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Geschäftsbericht 2016-2019

Wir #fairwandeln die Region

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WIR

#FAIRWANDELN

DIE REGION

Geschäftsbericht 2016-2019

IG METALL

Region Hamburg


16 Luftfahrt | Airbus:

Wir sind das Team Future

INHALT

4 Vorwort | Wir #Fairwandeln die Region

Solidarisch engagiert, demokratisch

organisiert – vier erfolg reiche Jahre für

die IG Metall Region Hamburg

6 Wir ehren die Verstorbenen

8 Verändrungen | Besser gemeinsam arbeiten

Die Modernisierung der Geschäftsstelle

fand im Rahmen eines umfassenden

Reorganisationsprozesses statt

10 Unser Team | Für die Zukunft gut aufgestellt

Gemeinsam gestaltet das neue Team die

Herausforderungen der Zukunft

11 Rechtsschutz

12 Junge Aktive | Den Nachwuchs stärken

Mit der Ausbildungsreihe »Junge

Aktive« nimmt die IG Metall Region

Hamburg eine bundesweit einzigartige

Stellung ein

13 Expert*innengruppe Sozialpolitik |

Soziales Netz absichern

14 Expert*innenengruppen Arbeitszeit |

Weit mehr als Comics

Mit ihrer Idee für eine bessere

Arbeitszeitgestaltung hat die Expert*innengruppe

Arbeitszeit weit über die

Geschäftsstelle hinaus Zeichen gesetzt

15 Expert*innenengruppen Transformation |

sozial, ökologisch und demokratisch

16 Airbus | Wir sind das Team Future

Der digitale Wandel verändert

umfassend Arbeitsprozesse auch bei

Airbus. Dank der Mitbestimmung sind

Betriebsrat und Vertrauenskörper bei

der Gestaltung der Zukunft immer in

der ersten Reihe mit dabei.

18 Diehl Aviation | Kampfbereit

zur Standortsicherung

Zusammen mit Betriebsrat und IG

Metall riefen die Beschäftigten eine

Tarifbewegung zur Standortsicherung

ins Leben

20 Steinway & Sons | Mitbestimmung

klingt gut

Neue Technologien sorgen beim

Klavierbauer Steinway & Sons nicht nur

für musikalische Impulse.

21 JELD-WEN | Besser mit Tarif

Die Beschäftigten wollten die ungerechte

Bezahlung nicht hinnehmen und

starteten eine Tarifbewegung

22 Pella Sietas | Endlich wieder ruhige Zeiten:

Neue Aufträge sorgen auf Deutschlands

ältester Werft für mehr Beschäftigung.

Ein fortgeschriebener Ergänzungstarifvertrag

stellt sicher, dass es keine

betriebsbedingten Kündigungen gibt.

24 Blohm+Voss | Auftrag: Traditionswerft

retten

Auch unter dem neuen Eigentümer

leidet Blohm+Voss unter der

Durststrecke im Schiffbau. Betriebsrat

und IG Metall kämpfen um jeden

Arbeitsplatz.

25 thyssenkrupp Marine Systems |

Gemischte Aussichten

Die Auslastung bei thyssenkrupp

Marine Systems ist noch gut – doch

der Umbau des Konzerns bringt

Unsicherheiten

26 STUTE | Auf dem Weg zu besseren

Arbeits bedingungen

Bei STUTE sichert ein Tarifvertrag den

Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.

27 RCL Automotive | Nase voll

Rund 200 Beschäftigte machten

mächtig Druck für ihre Forderungen

28 Atos und Unify | Wir-Gefühl entstanden

Mit kreativen Ideen machen die

Aktiven bei den IT-Dienstleistern Atos

und Unify auf sich aufmerksam – und

werden stärker.

30 Hydro Aluminium | Langer Atem

Im Hamburger Aluminiumwalzwerk

hat der Betriebsrat endlich eine

Regelung zu Umkleidezeiten erkämpft.

32 Mercedes-Benz Werk Hamburg | Zukunft

kann kommen

Mit einer starken Belegschaft im

Rücken konnte der Betriebsrat ein

Zukunftsbild für den Standort

durchsetzen.

34 Vattenfall | Kündigungen? Nicht mit mir!

Mit Beharrlichkeit kämft Rainer Kruppa

um jeden Arbeitsplatz

35 Wärme Hamburg | Gute Arbeit

mit bestem Klima

Bei der Rekommunalisierung der

Fernwärme sorgten die Betriebsräte mit

der IG Metall für faire und gute

Arbeits bedingungen auch in der neuen

Gesellschaft

20 Holz- und Kunststoff |

Steinway & Sons:

Mitbestimmung klingt gut

36 Stromnetz Hamburg | Wir sind

Profiteur*innen der Energiewende

Die Rekommunalisierung begleiteten

die Betriebsräte von Stromnetz

Hamburg aktiv mit und sorgten so für

Vertrauen bei den Beschäftigten.

36 Hamburg Verkehrsanlagen | Die Ampeln

leuchten mit der IG Metall

Das Unternehmen gehört wieder der

Stadt – die Beschäftigten sind zufrieden

38 Siemens Gamesa | Stürmische Zeiten

Den Zusammenschluss der Siemens

Windkraftsparte mit Gamesa haben die

Betriebsräte zusammen mit der IG

Metall aktiv begleitet.

40 STILL | Zukunft am Standort sichern

Mit immer neuen Programmen will der

Gabelstaplerhersteller STILL Unternehmensteile

auslagern und optimieren.

Mit einer starken Belegschaft im

Rücken halten Betriebsräte und

Vertrauensleute dagegen.

41 Philips | Kampf um einen

Traditions standort

Alternativen gegen den geplanten

Stellenabbau

42 thyssenkrupp Fahrtreppen | Unser

Team ist der Star

Betriebsräte entwickelten einen

alternativen Plan gegen die Umstrukturierung

und Schließung des Standortes

2 Wir #FAIRWANDELN die Region


22 Schiffbau | Pella

Sietas: Endlich

wieder ruhige

Zeiten

26 Kontraktlogistik | STUTE:

Auf dem Weg zu besseren

Arbeitsbedingungen

40 Maschinenbau | STILL:

Zukunft am Standort

sichern

30 Umkleidezeiten | Hydro

Aluminium: Langer Atem

36 Energiewirtschaft |

Stromnetz Hamburg:

Wir sind Profiteur*innen

der Energiewende

28 IT | Atos und Unify:

Wir-Gefühl entstanden

24 Schiffbau |

Blohm+Voss:

Auftrag:

Traditionswerft

retten

32 Automobil | Mercedes-

Benz Werk Hamburg:

Zukunft kann kommen

38 Windenergie | Siemens

Gamesa: Stürmische Zeiten

44 Tarifbindung | Universelle:

Wir lassen uns nicht mehr

überrumpeln!

44 Universelle | Wir lassen uns

nicht mehr überrumpeln!

Ein langer Weg, den die Kolleg*innen

bei Universelle in Schwarzenbek

gegangen sind: Von der Ankündigung,

Personal zu entlassen, bis hin zum

Flächentarifvertrag.

46 Autohaus Brinkmann | Wir wollten mitreden

46 Wärtsilä | Mehr Geld und freie Tage

Die Beschäftigten von Wärtsilä

Deutschland in Geesthacht und

Wilhelmsburg sind nicht mehr auf das

Wohlwollen des Arbeitgebers angewiesen:

Ab sofort gilt ein Paket an

Tarifverträgen im Betrieb.

48 BR-Akademie und Bildungsbüro |

Verbindung schaffen

Die ehrenamtlichen Referent*- innen

können die Bildungsarbeit stärker

mitgestalten

49 Betriebsrät*innen-Infotagungen |

Hilfe für die tägliche Arbeit

Aktuell und abwechslungsreich: unsere

monatlichen Veranstaltungen für

Betriebsräte

50 Jugend | #Klarekante

Die IG Metall Jugend zeigt klare Kante

gegen Rechtsextremismus und für

Solidarität, Menschenrechte und bessere

Ausbildungsbedingungen

52 Dual Studierende | Gleiche Rechte. Jetzt!

Durch den Wandel der Ausbildung wird

die Ansprache von dual Studierenden

immer wichtiger für die IG Metall

52 Studierendengruppe | Brücken schlagen

Aktive machen sich für die

IG Metall stark – mit einem eigenen

Netzwerk und in den Gremien der

Geschäftsstelle

53 Ferienjobber*innen | Mehr Geld und

zusätzliches Urlaubsgeld

Die IG Metall bietet Ferien jobber*innen

Vorteile. Viele nutzen das Angebot und

werden Mitglied

54 20 Jahre Jugendaustausch | Über

Grenzen hinweg

Die Kooperation mit den russischen

Gewerkschaften feierte 2018 ihren 20.

Geburtstag.

56 Jubilarfeiern | Ehrungen an

historischem Ort

Die Geschäftsstelle hat die Jubilarfeiern

neu gestaltet

57 Arbeitskreis ArGUS | Kompass gute Arbeit

58 Arbeitskreis Frauen | Wir machen unsere

Positionen sichtbar

Der Frauen-Arbeitskreis macht sich

stark für Chancengleichheit und

Gerechtigkeit

59 IT- und Engineering-Netzwerk |

Arbeiten an losen Enden

60Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit |

Gelebte Solidarität

Mit ihrem Engagement leisten die

Senior*innen wichtige Arbeit für die

Gewerkschaft – und darüber hinaus

62 Masterplan | Tarifbindung erhöhen

In den Handwerks-Arbeits kreisen

organisieren sich die Beschäftigten der

verschiedenen Branchen

62 Tischler*innen-Treff | Über den

Tellerrand schauen

64 Metall- und Elektro industrie |

Solidarischer Kraftakt

Die ganz tägigen Warnstreiks in der

letzten Tarifrunde der Metall- und

Elektroindus trie hatten einen entscheidenden

Anteil am Tarif ergebnis.

68 Nachtarbeitszuschläge | Gerechtigkeit

durchsetzen

70 Kfz-Handwerk | Give me Five!

Mit vielen Aktionen im Kfz-Handwerk

haben sich die Beschäftigten in zwei

Tarif runden gute Tarifabschlüsse

erkämpft

72 Statistiken | Die IG Metall Region Hamburg

2016–2019

Tarifergebnisse für die Handwerksbranchen,

Textil und Kunststoff

Ortsvorstand und Delegiertenversammlung

Mitgliederentwicklung

Kostenstruktur IG Metall Region

Hamburg

80 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Unsere

Sendeplätze für gute Arbeit

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 3


»Solidarisch engagiert,

demokratisch organisiert –

WIR #FAIRWANDELN

DIE REGION«

LIEBE KOLLEG*INNEN,

die Jahre 2016–2019 standen für uns unter

dem Motto WIR #FAIRWANDELN DIE REGION

– und es waren für die IG Metall Region

Hamburg vier erfolgreiche Jahre:

Wir sind stärker geworden – wir haben jetzt insgesamt

1600 Mitglieder mehr als noch vor vier

Jahren. Besonders erfreulich ist, dass wir

seit 2016 bei den betrieblichen Mitgliedern

sogar über 2300 Mitglieder neu hinzugewonnen

haben. Unsere betriebliche Basis

ist damit deutlich gewachsen. Das war das

Ziel, als wir vor vier Jahren die Aufgabe

übernommen haben und uns die Verantwortung

für die IG Metall Region Hamburg

übertragen wurde.

Welche Leitlinien für die Arbeit hatten wir

damals? Wie haben wir sie – gemeinsam mit

allen Beteiligten – umgesetzt?

JÜNGER WERDEN. Jünger nicht nur in den

Betrieben, sondern auch bei uns in der

Geschäftsstelle: Altersteilzeitabgänge und

der damit verbundene Know-how-Transfer

an jüngere und neue Kolleg*innen waren in

den vergangenen vier Jahren eine besondere

Herausforderung. Unser Ziel war es immer,

einen professionellen Übergang hinzubekommen

und die Qualität gegenüber den

Mitgliedern zu erhalten.

Unser Team wurde durch gut ausgebildete

Gewerkschaftssekretär*innen verstärkt und

frische, ebenfalls gut qualifizierte Verwaltungsangestellte

kamen hinzu. Die »Neuen«

haben ihre ersten gewerkschaftlichen Erfahrungen

in unseren Betrieben gesammelt

und sind fest in der Region verankert.

VORWORT

Wir sind aber nicht nur jünger geworden,

sondern auch weiblicher. Mehr Frauen prägen

jetzt das Gesicht der IG Metall vor Ort

und in den Betrieben – mehr als je zuvor!

Mit fünf eigenen Projektreihen »Junge

Aktive« haben wir mehr als 70 gewerkschaftlichen

Akteur*innen in den Betrie-

4 Wir #FAIRWANDELN die Region


ben eine besondere Qualifizierung ermöglicht.

Jetzt sind sie fit für ihr betriebliches

Engagement; zum Teil leiten sie innerbetrieblich

einen Generationswechsel ein.

Auch dadurch sind wir vielfältiger geworden:

Die neuen Funktionär*innen prägen

mit ihrer aktiven Arbeit das Bild der IG

Metall in den Betrieben.

VERTRAUEN SCHAFFEN. Unsere Geschäftsstelle

ist die fünftgrößte in der Republik.

Unser Team ist in den Betrieben verankert

und baut dort täglich Vertrauen auf. Vertrauen

entsteht vor allem, indem wir den

Kolleg*innen zuhören, sie nach ihrer Meinung

und nach ihren Bedürfnissen fragen

und so beginnen, die Situation vor Ort besser

zu verstehen. Wenn die Kolleg*innen

uns brauchen, sind wir für sie da! Das ist die

Basis für eine gute Zusammenarbeit.

BETEILIGUNG STÄRKEN. Wir haben uns die

vorhandenen regionalen Beteiligungsprozesse

angesehen, denn wir wollten wissen,

wo es neue Möglichkeiten und Potenziale

gibt. Die Kolleg*innen in den Betrieben

haben ein riesiges Know-how; und dieses

lassen wir mit Expert*innengruppen zu

neuer Stärke wachsen: Beispielsweise entwickelte

die Expert*innengruppe Arbeitszeit

ein eigenständiges »Hamburger Modell«.

Dieses hat bundesweite Bedeutung erlangt

und starken Einfluss auf das Tarifergebnis

2018 in der Metall- und Elektroindustrie

gehabt.

WANDEL AKTIV BEGLEITEN. Auch unsere

Branchen erfahren kontinuierlich eine tiefgreifende

Transformation – nicht nur die

Luftfahrt- oder die Automobilindustrie,

sondern beispielsweise auch der Maschinenbau.

Die Digitalisierung wirkt in alle

Bereiche der Arbeitswelt. Sie verändert

die Prozesse von der Produktion bis zum

Engineering, von der Verwaltung bis zu

Buchhaltung und Controlling. Unsere

Werkzeuge sind die Mitbestimmung und

tarifvertragliche Regelungen. Damit können

wir vor Ort die sich verändernden Prozesse

aktiv mitgestalten. Unsere Maxime

dabei lautet immer: »Der Mensch steht im

Mittelpunkt – wir nehmen alle mit.«

KONFLIKTE IM BETRIEB ERFOLGREICH FÜH-

REN. Dank starker Beteiligung der Kolleg*innen

gehen wir anstehende Konflikte

offensiv an. Wir nutzen die Mittel der Mitbestimmung

und arbeiten stets strategisch

und reflektiert, denn wir wollen aus

Konflikten gestärkt hervorgehen und gute

betriebliche Ergebnisse und tarifvertragliche

Lösungen erreichen. Viele Erfolge und

gute Erfahrungen haben wir so in den letzten

vier Jahren gesammelt. Das zeigt sich

auch darin, dass die Mitgliederzahlen in

den Betrieben steigen.

Die betrieblichen Konflikte – die wir

zusammen mit Betriebsräten und Vertrauensleuten

erfolgreich geführt haben,

machten die IG Metall in unserer Region

stärker. Wir sind als gewerkschaftliche und

betriebliche Akteurin mit unseren industriepolitischen

Impulsen und Interventionen

in der politischen Diskussion um die

Industriestandorte in der Region Hamburg

stärker vertreten.

UND WIR MISCHEN UNS EIN IN GESELL-

SCHAFTLICHE DISKUSSIONEN UND KON-

FLIKTE: Wir sind stark gegen rechts, und

wir sind solidarisch für ein vielfältiges Miteinander.

Auch dafür steht die IG Metall

in der Region – mit inzwischen 46.500

Frauen und Männern, mit jungen Menschen

und Senior*innen, mit Menschen

mit und ohne Migrationshintergrund, mit

Menschen verschiedener sexueller Orientierung,

mit unterschiedlichen Arbeitswelten

und unterschiedlichen Ausbildungen.

Eines eint uns alle: der tief im Herzen

verankerte Wille, sich auch in Zukunft für

Gute Arbeit zu engagieren!

Ina Morgenroth

Emanuel Glass

WIR #FAIRWANDELN DIE REGION

Der Ortsvorstand der IG Metall Region Hamburg

Ina Morgenroth

Erste Bevollmächtigte

IG Metall Region Hamburg

Ute Berbüsse

LMT Fette

Werkzeugtechnik

Lars Dinse

Atos IT Hamburg

Ingolf Günther

thyssenkrupp

Fahrtreppen

Birgit Kaulitz

Steinway & Sons

Falko Lehmann

außerbetriebliche

Gewerkschaftsarbeit

Udo Neumann

STUTE Hausbruch

Claus Timmann

Siemens AG

NL Hamburg

Jörg Weselmann

Mercedes-Benz Werk Hamburg

Iris Wildhagen-

Fröstler

ArcelorMittal

Hamburg

Emanuel Glass

Zweiter Bevollmächtigter

IG Metall Region Hamburg

Detlef Feye

STILL

Christian Brunotte

Handwerk, awinco

Alexander Heieis

Stromnetz Hamburg

Rainer Kruppa

Vattenfall Nuclear

Energy

Georg Netuschil

Pella Sietas

Martin Rother

Airbus Operations

Stade

Petra Warpakowski

SKF Marine

Tom Wild

Hydro Aluminium

Hamburg

Sebastian Züge

Airbus Operation

Hamburg

Rolf-Werner Anderfuhr

(Gast)

Senioren Bergedorf

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 5

Onno Mellies

(Gast Jugend)

STILL


WIR EHREN DIE

VERSTORBENEN

Wenn wir uns an sie erinnern,

an die gemeinsame Zeit,

den zusammen gegangenen Weg,

die Kraft, die Menschen miteinander

entwickeln konnten und können,

um Erfolge zu erkämpfen und

auch so manches einzustecken,

dann ist es, als würde man ein Buch

Seite für Seite durchblättern,

erkennend, wie wertvoll sie für uns waren.

Ihr Leben und unser Leben sind

miteinander verbunden.

Die noch leeren Seiten dieses Buches

in ihrem Sinne zu füllen,

wird unsere Aufgabe sein.

6 Gemeinsam für die Region


Worte

1984 Kolleg*innen sind in den vergangenen vier Jahren von uns gegangen.

Stellvertretend für alle nennen wir:

Bodo Apenburg

Wolfgang Engelmann

Jürgen Fischer

Peter Gehl

Ruth Jungjohann

Renate Kinski

Klaus Mehrens

Heinrich Moeller

Immanuel Neuhof

Rainer Schmidt

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 7


Veränderungen | Die Geschäftsstelle ist nicht nur

einfach renoviert worden. Die Modernisierung mit

neuen Möbeln und Räumen fand im Rahmen eines

umfassenden Reorganisationsprozesses statt.

Geschäftsstelle

BESSER

GEMEINSAM

ARBEITEN

Das alte Mobiliar ist weg. Jetzt gibt es höhenverstellbare

Schreibtische. Ein Sozialraum

lädt zu gemeinsamen Pausen ein, eine

Sitzecke am Empfang zum Verweilen. Der

Empfangstresen wurde verkleinert, ist nun

aber einladender. Auch die Sitzungszimmer

wurden neu gestaltet.

Es ist so vieles neu in der Geschäftsstelle.

Aber durch die Renovierung und Neugestaltung

mit neuen Möbeln, Türen, Bodenbelägen

und einer neuen Wandgestaltung

sind die Räumlichkeiten nicht nur schöner

geworden. Durch die Modernisierung

der Büros erhalten die Beschäftigten der

Geschäftsstelle auch neue Möglichkeiten,

miteinander zu arbeiten. Und das neue

Arbeiten wurde zugleich auch an anderer

Stelle neu geordnet. Aber der Reihe nach.

MIT BEFRAGUNGEN GESTARTET

2016: Die Zusammenarbeit des Teams der

Geschäftsstelle mit dem Ortsvorstand und

den Ehrenamtlichen sollte verstärkt werden.

Auch das Ausscheiden vieler Kolleg*innen

in die Altersteilzeit sorgte für

8

Wir #FAIRWANDELN die Region


Eröffnung der neuen

Geschäftsstelle im Januar 2020.

den Bedarf, den Wissenstransfer in der

Geschäftsstelle zu verbessern. Was lag

da näher, als die Arbeitsplätze und das

Umfeld insgesamt zu verändern?

Mit der Wahl von Ina Morgenroth zur Ersten

Bevollmächtigten und Emanuel Glass

zum Zweiten Bevollmächtigten entstand

der Plan, die Geschäftsstelle zu reorganisieren.

Die Renovierung wurde als Projekt

angegangen: Zusammen mit professioneller

Unterstützung wurden die Mitglieder

des Ortsvorstands und die Beschäftigten in

der Geschäftsstelle befragt, was man besser

machen könnte. Zudem beschäftigte sich

eine Arbeitsgruppe mit dem Umbau der

IG Metall Region Hamburg.

FIT FÜR DIE ZUKUNFT

Ende 2016 ging es dann los. Ein Hamburger

Planungsbüro wurde damit beauftragt,

Vorschläge für die Umgestaltung der

Geschäftsräume und der Büroausstattung

zu entwerfen. Mit ins Boot geholt wurde

das Know-how durch die IGEMET, die

immobilienwirtschaftliche Vermögensverwaltung

der IG Metall. Das Projekt wurde

vom Vorstand der IG Metall mitfinanziert.

Die Bauleitung übernahm ein Architekturbüro.

Nach einer langen Planungsphase

vollzog sich der Umbau Anfang

2019 – von Januar bis Mitte April. Das war

für die Handwerker*innen, aber auch für

die Beschäftigten und Gäste ein gewaltiger

Anstrengungsakt: Da die Renovierung in

zwei Bauphasen stattfand – Umbau zuerst

im vorderen Bereich der Geschäftsstelle,

anschließend im hinteren Bereich –, mussten

die Beschäftigten zwischendurch den

Arbeitsort wechseln und dichter zusammenrücken.

Ein Teil arbeitete in Großraumbüros

und Sitzungszimmern, andere

teilten sich Büros. Erreichbar war die

Geschäftsstelle auch in dieser Phase jederzeit

– zumindest telefonisch oder elektronisch;

der Fußweg war manchmal etwas

verwirrend.

Teil der umfassenden Neuorganisation waren

auch Prozessbeschreibungen für die Vorgänge

innerhalb der Geschäftsstelle. Die Beschreibungen

dienen der besseren Orientierung

der Beschäftigten. Sie finden sich unter

anderem auch in einem Mitarbeiter*innen-Handbuch

wieder, das im Rahmen

des Reorganisationsprozesses entstanden

ist. Inhaltlich sind dort Standards für die

Büroarbeit festgehalten, die vor allem Einsteiger*innen

die Arbeit in der Geschäftsstelle

erleichtern sollen. Eine gute Hilfe bei

der täglichen Arbeit.

