neue energie - Wirtschaftszeitung
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NEUE ENERGIE<br />
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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
KALLMÜNZ.WennesumdieGrundlastfähigkeit<br />
er<strong>neue</strong>rbarer Energien geht,<br />
kommt man um sie nicht herum:Biomasse<br />
ist der regenerative Energieträger,<br />
der mit den fossilen am nächsten<br />
verwandt ist. Nicht nur in der Form –<br />
anders als Wind und Sonne ist Biomasse<br />
lagerbar und bei Bedarf einsatzbereit.<br />
Auch die Herkunft ähnelt Kohle<br />
und Gas: Biomasse hat die Energie<br />
der Sonne bereits umgewandelt und<br />
gespeichert. Der größte Unterschied<br />
zu den fossilen Verwandten ist die<br />
DauerdesZyklusvonderBindungder<br />
Sonnen<strong>energie</strong> bis zur Energiegewinnung:<br />
Dazwischen vergehen nicht<br />
Jahrmillionen, sondern Monate, bei<br />
HolzallenfallsJahre.<br />
Ostbayerns jüngste Großbiogasanlage<br />
wurde im Mai in Eich/Kallmünz<br />
im Landkreis Regensburg eingeweiht.<br />
Die Anlage produziert 56 Millionen<br />
kWh pro Jahr, damit können rein<br />
rechnerisch 2300 Einfamilienhäuser<br />
beheizt oder 5300 Haushalte mit<br />
Stromversorgtwerden.DasBesondere<br />
anderKallmünzerAnlage:Anstattdas<br />
durch anaerobe Fermentierung aus<br />
EnergiepflanzengewonneneBiogasan<br />
Ort und Stelle im Heizkraftwerk zu<br />
verbrennen, wird es zu Bioerdgas weiterverarbeitet,<br />
das ins Erdgasnetz eingespeist<br />
und in dezentralen kommunalen<br />
Blockheizkraftwerken verarbeitet<br />
wird. Diese Technologie, die von<br />
der Schmack Biogas GmbH in größerem<br />
Stil in Europas größter Bioerdgasanlage<br />
in Schwandorf eingesetzt wird,<br />
hat in Deutschland noch Seltenheits-<br />
wert: Von den derzeit laufenden 5905<br />
Biogasanlagen in Deutschland sind<br />
nur 45 mit dieser Technologie ausgestattet.<br />
Betrieben wird die Kallmünzer Anlage<br />
von der REGAS, einer je fünfzigprozentigen<br />
Tochter vonREWAG und<br />
E.ON Bayern. Norbert Breidenbach,<br />
Vorstandsvorsitzender der REWAG,<br />
sieht die Rolle der Biomasse seit dem<br />
Atomausstiegsbeschluss gestärkt,<br />
wenngleich sie auch zukünftig nicht<br />
den Schwerpunkt im REWAG-Energiemixausmachenwird.„DieREWAG<br />
wird in den nächsten Jahren verstärkt<br />
in er<strong>neue</strong>rbare Energie investieren,<br />
hier vor Ort ist das neben der Photovoltaik<br />
vor allem Biogas. Zwei bis drei<br />
zusätzliche Standorte sind da durchausdenkbar.“AußerdembleibeWind<strong>energie</strong><br />
natürlich ein Thema – zusammenmitBiogasnenntBreidenbachsie<br />
als effizienteste Energiealternative.<br />
„Für Biogas spricht allerdings die<br />
Wertschöpfung vor Ort“, so der RE-<br />
WAG-Chef. Für die zuliefernden<br />
BauernimUmkreisvon20bis30Kilometern<br />
bedeutet das eine Option auf<br />
langfristige Kooperationsverträge, ohne<br />
die die notwendige Absicherung<br />
für eine Investition in zweistelliger<br />
Millionenhöhe nicht gewährleistet<br />
wäre. Trotzdem haben Biogasanlagen<br />
meist mit größerem Widerstand zu<br />
rechnen als andere regenerative Anlagen:ZuletztwurdeimFebruareinProjekt<br />
in Altenthann schon im Vorplanungsstatusgekippt,alseineInformationsveranstaltung<br />
im Dorfwirtshaus<br />
wegen Überfüllung und lautstarker<br />
Proteste abgebrochen werden musste.<br />
DieBürgerbefürchtetennebenderGeruchsbelästigung<br />
vor allem eine Erhöhung<br />
der Pachtpreise für Anbauflächen,<br />
was vor allem der Milchviehwirtschaftzuschaffenmachenwürde.<br />
„Bei Biogasanlagen von der Größe der<br />
Anlage in Kallmünz müssen viele<br />
Partnerkooperieren,dasmachtesvon<br />
Natur aus schwierig.“ Aber – das war<br />
vorFukushima,schränktBreidenbach<br />
