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FINE DAS WEINMAGAZIN - #WEINANDERHELFEN

#WEINanderhelfen – Sich in der Krise solidarisieren Was tun, wenn die Einnahmen wegbrechen? Wenn der Familienbetrieb binnen weniger Wochen vor dem Aus steht? Mit diesen Fragen sehen sich derzeit viele deutsche Winzer konfrontiert. Zeit zu handeln und zu unterstützen! Das Weinmagazin FINE hat aufgrund der aktuellen Corona-Krise die Initiative für deutsche Winzer ins Leben gerufen. Die Idee: Sich solidarisch zeigen, Wein kaufen, genießen – und die Winzer unterstützen. Das Besondere: Die Weine werden den Winzern direkt abgekauft und sorgen somit für dringend benötigten Umsatz! Die Sonderaugsgabe von FINE zur Aktion samt Vorstellung der teilnehmenden Winzer.

#WEINanderhelfen – Sich in der Krise solidarisieren
Was tun, wenn die Einnahmen wegbrechen? Wenn der Familienbetrieb binnen weniger Wochen vor dem Aus steht? Mit diesen Fragen sehen sich derzeit viele deutsche Winzer konfrontiert. Zeit zu handeln und zu unterstützen! Das Weinmagazin FINE hat aufgrund der aktuellen Corona-Krise die Initiative für deutsche Winzer ins Leben gerufen. Die Idee: Sich solidarisch zeigen, Wein kaufen, genießen – und die Winzer unterstützen. Das Besondere: Die Weine werden den Winzern direkt abgekauft und sorgen somit für dringend benötigten Umsatz! Die Sonderaugsgabe von FINE zur Aktion samt Vorstellung der teilnehmenden Winzer.

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WEINGUT K.F. GROEBE · WEIN-<br />

GUT BÄDER · SEKT & WEIN-<br />

GUT WINTERLING · WEINGUT<br />

PRINZ · WEINGUT NEEF- EMMICH<br />

· HIRSCH.WINE · WEINGÜTER<br />

GEHEIMRAT J. WEGELER · WEIN-<br />

GUT ST. ANTONY · WEINGUT<br />

ALEXANDER GYSLER · WEIN-<br />

GUT JÜRGEN ELLWANGER<br />

· WEINGUT URBAN KAUF-<br />

MANN · WEINGUT PRINZ SALM<br />

#WEINanderHelfen<br />

INITIATIVE FÜR DIE DEUTSCHEN WINZER


WINE-SELECTION.DE<br />

WEIN IST UNSERE LEIDENSCHAFT!<br />

Unser Anspruch<br />

Exklusive Weine für unsere Kunden<br />

Unsere Philosophie<br />

Qualität und Geschmack müssen stimmen<br />

Unsere Garantie<br />

Erfahrene Sommeliers testen jeden Wein und wählen nur die besten für unser<br />

Angebot aus. Damit jeder Kunde bei uns seinen Lieblingswein entdecken<br />

kann. Mit dieser Philosophie bieten wir eine einmalige und konkurrenzlose<br />

Auswahl bester Weine aus aller Welt.<br />

Unser soziales Engagement<br />

Soziales Engagement hat einen hohen Stellenwert bei uns. Deshalb unterstützen<br />

wir gemeinsam mit <strong>FINE</strong> Das Weinmagazin die deutschen Winzer<br />

in der aktuellen Krise. Wegbrechende Umsätze und fehlende Bestellungen<br />

sind für zahlreiche Winzer inzwischen existenzbedrohend. Wir wollen<br />

betroffenen Winzern aktiv helfen. Auf wine-selection.de können Sie deshalb<br />

herausragende Weine deutscher Winzer kaufen und dabei gutes Tun.<br />

Denn nur gemeinsam sind wir stark! #WEINanderhelfen<br />

Mit unseren Partnerunternehmen fördern wir außerdem unabhängig von<br />

der aktuellen Situation regelmäßig Schulbauprojekte der Reiner-Meutsch-<br />

Stiftung FLY and HELP in Afrika.<br />

WINE<br />

SELECTION<br />

VERLEGER UND HERAUSGEBER<br />

Ralf Frenzel<br />

ralf.frenzel@fine-magazines.de<br />

CHEFREDAKTEURIN<br />

Kristine Bäder<br />

kristine.baeder@fine-magazines.de<br />

ART DIRECTION<br />

Guido Bittner<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Till Ehrlich, Ursula Heinzelmann, Sigi<br />

Hiss, Uwe Kauss, Caro Maurer, Rainer<br />

Schäfer, Christian Volbracht<br />

FOTOGRAFEN<br />

Rui Camilo, Alex Habermehl, Christof<br />

Herdt<br />

VERLAG<br />

Tre Torri Verlag GmbH<br />

Sonnenberger Straße 43<br />

65191 Wiesbaden<br />

www.tretorri.de<br />

Geschäftsführer: Ralf Frenzel<br />

ANZEIGEN<br />

Judith Völkel<br />

Tre Torri Verlag GmbH<br />

+49 611-57 990<br />

anzeigen@fine-magazines.de<br />

<strong>FINE</strong> Das Weinmagazin erscheint<br />

vierteljährlich zum Einzelheft-Preis<br />

von € 15,– (D), € 16,90 (A),<br />

CHF 30,– (CH), € 18,50 (I)<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der<br />

Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte<br />

Manuskripte, Dateien, Datenträger und Bilder.<br />

Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel<br />

sind urheberrechtlich geschützt.<br />

#WEINanderhelfen – sich in der Krise solidarisieren<br />

Was tun, wenn die Einnahmen wegbrechen? Wenn der Familienbetrieb binnen<br />

weniger Wochen vor dem Aus steht? Mit diesen Fragen sehen sich derzeit viele<br />

deutsche Winzer konfrontiert.<br />

Zeit zu handeln und zu unterstützen!<br />

Das Weinmagazin <strong>FINE</strong> hat aufgrund der aktuellen Corona-Krise die Initiative für<br />

deutsche Winzer ins Leben gerufen. Die Idee: Sich solidarisch zeigen, Wein kaufen,<br />

genießen – und die Winzer unterstützen.<br />

Das Besondere: <strong>FINE</strong> Das Weinmagazin hat seinen Partnerweingütern die Weine<br />

direkt abgekauft. Damit sorgen wir auch für dringend benötigten Umsatz bei den<br />

Winzern!<br />

Was Sie tun können? Bei unserer Aktion zuschlagen, 5 Flaschen kaufen, eine gratis<br />

dazu bekommen, zuhause genießen, und auch noch Gutes tun. Denn je mehr Weine<br />

verkauft werden, desto mehr Flaschen können wir bei den Winzern nachbestellen<br />

und ihnen so weiter unter die Arme greifen.<br />

Und wie geht’s? Bei unserem Partner www.wine-selection.de können Sie die Weine<br />

ganz einfach bestellen und sich schnell und unkompliziert von uns nachhause liefern<br />

lassen.<br />

Alle Winzer und ihre Weine stellen wir ihnen auf den kommenden Seiten vor! Lassen<br />

Sie sich Lust machen auf tolle Weine von engagierten Winzern.<br />

Wir zählen auf Sie!<br />

INHALT<br />

HANDWERK UND GEDULD Weingut K.F. Groebe | Rheinhessen 4<br />

MUT UND LEBENSFREUDE Weingut Bäder | Rheinhessen 6<br />

FURORE AUF ZWÖLF HEKTAR Sekt & Weingut Winterling | Pfalz 8<br />

VERKANNTE LAGEN Weingut Prinz | Rheingau 10<br />

DIE ZUKUNFT HAT TRADITION Weingut Neef-Emmich | Rheinhessen 12<br />

BLACK IS BEAUTIFUL Hirsch.Wine | Württemberg 14<br />

SEHNSUCHT NACH UNAUFGEREGTEM Weingüter Wegeler | Rheingau 16<br />

WEINE MIT TRINKFLUSS Weingut St. Antony | Rheinhessen 18<br />

BESTÄNDIGKEIT UND WANDEL Weingut Alexander Gysler | Rheinhessen 20<br />

WINZER MIT EXPERIMENTIER-GEN Weingut Ellwanger | Württemberg 22<br />

NEUER STIL IM RHEINGAU Weingut Urban Kaufmann | Rheingau 24<br />

DER ERBE DES FELSENECKS Weingut Prinz Salm | Nahe 26<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 3