Neue Standards wurden auch für die Zusammenarbeit

von Hauptamtlichen und Ortsvorstand

gesetzt: Im Zuge der Reorganisation

vereinbarte die Geschäftsstelle gemeinsame

Klausuren, um Abstimmungs- und

Entscheidungsprozesse zu vereinfachen.

Dazu gehören etwa Absprachen, was zur

Betriebsbetreuung gehört. Kriterien hierfür

liefern verschiedene Aspekte – vom

Organisationsgrad bis hin zur Arbeit der

betrieblichen Interessenvertretungen. Sie

bieten eine gute Grundlage für die bessere

Verzahnung von Geschäftsstelle und

Ortsvorstand. Und damit für die bessere

Arbeit der Geschäftsstelle als gemeinsames

Team.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 9


Das Team der Geschäftsstelle

Ina Morgenroth

Geschäftsführung

Erste Bevollmächtigte

Emanuel Glass

Geschäftsführung

Zweiter Bevollmächtigter

Gabriele Hanke

Betriebspolitik

Engineering, Frauen

Benjamin Hübner

Betriebspolitik

Jugend

Stephan Köppe

Betriebspolitik

Kfz-Handwerk

Tanja Gerding

Team Geschäftsführung

Kristin Schultz

Team Geschäftsführung

Organisation, außerbetriebliche

Gewerkschaftsarbeit

Andrea Fritzsche

Team Mitglieder

Birgit Gätke

Team Mitglieder

Marita Kühle

Team Mitglieder

Geschäftsstelle | Die IG Metall Region Hamburg

hat sich in den letzten Jahren auch personell neu

aufgestellt. Gemeinsam gestaltet das neue Team

die Herausforderungen der Zukunft.

Unser Team

FÜR DIE

ZUKUNFT GUT

AUFGESTELLT

Optisch hat sich in der Geschäftsstelle einiges verändert.

Aber auch bei den Gewerkschaftssekretär*innen

und Verwaltungsangestellten

hat es Änderungen gegeben. Freistellungsphase

der Altersteilzeit, berufliche Neuorientierung:

In den letzten Jahren hat sich ein

umfassender Wechsel in den politischen und

administrativen Strukturen vollzogen. Dafür

mussten alle an einem Strang ziehen: alte und

neue Teamplayer*innen aus der Geschäftsstelle

genauso wie die ehrenamtliche Personalkommission

aus dem Ortsvorstand.

Eine Herausforderung stellte der personelle

Wandel auch für die betrieblichen Kolleg*innen

dar: Neue Ansprechpartner*innen in

der Geschäftsstelle machten eine Neuorientierung

erforderlich. Die Zufriedenheit der

ehrenamtlichen Kolleg*innen mit unserer

Arbeit in den Betrieben macht dabei deutlich,

wie wichtig es ist, Veränderungen auch

in Zukunft gemeinsam anzugehen – auch

für die Mitgliederentwicklung: Nur als Team

kann der positive Trend der letzten Jahre

auch in Zukunft fortgefüht werden.

Mit den Neuen in der Geschäftsstelle kommt

eine junge Generation hinzu, die gemeinsam

10

Wir #FAIRWANDELN die Region


Patryk Krause

Betriebspolitik

Aluminium/Stahl, Kontraktlogistik,

Luft- und Raumfahrtzulieferer

Pascal Lechner

Betriebspolitik

Aufzugsbranche, Handwerk

(außer Kfz), Leiharbeit, Textil

Ina Mewes

Betriebspolitik

Schwerbehindertenarbeit

Mike Retz

Betriebspolitik

Bildung, Holz- und

Kunststoffindustrie, Windindustrie

Miriam Reuter

Betriebspolitik

Luft- und Raumfahrt

Kai Schliemann

Betriebspolitik

Medizintechnik

Bjarne Wiedemann

Betriebspolitik

Jugend

Regine Bolwig

Team Betriebspolitik

Lara de Vries

Team Betriebspolitik

Sabrina Fekete

Team Betriebspolitik

Sabine von Jagodinski

Team Betriebspolitik

Terminvergabe

Rechtsberatung,

RAin Gesine Gädke

Rechtsberatung

»

Für

mit allen im Team die Verantwortung für

die Metaller*innen in der Region Hamburg

breichert – mit frischen Ideen und neuen

Ansätzen. Ina und Emanuel berichten über

den Generationswechsel folgendermaßen:

»Es war manchmal nicht einfach. Durch

den Weggang älterer Beschäftigter ist auch

einen erfolgreichen

Wechsel mussten alle an

einem Strang ziehen: alte

und neue Teamplayer*innen

aus der Geschäftsstelle

genauso wie die ehrenamtliche

Personalkommission

aus dem Ortsvorstand.«

viel Know-how verschwunden. Aber die

Erfolge der Neuen sind auch die Erfolge

ihrer Vorgänger*innen: Kolleg*innen, die

in die Freistellungsphase der Altersteilzeit

gewechselt sind, haben davor ihre Nachfolger*innen

gut eingearbeitet und auf die

neuen Herausforderungen vorbereitet.«

RECHTSSCHUTZ

FÜR MEHR GERECHTIGKEIT

UND SOZIALEN AUSGLEICH

Von der Prüfung von Arbeitsverträgen über

die Auseinandersetzung um Lohnabrechnungen

bis hin zur Prozessvertretung vor

Gerichten – unsere Mitglieder werden vom

Rechtsschutz der IG Metall kompetent vertreten.

Ein Schwerpunkt der letzten Jahre:

Geltendmachungen und Klagen wegen

Nachtarbeitszuschlägen.

Die Mitglieder der IG Metall haben einen

Anspruch auf Rechtsschutz: etwa beim Thema

Nachtarbeitszuschläge. Das Landesarbeitsgericht

Bremen (LAG) hatte unterschiedliche

Nachtarbeit im Manteltarifvertrag Unterweser

für unwirksam erklärt. Beschäftigte, die von dem

Urteil des LAG Bremen betroffen sind, unterstützt

und berät der Rechtsschutz bei Geltendmachungen

und Klagen vor dem Arbeitsgericht.

So kann der Rechtsschutz Beschäftigten dabei

helfen, ihre Ansprüche auf Zuschläge durchzusetzen.

Damit helfen die Expert*innen auch

dabei, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen,

um Regelungen in Tarifverträgen abzuschließen.

Den Rechtsschutz können alle Mitglieder der

IG Metall in Anspruch nehmen. Ab einer Mitgliedschaft

von drei Monaten wird Rechtsschutz für

eine Klage gewährt. Die Erstberatung übernimmt

die IG Metall vor Ort. Anschließend übernehmen

die Kolleg*innen vom DGB Rechtsschutz die Vertretung

vor den Gerichten.

Neben den Nachtarbeitszuschlägen waren

zuletzt auch Auseinandersetzungen mit den

Arbeitgebern zu Entgeltabrechnungen und

bezahlte Umkleidezeiten Schwerpunkte des

Rechtsschutzes. Arbeits- und sozialrechtliche

Angelegenheiten im Zusammenhang mit Insolvenzen

nehmen ebenfalls zu.

Von 2016 bis 2019 sind insgesamt

2316 Mitglieder in Verfahren betreut

worden, für 2114 Mitglieder sind die

Verfahren abgeschlossen worden, dabei

konnten für die Mitglieder 7.096.909,19 €

errungen werden.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 11


Qualifizierung

DEN NACHWUCHS

STÄRKEN

Junge Aktive | Mit der Ausbildungsreihe

»Junge Aktive« nimmt die IG Metall Region Hamburg

eine bundesweit einzigartige Stellung ein:

Keine andere Geschäftsstelle bietet lokal eine

derartige Qualifizierung für Ehrenamtliche an.

Vom Erfolg profitieren auch die Teilnehmer*innen.

Nach dem Beginn der Ausbildungsreihe

im Jahr 2013 legte die IG Metall Region

Hamburg von 2016 bis 2019 vier weitere

Reihen auf: 2016 und 2017 erhielten

junge Aktive von Airbus in Finkenwerder

diese Weiterqualifikation. Parallel

wurden in einer weiteren Ausbildungsreihe

aber auch Kolleg*innen aus anderen

Betrieben geschult. 2018 und 2019

fanden ausschließlich gemischte Reihen

statt. Insgesamt nahmen seit 2013

70 junge Aktive aus elf Betrieben an den

Ausbildungsreihen teil.

Mit Modulen zu Öffentlichkeitsarbeit, Rhetorik,

Organizing, Arbeitsorganisation, Konfliktmanagement

und Betriebswirtschaftslehre machten

sich die Teilnehmer*innen fit für die Stärkung der

IG Metall in den Betrieben. Sie rücken für viele

ältere Kolleg*innen aus den Interessenvertretungen

nach und nehmen so wichtige

Rollen im Betrieb ein. Auch persönlich

entwickeln sich die Teilnehmer*innen weiter.

Parallel zu den Modulen entwickelten

sie eigene Projekte zur Mitgliederentwicklung

im Betrieb.

12 Wir #FAIRWANDELN die Region


Die Teilnehmer*innen der

Ausbildungsreihe 2019.

Obere Reihe: Alexander Hannich

(STILL), Marcel Köster (Airbus),

Yvonne Filusch (thyssenkrupp

Fahrtreppen), Bodo Koloska

(Airbus), Sascha Ebel (Airbus),

Frank Arndt (Airbus).

Untere Reihe: Tim Wynne

(STUTE), Felix Hoppe (Vattenfall),

Roger Hagen (Airbus), Falk

Barholz (Airbus), Arne Hansen

(Airbus).

NETZWERK AUFBAUEN,

VONEINANDER LERNEN

Felix Hoppe, ehemaliger Vorsitzender

der Konzern-Jugend- und

Auszubildendenvertretung von

Vattenfall, hat an der letzten Junge-

Aktive-Reihe 2019 teilgenommen.

Dort entwickelte er ein Ansprache-

Konzept, um den Organisationsgrad

bei den Auszubildenden zu

erhöhen. »Ich habe viel für spätere

Aufgaben mitgenommen «, sagt

Felix. »Mit den Modulen erhalten

wir ein gutes Rüstzeug dafür, Projekte

in Gang zu setzen.« Für Felix

wichtig: Die Teilnehmer*innen profitieren

vom Austausch untereinander

und bilden ein Netzwerk.

Das sieht auch Tim Wynne so. Er

arbeitet bei STUTE Logistics in

Hausbruch. Sein Projekt: Aufbau

einer Vertrauensleute-Struktur bei

dem Logistik-Unternehmen. Bisher

lag diese brach – es fehlten Aktive.

»Jetzt gibt es einen richtigen Sprung

in der Entwicklung«, sagt Tim. Der

Organisationsgrad wächst rasant.

Der stärker werdende Vertrauenskörper

machte mit Aktionen vorm

Tor und zum Weltfrauentag auf

sich aufmerksam. Workshops sowie

Klausuren des Vertrauenskörpers

und monatliche Sitzungen stärken

den Aufbau.

Das Projekt von Sascha Ebel, Vertrauensmann

bei Airbus in Finkenwerder,

ist der Zukunftstarifvertrag

bei dem Luftfahrt-Unternehmen.

Dieser läuft 2020 aus. Sascha erklärt

verständlich und einfach, was seine

Bestandteile sind, wie die Interessenvertretung

das Thema angeht

und warum es wichtig ist, die tarifliche

Regelung weiterzuführen.

»Die Ausbildungsinhalte sind sehr

praxisnah«, sagt Sascha. Besonders

hilfreich und aufklärend seien

die Module zur Verhandlungstaktik

gewesen. »Damit erhalten wir

das Rüstzeug, sicher und mehr auf

Augenhöhe zu verhandeln.«

EXPERT*INNENGRUPPE SOZIALPOLITIK

SOZIALES NETZ

ABSICHERN

Rund zehn Aktive haben seit September 2018 in der

Expert*innengruppe Sozialpolitik daran gearbeitet,

Anträge zum Thema Gesundheit und Pflege für das

»Parlament« der IG Metall zu formulieren. »Das Thema

Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe«, macht Jürgen

Hölting, Mitglied der Expert*innengruppe, klar.

Rente retten | Auslöser für die Expert*innengruppe Rentenpolitik

war der Gewerkschaftstag 2015: Aus dem Leitantrag

zur Stärkung der gesetzlichen

Rente folgte im Juli 2016

der Vorstandsbeschluss, das

Thema in die Geschäftsstellen

zu tragen. Die Gründung der

Expert*innengruppe erfolgte

im Dezember. Ein Ziel dabei:

die Kolleg*innen im Betrieb

stärker für die Herausforderungen

der Rentenpolitik zu

sensibilisieren.

Höhepunkt für die Arbeit der Gruppe war die Delegiertenversammlung

im März 2017 mit Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendem

Vorstandsmitglied der IG Metall. »Für die Delegiertenversammlung

– mehr als 100 betriebliche Kolleg*innen

waren anwesend – haben wir fünf Fragen an Hans-Jürgen formuliert«,

erzählt Rolf-Rüdiger Beyer, Mitglied der Expert*innengruppe.

Die Expert*innengruppe machte ihre Forderungen

deutlich: Stärkung der gesetzlichen Rente, eine Erwerbstätigenversicherung,

in die auch Beamt*innen, Freiberufler*innen

und Selbstständige einzahlen, Ja zur betrieblichen Altersvorsorge,

aber nicht als Ersatz für die gesetzliche Rente.

Forderungen in der ganzen Organisation umsetzen:

Hamburger Anträge zum Gewerkschaftstag | Von den

beiden Expert*innengruppen formuliert und von der Delegiertenversammlung

angenommen, reichte die Geschäftsstelle für

den Gewerkschaftstag fünf Anträge zum Thema Rente und

vier zum Thema Sozialpolitik ein. Sie wurden alle angenommen

oder flossen in andere (Leit-)Anträge ein. Vom Gewerkschaftstag

ging ein klares Bekenntnis zum Ausbau des Sozialstaats

aus. »Wir müssen uns jetzt überlegen, an welchen

Schrauben wir drehen müssen, damit unsere Forderungen

auch umgesetzt werden«, sagt Rolf-Rüdiger. Für Jürgen ist

klar: »Wir müssen weiterhin den Finger heben, wenn die Politik

unseren Forderungen nicht nachkommt.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 13


Ein Haus, eine Idee: »Tarifrunde = mehr

Geld. Super! Aber was ist mit meiner

Zeit? Nix!«, sagt die Comic-Figur. Und

im nächsten Bild fragt sie: »Was, wenn

ich selbst entscheiden kann?» Mit dem

Comic illustriert die Expert*innengruppe

Arbeitszeit ihre Idee. »Wir

haben immer versucht, unsere Ansätze

plakativ zu halten«, erinnert sich Andreas

Eben, stellvertretender Leiter des

Vertrauenskörpers bei STILL in Hamburg

und Mitglied der Expert*innengruppe.

Der Kampagne gaben Andreas

und die anderen Mitglieder einen

ebenso plakativen Namen: Hamburger

Idee.

Arbeitszeit | Mit ihrer Idee für eine bessere

Arbeitszeitgestaltung hat die Expert*innengruppe

Arbeitszeit weit über die Geschäftsstelle

hinaus Zeichen gesetzt. Die Ergebnisse ihrer

Arbeit spiegeln sich zum Teil in den

Ergebnissen der Tarifrunde

2018 der Metall- und

Elektroindustrie

wider.

Expert*innengruppe

WEIT MEHR

ALS COMICS

»Unser Ansatz: Wie können die Kolleg*innen

besser über ihre Zeit bestimmen und

anders Zeit einsparen?«, erklärt Ute Berbüsse,

Betriebsratsvorsitzende bei LMT

Fette Werkzeugtechnik und ebenfalls

Mitglied der Expert*innengruppe.

Ihren Ansatz entwickelte die Gruppe

nach dem Start der ersten Expert*innengruppe

zum Thema Arbeitszeit

2015. Damals ging es um Modelle zur

Altersteilzeit in Vorbereitung der Tarifrunde,

die in dem Tarifvertrag zum flexiblen

Übergang in die Rente (Flex-Ü)

mündeten.

UNTERWEGS, UM DIE IDEE

ZU VERBREITEN

»Wir haben uns immer mehr fokussiert«,

sagt Ute. Durch die Erfahrung

aus der alten Expert*innengruppe

gelang es, das Thema Arbeitszeit besser

zu strukturieren. Die Kernfrage

war dabei: Wie bekommen wir mehr

Souveränität bei der Arbeitszeit? Am

Ende stand die Idee zur Zeitsouveränität

und mit ihr die Idee, den Beschäftig-

14

Wir #FAIRWANDELN die Region


ten das Recht einzuräumen, die

Arbeitszeit selbstbestimmt zu

gestalten. »Jeder kann freiwillig

entscheiden, wie er Geld in Zeit

umwandelt«,

sagt Andreas.

Im Zentrum

der Hamburger

Idee stehen

Arbeitszeitkonten

mit

verschiedenen

Arten, sie zu

befüllen und

Geld in Zeit zu

wandeln.

»

Unser

Ihre Idee verbreiteten sie auf der

Sitzung der bezirklichen Tarifkommission

im Frühjahr 2017 und

später, im Sommer des Jahres,

auch auf dem Arbeitszeit-Kongress

der IG Metall in Mannheim.

Visitenkarten waren der

Türöffner für tiefergehende

Diskussionen auf dem Kongress.

»Wir sind mit allen ins

Gespräch gekommen«, sagt

Andreas. »Wir konnten allen

in aller Kürze erklären, was wir

wollten.«

ARBEITSZEIT BLEIBT WICHTIGES

THEMA

»Da stecken wir drin.« Andreas

zwinkert mit dem Auge:

Im Tarifergebnis 2018 in der

Metall- und Elektroindustrie ist

die Möglichkeit festgeschrieben,

Geld in Freizeit zu wandeln. Die

Gemeinsamkeiten sind auffällig:

Im Zentrum steht die Idee

der Selbstbestimmung bei der

Arbeitszeit. Nach dem Tarifabschluss

können Beschäftigte,

die Kinder erziehen, Angehörige

pflegen oder in Schicht

arbeiten, wählen,

ob sie statt

des tariflichen

Zusatzgeldes

acht freie

Tage nehmen

wollen. Zwei

Tage davon

finanziert der

Arbeitgeber.

»Unsere Hamburger

Idee

kannte im Gegensatz zum Tarifergebnis

keine Zielgruppe und

setzt auf Arbeitszeitkonten.«

Trotzdem sind Ute und Andreas

mit dem Tarifergebnis mehr als

zufrieden: Die Expert*innengruppe

weiß um die Früchte

ihrer Arbeit.

Ansatz:

Wie können die

Kolleg*innen

besser über ihre

Zeit bestimmen

und anders Zeit

einsparen?«

Und Arbeitszeit steht weiterhin

im Zentrum der tarifpolitischen

Agenda der

IG Metall, wie Beschlüsse zum

Gewerkschaftstag zeigen. Die

Expert*innengruppe hat einen

Antrag gestellt, der angenommen

wurde. Arbeitszeit und

Zeitsouveränität sollen weiterhin

ein Schwerpunktthema

bleiben. Die tarifliche Freistellungszeit

solle auf weitere

Gruppen, wie etwa Beschäftigte

in Teilzeit, ausgedehnt werden.

»Wir haben schon vieles vorgedacht,

das wir wieder aus dem

Köcher holen können«, freut

sich Andreas.

EXPERT*INNENENGRUPPEN TRANSFORMATION

TRANSFORMATION BEWEGEN

– SOZIAL, ÖKOLOGISCH UND

DEMOKRATISCH

»Die Transformation in den Betrieben betrifft alle«, sagt Wilfried Hardt,

Vertrauensmann bei Atos in Hamburg und Mitglied des Engineering-

Arbeitskreises. Nach Beschluss des Ortsvorstands bildete sich aus

dem Arbeitskreis eine Expert*innengruppe mit der Aufgabe, eigene

Ideen und Forderungen auszuarbeiten und daraus Anträge für den

Gewerkschaftstag zu formulieren.

Mit drei Gruppen ging es an die Arbeit. Eine Gruppe verschaffte sich

einen Überblick über die Veränderungen, die Digitalisierung sowie die

Energie- und Mobilitätswende. Eine zweite formulierte Ansprüche an

die Qualifizierung, die dafür erforderlich wäre, den Wandel im Sinne

der Beschäftigten zu gestalten. Die dritte Untergruppe beschäftigte

sich mit der Mitbestimmung in den Betrieben. Im Mittelpunkt aller

Diskussionen stand dabei: Transformation muss sozial abgesichert

und angstfrei gestaltet werden.

Das spiegelt sich auch im Antrag wider, den die Expert*innengruppe

erarbeitete – und der auf dem Gewerkschaftstag angenommen

wurde. Der Vorstand der IG Metall wird aufgefordert, eine breite,

ergebnisoffene Diskussion zum Thema Grundeinkommen zu führen.

Denn nur wer sozial gesichert sei, könne »selbstbestimmt, ohne Existenzdruck

und Zwang seine Fähigkeiten entfalten und einen Beitrag

zur Gesellschaft leisten«, heißt es in dem Antrag.

Auch auf einer Betriebsräte-Infotagung im September stand das

Thema Transformation im Mittelpunkt. Über 50 Betriebsräte und Vertrauensleute

diskutierten darüber, wie der Wandel mit Guter Arbeit

und einem guten Leben für alle Beschäftigten zu gestalten ist. Mit

dabei auf dem

Podium waren

auch Dr. Melanie

Leonhard,

Senatorin für

Arbeit, Soziales,

Familie

und Integration

in Hamburg

(SPD), und

Michael Westhagemann,

Hamburger Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Das Ergebnis:

Transformationen können nur gelingen, wenn sie sozial, ökologisch

und demokratisch angepackt werden – von betrieblichen und

politischen Akteur*innen. In der Region Hamburg wird die IG Metall

dabei sein, deutlich mitreden und mitgestalten.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 15


Airbus | Der digitale

Wandel verändert umfassend

Arbeitsprozesse auch

bei Airbus. Dank der Mitbestimmung

sind Betriebsrat

und Vertrauenskörper bei

der Gestaltung der Zukunft

immer in der ersten Reihe

mit dabei. Mit dem aktuellen

Zukunftstarifvertrag

wird Beschäftigung beim

Flugzeugbauer gesichert.

Mitte 2020 wird er neu

verhandelt.

Die Vertrauenskörperleitungen

und Betriebsratsvorsitzenden

der drei Airbus-Standorte in

der Region (von links: Martin

Rother, VKL Stade. Torsten Steiger,

VKL Buxtehude, Sophia Kielhorn,

Betriebsratsvorsitzende Hamburg,

Tamer Yüksel, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender Stade,

Thomas Junk, VKL Hamburg, Thomas

Kattein, Betriebsratsvorsitzender

Buxtehude, Peter Dräger, VKL

Hamburg).

Luftfahrtindustrie

WIR SIND

DAS TEAM

FUTURE

16 Wir #FAIRWANDELN die Region


Wenn es

brennt,

stehen sie

zusammen. Zum

Beispiel als Airbus 2018

Ratenanpassungen beim A380

und A400M ankündigte. Der Flugzeugbauer

wollte europaweit bis zu 3700

Stellen streichen. »Wir sorgten uns um die

Zukunft der Arbeitsplätze«, sagt Sophia

Kielhorn, Betriebsratsvorsitzende von

Airbus in Hamburg. Zusammen mit den

Beschäftigten an den anderen Standorten

des Luft- und Raumfahrtkonzerns forderten

die Kolleg*innen klare Perspektiven

für sichere Arbeit. »Zukunft gemeinsam

gestalten« war das Motto des Aktionstages.

