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der gemeinderat_Ausgabe 09_2019

Die September-Ausgabe des gemeinderats beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Digitalpakt Schule. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro stehen bereit, eine Reihe von Bundesländern hat die Richtlinien für die Fördermittelanträge bereits in Kraft gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, die Ausstattung der Schulen vernünftig zu planen – entlang pädagogischer Konzepte.

Die September-Ausgabe des gemeinderats beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Digitalpakt Schule. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro stehen bereit, eine Reihe von Bundesländern hat die Richtlinien für die Fördermittelanträge bereits in Kraft gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, die Ausstattung der Schulen vernünftig zu planen – entlang pädagogischer Konzepte.

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AUSGEZEICHNET!<br />

AUSGEZEICHNET!<br />

Faire Beschaffung<br />

Kommunen geben Vorbild<br />

Beim Stichwort „Entwicklungszusammenarbeit“ beherrscht noch immer <strong>der</strong> in<br />

ferne Län<strong>der</strong> reisende Entwicklungshelfer das Bild <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Die<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong> und Akteure haben sich aber stetig erweitert und gewandelt.<br />

Im Einkauf können heute auch die Kommunen ihren Beitrag leisten.<br />

Unter dem Stichwort „Global denken,<br />

lokal handeln“ werden immer<br />

mehr deutsche Kommunen in <strong>der</strong><br />

Entwicklungszusammenarbeit aktiv: Eine<br />

Möglichkeit hierzu bietet die faire Beschaffung.<br />

Konkret heißt das, dass Städte und<br />

Gemeinden bei ihrer Beschaffung auf faire,<br />

das heißt ökologisch und sozial unbedenkliche<br />

Produkte setzen.<br />

Wie wirkungsmächtig dieser Ansatz<br />

sein kann, zeigen die Zahlen: Rund 350<br />

Milliarden Euro investiert <strong>der</strong> Staat jährlich<br />

in öffentliche Beschaffung. Etwa 60<br />

Prozent davon und damit etwa 210 Milliarden<br />

Euro entfallen auf die Kommunen.<br />

Mit dieser Wirtschaftskraft können sie gegen<br />

ausbeuterische Kin<strong>der</strong>arbeit o<strong>der</strong> die<br />

Verletzung sozialer Mindeststandards und<br />

Lohndumping vorgehen.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> deutschen Fairtrade-Städte<br />

ist seit <strong>der</strong> ersten Vergabe des Titels durch<br />

den Verein Transfair (Fairtrade Deutschland)<br />

im Jahr 20<strong>09</strong> auf rund 580 gestiegen.<br />

Auch die Zahl <strong>der</strong> teilnehmenden Kommunen<br />

am Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen<br />

Handels“ hat sich 2017 auf über 100<br />

gesteigert. Beim Start des von <strong>der</strong> Servicestelle<br />

Kommunen in <strong>der</strong> Einen Welt (skew.<br />

engagement-global.de) im Auftrag des<br />

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

durchgeführten Projekts im Jahr 2003 waren<br />

es nur 31 Kommunen.<br />

Neben <strong>der</strong> Zahl fair beschaffen<strong>der</strong> Kommunen<br />

ist die Anzahl <strong>der</strong> fair gehandelten<br />

Produkte gewachsen: Neben Klassikern<br />

wie fairem Kaffee und Bananen für die<br />

Verwaltung, Schulen und Kitas ist hier<br />

etwa die Arbeitskleidung für Feuerwehren<br />

o<strong>der</strong> die Forst- und Grünflächenämter zu<br />

nennen. Zunehmend ins Bewusstsein <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit gerät die Beschaffung von<br />

fairen Pflastersteinen. Viele im Straßenund<br />

Städtebau verbaute Natursteine stammen<br />

aus Steinbrüchen in China, Indien<br />

Foto: Maurer<br />

Im Wettbewerb „Hauptstadt des fairen Handels“ engagierte Kommunen: Der Gewinner von<br />