HANDWERK<br />

UND<br />

GEDULD<br />

WEINGUT K.F. GROEBE | RHEINHESSEN<br />

Von TILL EHRLICH Fotos CHRISTOF HERDT<br />

Seine Weine reifen nicht in blitzenden,<br />

sensorengesteuerten Stahltanks, französischen<br />

Barriques oder modischen Amphoren,<br />

sondern in Eichenfässern, die die Zeit geschwärzt<br />

hat, die zum Teil noch von seinem Vater nach dem<br />

Krieg angeschafft wurden. Lange Zeit war diese<br />

Art, die Weine auszubauen, völlig aus der Mode.<br />

Inzwischen gibt es ein Revival. Doch viele Winzer<br />

wissen nicht mehr so richtig, wie das geht, müssen<br />

den klassischen Fassausbau erst wieder lernen. Friedrich<br />

Groebe hat damit nie aufgehört und darin<br />

Meisterschaft erlangt. Dabei geht es im Wesentlichen<br />

darum, den Wein im Fass sehr lange Sur Lie,<br />

auf seiner natürlichen Gärungshefe, zu lassen. Das<br />

erfordert Sauberkeit im Keller und vom Winzer viel<br />

Geduld, Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit.<br />

Er muss den Wein einerseits in Ruhe reifen lassen,<br />

andererseits ihn ständig kontrollieren und bei Bedarf<br />

schnell reagieren können. Kurz, es geht darum, dem<br />

Wein Zeit zu geben und ihn auf weitgehend natürliche<br />

Weise zu stabilisieren – ohne starke Eingriffe<br />

und High-Tech.<br />

Seine lebendigen Weine entfalten sich über die<br />

Jahre in ungewohnter Stabilität und Raffinesse. Dies<br />

zeigen seine hochkarätigen Gewächse aus den Lagen<br />

Aulerde und Kirchspiel – etwa in Jahrgängen wie<br />

2002 oder 2007, die immer noch taufrisch sind und<br />

im Lauf der Jahre sogar noch schöner und eleganter<br />

geworden sind.<br />

Auch im Weinberg hat man sich vielen Sünden<br />

verweigert, hat nie Herbizide versprüht, weshalb<br />

die Lagen heute über ein gesundes Ökosystem verfügen.<br />

Das trifft auch auf die Weinstilistik zu: Die<br />

Groebes haben nie mit der Tradition großer trockner<br />

Lagenweine gebrochen. So war das Gut zwischen<br />

den 1970er und 1990er Jahren der einzige Betrieb,<br />

der trockne Rieslinge aus dem Kirchspiel erzeugte.<br />

Ein uralter Weinkeller wird bis zum heutigen<br />

Tag für fast die gesamte Weinproduktion genutzt.<br />

Er liegt in fünf Metern Tiefe direkt unter dem<br />

historischen Marktplatz von Westhofen. Wer diesen<br />

fünfhundert Jahre alten Keller betritt, gelangt in<br />

einer Art Zeitmaschine in eine entrückte Welt, die<br />

allein dem Wein zu gehören scheint. Hier stehen<br />

zweiundvierzig alte Holzfässer – das älteste ist von<br />

1890, das jüngste von 1967 –, in denen Friedrich<br />

Groebe, wie schon seine Vorfahren, die gesamte<br />

Ernte ausbaut. Der Keller ist nicht nur Teil seiner<br />

Familiengeschichte, er zwingt den Winzer auch zu<br />

einem technischen Minimalismus, zur handwerklichen<br />

Perfektionierung des Holzfassausbaus. Das<br />

hat natürlich Folgen für die Stilistik seiner Weine,<br />

begründet ihre fragile Schönheit, die erst mit den<br />

Jahren langsam erblüht.<br />

UNBEIRRT VON DEN MODEN DER DEUTSCHEN<br />

WEINSZENE ERZEUGT FRIEDRICH GROEBE IN<br />

WESTHOFEN SEIT JAHRZEHNTEN EINIGE DER<br />

BESTEN UND LANGLEBIGSTEN TROCKNEN<br />

RIESLINGE DEUTSCHLANDS. AM DEUTLICHS-<br />

TEN TRITT <strong>DAS</strong> IN GROEBES RIESLING AUS DEM<br />

KIRCHSPIEL ZU TAGE: ER HAT DIESE MINERAL-<br />

REICHE FESTIG KEIT UND UNGEZÄHMTE KRAFT,<br />

DIE SICH AUF DER ZUNGE IN HARMONIE UND<br />

FREUNDLICHEN GESCHMACK VERWANDELT,<br />

IN KÜHLEN SAFT UND WARME FÜLLE. UM SO<br />

ZU WERDEN, BRAUCHEN WEIN UND BODEN<br />

VIEL ZEIT. <strong>DAS</strong> WEISS DER WINZER.<br />

In Jahrtausenden hat sich der harte<br />

Kalkfels zu Erde gewandelt. Der<br />

schwere Kalksteinboden verleiht dem<br />

Großen Gewächs aus dem Westhofener<br />

Kirchspiel, in dem Friedrich Groebes<br />

Vater vor einem halben Jahr hundert die<br />

besten Parzellen erworben hat, seine<br />

mineralreiche Festigkeit.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2018 Riesling trocken,<br />

VDP.Gutswein<br />

Selbst der Gutswein kommt aus<br />

besten Lagen: Geprägt von feiner<br />

Frucht und Mineralität und einer<br />

rassigen Würze. Ein Alltagsweine,<br />

der alles andere als alltäglich ist.<br />

2018 Westhofener<br />

Grauburgunder,<br />

VDP.Ortswein<br />

Duftet reif und intensiv nach Birne<br />

und Melone, dazu im Mund mit<br />

eine feinen Cremigkeit vom Hefelager<br />

ausgestattet und im Abgang mit<br />

feiner Würze.<br />

2018 Westhofener<br />

Riesling,<br />

VDP.Aus Ersten Lagen<br />

Schonender Ausbau und viel Zeit<br />

geben dem Wein seine besondere<br />

Art: in der Nase mit expressiver<br />

exotischer Frucht, im Mund mit<br />

Fülle und würziger Eleganz.<br />

4 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 5


Das Wingertshäuschen in der Lage La Roche,<br />

das an die Trulli Apuliens erinnert, wurde 1763<br />

erbaut; in Rheinhessen sind diese Rundhäuser<br />

gar nicht so selten zu finden.<br />

2018 Weißburgunder<br />

trocken<br />

Ein Weißburgunder mit dezent<br />

würziger Note, die gemeinsam mit<br />

dem Geschmack von Birne, Apfel<br />

und einer leichten Kräuteraromatik<br />

für den saftigen Gesamteindruck<br />

sorgt.<br />

perlt!<br />

Ein Perlwein, der hält, was er<br />

verspricht: leicht, fruchtig und<br />

spritzig, eine Komposition aus<br />

Riesling und Cabernet blanc. Eiskalt<br />

serviert genau das richtige für<br />

unkomplizierten Genuss.<br />

Katja Bäders ganz persönliche Weingeschichte beginnt<br />

nicht auf einem Weingut, wenngleich sie sagt (und<br />

dabei lacht), dass sie »aus einer Trinkerfamilie«<br />

stamme: »Winzer, das klang so vielseitig.« Und Geisenheim<br />

war für die geborene Wiesbadenerin so nah, also schrieb sie<br />

sich für Weinbau und Önologie ein. Jens Bäder ist sie dort<br />

schon früh über den Weg gelaufen, man fand sich nett, verlor<br />

sich aus den Augen, traf sich wieder, verliebte sich ineinander<br />

und blieb zusammen. Im väterlichen Betrieb konzentrierte<br />

der sich auf die Produktion von Fasswein, außerdem gehörte<br />

eine Rebschule dazu. So war das auch schon in seiner Kindheit:<br />

»Wenn die anderen ins Schwimmbad durften, musste<br />

ich in den Wingert. Damals hielt ich Winzer nicht für einen<br />

erfüllenden Beruf, sondern für reines Rackern.« Erst als<br />

er sich mit Daniel Wagner vom Weingut Wagner-Stempel<br />

anfreundete, wandelte sich dieser Eindruck. Wein stand<br />

plötzlich »auch für Genuss und Lebensfreude«. Nach dem<br />

Hochschulabschluss gab es daher nur den einen Weg in die<br />

Unabhängigkeit, um die eigenen hohen Ansprüche erfüllen<br />

zu können. Das Ergebnis steht heute auf dem Tisch: Riesling,<br />

Burgundersorten und Sekt, mit schlichten, hübschen<br />

Etiketten, ein klares zweistufiges Sortiment aus Guts- und<br />

Lagenweinen, die einen auf Frische und Frucht ausgelegt,<br />

die anderen auf Komplexität und Ausdruckskraft.<br />

In einem Radius von etwa zehn Kilometern, in der<br />

sogenannten Rheinhessischen Schweiz, liegen die Weinberge,<br />

allesamt bio-zertifiziert. Die Gegend ist eine Ausnahmeerscheinung,<br />

sie gehört zwar offiziell zu Rheinhessen,<br />

trägt aber fast mehr von der benachbarten Nahe-Region in<br />

sich. Zeitzeugen für vulkanische Tätigkeit sind beispielsweise<br />

Böden wie Porphyr oder Melaphyr, oder Sandsteinverwitterungsboden<br />

aus der Zeit des Rotliegenden, der in<br />

Bäders Riesling La Roche mit einer rauchigen Note eine tiefgründige<br />

Reflexion ihres Ursprungs hinterlässt.<br />

Beim Riesling La Roche, beim Frühburgunder aus der<br />

Lage Heiligenpfad sowie beim Spätburgunder aus der Lage<br />

Rotenfels lassen die Bäders die Weine spontan vergären. Auch<br />

wenn die Hefen dabei mal eine Pause einlegen, »dann halten<br />

wir halt die Luft an und hoffen, dass es irgendwann weitergeht«.<br />

Dieses Auf und Ab kann beim La Roche schon mal<br />

bis zu einem Jahr dauern. Bei den Spätburgundern darf ’s<br />

ruhig ein bisschen Holz sein, für die Würze und Struktur.<br />

Bei den Gutsweinen lautet die Zielsetzung hingegen »saftig,<br />

frisch, cremig, bequem, unkompliziert«. Die Kunden wissen<br />

diese Zweigleisigkeit zu schätzen.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2016 Grauburgunder<br />

Sekt brut<br />

Ein Jahrgangssekt aus Weinen, in<br />

klassischer Flaschengärung hergestellt.<br />

Schonend gekeltert, neun<br />

Monate Hefelager und immer frisch<br />

degorgiert. Für klare Frische und<br />

eine feine Perlage.<br />

MUT<br />

UND<br />

LEBENSFREUDE<br />

WEINGUT BÄDER | RHEINHESSEN<br />

Von CARO MAURER Fotos ALEX HABERMEHL<br />

DIE GESCHICHTE VON KATJA UND JENS BÄDER UND IHREM EIGENEN WEIN-<br />

GUT FÄNGT SOZUSAGEN BEI NULL AN: EIN TRAKTOR, EINE PRESSE UND<br />

INSGESAMT ZWEIEINHALB HEKTAR – ZUM LEBEN ZU WENIG, ABER FÜR<br />

DIE LIEBE GENUG. GUT ZEHN JAHRE SPÄTER, MIT ZEHN HEKTAR WEIN-<br />

BERGEN, EINEM SCHMUCKEN WEINGUT IM RHEINHESSISCHEN WENDELS-<br />

HEIM, ZWEI KINDERN, KATZE UND HUND SIND DIE BEIDEN ANGEKOMMEN.<br />

<strong>DAS</strong> ALTE GEHÖFT MITTEN IM ORT, <strong>DAS</strong> SICH DIE BÄDERS 2009 GEKAUFT<br />