Für die betroffenen Airbus-Standorte in

Deutschland begannen Verhandlungen

über einen Interessensausgleich und Sozialplan.

»Die Verhandlungen beim A380

waren eine Herausforderung«, sagt Sebastian

Züge, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

von Airbus in Hamburg,

und fügt hinzu: »Die erzielte Sonderregelung

und der bei Airbus seit 2012 geltende

Zukunftstarifvertrag geben den Beschäftigten

dabei Sicherheit.«

»

Von

Der Zukunftstarifvertrag

hat es

in sich: Er regelt

unter anderem,

dass betriebsbedingte

Kündigungen

bis Ende 2020 ausgeschlossen

sind. Durch eine Sonderregelung erhielten

alle Beschäftigte, die ihren Bereich verlassen

wollten, zudem einen Anspruch auf

einen gleichwertigen Arbeitsplatz. Sollte

das nicht gelingen, haben die Kolleg*innen

Anspruch auf das gleiche Entgelt. »Wir

haben die Entgelte komplett abgesichert,

und die Beschäftigten konnten in anderen

Programmen weiterarbeiten«, sagt Sophia.

Mit der Regelung konnte auch das 2019

verkündete

Aus für

die Produktion des

A380 gut abgefedert werden.

Anfang an war für uns

klar, wir müssen die Veränderungen

mitgestalten.«

DEN WANDEL BEGLEITEN UND GESTALTEN

Auch bei Airbus greift die Transformation

auf die Arbeitsgestaltung und -organisation

über. »Von Anfang an war für

uns klar, wir müssen diese Veränderungen

mitgestalten«, sagt Thomas Kattein,

Betriebsratsvorsitzender von Airbus in

Buxtehude.

Wichtig für die Betriebsräte und Vertrauensleute:

Der Mensch muss bei der Digitalisierung

im Mittelpunkt stehen – und nicht

die Maschine. Zentral war deshalb der

Gedanke, die Weiterbildungschancen

für die Beschäftigten zu verbessern. Mit

der Gesamtbetriebsvereinbarung »Learning4me«,

die sogar für

den Betriebsrätepreis

2017 nominiert wurde,

hat die Interessenvertretung

einen Schritt dahin

getan. Die Vereinbarung

gewährleistet, dass ein unabhängiges Gremium

über die Weiterbildung entscheidet.

Die Beschäftigten erhalten die Möglichkeit,

sich zu einem Thema weiterzubilden,

das sie interessiert. Airbus unterstützt die

Weiterbildung finanziell und arbeitsorganisatorisch.

DIGITALE LERNFABRIK

Die Interessenvertretung bewegt die

Mitbestimmung auch bei der Airbus-

»Learning

& Exploration

Factory«. In

der Lernfabrik können die

Beschäftigten neue Technologien

wie Virtual-Reality-Brillen oder Exoskelette

in einer Testumgebung ausprobieren,

um sich fit für die Arbeit der Zukunft zu

machen. »Als Interessenvertretung sind

wir stets in die Gestaltung der Fabrik eingebunden«,

sagt Thomas.

Das bewegende Thema der Zukunft für die

Interessenvertretung ist der Ende 2020 auslaufende

Zukunftstarifvertrag. »Unsere

Befragung der Mitarbeiter*innen hat

gezeigt, wie wichtig verbindliche Vereinbarungen

zur Beschäftigungssicherung

sind«, sagt Sophia. Insgesamt wurden von

den Beschäftigten mehr als 10.000 Fragebögen

ausgefüllt. So konnte die Interessenvertretung

durch die Befragung

erfahren, wo den Kolleg*innen der Schuh

drückt und was es auch in Zukunft weiter

zu regeln gibt.

Auf einer Vertrauensleutevollversammlung

im Januar 2020 wurden die Ergebnisse

der Befragung mit fast 500 Vertrauensleuten

– aus allen Standorten – breit

diskutiert. Damit wurde die Tarifrunde

eingeläutet.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 17


Airbus-Zuliefererindustrie

KAMPFBEREIT

ZUR STANDORT-

SICHERUNG

Diehl Aviation | Der

Luftfahrt-Zulieferer

Diehl Aviation wollte

mehr als die Hälfte der Belegschaft

in Hamburg entlassen. Das

sorgte für Widerstand: Zusammen mit

Betriebsrat und IG Metall riefen die

Beschäftigten eine Tarifbewegung zur

Standortsicherung ins Leben.

18 Wir #FAIRWANDELN die Region


Der Arbeitgeber wollte unter

anderem die komplette Serienfertigung

von Bordküchen und Waschräumen

für verschiedene Airbus-Typen wie den A380

von Hamburg nach Ungarn verlagern, um Kosten

zu senken. An den ungarischen Standorten

Nyírátor und Debrecen baut das

zur Diehl-Gruppe in Nürnberg gehörende

Unternehmen seine Kapazitäten

aus. In Hamburg jedoch sollten dafür 550

Arbeitsplätze wegfallen.

»

Die

»Die Pläne waren eine Kampfansage an

die gesamte Belegschaft«, sagt Ulrich

Orth, Betriebsratsvorsitzender von Diehl

Aviation. Belegschaft, Betriebsrat und IG

Metall kündigten Widerstand an. Schon

länger liefen Gespräche

mit der Geschäftsführung,

um zu klären,

wie der Standort

nach dem Auslaufen

der Beschäftigungssicherung

Ende 2018

zukunftsfähig aufgestellt

wird. »Wir haben Vorschläge

gemacht, wie man die Arbeitsplätze und

den Standort sichern kann. Auf konstruktive

Vorschläge gab es aber keine Rückmeldung«,

sagt Thomas Wolff, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender.

WUNSCH

NACH SOZIAL-

TARIFVERTRAG

Auch die Verhandlungen

zum

Interessensausgleich und Sozialplan mit

dem Arbeitgeber verliefen zäh. Ein erster

Warnstreik der immer stärker werdenden

Belegschaft erhöhte den Druck. »Die

Kolleg*innen haben laut und entschieden

klargemacht: Wir wollen die Übernahme

der sozialen und regionalen Verantwortung

für die Beschäftigten«, sagt Thomas.

Es stieg der Wunsch

der Belegschaft nach

einem Sozialtarifvertrag

zur Standortsicherung.

Mit einem

zweiten Warnstreik

erhöhten die Beschäftigten

den Druck erneut. Zeitgleich bereiteten

IG Metall und Betriebsräte weitere

Maßnahmen vor. Die Situation drohte zu

eskalieren. Die Urabstimmung für einen

unbefristeten Arbeitskampf stand kurz

bevor. »Wir waren bereit, eine weitere

Eskalationsstufe zu ziehen«, sagt Ulrich.

Pläne über eine

Verlagerung waren eine

Kampfansage an die

gesamte Belegschaft.«

STANDORT

BLEIBT ERHALTEN

Aber dazu kam es nicht. In den

abschließenden Verhandlungen einigten

sich die IG Metall Region Hamburg

und der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber

auf einen Interessenausgleich, Sozialplan,

Sozialtarifvertrag und eine Reihe an

Betriebsvereinbarungen. Zum Gesamtpaket

gehört, dass Hamburg als Standort für

Produktion, Vertrieb, Service, Logistik und

Entwicklung erhalten bleibt.

Im Sozialtarifvertrag ist vereinbart, dass

bis 2023 maximal 240 Arbeitsplätze stufenweise

abgebaut werden können. Dazu

gehören Regelungen zu Abfindungen und

eine Transfergesellschaft. Mit einem Bonus

für IG Metall-Mitglieder bei Abfindungen

wird ihr Einsatz beim Widerstand gegen

die Abbaupläne honoriert.

»Das ist ein akzeptables Ergebnis. Wir

haben viel erreicht und vor allem die Pläne

des Arbeitgebers abwehren können«, sagt

Ulrich. Thomas ergänzt: »Ohne die Warnstreiks

hätten wir das nicht hinbekommen.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 19


Steinway & Sons | Neue Technologien sorgen beim Klavierbauer

Steinway & Sons nicht nur für musikalische Impulse.

Auch der Standort wird damit zukunftsfest

gemacht – mit einem starken Betriebsrat,

der Mitbestimmung aktiv lebt.

Holz und Kunststoff

MITBESTIMMUNG

KLINGT GUT

Spirio verleiht der Klavierfabrik neue Flügel.

Die Erweiterung des elektronischen Selbstspielsystems

mit einer Aufnahmefunktion

sorgt für mehr Auslastung bei Steinway

& Sons. »Die Kapazitäten wurden in den

letzten Jahren deutlich erhöht«, sagt Birgit

Kaulitz, Betriebsrätin und stellvertretende

Leiterin des Vertrauenskörpers. Über zu

wenig Arbeit können sich die Beschäftigten

nicht beklagen – es mangelt an Platz.

»Wir sind an unsere Grenzen gestoßen«,

sagt Birgit.

Der Betriebsrat und die Vertrauensleute

schauen besonders auf die Standortsicherung.

Dass der Geschäftsführer von den

Eigentümer*innen Geld eingesammelt hat,

war dabei ein gutes Zeichen: Investitionen

als Standortsicherung. »Es gibt bei uns

einen riesigen Investitionsstau«, sagt Olaf

Höpner, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

und Leiter des Vertrauenskörpers.

Mit dem Geld soll unter anderem ein

neues Lackierhaus gebaut werden.

AUTOMATISIERUNG GESTALTEN

Ein Polier-Roboter, der den Flügel-Korpus

poliert, verändert auch bei dem Klavierbauer

die Arbeitsabläufe. Durch den Einsatz

des Roboters werden einige Beschäftigte

ersetzt – allerdings war das Polieren

eine mühsame Arbeit. »Für uns ist die

Herausforderung: Was bleibt an Arbeit

übrig?«, fragt Birgit. »Es geht darum,

Arbeit so zu gestalten, dass die Belastung

möglichst gering ist.«

Ein erster Schritt wurde bei Steinway mit

dem Abschluss einer Betriebsvereinbarung

gemacht. Die Eckpunkte sind Qualifizierung,

Beschäftigungs- und Entgeltsicherung. So darf

der Einsatz des Roboters nicht zum Wegfall von

Arbeitsplätzen führen oder zu Sparmaßnahmen

bei den Löhnen und Gehältern.

Auch Qualifizierungsbedarf ist Inhalt

der Betriebsvereinbarung. Verabredet

wurde, dass das Projekt unter Beteili-

20 Wir #FAIRWANDELN die Region


»Guter Klang mit guter Arbeit«: Olaf Höpner,

stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

und Leiter des Vertrauenskörpers (2. von

links) mit Birgit Kaulitz, Betriebsrätin und

stellvertretende Vertrauenskörperleiterin

zusammen mit Kollegen in der Endkontrolle.

JELD-WEN

BESSER MIT TARIF

Die Beschäftigten wollten die

ungerechte Bezahlung nicht hinnehmen

und riefen eine Tarifbewegung

ins Leben.

Gehaltserhöhungen wurden beim Türenhersteller

JELD-WEN nach rein subjektiven

Kriterien gewährt. »Die Unzufriedenheit

der Kolleg*innen über diese Lohnwillkür

war groß«, sagt Volker Henning, IG Metaller

beim Türenhersteller JELD-WEN in

Hamburg. Am süddeutschen Standort in

Oettingen galt der Tarifvertrag

der bayerischen Holzund

kunststoffverarbeitenden

Industrie, in Hamburg

nicht. »Wir wollten Gleichberechtigung.

Wir wollten

ebenfalls einen Tarifvertrag«,

sagt Volker.

Auf einer Betriebsversammlung

gab die IG Metall einen Überblick über

das Verdienstniveau mit Tarifvertrag. Das

sorgte für einen großen Schwung neuer

Mitglieder an dem Standort mit seinen rund

40 Beschäftigten. Mit einem Forderungskatalog,

der sich am bayerischen Tarifvertrag

orientiert, ging es in die Verhandlungen,

begleitet von Aktionen der Beschäftigten.

gung der Beschäftigten angegangen wird.

»Das schafft mehr Akzeptanz«, sagt Olaf.

Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit den

Themen Arbeitszeit, Qualität und Entgelt.

»Wir versuchen, bei den anstehenden Veränderungen

alle Kolleg*innen einzubeziehen«.

Das zentrale Medium des Betriebsrates,

um die Beschäftigten zu informieren, bleiben

die »Montagsbriefe«, das Informationsblatt

des Betriebsrates. »Wenn die nicht

kommen, wird gemeckert«, weiß Birgit.

Dort war auch die letzte Tarifrunde in der

holzverarbeitenden Industrie Thema. Die

IG Metall setzte durch, dass die Auszubildenden

für den Aufenthalt in der Berufsschule

in Süddeutschland einen höheren

Beitrag vom Arbeitgeber erhalten. Der

ist jetzt tariflich festgesetzt. Die Zahlung

erfolgt nicht mehr nach dem »Good Will«

des Arbeitgebers.

WERTZEITKONTEN SCHAFFEN FLEXIBILITÄT

Zusätzlich gibt es jetzt Wertzeitkonten.

»Die Kolleg*innen können Zeit oder Geld

in ein Langzeitkonto überweisen, um es

für ein Sabbatical, Pflege oder den vorzeitigen

Ausstieg aus dem Erwerbsleben zu

nutzen«, fasst Olaf die Regelung zusammen,

die für mehr Selbstbestimmung bei

der Arbeitszeit sorgt.

Im März 2019 gelang der Durchbruch:

Ein Tarifvertrag, der mehr Entgelt

und Weihnachtsgeld, eine bessere

Arbeitszeit-Regelung und eine

Lösung bei der Eingruppierung regelt,

wurde vereinbart. Zukünftige Probleme

bei der Eingruppierung klärt nun eine paritätisch

besetzte Kommission.

Volker hat die Tarifbewegung als Metaller

und Mitglied der Verhandlungskommission

begleitet. Die Kolleg*innen haben ihr wichtigstes

Ziel erreicht: Mit dem Tarifvertrag in

der Tasche kann der Arbeitgeber keine Willkür

mehr walten lassen.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg

21


Pella Sietas | Es geht aufwärts bei der Pella Sietas-

Werft: Neue Aufträge sorgen auf Deutschlands ältester

Werft für mehr Beschäftigung. Ein fortgeschriebener

Ergänzungstarifvertrag stellt sicher, dass es keine

betriebsbedingten Kündigungen gibt.

Schiffbau

ENDLICH WIEDER

RUHIGE ZEITEN

22 Wir #FAIRWANDELN die Region


Stolz auf die Arbeit: Georg Netuschil,

stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

und Dieter Zibell, Betriebsratsvorsitzender

vor einem Neubau im Außendock.

Das Jahr 2019 endete mit einer guten Nachricht

für die Beschäftigten der Pella Sietas-Werft.

Ein 100 Millionen Euro schwerer Auftrag

zum Bau eines Eisbrechers für russische

Behörden ist mehr als nur eine Zukunftsperspektive.

»Wir haben genug Arbeit«, sagt

Georg Netuschil, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

von Pella Sietas. Bis Ende

2020 soll die Belegschaft von derzeit 314 auf

400 Kolleg*innen anwachsen.

In dem von Übernahmen und durch falsche

politische Weichenstellungen krisengeschüttelten

Schiffbau sind das gute Zeichen.

»Wir haben in den letzten Jahren

deutlich Personal aufgebaut«, sagt Georg.

Pella Sietas baut Fähren für den Hamburger

Hafen, die Stadtwerke Konstanz (für

den Bodensee), die Reederei Norden Frisia

(als Verbindung zwischen Norderney

und dem Festland) und einen Yachtkasko

für Abeking & Rasmussen. Zur Zeit wird

ein über 100 Meter langer Saugbagger für

die Elbvertiefung gebaut. »Endlich fahren

wir mal in ruhigen Gewässern«. Dieter

Zibell, Betriebsratsvorsitzender bei Sietas,

ist anzumerken, dass ihm die Jahre der

Krisen bei Sietas noch in den Knochen stecken.

Seit 2016 ist die Anzahl der Beschäftigten

kontinuierlich gewachsen.

PROBLEME: VON AUSSEN UND VON INNEN

Das liegt auch an der außenpolitischen

Situation. Pella Shipyard aus St. Petersburg

in Russland, seit 2014 der Eigentümer der

Werft, war von Sanktionen der USA und

der EU betroffen. »Die Sanktionen bestehen

noch, aber berühren hauptsächlich

militärische

Aufträge.

Zum Glück

betrifft das nicht den Bau

des Eisbrechers, mit dem wir

jetzt anfangen«, berichtet Georg.

Zur Belastungsprobe für das Verhältnis

zum neuen Arbeitgeber wurden die

»

Wir

haben zugestimmt,

die Auszahlung der Tariferhöhung

zeitversetzt

auszuzahlen. In den

sauren Apfel haben wir

gebissen, weil uns eine

zukunftsfähige Werft wichtig

war. Und die Belegschaft

stand hinter uns.«

Wünsche der Geschäftsführung: Einführung

der 40-Stunden-Woche sowie Verzicht

auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

»Mit dem Forderungskatalog des Arbeitgebers

waren wir nicht einverstanden«,

sagt Georg.

BESCHÄFTIGUNG AM STANDORT

GESICHERT

Nach vier Verhandlungsrunden einigten

sich Betriebsrat und IG Metall mit dem

Arbeitgeber auf einen Ergänzungstarifvertrag,

der die Zukunft der Werft sichert. In

weiten Teilen schreibt er die bereits bestehende

Reglung fort: Der Tarifvertrag sieht

zwar unbezahlte Mehrarbeit vor, aber im

Gegenzug

konnte dafür

die Einführung der

40-Stunden-Woche verhindert

werden. IG Metall-Mitglieder

erhalten einen Tag Sonderurlaub

pro Jahr. Die Beschäftigten profitieren

von gestaffelten Sonderzahlungen, dafür

wird die Tariferhöhung zeitversetzt ausgezahlt.

Auszubildende erhalten ein Viertel

der Sonderzahlung. Bis Ende 2020 darf

es keine betriebsbedingten Kündigungen

geben. »In den sauren Apfel haben

wir gebissen, weil uns eine zukunftsfähige

Werft wichtig war«, sagt Georg. Damit

lagen die Betriebsräte und Vertrauensleute

richtig, wie die Zustimmung der Belegschaft

zeigte.

ZEICHEN FÜR DIE ZUKUNFT:

AUSBILDUNG AUF DER WERFT

Erfreulich ist auch, dass die Werft seit

2017 Industriekaufleute und Konstruktionsmechaniker*innen

ausbildet. »Damit

wird auch nach außen deutlich: Bei Pella

Sietas gibt es auch für junge Menschen eine

Zukunft«, sagt Georg. »Und nicht zuletzt

sind auch viele Leiharbeitnehmer*innen

in Festanstellung übernommen worden«,

berichtet er weiter. »Gut für ihre Lebensperspektiven,

gut für ihr Einkommen«.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 23


Schiffbau

AUFTRAG:

TRADITIONSWERFT

RETTEN

Blohm+Voss | Auch unter dem neuen Eigentümer

leidet Blohm+Voss unter der Durststrecke im Schiffbau.

Betriebsrat und IG Metall kämpfen um jeden Arbeitsplatz.

Die Vergabe eines Großauftrages im Marineschiffbau

könnte die Zukunft der Werft retten.

Die Hallen wurden überholt, neue saubere

Arbeitsplätze geschaffen. Nach der Übernahme

von Blohm+Voss startete die Bremer

Lürssen Werft die Sanierung. Allerdings

auch bei den Beschäftigten: Die

Geschäftsführung, die auch Eigentümerin

der Norderwerft in Hamburg ist und

Standorte in Bremen, Rendsburg und

Wolgast (Peene-Werft) hat, sprach von

»Anpassungsbedarf«. Insgesamt sollten

300 Arbeitsplätze bei Blohm+Voss abgebaut

werden.

Das sorgte für Gegenwind durch die Interessenvertretung,

die Belegschaft und die IG

Metall. »Vor der Tür ging die Post ab«, erinnert

sich Murat Acerüzümoglu, Betriebsratsvorsitzender

von Blohm+Voss, an die

Situation nach der Betriebsversammlung

im Frühjahr 2017, auf der der neue Arbeitgeber

seine Pläne verkündete. Das gesamte

Team versammelte sich vorm Tor und

machte Stimmung. Aus Unsicherheit über

»

Die

europaweite

Vergabe von Aufträgen

ist eine falsche industriepolitische

Strategie.«

die Zukunft wurde lautstarker Protest.

DER WERT DER TARIFBINDUNG

Begleitet von einem großen Hamburger

Medienecho um den Konflikt auf der Traditionswerft

ging es in die Verhandlungen

um einen Interessensausgleich und

einen Sozialplan. Der Kompromiss: Die

Beschäftigten müssen auf einen Teil des

Weihnachts- und Urlaubsgelds verzichten

und unentgeltliche Mehrarbeit verrichten.

Zudem wird die Tariferhöhung verschoben.

Dafür profitieren die Beschäftigten

weiterhin von der Anbindung an den

Flächentarifvertrag. »Uns ist es gelungen,

die damit geltenden Tabellenerhöhungen

zu sichern, wenn auch später«, sagt Ralf

Lemke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

von Blohm+Voss. 600 Arbeitsplätze

konnten gerettet werden.

Mit der Vergabe zum Bau des Mehrzweckkampfschiffes

MKS 180 könnten sich

die Auslastung der Werft und damit die

24 Wir #FAIRWANDELN die Region


THYSSENKRUPP MARINE SYSTEMS

GEMISCHTE

AUSSICHTEN

Die Auslastung bei thyssenkrupp Marine

Systems ist noch gut – doch der Umbau

des Konzerns bringt Unsicherheiten.

»Das hat für viel Unruhe im Betrieb gesorgt«,

sagt Christina Lafin-Hoffmann (Bild links).

Die Betriebsratsvorsitzende von thyssenkrupp

Marine Systems (tkMS) in Hamburg

spielt damit auf Gespräche der Geschäftsführung

mit German Naval Yards zur Vergabe

des MKS-180-Auftrags an. Zusammen mit der

Kieler Werft hatte sich die Konzerntochter als

Subunternehmer um den Bau des Marineauftrags

beworben, ging aber leer aus. Eine Delle

im Arbeitsvolumen

hat das zum Glück

nicht verursacht.

»Wir sind zurzeit gut

ausgelastet«, sagt

Christina.

Beschäftigungssituation in Zukunft

ändern. Den Zuschlag für den Bau

hat die niederländische Damen-Werft

bekommen, unter deren Führung

auch Blohm+Voss an dem Auftrag

beteiligt ist.

POLITIK STELLT DIE FALSCHEN

WEICHEN

Um die Zukunft der Werft und damit

der Beschäftigten zu sichern, wollte

man den Auftrag haben. Gleichzeitig

hat der Betriebsrat zusammen mit

dem IG Metall Bezirk Küste und den

Interessenvertretungen der anderen

Werften in Norddeutschland Druck

auf die Politik ausgeübt. »Wir haben

klargemacht, dass die europaweite

Vergabe von Aufträgen eine falsche

industriepolitische Strategie ist«, sagt

Murat. Die Politik muss den Überwasserschiffbau

als Schlüsseltechnologie

in Deutschland definieren, wie im

Koalitionsvertrag von SPD und CDU

vorgesehen. Dann ist es möglich, Aufträge

wie den Bau des MKS 180 national

zu vergeben.