2017, Köln, initiierte die Ausschreibung nach fairen Schuhen für städtische Mitarbeiter.<br />

o<strong>der</strong> Vietnam, in denen Kernnormen <strong>der</strong><br />

Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) wie Arbeitssicherheit und das Verbot<br />

von Kin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Zwangsarbeit verletzt<br />

werden.<br />

Die Informationstechnologie (IT) ist<br />

ein weiteres Feld fairer Beschaffung. Die<br />

Crux ist, dass es im Moment faktisch<br />

keine IT-Produkte gibt, die durch alle<br />

Lieferketten hindurch den sozialen und<br />

ökologischen Kriterien <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

entsprechen. Gerade deshalb ist es<br />

wichtig, dass Kommunen auf Alternativen<br />

setzen, die faire Bedingungen in <strong>der</strong><br />

IT-Herstellung durchsetzen wollen.<br />

RECHTSSICHERE VERGABEKRITERIEN<br />

Anbieter wie Fairphone o<strong>der</strong> Shift versuchen<br />

etwa, faire Smartphones anzubieten.<br />

Das bedeutet zum Beispiel, dass auf<br />

die Nutzung von Coltan aus dubiosen<br />

Quellen verzichtet werden soll. Auch<br />

beim Zusammenbau von Smartphones<br />

und an<strong>der</strong>en IT-Produkten gibt es erste<br />

Verbesserungsansätze, die auf Lohndumping,<br />

exzessive Überstunden und<br />

Kin<strong>der</strong>arbeit verzichten.<br />

Immer wie<strong>der</strong> wird <strong>der</strong> Grundsatz <strong>der</strong><br />

sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung<br />

als Argument gegen ein<br />

nachhaltiges Beschaffungswesen genannt.<br />

Auch galt die Einhaltung von Sozial-<br />

und Umweltstandards lange als<br />

„vergabefremdes Kriterium“. Diese Unsicherheit<br />

ist beseitigt. Die EU-Vergaberichtlinien<br />

von 2014 erlauben die Aufnahme<br />

von umwelt- und sozialrechtlichen<br />

Kriterien in öffentliche Ausschreibungen.<br />

Diese Richtlinien wurden 2016<br />

ins deutsche Vergaberecht übernommen.<br />

Hinzu kommt, dass faire Beschaffung<br />

gar nicht teurer sein muss. So konnte bei<br />

einer Ausschreibung für geleaste Arbeitskleidung<br />

für den Bauhof <strong>der</strong> Stadt Langenzenn<br />

(Bayern) trotz <strong>der</strong> Einbeziehung<br />

fairer Kriterien <strong>der</strong> Preis im Vergleich<br />

zum alten Leasingvertrag sogar<br />

unterboten werden. In Bonn lag am Ende<br />

<strong>der</strong> Preisanstieg für die beschaffte faire<br />

Arbeitskleidung für das Grünamt bei unter<br />

drei Prozent. In beiden Fällen wurden<br />

allerdings die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lieferungen<br />

leicht geän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> qualitativ<br />

erhöht, sodass man den alten und neuen<br />

Preis nicht direkt vergleichen kann.<br />

Eine Möglichkeit, Geld bei fairer Beschaffung<br />

einzusparen, ist die Bündelung<br />

von Aufträgen. So sammelt Mainz<br />

die Anschaffung vieler Produkte in einem<br />

zentralen Onlinekatalog, <strong>der</strong> auch<br />

nach Nachhaltigkeitskriterien strukturiert<br />

ist. Dortmund nutzt ebenfalls eine<br />

zentrale Beschaffungsstelle. Diese bündelt<br />

alle Ausschreibungen ab 5000 Euro<br />

für verschiedene Ämter. Konstanze Arp<br />

DIE AUTORIN<br />

Dr. Konstanze Arp ist Abteilungsleiterin<br />

Mobilisierung kommunal und Fachbereichsaufgaben<br />

bei Engagement Global, <strong>der</strong><br />

Servicestelle für Entwicklungsinitiativen<br />

(konstanze.arp@engagement-global.de)<br />

Qualität<br />

for<strong>der</strong>n,<br />

Werte<br />

schaffen<br />

Gütesicherung<br />

Kanalbau<br />

RAL-GZ 961<br />

www.kanalbau.com

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