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SEITE 4 | FREITAG, 19. AUGUST 2011 THEMA DES MONATS: ROBOTIK WIRTSCHAFTSZEITUNG | SEITE 5<br />

DerHerrderRoboter<br />

GerdHirzingeristeinweltweitführenderSpezialist/FühlendeMaschinenundDrachen<br />

VON BERNHARD FLEISCHMANN<br />

OBERPFAFFENHOFEN. Seine Ideen sind<br />

hochfliegend – aber nicht abgehoben.<br />

VieleswurdeWirklichkeit.SeineKreationenflogenindasWeltall,revolutioniertendenUmgangzwischenMenschundMaschineundnehmenalsPioniere<br />

einen festen Platz in der Geschichte<br />

der technischen Evolution ein. Heute<br />

geht es um Missionen zum Mars, um<br />

künstliche Herzen, feinfühlige Chirurgie-RoboterundeinsichselbststeuerndesAuto.<br />

Professor Gerd Hirzinger, 65, ist der<br />

führende deutsche Kopf in der Roboter-Forschung<br />

und -Entwicklung. Er<br />

leitet das Institut für Robotik und Mechatronik<br />

am Deutschen Luft- und<br />

Raumfahrtzentrum (DLR) in Oberpfaffenhofen<br />

bei München. Nicht mehr<br />

lange,derRuhestandrücktnäher.<br />

Der Mensch wird der Maschine<br />

noch lange überlegen bleiben<br />

Hirzinger blickte zeit seines Lebens in<br />

die Zukunft. Er erforschte und erprobte<br />

Technologien, die über die Vorstellungskraft<br />

der meisten Menschen hinaus<br />

reichten. Und doch hat er den<br />

Blick für die Realität gewonnen. Die<br />

Roboter-Enthusiasten träumtenin den<br />

70er Jahren davon, bald Maschinen zu<br />

schaffen, die schneller und besser als<br />

der Mensch agieren können. „Aber da<br />

waren wir immer zu optimistisch“,<br />

blickt Hirzinger zurück. Ehe die Roboter<br />

dieses Niveau erreichen, „bis dahin<br />

sinddieZeiträumeimmernochlang“.<br />

Diese Aussage gewinnt Gewicht bei<br />

einem Mann, der seit mehr als 40 Jahren<br />

beim DLR Wissenschaft betreibt,<br />

die meiste Zeit davon in führender<br />

Position. Er hatte sich das Auto vom<br />

Vater geliehen, um sich in Oberpfaffenhofen<br />

zu bewerben, fuhr die Allee<br />

entlang, sah die nahen Seen – von da<br />

an hatte die Mutter keine Chance<br />

mehr mit ihrem Wunsch, der Sohn<br />

möge bei ihrem Arbeitgeber, dem Siemens-Gerätewerk<br />

in Amberg, anfangen<br />

oder wenigstens in der Nähe bleiben.<br />

Gefallen hätte es Gerd Hirzinger<br />

in Ettmannsdorf, das zu Schwandorf<br />

gehört. In dieser ländlichen Idylle war<br />

er zunächst aufgewachsen. Doch er<br />

wollte forschen – und dafür gab es in<br />

dieserGegendweitundbreitkeineGelegenheit.<br />

Beim DLR wurde er mit 31 Abteilungsleiter.<br />

Schon damals kreiste die<br />

IdeedesTeamsdarum,wiemandieseinerzeit<br />

<strong>neue</strong>n Sensoren nutzen könnte,<br />

um die plumpen, blinden und gefühllosen<br />

Roboter feinfühlig zu machen.<br />

Es gab Kontakte zu BMW. Hirzinger<br />

unterhielt sich mit einem gewissen<br />

Wolfgang Reitzle, der später<br />

fast an die Spitze des Autobauers gelangtwäreundheuteLinde-Vorstands-<br />

chef ist. Reitzle interessierte sich für<br />

