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der gemeinderat_Ausgabe 04_2020

In Zeiten von COVID 19 aber müssen sich die Städte und Gemeinden um Ausgangsbeschränkungen kümmern. Die Bürgermeister sind Krisenmanager, informieren die Bürger und sorgen für die Aufrechterhaltung der Verwaltung. Und bei aller erforderlichen Konzentration auf den Infektionsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der medizinischen Versorgung dürfen die an-deren Aufgaben der Daseinsvorsorge, zum Beispiel die Abwasserentsorgung, nicht vernachlässigt werden. Weitere Themen: Mobilität, Umweltschutz, Extra Blau-grüne Infrastruktur.

In Zeiten von COVID 19 aber müssen sich die Städte und Gemeinden um Ausgangsbeschränkungen kümmern. Die Bürgermeister sind Krisenmanager, informieren die Bürger und sorgen für die Aufrechterhaltung der Verwaltung. Und bei aller erforderlichen Konzentration auf den Infektionsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der medizinischen Versorgung dürfen die an-deren Aufgaben der Daseinsvorsorge, zum Beispiel die Abwasserentsorgung, nicht vernachlässigt werden. Weitere Themen: Mobilität, Umweltschutz, Extra Blau-grüne Infrastruktur.

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Umweltschutz<br />

Titel<br />

Kläranlage Schönebeck (Elbe): Mit <strong>der</strong> Phosforce-Technologie kann Phosphor vor Ort aus dem Abwasser<br />

zurückgewonnen werden.<br />

Phosphorrückgewinnung<br />

Wertstoffquelle<br />

Kläranlage<br />

Die Kommunen und die Kläranlagenbetreiber stehen vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die Rückgewinnung von wertvollem Phosphor umzusetzen. In Schönebeck (Elbe)<br />

zum Beispiel ist ein Verfahren erprobt worden, das bereits den Abwasserstrom<br />

behandelt. Nun soll eine große Anlage gebaut werden.<br />

Deutschlandweit siehr das Umweltbundesamt<br />

einen jährlichen Bedarf<br />

von 500 000 Tonnen Phosphor, von<br />

denen etwa 80 Prozent als Dünger eingesetzt<br />

werden. Doch Deutschland und Europa<br />

verfügen selbst über keine nennenswerten<br />

Phosphorvorkommen. Also müsste<br />

<strong>der</strong> Rohstoff importiert werden. O<strong>der</strong> er<br />

wird dank des technologischen Fortschritts<br />

zurückgewonnen.<br />

Die novellierte Klärschlammverordnung<br />

(AbfKlärV) 2017 untersagt die direkte<br />

landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm<br />

aus mittleren und großen Kläranlagen.<br />

Da auf diese Weise aber Phosphor<br />

verloren ginge, schreibt sie gleichzeitig<br />

die Rückgewinnung des Rohstoffes<br />

vor. Anlagen mit einer Kapazität von mehr<br />

als 100 000 Einwohnerwerten müssen ab<br />

2029 nachweisen, dass sie Phosphor in<br />

Größenordnungen zurückgewinnen. Für<br />

Anlagen größer als 50 000 Einwohnerwerte<br />

besteht bis 2032 Handlungsbedarf.<br />

Erstmals gibt es mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong><br />

novellierten Klärschlammverordnung umfassende<br />

Vorgaben zur Rückgewinnung<br />

von Phosphor. Konzepte sind gefragt.<br />

Denn <strong>der</strong> Gesetzgeber lässt den Verantwortlichen<br />

bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Methoden<br />

freie Hand. Das Ergebnis zählt.<br />

Der Umweltdienstleister Veolia beschreitet<br />

mit dem Phosforce-Verfahren auf<br />

<strong>der</strong> Kläranlage in Schönebeck (Elbe) in<br />

Sachsen-Anhalt unter an<strong>der</strong>em einen Weg,<br />

den Rohstoff wirtschaftlich und mit geringem<br />

Aufwand bereits im Klärwerk aus<br />

dem Abwasser zu extrahieren. An<strong>der</strong>e<br />

Technologien konzentrieren sich auf die<br />

Rückgewinnung aus dem Faulschlamm<br />

o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> thermischen Verwertung des<br />