HABEN, TRÄGT DIESES UNWIDERSTEHLICHE FLAIR AUS ALTEM GEMÄUER<br />

UND ZEITGENÖSSISCHEM DEKOR. EIN ORT ZUM WOHLFÜHLEN.<br />

6 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 7


<strong>DAS</strong> »GELIEBTE GRETCHEN« AUF DEM FLASCHENETIKETT KÖNNTE AUCH<br />

DIE FRAU DES WINZERS SEIN. DOCH DER NAME DES SPITZEN-CREMANTS<br />

DES SEKT- UND WEINBAUBETRIEBES WINTERLING IN NIEDERKIRCHEN<br />

IN DER PFALZ WÜRDIGT TATSÄCHLICH <strong>DAS</strong> GRETCHEN AUS GOETHES<br />

FAUST. »MEINE TOCHTER SUSANNE HAT IHN GEWÄHLT, SIE LIEBT DIE<br />

KLASSISCHE LITERATUR«, SAGT MARTIN WINTERLING, DER SECHZIG<br />

JAHRE ALTE FIRMEN-SENIOR.<br />

FURORE<br />

AUF ZWÖLF<br />

HEKTAR<br />

SEKT & WEINGUT WINTERLING | PFALZ<br />

Von CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos LUCI GREINER<br />

2017 Weißburgunder<br />

trocken<br />

Mineralisch und frisch. Der Weinberg,<br />

aus dem unser Weißburgunder<br />

entsteht, wächst auf kiesigem und<br />

verhältnismäßig kalkhaltigem Boden.<br />

So wird daraus ein mineralischer<br />

Burgunder mit feiner Frucht und<br />

großem Lagerpotential.<br />

Familie Winterling hat den Wein im Blut: Martin<br />

Winterling entstammt einer Winzerfamilie aus<br />

Franken, seine Frau Anne einer aus der Pfalz,<br />

wo die beiden 1982 nach dem Weinbaustudium in<br />

Geisenheim begannen, Cremant-Sekte herzustellen –<br />

zunächst mit gekauften Trauben und gepachteten<br />

Rebflächen. Seit 1997 werden alle Weine in den<br />

jetzt zwölf Hektar eigenen Weinbergen von Hand<br />

gelesen, im Jahr 2008 wurde der Betrieb ökozertifiziert.<br />

Für die so genannten Cremant-Sekte gelten<br />

besondere Bedingungen in der Herstellung, ähnlich<br />

der Champagner-Produktion: Die Trauben werden<br />

als ganzes gepresst und aus 150 Kilogramm Trauben<br />

100 Liter Most gekeltert, also eine Ausbeute von<br />

gerade mal 66 Prozent. Das ist zwar schlecht für die<br />

Menge, aber gut für die Qualität.<br />

Auch die drei Kinder der Familie haben Weinbau<br />

und Weinwirtschaft studiert. Zwei davon arbeiten<br />

im elterlichen Weingut mit, der älteste Sohn der<br />

Familie stellt auf Mallorca Gin her. Dreiviertel der<br />

Produktion von 100 000 Flaschen pro Jahr sind<br />

trockene Schaumweine. Die Topabfüllungen der<br />

nach dem traditionellen Champagner-Verfahren<br />

erzeugten Cremants sind Geliebtes Gretchen<br />

Blanc de Noir, La Coulée d’Or und ein Pinot Rosé.<br />

Das im Barrique ausgebaute Gretchen aus Spätburgunder<br />

und Schwarzriesling-Trauben liegt vor<br />

dem Degorgieren fünf Jahre lang auf der Hefe. Martin<br />

Winterling lobt die Leichtigkeit und Frische und den<br />

Schmelz des Cremants, der ebenso zum Leberwurstbrot<br />

wie zu Kaviar und Crevetten passe. Ein Viertel<br />

der Produktion sind als Stillwein ausgebaute Rieslinge,<br />

auch 1000 Flaschen Spätburgunder werden<br />

gekeltert, »als Hobby, weil wir den auch selbst gern<br />

trinken«, wie der Seniorchef sagt.<br />

Die Eltern lassen die junge Generation<br />

inzwischen eigene Wege gehen. Sohn Martin setzt<br />

den Weinen vor dem Versekten beispielsweise keinen<br />

Schwefel zu. »Der hat die Ruhe weg!« staunt der<br />

Vater. Tochter Susanne hat als Weinkönigin der Pfalz<br />

des Jahres 2007 viel Repräsentations-Erfahrung und<br />

ist daher »Master of Ceremony« im Team.<br />

2018 Sauvignon Blanc<br />

trocken<br />

Angenehm fruchtbetonter Sauvignon<br />

mit herrlicher Süße-Säure-Balance.<br />

Cremige Struktur vom langen Hefelager,<br />

dazu eine klare Struktur und<br />

viel Saft.<br />

Einige Lagen des Weingutes haben auch den<br />

Rang von Großen Gewächsen. Martin Winterling<br />

selbst sagt, er schaue weniger auf gute Noten in<br />

den Weinführern wie die 92 Punkte für Gretchen im<br />

Falstaff oder die Sterne im Eichelmann-Weinführer<br />

als auf die Reaktionen der treuen Stammkundschaft.<br />

Die Familie ist aber auch ohne Zugehörigkeit zum<br />

Verband der Prädikatsweingüter zufrieden. »Wir<br />

sind einer der vielen jungen Betriebe, die nicht im<br />

VDP sind und viel Furore machen.«<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2016 Chardonnay *S*<br />

