neue energie - Wirtschaftszeitung
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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
Den„GrünenStrom“inderBalancehalten<br />
OptimalesEnergiemanagementundzuverlässigeSpeichertechnologiensindfürer<strong>neue</strong>rbareEnergienentscheidend<br />
VON MECHTILD ANGERER<br />
REGENSBURG/BREMERHAVEN. Die Frage,<br />
wie sich mit den „wetterwendischen“<br />
er<strong>neue</strong>rbaren Energiequellen<br />
eine konstante und zuverlässige<br />
Stromversorgung erzielen lässt, hat<br />
der Speichertechnologie-Forschung<br />
<strong>neue</strong>n Auftrieb gebracht: Stromspitzen<br />
einfangen und damit die Stromtälerauffüllen,wennWindflaute,Nacht<br />
odereinfachschlechtesWetter ist,das<br />
klingt wie eine gute Idee. Im Kleinen<br />
ist das tatsächlich auch schon möglich.SobietetderRegensburgerPhotovoltaik-Anlagenbauer<br />
Enerix ein<br />
Stromspeichersystem an, das den<br />
Strom zu sonnigen Zeiten speichert<br />
und freigibt, wenn die Sonne untergegangen<br />
ist und im Haus Unterhaltungselektronik<br />
und Licht für Lastspitzen<br />
sorgen. Das System stammt<br />
von Schüco und arbeitet mit Lithium-<br />
Ionen-Zelltechnologie. Auch Sunflow,<br />
PV-AnlagenbauerausPassaumiteiner<br />
Niederlassung in Ursensollen, hat auf<br />
derIntersolar im Juniein Speichersystem<br />
mit intelligentem Speichermanagement<br />
vorgestellt, das hilft, selbst<br />
produzierten Strom möglichst selbst<br />
zu verbrauchen. Laut SunFlow-Vorstandsmitglied<br />
Stephan Riß ist das<br />
nicht nur wegen der EEG-Förderung<br />
sinnvoll. „Systeme wie diese könnten,<br />
im großen Stil verbaut, die Netze erheblichentlastenhelfen“.Selbst,wennsichPrivatstromerzeugung<br />
und -verbrauch mit solchen Lö-<br />
REGENSBURG. „Es gibt vielfältige Ressourcen,diefürdieregionaleEnergieproduktion<br />
und damit für eine nachhaltige<br />
Entwicklung im ländlichen<br />
Raum genutzt werden können“. Stephan<br />
Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands<br />
Bayern (GVB), ist<br />
überzeugt davon, dass die dezentrale<br />
Energieerzeugungsowieeineentsprechend<br />
organisierteVersorgung aufjeden<br />
Fall möglich sei. Immerhin gibt<br />
esinBayernbereits100Energiegenossenschaften,<br />
von denen 68 allein in<br />
den letzten fünf Jahren gegründet<br />
wurden. In diesem Zusammenhang<br />
verweist der Verbandspräsident vor<br />
allemdarauf,dasseinedezentraleGestaltung<br />
der Energieversorgung nicht<br />
zuletzt den wirtschaftlichen Vorteil<br />
biete, durch die Nutzung regionaler<br />
EnergiequellendieWertschöpfungin<br />
derHeimatzubelassen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat StephanGötzleinenrundenTischgefordert,<br />
und zwar unter Beteiligung von<br />
Staatsregierung, Vertretern der Kommunen<br />
und Landkreise, von Stadtwerken<br />
sowie Unternehmens- und<br />
Genossenschaftsvertretern. Ansatzpunktefüreinedezentralorganisierte<br />
EnergiewendehatderGVB inseinem<br />
Papier „genossenschaftliche Konzepte<br />
zur regionalen Umsetzung der<br />
Auch alte Technik, wie hier das Pumpspeicherwasserkraftwerk Walchenseeausden1920erJahren,kanndie<strong>neue</strong>Energieausbalancierenhelfen.<br />
sungenbesserinDeckungbringenlassen:<br />
Das Energiemanagement eines<br />
ganzen Landes mit <strong>energie</strong>intensiven<br />
Industrien kann so nicht bewältigt<br />
Energiewende unter Einbindung von<br />
Bürgern und Kommunen“ zusammengefasst.<br />
Das Konzept könne als<br />