Hirzingers Forschung. Der wiederum<br />

hatteeinengutenPlan,aberkeinenIndustrieroboter<br />

– zu teuer. Es kam zu<br />

einem Deal: Reitzle schenkte dem Institut<br />

einen Roboter und gab den Auftrag,<br />

das Gerät solle binnen weniger<br />

MonateÖlpumpenmontierenkönnen<br />

–eineAufgabe,dieGeschickundFeingefühl<br />

erfordert. Hirzingers Team<br />

schaffte es tatsächlich. Aber Ölpumpen<br />

werden noch heute von Hand zusammengebaut.Warum?„DerRoboter<br />

war viel langsamer als die Arbeiter.“<br />

Unddasistimmernochso.<br />

Bei aller Faszination des Systems<br />

Maschine–dasSystemMenschistihm<br />

in vielerlei Hinsicht weit überlegen<br />

und wird es wohl bleiben. Diese Erkenntnis<br />

setzt Hirzinger in seiner Philosophie<br />

über Roboter um. Die Intelligenz<br />

der Maschine definiert er über<br />

ihre Fähigkeit, dem bedienenden oder<br />

ihn nutzenden Menschen ein Werkzeug<br />

zu sein, das ihm eine verständliche<br />

und fühlbare Rückmeldung in seiner<br />

Sinneswelt gibt. In der Praxis: Der<br />

Roboter-Arm Rokviss auf der AußenhautderRaumstationISS.Erwirdüber<br />

Stereobild und Kraftrückkopplung gesteuert<br />

und vermittelt dem Menschen<br />

an der Fernsteuerung das Gefühl, er<br />

würde vor Ort arbeiten. Rokviss ist<br />

quasi ein verlängerter Arm eines Menschen<br />

im Weltraum. Der Fachmann<br />

sprichtvonTelepräsenz.<br />

Berühmte Videoübertragung:<br />

Der Griff nach dem Würfel<br />

Ein erster Durchbruch: Bei einer Mission<br />

der Raumfähre „Columbia“<br />

schickte das DLR den Roboter Rotex<br />

mit,dereinenWürfeleinfangensollte.<br />

Das Schwierige daran: Rotex wurde<br />

von der Erde aus ferngesteuert – das<br />

Signal war aber fünf bis sieben Sekunden<br />

unterwegs, wenn die Fähre nicht<br />

geradedirektüberMünchenflog.Man<br />

löste das Problem durch „Autonomie-<br />

Sharing“.Dasgehtso:EinMenschoder<br />

Programm gibt Befehle. Der Roboter<br />

vor Ort misst sensorisch und kreiert<br />

daraus eine verfeinerte Planung oder<br />

Ausführung.DerComputeraufderErde<br />

berechnet dann voraus, wann der<br />

Roboter zugreifen soll. Die Videoübertragung<br />

wurde berühmt, Rotex packte<br />

denWürfelsicher,wasHirzingerselbst<br />

kaum für möglich gehalten hatte. DaraufhinwurdederProfessormitweiterenPreisenbedacht,daruntermitdem<br />

Leibniz-Preis, der höchsten deutschen<br />

AuszeichnungfürWissenschaftler.<br />

Es gab weitere bahnbrechende ExperimenteimAll.UndfertigeEntwicklungen,diemanmöglichstschnelleinsetzensollte,findetHirzinger.EtwaeinSystem,mitdemaußerKontrollegeratene<br />

Satelliten eingefangen werden<br />

können.„MankannnichtimmerMen-<br />

schen dorthin fliegen“, sagt der Wissenschaftler.<br />

Zu teuer, zu gefährlich.<br />

Denn es fliegt jede Menge Schrott in<br />

den Umlaufbahnen herum. KollidierenweitereSatellitenimniedrigenOrbit,<br />

dann „ist es bald nicht mehr möglich,indenWeltraumzufliegen“.DeshalbdrängtHirzingerdarauf,dassmithilfe<br />