Aus selektionierten, vollreifen<br />

Trauben aus einem der wenigen<br />

Weinbergen der Mittelhaardt mit<br />

Südauslage. Spontangärung im<br />

Tonneaux.<br />

8 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 9


Vom Hendel berg im hoch gelegenen Hallgarten<br />

bietet sich Fred Prinz das über wältigende<br />

Panorama des Rheingaus. Hier wachsen seine<br />

fili granen Großen Gewächse, zeit gemäße<br />

feinste Rieslinge, die mit reifen Säuren prunken.<br />

Doch bis vor zehn Jahren war er Vertriebsund<br />

Betriebsleiter in der Hessischen Staatsdomäne<br />

Kloster Eberbach. Weinbau war sein<br />

Hobby, und als seine Kinder nicht mehr klein waren,<br />

erfüllte er sich zusammen mit seiner Frau einen<br />

Lebenstraum: Aus dem Hobby wurde ein Weingut.<br />

»Qualität«, sagt er, »wird einem nicht in den<br />

Schoss gelegt.« Obwohl er sehr reflektiert über seine<br />

Arbeit und Weine reden kann, lässt er lieber seine<br />

Weine sprechen.<br />

Es passt zu ihm, dass er sich Weinbergslagen<br />

aussuchte, deren Potential verkannt worden war:<br />

Hallgartener Jungfer, Schönhell und Hendelberg.<br />

Fred Prinz will den Charakter und die Einzigartigkeit<br />

dieser Lagen zur Geltung bringen. Die Böden<br />

bestehen vor allem aus tiefgründigem Lehm und<br />

kristallinem Quarzit. Doch das Besondere ist, dass<br />

es Höhenlagen sind, deren Kühle dem Riesling nicht<br />

nur eine komplexe Aromatik schenkt, sondern auch<br />

eine besondere Frische. Man braucht Sensibilität,<br />

Erfahrung und auch körperliche Fitness, um die<br />

Pflanzen zu schneiden, zu pflegen und den besten<br />

Zeitpunkt für die Ernte zu finden. Über die Weinbereitung<br />

sagt er lapidar: »Es wird geerntet, gepresst,<br />

fertig.« Aber man ahnt, dass er jeden Arbeitsschritt der<br />

Vinifikation mit Bedacht und Feingefühl vornimmt.<br />

Vor zehn Jahren begann er, Reben in der Höhenlage<br />

Hallgartener Hendelberg zu pflegen. »Damals<br />

kannte den Hendelberg niemand mehr. Zu viel<br />

Arbeit, zu steil, zu kühl. Schade.« In jedem Jahr<br />

waren die Brachflächen im Hang gewachsen, viele<br />

Winzer hatten Stillegungsprämien kassiert. Doch<br />

Fred Prinz setzte Vertrauen in die Lage, und die<br />

Klimaerwärmung gab ihm recht. Heute werden die<br />

Trauben dort reifer als früher. Die Weine haben ein<br />

unwiderstehliches Bukett, mineralisch, mit Pfirsichduft<br />

und einer Gletscherfrische, die unter die Haut<br />

geht. Auch ihr Geschmack ist reintönig, glasklar.<br />

Sie entwickeln dank ihrer komplexen Säure eine<br />

vollkommen natürliche, ungekünstelte Intensität.<br />

Während seiner Zeit im Staatsweingut Kloster<br />

Eberbach hat er etwas sehr Wertvolles gelernt. Er<br />

organisierte dort Raritätenproben mit Weinen aus<br />

der einzigartigen Schatzkammer der Domäne. Er<br />

hat die Weine auch neu verkorkt, bekam einen<br />

tiefen Einblick in die Genesis und die Geheimisse<br />

der historischen Rheingauer Gewächse. Das hat ihn<br />

geprägt, man erkennt es an der feinen Stilistik, mit<br />

der er seine Weinbergslagen interpretiert. »Von der<br />

Historie können wir nicht leben, wir müssen eine<br />

Stetigkeit, eine Linie hineinbringen.« Auch seine<br />

trocknen Großen Gewächse besitzen Geschmackstiefe,<br />

Spannung und Reintönigkeit. Für Fred Prinz<br />

ist die reife Säure die Lebensader des Weins, das<br />

Rückgrat von Finesse und Komplexität. Forcierte,<br />

gefällige und breite Weine mag er einfach nicht, deswegen<br />

erzeugt er auch keine.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

VERKANNTE<br />

LAGEN<br />

WEINGUT PRINZ | RHEINGAU<br />

Von TILL EHRLICH Fotos ALEX HABERMEHL<br />

DIE WEINBERGSLAGEN, DIE FRED PRINZ ZUSAMMEN MIT SEINER FRAU<br />

2019 Riesling trocken<br />

Edition<br />

Eine Selektion aus besonderen Parzellen,<br />

die besonders von der Sonne<br />

profitieren. Ein Wein mit kräftiger<br />

Mineralität und Frische, der nach<br />

Pfirsich, Zitrusfrucht und Melone<br />

duftet.<br />

2018 Hallgarten<br />

Frühernberg Riesling<br />

trocken<br />

Duftet fein nach weißen Früchten<br />

und Mirabelle, auch etwas Kräuternoten.<br />

Im Mund mit toller Spannung<br />

zwischen Konzentration und Eleganz<br />

und mit animierender Säure.<br />

2018 Schönhell<br />

Riesling trocken<br />

VDP.Großes Gewächs<br />

Reife Trauben von mehr als 40 Jahre<br />

alten Reben sorgten für eine klare,<br />

geradlinige Frucht gepaart mit sehr<br />

feiner, gleichmäßiger Säure, alles<br />

wunderbar ausbalanciert.<br />

SABINE PFLEGT, LIEGEN EIN STÜCK ENTFERNT VOM RHEIN, HOCH ÜBER<br />

DER ORTSCHAFT HALLGARTEN, NAHE AM WALD. PRINZ IST EIN WINZER<br />

DURCH UND DURCH, SPORTLICH, FESTER HÄNDEDRUCK, UNPRÄTENTIÖSE<br />

ART, UND MAN KÖNNTE DENKEN, ER SEI NIE ETWAS ANDERES GEWESEN<br />

ALS WINZER.<br />

10 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 11


DIE ZUKUNFT<br />

HAT TRADITION<br />

In fünfter Generation betreibt er gemeinsam mit<br />

seiner Ehefrau Antje Stamm das Weingut Neef-<br />

Emmich mit 22 Hektar Weinbergen im Wonnegau,<br />

tief im Süden von Rheinhessen. Er bezeichnet sich<br />

selbst wie seine Vorfahren als »Weinbauer«. Für<br />

Dirk Emmich ist das der einzig treffende Begriff:<br />

»Wein wächst draußen, daher bin ich sehr gerne<br />

draußen«, erklärt er den Zusammenhang.<br />

Seit 1989 führt er das Weingut seiner Eltern, das<br />

zunächst gar nicht für ihn vorgesehen war. »Mein<br />

älterer Bruder sollte den Betrieb übernehmen«,<br />

berichtet Emmich. Doch schon als Kind habe<br />

er gewusst, dass er Wein machen wolle. Daher<br />

absolvierte er eine Winzerlehre, um woanders sein<br />

Glück zu suchen. Doch überraschend entschied sein<br />

Bruder sich anders. Dirk Emmich stieg mit 24 Jahren<br />

zuhause ein, holte das Fachabitur nach und studierte<br />

in Geisenheim.<br />

Antje Stamm und er begannen damals, das<br />

1850 erbaute Weingut behutsam zu modernisieren.<br />

Emmichs Vater war aus Schlesien in den Wonnegau<br />

gekommen und zum rheinhessischen Weinbauer<br />

geworden. Er hatte vor allem Silvaner produziert,<br />

liebte die Arbeit im Weinberg und »mochte es nicht,<br />

in den Keller zu gehen«, erinnert sich der Sohn. Das<br />

Winzerpaar setzt einerseits auf den Erhalt der alten<br />

Tradition und löst sich zugleich mit sinnvollen und<br />

moderaten Modernisierungen von ihr. Silvaner hat<br />

das Weingut weiterhin im Programm, doch Dirk<br />

Emmich begann damals, Grau-, Weiß- und Spätburgunder<br />

zu pflanzen. Seine Weine aus diesen Rebsorten<br />

gehören längst zu den Aushängeschildern des<br />

inzwischen mit dutzenden Preisen ausgezeichneten<br />

Betriebs.<br />

Den tänzelnden Weißen Burgunder des Jahrgangs<br />

2019 mit üppiger Frucht nach Ananas, Birne<br />

und Mirabelle baut er im Stahltank sowie im<br />

Doppelstückfass aus Spessarteiche aus. Den 2018<br />

Westhofener Weißen Burgunder lässt er im Großen<br />

Holz sowie im gebrauchten Barrique reifen, um den<br />

saftigen Wonnegauer Charakter hervorzubringen. An<br />

dieser Präzision hat er lange gearbeitet. »Ich setze<br />

mir für jeden Wein ein Ziel und arbeite manchmal<br />

ein paar Jahre, bis es funktioniert«, beschreibt er<br />

seine Philosophie. So entstand auch der cremigmineralische,<br />

fein balancierte 2017 Riesling aus der<br />

Lage Hundskopf. Er hat den Wein wie seine Vorfahren<br />

mit Maischestandzeit und langem Hefelager<br />

im Großen Holzfass produziert, um so der Tradition<br />

eine neue Spannung zu verleihen.<br />

Doch nicht nur in Keller und Weinberg ist die<br />

Vergangenheit für Dirk Emmich und Antje Stamm der<br />

Anfang für Neues. Für die sorgsame Restaurierung<br />

des Verkaufs- und Verkostungsraums sowie des Weinkellers<br />

zeichnete die Architektenkammer Rheinland-Pfalz<br />

das Weingut 2013 mit dem Architekturpreis<br />

aus. Im Kreuzgewölbe des früheren Stalls,<br />

der »Kuhkapelle«, lassen sich heute in modernem<br />

Ambiente die Weine verkosten. Wenn Dirk Emmich<br />

sich mal nicht um den Wein kümmert, sitzt er trotzdem<br />

gerne auf dem Traktor. Denn sein Hobby ist<br />

der Ackerbau. Auf 35 Hektar Ackerfläche lässt er<br />

etwa Mais, Gerste und Zuckerrüben gedeihen. Für<br />

ihn schließt sich damit der Kreis zum Wein: »Ich<br />

lerne jeden Tag etwas Neues. Und ich brauche diese<br />

Bodenhaftung.«<br />

WEINGUT NEEF-EMMICH | RHEINHESSEN<br />

Von UWE KAUSS<br />

Fotos STEPHAN BÖHM<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

WENN DIRK EMMICH AUS DEM RHEINHESSISCHEN BERMERSHEIM MIT<br />

DEM TRAKTOR DURCH DIE WEINBERGE FÄHRT, IST ER NICHT NUR ZUM<br />

ARBEITEN DORT. ER FÄHRT MITTEN DURCH SEIN LEBEN. »DIE ARBEIT IM<br />

WEINBERG IST FÜR MICH NICHT NUR DIE BASIS ALLER QUALITÄT, SIE IST<br />

MEIN LEBENSELIXIER«, ERZÄHLT DER 55-JÄHRIGE DIPLOM-ÖNOLOGE.<br />

2019 Weißer Burgunder<br />

trocken<br />

Tolle Aromatik nach Ananas, saftiger<br />

Willams-Birne und Mirabelle, am<br />

Gaumen mit schöner Fülle und einer<br />

weichen und anregenden Säure. Ein<br />

stoffiger Nachhall mit einer Prise<br />

Exotik.<br />

2018 Westhofener<br />

Weisser Burgunder<br />

trocken<br />

Die nächste Stufe des Weißburgunders:<br />

feine Frucht von<br />

Cantaloup-Melone, saftigem<br />

Apfel und süße Orange. Dazu<br />

eine mineralische Note mit zart<br />

rauchigem Nachhall. Saftig und mit<br />

appetitlicher Säure.<br />

2017 Hundskopf<br />

Riesling trocken<br />

Animierender Duft nach reifem<br />

Weinbergpfirsich, Aprikose, Pampelmuse<br />

und etwas Mandarine. Alles<br />

unterlegt mit mineralischer Würze.<br />

Kraftvoll im Ausdruck und sehr saftig<br />

anmutend mit einer cremigen Note.<br />

12 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 13


Statt direkt im eigenen Weingut einzusteigen,<br />

suchte der frisch gebackene Önologe zunächst<br />

neue Erfahrungen in der Ferne. Praktika in<br />

kalifornischen Weingütern und am Robert Mondavi<br />

Institute der University of California Davis waren für<br />

ihn »enorm wichtig und lehrreich«: »Diese Zeit in<br />

Kalifornien hat mir noch mal andere Dimensionen<br />

aufgezeigt, von denen ich mein Leben lang profitieren<br />

werde«, so Christian Hirsch.<br />

Vor einigen Jahren schon hat Christian Hirsch<br />

seine eigene, komplett in schwarz gehaltene, dreistufige<br />

Wein-Linie geschaffen und auf den Namen<br />

»Hirsch ist Wild« getauft. Die Trauben für seine<br />

Gutsweine kommen von langjährigen Traubenlieferanten<br />

der Familie. Für das mittlere Segment,<br />

den Ortswein und das Topsegment Großes Geweih<br />

stammen jedoch praktisch alle Trauben aus den<br />

familieneigenen, älteren Rebgärten.<br />

Christian Hirschs liebstes Terroir ist der<br />

Heuchelberg, ein Weinberg mit tiefgründigen und<br />

nährstoffreichen Keupergesteinsböden. Durch die<br />

nach Süden ausgerichteten, oftmals mit Schilfsandsteinen<br />

durchzogenen Parzellen, stehen die Rebstöcke<br />

in idealer Ausrichtung zur Sonne. Doch viel<br />

Hitze verlangt auch einen wasserspeichernden Untergrund<br />

und genau das bietet das Keupergestein par<br />

excellence. Ideale Voraussetzungen, um extraktreiche<br />

und kraftvolle Weine zu erzeugen. Mit fast<br />

Dreiviertel dominiert der Rotwein die Produktion<br />

und hier ist Lemberger, meist als Basis einer Cuvée<br />

mit internationalen Sorten, der Platzhirsch. Trotzdem<br />

ist der Riesling die Sorte mit der größten Fläche<br />

im Betrieb.<br />

Bei allem Herzblut und den hervorragenden<br />

Terroirs beherrscht Christian Hirsch auch das<br />

schwäbische Augenzwinkern. Seine Topweine<br />

nennt er Großes Geweih, süffisant an den eigenen<br />

Familiennamen und frech an das Große Gewächs<br />

einer bekannten Winzervereinigung erinnernd. Aber,<br />

so sagt Christian Hirsch, der Name soll auch seine<br />

Vorliebe für kraftvolle und ausdrucksstarke Weine<br />

zeigen. Wenn Grosses Geweih auf dem schwarzen<br />

Etikett steht, dann wird bestimmt kein Kabinettchen<br />

in der Flasche sein. Zum wahren Tüftler und<br />

Freak wird Christian Hirsch, wenn er von seinen<br />

Barriques erzählt. Für die bevorzugt er heimische<br />

Eiche. Gemeinsam mit einem talentierten jungen<br />

Fassmacher hat er probiert und analysiert, bis beide<br />

mit dem Ergebnis zufrieden waren. Passion pur.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2019 Wildklasse<br />