ein. „Ich hoffe, dass den Leuten langsam<br />
bewusst wird, dass dezentrale<br />
EnergieerzeugunghinsichtlichderAkzeptanz<br />
auch eine gesamtgesellschaftlicheAufgabeist.“<br />
Wie die Grafik zeigt, hat sich der<br />
Biogasanlagenzubau in den letzten<br />
zehn Jahren dynamisch entwickelt:<br />
GeradeinBayern,dasdasRankingmit<br />
2030 Anlagen konkurrenzlos anführt,<br />
spieltBiomasse,undhierspeziellviele<br />
kleine Anlagen, eine große Rolle. Der<br />
Anteil am Strommix lag 2010 nach<br />
Angaben der Agentur für Er<strong>neue</strong>rbare<br />
Energienbei5,5Prozent.WiesichBiomasse<br />
zukünftig entwickeln wird, darauf<br />
hat vor allem die im Juli endgültig<br />
verabschiedete EEG-Novelle großenEinfluss:DieVergütungenwerden<br />
teils erhöht, vor allem sollen Kleinanlagen<br />
bis 75 kW mehr gefördert werden.<br />
Allerdings schreibt das <strong>neue</strong> EEG<br />
die Wärmenutzung von 60 Prozent<br />
oder alternativ für den BiomasseeinsatzeinenAnteilvon60ProzentGülle<br />
vor. Laut Einschätzung des PräsidentendesFachverbandesBiogase.V.Josef<br />
Pellmeyer für Kleinanlagen auf dem<br />
Land ohne Wärmeabnehmer ein unkalkulierbares<br />
Risiko: „Das wird den<br />
Biogas-Ausbaumassivbremsen.“<br />
FREITAG, 19. AUGUST 2011 | SEITE 13<br />
BiomasseistdermoderneBruderderFossilen<br />
Bioerdgaseröffnet<strong>neue</strong>Möglichkeiten/DezentraleEnergieerzeugungalsschwierigegesamtgesellschaftlicheAufgabe<br />
VON MECHTILD ANGERER<br />
BIOGAS BRANCHENZAHLEN<br />
...........................................................................................................................................................<br />
Entwicklung derAnzahl Biogasanlagen und der gesamten<br />
▼ ▼<br />
installierten elektrischen Leistung in Megawatt (MW)<br />
2050<br />
1750<br />
1300 650<br />
390<br />
139<br />
1600<br />
1050<br />
850<br />
617<br />
450<br />
159 274 370<br />
186<br />
1992 93<br />
Anzahl<br />
Biogasanlagen<br />
Installierte<br />
elektr.Leistung<br />
(MW)<br />
Stand:6/2011<br />
...........................................................................................................................................................<br />
Anzahl der Biogasanlagen und installierte elektr.Leistung (MW)<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Brandenburg<br />
Hamburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
Quelle:FachverbandBiogase.V. Stand:6/2011<br />
...........................................................................................................................................................<br />
7000<br />
94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 2011<br />
Prognose<br />
1/1,0 MW<br />
108/41,4MW<br />
709/202,8MW<br />
190/120,0 MW<br />
105/42,0MW<br />
11/5,9MW<br />
189/81,7MW<br />
270/162,0MW<br />
432/171,0 MW<br />
226/118,0 MW<br />
380/152,0MW<br />
181/85,4MW<br />
5905<br />
2291<br />
4984<br />
1893<br />
3891<br />
3711<br />
3500<br />
1377<br />
2680 1271<br />
1100<br />
KommunenundBürgerals„Genossen“ineinemBoot<br />
REGENSBURG. Ganz entscheidend für<br />
die Umsetzung der angestrebten Energiewendeistnatürlichauchderjuristische<br />
Aspekt. Vor allem kommt es darauf<br />
an, welche Rechtsform gewählt<br />
wird, um zum einen die Kommunen<br />
indiesesdezentraleKonzepteinzubindenundandererseitsaufeinfacheund<br />
demokratische Weise eine Bürgerbeteiligungzurealisieren.Dr.ChristianBaumann,unteranderem<br />
Fachanwalt für Gesellschaftsrecht,<br />
und Mandy Riedel, die kürzlich<br />
als „Energy Consultant“ im Rahmen<br />
der Karlsbader Juristentage über die<br />
<strong>energie</strong>rechtlichen Kompetenzen der<br />
EU referiert hatte, nennen als mögliche<br />
Gesellschaftsformen zwar auch<br />
die OHG, also die offene Handelsgesellschaft<br />
mit einer persönlichen Haftung<br />