entsorgten Schlamms aus dessen Asche.<br />

Die Kläranlage in Schönebeck verfügt<br />

über eine Kapazität von 90 000 Einwohnerwerten.<br />

Veolia betreibt die Anlage im Auftrag<br />

<strong>der</strong> sachsen-anhaltischen Stadt und<br />

plant, im zweiten Halbjahr <strong>2020</strong> eine großmaßstäbliche<br />

Anlage zur Phosphorrückgewinnung<br />

zu bauen. Die Abwasserentsorgung<br />

Schönebeck, gemeinsame Kooperationsgesellschaft<br />

zwischen <strong>der</strong> Elbestadt<br />

Foto: Veolia<br />

und ihrem Dienstleister, investiert rund<br />

an<strong>der</strong>thalb Millionen Euro, um zukunftsfähig<br />

und nachhaltig agieren zu können.<br />

In den vergangenen Monaten sind, auch<br />

in Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />

in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n,<br />

umfangreiche Tests erfolgt. Zu diesem<br />

Zweck war auf dem Gelände <strong>der</strong> Kläranlage<br />

eine Pilotanlage installiert worden.<br />

Nun peilt Veolia die Realisierung an.<br />

Phosforce bezeichnet zum einen ein<br />

internationales, durch den EU-Partner EIT<br />

Raw Materials geför<strong>der</strong>tes Projekt, zum<br />

an<strong>der</strong>en steht <strong>der</strong> Name für eine im Hause<br />

Veolia entwickelte Technologie. Sie versetzt<br />

Kläranlagenbetreiber in die Lage,<br />

mehr als die Hälfte des im Abwasserstrom<br />

enthaltenen Phosphors direkt auf <strong>der</strong> Anlage<br />

zurückzugewinnen. Das geschieht in<br />

Form von Struvit o<strong>der</strong> Brushit. Der Vorteil<br />

dieses Verfahrens besteht zum Beispiel<br />

darin, dass nur eine geringe Menge Chemikalien<br />

eingesetzt werden muss. Außerdem<br />

dient es dazu, die Abläufe auf einer<br />

Kläranlage insgesamt zu optimieren. Das<br />

führt dazu, dass Entsorgungskosten reduziert<br />

werden können. Die Technologie lässt<br />

sich den Rahmenbedingungen anpassen<br />

und ist damit für viele Anlagen geeignet.<br />

Im Verfahren wird <strong>der</strong> Nassschlamm<br />

noch vor dem Faulungsprozess einer biologischen<br />

Versäuerung zugeführt. Dabei<br />

sinkt <strong>der</strong> ph-Wert in einen Bereich zwischen<br />

5,5 und 4. Im Anschluss wird <strong>der</strong><br />

Schlamm entwässert. Ein Großteil des<br />

Phosphors ist in gelöster Form im Zentrat<br />

enthalten. In einem Struvia-Reaktor erfolgt<br />

schließlich die Ausfällung <strong>der</strong> Phosphationen.<br />

Ein pflanzenverfügbarer Dünger in<br />

Form von Struvit (Magnesium-basiert)<br />

o<strong>der</strong> Brushit (Calzium-basiert) entsteht.<br />

Der entwässerte Schlamm sowie das Zentrat<br />

werden nach <strong>der</strong> Ausfällung vermischt<br />

und <strong>der</strong> anaeroben Schlammstabilisierung<br />

zugeführt. Bei Bedarf kann nach Abschluss<br />

des Faulungsprozesses zusätzlich Phosphat<br />

aus dem Zentrat zurückgewonnen<br />

werden.<br />

Paul-Antonio Lardon<br />

DER AUTOR<br />

Paul-Antonio Lardon ist Phosphor-Projektmanager<br />

bei Veolia Wasser Deutschland in Leipzig<br />

(paul.lardon@veolia.com)<br />

Abwasserwirtschaft<br />

Der Betrieb muss weitergehen<br />

Kommunale Kläranlagenbetreiber<br />

sollen sich mit Notfallplänen auf<br />