Riesling trocken<br />

In der Nase mit satter Frucht und<br />

sehr verspielt, mit einem kleinen<br />

Süße-Touch. Die Säure angenehm,<br />

für unkomplizierten Trinkgenuss.<br />

Weiß und wild<br />

Cuvée aus viel Weißburgunder,<br />

flankiert von Riesling, Rivaner und<br />

Gewürztraminer. Duftet satt nach<br />

Mirabelle, einem Touch Quitte<br />

und Pfirsich. Fruchtig und ausgewogen,<br />

von Frühlingsgefühlen<br />

bis Sommernachtsliebe.<br />

2016 GC<br />

Grauburgunder<br />

Chardonnay<br />

Großes Geweih trocken<br />

Erinnert an vollreife exotische<br />

Früchte und einen Touch Kokos.<br />

Satte Aromatik mit viel Leben und<br />

Spiel. Im Geschmack herrlich ausbalanciert<br />

und unendlich lang.<br />

BLACK IS<br />

BEAUTIFUL<br />

HIRSCH.WINE | WÜRTTEMBERG<br />

Von SIGI HISS Fotos THORSTEN FAUST<br />

<strong>DAS</strong> WEINGUT DER FAMILIE HIRSCH LIEGT WESTLICH VON HEILBRONN<br />

IM WÜRTTEMBERGISCHEN LEINGARTEN. SCHON DER GROSSVATER,<br />

EIGENTLICH HOLZFASSKÜFER, MACHT HIER ALS AUTODIDAKT WEIN,<br />

GEMEINSAM MIT SEINEM VATER ARTUR IST MIT CHRISTIAN HIRSCH<br />

NUN DIE DRITTE GENERATION AM START. DER GING <strong>DAS</strong> THEMA VON<br />

GRUND AUF AN, ABSOLVIERTE EINE WINZERLEHRE UND STUDIERTE<br />

ANSCHLIESSEND IN GEISENHEIM ÖNOLOGIE.<br />

14 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 15


SEHNSUCHT<br />

NACH<br />

UNAUFGEREGTEM<br />

WEINGÜTER WEGELER | RHEINGAU<br />

Von Till Ehrlich<br />

Fotos Alex Habermehl<br />

<strong>DAS</strong> OESTRICHER GUTSHAUS DER WEINGÜTER WEGELER IST VIELLEICHT<br />

SO ETWAS WIE DER BEKANNTE UNBEKANNTE UNTER DEN RHEINGAUER<br />

FLAGGSCHIFFEN. <strong>DAS</strong> GUT WURDE 1882 VON JULIUS WEGELER GEGRÜNDET,<br />

EINER VISIONÄREN PERSÖNLICHKEIT DER DEUTSCHEN WEINWIRTSCHAFT IM<br />

19. JAHRHUNDERT. ER WAR MITINHABER DER SEKTKELLEREI DEINHARD UND<br />

ERWARB DAMALS SEINE ERSTEN EIGENEN WEINGÜTER UND WEINBERGE,<br />

DARUNTER ERSTKLASSIGE LAGEN IM RHEINGAU. SEIN GROSSNEFFE ROLF<br />

WEGELER UND DESSEN GUTSVERWALTER NORBERT HOLDERRIETH HABEN<br />

HUNDERT JAHRE SPÄTER, 1983, MIT DER TROCKENEN RIESLINGSPÄTLESE<br />

GEHEIMRAT »J« EINEN KLASSIKER DER WEINWELT GESCHAFFEN.<br />

Ende der 1990er Jahre hat sich die Familie Wegeler<br />

von Deinhard getrennt, seitdem konzentriert sie<br />

sich auf ihre Weingüter in Bernkastel an der Mosel<br />

und in Oestrich im Rheingau. Seit 1998 tragen Rolfs älteste<br />

Tochter Anja und ihr Mann Tom Drieseberg die Verantwortung<br />

für dieses lebendige Stück deutscher Weinkultur.<br />

Es ist bemerkenswert, wie die beiden es geschafft<br />

haben, Bewahrenswertes wie den Geheimrat »J« im Profil<br />

zu schärfen und gleichzeitig neue Wege einzuschlagen, die<br />

im Einklang mit dem Familienethos stehen. Seit der Jahrtausendwende<br />

wurde auch die Weinherstellung schrittweise<br />

umgestellt und verfeinert. Dazu gehörte vor allem<br />

ein Relaunch der edel- und fruchtsüßen Rieslinge, Auslesen<br />

und Spätlesen. Früher waren sie zu trocken ausgebaut<br />

worden, nun setzt man erfolgreich auf kompakte<br />

Säure, viel natürliche Traubensüße und wenig Alkohol.<br />

Ungerührt vom Getöse vieler Weinmoden hat Wegeler<br />

in der Spitzenlage Geisenheimer Rothenberg vinophile<br />

Großtaten vollbracht. Die Kühle der Höhenlage und die<br />

mineralreichen Eigenschaften des eisenhaltigen Rotschieferbodens<br />

können die Essenz der Rieslingfrucht<br />

einzigartig ausprägen. Hinzu kommt, dass die Edelfäule<br />

Botrytis die Beeren hier feiner und stärker rosinieren<br />

lässt als an vielen anderen Orten. Immer wieder werden<br />

im Rothenberg Öchslerekorde aufgestellt. Doch für Tom<br />

Drieseberg sind das Überzeichnungen, denn er strebt für<br />

seine feinsten Tropfen das Filigrane an, das ein Gegengewicht<br />

zur Süße bildet.<br />

Eine weitere Neuerung war, dem Geheimrat »J« ein<br />

ebenbürtiges Gewächs zu Seite zu stellen, das seine Eigenart<br />

geschmacklich vollkommen anders zeigt. Der Rothenberg<br />

Riesling trocken Großes Gewächs ist ein Wein, der<br />

im Glas präzise seine Intensität entfaltet. Seine Fülle ist<br />

dabei so fein und harmonisch gezeichnet, dass man ihn<br />

schnell unterschätzen kann.<br />

Vor gut 20 Jahren hat Tom Drieseberg außerdem damit<br />

begonnen, aus geeigneten Jahren Große Gewächse im<br />

Keller des Gutshauses perfekt reifen zu lassen. Nach ihrer<br />

Reise durch die Zeit tauchen sie als »Vintage Collection«<br />

wieder in der Gegenwart auf. Das besondere Konzept<br />

besteht darin, mit ausgereiften und erschwinglichen<br />

Weinen die Schwellenangst vor gereiften Weinen zu<br />

nehmen. »Ich glaube«, sagt Tom Drieseberg, »dass es<br />

eine Renaissance der gereiften Weine gibt. Es ist die Sehnsucht<br />

der Menschen nach etwas Unaufgeregtem, nach<br />

etwas, das wirklich gut ist und gut tut.«<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2018 Oestricher Ries-<br />