Welches Arbeitsvolumen an dem milliardenschweren

und bisher größten

Bauauftrag der Marine in Hamburg

bleibt, ist noch offen. Ungeachtet der

schwierigen Vergabesituation wissen

aber auch die Betriebsräte: Der Auftrag

könnte die Perspektive für ihre

Kolleg*innen deutlich verbessern.

Unter anderem sorgen

Staatsaufträge

für den Bau neuer

Korvetten für gute

Auslastung. An dieser

Arbeit sind eine

Reihe von Werften an der Küste beteiligt. Die

Konstruktionsleistungen steuern die Beschäftigten

an den tkMS-Standorten bei. Am Standort

auf dem Blohm+Voss-Gelände in Hamburg

sind das rund 500 Beschäftigte, die im Einkauf,

in der Konstruktion und im Controlling im Verbund

mit den anderen tkMS-Standorten in Kiel

und Emden arbeiten.

Trotz des leichten Personalaufbaus in den letzten

Jahren weiß Christina: »Die Rahmenbedingungen

im Konzern haben sich verändert.« So

überlegte thyssenkrupp seine Konzerntochter

tkMS zu verkaufen, der Standort in Emden

sollte geschlossen werden. »Den Kampf der

Kolleg*innen haben wir unterstützt und uns

solidarisiert«, sagt Christina. Damit konnte

auch die Interessenvertretung in Hamburg seinen

Teil dazu beigetragen, dass der Standort an

der Nordsee erhalten werden konnte.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 25


STUTE | Die Beschäftigten in der Kontraktlogistik

er halten häufig schlechtere Löhne als ihre Kolleg*innen

in ihren Kundenunternehmen. Doch das ändert sich

nach und nach. Bei STUTE sichert ein Tarifvertrag den

Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.

Kontraktlogistik

AUF DEM WEG ZU

BESSEREN

ARBEITS BEDINGUNGEN

Udo Neumann, Vertrauenskörperleiter (2. von links) im Kreis seiner Vertrauensleute

26

Wir #FAIRWANDELN die Region


RCL AUTOMOTIVE

NASE VOLL!

»Wir haben gefragt, was sie sich wünschen«,

erzählt Udo Neumann, Leiter des Vertrauenskörpers

am Standort Hausbruch

von STUTE. Vor der dritten Tarifverhandlung

hat der Betriebsrat in Zusammenarbeit

mit den

»

In

Vertrauensleuten

und der IG Metall

Region Hamburg

eine Mitgliederversammlung

einberufen.

Jedes Mitglied

konnte fünf Punkte

für die auf einem Flipchart festgehaltenen

Vorschläge vergeben. »Der größte

Wunsch war ein Mitgliederbonus«, erinnert

sich Udo. Außerdem standen mehr

Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie eine

Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen

hoch im Kurs.

Mehr Geld ist den Kolleg*innen in der Kontraktlogistik

wichtig: Sie sehen nicht

ein, warum sie schlechtere Löhne als

Beschäftigte der Unternehmen bekommen

sollen, für die sie Dienstleistungen

erbringen. Bei STUTE in Hausbruch,

Finkenwerder, Stade und Bremen sorgen

sie dafür, dass Teile für die Flugzeug-

Produktion bei Airbus rechtzeitig eintreffen.

Durch die Fremdvergabe sparen

die Kundenunternehmen Geld, in dem

sie Tätigkeiten auslagern, die vormals

Stammbeschäftigte übernommen haben.

Umso wichtiger sind gute Tarifverträge.

BESSER MIT TARIF

Ein Beispiel dafür ist der Tarifabschluss

bei STUTE: Die Beschäftigten profitieren

von einer Steigerung der Entgelte und

Ausbildungsvergütungen in drei Stufen

– um 3,5 Prozent zum 1. Januar 2019,

2,5 Prozent Anfang 2020 und weitere 2,5

Prozent Anfang 2021. Außerdem gibt es

mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die

Zahl der Urlaubstage steigt bereits nach

kürzerer Betriebszugehörigkeit auf bis zu

30 Tage. Im Januar 2020 gab es außerdem

den gewünschten Mitgliederbonus als

Einmalzahlung

von 350 Euro.

»Besser geht

immer. Aber es

gibt inzwischen

viele gute Dinge

im Tarifvertrag,

die noch vor vielen

Jahren undenkbar waren«, sagt Udo.

der Kontraktlogistik

finden die Beschäftigten

mittlerweile gute

Arbeitsbedingungen.«

Vor Jahren gab es bei dem Airbus-Dienstleister

gar keinen Tarifvertrag und keine Mitbestimmung.

In einer langen Reihe an

Konflikten und Ereignissen erfolgte die

Betriebsratsgründung an den STUTE-

Standorten. Mit einer starken Bewegung

im Rücken gelang es 2016, einen

IG Metall-Tarifvertrag durchzusetzen.

»Seitdem bekommen wir Entgelt nach

fest definierten Maßstäben«, sagt Udo.

In der Nachfolge erstritten die Metaller*innen

bei STUTE einen gemeinsamen

Entgeltrahmentarifvertrag (GERT).

Dieser sorgt für bessere Eingruppierungen.

Die dadurch entstehenden Mehrkosten

werden durch eine Kompensation

über fünf Jahre festgelegt. Jedes Jahr entscheidet

die Tarifkommission, wie diese

erbracht werden können, etwa durch

eine Anrechnung des Weihnachts- oder

Urlaubsgeldes.

»In der Kontraktlogistik finden die Beschäftigten

mittlerweile gute Arbeitsbedingungen«,

sagt Udo. Mit den kommenden

Tarifrunden sollen diese dann noch besser

werden.

Irgendwann hatten sie die Nase voll. Seit

Monaten liefen die Verhandlungen bei

RCL Automotive in Hamburg, dem Logistik-Dienstleister

am Standort vom Mercedes-Benz-Werk

Hamburg. Aber auch in

der sechsten Tarifverhandlung gab es kein

Ergebnis. Rund

300 Beschäftigte

machten deshalb

mächtig Druck

für ihre Forderungen.

»Es war das

erste Mal, dass wir

gestreikt haben«,

erinnert sich Semi Oueslati, Betriebsratsvorsitzender

von RCL Automotive. In dem

gut organisierten Betrieb ging für zwei Stunden

nichts mehr.

Diese Signale hörten die Arbeitgeber dann.

In den folgenden Verhandlungen wurde

damit ein Ergebnis durchgesetzt: Durch

einen neuen Entgelttarifvertrag,

einen Manteltarifvertrag und eine

transparente Lohn- und Gehaltsstruktur

mittels Einführung des Entgeltrahmenabkommens

(ERA) wurden bessere

Arbeitsbedingungen und mehr

Gerechtigkeit geschaffen. Die Beschäftigten

profitieren unter anderem von einer

deutlichen Erhöhung der Entgelte von 7 bis

zu 30 Prozent in den Lohn- und Gehaltsgruppen,

zusätzlichem Urlaubsgeld nur für

Mitglieder und einer Jahressonderzahlung.

Das reicht den Beschäftigten aber nicht:

Das Ziel sind nun weitere Verbesserungen,

um weiter an das Entgeltniveau

der Metall- und Elektroindustrie

heranzurücken. Die Metaller*innen

verstehen nicht, warum nicht auch in ihrem

Unternehmen dieselben Entgelte gezahlt

werden wie bei Mercedes-Benz. »Gleiches

Geld für gleiche Arbeit. Das ist unser Standpunkt«,

sagt Semi.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg

27


Informationstechnologie

WIR-GEFÜHL

ENTSTANDEN

Atos und Unify | Mit kreativen Ideen

machen die Aktiven bei den IT-Dienstleistern

Atos und Unify auf sich aufmerksam

– und werden stärker. Das zeigte

sich auch in Tarifrunden: Mit viel Druck

haben die IG Metall und die Beschäftigten

ein gutes Paket für den digitalen

Wandel im Unternehmen abgeschlossen.

28 Wir #FAIRWANDELN die Region


Atos und Unify sind immer zu sehen. Auf

Demonstrationen, bei Soli-Aktionen und

auf eigenen Veranstaltungen, zum Beispiel

während der Tarifrunde 2019 bei den IT-

Dienstleistern. Parallel zu den Verhandlungen

machten die Beschäftigten aus

Hamburg zusammen mit den Kolleg*innen

aus Bremen, Hannover und Holzminden

Druck für ihre Forderungen. »Umbau

ja, aber wir bezahlen ihn nicht«, stand auf

den Plakaten.

ZUSAGEN ZUR QUALIFIZIERUNG

ABGERUNGEN

Der Einsatz der Beschäftigten war nötig.

Atos und Unify forderten einen Beitrag

der Beschäftigten zur Transformation

– mit Einschnitten in den Arbeitsbedingungen.

Herausgekommen ist ein

Tarifvertrag zwischen IG Metall, dem

Gesamtbetriebsrat und der Geschäftsführung

ohne Restrukturierungen und Personalabbau.

»Das Besondere ist der Tarifvertrag

zu Qualifizierung mit grundlegenden

Ansprüchen zur Weiterbildung«, sagt Lars

Dinse, Betriebsrat und Leiter des Vertrauenskörpers

bei Atos in Hamburg.

Das Gesamtpaket besteht neben Investitionszusagen,

Beschäftigungssicherung bis

Ende 2022 und Errichtung eines Transformationsbüros

auch aus einem Tarifvertrag

für die Übernahme der dual Studierenden.

Im

Gegenzug für

das Paket muss jede*r

Beschäftigte einen durchschnittlichen

Beitrag von 22,5 Arbeitsstunden

zur Transformation einbringen.

DER IG METALL EIN GESICHT GEBEN

Das Ergebnis war nur durch die vielen

Aktionen der Beschäftigten möglich. »Die

Verankerung der IG Metall in den Köpfen

ist viel stärker geworden«, betont Wilfried

Hardt, Vertrauensmann bei Atos. Die

Interessenvertretung

»

Die

zeigt mehr Gesicht,

ist auch bei den BR-

Infotagungen der

Geschäftsstelle regelmäßig

dabei. »Es ist

ein großes Wir-Gefühl entstanden«, sagt

Rainer Schmidt, Betriebsrat und stellvertretender

Leiter des Vertrauenskörpers bei

Atos.

Öffentlichkeitswirksam organisiert die Interessenvertretung

aktive Spaziergänge mit

Atos-Schildern und IG Metall-Fahnen zu eigenen

Kunden wie Airbus, Philips oder Siemens.

Selbst beim hausinternen Telefon- und

Videokonferenz-System machen sie auf

sich aufmerksam. Im Rahmen der Tarifauseinandersetzung

2019 hinterlegten die

Metaller*innen statt eines persönlichen

Bildes einen IG Metall Button in ihrer

Profilanzeige. »Jedes Mal, wenn man beim

Betriebsrat oder Vertrauenskörper anruft,

erscheint ein Button der IG Metall auf dem

Computer-Display«, sagt Lars. »Beeindruckend

ist zu sehen, wie es immer mehr

werden, die den Button nutzen.«

Selbstbewusst geht die Interessenvertretung

in die zukünftigen Verhandlungen

mit dem Arbeitgeber. »Die feste Bindung

an den Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie

bleibt weiterhin unsere zentrale

Forderung«,

sagt Lars. Dies ist

auch im Rahmentarifvertrag

IT-

Dienstleistungen

festgehalten, der seit

2013 bei Atos und Unify gilt.

Verankerung der IG

Metall in den Köpfen ist

viel stärker geworden.«

Aber eine Protokollnotiz hält fest, dass

beide Tarifpartner von der Bindung abweichen

können, etwa bei wirtschaftlichen

Schwierigkeiten. Auch 2016 war das so.

Die Beschäftigten erhielten mehr Geld in

mehreren Stufen sowie eine Erholungsbeihilfe

in Höhe von 154 Euro. Druck für

das Ergebnis machten Tausende Atos- und

Unify-Beschäftigte an einem bundesweiten

Aktionstag.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 29


Umkleidezeiten

LANGER ATEM

Michael Hasselbächer, Betriebsrat, und Tom Wild, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in der Umkleidezone.

30 Wir #FAIRWANDELN die Region


Hydro Aluminium | Im Hamburger Aluminiumwalzwerk

hat der Betriebsrat endlich eine Regelung zu Umkleidezeiten

erkämpft. Sie bringt den Beschäftigten mehr Geld und Mitbestimmung

bei der Zeit. Für den nötigen Druck sorgten

hunderte Beschäftigte, die ihre Ansprüche geltend machten.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis alle ihr Recht

bekamen. »Es war ein langer Kampf«, sagt

Peter Camin, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender

von Hydro Aluminium in

Hamburg. Die Rede ist von 440 Beschäftigten,

die eine Vergütung von Umkleidezeiten

einforderten und von denen 190

damit auch vor Gericht zogen. »Das Entscheidende

war, dass fast alle ihre Ansprüche

geltend gemacht und eingeklagt

haben«, ergänzt Tom Wild, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender von Hydro

Aluminium. Nach Gesprächen zwischen

Betriebsrat und Geschäftsführung stand

am Ende eine Betriebsvereinbarung, die

den Ausgleich von Wasch- und Umkleidezeiten

regelt. Aber der Reihe nach.

Grundlage, das Thema Umkleidezeiten

anzugehen, war eine Lücke im Tarifvertrag

der Metall- und Elektroindustrie,

nach der die Umkleidezeiten keine

Arbeitszeit waren. Ein Widerspruch zum

geltenden Recht – zum Arbeitsschutzgesetz

und zu einer europäischen Richtlinie

zum Arbeitsschutz –, nach der Beschäftigte

einen Anspruch auf Vergütung haben. Bei

Hydro Aluminium benötigen sie rund 20

bis 40 Minuten für den Hin- und Rückweg

zum Arbeitsplatz inklusive Umkleidezeit.

Diese Zeit wurde bis dahin aber weder vergütet

noch mit mehr Freizeit verrechnet.

»GERECHTIGKEIT HERSTELLEN«

Um Druck auf den Arbeitgeber zu

machen, ging der Betriebsrat mit Unterstützung

der Vertrauensleute und der IG

Metall zunächst zwei Wege: laufende individualrechtliche

Geltendmachungen und

Klagen der Beschäftigten vor den Gerichten.

Bereits 2015 hatten zwei Kollegen

ihre Klagen vor dem Landesarbeitsgericht

gewonnen. Zwei weitere Kollegen waren

2016 beim Bundesarbeitsgericht (BAG) in

Erfurt erfolgreich: Das Gericht sah zwar

keinen Verstoß gegen den Tarifvertrag,

aber gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz.

Der Arbeitgeber vergüte Umkleidezeit

bei Beschäftigten, die sich während der

Arbeit umkleiden, nicht aber bei jenen, die

sich vor Antritt oder nach Beendigung der

Schicht umkleiden. »Der Arbeitgeber hatte

jetzt die Pflicht, Gerechtigkeit herzustellen«,

sagt Tom.

Aber die Geschäftsführung wollte das

Thema kleinhalten. In einem Aushang

wies der Arbeitgeber darauf hin, dass

die betriebliche Praxis dem Urteil folgen

müsse, um den Tarifvertrag einzuhalten.

Die Umkleidezeiten sollten nicht mehr

vergütet werden. Kein Wort zum Verstoß

gegen den Gleichheitsgrundsatz. Die

anfallenden Zeiten für Umkleiden und

Waschen seien von den Beschäftigten in

einer Liste zu erfassen und mit ihren Zeitkonten

zu verrechnen. Bei dem Vorstoß

umging der Arbeitgeber aber die Mitbestimmungsrechte.

Mit einer einstweiligen

Verfügung gegen die Anordnung war die

Interessenvertretung erfolgreich.

MEHR GELD UND SELBSTBE-

STIMMTE ARBEITSZEIT

Mit Massenklagen ging die Interessenvertretung

zusammen mit der IG Metall und

dem DGB Rechtsschutz bereits Ende 2016

einen Schritt weiter. Dies war nötig, weil

die Geltendmachungen der Ansprüche

der Beschäftigten von 2013 sonst verfallen

wären. »Wir haben auf dem Verhandlungsweg

eine Einigung gesucht«, sagt

Tom. Es kam zum Vergleich in der Einigungsstelle.

Das Angebot des Arbeitgebers:

maximal 5375 Euro für Beschäftigte

aus der Gießerei und maximal 3583 Euro

für alle anderen betroffenen Kolleg*innen.

Eine Vergütung der über die Jahre angehäuften

Ansprüche auf Umkleidezeiten in

Geld. »Das Angebot haben fast alle angenommen«,

sagt Peter.

Die Auseinandersetzung mündete in Verhandlungen

um eine kollektivrechtliche

Absicherung der Vergütung der Umkleidezeiten.

Nach dem Grundsatz der Interessenvertretung,

Gesundheit nicht mit Geld

zu verrechnen, erhalten die Beschäftigten

der Gießerei und andere Kolleg*innen

seit Vertragsschließung Ende August 2018

eine pauschale Zeitgutschrift auf ihren

Arbeitszeitkonten. Diese beträgt je nach

Arbeitsbereich und pro Werktag zehn bis

15 Minuten.

Zusammen mit weiteren Möglichkeiten, die

Arbeitszeit bei Hydro Aluminium zu reduzieren,

erhalten die Beschäftigten damit ein Paket

für mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit.

»Es gibt mehr Zeitsouveränität im Schichtbetrieb«,

stellt Tom fest. Einige Beschäftigte

können ihre Arbeitszeit auf bis zu

29 Stunden die Woche verkürzen. Ältere

haben mit den Instrumenten die Möglichkeit,

ihre Nachtschicht abzuwählen. »Es ist

eine neue Qualität entstanden, die für eine

Entlastung der Beschäftigten sorgt.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 31


Mercedes-Benz Werk Hamburg | Bei Mercedes

in Hamburg sind die Zeichen auf Zukunft gestellt. Mit

einer starken Belegschaft im Rücken konnte der Betriebsrat

ein Zukunftsbild für den Standort durchsetzen.

Beschäftigungssicherung und zukunftsfähige Produkte

sind die Eckpunkte.

Automobil

ZUKUNFT KANN

KOMMEN

»Das ist unsere Zukunft«: Jörg Thiemer, Betriebsratsvorsitzender (rechts), zusammen mit Torsten Ahrens, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender (links),

und Jörg Weselmann, Vertrauenskörperleiter (Mitte), in der Montage von elektrifizierten Achsen.

32 Wir #FAIRWANDELN die Region


»

Das

war schon ein großer Tag für uns und unsere Kolleg*innen, als

wir das Zukunftsbild endlich unterschrieben haben: Hamburg wird

damit ein wichtiger Baustein bei der Elektrifizierung der Mobilität

im Mercedes-Konzern. Für viele Beschäftigte wird eine langfristige

Beschäftigungsperspektive geschaffen und das Werk Hamburg

zukunftsfest gemacht. «

Jörg Thiemer, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Werk Hamburg

»Die letzten vier Jahre waren ganz entscheidend für unser

Werk.« Jörg Thiemer, Betriebsratsvorsitzender, hat für

das Mercedes-Benz Werk im Hamburger Süden die

Zukunft im Blick. »Wir haben als Betriebsrat in den

Verhandlungen mit dem Arbeitgeber immer schon

daran gearbeitet, Gute Arbeit und Sicherheit für die

Beschäftigten nach Hamburg zu holen«, sagt er. Jetzt

ging es um etwas Größeres: Im Zukunftsbild sollten der

Bestand des Werkes und die Sicherung der Beschäftigung

langfristig in einem Vertrag abgesichert werden.

»Mit Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit haben

wir immer wieder beim Vorstand in Stuttgart an die

Tür geklopft und unser Anliegen vorgetragen«, sagt

Jörg. Als dann endlich die Verhandlungen begannen,

wusste er, dass die Kolleg*innen hinter ihm stehen

würden. »Unser Druck wirkt schnell«, weiß auch Jörg

Weselmann, Leiter des Vertrauenskörpers im Hamburger

Werk. Wenn der Arbeitgeber unzumutbare Forderungen

stellt, kann die Verweigerung einer Samstagsschicht

die ganze Produktion in Bremen stillstehen

lassen. Er führt weiter aus: »Doch unser eigentliches

Ziel ist ein kooperativer Umgang mit der Betriebsleitung

vor Ort. Wir wollen natürlich auch, zusammen

mit unserer Betriebsleitung, dass wir gute und leistungsfähige

Arbeit abliefern. Zumal wir in ständiger

Konkurrenz zu den anderen Zuliefererwerken stehen.«

DIE 5. SÄULE

Das Verhandlungspaket im Zukunftsbild hatte eine

beachtliche Dimension: Es ging um den Bestand eines

großen Teils der bisherigen Produktion, aber auch um

Neues: Mit der 5. Säule – der Montage des IGS-Getriebes

in den Achsen, der Elektrifizierung – stand die

Transformation ganz oben auf der Agenda. »Hamburg

würde damit ein wichtiger Baustein bei der Elektrifizierung

der Mobilität im Mercedes-Konzern werden«,

sagt Jörg Thiemer. Ihm war vor allem dieser Aspekt des

Zukunftsbildes wichtig: »Damit würden wir für viele

Beschäftigte eine langfristige Beschäftigungsperspektive

schaffen und das Werk Hamburg mit Millioneninvestitionen

zukunftsfest machen. Das war schon ein

großer Tag für uns und unsere Kolleg*innen, als wir

das Zukunftsbild dann endlich unterschrieben haben«.

Sie wussten, dass die Veränderungen für die Kolleg*innen

große Schritte wären. Damit diese nicht zu

groß würden, entwickelte der Betriebsrat ein Modell,

wie die Beschäftigten mit einer Art Schwarm an die

neuen Produktionen herangeführt werden oder auch

bei Bewerber*innen-Tagen einen Einblick in die neuen

Produktionen erhalten. »Und gerade das ist unser

Pfund bei den Verhandlungen mit der Betriebsleitung:

Wir sind nah dran an den Kolleg*innen in den Hallen.

Wir wollen die Transformation«, sagt Jörg Thiemer.

Das Beste am Zukunftsbild: Es wurde festgeschrieben,

dass endlich auch eine neue Kantine gebaut wird – hell,

modern, »lecker!« und gut fürs Betriebsklima.

Mehr Flexibilität bei Sonderschichten und Samstagsarbeit

war die Gegenleistung der Beschäftigten für

das Zukunftsbild. »Aber die Kolleg*innen trauen uns

und wissen sehr genau, dass wir diese Flexibilität mit

Augenmaß begleiten«, weiß Jörg Weselmann, »wenn

die Forderungen der Betriebsleitung maßlos werden

oder an tarifliche oder gesetzliche Grenzen stoßen,

sagen wir ganz schnell ›Nein!‹«.

DIE AUSEINANDERSETZUNG

Die Auseinandersetzung mit dem Zukunftsbild hat auch

andere Themen auf die Agenda des Betriebsrates gesetzt:

In der Transformation rücken Planung, Engineering und

Produktionsarbeitsplätze näher zusammen. »Wir sind

offener geworden für die Kolleg*innen in den Büros

– mobiles Arbeiten, psychische Belastung, demografischer

Wandel, Facharbeiter*innen-Mangel sind die Türöffner

gewesen«, fasst es Torsten Ahrens, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender und im Betriebsrat für die

Angestellten zuständig, zusammen.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 33


Energiewirtschaft | Was in den

80er-Jahren Strukturwandel war,

ist heute Transformation. Und die

IG Metall steckt mittendrin. War

es in den 80er-Jahren die Werftenkrise,

die auch die Beschäftigtenstruktur

in Hamburg und an der

ganzen Küste umwälzte, steht in

den Jahren seit 2000 die Energiewirtschaft

symptomatisch für den

Wandel: Mit der Übernahme der

HEW durch Vattenfall gingen

Grundversorgung und sichere

Beschäftigung zu einer renditeorientierten

Kapitalgesellschaft,

bei der Menschen vor allem

Kostenfaktoren waren, für deren

Zukunft die Betriebsräte jahrelang

hart ringen mussten.

