanz des Themas wird zunehmen, sowohl im<br />

Handel als auch in der Hotellerie und im Servicebereich – allein aufgrund<br />

der Tatsache, dass durch die Digitalisierung die Menschen wieder Erlebnisse<br />

suchen. Viele Menschen wissen nur nicht, wie sie sensorische Erlebnisse<br />

wahrnehmen können oder achten nicht darauf. Es fehlt oftmals die<br />

„awareness“ (Bewusstsein) und „mindfulness“ (Achtsamkeit) dafür. Wir<br />

erleben bereits die erste digitale Detox-Welle, der Mensch versucht sich<br />

wieder mit der realen Umwelt zu verbinden. Einen weiteren Wertewandel,<br />

den man beobachten kann, ist das gestärkte Bewusstsein für die Umwelt.<br />

Deutlich sichtbar ist dies daran, dass sich die Menschen wieder mehr<br />

Gedanken über Langfristigkeit, Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit für<br />

nachfolgende Generationen machen. Das verbindet den Menschen wieder<br />

stärker mit der Natur und dem Naturerlebnis. Für den Hotelier bedeutet<br />

das: Wie kann ich dieses „Naturerleben“ sensorisch greifbar machen und<br />

dem Gast mitgeben, vor allem wenn ich keinen Ozean vor dem Haus habe<br />

oder kein Vogelgezwitscher am Morgen. Als weiteren Trend kann ich<br />

mir vorstellen, dass es neben sinnlichen Eindrücken darum gehen wird,<br />

dem Aufenthalt selbst einen Sinn zu geben – etwa durch soziale Projekte,<br />

an denen Gäste teilnehmen können. Sprich: all jene Dinge, die uns zu uns<br />

selbst, zur Umwelt und anderen Menschen wieder näherbringen.<br />

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WellHotel

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