des DLR, quasi als „Gelber Engel“<br />

des Weltraums, die Bahnen freigeräumt<br />

werden. Wartet man, könnten<br />

balddieChinesensoweitsein.<br />

Falls die europäische Raumfahrtagentur<br />

ESA die Finanzierung hinbekommt,<br />

könnte das DLR im Jahr 2018<br />

denMars-RoverExoMarsaufdenroten<br />

Planeten schicken, an dem längst gearbeitetwird.<br />

Wichtig ist für Hirzinger immer,<br />

dassEntwicklungenfürdieRaumfahrt<br />

auch auf dieser Welt einen Nutzen haben.<br />

Mithilfe des Autonomie-Sharing<br />

etwa wurde das Auto Robomobil auf<br />

dieRädergestellt,das„sichweigert,<br />

einen Unfall zu begehen. Sie<br />

können damit, wenn Sie lebensmüde<br />

sind, keinem anderenmitTempo150reinfahren.“<br />

Das Robomobil<br />

kann selbstständig fahren,<br />

ferngesteuert<br />

oder vom Fahrer dirigiertwerden.Der<br />

wiederum kann<br />

sich als Pilot<br />

einer gewissenLässigkeithingeben<br />

und nur<br />

grobe Befehle<br />

per Sidestick<br />

erteilen. Die<br />

Feinplanung<br />

übernimmt das<br />

Auto. Übertragbar<br />

ist dieses Wissen<br />

auch auf die Luftfahrt<br />

mit automatisch<br />

startenden und<br />

landendenFlugzeugen.<br />

Die Roboter sollen helfen, bei der<br />

Herstellung eines Autos zum Beispiel.<br />

Da ist viel Potenzial vorhanden, meint<br />

Hirzinger, eben wenn es um feinfühlige<br />

Tätigkeiten geht. Er stellt sich die<br />

Maschine als „Assistent des Werkers“<br />

vor,dermitdemMenschenkooperiert.<br />

Ehrfurchtvor den Leistungen<br />

der Evolution bleibt<br />

Das tut er mit seinen Händen. Hirzingers<br />

Roboter ähneln Menschen sehr.<br />

SeitJahrzehntenbemühtsichdasInstitut,<br />

Roboter-Arme und -Hände zu perfektionieren.<br />

Sie sind weit gekommen<br />

– haben aber das biologische Pendant<br />

immer noch nicht erreicht. „Die Hand<br />

isteinwundervollesGebilde.Wasfällt<br />

einem da schon Besseres ein?“, drückt<br />

HirzingerseineEhrfurchtvordenLeis-<br />

Er zeigtdenWegzumhumanoidenRobonauten:„JUSTIN“ mitseinemSchöpferProfessorGerd Hirzinger. Foto:fl<br />

