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neue energie - Wirtschaftszeitung

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SEITE 18 | FREITAG, 19. AUGUST 2011 VERBÄNDE WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

„DieFördermitteleffizienteralsbishereinsetzen“<br />

NorbertBreidenbach,VorsitzenderdesVerbandsderBayerischenEnergie-undWasserwirtschafte.V.,imGesprächmitder<strong>Wirtschaftszeitung</strong><br />

OSTBAYERN. Norbert Breidenbach hat<br />

kürzlich den Vorsitz des Verbands der<br />

Bayerischen Energie- und Wasserwirtschafte.V.<br />

VBEW angetreten, und dies<br />

zu einem Zeitpunkt, wo das Wort<br />

„Energiewende“ die Situation fast<br />

schon eher untertreibend zu bezeichnen<br />

scheint. Im Interview mit der<br />

„<strong>Wirtschaftszeitung</strong>“ befragten wir<br />

den Vorstandsvorsitzenden der Regensburger<br />

Energie- und Wasserversorgung(REWAG).<br />

Wasüberwiegtangesichtsdermitder<br />

EnergiewendeverbundenenHerausforderungen:DieSkepsis,dieambitionierten<br />

Zieleaucherreichenzukönnen,oderdie<br />

Zuversicht,jaderStolz,sogarpersönlich<br />

andiesenVeränderungenmitzuwirken?<br />

Norbert Breidenbach: Es überwiegt<br />

die Zuversicht. Und es erfüllt mich<br />

auch ein kleines bisschen mit Stolz,<br />

dass ich die Verantwortung im Verband<br />

der Bayerischen Energie- und<br />

Wasserwirtschaft übertragen bekommenhabeundnunalsVerbandsvorsitzender<br />

diese Veränderungen gemeinsam<br />

mit den Kolleginnen und Kollegen<br />

der Mitgliedsunternehmen aus<br />

der Strom-, Gas- und Wasserbranche<br />

mitgestaltenkann.<br />

IhrVerbandhatsichjaaucherstvoreinigenJahrenzurheutigenGruppierungzusammengefunden–dieGas-undWasserwirtschaftmitderElektrizitätswirtschaft.<br />

WaswardamalsderGrund,undwiehat<br />

sichdieserZusammenschlussbisherausgewirkt?<br />

Breidenbach: Die überwiegende<br />

Mehrzahl der VBEW-Mitgliedsunternehmen<br />

ist traditionell in mehreren<br />

Sparten der Energie- und/oder der<br />

Wasserver- und Abwasserentsorgung,<br />

als sogenannte Querverbundunternehmen<br />

tätig. Das heißt, dass wir mit<br />

der Fusion des Verbands der Bayerischen<br />

Gas- und Wasserwirtschaft und<br />

des Verbands der Bayerischen Elektrizitätswirtschaftzum<br />

Verband derBayerischen<br />

Energie- und Wasserwirtschafte.V.<br />

VBEWdieKräftegebündelt<br />

haben.<br />

Beispielsweise sind die Gasversorger<br />

Spezialisten, wenn es um die Erdgasversorgung<br />

und nun auch um die<br />

Erzeugung von Bioerdgas geht. Oder<br />

die Stromnetzbetreiber, wenn es um<br />

die Einspeisung von Photovoltaikund<br />

Windstrom geht. Schließlich hat<br />

auch ein Abwasserversorger mit Energieversorgungzutun,wennetwaKlärschlamm<br />

zur Energiegewinnung eingesetzt<br />

wird. Kurzum, mit allen im<br />

VBEW vertretenen Unternehmen aus<br />

der Strom-, Gas-, Fernwärme-, WasserundAbwasserwirtschaftinBayernlassen<br />

sich prima Synergien bilden. Somit<br />

sind wir gut aufgestellt, die vor<br />

uns liegenden Aufgaben der EnergiewendeanzugehenundpraktikableLösungenzuentwickeln.<br />

„Windkraft und Biogas haben meiner Meinung nach das größte Potenzial<br />

beiderregenerativenEnergieerzeugung.“<br />

NORBERTBREIDENBACH<br />

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GrößebedeutetSchlagkraftgegenüberder<br />

Politik,andererseitskönntesichausder<br />

nurwenighomogenenStrukturderMitgliederaucheineLähmungergeben.WieschwerwaresetwamitBlickaufdiekürzlicherarbeiteten„PositionenzumBayerischenEnergiekonzept“,einefürallebefriedigendeAntwortzufinden?<br />

