neue energie - Wirtschaftszeitung
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MAGAZIN<br />
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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
FREITAG, 19. AUGUST 2011 | SEITE 19<br />
GroßesKinoim<br />
Wohnzimmer<br />
BERLIN. Das große Kino hält immer<br />
schneller Einzug in die heimischen<br />
Wohnzimmer. Die Hersteller von<br />
Heimkino-Anlagen verzeichnen<br />
derzeit Rekordumsätze. In diesem<br />
Jahr steige der Umsatz in Deutschland<br />
voraussichtlich um 13 Prozent<br />
von 261 Millionen auf 294 Millionen<br />
Euro, teilte der Branchenverband<br />
Bitkom mit. Für 2012 wird sogar<br />
ein Umsatzplus von 20 Prozent<br />
auf über 350 Millionen Euro erwartet.<br />
3D-Fernsehen, HDTV und Bluray<br />
seien die Treiber. Der Absatz<br />
steigt den Angaben zufolge in diesem<br />
Jahrvermutlichum11 Prozent<br />
auf 650 000 Heimkino-Anlagen.<br />
(dpa)<br />
Amazonmit<br />
<strong>neue</strong>mService<br />
LUXEMBURG. Amazon hat für den<br />
privaten Verkauf gebrauchter Bücher<br />
einen <strong>neue</strong>n Dienst gestartet.<br />
Überden„Trade-In“-Servicekönnen<br />
Kunden ihre gebrauchten Bücher<br />
einschicken und erhalten eine Gutschrift<br />
in Höhe eines vorgegebenen<br />
Festpreises. Voraussetzung sei allerdings,<br />
dass die Bücher in gutem Zustand<br />
sind und nur wenige Gebrauchsspuren<br />
aufweisen. „Der<br />
Amazon Eintausch-Service bietet<br />
ein praktisches Komplett-Paket für<br />
alle, die ihre Regale von alten<br />
Schmökern befreien und dafür Geschenkgutscheine<br />
erhalten möchten“,sagteAmazon-ManagerNicholasDenissen.(dpa)<br />
NeueStellen<br />
beimMittelstand<br />
BERLIN. Die mittelständischen<br />
Unternehmen in Deutschland wollen<br />
laut einem Bericht in diesem<br />
Jahr 300 000 <strong>neue</strong> Arbeitsplätze<br />
schaffen. Das geht laut „Bild“ aus<br />
dem <strong>neue</strong>n Mittelstandsreport des<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammertages(DIHK)hervor.<br />
Danach wollen 23 Prozent der<br />
kleinen und mittleren Firmen mit<br />
bis zu 500 Mitarbeitern in den<br />
nächsten Monaten Personal einstellen,<br />
68 Prozent planen keine Änderungen.<br />
Neun Prozent der Unternehmen<br />
wollen dagegen Personal<br />
abbauen.<br />
Die Stimmung sei damit fast so<br />
gut wie im Konjunkturboom 2007,<br />
schreibtdieZeitungunterBerufung<br />
auf den DIHK. Für die Umfrage<br />
wurden rund 20 000 Unternehmen<br />
befragt.(dpa)<br />
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STANDORT-CHECK<br />
DieStadtLandshut,soWirtschaftsfördererJohannWinklmaier,schafft<br />
denSpagatzwischenLebensqualität<br />
undstarkemWirtschaftsstandort,<br />
auchalsEnergie-Pionier. Seite 20<br />
IT&KOMMUNIKATION<br />
TrotzdergewaltigenRisiken,die<br />
durchdie(verbotene)Benutzungdes<br />
HandysbeimAutofahrendrohen,<br />
könntedasInternetimAutosogardie<br />
Sicherheiterhöhen. Seite 21<br />
INNOVATIONSPREIS<br />
GlashütteLamberts(Waldsassen)<br />
undGlasZangeinWeidenhabenIsolierglasfürdenDenkmalschutzentwickeltundzeigendamit,wiezukunftsfähigeintraditionsreicherHandwerksbetriebseinkann.<br />
Seite 24<br />
DieAnkunftaufderSonnenseite<br />
AndreasMihalovitswärebeinahemitMillionenüberschüttetworden–derTraumplatzte,zumGlück<br />
VON BERNHARD FLEISCHMANN<br />
REGENSBURG. Das <strong>neue</strong>ste iPhone, das<br />