tungen der Evolution aus. Erst jetzt<br />

kommeman ganznahandasmenschliche<br />

Vorbild heran. „Wir können erstmalig<br />

Arme und Hände bauen, die<br />

kaum schwerer und gleich kräftig<br />

wie die des Menschen sind“, gibt<br />

Hirzinger eine Entwicklung preis,<br />

diezumJahresendehingezeigtwerden<br />

könnte. Dabei geht es aber immerum<br />

„sanfte“Roboter, „vor denen<br />

man keine Angst haben muss“. In die<br />

man vielmehr große Hoffnungen setzen<br />

könne. In den Chirurgieroboter<br />

etwa, der minimalinvasive Eingriffe<br />

per Fernsteuerung ermögliche. Der<br />

Operateur kann dabei sehen und<br />

bekommt von der Fernsteuerung<br />

ein Gefühl mitgeteilt,<br />

als würde er selbst die<br />

Hand an dieser Stelle<br />

haben. Eine US-Firma<br />

hat ein sol-<br />

ches System auf<br />

dem Markt (Da-Vinci),<br />

teuer und laut Hirzinger<br />

klobig. Die DLR-<br />

Entwicklung sei dem weit<br />

überlegen. Ob es Da-Vinci<br />

Konkurrenz machen wird? „Das<br />

wirdschwierig,Parolizubieten.Denn<br />

dieUS-FirmaistMonopolist“,gibtsich<br />

derProfessorvorsichtig.<br />

Bei medizinischen Fortschritten<br />

freut sich Hirzinger besonders. Er<br />

hofft,dassdasKunstherz,wennesmal<br />

gebaut wird, vielen Menschen das Leben<br />

retten wird. Und er war tief bewegt,<br />

als vor kurzem eine querschnittgelähmte<br />

Patientin in den USA dank<br />

ins Gehirn eingesetzter Elektroden<br />

erstmals einen Leichtbauroboter steuern<br />

und mit seiner Hilfe selbstständig<br />

einGlasWassertrinkenkonnte.<br />

In der kurzen Zeit, die ihm noch<br />

beim DLR bleibt, will Hirzinger noch<br />

einige Projekte anschieben: Unbemannte<br />

Flugobjekte, die bei der Bergrettung<br />

helfen können, solargetriebene<br />

Flugzeugdrohnen, die Satelliten<br />

idealergänzenkönnten.<br />

Auch der Further Drachen läuftmit<br />

Know-How aus Oberpfaffenhofen<br />

Angeschoben hat er so nebenbei beim<br />

Further Drachen. Gemeinsam mit Ex-<br />

MinisterOttoWiesheuhatteHirzinger<br />

vor Jahren den Drachenstich besucht.<br />

Dort sinnierte man über Ersatzfür das<br />

altersschwache Ungeheuer. Wiesheu<br />

witzelte sinngemäß: „Das DLR baut<br />

euch einen Drachen, der herfliegt.“<br />

Den Professor überfiel eine vorübergehende<br />

Gesichtsblässe, er fühlte sich<br />

aber verpflichtet. Das DLR spendierte<br />

eine vorhandene Laufmustersimulation.<br />

Die konnte der Entwickler Zollner<br />

nutzen, um einen schreitfähigen<br />

Drachen zu bauen. „Die meiste Arbeit<br />

hat Zollner gemacht“, sagt Hirzinger<br />

respektvoll. Der Drache ist ein Riesenroboter<br />

und wird noch Fortschritte<br />

machen. Sein arg langsames Geh-Temposollsichbeschleunigen.Zollnerund<br />

das DLR arbeiten darüber hinaus an<br />

einer virtuellen Darstellung der Stadt<br />

Furth,beidermandenDrachendurch<br />

dasStadtbildlaufenlassenkann.Noch<br />

einnettesGimmickfälltdemProfessor<br />

ein: Wenn Touristen den Star des<br />

Volksschauspiels besichtigen, könnte<br />

man das furchteinflößende Untier einzelne<br />

Personen mit den Augen verfolgen<br />

lassen – auch solche Ideen schießeneineminderWeltführendenWissenschaftlerdurchdenKopf.<br />

AbhebenindieWeltvonKönigLudwigII.<br />

WiederRobotik-ExperteHirzingerdieVisionendesMonarchenentdeckte/NichtnurPhantast,sondernVisionär<br />

HERRENCHIEMSEE.DieWeltvonKönig<br />

Ludwig II. wird erlebbar – virtuell<br />

zwar,aberrealistischeralsjezuvor.Zu<br />

sehen bei der Ludwig-Schau auf Herrenchiemsee,<br />

zu der Professor Gerd<br />

Hirzinger modernste Technik beigesteuert<br />

hat. So kann man am Bildschirm<br />

den Thronsaal von Schloss<br />

Neuschwanstein besichtigen oder die<br />

Grotte von Linderhof. Noch interessanter:<br />

Hirzinger bildet zerstörte Gebäude<br />

und Räume im Rechner nach<br />

undmachtsievisuellbegehbar.Sogar<br />

nie realisierte Projekte wie Schloss<br />

Falkenstein, ein chinesisches Schloss<br />

oderdieSeilbahnüberdenAlpseehat<br />

Hirzinger gemeinsam mit weiteren<br />

Spezialisten „gebaut“. Dabei war der<br />

Professor zuvor keineswegs ein glühender<br />

Ludwig-Verehrer; der Anlass,<br />

sich mit dem König zu befassen, eher<br />

einnüchterner.EigentlichgingesHirzingerdarum,beiderdreidimensionalenAbbildungderErdeweiterzukommen,<br />

die wiederum Erkenntnisse für<br />

künftige Roboter-Generationen im<br />

All liefern sollte. Auf der Suche nach<br />

passenden Objekten stieß Hirzinger<br />

auf die Schlösser. Die eigneten sich<br />

gut für die Modellierungen, die mittels<br />

zwei Kamerabildern und einem<br />

vom DLR entwickelten Stereo-Algorithmus<br />

erstellt wurden. Erst wegen<br />

dieser Arbeit befasste sich der Professor<br />

mit Büchern über Ludwigs Faible<br />

für Technik und entdeckte einen<br />

Geist, der seinem ähnlich war. „Ich<br />

bin überzeugt, dass Ludwig technische<br />

Visionen hatte. Er war nicht nur<br />

ein Träumer und Phantast“, lautet<br />

Hirzingers Erkenntnis. Ludwig ließ<br />

das weltweit erste E-Werk in Linderhof<br />

bauen. Heute wirbt Siemens damit,dasUnternehmenundderKönig<br />

seien die Pioniere der Elektrizität gewesen.<br />

Auch Ludwigs Idee vom Fliegen,<br />

damals abgetan als Spinnerei,<br />

wurde wenig später Realität. „Das alleshatmichschonangerührtundfasziniert“,bekenntHirzinger.(fl)<br />

Ludwigs Idee vom Fliegen über den Alpsee, im Pfauenwagen geführt von Seilenundunterstütztvoneinem<br />