Breidenbach:AuchbeiderKonsensfindung<br />

zum Energiekonzept haben<br />

wir auf die gebündelte Kompetenz<br />

und die umfangreiche Erfahrung<br />

unsererMitgliedsunternehmensetzen<br />

können. Wir haben die Einschätzungen<br />

zur Machbarkeit bei unseren Mitgliedsunternehmen<br />

abgefragt. Sicherlich<br />

wurden dabei auch Bedenken geäußert,<br />

zumal ein sehr kurzer Zeitraum<br />

für die Energiewende vorgegebenist.<br />

Wir wollen nichts überstürzen,<br />

sondern die vorhandenen und bewährtenTechnologiensoweiterentwickeln,dasswirdieEnergiewendeauch<br />

mit vertretbaren Kosten umsetzen<br />

können. Die VBEW-Mitgliedsunter-<br />

nehmen bringen hierfür ein großes<br />

Potenzial an Sachverstand mit.<br />

Schließlichsindsieseitfast100Jahren<br />

erfolgreich in der Energieversorgung<br />

tätig.<br />

Undinhaltlich?IndiesemerstenPapier<br />

unterIhremVorsitzwirdderAtomausstiegalsüberhastet,dieZielvorstellungenderbayerischenStaatsregierunginSachenPhotovoltaikundWindkraftals<br />

überzogenkritisiertundgleichzeitigein<br />

„technologie-offener“Wettbewerbgefordert.WasbedeutetfürdenVBEWtechnologie-offen?<br />

Breidenbach: Die leitungsgebundene<br />

Energieversorgung mit Strom und<br />

Gasarbeitetseit1998untereinemliberalisiertenOrdnungsrahmen.D.h.insbesondere<br />

in den Wertschöpfungsstufen<br />

„Erzeugung/Gewinnung“ und<br />

„Vertrieb/Handel“wolltederStaatsich<br />

zurückziehen, um die WettbewerbsmechanismenineinersozialenMarktwirtschaft<br />

zu stärken. De facto gibt es<br />

aber eine Häufung von staatlich regulierenden<br />

Eingriffen und Lasten, aber<br />

auch Privilegien für Einzelgruppen<br />

und für bestimmte Technologien.Wir<br />

belastenunsereStromkundenjährlich<br />

mit rund 13 Milliarden Euro für die<br />

FörderungderStromerzeugungauser<strong>neue</strong>rbarenEnergien,dieHälftedavon<br />

alleinfürdiePhotovoltaik.<br />

Fürdiemindestensgenausowichtige<br />

energetische Gebäudesanierung<br />

plantderStaatab2012nur1,5Milliarden<br />

Euro jährlich ein. Mit dieser Art<br />

derInvestitionslenkungwirddertechnologieoffene<br />

Wettbewerb zum Erreichen<br />

der Klimaziele zum volkswirtschaftlich<br />

besten Preis nicht unterstützt.<br />

Wir müssen viel stärker darauf<br />

achten,dieFördermittelaucheffizient<br />

einzusetzen.<br />

„RenaissancederStadtwerke“isteinvielzitiertesSchlagwort.Wasverbirgtsichdahinter,welcheHoffnungenundwosehenSieGrenzen,jasogarGefahren?<br />

Breidenbach:DerTrendzurDezentralisierungunsererEnergieversorgung<br />

ist naturgemäß sicherlich für die<br />

StadtwerkeeineguteChance,daseigene<br />

Geschäft weiterzuentwickeln. Wir<br />

dürfenaberauchnichtvergessen,dass<br />

die Energiegewinnung aus er<strong>neue</strong>rbaren<br />

Energien immer flächenintensiv<br />

ist und diese damit verstärkt in den<br />

weniger bebauten Regionen stattfindenwird.<br />

Zur sogenannten „Rekommunalisierung“<br />

möchte ich Ihnen eine salomonische<br />

Antwort geben: Wir freuen<br />

uns im VBEW sehr über jedes <strong>neue</strong><br />

Mitglied – also auch über <strong>neue</strong> Stadtund<br />

Gemeindewerke. Wir empfehlen<br />

aber auch, vor der Gründung sehr genau<br />

hinzuschauen, welcher unternehmerischen<br />

Herausforderung man sich<br />

damit zu stellen hat. Die Unternehmensberater<br />

sind längst wieder weg,<br />

wenn es gilt, die Energieversorgung<br />

einer Kommune jeder Zeit, sicher, zuverlässig,<br />

zu günstigen und vor allem<br />

für unsere Wirtschaft und Industrie<br />

wettbewerbsfähigen Preisen zu meistern.<br />

SieselbststehenalsVorstandsvorsitzender<br />

anderSpitzederRegensburgerEnergieundWasserversorgung(REWAG)undsinddamitChefdeskommunalenEnergieversorgersderStadtRegensburg,auch<br />