nächste iPad – wenn jemand in Regensburg<br />
als Erster das aktuellste<br />
Technik-Gimmick haben will, dann<br />
muss er Andreas Mihalovits überholen.<br />
Das ist nicht leicht. Klar, dass der<br />
Technik-Freaknichtwartet,bislifestylige<br />
Elektronik in Deutschland zu haben<br />
ist, sondern sie importiert. Immer<br />
anderSpitzedertechnologischenEntwicklung<br />
– das zieht sich als roter Faden<br />
durch das Leben des 38-Jährigen.<br />
Er ist unser diesmaliger GesprächspartnerausderReihe„HeldenderNew<br />
Economy“.<br />
MihalovitsstandnieimBlickpunkt<br />
der Öffentlichkeit. Erstaunlich bei<br />
einem Unternehmen, das heute unter<br />
demNamenGoNamic200Mitarbeiter<br />
inRegensburgbeschäftigt,davon90in<br />
Vollzeit. Es hat nicht viel gefehlt, dass<br />
der gebürtige Rumäne als Unternehmer<br />
untergegangen wäre. Paradoxerweise<br />
hat ihn fehlendes Geld und ein<br />
bisschenGierdavorbewahrt.<br />
Investoren standen Schlange<br />
Es war am Höhepunkt der ersten Dotcom-Blase,<br />
als die Nachrichtenseite<br />
ShortNews.de beeindruckend einschlug.<br />
Mihalovits, Oliver Stangl und<br />
Werner Engelhardt, die Gründer und<br />
Eigner der Firma ShortNews.com<br />
GmbH, hatten einen Volltreffer gelandet.Siebauten<br />
eineGemeinschaftauf,<br />
bei der die User selbstständig Nachrichten<br />
in Kurzform (maximal drei<br />
Absätzemithöchstensje300 Zeichen)<br />
verfassten.EinAlgorithmushievtedie<br />
beliebtesten News nach oben. Nach<br />
wenigen Monaten kam ShortNews.de<br />
auf mehr als 15000 Nachrichten pro<br />
Monat und landete zwischen den<br />
Flaggschiffen Focus und Spiegel auf<br />
Platz2derNachrichtenseiten.<br />
Eswar die Zeit derEuphorie,in der<br />
FirmaundinderganzenBranche.Auf<br />
ihrem Höhepunkt Mitte des Jahres<br />
2000 wollten Mihalovits und seine<br />
Partner ganz nach oben. Sie schrieben<br />
hübsche Businesspläne und gingen<br />
auf Roadshow, um Investoren zu werben.DiestandenSchlange,bewerteten<br />
das Unternehmen mit 50 Millionen<br />
Euro. „Aber wir wollten noch mehr“,<br />
gibt Mihalovits zu. Das zog sich bis in<br />
denHerbst–undderHimmelüberder<br />
Branche zog sich zu. Ein Traum nach<br />
demanderenplatzte,Geldgeberflohen<br />
reihenweise nach der Devise „rette<br />
sich wer kann“. Für ShortNews war<br />
der Zug abgefahren, die potenziellen<br />
Investoren waren abgetaucht. Kein<br />
Geld, aber hohe Kosten – das war die<br />
Lage: nur noch wenige Wochen, dann<br />
wäredieFirmapleitegewesen.<br />
MitShortNewswarkeinGeldmehr<br />
zuverdienen,abermitGewinnspielen.<br />
Ein solcher Service eines anderen<br />
Unternehmens lief auf der Nachrichtenseite.<br />
Mihalovits sah, „das kann<br />
man besser machen“. Binnen kurzer<br />
Zeit war ShortWin kreiert und funktionierteprima.DieFirmamitrund20<br />
Mitarbeitern war gerettet. Heute ist<br />
der studierte Wirtschaftsinformatiker<br />
heilfroh, dass der warme Geldregen<br />
damals ausblieb. Sonst wäre es nicht<br />
nur eine kalte Dusche geworden, sondern<br />
hätte höchstwahrscheinlich im<br />
Unterganggeendet,isterüberzeugt.<br />
Das Abo-Modell von ShortWin<br />
sorgte für einen zuverlässigen Geldfluss.<br />
Also schob man ähnliche Produkte<br />
nach. NeueIdeenkamen hinzu.<br />
Short-Books etwa, das waren inhaltlich<br />
auf etwa 16 Seiten zusammengefasste<br />
Bücher; oder der simple Zugang<br />