ling trocken<br />

VDP.ORTSWEIN<br />

Cremiger Duft nach weißen Blüten<br />

und hellgelben Früchten. Vielschichtig,<br />

tiefgründig und verspielt.<br />

Am Gaumen voller Druck, schlank,<br />

trocken und rassig. Dezente weiße<br />

Pfefferschärfe im Nachhall.<br />

2018 Rosengarten<br />

Riesling GG trocken<br />

VDP.GROSSE LAGE<br />

In der Nase intensiver Apfelduft.<br />

Am Gaumen konzentriert und<br />

mineralisch mit einem wunderbar<br />

harmonischen Süße-Säure-Spiel.<br />

Ein sehr klares, lineares und tiefgründiges<br />

Großes Gewächs.<br />

2018 Wegeler<br />

Riesling trocken<br />

VDP.GUTSWEIN<br />

Rheingau<br />

Kühler Duft nach knackigem Kernund<br />

Steinobst und saftiger Zitrone.<br />

Gebündelt und klar. Am Gaumen<br />

mit schlankem Körper und langem<br />

zitrusbetontem Finale. Zupackender<br />

rassiger Typ mit klarer Kante.<br />

16 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 17


WEINE MIT<br />

TRINKFLUSS<br />

WEINGUT ST. ANTONY | RHEINHESSEN<br />

Von UWE KAUSS Fotos RUI CAMILO<br />

Was die Reben, die in den Rotschiefer-Wacken<br />

des Brudersbergs am Roten Hang wachsen an<br />

Finesse in den Wein geben, ist in der Genusswelt<br />

hoch begehrt. Der nur einen Hektar große<br />

Weinberg des einstigen Klosterguts Heyl zu<br />

Herrnsheim ist 2006 in St. Antony aufgegangen.<br />

Die Geschichte von St. Antony reicht zurück<br />

bis ins Jahr 1912, als die Eisen produzierende<br />

Gutehoffnungshütte in Oberhausen einen<br />

Kalksteinbruch in Nierstein mit umliegenden Weinbergen<br />

kaufte. 1920 wurde der erste Jahrgang des<br />

Werksweins gefüllt. 2005 kaufteHamburger Unternehmer<br />

Detlev Meyer, Hauptaktionär der Weinhandelsgruppe<br />

Hawesko, das Weingut. Der hat den<br />

Weinmacher Dirk Würtz zum Gesellschafter von<br />

St. Antony gemacht. Zehn Personen umfasst dessen<br />

Mannschaft, für die er nun Matchpläne entwirft.<br />

Weinbau studiert hat Dirk Würtz nie. Der Wein<br />

hat ihn einfach in Besitz genommen. Auslöser war<br />

eine Magnum Château Lafite des Jahrgangs 1900.<br />

»Von Wein hatte ich damals null Ahnung, ich konnte<br />

mir gar nicht vorstellen, dass so was gut schmecken<br />

könnte«, erzählt Würtz. Danach wollte er unbedingt<br />

lernen, wie man Wein macht. Seinen Anfang als<br />

Winzer machte er im Weingut von Wilhelm Weil<br />

im Rheingau, kelterte zwischendrin seinen eigenen<br />

Wein in Rheinhessen, heuerte dann wieder im Rheingau<br />

im Weingut Balthasar Ress an und bringt nun all<br />

diese Erfahrungen für St. Antony im Roten Hang ein.<br />

Direkt zum Start übernahm er die letzten<br />

Schritte, den bereits 2006 biozertifizierten Anbau<br />

auf Demeter umzustellen. Ein Wahnsinnsprojekt<br />

sei das, erzählt Würtz, »Öko-Anbau im Steilhang<br />

ist die größtmögliche Geldverschwendung<br />

mit dem geringsten Nutzen.« Er organisierte die<br />

Weinbergarbeit von Grund auf neu, ließ tausendvierhundert<br />

Tonnen Kompost mit dem Hubschrauber<br />

abwerfen und beschloss zudem, auch in den Steillagen<br />

die Maschinenarbeit einzustellen. Aus den<br />

Trauben produziert er nun »Riesling, der auch<br />

Grauburgunderfans schmeckt«. Trinkfluss ist ihm<br />

dabei ebenso wichtig wie Präzision und Dichte. »Wir<br />

wollen Schmelz und Fülle ohne Fett.« Neben Riesling<br />

produziert sein Team auch Chardonnay, Weißburgunder<br />

und hochfeinen Pinot Noir. Typisch<br />

Rheinhessen, aber auf höchstem Niveau. Zudem ist St.<br />

Antony ein Rotwein-Unikat: Seit 2008 ließ der ehemalige<br />

Kellermeister die größte Fläche Blaufränkisch<br />

(Lemberger) außerhalb Österreichs pflanzen. Neben<br />

den kühl-komplexen Blaufränkisch-Ortsweinen setzt<br />

Würtz nun auf einen internationalen Trend: Rosé.<br />

Eine eigene Marke mit drei Weinen wird es geben.<br />

»Unser Anspruch sind Spitzenweine, unser Kapital<br />

ist Grand Cru.«<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2019 Rosé trocken,<br />

VDP.GUTSWEIN<br />

Der Inbegriff eines spritzigen,<br />

unkomplizierten Terassenweins:<br />

aus Spätburgunder gekeltert, mit<br />

viel Kirsch- und Erdbeeraromatik<br />

und dezenter Perlage, die den Wein<br />

richtig spritzig macht.<br />

2017 Nierstein<br />

Blaufränkisch,<br />

VDP.ORTSWEIN<br />

St. Antonys Visitenkarte für den<br />

Blaufränkisch: am Gaumen sehr<br />

rund mit saftiger Kirschfrucht, reich<br />

an Extrakt, konzentriert und mit<br />

animierendem Abgang.<br />

2018 Pettenthal VDP.<br />

GG, Riesling trocken<br />

Kräuterwürzig und mit moderater<br />

Säure, dabei mit immenser<br />

Konzentration, leichtfüßig und mit<br />

mineralisch zitrusartigem Nachhall.<br />

Ein durch und durch straffer<br />

und fester Wein mit großem Lagerpotenzial.<br />

NIEMAND BESITZT MEHR FLÄCHE AM WELTBERÜHMTEN ROTEN HANG ALS<br />

<strong>DAS</strong> RENOMMIERTE RHEINHESSISCHE VDP-WEINGUT ST. ANTONY IN NIER-<br />

STEIN. ES VERFÜGT ÜBER SECHS SPITZENLAGEN DES ROTEN HANGS, ALLE<br />

VOM VDP ALS GROSSE LAGE KLASSIFIZIERT: PETTENTHAL, ORBEL, ÖLBERG,<br />

HIPPING BRUDERSBERG UND ZEHNMORGEN. ZWEI DAVON SIND MONOPOL-<br />

LAGEN: DER ZEHNMORGEN IST EINE LANGE VERGESSENE, NIEMALS FLUR-<br />

BEREINIGTE PARZELLE, DIE IN HISTORISCHEN DOKUMENTEN ALS EBENSO<br />

»ERSTKLASSIG« WIE <strong>DAS</strong> WELTBERÜHMTE PETTENTHAL BESCHRIEBEN WIRD.<br />