Ballon. Computergrafik:DLR<br />

WettstreitderRoboter<br />

HochschuleveranstaltetFIRSTLEGOLeague-Wettbewerb<br />

REGENSBURG. Die Hochschule Regensburg<br />

(HS.R) beteiligt sich 2011 erstmalig<br />

an der „FIRSTLEGOLeague“ (FLL). Der<br />

am 12. November ausgetragene RoboterwettbewerbisteinFörderprogramm,das<br />

Kinder und Jugendliche in einer sportlichen<br />

Atmosphäre an Wissenschaft und<br />

Technik heranführen möchte. Zum Einsatz<br />

kommen dabei LEGO NXT Mindstorm-Roboter,<br />

die bereits an vielen<br />

SchulendenUnterrichtpraxisnaherund<br />

attraktiver gestalten. Auch die HochschuleRegensburgsetztdiekleinenMulti-TalenteinvielenunterschiedlichenBereichen<br />

ein, etwa in der Simulation, der<br />

anwendungsorientierten ProgrammierungoderinderSensorik.<br />

„Mit diesem technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Teamprojekt für Mädchen<br />

und Jungs im Alter von zehn bis 16 Jahren<br />

schlagen wir gleich mehrere Fliegen<br />

mit einer Klappe“, freut sich Armin Gardeia,<br />

Projektreferent der HS.R. „Zum einen<br />

wecken wir das Interesse an technischen<br />

Studiengängen bei den Schülern,<br />

zum anderen können wir die ZusammenarbeitmitdenSchulenweiterintensivieren.“<br />

Bei den Projektseminaren zur Studien-<br />

und Berufsorientierung der bayerischenGymnasienseinachAngabenGardeiasimmerwiederdieFragenachLEGO<br />

Mindstorm aufgetaucht. Die „P-Seminare“<br />

sind eine Kooperationsform, bei der<br />

die Schüler während eines Semesters zu<br />

fünf bis zehn Sitzungen an die HochschulekommenundbeiihrenProjekten<br />

von Studenten-Coaches betreut werden.<br />

Bislang hätten sich die ostbayerischen<br />

Schulen für die Teilnahme am europaweiten<br />

FLL-Wettbewerb immer nach<br />

Nürnberg oder München orientieren<br />

müssen,da„unsereRegiondiesbezüglich<br />

ein weißer Fleck war“, berichtet Armin<br />

Gardeia, der im vergangenen Jahr<br />

selbstals begeisterter Gast beiden<br />

bundesdeutschen Semi Finals dabei<br />

war.<br />

„Es ist beeindruckend, wie fit die<br />

Schülerinder Programmierungder<br />

Roboter sind. Die stecken teilweise<br />

sogar die Studenten in die Tasche“,<br />

sagt der Initiator des FLL-WettbewerbsinRegensburg.<br />

Das Teamprojekt besitzt aber<br />

nicht nur eine technische Seite,<br />

gleichzeitig werden Soft Skills, Zusammenarbeit<br />

und die Präsentationsfähigkeit<br />

vermittelt. Der Wettbewerb<br />

ist in vier Bausteine gegliedert,<br />

die alle in die Bewertung der Fachjuryeinfließen.<br />

Zunächst bekommen die Teilnehmeram1.September„dasSpielfeld“,<br />

diezulösendeAufgabe,genannt.Der<br />

WettbewerbstehtjedesJahruntereinem<br />

<strong>neue</strong>n Thema. Acht Wochen<br />

lang beschäftigensich dann dieFLL-<br />

TeamsmitihrenCoachesmitderLösung<br />

der FLL-Robot-Gamesund der<br />

Erstellung des FLL-Forschungsauftrags.<br />

Zu Letzterem wird dann eine<br />

Präsentationerstellt,diederJuryvorgetragen<br />

wird. Ebenfalls am WettkampftagtretendannalleTeamsmit<br />

identischen Roboter-Baukästen in<br />

Duellen, in denen sieauf dem FLL-<br />

Spieltisch eine spezielle Aufgabe absolvierenmüssen,gegeneinanderan.<br />

Die Resultate aus Robot-Game, Forschungsauftrag,<br />

Präsentation und<br />

Wettkampf werden addiert. Die bestenbeiden<br />

Teamsqualifizieren sich<br />

dannfürdienächsteEbene.<br />

Weitere Informationen auf<br />

www.hands-on-technology.de oder<br />

auf www.hs-regensburg.de unter<br />

„JungeHochschule“.(to)

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