ins Usenet, dem Vorläufer des Internet,<br />
das weiter als Expertennetzwerk<br />
existiert. Mihalovits und sein UnternehmenhabenesfüreinbreitesPublikum<br />
leicht nutzbar gemacht. 2006<br />
folgte Save.TV, ein Online-Videorekorder,mit<br />
dessenHilfeder Nutzer mit<br />
Techno-affin in jeder Hinsicht: Andreas Mihalovits mit seinem Elektrofahrrad. Auch ein Elektroauto ist schon bestellt.Wo<br />
dieTurmuhrzusehenist,liegtseinBüro,vis-a-visdesDoms. Foto:Fleischmann<br />
einem Klick TV-Sendungen aufzeichnenkann.DaswarschoneinSchrittin<br />
die jetzt erst als Zukunft gepriesene<br />
Cloud (Wolke). Das Unternehmen<br />
wuchs rasant und musste seine Organisation<br />
auf Effizienz trimmen. „Wir<br />
haben dabei viel gelernt“, erklärt Mihalovits–soviel,dassauchdarausein<br />
Geschäft werden soll. Man gehe in die<br />
Richtung eines Inkubators und biete<br />
fortan vor allem schnell wachsenden<br />
Firmen die Verwaltung, Technik, Vermarktung,denKundensupportetc.als<br />
Dienstleistungan.<br />
Aber auch die Umsetzung weiterer<br />
eigener Geschäftsideen soll nicht zu<br />
kurz kommen. Frisch am Start ist<br />
dreamfab, eine Tochter für die Entwicklung<br />
und Vermarktung von mobilen<br />
Spielen. Das erste davon wurde<br />
im Mai gelauncht und schaffte es vor<br />
kurzem mit mehr als 100000 Downloadsan<br />
einem Wochenendeauf Platz<br />
3 im Apple-App-Store. Weitere vier<br />
Spielesollen noch in diesem Jahr fol-<br />
gen. Spiele, die sind der Ursprung für<br />
Mihalovits‘Werdegang.AlsZehnjährigerwagteersichandenselbstgebastelten<br />
Computer eines Nachbars heran,<br />
damals in Rumänien. Zwei Jahre später<br />
siedelte die Familie nach Deutschlandüber,seineLeidenschaftfürRechnernahmder12-Jährigemit.<br />
Software für Patres<br />
Er programmierte, ging bei den Regensburger<br />
Domspatzen zur Schule,<br />
weil er seit dem 6. Lebensjahr Klavierunterricht<br />
bekam und weiter spielen<br />
wollte.MusikundComputerwuchsen<br />
zusammen,alsersichteureKeyboards<br />
und Synthesizer leistete. Das Geld dafürverdienteersichalsZivildienstleistender,<br />
indem er neben seinem Hausmeisterjob<br />
im Kloster Ensdorf eine<br />
Software schrieb, die den Patres die<br />
Verwaltung der Besinnungstage erleichterte.<br />
Der findige Zivi verkaufte<br />
dasProgrammanweitereKlöster.<br />
Inzwischen trittMihalovitskürzer,<br />
ist ebenso wie seine Partner Gesellschafter,<br />
nicht mehr Geschäftsführer<br />
der GoNamic. Finanziell hat er keine<br />
Sorgen mehr und kann nun auf freie<br />
Wochenendenundeinenpünktlichen<br />
Feierabendum18Uhrachten,umZeit<br />
fürseineEhefrauunddiezweiTöchter<br />
zu haben. Das war früher anders. Er<br />
arbeitete nahezu rund um die Uhr,<br />
wurde dabei auch körperlich rund<br />
und ungesund. Die Pfunde sind heute<br />
abgehungert und -trainiert, die Erkenntnis<br />
bleibt, dass zu viel Arbeit<br />
schädlich ist. Deshalb will Mihalovits,<br />
dassseineMitarbeiterinderRegelmit<br />
einer 40-Stunden-Woche auskommen.<br />
Lieber investiert er in ein gutes Ambiente<br />
am Arbeitsplatz und <strong>neue</strong>ste<br />
Technik, damit sie effektiv arbeiten<br />
können.WashatMihalovitsnochvor?<br />
Nachholen,wasbisherausZeitmangel<br />
nicht möglich war: sich der Familie<br />
widmen, reisen – und vielleicht mal<br />
ein schickes Tonstudio auf einer sonnenverwöhntenInseleinrichten.