DER BODEN DES NUR GUT EINEN HALBEN HEKTAR KLEINEN RIESLING-WEIN-<br />

BERGS BESTEHT AUS TON UND KALKSTEINFELSEN – EINE RARITÄT IM NIER-<br />

STEINER ROTSCHIEFERBODEN. DER NUR EIN HEKTAR KLEINE BRUDERSBERG<br />

KAM DURCH <strong>DAS</strong> TRADITIONSWEINGUT HEYL ZU HERRNSHEIM HINZU.<br />

18 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 19


BESTÄNDIGKEIT<br />

UND WANDEL<br />

WEINGUT ALEXANDER GYSLER | RHEINHESSEN<br />

Von URSULA HEINZELMANN Fotos GERALD SCHILLING<br />

GYSLER, <strong>DAS</strong> IST BESTÄNDIGKEIT: FAMILIENWURZELN<br />

ZURÜCK BIS INS 15. JAHRHUNDERT, DER HOF IM<br />

SÜDLICHEN RHEINHESSEN MIT ALTEM GEMÄUER<br />

VON MITTE DES 18. JAHRHUNDERT. <strong>DAS</strong> WEIN-<br />

GUT AUS GEMISCHTER LANDWIRTSCHAFT ENT-<br />

STANDEN, ZWÖLF HEKTAR REBEN, SANDSTEINVER-<br />

WITTERUNGSBÖDEN, ZUR HÄLFTE ROTLIEGENDES<br />

IM WARMEN UND DOCH VON EINER BRISE DURCH-<br />

LÜFTETEN KLEINKLIMA DER WEINHEIMER HÖLLE.<br />

UND DOCH AUCH WANDEL, DENN JEDE GENERATION<br />

SETZT <strong>DAS</strong> AUF IHRE WEISE UM.<br />

Zu Zeiten von Alexanders Vater geht es<br />

erst um den Preis, dann verkostet man:<br />

»Unsere wichtigsten Weine waren damals<br />

milde Kabinettweine in der Literflasche aus Neuzüchtungen,<br />

im Keller war Pumpen und Filtrieren<br />

angesagt, aber grundsätzlich nur Spontangärung.«<br />

Als der Sohn 1999 von einem Tag auf den anderen die<br />

Führung übernehmen muß, fühlt er sich überfordert,<br />

fehlt ihm die Anleitung: der Vater liegt im Koma. Der<br />

frischgebackene Diplom-Ingenieur geht auf Nummer<br />

Sicher, arbeitet mit allen modernen Mitteln, wie er<br />

es im Studium gelernt hat. Im Weinberg effizient,<br />

zeitsparend und eifrig spritzend, im Keller nach<br />

gängigem Winemaker-Modell mit Reinzuchthefen<br />

und durch Kühlung gezügelte Gärung. »Nach ein<br />

paar Jahren war ich am Ende der Fahnenstange: die<br />

Weine schmeckten jedes Jahr gleich, schienen austauschbar.«<br />

Für die Diplomarbeit hat er sich mit<br />

ungepumpten, unfiltrierten Weinen befaßt, er wagt<br />

erste Veränderungen und geht verstärkt zurück zu<br />

den klassischen Sorten.<br />

Und stellt 2004 auf »bio« um. »Ich hab mich vor<br />

den stinkenden Herbiziden geekelt, und vor allem<br />

wollte ich meine Töchter ruhigen Gewissens im<br />

Weinberg Trauben essen lassen, ohne Gift.« Zwei<br />

Jahre später der nächste Schritt, die biodynamische<br />

Bewirtschaftung. Ȇberraschenderweise<br />

war das<br />

alles gar kein Problem.«<br />

Aber der eigentliche Wandel<br />

braucht Zeit, während<br />

der folgenden zehn Jahre<br />

tastet er sich vor, lernt zu<br />

akzeptieren, daß nichts<br />

hundertprozentig sein<br />

muß, ein bißchen Unkraut<br />

keine Katastrophe darstellt.<br />

»Die Weinberge<br />

haben sich verändert und<br />

ich mich als Mensch, ganz<br />

allmählich die Reben verstanden.«<br />

Nach und nach zeigt sich das in den Weinen. So<br />

wie er selbst waren sie nie wirklich laut, nun werden<br />

sie noch ruhiger und dabei immer ausdrucksvoller.<br />

Gänzlich unprätenziös, und doch ganz präzise. Feinleuchtend,<br />

nie blendend. Er unterstreicht das durch<br />

eine neue Ausstattung, eine interne Klassifizierung<br />

und vor allem Namen: Riesling gibt es nun als Sandstein,<br />

Feldgeflüster, Kammerton und Klangwerk,<br />

Grauburgunder heißt Feldstärke und Scheurebe<br />

Sonnentau, Weißburgunder verbreitet Sternenglanz<br />

und Leuchtkraft, Spätburgunder Rosé kommt<br />

als Funkenflug daher. Längst haben sich auch die<br />

Kunden gewandelt, stehen die Weine ganz im Vordergrund.<br />

Neben den trockenen Stillweinen gehört<br />

flaschenvergorener Sekt zum Standardprogramm,<br />

er probiert sich an PetNat und erforscht Naturweine,<br />

die er »Vins Vivants« nennt. Doch eigentlich gilt<br />

das für alle Gysler-Weine: sie sind voller Leben, mit<br />

allem Hell und Dunkel.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

FELDSTÄRKE<br />

Grauburgunder 2018<br />

trocken<br />

Kraft, Frucht, Frische und Lebendigkeit<br />

–die Stärken dieses Grauburgunders.<br />

Ein Wechselspiel von<br />

Steinfrucht, exotischen Noten,<br />

Zitrus und Quitte verbindet sich<br />

mit Extrakt und nussigen Aromen.<br />

KAMMERTON<br />

Weinheimer Riesling<br />

2019 trocken<br />

Kraftvoll mit einer wunderbaren<br />

Balance aus Frucht und Mineralität.<br />

Ein eleganter Orts-Riesling mit<br />

salzigen Noten, kristalliner Säure und<br />

einer herrlich gelbfruchtigen Reife.<br />

KLANGWERK Riesling<br />

Weinheimer Hölle 2018<br />

trocken<br />

Unser Großes Gewächs stammt von<br />

alten Reben auf rotliegendem Sandstein.<br />

Die mineralische Komponente<br />

erzeugt einen dichten Spannungsbogen.<br />

Ein Wein, dem man Zeit und<br />

Muße widmen sollte.<br />

20 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 21


Felix Ellwanger führt das VDP-Weingut im württembergischen<br />

Winterbach gemeinsam mit seinem<br />

älteren Bruder Jörg, 50. Auch der Vater,<br />

Jürgen Ellwanger, inzwischen 79 Jahre alt, arbeitet<br />

noch immer gerne im Weinberg mit. Die Ellwangers<br />

zählten schon immer zu den experimentierfreudigen<br />

Winzern, die weit über den eigenen Tellerrand hinausschauten.<br />

Der Seniorchef baute als erster Winzer<br />

in Deutschland schon in den 1970er Jahren die<br />

Zweigelt-Rebe an – bürokratische<br />

Verbote musste<br />

er dabei ignorieren. Auch<br />

beim richtungsweisenden<br />

HADES-Projekt musste er<br />

sich gegen viele Widerstände<br />

durchsetzen: Jürgen<br />

Ellwanger gehörte zu<br />

den sechs HADES-Winzern,<br />

die das Barrique in<br />

und über Württemberg<br />

hinaus salonfähig machten.<br />

Die im Eichenfass ausgebauten<br />

Weine wurden<br />

von den amtlichen Prüfern<br />

zunächst als »fehlerhaft«<br />

abgelehnt: »Wir<br />

mussten unsere teuersten<br />

Weine lange Zeit als<br />

Tafelwein verkaufen«,<br />

beschreibt Felix Ellwanger<br />

die Tücken dieser »Vorreiterrolle«.<br />

Überhaupt musste Jürgen Ellwanger erst einmal<br />

»die Leute vom deutschem Rotwein überzeugen«<br />

– der galt lange als rot gefärbtes Wässerchen,<br />

ohne Struktur und Tiefgang. Neben den<br />

traditionellen einheimischen Reben wie Lemberger<br />

und Trollinger pflanzte das Weingut auf den Keuper-<br />

Böden im Remstal auch frühzeitig internationale<br />

Sorten wie Merlot und Syrah an: Es sind langjährige<br />

Erfahrungen, die sich heute bezahlt machen. Aber<br />

das Entdecker- und Experimentier-Gen treibt auch<br />

die junge Generation an: »Wir haben immer gerne<br />

ausprobiert und das hören wir auch nicht auf«, sagt<br />

Felix Ellwanger, der als erster Winzer in Württemberg<br />

vor kurzem Goldriesling ausgepflanzt hat. Im neu<br />

errichteten Keller werden inzwischen Trauben von<br />

27 Hektar »Hanglagen« verarbeitet.<br />

Die heutige Winzer-Generation arbeite »viel<br />

genauer«, sagt Felix Ellwanger, der neue Keller<br />

helfe ihm dabei, »er gibt uns Raum, neue Dinge zu<br />

probieren«. Die Stilistik zielt auf mehr Eleganz ab:<br />

»Früher wurde mehr auf Power gearbeitet«, erzählt<br />

der Winzer, »die Kunden feierten uns, wenn man<br />

besonders hohe Alkoholwerte erreichte.« Diese<br />

Phase ist vorbei, auch die kräftigen Rotweine wie<br />

der Lemberger verbinden Komplexität und Finesse.<br />

Der Zweigelt HADES, der auf buntem Mergel in über<br />

300 Metern Höhe wächst, ist mit seiner raffinierten<br />

Kräuterwürzigkeit und seinen geschmeidigen Gerbstoffen<br />

ein markanter Prototyp dieser Rebsorte. Felix<br />

Ellwanger hat noch viele Ideen, er blickt weiter nach<br />

vorne, »gerade auch in der Krise«. Die könne auch<br />

der Auslöser sein, »etwas Positives mitzunehmen«.<br />

Jetzt wäre es an der Zeit, mehr auf »Regionalität« zu<br />

setzen und den Fokus stärker auf die einheimischen<br />

Winzer zu richten: »Es tut weh, wenn man hohe<br />

Qualität erzeugt und die Leute trotzdem Weine<br />

trinken, die um den ganzen Planeten geschickt<br />

wurden.«<br />

WINZER MIT<br />

EXPERIMENTIER-GEN<br />

WEINGUT ELLWANGER | WÜRTTEMBERG<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos PILZ-FOTOGRAFIE<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

2018 Lemberger<br />

Bundsandstein trocken<br />

VDP.Gutswein<br />

Intensive Aromen Waldbeeren,<br />

Zwetschgen und Cassis. Dazu<br />

kommen Anklänge von Wacholder<br />

und Pfeffer. Im Nachhall feingliedrig<br />

mit balancierter Textur und<br />

samtigem Finish.<br />

2018 Merlot Rosé<br />

trocken<br />

Das Bouquet ist intensiv mit herrlicher<br />

Frucht von Johannisbeeren<br />

und Blutorange. Am Gaumen ist<br />

er saftig mit fruchtigen Anklängen,<br />

lebendiger Säure und einem<br />

harmonischen Abgang.<br />

2016 HADES Zweigelt-<br />

Rebe trocken<br />

Kraftvoller Wein mit Aromen von<br />

Himbeere und Pflaume, im Mund<br />

dann wunderbar rund, mit reifen<br />

Tanninen und mit schöner Länge<br />

im Abgang.<br />

WIE VIELE WINZER HAT AUCH FELIX ELLWANGER GERADE MIT UNGEWOHNTEN<br />

PROBLEMEN ZU KÄMPFEN: DURCH DIE CORONA-KRISE SEI »EIN GROSSER<br />

TEIL DES MARKTES WEGGEBROCHEN«, BISLANG SICHERE EINNAHMEN<br />

AUS DER GASTRONOMIE UND DEM HANDEL BLEIBEN AUS. NOCH SEI ER<br />

GEDULDIG, SAGT DER 35-JÄHRIGE, LAMENTIEREN IST OHNEHIN NICHT SEINE<br />

SACHE: DIE FAMILIE ELLWANGER HAT SCHON IMMER GERNE ANGEPACKT<br />

UND NACH VORNE GESCHAUT<br />

22 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 23


SIEBZEHN JAHRE LANG HAT EVA RAPS ALS GESCHÄFTSFÜHRERIN DES<br />

VDP ERFOLGREICH DIE INTERESSEN DER DEUTSCHEN WINZERELITE<br />

REPRÄSENTIERT UND GEMANAGT. DANN HAT SIE DIE SEITEN GEWECHSELT<br />

UND WURDE SELBST WINZERIN. MIT IHREM LEBENSGEFÄHRTEN URBAN<br />

KAUFMANN HAT SIE <strong>DAS</strong> TRADITIONSWEINGUT HANS LANG IN HATTENHEIM<br />