Es ging immer um Strukturpolitik:

Erst Aufsplitterung und Outsourcing,

dann die durch einen

Bürger*innen-Entscheid geforderte

Rekommunalisierung:

Betriebsräte, IG Metall, aber auch

die politischen Akteure in der

Stadt standen immer wieder vor

großen Herausforderungen.

Mit dem Fokus auf zukunftssichere

Beschäftigung ist es in

einem langen Prozess gelungen,

die Transformation tariflich

abzusichern und den Beschäftigten

Zukunftsperspektiven zu

geben.

KÜNDIGUNGEN?

NICHT MIT MIR!

34

Wir #FAIRWANDELN die Region


Vattenfall | Mit

Beharrlichkeit kämpft

Rainer Kruppa um jeden

Arbeitsplatz. Und mit

einer beispiellosen

Soli-Aktion verhinderten

die Beschäftigten

betriebsbedingte

Kündigungen.

Anfang 2017, Betriebsversammlung von

allen Vattenfall-Gesellschaften in der

Neuen Flora, 1500 Beschäftigte sind

anwesend. Rainer Kruppa, Konzernbetriebsratsvorsitzender

von

Vattenfall in Deutschland, steht

am Mikrofon und macht die Lage

unmissverständlich deutlich: »Das

erste Mal in der Geschichte von

Vattenfall will das Management entgegen

den geltenden Tarifverträgen

und Vereinbarungen betriebsbedingte

Kündigungen aussprechen –

nicht mit mir!«

Das war ein Schlag für die Beschäftigten.

Rainer erinnert sich: »Wir

haben uns alle solidarisiert.« Die

Beschäftigten hakten sich ein und

machten deutlich: »Betriebsbedingte

Kündigungen? Nicht mit

uns!« Durch den Druck nahm der

Konzern die Kündigungsandrohungen

zurück. Die betroffenen

Beschäftigten erhielten Angebote

zur Weiterbeschäftigung. Alternativ

konnten die Kolleg*innen sich

auch für eine Abfindung entscheiden

und freiwillig ausscheiden.

»Die Sozialverträglichkeit funktioniert

nur, weil wir Hand in Hand

mit der IG Metall arbeiten«, sagt

Rainer.

Im Konzern achten wir nicht nur auf

die Einhaltung unserer Tarifverträge,

sondern entwickeln diese zusammen

mit der IG Metall kontinuierlich

weiter. Auch beim Übergang

der Vattenfall-Gesellschaften

zur Stadt Hamburg im Zuge der

Rekommunalisierung konnten wir

sicherstellen, dass sämtliche tariflichen

Regelungen dort auch zukünftig

weitergelten. »Die Veränderungen

in der Energiebranche führen

zu großen Umwälzungen im Konzern«,

sagt Rainer. Die Gestaltung

der Transformation im Sinne der

Beschäftigten wird auch weiterhin

Aufgabe des Betriebsrates sein.

WÄRME HAMBURG

GUTE ARBEIT MIT

BESTEM KLIMA

Bei der Rekommunalisierung der Fernwärme

sorgten die Betriebsräte für

faire und gute Arbeitsbedingungen

auch in der neuen Gesellschaft.

»Wir wollten was Schriftliches«, sagt Christian Wystub,

Betriebsratsvorsitzender bei der Wärme Hamburg

GmbH. Also machte die Interessenvertretung zusammen

mit der IG Metall und den anderen Vattenfall-

Betriebsräten Druck auf den SPD-Senat. Das Ziel war,

die Sicherstellung der tariflichen Bedingungen im Zuge

der Rekommunalisierung schriftlich zu fixieren.

Diese Zusage gab der Finanzsenator den

Beschäftigten in einem Schreiben und Ende

August 2019 wurde ein Interessensausgleich

in Form einer Betriebsvereinbarung abgeschlossen.

Diese schreibt fort, dass die rund 600

Beschäftigten bei der Wärme Hamburg GmbH

nicht schlechter gestellt werden als bei Vattenfall.

Positiv für die Verhandlungen war die

konstruktive Zusammenarbeit mit dem

Senat. Alle Arbeitsplätze sind beim Übergang

von der Vattenfall Wärme Hamburg

GmbH zur Wärme Hamburg GmbH erhalten

geblieben. »Wir haben den Übergang von Anfang an

begleitet«, sagt Bernd Wilke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

bei der Wärme Hamburg GmbH.

Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages im September

2019 ist das Fernwärmenetz von Vattenfall endgültig auf

die neue Gesellschaft Wärme Hamburg GmbH übergegangen.

Damit wurde das Ergebnis des Volksentscheides

von 2013 »Unser Hamburg – unser Netz« umgesetzt. Zur

neuen Wärme Hamburg gehört die gesamte Wertschöpfungskette

aus Strom- und Wärmeerzeugung sowie die

Wärmeverteilung, als auch perspektivisch der neue Energiepark

Hafen und übergangsweise noch das Heizkraftwerk

Wedel.

Die Herausforderung der Zukunft wird die Etablierung

eines neuen Wärmekonzeptes in der Stadt Hamburg

sein, damit das alte Heizkraftwerk in Wedel außer

Betrieb gehen kann. Auf diesen Weg müssen die

Beschäftigten mitgenommen und entsprechend qualifiziert

werden.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 35


Energiewirtschaft

WIR SIND ES, DIE

VON DER ENERGIEWENDE

PROFITIEREN

»Wir elektrifizieren Hamburgs Mobilität«: Alexander

Heieis, Betriebsratsvorsitzender, und Petra Mohr,

stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, vor den

Ladestationen, von denen Stromnetz Hamburg

inzwischen über 1000 in der Hansestadt betreibt.

HAMBURG VERKEHRSANLAGEN

DIE AMPELN LEUCHTEN

MIT DER IG METALL

Das Unternehmen gehört wieder der Stadt –

die Beschäftigten sind zufrieden.

36 Wir #FAIRWANDELN die Region


Stromnetz Hamburg | Die Rekommunalisierung begleiteten die Betriebsräte von

Stromnetz Hamburg aktiv mit und sorgten so für Vertrauen bei den Beschäftigten im

neuen Unternehmen. Getrieben durch Energiewende und Digitalisierung müssen die

Beschäftigten für neue Aufgabenfelder qualifiziert werden – fordern Alexander Heieis

und Petra Mohr.

Am Anfang war Unsicherheit. Als die Stadt

Hamburg den Auftrag aus dem Volksentscheid

zur Rekommunalisierung der

Strom-, Gas- und Fernwärmenetze 2013

in Angriff nahm, stand die Befürchtung im

Raum, dass ein großes Stadtwerk mit allen

Nachteilen entstehen würde. »Wir wussten

nicht, ob wir zu einem großen Energieinfrastruktur-Unternehmen

fusionieren

oder ob die Einzelgesellschaften weiterverkauft

werden«, sagt Alexander Heieis,

Betriebsratsvorsitzender vom Stromnetz

Hamburg. Dass es nicht dazu kam,

lag auch am gewerkschaftlichen Druck.

Schon sehr früh suchten die Betriebsräte

zusammen mit den Kolleg*innen von Vattenfall

und der IG Metall das Gespräch

mit dem Hamburger Senat. »Den Übergang

haben wir ohne größere Blessuren

für die Beschäftigten durchgeführt«, sagt

Alexander.

VERTRAUEN DURCH GESPRÄCHE

GESCHAFFEN

Auf Betriebsversammlungen und auf

Roadshows erzählten Betriebsrat und Vertrauenskörper,

was die Rekommunalisierung

für die Beschäftigten bedeutet. Das

gab der Belegschaft Sicherheit. Sicherheit

gab es auf Initiative der IG Metall auch

durch ein Papier der Hamburger Gesellschaft

für Vermögens- und Beteiligungsmanagement.

Es hält fest, dass die alte Vattenfall-Tarifgemeinschaft

weiterbesteht

und damit die Rechtsnachfolge bestehender

Regelungen in den neuen städtischen

Unternehmen. »Das war die Grundlage,

um verbindliche betriebliche Regelungen

zu schließen«, sagt Alexander. Ein Interessensausgleich

hält den Fortbestand bei

Stromnetz Hamburg schriftlich fest.

WIR MACHEN DIE ENERGIEWENDE

Über zu wenig Arbeit kann sich Petra

Mohr, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende,

nicht beschweren. »Wir haben

irre viel zu tun.« Bei Stromnetz Hamburg

werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen.

Von ehemals 130 Beschäftigten ist die

Anzahl der Kolleg*innen auf mehr als 1300

angestiegen. Eine Herausforderung ist die

Energiewende. Das Unternehmen ist für

den Betrieb und Erhalt des Stromnetzes

verantwortlich, das für die Einspeisung von

Strom aus unterschiedlichen Quellen im

Zuge der Energiewende intelligenter wird.

»Für uns bedeutet das die Einführung neuer

Techniken«, ergänzt Alexander.

Im Bereich der Messtechnik etwa

betreuen die Beschäftigten Smartmeter,

intelligente Stromzähler. Alte analoge

Technik wird auch in anderen Bereichen

des Unternehmens digitalisiert.

Am sichtbarsten sind in Hamburg die

inzwischen über 1000 Ladesäulen, mit

deren Errichtung Stromnetz Hamburg

zum Symbol der Elektromobilität wird

– mit ganz neuen Herausforderungen

an die Beschäftigten. »Der Arbeitgeber

muss die Beschäftigten für die neuen

Aufgaben qualifizieren«, fordert Petra.

Seit September 2019 bildet Stromnetz

Hamburg auch aus – in elektrotechnischen

Berufen und dual Studierende.

»Unser Ziel ist es, dass sich das Unternehmen

an Aufstiegs- und Weiterbildungsmaßnahmen

beteiligt.«

Außerdem will Petra mit ihren Kolleg*innen

Druck für ein Initiativrecht

des Betriebsrates für Maßnahmen zur

Durchführung von Weiterbildung und

Aufstiegsqualifikation machen. Damit

die Betriebsräte bei den Herausforderungen,

die die Energiewende stellt,

eigenständig Initiativen entwickeln

können.

»Bei Veränderungen gibt es immer Verunsicherungen«, sagt Jörg Brandt, Vertrauenskörperleiter

von Hamburg Verkehrsanlagen. Im Zuge der Rekommunalisierung

kaufte die Stadt auch das ehemals zu Vattenfall gehörende

Tochterunternehmen zurück. Auf Mitgliederversammlungen

brachte der Vertrauenskörper dabei die Beschäftigten stets auf den

Stand der Verhandlungen. Da die Stadt die tariflichen Regelungen bei Vattenfall

auch für die neue Gesellschaft zugesichert und übernommen hat, entstanden

kaum Konflikte.

Hamburg Verkehrsanlagen betreibt und betreut alle Lichtanlagen in der Stadt.

Dazu gehören neben den Ampeln die öffentliche Straßenbeleuchtung, die

Anstrahlung des Rathauses und von Brückenportalen sowie der Betrieb von Tunnelanlagen.

Zum Unternehmensbereich zählt auch der Service von Ladestationen

für die E-Mobilität. Damit profitiert Hamburg Verkehrsanlagen von der Energiewende.

Von 150 Beschäftigten im Jahr 2014 stieg die Zahl auf 217 im Jahr 2019.

Jörg Brandt sieht die Entwicklung positiv: »Die Stimmung unter den Beschäftigten

ist gut. Verunsicherungen sind kaum noch spürbar.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 37


»Wir stehen immer im Wind«, Svenja Anton, Betriebsrätin,

Thomas Ahme, Betriebsratsvorsitzender, und Horst Hakelberg,

stellvertretender Betriebsratsvorsitzender.

Siemens Gamesa | Den Zusammenschluss

der Siemens Windkraftsparte

mit Gamesa haben die Betriebsräte

zusammen mit der IG Metall aktiv begleitet.

Ihr klarer Blick dabei: Betriebliche und

tarifliche Regelungen im Sinne der

Beschäftigten überführen und Mitbestimmungsrechte

durchsetzen.

Windenergie

STÜRMISCHE

ZEITEN

38 Wir #FAIRWANDELN die Region


»

Es

war klar, das organisieren

wir von Hamburg aus

mit: Für das 2016 neu entstandene

Produktionswerk

in Cuxhaven gilt ein eigener

Tarifvertrag. Mit der Vereinbarung

haben wir für das

Turbinenwerk von Stunde

null an die Tarifbindung.«

Thomas Ahme,

Betriebsratsvorsitzender Siemens Gamesa

»Im Betriebsrat waren noch keine Strukturen

da«, beschreibt Thomas Ahme, Betriebsratsvorsitzender

von Siemens Gamesa die Situation.

Der mit der Fusion der Windkraftsparte

von Siemens mit dem spanischen

Windkraftanlagenhersteller Gamesa verbundene

Betriebsübergang im Jahr 2016

stellte die Betriebsräte vor neue Herausforderungen.

Wie setzt sich der Betriebsrat

zusammen? Was wird aus betrieblichen

und tariflichen Regelungen? Kommt

es zum Stellenabbau?

»Der Betriebsübergang sorgte bei uns für

Zeitdruck«, sagt Horst Hakelberg, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender bei Siemens

Gamesa. Zwar bestanden die Strukturen

durch ein Übergangsmandat weiter,

aber zeitnah musste ein neuer Betriebsrat

gewählt werden. Der alte Vertrauenskörper

und die IG Metall trieben den Aufbau

maßgeblich voran. Sie suchten nach Kolleg*innen,

die für diese Aufgabe infrage

kamen. Auf die IG Metall-Liste kamen

2016 schließlich 41 Kandidat*innen, die

als gemeinsamer Betriebsrat für die aktuellen

Standorte Hamburg, Cuxhaven, Bremen

und Rostock zuständig sind. Der neu

gewählte Betriebsrat besteht ausschließlich

aus Mitgliedern der IG Metall.

TARIFBINDUNG GESICHERT

Von Beginn an setzten sich der Gesamtbetriebsrat

und der Betriebsrat der Siemens-Niederlassung

dafür ein, möglichst

viele der bei Siemens geltenden Strukturen

und Ansprüche ins neue Unternehmen

zu überführen. So konnte die Interessenvertretung

durchsetzen, dass die

Offshore-Zentralen in Hamburg und

Vejle (Dänemark) weiterhin bestehen und

Deutschland als Service-Standort langfristig

wesentlicher Teil der Gesamtstrategie

bleibt.

Zudem waren für die ersten drei Jahre (bis

Ende 2019) betriebsbedingte Kündigungen

für die deutschen Standorte ausgeschlossen.

Aktuelle betriebliche und tarifliche

Regelungen gelten weiter.

Für das 2016 neu entstandene Produktionswerk

in Cuxhaven gilt ein eigener

Tarifvertrag. »Mit der Vereinbarung haben

wir für das Turbinenwerk von Stunde null

an die Tarifbindung«, sagt Thomas. Ein

Leuchtturm in der angeschlagenen Windindustrie.

In Cuxhaven sind ca. 600 neue Siemens-Gamesa-Arbeitsplätze

entstanden.

Inklusive weiterer Arbeitsplätze bei Logistikern

und anderen Fremdfirmen sind es

insgesamt um die 1000 Arbeitsplätze. Das

ist für die Region wichtig.

KAHLSCHLAG IN DER WINDINDUSTRIE

Nur kurze Zeit, nachdem sich der

Betriebsrat konstituierte, kündigte Siemens

Gamesa ein Restrukturierungsprogramm

an. Ein Abbau von 6000 Stellen

war geplant, davon rund 200 in Hamburg

und an anderen Standorten im Norden.

Zusammen mit der IG Metall Küste

und Kolleg*innen aus der Windindustrie

protestierten die Beschäftigten gegen den

Abbau von Arbeitsplätzen vor der Siemens-Zentrale

am Lindenplatz. Nach Senvion,

Powerblades, Nordex, Carbon Rotec,

Adwen und Enercon hatte es auch Siemens

Gamesa getroffen.

»Wir haben uns in den Verhandlungen

auf einen vernünftigen Kompromiss geeinigt«,

sagt Horst. Der Personalabbau war

für die Jahre 2018 und 2019 auf maximal

213 Beschäftigte begrenzt und der Sozialplan

gut ausgestattet. Eine Transfergesellschaft

wurde mit der Bremer Agentur für

Struktur- und Personalentwicklung (AgS)

in Bremen mit einer Laufzeit von zwölf

plus fünf Monaten gegründet.

Doch eine Herausforderung bleibt der

Zustand der Windindustrie weiterhin.

Der ruinöse Wettbewerb bedroht die

Branche. Thomas sagt deutlich: »Die Politik

hat immer versprochen, dass es in der

Wind industrie nicht zu einem Fadenriss

kommen soll. Dieser ist jetzt allerdings voll

eingetreten.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 39


Maschinenbau

ZUKUNFT

AM STANDORT

SICHERN

STILL | Mit immer neuen Programmen

will der Gabelstaplerhersteller STILL

Unternehmensteile auslagern und

optimieren. Mit einer starken Belegschaft

im Rücken halten Betriebsräte

und Vertrauensleute dagegen.

Das Ziel dabei: Beschäftigung und

den Standort sichern.

40 Wir #FAIRWANDELN die Region


Mit über 700 Kolleg*innen platzte das Betriebsrestaurant

auf dem Werksgelände aus allen

Nähten. Allerdings war es keine warme

Mahlzeit, die die IG Metall-Mitglieder

beim Gabelstaplerhersteller STILL zusammenbrachte.

Auf einer Mitgliederversammlung

holten die Betriebsräte das Votum der

Metaller*innen zu einem Verhandlungsergebnis

mit der Geschäftsführung ein.

»

Mit

Es ging um KMPO. KMPO steht für KION

Manufacturing Production Optimizing.

KION, der Mutterkonzern von STILL,

wollte die Verteilung der Produktion von

unterschiedlichen Fahrzeugen an den

Standorten optimieren

und daher

Teile verlagern und

die Produktion neu

ausrichten. »Mit

solchen Restrukturierungsprogrammen

haben wir als

Betriebsräte immer

wieder zu tun«,

sagt Detlef Feye,

stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender und Leiter des Vertrauenskörpers.

Für Detlef und seine Kolleg*innen

hieß es dann: Selbstbewusst den

Plänen des Arbeitgebers entgegentreten, um

Standort und Beschäftigung zu sichern.

In der Ende 2018 abgeschlossenen Konzernbetriebsvereinbarung

setzte die Interessenvertretung

durch, dass die Produktion von Gegengewichtsstaplern

und Komponenten am Standort

bleibt. »Wir haben die Fertigungstiefe und

Produkte festgeschrieben«, sagt Detlef. Der

Kompromiss sieht vor, dass im Gegenzug

die Produktion des seit 2010 am Standort

gefertigten Schubmaststaplers 2021

nach Tschechien geht. Für die betroffenen

Beschäftigten aus der Produktion und

Logistik gilt, dass betriebsbedingte Kündigungen

bis Ende 2025 ausgeschlossen sind.

DIE BELEGSCHAFT BETEILIGEN

Sich gemeinsam mit der Belegschaft einzumischen,

ist für die Interessenvertretung

bei STILL Kernbestandteil ihrer

Arbeit. »Wenn es um die Beschäftigten

geht, versuchen wir immer, sie einzubinden«,

sagt Detlef. Informationen über die

Pläne der Arbeitgeber dringen schnell über

die breite Struktur der Vertrauensleute zu

den Beschäftigten – das sorgt für starken

Zusammenhalt. Einstimmig votierten die

Mitglieder auf der Versammlung für die

Annahme des Ergebnisses.

Auch bei der Konzernbetriebsvereinbarung zu

P4G erreichte die Interessenvertretung eine

hohe Zustimmung. P4G steht für Performance

for Growth, etwa »Leistungsfähigkeit

durch Wachstum«. Im Rahmen des

Programms wollte

KION Vertriebsniederlassungen

zentralisieren. Der

Betriebsrat setzte

durch, dass der

Vertrieb in der

STILL GmbH und

somit in der Tarifbindung

bleibt.

Außerdem ist die

Beschäftigung für

alle bis Ende 2020 gesichert. Dafür wurden

14 Vertriebsniederlassungen zu sieben

zusammengeschlossen. Unter anderem

wanderte der Vertrieb aus Bremen

nach Hamburg. Aus allen Niederlassungen

ist der Back-Office-Bereich in Leipzig

zusammengeschlossen worden.

Restrukturierungsprogrammen

haben wir als

Betriebsräte immer wieder zu

tun. Da müssen wir selbstbewusst

den Plänen des Arbeitgebers

entgegentreten.«

Detlef Feye, Vertrauenskörperleiter

(Foto ganz links)

Mit Umstrukturierungen hat die Interessenvertretung

wohl auch in Zukunft zu tun. KION

will die Bereiche Einkauf, Engineering

und Qualitätssicherung zentralisieren. Das

bedeutet: »Wenn ein Ingenieur in Altersteilzeit

geht, wird die Stelle gegebenenfalls

nicht mehr am selben Standort wieder

besetzt«, sagt Detlef. Eine Konzernarbeitsgruppe

tauscht die verschiedenen Interessen

aus. »Wir müssen darauf aufpassen,

dass nicht nachhaltig Personal am Standort

verloren geht«, so Detlef. Klar ist aber:

Nur mit einer starken Belegschaft kann die

Interessenvertretung von STILL ihre Interessen

wirksam gegenüber dem Arbeitgeber

durchsetzen.

PHILIPS

KAMPF UM

DEN TRADITIONS-

STANDORT

Alternativen gegen den geplanten

Stellenabbau

»Was wird aus uns?« stand auf den Schildern.

Mit einer Protestaktion rund um das

Gelände in der Röntgenstraße reagierten

die Beschäftigten von Philips Medical Systems

auf die Pläne des Arbeitgebers, 218

Stellen ins Ausland zu verlagern. »Das war

ein Schock«, sagt Frank Schwarz, Betriebsrat

am Standort in Hamburg. 350 Beschäftigte

zeigten dem Arbeitgeber

die rote Karte.

Der Kampf um die Arbeitsplätze

war eingeläutet.

Abwehrmaßnahmen sind

die Vertrauensleute und

Betriebsräte gewohnt. Seit

2012 gibt es laufend Personalabbau.

»Aber so eine

Maßnahme haben wir bisher

noch nicht erlebt«, sagt

Manfred Sümnich, Betriebsrat

von Philips. Gemeinsam

mit einer Unternehmensberatung

und einem Rechtsanwalt entwickelte

die Interessenvertretung ein alternatives

Konzept zum Stellenabbau. »Philips

will mit aller Macht die Produktion auslagern«,

sagt Frank. Das Gegenkonzept

beweise: »Die Ausgaben für Outsourcing

rechnen sich aber nicht.«

Der Arbeitgeber lehnte das Angebot trotzdem

ab. Die sozialen Nachteile für die

Beschäftigten konnten durch einen Interessensausgleich

und Sozialplan sowie durch

die Gründung einer Transfergesellschaft für

neun Monate reduziert werden. Betriebsbedingte

Kündigungen gab es bisher keine.