Leitfaden für eine bürgerorientierte<br />
Energiepolitik dienen, betont Präsident<br />
Götzl. Als begleitende Maßnahmen<br />
einer raschen dezentralen Energiewende<br />
empfiehlt er gezielte Fördermaßnahmen<br />
für Gemeinschaftsanlagen<br />
zur Erzeugung regenerativer<br />
Energien,dieEinrichtungeinesspezifischen<br />
Programms der Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) sowie die<br />
Förderung von Modellprojekten genossenschaftlich<br />
organisierter EnergieregionendurchdenBund.<br />
Derweil berichtet Gerhard Hornauer,<br />
der Regionaldirektor desGenossenschaftsverbands<br />
für Niederbayern<br />
und die Oberpfalz, von einem ausgesprochenen<br />
Gründungsboom in Ostbayern.<br />
Dies gilt 2010 insbesondere<br />
für die Oberpfalz, wo nicht weniger<br />
als acht Neugründungen von Genossenschaften<br />
auf dem Energiesektor<br />
registriert wurden. Dazu gehörten –<br />
in Bayern waren es insgesamt nur 30<br />
– die Neue Energien West eG. in Grafenwöhr,<br />
die EOL-Agentur eG (Weiden),<br />
die AOVE-BioEnergie des Landkreises<br />
Amberg-Sulzbach, die Energetische<br />
Dienstleistungs- und Handels<br />
eGderKaminkehrerfürganzOstbay-<br />
werden. Dr. Carsten Pape ist beim<br />
Fraunhofer Institut für Wind<strong>energie</strong><br />
und Energiespeichertechnologien<br />
IWESanderForschung<strong>neue</strong>rEnergie-<br />
EinGründungsboominOstbayern<br />
SeitAnfang2010habensichhierbereitszehnEnergie-Genossenschaftenetabliert<br />
DieGründerderBürger<strong>energie</strong>genossenschaftMittlereOberpfalz Foto:smx<br />
NEUE ENERGIE<br />
ern, die Energielandkreis-Cham eG,<br />
die Bürger-Energiegenossenschaft<br />
WesteGinWeiden,dieJurEnergieeG<br />
des Landkreises Neumarkt sowie die<br />
BE-ONeGmitSitzinWeiden.Imlaufenden<br />
Jahr startete zuerst die Bürger-Energie-Genossenschaft<br />
im niederbayerischen<br />
Landkreis Kelheim –<br />
kurzBengel-KEHgenannt,ehevoreinigen<br />
Tagen in Nabburg die BEMO<br />
folgte. Dahinter verbirgtsichdie Bürger<strong>energie</strong>genossenschaft<br />
Mittlere<br />
Oberpfalz e.G. Schon bei der Gründungsversammlung<br />
erklärten sich<br />
spontan 62 Anwesende bereit, durch<br />
Zeichnung eines Anteils in Höhe von<br />
500EuroMitgliedderGenossenschaft<br />
und damit Miteigentümer der <strong>neue</strong>n<br />
Firmazuwerden.<br />
Die Genossenschaft hat es sich<br />
zum Ziel gesetzt, Bürger am Umstieg<br />
in Richtung er<strong>neue</strong>rbare Energien zu<br />
beteiligen. Als Startprojekt ist eine<br />
PhotovoltaikanlageaufdemDachder<br />
Mittelschule in Nabburg vorgesehen.<br />
Zum Vorstandsvorsitzenden wurde<br />
Harald Meier, der Regionalmanager<br />
desLandkreisesSchwandorf gewählt,<br />
sein Vize ist der Nabburger Bürgermeister<br />
Armin Schärtl, während Bürgermeister<br />
Arnold Kimmerl<br />
(Pfreimd)demelf-köpfigenAufsichtsratvorsteht.<br />
Ebenfalls ein Projekt im Bereich<br />
Dachflächen-Photovoltaik, und zwar<br />
im nördlichen Landkreis Kelheim,<br />
will die Energiegenossenschaft „Bengel-KEH“<br />
in Angriff nehmen, mittelfristig<br />
hat man unter dem Vorstandsvorsitzenden<br />
Harald Hillebrand aber<br />
auch die Windkraft im Auge. Im Zusammenhang<br />
mit der Energiewende<br />
verweist Gerhard Hornauer auf eine<br />
„Kommunale Energiekonferenz“, zu<br />
der die Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
mit Partnern wie dem Institut<br />
für Umwelt- und Kläranlagentechnologie<br />
(BIUKAT) oder der Bay-<br />
