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2020/2 Gemeindebrief St. Lukas Sonderheft Corona

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FÜR SENIOREN

Kaum noch vor die Tür gehen und keinen Besuch mehr bekommen. Das ist hart. Umso wichtiger

wird da das Telefon – und auch Stift und Papier kommen wieder zu Ehren. Wie wäre es,

einmal zum Adressbuch zu greifen und mit einem Anruf oder einer Karte alte Kontakte wieder

aufleben zu lassen – auch wenn wir schon lange nichts mehr voneinander gehört haben.

In manchen Hausfluren hängen Hilfsangebote aus, fürs Einkaufen zum Beispiel. Sich helfen

zu lassen fällt vielen aber schwer, so lange es noch irgendwie anders geht. Dabei könnte der

Kontakt, der durch die Hilfe zustande kommt, so wohltuend sein. Und wo niemand von sich

aus etwas anbietet: Wie wäre es, den ersten Schritt zu wagen? Jemandem sagen, dass man

sich Anrufe wünscht. Einen Zettel bei den Nachbarn in den Briefkasten werfen, ob sie etwas

vom Einkaufen mitbringen. Die Hilfsbereitschaft ist in diesen Tagen groß. Da könnte etwas

Neues entstehen.

STRUKTUR UND RITUALE

Feste Gewohnheiten können einem langen Tag Form geben und Halt vermitteln – jetzt ist ein guter

Zeitpunkt, bei den Gewohnheiten zu bleiben, die mir wohltun und auch neue Rituale zu beginnen.

Ich habe zum Beispiel wieder damit angefangen, beim Aufstehen auf der Bettkante ein Kreuz zu

schlagen und Luthers Morgensegen zu sprechen: „Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist.“

Weitere Ideen finden Sie auf Seite 13.

ERINNERUNGEN FESTHALTEN

Vielleicht haben Sie schon manchmal darüber nachgedacht, Ihre Lebenserinnerungen für sich selbst,

Freunde oder Kinder und Enkel aufzuschreiben. Das ist ein großes Projekt. Fangen Sie doch klein

an: Wählen Sie sich jeden Tag ein Foto. Und wenn Sie Ihre Fotos nicht zur Hand haben, erinnern

Sie sich an eins. Stellen Sie sich dann Papiere in vielen verschiedenen Farben vor. Welche Farbe

würden Sie als Hintergrund für Ihr Foto wählen? Und nun erzählen Sie, was auf dem Foto zu sehen

ist und wieso Sie sich gerade für diese Farbe als Hintergrund entschieden haben. Als ich das einmal

ausprobiert habe war ich erstaunt, wie einfach es war, über das Hilfsmittel „Farbe“ Zugang zu der

Atmosphäre eines Lebensabschnittes zu bekommen und ins Erzählen zu finden. Versuchen Sie es

doch auch einmal. Und wenn Schreiben für Sie nicht in Frage kommt: Vielleicht hat Ihr Handy ja

eine Diktierfunktion.

WAS KÖNNEN WIR

GEMEINSAM TUN?

Was für eine Frage angesichts der Tatsache, dass wir uns vereinzeln sollen? Was allen Menschen

schwer fällt, ist für eine christliche Gemeinde besonders schmerzlich. Kein Gottesdienst

miteinander, kein gemeinsamer Gesang, kein Versammeln um den Abendmahlstisch. Trotzdem

können wir als einzelne einiges tun im Bewusstsein, dass wir es „gemeinsam“ tun. Hier zwei

Vorschläge

GLOCKENGELÄUT ALS ZEICHEN DER VERBUNDENHEIT

Die Glocken rufen zum Gebet nicht nur in der Kirche, sondern auch zuhause. Lassen Sie sich einladen,

den Glocken in ihrer Nähe bewusst zu lauschen. Lassen Sie sich von ihnen bei dem unterbrechen,

was Sie gerade tun. Und wenn Sie mögen, sprechen Sie ein eigenes Gebet oder auch gerne das

Vaterunser. Wenn wir das Gebet sprechen, das Christus uns gelehrt hat, sind wir über Raum und Zeit

hinweg verbunden, auch quer durch alle Konfessionen. Die Glocken von St. Lukas läuten um 12 Uhr

und um 18 Uhr. Die Glocken in Ihrer Hörweite tun’s auch.

KERZEN IM FENSTER

Eine bundesweite Aktion heißt: „Wir halten uns fern und sind für einander da – Licht der Hoffnung!“

In diesen Tagen der notwendigen Isolation ist es besonders wichtig, Gemeinschaft im Glauben zu

leben. Dies ist auch weiterhin möglich. Wenn die Sonne untergegangen ist, stellen Sie von draußen

gut sichtbar eine brennende Kerze in Ihr Fenster. Verbinden Sie damit ausgesprochen oder in Gedanken

den Zuspruch Jesu: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in

Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Und denken Sie daran: Viele solche

Hoffnungslichter brennen in diesen Zeiten in den Fenstern.

DIE SINNE WECKEN

Wir sollen Abstand halten. Treffen einander nicht mehr. Das macht uns ärmer an Erfahrungen. Die

Seele braucht aber mehr als Stimmen am Telefon, Gesichter am Bildschirm, das Buch in der Hand.

Vielleicht können wir ja wenigstens selbst ein wenig mehr auf das Leibliche achten, ein paar Mal am

Tag innehalten und unseren Atem wahrnehmen. Unsern Körper spüren. Unsere Stimmung fühlen.

Den Geräuschen und Klängen um uns lauschen. Das Fenster öffnen und in den Himmel schauen.

Sorgsam die Hände eincremen, ein duftendes Schaumbad nehmen, Essen auskosten, vielleicht etwas

vor uns hinsummen oder sogar – es sieht uns ja keiner – einmal tanzen.

Susanne Herms

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@unsplash

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