Nach der Maßnahme bleiben noch rund

1100 Beschäftigte am Standort über. Aber

weitere Maßnahmen stehen vor der Tür,

und die Kampfbereitschaft wächst.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 41


thyssenkrupp

Fahrtreppen | Bei

thyssenkrupp Fahrtreppen

drohte ein

massiver Abbau von

Arbeitsplätzen. Betriebsräte

entwickelten einen

alternativen Plan gegen

die Umstrukturierung

des Standortes – erfolgreich!

»Am Team der IG Metall kommt keiner vorbei«:

Yusuf Tüfekci, Betriebsratsvorsitzender

(Mitte hinten), im Kreis seiner Vertrauensleute

und Betriebsräte.

Maschinenbau

UNSER TEAM IST

DER STAR«

42 Wir #FAIRWANDELN die Region


Erste große Zeichen

der Verunsicherung gab es

bereits 2017. Der Konzern thyssenkrupp

wollte weniger Anlagen herstellen

und Arbeitsplätze abbauen. »Wir seien

zu teuer, sagte man uns«, berichtet Yusuf

Tüfekci, Betriebsratsvorsitzender von thyssenkrupp

Fahrtreppen in Hamburg.

Die geplanten Maßnahmen: Auslagerung

verschiedener Bereiche und weniger Ausbildungsplätze.

Der Personalabbau sollte

zunächst 70 Beschäftigte umfassen, später

sogar rund 200. »Das konnten wir nicht

auf uns sitzen lassen«, sagt Yusuf.

»DAS WAR DIE MACHTFRAGE«

Das Hamburger Fahrtreppenwerk von

thyssenkrupp ist das letzte Werk seiner Art

in Deutschland. Es ist durch die Arbeit der

Kolleg*innen hochprofitabel.

Noch mehr brachte die Belegschaft deshalb

das Gerücht auf die Palme, dass

das Werk geschlossen werden sollte. Die

Beschäftigten sahen nicht ein, für die Fehler

des Konzern-Managements herhalten

zu müssen. thyssenkrupp befindet sich

in einer kritischen wirtschaftlichen Situation

und versucht sich durch Verkäufe

zukunftsfest zu machen.

Gegen die Pläne der Konzernspitze machte

die Belegschaft schon Anfang 2018 mobil.

Etwa die Hälfte der 450 Beschäftigten ging

in den Warnstreik. Auf einer Informationsveranstaltung

im Mai berichtete die

Geschäftsführung der Belegschaft von den

Plänen, Arbeitsplätze abzubauen.

»Das war die Machtfrage«, erzählt André

Schmidt, stellvertretender Leiter des Vertrauenskörpers.

Und die Antwort kam

prompt: Alle Beschäftigten gingen protestierend

vor das Werkstor.

»

Seit

KREATIVITÄT ALS WAFFE

Auf mehreren Ebenen starteten die

Betriebsräte zusammen mit den Vertrauensleuten

die Mobilisierung für den Erhalt von

Standort und Arbeitsplätzen.

Mit selbstgemachten

Motto-Shirts oder

über die gute Vernetzung

im Konzern wurde Einfluss

ausgeübt. In Hamburg-Billbrook

setzten die

Betriebsräte auf Transparenz:

Seit 2018 finden

jeden Donnerstag »Townhall-Meetings«

– öffentliche Sitzungen – des Betriebsrates

statt. »Wir berichten über den aktuellen

Stand. Das gab es vorher nicht«, sagt

Ingolf Günther, ehemaliger stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender. Auch dadurch traten

immer mehr Kolleg*innen der IG Metall

bei. »Das Team ist der Star«, so Ingolf.

Als Alternative zum Personalabbau entwickelten

die Betriebsräte das Konzept

»Premium für die Welt«. Zusammen mit

dem thyssenkrupp-Vorstand einigten

sie sich auf Maßnahmen zur Stabilisierung

des Standortes. Der Abbau

von 40 Arbeitsplätzen vor Ort musste

geschluckt werden. Durch Aufhebungsverträge

oder altersbedingtes Ausscheiden

gelang es aber, die Maßnahmen sozialverträglich

zu gestalten.

Aber die Situation bei thyssenkrupp bleibt

weiterhin kritisch. Der Vorstand verhandelt

über den Verkauf der Aufzugs- und Fahrtreppensparte.

Mit mehr als 350 Beschäftigten

– fast der kompletten Belegschaft aus

Hamburg – und Kolleg*innen aus anderen

Standorten ging es deshalb im Dezember

2019 vor die Konzernzentrale in Essen. »Da

haben wir mal ordentlich Rabatz gemacht«,

freut sich Yusuf, der

2018 finden jeden

Donnerstag >Townhall-

Meetings< – öffentliche

Sitzungen – des

Betriebsrates statt.«

immer noch beeindruckt

ist von den

Bildern, die in Essen

entstanden sind:

roter Pyro-Nebel vor

der Hochglanzfassade

des Hauptquartiers.

Der Protest war erfolgreich. In Verhandlungen

setzten IG Metall und Betriebsrat

durch, dass Tarifbindung und Mitbestimmungsstrukturen

bei einem Verkauf der

Sparte fortgeführt werden und standortsichernde

Zukunftsinvestitionen vereinbart

werden müssen. »Wir sind durch die Konflikte

stärker und selbstbewusster geworden.

Am Team der IG Metall im Betrieb kommt

niemand vorbei«, fasst Doris Goldbach,

stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, die

Stimmung vor Ort zusammen.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 43


Tarifbewegungen |

Gewerkschaftliches

Engagement im Betrieb

hat immer ein Ziel:

Sicherheit für die

Beschäftigten durch

Tarifverträge. Doch die

Tarifbindung ist nie ein

Selbstläufer, sondern

muss immer wieder neu

durchgesetzt werden.

Darauf hat die IG Metall

Region Hamburg in den

letzten vier Jahren einen

ihrer Schwerpunkte

gelegt: vor Ort

Betriebsräte mit aller

Kraft zu unterstützen,

die für ihre Kolleg*innen

Tarifverträge

durchsetzen wollen.

Tarifbindung

WIR LASSEN UNS

NICHT MEHR

ÜBERRUMPELN!

Universelle | Ein langer Weg, den die Kolleg*innen

bei Universelle in Schwarzenbek gegangen sind: Von der

Ankündigung, Personal zu entlassen, bis hin zum

Flächen tarifvertrag – von wenigen IG Metall-Mitgliedern

bis hin zu über 70 Prozent Organisationsgrad. Ein Weg,

der sich gelohnt hat!

44 Wir #FAIRWANDELN die Region


»Wir haben Mobilisierung gelernt«.

Carsten Schmela, Betriebsrat (rechts),

zusammen mit seinen

IG Metall-Kolleg*innen.

»Angefangen hat alles 2015. Auf

einer Mitarbeiter*innen-Versammlung

hat der Arbeitgeber verkündet,

60 Beschäftigte rauszuschmeißen.

Der Personalabbau sollte stattfinden,

weil die Produktion nach

Ungarn und Malaysia verlagert

werden sollte, um die Gewinne

noch weiter zu steigern«. Carsten

Schmela, Betriebsrat und

SBV-Vorsitzender, ist heute noch

wütend, wenn er an den Auftritt

des Arbeitgebers vor vier Jahren

denkt. »Das war das erste Mal in

der Geschichte von Universelle,

dass auch bei uns Arbeitsplätze

abgebaut werden

sollten.«

Schnell war klar, dass

der Betriebsrat das so

nicht mitmachen würde.

»Wir haben das gesamte

Betriebsverfassungsgesetz

durchgeackert. Und sind

dann in Verhandlungen gegangen.

Schlussendlich konnten

wir den Sozialplan so gestalten,

dass nur acht Mitarbeiter*innen

ihren Arbeitsplatz verloren

haben. Und wir haben entschieden:

Wir lassen uns nicht mehr

auf dem kalten Fuß erwischen«,

erzählt Carsten.

Nach 2015 ging es auf einmal mit

Arbeit, Aufträgen und Neueinstellungen

nach oben. Das Ziel für den

Betriebsrat war dann klar: »Wir

haben ab 2015 angefangen, massiv

Mitglieder für die IG Metall

zu werben. Weil wir damals

schon wussten, dass der nächste

Angriff des Arbeitgebers vor der

Tür steht. Und dafür brauchen

wir eine starke Gewerkschaft«,

sagt Carsten.

»

Wir

Den Organisationsgrad auf weit

über 50 Prozent zu bekommen,

war aber alles andere als einfach.

»Wir waren damals nicht

einmal im Betriebsrat alles IG

Metaller*innen. Das zu ändern,

war der erste Schritt«, erinnert er

sich. Es ging vor allem in Einzelgesprächen

weiter, in denen die

Kolleg*innen überzeugt wurden,

dass nur mit einer starken

IG Metall die Arbeitsplätze bei

Universelle langfristig gesichert

werden können.

wussten, dass der

nächste Angriff des Arbeitgebers

vor der Tür steht.

Und dafür brauchen wir eine

starke Gewerkschaft.«

»Wir hatten dann das Glück,

dass wir über 40 Neueinstellungen

machten und viele befristete

Kolleg*innen entfristet

wurden. Hier haben wir unsere

Chance genutzt und konnten

sie schon beim Kennenlerngespräch

davon überzeugen, in die

IG Metall einzutreten«, erzählt

Carsten.

Danach wurde ein Betriebsplan

erstellt, der zeigte, wo im Betrieb

schon IG Metaller*innen sitzen und

wo noch nicht. Anhand des Plans

wurde dann gezielt vorgegangen.

Carsten berichtet weiter:

»Bei 40 Prozent Metaller*innen

im Betrieb brauchten wir eine

weitere Strategie. Wir hatten

bis dahin noch einen Haustarifvertrag

und wollten in den Flächentarifvertrag.

Mit der Wahlmöglichkeit

für freie Tage im

Flächentarifvertrag konnten wir

ganz konkret für diesen werben.

Und unser Arbeitgeber hat dann

auf einer Betriebsversammlung

verkündet, dass wir das nicht

bekommen werden. Das sorgte

für Empörung. Wir haben im

Anschluss vor dem Tor ein Flugblatt

verteilt, in dem genau angegeben

war, was der Mitgliedsbeitrag

kostet und was man dafür

gewinnt, wenn man eintritt.

Danach standen 21 Kolleg*innen

in einer Schlange vorm

Betriebsratsbüro und haben eine

Beitrittserklärung ausgefüllt.«

Mit über 50 Prozent waren die

Beschäftigten bei Universelle

jetzt streikfähig – für den Flächentarifvertrag.

Mit Unterstützung

der IG Metall

wurden konkrete Arbeitskampfideen

ausgearbeitet.

Es roch nach Streik in

Schwarzenbek.

Die neue Situation hat den

Arbeitgeber schnell überzeugt,

und er knickte ein: Seit dem

1. Januar 2019 gilt nun der Flächentarifvertrag

der Metall- und Elektroindustrie

auch bei Universelle

– und die Möglichkeiten des

Tarifvertrages, wie Wandeln der

Tariferhöhung in freie Zeit, werden

von den Kolleg*innen auch

genutzt. Inzwischen sind fast 70

Prozent der Belegschaft in der

IG Metall organisiert.

Carsten weiß es: »Das brauchen

wir auch. Denn es steht

wieder eine Restrukturierung

vor der Tür. Und dieses Mal lassen

wir uns davon nicht wieder

überrumpeln, sondern können

mit einer starken Belegschaft

im Rücken in Verhandlungen

treten.« Und mit einer starken

IG Metall im Rücken hat

der Betriebsrat jetzt eine ganz

andere Verhandlungsmacht –

für eine Zukunft bei Universelle

in Schwarzenbek.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 45


AUTOHAUS BRINKMANN GEESTHACHT

TARIFBINDUNG: WIR

WOLLTEN MITREDEN

»Wir haben ordentlich die Werbetrommel gerührt«, bringt Dieter Czipull,

Betriebsratsvorsitzender beim Mercedes-Autohaus Brinkmann in Geesthacht, die

Mitgliederentwicklung auf über 50 Prozent auf den Punkt. Auf Betriebsrundgängen,

die zusammen mit der IG Metall Region Hamburg gemacht wurden, kamen

Dieter und die anderen Betriebsrät*innen wieder stärker mit den Beschäftigten

ins Gespräch. »Wir haben deutlich gemacht, dass wir sie brauchen, um erfolgreich

etwas durchzusetzen«, ergänzt Benjamin Weber, Betriebsrat bei Brinkmann

und Mitglied der betrieblichen Tarifkommission. Das Ziel: den Organisationsgrad

steigern und damit offensiv und gut gerüstet in Tarifverhandlungen zu gehen.

»Wir verhandeln nur, wenn wir die Mehrheit unserer

Beschäftigten hinter uns haben«, sagt Dieter.

Zuvor sah die Situation ganz anders aus. Bis 2013

gab es im Anschluss an die bundesweiten Kfz-Tarifrunden

immer Extra-Verhandlungen um das Entgelt

bei Brinkmann. Dann auf einmal führte die

Geschäftsführung Lohnerhöhungen nur noch einseitig

durch: Statt die tariflichen Erfolge aus der

Fläche weiterzugeben, hat der Arbeitgeber Entgelt

in Rabatte und Sachleistungen für die Beschäftigten

umgewandelt. Rund fünf Jahre ging das

so. Danach machte der Arbeitgeber wieder das

Angebot, Lohn und Gehalt zu erhöhen, aber die

IG Metall wollte er dabei nicht am Tisch haben.

Nicht nur in der Halle läufts jetzt besser:

Matthias Schubert, Betriebsratsvorsitzender

(rechts), und Rolf Simon, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender.

Tarifbindung

MEHR GELD

UND FREIE TAGE

»Wir als Mitglieder der IG Metall wollten aber mitreden«,

macht Benjamin klar. Mit einer gezielten

Ansprache stieg der Anteil der IG Metall-Mitglieder

im Betrieb von 20 auf über 50 Prozent. Ein toller

Erfolg! Mit Unterstützung der IG Metall ging es nun

in die Tarifverhandlungen. Der Einsatz der Metaller*innen

endete erfolgreich: Seit Januar 2019 par-

Dieter Czipull, Betriebsratsvorsitzender,

zusammen mit Betriebsrat Benjamin Weber.

tizipieren die Beschäftigten des Autohauses wieder

von den Tarifabschlüssen im Kfz-Handwerk. Nach

jeder abgeschlossenen Kfz-Tarifrunde werden die

Entgelte für die Mitarbeiter*innen mit dem Arbeitgeber verhandelt, um so nach

und nach wieder an die Fläche angepasst zu werden.

Die Tarifbewegung bei Brinkmann war kein Selbstläufer. »Wir müssen immer wieder

klarmachen, welche Vorteile unseren Kolleg*innen die Mitgliedschaft in der

IG Metall bringt«, sagt Dieter. Im Rahmen von Begrüßungsrunden etwa warben

die Betriebsräte konkret Auszubildende für die Gewerkschaft. Damit stärkten die

Betriebsräte auch ihre Position im Betrieb. »Wir sagen den Beschäftigten immer:

Wenn es Probleme gibt, kommt zu uns«, ergänzt Benjamin. »Inzwischen wird oft

an unsere Tür geklopft.«

Warum gibt es bei uns keinen Tarifvertrag,

wie bei den Kolleg*innen an anderen

Standorten des Konzerns? Diese

Frage stellten sich viele Beschäftigte

bei Wärtsilä in Hamburg und Geesthacht.

»Bei uns zahlte der Arbeitgeber

nach individuellen Kriterien«, erzählt

Matthias Schubert, Betriebsratsvorsitzender

am Standort. Das sorgte für

Unmut unter den Beschäftigten »Wir

wollten auch einen Tarifvertrag«, sagt

Matthias.

Mit auf dem Zettel für die Verhandlungen

stand auch der Wunsch der

Beschäftigten nach Einführung des

Entgeltrahmen-Abkommens (ERA).

46 Wir #FAIRWANDELN die Region


Wärtsilä | Die Beschäftigten von Wärtsilä Deutschland

in Geesthacht und Wilhelmsburg sind nicht mehr auf das

Wohlwollen des Arbeitgebers angewiesen: Ab sofort gilt

ein Paket an Tarifverträgen im Betrieb, das alle Arbeitsbedingungen

absichert.

»

Wir

Das hatte eine Befragung der Mitarbeiter*innen

ergeben. Nach einem langen

haben jetzt alle Arbeitsbedingungen

im Betrieb tariflich

abgesichert. Aber das Wichtigste

ist, dass wir für Entgeltsteigerungen

nicht mehr auf

das Wohlwollen des Arbeitsgebers

angewiesen sind.«

Verhandlungsprozess erzielten IG Metall

und Betriebsrat mit dem Arbeitgeber

im Juni 2019 ein Ergebnis: Das aus fünf

Tarifverträgen bestehende Vertragssystem

für die rund 230 Beschäftigten regelt

neben der Arbeitszeit auch Entgelt, Weihnachts-

und Urlaubsgeld und die Möglichkeit,

einen Teil der Sonderzahlung

in zusätzliche freie Tage zu wandeln. Die

Atmosphäre in den Verhandlungen war

dabei stets kooperativ. »Wir können viele

Dinge offen mit dem Arbeitgeber besprechen«,

sagt Matthias.

Das Besondere: Die tariflichen Freistellungstage

können alle Beschäftigten

beantragen – unabhängig davon, ob

sie in Schicht arbeiten, Kinder erziehen

oder Angehörige pflegen. Durch die Einführung

des Tarifvertrages erhalten zwei

Drittel aller Beschäftigten mehr Geld als

zuvor. Die Differenz zwischen ihrem bisherigen

Entgelt und dem Tarifentgelt

wird schrittweise abgebaut. Andere, die

bereits eine gute Bezahlung ausgehandelt

hatten, bekommen Bestandsschutz.

Der lange Verhandlungsprozess hat sich

gelohnt, sagt Matthias. »Wir haben jetzt

alle Arbeitsbedingungen im Betrieb tariflich

abgesichert. Aber das Wichtigste ist,

dass wir für Entgeltsteigerungen nicht

mehr auf das Wohlwollen des Arbeitsgebers

angewiesen sind, sondern es zusammen

mit der IG Metall selbst in der Hand

haben.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 47


BR-Akademie und Bildungsbüro

VERBINDUNG

SCHAFFEN

Bildung | Die neue Bildungsstruktur im Bezirk

macht es möglich: Die ehrenamtlichen Referent*innen

können die Bildungsarbeit stärker

mitgestalten. Diese aktiven Beteiligungsprozesse

machen deutlich, welchen Stellenwert Bildung

für die IG Metall in der Region Hamburg hat.

Der Bezirk Küste hat die Bildung näher an sich

herangeholt. An die Stelle der Zusammenarbeit

mit den Bildungswerken von »Arbeit

und Leben« ist eine neue Struktur getreten:

Die Betreuung aller Bildungsurlaubsseminare

und Bildungsveranstaltungen

der Geschäftsstellen übernimmt künftig

das 2019 neu gegründete »Bildungsbüro

Küste«. Die Vermittlung von Angeboten

nach § 37.6 BetrVG für die Interessenvertretungen

übernimmt die ebenfalls neu

gegründete »Betriebsratsakademie Küste«.

»Die Gestaltung der Bildung liegt jetzt komplett

in unserer Hand«, sagt Birgit Kaulitz. Die

ehrenamtliche Bildungsreferentin und Leitungsmitglied

des Bildungsausschusses der

IG Metall Region Hamburg begrüßt die

neue Struktur. Zwar müsse sich das neue

Konzept erst mit den neuen Seminaren im

Bildungsprogramm 2020 beweisen, aber

der mögliche Zugewinn an Kontrolle und

48 Wir #FAIRWANDELN die Region


BETRIEBSRÄT*INNEN-

INFOTAGUNGEN

HILFE FÜR

DIE TÄGLICHE

ARBEIT

Aktuell und abwechslungsreich:

unsere monatlichen Veranstaltungen

für Betriebsräte.

»

Das

Qualität überzeugt. »Mit der neuen Struktur

können wir unsere Anforderungen an

Seminare direkt umsetzen.«

Das betrifft zum Beispiel die Entwicklung

von Bildungskonzepten und auch die

Gestaltung der Seminare. »Es ist wunderbar,

dass wir in den Seminarhäusern mit

der IG Metall sichtbarer werden – es sind

jetzt mehr unsere Seminare«, sagt Birgit.

Aufsteller vor den Seminarräumen wie

auch auf den Seminartischen selbst zeigen

das neue Gesicht des Bildungsbüros und

der Betriebsratsakademie. Das neue Logo

– ein Seil mit Knoten – macht deutlich: Bildung

verbindet.

Motto ›Wir bilden Zukunft‹

zeigt, wohin die Reise geht:

bildungsportal-kueste.de «

Neu ist auch ein Handbuch für Referent*innen.

Es setzt Standards für die Bildungsarbeit,

bietet Orientierung, gibt Hilfestellungen

und erleichtert so die Zusammenarbeit.

Birgit gefällt auch der Austausch von Präsentationen,

Fotoprotokollen und anderen

Dokumenten zwischen Referent*innen

und Teilnehmer*innen der Seminare

über eine eigene Cloud. »Vorher war der

Austausch von Fotoprotokollen oder Seminarunterlagen

kompliziert. Der Austausch

per Mail oder über USB-Sticks sorgte oft

für viel Zusatzarbeit«, erzählt Birgit weiter.

AKADEMIE SPEZIAL

Zur neuen Struktur gehören auch Gremienseminare

oder individuelle Angebote,

die die Betriebsratsakademie vermittelt.

Außerdem berät sie bei der Bildungsplanung,

organisiert bei Bedarf auch

Wochenendseminare und mehrtägige

Veranstaltungen vor Ort, immer unter

dem gemeinsamen Motto: »Wir bilden

Zukunft«. Birgit sieht die Bildungsarbeit in

der Region Hamburg gut aufgestellt: »Aber

alles, was wir erarbeitet haben, müssen wir

jetzt in der Realität umsetzen«.

»Der Austausch mit anderen Betriebsrät*innen

und zu fachlichen Themen ist mir

wichtig«, sagt Rainer Schmidt, Betriebsrat

von Atos in Hamburg, und bringt seine

Motivation auf den Punkt. Zwischen

80 und 100 Teilnehmer*innen informieren

sich zusammen mit Rainer in den monatlichen

Betriebsrät*innen-Infotagungen im

»Bürgerhaus Wilhelmsburg«. Schon seit

vielen Jahren bietet

die Geschäftsstelle

die Termine

mit wechselnden

Schwerpunktthemen

an. Für die

Betriebsrät*innen

eine verlässliche

Halbtagesveranstaltung,

die auch

die Verbindung

zur Geschäftsstelle

stärkt.

Die Inhalte der Infotagungen sind vielfältig:

Aktuelle Fachthemen, Datenschutz oder

Transformation finden sich genauso wie

tarifpolitische Themen oder Aktuelles aus

der Rechtsprechung. Das Format der Veranstaltung

hat sich über die Jahre verändert

und weiterentwickelt; sie ist heute mehr

am Mitmachen orientiert und nutzt dabei

neue Möglichkeiten der Beteiligung. »Wir

haben über die Themen für die kommenden

Betriebsrät*innen-Infotagungen per

Smartphone abgestimmt«, erinnert sich Rainer

– die Digitalisierung hält auch bei den

Infotagungen Einzug. Entsprechend werden

die Inhalte der Veranstaltungen nicht mehr

per Mail, sondern per Cloud-Speicher ausgetauscht.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 49


Jugend | Die IG Metall Jugend zeigt klare Kante

gegen Rechtsextremismus und für Solidarität,

Menschenrechte und bessere Ausbildungsbedingungen.