mögliche Personalengpässe wegen<br />

<strong>der</strong> Corona-Pandemie vorbereiten,<br />

rät das baden-württembergische<br />

Umweltministerium.<br />

Um die Abwasserableitung und -reinigung<br />

auch während <strong>der</strong> Corona-Pandemie<br />

flächendeckend aufrechtzuerhalten,<br />

hat das Umweltministerium<br />

den Regierungspräsidien im Land<br />

verschiedene Handlungsempfehlungen für<br />

die Betreiber kommunaler Kläranlagen zur<br />

Verfügung gestellt. „Wir wollen unseren<br />

hohen Standard bei <strong>der</strong> Abwasserbeseitigung<br />

auch in dieser außergewöhnlichen<br />

Zeit beibehalten“, sagte Umweltminister<br />

Wasser. Partner. Zukunft.<br />

Klimaschutz, Klärschlammverwertung, Effizienz,<br />

Digitalisierungsdruck, Fachkräftemangel …<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ungen im Wassermanagement für<br />

Kommunen, Verbände und Industrie sind komplex.<br />

Wir entwickeln gemeinsam maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Lösungen, die dabei helfen, Prozesse zu verbessern,<br />

Energie effizienter zu nutzen, Ressourcen zu schonen<br />

und zu erneuern.<br />

Wir sind Veolia. Ihr Partner in <strong>der</strong> Wasserwirtschaft.<br />

www.veolia.de<br />

Franz Untersteller Ende März. Damit es<br />

durch akute Erkrankung o<strong>der</strong> Quarantäne<br />

möglichst nicht zu Personalengpässen bei<br />

den Kläranlagen komme, appellierte Untersteller<br />

an die Eigenverantwortung <strong>der</strong><br />

Betreiber. Es gelte wie in allen Bereichen<br />

des öffentlichen Lebens <strong>der</strong>zeit eine beson<strong>der</strong>e<br />

Sorgfaltspflicht für die persönliche<br />

Hygiene und es gelte das Gebot des Abstandhaltens.<br />

Selbstverständlich müssten<br />

auch die einschlägigen Regelungen zum<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz weiterhin<br />

und gerade jetzt konsequent umgesetzt<br />

werden.<br />

Das Umweltministerium empfiehlt den<br />

Betreibern kommunaler Kläranlagen darüber<br />

hinaus, sich frühzeitig auf mögliche<br />

Notbetriebe einzustellen. Dazu gehören<br />

unter an<strong>der</strong>em die Erstellung von Notfallplänen,<br />

<strong>der</strong> Aufbau von Notfallteams, die<br />

Planung einer Vorsorgequarantäne. Für<br />

den Fall eines Notbetriebs kann in Abstimmung<br />

mit <strong>der</strong> zuständigen Wasserbehörde<br />

<strong>der</strong> Aufwand für die Eigenüberwachung<br />

<strong>der</strong> Reinigungsqualität minimiert werden,<br />

beispielswiese durch Beschränkung auf<br />

die wichtigsten Parameter.<br />

Die Stadt Stuttgart bitte <strong>der</strong>weil ihre<br />

Bürger darum, Küchenkrepp, Papiertaschentücher<br />

o<strong>der</strong> gar Zeitungspapier nicht<br />

über die Toilette zu entsorgen. Wenn diese<br />

Stoffe als Ersatz für Toilettenpapier ins Kanalnetz<br />

gelangen, können sie beim Abwassertransport<br />

und bei <strong>der</strong> Abwasserbehandlung<br />

zu Verstopfungen in den Leitungen<br />

führen. Diese Stoffe sind in nassem Zustand<br />

deutlich fester und überstehen sogar<br />

teilweise einen Waschgang. Red.<br />

22 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/20

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