wenndieE.ONBayernAG(früher<br />

OBAG)vonBeginnanalsAnteilseigner<br />

mitvonderPartiewar.IstIhrREWAG-<br />

ModellausdemJahre1976vielleichtsogarzukunftsweisend?<br />

Breidenbach: Die Beteiligung der<br />

StadtRegensburgüberdieeinhundertprozentige<br />

Tochtergesellschaft Regensburger<br />

Badebetriebe GmbH liegt<br />

bei64,52Prozent,diederE.ONBayern<br />

GmbH bei 35,48 Prozent. Es ist ganz<br />

gut, einen strategischen Partner zur<br />

Seite zu haben, privatwirtschaftlich<br />

agierenzukönnenundtrotzdemkommunal<br />

geprägt zu sein, um die Aufga-<br />

ben der Daseinsvorsorge erfüllen zu<br />

können. Die REWAG ist in dieser<br />

Form flexibel und handlungsfähiger<br />

als ein reiner Eigenbetrieb. Der Erfolg<br />

gibtdemUnternehmenRecht.<br />

Ein sogenannter steuerlicher Querverbund<br />

spart auch noch Steuern. Ein<br />

Modell,dasgeradeimAufbauder<strong>neue</strong>n<br />

Bundesländer nach der Wende<br />

Nachahmer gefunden hat. Der derzeitige<br />

Trend zur Rekommunalisierung<br />

ist in Regensburg kein Thema, denn<br />

die kommunale Ausrichtung ist gegeben.<br />

GeradedieREWAGhatsichunterIhrer<br />

LeitunginletzterZeitinsbesondereauf<br />

demGebietderWindkraftoderBiomasse<br />

aktivhervorgetan,mitdenunterschiedlichstenPartnern.WelcheRollespielendieseProjektefürdieEntwicklungOstbayerns?<br />

Breidenbach:WindkraftundBiogas<br />

habenmeinerMeinungnachdasgrößte<br />

Potenzial bei der regenerativen<br />

Energieerzeugung. Die dezentrale<br />

Energieerzeugung, die auf regenerative<br />

Erzeugung in der Region setzt, gewann<br />

in den letzten Jahren immer<br />

mehranBedeutung;jetztmitderEnergiewende<br />

ist sie notwendiger denn je.<br />

Die REWAG hat vom Stadtrat Regensburg<br />

den Auftrag bekommen, ein<br />

Energiekonzept aus er<strong>neue</strong>rbaren<br />

Energien für die Region zu entwickeln.UndregionaleProduktestärken<br />

immer auch die Region, in der sie erzeugtwerden.<br />

„EnergieversorgunginBürgerhand“und<br />

„EnergieautarkeKommune“werdenin<br />

demVBEW-Positionspapierallenfallsals<br />

ergänzendeBeiträgebewertet.Warum<br />

eigentlich?<br />

Breidenbach: Unser Land ist ein<br />

hoch entwickelter Industrie- und<br />

Dienstleistungsstandort. Unsere Infrastruktur<br />

ist eine der besten auf der<br />

ganzenWelt.DieEnergieversorgerhaben<br />

den gesetzlichen Auftrag Strom,<br />

Gas und Wärme unter bestmöglicher<br />

Einhaltung des <strong>energie</strong>politischen<br />

Zieldreieckes „Versorgungssicherheit<br />

– Preisgünstigkeit – Umweltverträglichkeit<br />

bereitzustellen. Sie tragen die<br />

Verantwortung, dass das Gesamtsystem„Energieversorgung“rundum<br />

die<br />

Uhr bedarfsgerecht für die Wirtschaft<br />

und die Bürger zur Verfügung steht.<br />

Wir können nicht erkennen, wie das<br />

durcheine„EnergieversorgunginBürgerhand“<br />

oder durch die „Energieautarke<br />

Kommune“ gleichwertig ersetzt<br />

werdenkann.<br />

Und eines muss auch klar sein, die<br />

öffentliche leitungsgebundene Energieversorgung<br />

kann nicht nur als<br />

Back-up-System für den Ausfall solcher<br />

Konzepte vorgehalten werden.<br />

Daskannniemandbezahlen.<br />

DasInterviewführteGerdOtto

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