Über ihre vielfältigen Themen setzt sie sich im

Ortsjugendausschuss auseinander. Eines ihrer

Anliegen: Jugendliche stärker für die

Gremienarbeit begeistern.

Jugend

#KLAREKANTE

Mit ihrem Statement »Nie wieder Faschismus«

setzt die IG Metall-Jugend ein Zeichen:

Einen Wasserstand. »Auf der Hälfte der

Strecke gibt es unsere ›Halbzeit-Oase‹.

Wir verteilen Getränke an die Läufer*innen«,

erzählt Eicke Hamann vom Ortsjugendausschuss

(OJA). Bereits zum 7. Mal

spendierte die IG Metall-Jugend tausenden

Teilnehmer*innen vom »Lauf gegen

rechts« um die Alster Getränke. Die politische

Botschaft der Veranstaltung, organisiert

von Hamburger Fußballverein FC

St. Pauli, unterstützen sie gern. »Cool, dass

ihr wieder da seid«, danken es die Läufer*innen

Eicke und seinen Kolleg*innen

am Stand.

50 Wir #FAIRWANDELN die Region


Gesellschaftspolitisch aktiv zu sein, ist für die

IG Metall-Jugend Teil ihres Selbstverständnisses.

Mit vielen Aktionen bekennen sie

in der Öffentlichkeit Farbe für ihre Themen.

Immer ganz oben auf der Agenda:

Bildung. Sie gingen 2017 zusammen mit

dem DGB und anderen Partnern aus dem

Bündnis »Jugend gegen G20« im Rahmen

des G20-Treffens auf die Straße. »Wir

besetzen die politischen

Themen, auf

die wir Lust haben

und die in Bezug zu

unserem jugendlichen

Alltag stehen«,

sagt Eicke.

»

Es

Zentraler Austauschort

ist der OJA. Dort

kommen die betrieblichen

Kolleg*innen aus den Jugend- und

Auszubildendenvertretungen (JAV) und

alle anderen Aktiven zusammen. Zuletzt

sorgte die Frage nach dem Verhältnis von

Beschäftigung und Klimawandel unter

den Jugendlichen für eine kontroverse

Debatte. Auch mit der Verkürzung der

Arbeitszeit und Modellen, dies umzusetzen,

beschäftigte sich der OJA. Politisch

prägte auch die Diskussion um Lohngerechtigkeit

zwischen Ost und West die

Diskussion oder der freie Tag vor Prüfungen,

den die Metaller*innen an der

Küste in der Tarifrunde 2018 in der

Metall- und Elektroindustrie erkämpften.

Aber auch die JAV-Wahlen, die im

Oktober und November 2016 und 2018

stattfanden, spielten eine Rolle.

sie sich besser kennen. Das bringt die Auszubildenden

zusammen. Und außerdem

haben wir als JAV die Möglichkeit, uns

und unsere wichtige Arbeit vorzustellen.«

Durch die Begrüßungsrunden wird das Interesse

für die Arbeit der JAV geweckt. Und so

finden sich immer wieder Auszubildende

und dual Studierende, die bei den JAV-

Wahlen kandidieren.

Da in vielen Betrieben

ist teilweise schwieriger

geworden, Aktive

für die JAV zu gewinnen

und dann im Gremium

zu halten, aber

wir bleiben dran!«

die Ausbildung runtergefahren

bzw. ganz eingestellt

wurde, ist auch

die Zahl der JAV-Gremien

wie die Anzahl der

JAV-Mitglieder in der

Region Hamburg leicht

zurückgegangen. »Es

ist teilweise schwieriger

geworden, Aktive für die JAV zu gewinnen

und dann im Gremium zu halten«,

sagt Eicke. »Aber wir bleiben dran!«, fügt

er hinzu.

NACHHALTIG BEGEISTERN

Auch alle Betriebsräte sowie die JAV stellen

sich vor. Das gibt den Interessenvertretungen

die Möglichkeit, sich persönlich

und die Arbeit des Betriebsrates, des Vertrauenskörpers

und der JAV vorzustellen.

»Man erfährt in der Schule

wenig über die

IG Metall«, sagt Fanny Weisser, Mitglied

der Jugend- und Auszubildendenvertretung

bei Airbus in Hamburg und Mitglied

im OJA. Bei Airbus gibt es einen gesonderten

Tag zur Vorstellung der JAV, zu

dem auch der Vertrauenskörper und der

Betriebsrat eingeladen werden.

Die IG Metall hat ebenfalls ihren festen

Part bei den Begrüßungsrunden. Rund

35 Betriebe besuchen die Jugendsekretär*innen

der Geschäftsstelle zum Beginn

der Ausbildung und stellen die Gewerkschaftsarbeit

vor. Um die Auszubildenden

während ihrer Ausbildung noch besser

zu begleiten, hat die Geschäftsstelle

2016, 2017 und 2018 zusammen mit Aktiven

aus Unternehmen und Betrieben die

»Komm an Bord«-Konferenzen veranstaltet.

»Die Konferenzen helfen Funktionär*innen,

sich stärker mit dem Thema

zu beschäftigten«, sagt Alina Jank, Mitglied

im OJA und Vertrauensfrau bei Siemens

in Hamburg. Auch die Zweitansprache

war ein Thema auf den Konferenzen.

Die Gewerkschafter*innen entwickelten

eigene Ideen, wie junge Beschäftigte am

Ende ihrer Ausbildung gewonnen werden

können oder sich als Mitglied in der IG

Metall halten lassen.

HERZLICH WILLKOMMEN

IN DER IG METALL

Wichtig sind in diesem Zusammenhang

die jährlichen Begrüßungsrunden

in den Betrieben. Dort können die

neuen Auszubildenden und dual Studierenden

erste Kontakte zur IG Metall

und den Interessenvertretungen knüpfen.

»Mit einem Sommerfest begrüßen

wir die neuen Auszubildenden«, erzählt

Julia Knuth, JAV-Vorsitzende bei Volkswagen

Automobile Hamburg: »So lernen

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 51


Studierende

GLEICHE RECHTE.

JETZT!

Dual Studierende | Durch den Wandel der Ausbildung

wird die Ansprache von dual Studierenden für die

IG Metall immer wichtiger. Die Kontaktaufnahme lohnt

sich – sowohl für die dual Studierenden als auch für die

Interessenvertretungen – und sie ermöglicht eine

bessere Durchsetzung tariflicher Regelungen.

Der erste Kontakt zählt. Zumindest manchmal.

Wie bei Johanna Weinstock. Als die

Vertrauensfrau bei thyssenkrupp Marine

Systems in Hamburg ein duales Studium

anfing, warb der Betriebsrat im Rahmen

einer Vorstellungsrunde zu Beginn

der Ausbildung für die IG Metall. Aus

der ersten Bekanntschaft wurde mehr.

Johanna zog es nicht nur zur IG Metall,

sondern auch in die Jugend- und Auszubildendenvertretung

(JAV). »Ich habe sehr

viel gelernt, viele Kontakte geknüpft und

eigene Erfahrungen gesammelt«, sagt sie.

Johanna ist ein gutes Beispiel dafür, welche Vorteile

es bringt, wenn die IG Metall zusammen

mit den Interessenvertretungen den Kontakt

zu dual Studierenden knüpft. Beschäftigte wie

Johanna können für die IG Metall begeistert

werden und als JAVi ihr Wissen an ihre

Kolleg*innen weitergeben. Sie machen sich

stark für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen

für dual Studierende und stärken

damit auch die IG Metall im Betrieb.

MEHR DUAL STUDIERENDE

Die IG Metall Region Hamburg geht seit

2014 neue Wege der Ansprache und heißt

STUDIERENDENGRUPPE

BRÜCKEN SCHLAGEN

Aktive machen sich für die IG Metall stark – mit einem eigenen Netzwerk und in den Gremien der Geschäftsstelle.

Der dritte Mittwoch im Monat ist im Kalender

fett markiert. Dann trifft sich der Arbeitskreis

Studierende in der Hamburger Geschäftsstelle.

Bei den Treffen werden Gedanken über die Studien-

und Arbeitsbedingungen ausgetauscht und

Diskussionen über die Entwicklung neuer Technologien

geführt oder Tipps zum Schreiben von

Bewerbungen gegeben. Wichtig sind auch politische

Themen. Die Studierendengruppe engagiert

sich für Vielfalt und Antifaschismus. Ihre Themen

entwickeln sie unter anderem auf einer Klausur

– zusammen mit dem Ortsjugendausschuss der

52 Wir #FAIRWANDELN die Region


im Rahmen von Begrüßungstagen nicht nur

die Auszubildenden, sondern auch die dual

Studierenden willkommen. Die Neuen können

Fragen zur Gewerkschaft und zur Arbeit

der Interessenvertretungen im Betrieb stellen.

Mit dem Arbeitskreis Studierende,

einem Teil des Ortsjugendausschusses der IG

Metall Region Hamburg, bietet die Gewerkschaft

zudem einen Ort, an dem man sich

kennenlernen und austauschen kann. Das ist

wichtig: Mit dem Wandel der Beschäftigtenstruktur

nimmt die Zahl der dual Studierenden

kontinuierlich zu, während gleichzeitig

die Anzahl der Auszubildenden sinkt.

»Wir waren 15 dual Studierende und nur

zwei Azubis«, berichtet Johanna aus ihrem

Betrieb. »Anders als in anderen Betrieben

hatten wir das Glück, dass wir rechtlich den

Auszubildenden gleichgesetzt sind – durch

einen eigenen Tarifvertrag.« Aber abgesehen

von tkMS, Airbus, Dräger und einigen

anderen Unternehmen bundesweit sind die

Arbeits- und Lebensbedingungen und der

rechtliche Status dual Studierender oftmals

ungeklärt.

TARIFBEWEGUNG STARTEN

Von vielen Unternehmen werden die

dual Studierenden mit Praktikant*innen,

Werksstudierenden, studierenden Ferienbeschäftigten

oder Beschäftigten, die

ihre Abschlussarbeit im Betrieb schreiben,

zusammengefasst. Dual Studierende

im eigentlichen Sinne sind aber Arbeitnehmer*innen,

die einen Teil ihres Studiums an

einer Hochschule und den anderen Teil im

Betrieb absolvieren. Hier müssten sie dann

rechtlich den Azubis gleichgestellt werden.

Zukünftig wird es darauf ankommen, dual Studierende

noch stärker zu organisieren und so

ihre Situation rechtlich zu stärken – z.B. mit

einem Tarifvertrag. Dass es mit der IG Metall

und Tarifbindung besser geht, weiß Johanna.

Sie hat sich nach ihrem dualen Studium für

eine unbefristete Übernahme stark gemacht.

Sie hat ein wenig warten müssen. Mit einem

Wechsel des Geschäftsführers bei tkMS

änderte sich einiges im Unternehmen. »Jetzt

werden Dualis unbefristet übernommen«,

freut sich Johanna auch für die anderen dual

Studierenden im Unternehmen.

FERIENJOBBER*INNEN

BEIM MERCEDES-BENZ

WERK HAMBURG

MEHR GELD UND

ZUSÄTZLICHES

URLAUBSGELD

Die IG Metall bietet Ferienjobber*innen

Vorteile. Viele nutzen

das Angebot und werden Mitglied.

Es ist eine Regelung, die allen etwas

bringt: Wenn im Sommer Schüler*innen

und Studierende einen Ferienjob

beim Mercedes-Benz-Werk in Hamburg

beginnen, sorgen sie dafür, dass in der

Urlaubszeit Personal-Engpässe aufgefangen

werden. Gleichzeitig

profitieren die Ferienbeschäftigten

von den tariflichen Leistungen

der IG Metall, wenn sie

Mitglied werden. »Wir stellen

uns als Betriebsrat bei der Vertragsunterzeichnung

vor. Dort

erklären wir die Vorteile einer

Mitgliedschaft«, sagt Sabine

Dings, Betriebsrätin und Vertrauensfrau.

Die Vorteile: mehr Urlaubstage, zusätzliches

Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung

im Krankheitsfall. »Mehr als 200 Ferienjobber*innen

treten jedes Jahr der IG

Metall Region Hamburg bei. Und es zeigt

sich, dass viele von ihnen nach der Zeit

bei Mercedes in der IG Metall bleiben«,

sagt Sabine. Perfekt, wenn die Ferienjobber*innen

auf einen Metallberuf hin

studieren. Mit einem Newsletter, der vom

Bezirk Küste aus betreut wird, spricht die

IG Metall die Ferienjobber*innen auch

nach ihrer Arbeit im Werk an.

Geschäftsstelle. Mit zwei Mandaten in der Delegiertenversammlung

und einem Mandat für den

Bezirksjugendausschuss sind sie eingebunden in

die Gremien der Geschäftsstelle und des Bezirks.

Mit vielen Aktionen an den Hochschulen schlagen

die Studierenden Brücken zu ihren Kommiliton*innen

und zeigen: Die IG Metall ist auch für

die Studierenden interessant.

Neu bei Mercedes-Benz in Hamburg ist,

dass der Betriebsrat auch Praktikant*innen

in den Fokus nimmt. Im Rahmen der

Sicherheitsschulung stellen die Betriebsräte

die IG Metall vor. »In diesem Rahmen

können wir darüber berichten, warum

unsere Arbeit wichtig ist«, sagt Sabine.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 53


MOIN – DOBRIJ DJEN

(ДОБРЫЙ ДЕНЬ)

ÜBER GRENZEN

HINWEG

20 Jahre Jugendaustausch

| Die

Kooperation mit den

russischen Gewerkschaften

feierte 2018

ihren 20. Geburtstag.

Besonders der

Jugendaustausch

prägt die Zusammenarbeit

und macht

deutlich, dass das

Verständnis für die

Interessen der

Beschäftigten keine

nationalen Grenzen

kennt.

54

Wir #FAIRWANDELN die Region


»Das war ein spannender und interessanter

Austausch«, erinnert sich Felix Hoppe, ehemaliger

Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung

von Vattenfall Europe Nuclear

Energy in Hamburg. Felix war Teil der

Jugenddelegation, die 2018 die russischen

Kolleg*innen in der Metall- und Schiffbaubranche

in St. Petersburg besuchte. Einblicke

in den Aufbau der russischen Gewerkschaften,

in das Kulturleben der Stadt und

Besuche der Betriebe der Region standen

auf dem Programm. »Das Gefühl des Miteinanders

wurde geschärft«, sagt Felix.

Der Jugendaustausch ist Teil einer langen Partnerschaft

mit den russischen Gewerkschaften

in St. Petersburg und in der Umgebung. Bereits

seit 22 Jahren besteht die Kooperation,

die das Verständnis für die Interessen der

Beschäftigten in den beiden Ländern fördert.

Basis ist der Austausch, der jedes Jahr

in Form eines Besuches und Rückbesuches

der Jugenddelegationen stattfindet. Die

jungen Gewerkschafter*innen aus Betrieben

der IG Metall Region Hamburg reisen

jeweils in der ersten Jahreshälfte nach

Russland. Der Rückbesuch der russischen

Delegation in der zweiten Jahreshälfte ist

in der Regel mit einer gemeinsamen Teilnahme

am bezirklichen Jugendcamp an

der Ostsee in Kiel-Falckenstein verbunden.

»

Nationale

Grenzen spielen

keine Rolle: Es gibt Unterschiede,

aber eben auch

viele Gemeinsamkeiten.

Das Gefühl des Miteinanders

wurde geschärft.«

2018 war ein besonderes Jahr – die Kooperation

feierte ihr 20-jähriges Jubiläum. Zur Feier

reiste im Mai auch Bernhard Janßen, ehemaliger

Erster Bevollmächtigter der IG

Metall Region Hamburg und Begründer

der Kooperation, mit nach St. Petersburg.

Bernhard war es, der mit dem Partnerschaftsvertrag

zwischen Arbeit und Leben,

dem Bund der Metallarbeiter*innen in St.

Petersburg und im Leningrader Gebiet

und der Friedrich-Ebert-Stiftung den Stein

ins Rollen brachte.

Auch Barbara Duden, Vizepräsidentin der Hamburger

Bürgerschaft, war Teil der Delegation,

denn Hamburg ist eine Partnerstadt von

St. Petersburg. Deshalb wurden die russischen

Kolleg*innen auf ihrem Rückbesuch

offiziell bei einem Senatsempfang im Hamburger

Rathaus begrüßt, und die Kooperation

wurde gefeiert.

Die länderübergreifende Zusammenarbeit

ist erfolgreich. Durch die Vermittlung von

Wissen über den Aufbau und die Aufgaben

der Gewerkschaften sowie über die Einkommens-

und Armutsentwicklung wird

das Verständnis für Gemeinsamkeiten und

auch für die andere Arbeits- und Lebenskultur

geprägt. »Nationale Grenzen spielen

keine Rolle«, bestätigt Onno Mellies

von STILL. Er war beim 21. Austausch als

junger Metaller dabei. »Klar, es gibt Unterschiede,

aber eben auch viele Gemeinsamkeiten.

Das stärkt den Zusammenhalt.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 55


Jubilarfeiern | Die

Geschäftsstelle hat die

Jubilarfeiern neu gestaltet:

Seit Ende 2017 finden sie

in Hamburg wieder im

Gewerkschaftshaus statt.

Jubilarfeiern

EHRUNGEN AN

HISTORISCHEM

ORT

Jubilarehrung November 2019.

Jubilarfeiern | Die

Geschäftsstelle hat die

Jubilarfeiern neu gestaltet:

Seit 2018 finden sie in

Hamburg wieder im

Gewerkschaftshaus statt.

Mit seinen Stuckdecken bildet der historische

Musiksaal im Gewerkschaftshaus den

passenden Rahmen für die Jubilarfeiern

der Geschäftsstelle. Bis 2018 ehrte die

IG Metall Region Hamburg Metaller*innen

für 40, 50, 60, 70 und mehr

Jahre Mitgliedschaft in externen

Räumlichkeiten. Ende 2017 beschloss

der Ortsvorstand, die Feiern in die

traditionelle Umgebung der Arbeiterbewegung

zurückzuholen. Die positiven

Rückmeldungen zeigen: Es war

die richtige Entscheidung.

Neu sind aber nicht nur die Räumlichkeiten.

Die Festakte finden jetzt zweimal

im Jahr, im Juni und November,

statt. Das Rahmenprogramm gestalten

eine Swing-Band und das Kabarett-Team

Alma Hoppe. Als Zeichen

der Wertschätzung erhalten die Jubilar*innen

einzelne Fotos, die direkt vor

Ort aufgenommen und ausgedruckt

werden. Des Weiteren werden Gruppenbilder

der Jubilar*innen gemacht,

die nach der Veranstaltung an die teilnehmenden

Jubilar*innen versandt

56 Wir #FAIRWANDELN die Region


ARBEITSKREIS ARGUS

KOMPASS

GUTE ARBEIT

Arbeits- und Gesundheitsschutz hat an Bedeutung

in den Betrieben zugenommen. Angetrieben

von der Digitalisierung unterliegt er einem ständigen

Wandel.

»Die staatliche Arbeitsaufsicht ist in den letzten Jahren

massiv heruntergefahren worden«, sagt Gabor Hill,

Mitglied im Arbeitskreis Arbeits-, Gesundheits- und

Umweltschutz. Für Gabor und seine drei Kolleg*innen der

Arbeitskreisleitung ist das ein Skandal: Der Gesetzgeber

kommt seiner Pflicht nicht nach, wodurch der Arbeitsschutz

in den Betrieben leidet.

Die Arbeitsschutzaufsicht ist ein Beispiel

für die Arbeit des Arbeitskreises.

»Unser Anspruch ist es, den

Betriebsrät*innen, Beschäftigten

und auch anderen Kolleg*innen, die

am Arbeitsschutz interessiert sind,

aktuelle Themen zu vermitteln«,

sagt Gabor, der auch Vorstandsmitglied in der Selbstverwaltung

einer Berufsgenossenschaft ist. Beim Arbeitsund

Gesundheitsschutz hat der Betriebsrat umfassende

Mitbestimmungsrechte. Zur Aufklärung der Kolleg*innen

organisiert der Arbeitskreis im Jahr zehn Veranstaltungen

mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

werden. Alle Metaller*innen mit

70 Jahren Mitgliedschaft und mehr

werden namentlich in

der Begrüßungsrede

erwähnt und geehrt.

»

Wir

Mit einer weiteren

Jubilarfeier zeichnet

die IG Metall Region

Hamburg ihre treuen

Mitglieder in Stade aus. Die Veranstaltung

im altehrwürdigen Stader

Rathaus wird von Ehrenamtlichen

organisiert und moderiert. Für

ihr Mitwirken an den

gewerkschaftlichen Zielen

wird den Jubilar*innen

viel Wertschätzung

entgegengebracht:

Mit der Nennung des

Namens jedes ausgezeichneten

Mitglieds

sagt die IG Metall Region Hamburg

»Danke schön«.

sagen:

Danke

schön!.«

STRESS LASS NACH

»Inzwischen wird dem Gesundheitsschutz mehr Bedeutung

beigemessen«, sagt Rüdiger Granz, ehemaliges

Miglied der Arbeitskreisleitung. Auch bei jüngeren Kolleg*innen

spielen Arbeitsbedingungen eine größere

Rolle. Beispiel TV T-ZUG: Mit der Möglichkeit, Zeit gegen

Geld einzutauschen und der Option einer befristeten

Reduzierung der Arbeitszeit ergeben sich neue Angebote

für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben.

NEUE ANFORDERUNGEN

»Wir wollen über den Tellerrand schauen«, sagt Gabor:

Mit Umweltthemen – etwa Insektensterben, Lärm,

Verkehr und Bahn – erreichen die Arbeitsschützer*innen

andere Zielgruppen und können so ihr Netzwerk

vergrößern. Einmal im Jahr veranstaltet der Arbeitskreis

ein Wochenendseminar in Bad Segeberg. »Dort

können wir intensiver in unsere Themen einsteigen«,

erklärt Gabor.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 57


Mit lila Westen

WIR MACHEN UNSERE

POSITIONEN SICHTBAR

Arbeitskreis Frauen | Im Betrieb,

in der Gewerkschaft, aber auch in der

Gesellschaft: Der Frauen-Arbeitskreis

macht sich stark für Chancengleichheit

und Gerechtigkeit.

Die Zukunft der Arbeit muss

gerecht gestaltet werden. Dies

ist ein wichtiger Anknüpfungspunkt

für den Arbeitskreis

Frauen der Region Hamburg.

Sie gehen aktiv gegen

Benachteiligung und

Ungerechtigkeiten vor,

zum Beispiel in der

Diskussion um den

durch Digitalisierung

und Elektromobilität

getriebenen Wandel

der Arbeitswelt. Denn

wenn in der Verwaltung

Routinetätigkeiten automatisiert

werden, sind häufig

Jobs in der kaufmännischen

Sachbearbeitung betroffen.

Und damit Bereiche, in denen überwiegend

Frauen tätig sind. »Wir machen

auf die weißen Flecken in der Diskussion

aufmerksam«, bringt es Kerstin Sprengard,

Leiterin des Frauen-Arbeitskreises und

stellvertretende Betriebsratsvorsitzende

bei Siemens, auf den Punkt.

