06.04.2020 Aufrufe

Orientation & Identity

Portäts internationaler Leitsysteme. 17 internationale Projekte zeigen, wie ein Weg zum Erlebnis wird und nicht zur anonymen Distanzüberwindung verkommt.

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ansehen, interpretieren, die Entfernung wahrnehmen, die Weite. Das ist Orientierung, und

doch kann ich mich ganz individuell bewegen. Es bedeutet Orientierung in einem freien

Sinn, man kann jederzeit wieder seinen Orient finden.

Ist das ein Appell an die Rückkehr zu natürlich vorhandenen Orientierungsmöglichkeiten?

// Ruedi Baur Ich möchte nicht den Romantiker spielen, aber in unserer Gesellschaft gibt es

verschiedene Bedürfnisse, neue durch neue Möglichkeiten und Anforderungen, wenn

man unterirdisch eine ganze Stadt durchwandern kann oder Flughäfen braucht, die immer

komplexer werden. Aber es bleibt auch der Wunsch, dass man nicht immer geleitet wird,

die Möglichkeit behält, sich zu verlieren.

Was kann der Gestalter dafür tun?

// Ruedi Baur Ganz viel. Er baut ein Konzept auf und muss genau schauen, was der Grad an

Wichtigkeit ist, den die Orientierung hat, und welche Mittel zur Verfügung stehen, um eine

weite Orientierung zu ermöglichen.

Wenn Menschen in einem strengen Raster leben, sind sie dann überhaupt bereit, Dinge anzunehmen, die sie

selbstständig fordern, statt nur passiv Information entgegenzunehmen?

// Ruedi Baur Ich denke, ja. Wir funktionieren zwar oft wie Automaten, aber doch mit einer

Spur Selbstreflexion oder Selbstironie. In einem hyperfunktionellen Raum verhält man

sich auch hyperfunktionell, und das heißt inhuman. In einem poetischen Raum verhält

man sich vielleicht auch poetisch. Die Frage ist jetzt, wie man ein Orientierungssystem

schaffen kann, das uns aus diesem Inhumanen herausbringt und trotzdem die Funktion

erfüllt, die man natürlich auch sucht.

gauge the distance, the expanse. That is orientation and yet you can move individually.

That means orientation in a free sense; you can find your own Orient at any time.

Is that an appeal for the return to naturally available orientation possibilities?

// Ruedi Baur I don’t want to sound romantic, but there are different needs in our society,

new needs stemming from new possibilities and requirements. For example, one can

wander through an entire city underground, or airport requirements are being ever more

complex. But the desire also remains to not always be guided, to have the possibility of

wandering off.

What can the designer do?

// Ruedi Baur A great deal. He can put together a concept and has to carefully assess orientation’s

degree of importance and what means are available to make broad orientation

possible.

Are people even prepared to accept things that challenge them individually rather than just absorbing

information passively if they live in a strict grid?

// Ruedi Baur I think so. We often work like automatons, but with a trace of self-reflection or

self-irony. We are hyper-functional in a hyper-functional space, that is to say inhuman

space. One might be poetic in a poetic space. The question now is how to create an orientation

system that takes us away from what is inhuman and still fulfills the function one

naturally seeks.

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