Zentralstelle der Forstverwaltung - Landesforsten Rheinland-Pfalz
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1 Einleitung<br />
dem boden kommt in unseren Waldökosystemen<br />
eine schlüsselrolle zu. er ist <strong>der</strong> entscheidende<br />
speicher für Wasser und nährstoffe und Wurzelraum<br />
für bäume und Waldbodenpflanzen. zudem<br />
ist er <strong>der</strong> lebensraum für eine ungeheure fülle<br />
von lebewesen, die ihrerseits für unverzichtbare<br />
Ökosystemfunktionen wie die zersetzung <strong>der</strong><br />
streu und die bodenauflockerung verantwortlich<br />
sind und wichtige filterfunktionen des bodens für<br />
luftschadstoffe unterstützen. im Waldboden sind<br />
beträchtliche Mengen an Kohlenstoff und stickstoff<br />
gespeichert. <strong>der</strong> Waldboden ist damit ein<br />
wichtiges element im Kreislauf klimarelevanter<br />
spurengase.<br />
<strong>der</strong> boden beeinflusst die zusammensetzung <strong>der</strong><br />
auf ihm gedeihenden Vegetation und diese wie<strong>der</strong>um<br />
beeinflusst die bodeneigenschaften. unsere<br />
böden sind daher seit jeher Verän<strong>der</strong>ungen<br />
unterworfen, in die <strong>der</strong> Mensch seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
o<strong>der</strong> sogar Jahrtausenden in vielfältiger<br />
Weise eingreift. Waldrodungen betrafen vor<br />
allem die besseren, landwirtschaftlich gut nutzbaren<br />
standorte. bereits vor mehr als 1000 Jahren<br />
war <strong>der</strong> Wald daher vielfach auf die eher schlechteren<br />
standorte zurückgedrängt. doch auch in die<br />
verbleibenden Wäl<strong>der</strong> griff <strong>der</strong> Mensch schon in<br />
vorindustrieller zeit durch holznutzung, Vieheintrieb,<br />
streu- und Plaggennutzung erheblich ein.<br />
das menschliche handeln war meist mit einem<br />
gravierenden nährstoffentzug verbunden, <strong>der</strong><br />
auf vielen standorten zu einer meist heute noch<br />
wirksamen nährstoffverarmung führte.<br />
Während sich seit <strong>der</strong> einführung einer an<br />
nachhaltigkeitskriterien orientierten forstlichen<br />
bewirtschaftung die belastung <strong>der</strong> Waldökosysteme<br />
durch übermäßige biomasse- und nährstoffexporte<br />
ab Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts allmählich<br />
verringerte, kam mit <strong>der</strong> zunehmenden industrialisierung<br />
seit Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine<br />
weitere bedrohung für die Waldbodenfunktionen<br />
hinzu: <strong>der</strong> eintrag von versauernden luftschadstoffen<br />
aus <strong>der</strong> Verbrennung fossiler brennstoffe.<br />
die regelrechte Überflutung <strong>der</strong> Waldböden mit<br />
sulfat- und nitrationen hat großräumig zu weiteren<br />
gravierenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> chemischen,<br />
biologischen und auch <strong>der</strong> physikalischen<br />
bodeneigenschaften geführt (ulrich et al. 1979,<br />
1989, von zeschwitz 1985, hildebrand 1986,<br />
Matzner 1987). hinzu kamen mit steigenden<br />
Viehdichten ab Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts infolge<br />
einer zunehmend intensiver werdenden landwirtschaft<br />
hohe einträge an ammoniumionen in die<br />
Waldökosysteme, die eine zunehmende n-eutrophierung<br />
unserer Waldböden bewirken (block<br />
2006, Kölling 1991). auch die bis in die 1970er<br />
Jahre hinein in <strong>der</strong> forstwirtschaft praktizierte<br />
bevorzugung von nadelbäumen und <strong>der</strong>en anbau<br />
in Reinbeständen sowie die vielfach ungeordnete<br />
befahrung <strong>der</strong> böden mit schweren forstmaschinen<br />
hat unseren Waldböden geschadet.<br />
ende <strong>der</strong> 1970er/anfang <strong>der</strong> 1980er Jahre brachte<br />
dann die diskussion um den sogenannten „sauren<br />
Regen“ und das „Waldsterben“ ein umdenken<br />
und eine Wende in <strong>der</strong> belastung <strong>der</strong> Waldökosysteme.<br />
so wurden luftreinhaltemaßnahmen<br />
massiv vorangetrieben und die luftschadstoffeinträge<br />
in den Wald rasch deutlich reduziert.<br />
zum schutz gefährdeter Waldstandorte vor<br />
fortschreiten<strong>der</strong> Versauerung wurden in erheblichem<br />
umfang bodenschutzkalkungen durchgeführt.<br />
<strong>der</strong> Waldbau wurde auf eine naturnahe<br />
Waldbewirtschaftung umgestellt und mit einem<br />
Waldumbau in Richtung laubbaumreicher<br />
Mischbestände begonnen. Ökosystem- und<br />
Waldbodenschutz wurden wichtige belange in <strong>der</strong><br />
praktischen Waldbewirtschaftung.<br />
unsere Waldböden waren somit ständig wechselnden<br />
einflüssen ausgesetzt, die sich jeweils<br />
in ihren eigenschaften und auf ihre funktionen<br />
nie<strong>der</strong>geschlagen haben. auch in zukunft dürfte<br />
<strong>der</strong> Mensch über die vielfach immer noch die<br />
Verträglichkeitsschwellen (Critical loads) überschreitenden<br />
einträge von luftverunreinigungen,<br />
die im zuge <strong>der</strong> Rohstoffverknappung wie<strong>der</strong><br />
intensiver werdende holz- und biomassenutzung<br />
und insbeson<strong>der</strong>e auch durch den Klimawandel<br />
einfluss auf die Waldböden nehmen. daher ist<br />
eine regelmäßige Überwachung des zustandes<br />
unserer Waldböden und ihrer Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im laufe <strong>der</strong> zeit eine wichtige aufgabe eines<br />
vorsorgenden schutzes unserer Wäl<strong>der</strong> und ihrer<br />
vielfältigen funktionen.<br />
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