Wa in die Hochschule Landshut eingeladen<br />
haben. Termin: 22. September2011.ImGenossenschaftsverband<br />
Bayern (GVB) sind 1162 genossenschaftlicheUnternehmenmit2,7MillionenMitgliedernvertreten.(go)<br />
management- und Speichersysteme<br />
beteiligt. Er stellt fesst, dass Speicherung<br />
beim Gesamtkomplex Energie<br />
nicht an erster Stelle der Forschungsbemühungen<br />
stehen könne: „Stromspeicherung<br />
ist immer mit Umwandlungsverlusten<br />
verbunden. Es ist<br />
grundsätzlich am besten, Stromerzeugung<br />
und Stromverbrauch zur Deckungzubringen–zeitlichundräumlich.“<br />
Wie IWES-Forschungsergebnisse<br />
zeigen, ist hier viel möglich, wenn<br />
man Lasten zeitlich verschiebt – und<br />
zwar in Kombination mit immer genaueren<br />
Einspeiseprognosen, für die<br />
bei wetterabhängigen Energieformen<br />
wieWindundSonnederWetterdienst<br />
zuständig ist. Lösungsansätze dieser<br />
Art firmieren unter den Schlagworten<br />
„SmartMetering“, „intelligente Netze“<br />
oder auch dem gesteuerten Laden von<br />
Elektro-Kraftfahrzeugen.<br />
Wenn das Lasten-Erzeugungsmanagement<br />
ausgereizt ist, ist Speichern<br />
noch immer nicht der nächste Lösungsansatz.<br />
„Die oberste Priorität hat<br />
der Netzausbau“, erklärt Pape. Dabei<br />
hat der Ausbau der Netze längst nicht<br />
mehr nur Deutschland im Blick. „Je<br />
größer das Netz, desto besser die GlättungderErzeugung“,soPape.Deshalb<br />
betrachtet das BMU in seiner LeitstudieauchdaseuropäischeNetzalsGanzes,<br />
und Szenarien, die noch darüber<br />
hinaus gehen.„Wir schließen in unsere<br />
Überlegungen durchaus auch CSP-<br />
Anlagen in Nordafrika mit ein.“ Mit<br />
einem relevanten Langzeitspeicherbe-<br />
WIND+<br />
WALD<br />
=KLIMASCHUTZ²<br />
DieRegensburgerOSTWIND-Gruppe<br />
OSTWIND-Gruppe<br />
93047Regensburg<br />
www.ostwind.de<br />
FREITAG, 19. AUGUST 2011 | SEITE 11<br />
darf rechnet Pape nicht vor 2025 bis<br />
2030. „Erst dann können wir mit<br />
einem tatsächlichen Überschuss der<br />
regenerativen Stromerzeugung rechnen.“<br />
Als Teil des Energiemanagements<br />
ist Kurzzeit-Speicherung aber<br />
schon jetzt ein Thema. Derzeit intensiv<br />
erforscht wird „grünes Erdgas“ –<br />
nicht zu verwechseln mit „Bioerdgas“,<br />
das aus Biomasse gewonnenes und<br />
weiterveredeltesBiogasist:DieGrundstoffefür„grünesErdgas“sindWasser,<br />
CO2 und überschüssige Energie, zum<br />
Beispiel Erzeugungsspitzen bei Windoder<br />
Sonnen<strong>energie</strong>. Mit Hilfe dieser<br />
Energie wird Wasser in Wasserstoff<br />
und Sauerstoff aufgespalten. Bringt<br />
mandenWasserstoffmitCO2,dasaus<br />
der Umgebungsluft gewonnen wird,<br />
zurReaktion,entstehtMethan,dasim<br />
Gasnetz eingespeist wird. Dass das im<br />
Kleinen funktioniert, zeigt eine seit<br />
zwei Jahren bestehende Versuchsanlage<br />
in Stuttgart, die mit Windkraft<br />
arbeitet. Eine Anlage mit sechs MW<br />
LeistungplantAudifür2012.<br />
„Strom-zu-Gas“ ist derzeit in aller<br />
Munde – laut Pape wird die Zukunft<br />
derEnergieabernurmiteinemMixan<br />
Speichertechnologien zu sichern sein.<br />
Dabei spielen auch thermische Speicher,Pumpspeicher-Wasserkraftwerke<br />
(in Norddeutschland werden hier<br />
auchdieMöglichkeitenunterirdischer<br />
Anlagen in aufgelassenen Bergwerksstollenerprobt)undBiomasse,imNordenDeutschlandsauchDruckluftspeichereineentscheidendeRolle.<br />
realisiertWindparks–ausÜberzeugung.<br />
DennWindkraftistEnergiefürsLeben.<br />
AusderRegionundfürdieRegion.