ÜBERNOMMEN – EINES DER SPANNENDSTEN WEINBAUPROJEKTE IM<br />

RHEINGAU.<br />

NEUER STIL<br />

Im Jahr 2014, in der anstrengenden Zeit der Übernahme,<br />

als es auch darum ging, das Fremde zum<br />

Eigenen zu machen, hat Eva Raps zusammen<br />

mit Urban Kaufmann die beste und größte Parzelle<br />

des Wisselbrunnen ganz allein mit ihren Händen<br />

bearbeitet – sonntags und in der Freizeit. Das<br />

brauchte sie, um in die Identität einer Winzerin<br />

hineinwachsen zu können. Der Kontakt zum Rebstock<br />

und zum Weinberg ist für Eva Raps essentiell.<br />

Sie stammt aus Franken, hat eine gastronomische<br />

Ausbildung absolviert und dann die Hotelfachschule<br />

besucht. Danach zog sie nach Württemberg, hat auf<br />

der Schwäbischen Alp in der Gastronomie gearbeitet<br />

und dort die Welt des Weins als Leidenschaft und<br />

Profession für sich entdeckt. »Ich mach Wein« –<br />

das stand für sie fortan fest.<br />

Gerade weil Eva Raps die Branche so gut wie<br />

kaum ein anderer kennt, war ihr klar, dass sie ihren<br />

Traum vom eigenen Weingut nicht allein würde<br />

realisieren können. Sie wollte die Arbeit selbst<br />

machen, nicht nur in der Vermarktung, sondern<br />

auch im Weinberg und im Keller. »Ich arbeite gern<br />

mit der Hand, ich bin eine Schafferin«. Sich nochmal<br />

verändern und alles selbst machen – das wollte auch<br />

der Schweizer Urban Kaufmann. Der Käseproduzent<br />

aus Andwil im Kanton St. Gallen galt als einer der<br />

besten Erzeuger von Appenzeller Käse. Dreizehn<br />

Jahre hat er erfolgreich sein Unternehmen geführt.<br />

Aber auch er hatte diesen Traum vom eigenen Weingut.<br />

Jahrelang hat er sich neben seinem Job intensiv<br />

darauf vorbereitet. Urban Kaufmann hatte wie Eva<br />

Raps die Entschiedenheit, sich dieses neue Leben<br />

mit aller Konsequenz aufzubauen. »Wir haben uns<br />

nicht gemeinsam auf die Suche nach einem Weingut<br />

gemacht«, erzählt Eva Raps, »sondern einander bei<br />

der Suche gefunden.« Dann ging alles sehr schnell.<br />

Mit Hans Lang wurden sich beide rasch einig, und<br />

im November 2013 übernahmen sie das Rheingauer<br />

Traditionsweingut.<br />

Beibehalten haben sie die ökologische Bewirtschaftung<br />

der Weinberge und inzwischen auch den<br />

nächsten großen Schritt in Richtung Biodynamik<br />

gemacht. Eva Raps und Urban Kaufmann stimmen<br />

in ihren Vorstellungen zur Stilistik der Weine überein,<br />

die geradlinig und feingliedrig, aber eben auch dicht<br />

und vielschichtig ist. Besonders deutlich wird das<br />

beim »Tell«, einem Riesling aus den besten Lagen<br />

des Weinguts, die getrennt ausgebaut wurden. Der<br />

»Tell« ist feingliedrig und sehr dicht gewoben, aber<br />

seine Intensität kommt auf leisen Sohlen daher. Mit<br />

seinen zwölf Prozent Alkohol liegt er deutlich unter<br />

dem, was oft in dieser Rieslingklasse üblich ist. Die<br />

Verbindung von Leichtigkeit, Reinheit und Intensität<br />

ist in dieser Art für den Rheingau neu und lässt<br />

sich wunderbar trinken.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

IM RHEINGAU<br />

WEINGUT URBAN KAUFMANN | RHEINGAU<br />

Von TILL EHRLICH Fotos CHRISTOF HERDT<br />

2018 Rheingau Riesling<br />

trocken<br />

Ideal für alle, die das Terroir des<br />

Rheingaus in vollen Zügen genießen<br />

möchten: strahlend, elegant und<br />

kraftvoll, saftig in der Säure und<br />

schön trocken – ohne Fett auf den<br />

Hüften.<br />

2018 Rheingau Riesling<br />

Kabinett feinherb<br />

Aromen von reifen Sommeräpfeln,<br />

Pfirsichen und Aprikosen – ein<br />

feinfühlig ausbalancierter Wein mit<br />

großem Erfrischungsfaktor. Ein<br />

herrliches Trinkvergnügen, das es<br />

in dieser Art nur beim Riesling gibt.<br />

2018 Tell Riesling<br />

trocken<br />

Ein moderner Vertreter von<br />

Rheingauer Eleganz und Würze:<br />

kraftvoll und ausdrucksstark, aus<br />

vollreifen Trauben gekeltert, mit<br />

intensiven Aromen und geradliniger<br />

Art.<br />

24 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 25


DER ERBE DES<br />

Auf die Frage, wie viele Winzer aus den zweiunddreißig Generationen<br />

hervorgegangen seien, reckt er lachend den Finger in die Höhe: »Einer,<br />

ich!« Die geologische Besonderheit des Felsenecks ist der grünliche<br />

Phyllit-Schiefer. Er gebe dem Wein seine strahlende Eleganz und Mineralität,<br />

erklärt der Winzer. Die Weine aus der benachbarten Großen Lage Schlossberg<br />

mit Rotschiefer-Boden sind stets etwas weicher und runder.<br />

Die Karriere des Achtunddreißigjährigen als Winzer und Weinmacher ist<br />

eng mit dem Felseneck verbunden. Im September 2007 hatte er gerade das<br />

Thema seiner Diplomarbeit für Weinbau und Oenologie an der Hochschule<br />

Geisenheim eingereicht, als ihn der Anruf seines älteren Bruders Constantin<br />

erreichte: »Du musst kommen!« Die Gutsverwalterin war mit dem Traktor<br />

den Weinberg herabgestürzt und hatte sich schwer verletzt. »Hier genau war<br />

es!« zeigt Felix Prinz zu Salm-Salm. Er sprang sofort ein und übernahm die<br />

Aufgabe wenig später ganz.<br />

Damals umfasste die eigene Rebfläche im Felseneck nur einen Hektar.<br />

Jetzt sind es vier. Seit 2018 ist er allein dafür verantwortlich – als Pächter der<br />

Weinberge seines älteren Bruders. Felix Prinz zu Salm-Salm ist aber auch<br />

selbst Weinbergsbesitzer, denn von seiner Mutter erbte er sieben Hektar in<br />

den Großen Lagen Scharlachberg und Kirchberg in Bingen. Sie gehören zu<br />

dem ehemaligen Weingut Villa Sachsen. Mit seiner Frau Victoria und Sohn<br />

Augustinus lebt er direkt neben den Weinbergen am Binger Rochusberg in<br />

einem »sehr unscheinbaren Häuschen«, wie er sagt. Zwanzig Minuten dauert<br />

die Fahrt von hier nach Wallhausen. In beiden Weinbaugebieten wird zu zweiundsiebzig<br />

Prozent Riesling angebaut, daneben Spät-, Weiß- und ein wenig<br />

Grauburgunder, Merlot und Scheurebe. Auch die Weine aus den Lagen in<br />

Bingen werden in Wallhausen gekeltert und ausgebaut.<br />

Zehn Tage bis zwei Wochen beträgt der Reifeunterschied zwischen den<br />

rheinhessischen Großen Lagen in Bingen und den Nahe-Weinen in Wallhausen.<br />

»Wenn sich andere in der Pfalz oder Rheinhessen fragen, wie sie es<br />

schaffen, kühlere Weine zu machen, dann haben wir hier einen Super-Vorteil.«<br />

In diesem Gebiet der Nahe ist er der einzige VDP-Winzer, keiner seiner<br />

Nachbarn bewirtschaftet auch nur annähernd so viele Steillagen.<br />

Im Zentrum der Bemühungen um noch mehr Qualität steht der nachhaltige<br />

Weinbau. Zum einen gehört das Weingut dem Verband der Prädikatsweingüter<br />

VDP an, zum andern ließ der Winzer sich von Fair’n Green zertifizieren,<br />

dem europäischen System für nachhaltigen Weinbau. Die Organisation<br />

liefert eine umfassende Beratung für Nachhaltigkeit bei der Betriebsführung,<br />

in Umweltfragen und bei der Mitarbeiterführung.<br />

DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN<br />

FELSENECKS<br />

WEINGUT PRINZ SALM | NAHE<br />

Von CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos CHRISTOF HERDT<br />

FELIX PRINZ ZU SALM-SALM STEHT<br />

AM OBEREN RAND DER STEILLAGE<br />

FELSENECK BEI WALLHAUSEN<br />

UND BLICKT INS TAL UND AUF <strong>DAS</strong><br />

FAMILIEN-SCHLOSS WALLHAUSEN.<br />

ER IST EIN GROSSER, MEIST FRÖHLICH<br />

AUSSCHAUENDER MANN MIT<br />

JUNGENHAFTEM GESICHT. »UNSER<br />

NAME SALM RÜHRT DAHER, <strong>DAS</strong>S WIR<br />

FRÜHER FISCHRECHTE IM RHEIN UND<br />

DEN NEBENFLÜSSEN HATTEN – WER<br />

LACHSE FISCHEN WOLLTE, MUSSTE<br />

BEI UNS DAFÜR BEZAHLEN«, SAGT<br />

FELIX PRINZ ZU SALM-SALM.<br />

2018 Riesling trocken<br />

Mit einem erfrischenden Kohlensäure-Anteil,<br />

ganz leicht perlend.<br />

Dazu die fruchtigen Aromen von<br />

Zitrus und Aprikose, am Gaumen mit<br />

lebendiger Säure und guter Präsenz.<br />

2018 vom roten<br />

Schiefer Riesling<br />

trocken<br />

Duftet üppig nach weißen Blüten und<br />

saftiger Litschi. Am Gaumen trifft die<br />

große Fülle auf schmelzige Mineralik.<br />

Das mündet in einen langen und ausladenden<br />

Abgang.<br />

2016 Kirchberg Bingen<br />

Riesling GG<br />

Ein großer Wein! Volle und intensive<br />

Aromen von reifer Mirabelle und<br />

üppiger Rose. Am Gaumen mit<br />

großem Schmelz und einer opulenten<br />

Frucht, dabei zugleich feingliedrig<br />

und strukturiert.<br />

26 <strong>FINE</strong> #WEINanderHelfen<br />

#WEINanderHelfen<br />

<strong>FINE</strong> 27


Wichtige Informationen zu diesem Wein: 2015 Kiedrich Gräfenberg Riesling Trocken GG VDP.Großes Gewächs | Rebsorte: Riesling | Herkunftsort; Deutschland, Rheingau | Hersteller/Abfüller: Weingut Robert Weil, Mühlberg 5, 65399 Kiedrich | Nettofüllmenge: 0,75 l | Alkoholgehalt: 13 % vol. | Enthält<br />

Sulfite | Anbieter: Tre Torri Verlag GmbH, Sonnenberger Straße 43, 65191 Wiesbaden<br />

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