der Gesellschafter, oder die<br />
GmbH&Co.KG,„hierwäreeineBeteiligung<br />
von Bürgern gegebenenfalls<br />
über Treuhandkommanditisten denkbar“.<br />
Sie selbst aber favorisieren dagegen<br />
„zur Partizipation an den künftig<br />
erforderlichen EnergieproduktionsunternehmeninFormvonWindkraft<br />
und Photovoltaik, aber auch zur<br />
Steuerung kommunaler Interessen“<br />
die Gründung von Erzeugungsgenossenschaften,<br />
und zwar unter Teilnahme<br />
von Bürgergesellschaften, die das<br />
erforderlicheKapitaleinsammeln.<br />
An der operativen Investoren- und<br />
Betriebsgenossenschaft sind als „Genossen“dieKommunen,aufderenGebiet<br />
Windkraft- und Solaranlagen errichtet<br />
werden, ebenso beteiligt wie<br />
die Bürgergenossenschaft, worin die<br />
BürgeretwaBeträgeumdie1500Euro<br />
einzahlenkönnen.FürdieGemeinden<br />
empfiehlt Dr. Baumann Genossenschaftsanteile„nichtunter5000Euro“.<br />
Gleichzeitig spricht man sich dafür<br />
aus, den Unternehmensgegenstand<br />
der Gesellschaft so weit zu fassen,<br />
„dass darin auch ein Netzerwerb vorgesehenwird“.<br />
Dies gelte insbesondere vor dem<br />
Hintergrund der auslaufenden Konzessionsverträge.Schließlichgeheesja<br />
bei der Gründung einer solchen Gesellschaftletztlichdarum,dasregionale<br />
Stromnetz zu kaufen, also um eine<br />
„Form der Rekommunalisierung“, wodurch<br />
es auch möglich sei, den Gewinn<br />
aus dem Stromgeschäft in die<br />
Kommune zurückfließen zu lassen,<br />
betontMandy Riedel. Die Kommunen<br />
an einer derartigen privaten Rechtsform<br />
zu beteiligen, ergebe sich schon<br />
„aus dem Aspekt der Förderung des<br />
wirtschaftlichen und sozialen Wohls<br />
derBürgerunddarüberhinausausder<br />
Zuständigkeit der Gemeinden im BereichderEnergieversorgung“.<br />
Die Vorteile dieses GenossenschaftskonzeptsausSichtderGemeindensehenBaumannundRiedelneben<br />
der einfachen Gründung und Mitgliederverwaltung<br />
nicht zuletzt darin,<br />
dass durch die Existenz der PrüfungspflichtdiekommunalrechtlichenVorschriften<br />
explizit berücksichtigt werden.<br />
Da bei Genossenschaften von<br />
nichtmehrals20MitgliederneinAufsichtsgremium<br />
entbehrlich erscheint,<br />
sind die Kommunen unmittelbar in<br />
der letztlich entscheidenden Genossenschaftsversammlungvertretenund<br />
„können so hinreichenden Einfluss<br />
aufdieGeschäftsführungimSinnedes<br />
Kommunalrechtsausüben“.Unabhän-<br />
AnzahlBiogasanlagen<br />
2728<br />
2030<br />
548,2MW<br />
1073/560,0 MW<br />
Installierteelektr.Leistung(MW)<br />
BürgerbeteiligungundeinebesondereFormder„Rekommunalisierung“:DieGenossenschaftistfürdiesesZieloffenbarambestengeeignet<br />
Flachdach<br />
-Beratung-Planung-Projektierung-Wartung-Service-<br />
+Eigenverbrauch UnsereErfahrung-IhreSicherheit!<br />
hm-pvGmbH-Berghang5-93482Pemfling/Löwendorf-Tel.:09975/90433-0-info@hm-pv.de-www.hm-pv.de<br />
WZ-Infografik<br />
gig von der Anzahl der Genossenschaftsanteile<br />
sei die Stimmenzahl<br />
einzelner Genossen im übrigen auf<br />
drei Stimmen beschränkt, prinzipiell<br />
habejedesMitgliedeineStimme.<br />
Mit Blick aufdie Gewerbesteuer erscheintdenAnwältendieMöglichkeitderZerlegunginteressant:„DieGewerbesteuer<br />
der Energieerzeugungsgesellschaften<br />
kann auf die beteiligten Gemeinden<br />
aufgeteilt werden!“ Speziell<br />
für Wind<strong>energie</strong>anlagen gilt seit 2009<br />
bereits ein besonderer Zerlegungsmaßstab.Zu<br />
30Prozent ist danachdas<br />
Verhältnis der Arbeitslöhne der Betriebsstätte<br />
zur Gesamtsumme der<br />
Arbeitslöhne maßgeblich, während<br />
man zu 70 Prozent die Aufteilungentsprechend<br />
der Anschaffungskosten<br />
der Windkraftanlagen in den einzelnenGemeindenvornimmt.(go)<br />
WiederholterPreisträgerbei"BayernsBest50“!<br />
=Senkungder<br />
Energiekosten