AUF VIELEN EBENEN AKTIV

Mittelpunkt für den Austausch sind die

monatlichen Treffen des Arbeitskreises.

Dort finden Diskussionen zu aktuellen

oder strategischen Themen statt, dort

werden Forderungen entwickelt und Aktionen

zu deren Umsetzung geplant: für die

Betriebe, innerhalb der IG Metall und in

die Gesellschaft hinein.

58

Wir #FAIRWANDELN die Region


IT- UND ENGINEERING-NETZWERK

»Küstenfrauen ahoi«: Auf einem

gemeinsamen Bildungsurlaub

tauschten sich die Hamburger

Kolleginnen mit über 100 anderen

Frauen von der ganzen Küste aus.

Wichtig für die Botschaften der Kolleginnen

ist die »metallerin«. Die Zeitung der Metallerinnen

im Bezirk Küste erscheint zweimal

im Jahr. Die Mantelseiten werden

vom Bezirksfrauenausschuss gestaltet, die

Lokalseiten der regionalen Ausgaben übernimmt

der Arbeitskreis. Dort schreiben die

Frauen über das, was sie bewegt: Über die

#MeToo-Debatte zu sexueller Belästigung,

über das Engagement bei den Betriebsratswahlen

oder darüber, wie wichtig es

ist, solidarisch den digitalen Wandel anzugehen.

»

Unsere

Die metallerin spiegelt

auch die Aktionen

und Veranstaltungen

wider,

die den Arbeitskreis

beschäftigen.

Zum Beispiel der

Gewerkschaftstag,

auf dem sie einen

eigenen Antrag

zur Abschaffung

der vollen Beitragspflicht

in

der Sozialversicherung einbrachten. Die

Frauenkonferenz im Vorfeld des Gewerkschaftstages

in Mannheim. Die Betriebsräte-Konferenz

2018 in Hamburg, an

denen Metallerinnen aus dem Arbeitskreis

teilnahmen. Die Frauenseminarwoche,

eine Bildungswoche nur für Frauen,

mit denen der Bezirk Küste seit 2016 den

frauenpolitischen Austausch fördert. Der

Themen sind vielfältig:

Über die Metoo-Debatte

zu sexueller Belästigung,

über das Engagement

bei den Betriebsratswahlen

oder darüber, wie wichtig es

ist, solidarisch den digitalen

Wandel anzugehen.«

Internationale Frauentag im März. Oder

auch die #FAIRWANDEL-Demonstration

der IG Metall im Juni 2019: Mit einem

eigenen Frauenbus ging es nach Berlin,

um für einen sozialen, ökologischen

und demokratischen Strukturwandel

zu demonstrieren. Mit ihren lila Westen

und Flaggen waren sie auf der Kundgebung

zusammen mit ihren Mitstreiterinnen

aus dem Bezirk deutlich zu erkennen.

»Erkennbarkeit unserer eigenen Positionen

und Forderungen in den Betrieben,

darum geht es«,

spitzen es Gabriele

König-Jamm

und Mona Michaelis

von Airbus in

Hamburg zu.

Einmal im Jahr bietet

der Arbeitskreis

eigene Frauenrundgänge

an

– vor allem auch

als Angebot für

neue Mitglieder.

Zuletzt ging es im

Rahmen einer Rundtour durch den Hafen

und die Elbphilharmonie. Erstmals fand

auch eine Klausurtagung des Arbeitskreises

statt, auf der sich die Metallerinnen

weitere Ziele setzten: jünger werden und

noch mehr Präsenz auf Veranstaltungen

zeigen, zum Beispiel wieder am Internationalen

Frauentag – erneut mit lila Westen.

ARBEITEN AN

LOSEN ENDEN

Wie kann man Mitglieder einbinden,

die nicht in der Produktion arbeiten?

Aus einem Seminar hat sich 2016 der

Engineering-Arbeitskreis IEnet entwickelt.

Einmal im Monat kommen seitdem

rund 15 Metaller*innen zusammen,

um sich über Themen wie

Lean-Konzepte, mobiles und agiles

Arbeiten, Fachkräftemangel, ethische

Fragen oder auch die Anbindung von

Angestellten an die IG Metall auszutauschen.

Transformation ist und

bleibt auch weiterhin einer der thematischen

Schwerpunkte.

Die losen Enden des Logos ihres

Netzwerks sind vielleicht ein gutes

Motto für das Selbstverständnis:

offen und nicht auf bestimmte Themen

festgelegt.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 59


»Wer nicht gegen Altersarmut ist, ist für uns

nicht wählbar« oder »Abrüsten statt Aufrüsten«

– mit ihren Botschaften machen die

Senior*innen aus dem Arbeitskreis Senior*innen

Hamburg immer wieder deutlich,

dass politischer Aktivismus nicht im Alter

aufhört. Zum Beispiel auf der Altonale,

dem Stadtteilfest in Hamburg-Altona, ist

eine Gruppe des Arbeitskreises zusammen

mit dem Arbeitskreis Altona regelmäßig

mit einem IG Metall-Infostand

vertreten. In den letzten Jahren sammelten

die Senior*innen unter anderem

Unterschriften für eine bessere Alterssicherung

und für Frieden und Abrüstung.

Für ihre außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit

treten sie auch in der IG Metall ein. Auf

dem letzten Gewerkschaftstag reichte die

Geschäftsstelle einen Antrag für Frieden

und Abrüstung ein, der einen Leitcharakter

im Sachgebiet Friedenspolitik

hatte. Die Initiative ging vom Arbeitskreis

Senior*innen Hamburg aus. Wichtig

ist ihnen auch, dass der Vorstand

beauftragt wurde, dafür zu sorgen, dass

Senior*innen besser in der IG Metall

beteiligt werden, etwa durch eine entsprechende

Vertretung auf dem Gewerkschaftstag.

AKTIONEN UNTERSTÜTZEN

Einer der Schwerpunkte ihrer politischen

Arbeit ist die Beteiligung an Aktionen.

»Wir unterstützen die IG Metall immer

in den Tarifrunden«, sagt Falko Lehmann,

Leiter des Senior*innen-Arbeitskreises

in Hamburg und der Unterstützer*innen-Gruppe

– ein Arbeitskreis

aktiver Senior*innen, der zur Unterstützung

von Kfz-Tarifrunden gegründet

wurde. So waren die Mitglieder der

Unterstützer*innen-Gruppe etwa in der

Kfz-Tarifrunde 2017 mit dabei, als Hunderte

von Metaller*innen in Norderstedt

und am Nedderfeld in Hamburg für ihre

Forderungen eintraten. Auch bei den

Außerbetriebliche

Gewerkschaftsarbeit

GELEBTE

SOLIDARITÄT

AGA | Auf die Arbeitskreise kann

die Geschäftsstelle nicht verzichten:

Mit ihrem Engagement leisten die

Senior*innen wichtige Arbeit für die

Gewerkschaft – und darüber hinaus.

60

Wir #FAIRWANDELN die Region


ganztägigen Warnstreiks bei Mercedes,

STILL und Airbus im Rahmen der Tarifrunde

in der Metall- und Elektroindustrie

2018 bekundete eine Gruppe Solidarität

für die Streikenden.

SENIOREN-ECHO

Öffentlichkeitswirksam und passend zu

ihrem politischen Selbstverständnis publizieren

die Senior*innen weiterhin das

»Senioren-Echo«. Die Zeitung erscheint

dreimal im Jahr und wird zusammen mit

der »metallzeitung« an alle Senior*innen

der Geschäftsstelle verschickt.

»

Die

Um die Schwerpunkte

kümmert sich ein

neunköpfiges Redaktionsteam.

Einen

Wechsel gab es in

der Redaktionsleitung:

Krista Deppe,

die maßgeblich

dazu beigetragen

hat, dass die Zeitung

seit 2006 regelmäßig erscheint, hat Ende

2018 die Leitung an Günter Hameister

übergeben.

MITGLIEDER IN DER IG METALL HALTEN

Um Metaller*innen, die aus dem

Erwerbsleben ausscheiden, zu halten,

erstellen die Senior*innen eine Begrüßungsmappe.

Darin enthalten sind

Informationen zum Übergang in die

Rente und zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft

in der Rente. »Unsere Leistungen

sind immer ein Argument dafür,

in der IG Metall zu bleiben«, sagt Rolf-

Rüdiger Beyer, Mitglied der Leitung vom

Senior*innen-Arbeitskreis.

Wenn jemand dennoch austreten möchte, lassen

sie nicht locker. »15 Kolleg*innen sitzen

abwechselnd jeden Dienstagvormittag in der

Geschäftsstelle zusammen und überzeugen

Austrittswillige am Telefon, in der IG Metall

zu bleiben«, erzählt Fred Harfst, Leiter

des Arbeitskreises Altona und aktiv bei

der Senior*innen-Rückholergruppe. Die

Bilanz: Im Zeitraum 2016 bis 2019 führte

die Gruppe 870 Telefongespräche. Damit

konnten 266 Mitglieder gehalten werden.

Zudem werden Jubilar*innen ab 60 Jahre

Mitgliedschaft sowie Mitglieder, die 90,

95, 100 Jahre oder älter werden, von der

Leitung des Senior*innen-Arbeitskreis

Hamburg besucht. Die Botschaft: Die

IG Metall hat mich nicht vergessen – sie

kümmert sich um uns. Bei diesen Hausbesuchen

werden Präsente überreicht

und Gespräche

geführt.

Bilanz kann sich sehen

lassen: Im Zeitraum 2016

bis 2019 führte die Gruppe

870 Telefongespräche.

Damit konnten 266 Mitglieder

gehalten werden.«

Hier erfährt

man nicht nur

viel über die

Geschichte des

Mitgliedes, sondern

auch über

die IG Metall.

Auch in Bergedorf

und Stade gibt es Senior*innen-Arbeitskreise.

Im Zentrum der monatlichen

Treffen steht der Austausch über gewerkschaftliche

und politische Inhalte. In

Bergedorf plant der Arbeitskreis zudem

regelmäßig Stadtteilrundgänge oder

Ausstellungsbesuche und macht einmal

im Jahr eine gemeinsame Ausfahrt. In

Stade organisiert der Arbeitskreis regelmäßig

die Feier für die Jubilar*innen im

Stader Rathaus.

Auch der Hamburger Senior*innen-

Arbeitskreis plant einmal im Jahr eine

gemeinsame Ausfahrt. Hinzu kommt

eine Jahresabschlussveranstaltung.

Außerdem gibt es pro Jahr fünf Arbeitskreissitzungen

mit politischen Schwerpunktthemen.

Damit wollen die Senior*innen

auch neue Aktive ansprechen.

Falko schmunzelt darüber: »Wir brauchen

Nachwuchs.«

BEGLEITGRUPPE ZUM AMT

AKTIVE ERWERBS-

LOSE HELFEN:

ZUSAMMEN SIND

WIR STÄRKER!

Die IG Metall Region Hamburg unterstützt ihre

erwerbslosen Mitglieder durch die »Begleitung zum

Amt«. Detlef (Willi) Wilsdorf und weitere ehrenamtliche

Gewerkschafter*innen begleiten erwerbslose

Mitglieder beim Gang zur Agentur für Arbeit. Sie sind

als Beistand, Fürsprecher*in und Zeug*in dabei.

Die Kolleg*innen helfen auch bei Anträgen an die

Agenturen. So hat Willi für die erwerbslosen IG

Metaller*innen in den vielen Jahren seiner Arbeit

schon viel rausgeholt.

2016

Begleitungen.............................................................18

Beratungen............................................................... 63

Hereingeholtes Geld für die

Erwerbslosen..................................... 19.707,18 Euro

2017

Begleitungen............................................................ 23

Beratungen............................................................... 67

Hereingeholtes Geld für die

Erwerbslosen.................................... 32.557,05 Euro

2018

Begleitungen.............................................................16

Beratungen................................................................ 51

Hereingeholtes Geld für die

Erwerbslosen....................................34.163,67 Euro

2019

Begleitungen.............................................................16

Beratungen............................................................... 59

Hereingeholtes Geld für die

Erwerbslosen.................................. 34.092,98 Euro

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 61


Handwerk | In den

Handwerks-Arbeitskreisen

organisieren sich die

Beschäftigten der verschiedenen

Branchen. Ihre

gemein samen Ziele bringen

sie im Handwerksausschuss

zusammen. Ein Ziel

davon: die Tarifbindung

aus- statt abzubauen.

Handwerk

MASTERPLAN:

TARIFBINDUNG

ERHÖHEN

Karl-Heinz Westphal, vorne,

im Kreis der Kollegen aus dem

Handwerksausschuss.

62 Wir #FAIRWANDELN die Region


»Uns ging es gezielt um die Interessen der Kolleg*innen«,

sagt Karl-Heinz Westphal, aktiver

Metaller bei der Paul Opländer Haustechnik

und Vizepräsident der Arbeitnehmer*innen in

der Handwerkskammer Hamburg. »Die Rechte

der Arbeitnehmer*innen wurden gestärkt.

Das war uns wichtig«, fügt er hinzu. Im

»Masterplan Handwerk«, vereinbart von

Senat und Handwerkskammer, brachten

die Kolleg*innen aus dem Handwerksausschuss

(HWA) der Geschäftsstelle immer

wieder ihre Interessen ein. Ihr Ziel: kontinuierlich

auf die Situation der Beschäftigten

aufmerksam zu machen – für bessere

Rahmenbedingungen in der Branche.

Die Arbeit in der Handwerkskammer, in der

fünf Delegierte des Ausschusses sitzen, ist

dafür nur ein – aber wichtiger – Hebel. Wie

»

Unser

Masterplan heißt: Tarifbindung.

Wir wollen mehr Handwerksbetriebe

mit Tarifvertrag.«

sie dabei vorgehen, besprechen sie vorher

im Ausschuss. Dort kommen Metaller*innen

aus den einzelnen Handwerksbranchen

und Arbeitskreisen einmal im Monat

zusammen. Die Kolleg*innen arbeiten

vor allem in Kleinbetrieben des Elektro-,

Kfz- und Tischlerei-Handwerks. Aufgrund

ihrer Betriebsgröße existieren oftmals

keine Betriebsräte. Bessere Arbeitsbedingungen

sind demzufolge schwerer durchzusetzen

als in anderen Branchen.

WERBUNG FÜR TARIFVERTRÄGE

Für den Ausschuss heißt der Masterplan

deshalb: eine höhere Tarifbindung herstellen.

Dafür haben die Mitglieder in der

Handwerkskammer eine Resolution zur

Rücknahme der OT-Mitgliedschaft der

Innungen eingereicht. OT steht für »ohne

Tarifbindung«: Immer mehr Innungsverbände

bieten den Betrieben eine solche

Mitgliedschaft in gesonderten Strukturen

an. Das ist eine inakzeptable Situation,

denn die fehlende Tarifbindung bedeutet

für die Beschäftigten deutlich weniger

Geld als in Unternehmen mit Tarif.

Mit einem Flyer machen sie auf das Lohndumping

aufmerksam. Die Metaller*innen

informieren hier über die Einkommenschancen

im Handwerk und formulieren

klare Ziele: Lohndumping aufhalten, Tarifbindung

herstellen, die Rahmenbedingungen

verbessern, damit die Branche attraktiv

für Fachkräfte bleibt. Die Perspektive

dabei: Wer gute Fachkräfte will, muss besser

bezahlen. Der Flyer soll für alle Branchen

im Handwerk aufgelegt werden – für

das Elektro- und das Sanitär-Heizung-

Klima-Handwerk (SHK) gibt es ihn schon.

ARBEIT ÜBER BRANCHEN HINWEG

»Uns geht es aber auch konkret um Vermittlung

und Diskussionen über unsere

Themen«, sagt Christian Brunotte, Mitglied

fürs Handwerk im Ortsvorstand der

Geschäftsstelle, und berichtet über ihre

Veranstaltungen, zu denen häufig auch

externe Referent*innen eingeladen werden:

»Die Themen ergeben sich aus der

Arbeitssituation, beispielsweise Datenschutz

und GPS. Viele Handwerker*innen

sind Reisende, die im Service arbeiten. Wie

sieht da ihre rechtliche Situation aus? Wir

fragen: Wie können Betriebsrät*innen das

Thema angehen?«

Die Veranstaltungen sollen auch Brücken

zu Beschäftigten aus anderen Branchen als

dem Handwerk schlagen. Um über den Tellerrand

zu schauen, sprechen die Kolleg*innen

den potenziellen Nachwuchs

auf Berufsschultouren mit dem DGB an.

»Hier wollen wir unser Engagement verstärken,

um als IG Metaller*innen weitere

Berührungspunkte mit dem Handwerk zu

schaffen.«

TISCHLER*INNEN-TREFF

ÜBER DEN TELLER-

RAND SCHAUEN

»Wir reden über das, was in den Betrieben

anfällt«, sagt Oliver Rackwitz, Mitglied des

Tischler*innen-Treffs der IG Metall Region Hamburg.

Einmal im Monat kommen die Kolleg*innen

aus dem Handwerk zusammen, um über

ihre Branche und die Probleme am Arbeitsplatz

zu reden. »Wichtig ist der Austausch«, sagt

Andreas Koslowski, Mitglied im Arbeitskreis.

Die Tischler*innen kommen oft aus Kleinstbetrieben,

in denen der Konflikt mit Chefin oder

Chef direkt ausgetragen wird. Ein relevantes

Thema ist deshalb der Bericht aus den Betrieben.

Im Arbeitskreis finden die Handwerker*innen

Unterstützung und Beratung – bei Rechtsoder

Personalfragen, tarifpolitischen Themen

oder auch bei Fragen zum Arbeitsschutz.

Seit vielen Jahren wurde im Tischler*innen-Treff

darüber gesprochen, dass ein neuer Tarifvertrag

für die Branche wichtig wäre. Im August 2019

war es endlich so weit: Mit dem jüngsten

Abschluss im Tischler*innen-Handwerk

erhalten die Beschäftigten einen verdienten

Anteil an den steigenden Umsätzen

und Gewinnen der Unternehmen der

Branche. Er gilt für das Tischler*innen-Handwerk

in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein

sowie Nordrhein-Westfalen.

Neben 4,9 Prozent mehr Geld in zwei Stufen

und einem höheren Entgelt für Auszubildende

ist mit den Arbeitgebern auch ein Ausgleich von

Rentenabschlägen verhandelt worden. Arbeitgeber

und Beschäftigte zahlen zu gleichen Teilen

monatlich jeweils 50 Euro in einen Pool.

So wird es den Kolleg*innen ermöglicht, früher

ohne Rentenkürzungen in den Ruhestand

zu gehen.

Auch im Tischler*innen-Arbeitskreis war der

Abschluss ein Thema. »Wir standen hinter den

Forderungen«, erzählt John Rosenau, der auch

in der Tarifkommission sitzt. Den Klagen der

Arbeitgeber kann er nichts abgewinnen. »Die

Auftragsbücher sind randvoll«.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 63


Tarifrunden

SOLIDARISCHER

KRAFTAKT

Metall- und Elektroindustrie

| Die ganztägigen

Warnstreiks in

der letzten Tarifrunde der

Metall- und Elektroindus trie

hatten einen entscheidenden

Anteil am

Tarif ergebnis. Mit ihren

Aktionen sendeten auch

die Beschäftigten in

Hamburg den Arbeitgebern

klare Signale.

64 Wir #FAIRWANDELN die Region


»Wie bekommen wir das Werk dicht? Das war

DIE Frage«, sagt Andreas Eben, stellvertretender

Leiter des Vertrauenskörpers von STILL in

Hamburg. Sie planten genau, wer wann an

welchem Tor steht und dass niemand in

die Betriebe kommt. Es gab klare Absprachen,

wann die einzelnen Posten abgelöst

werden sollen. »Wir sind davon ausgegangen,

dass es eine harte Auseinandersetzung

wird, weil es auch um die Machtfrage bei

der Arbeitszeit ging«, sagt Andreas. Akribisch

bereiteten er und seine Kolleg*innen

sich auf den 24-Stunden-Warnstreik – die

»Eskalationsstufe« – vor.

So wie bei STILL haben sich auch drei

weitere Betriebe in der Region Hamburg

in der Tarifrunde 2018 der Metall- und

Elektroindustrie auf die Auseinandersetzung

vorbereitet. Auch die Metaller*innen

vom Mercedes-Benz-Werk in Hamburg-Harburg

sowie von Airbus Hamburg

und Stade beteiligten sich am ganztägigen

Warnstreik. »Als die Friedenspflicht vorbei

war, war klar: Jetzt müssen wir ein Zeichen

setzen«, sagt Martin Rother, Leiter des Vertrauenskörpers

von Airbus in Stade. An

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 65


den Aktionen im Rahmen der Warnstreikwellen

beteiligten sich 50.000 Beschäftigte

in der Region Hamburg – bis hin zum

Höhepunkt, der Eskalationsstufe. In deren

Rahmen sendeten 17.500 Beschäftigte

starke Signale an die Arbeitgeber.

MIT VIEL EINSATZ ZUM TARIFERGEBNIS

Die ganztägigen Warnstreiks sind eine

Weiterentwicklung des Arbeitskampfkonzepts

der IG Metall, mit dem insbesondere

bei qualitativen Forderungen der Druck

auf die Arbeitgeber erhöht wird. Weil sich

diese nicht bewegten, ging die IG Metall

in der Tarifrunde 2018 in die Eskalationsstufe.

Durch die starke Beteiligung setzte

die IG Metall neben einem Plus beim Entgelt

auch die Möglichkeit auf eine befristete

Senkung der Wochenarbeitszeit und

eine Umwandlung vom tariflichen Zusatzentgelt

in acht zusätzliche freie Tage im

Jahr für bestimmte Beschäftigtengruppen

durch.

In den Arbeitskampf-Betrieben führten

die ganztägigen Warnstreiks zu einer

hohen Identifikation mit der IG Metall.

»Wann geht es endlich los, war von vielen

zu hören«, erzählt Thomas Junk, Leiter

des Vertrauenskörpers von Airbus in

66 Wir #FAIRWANDELN die Region


»

Mehr Geld für alle: Ab 1. Juli 2016 stiegen

die Entgelte in der ersten Stufe um

2,8 Prozent und ab 1. April 2017 in der zweiten

Stufe um weitere zwei Prozent. Hinzu

kommt im Juni diesen Jahres ein Pauschalbetrag

in Höhe von 150 Euro (65 Euro Azubis).

Hamburg. »Und es ging um Solidarität«,

sagt er. Untereinander organisierten die

Metaller*innen selbstständig Besuche der

anderen Streikbetriebe. »Der Zusammenhalt

war super«, erinnert sich Jörg Schendel,

stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender

von Airbus.

Vom Catering über die Organisation bis

hin zur Durchführung erforderten die

ganztägigen Warnstreiks den Einsatz aller

Metaller*innen – sowohl in den Betrieben

als auch in der Geschäftsstelle. »Das

war ein Kraftakt«, sagt Thomas. »Ohne

die Unterstützung unserer Geschäftsstelle

hätten wir das nicht geschafft«, sagt Jörg

Weselmann, Leiter des Vertrauenskörpers

von Mercedes in Hamburg.

2018 gab es eine Einmalzahlung von

100 Euro (70 Euro Azubis) für Januar bis

März und ab dem 1. April 2018 4,3 Prozent

mehr Geld. 2019 gab es eine Einmalzahlung

von 400 Euro (200 Euro Azubis). Ab 2019

gibt es eine jährliche Einmalzahlung von 27,5

Prozent eines Monatsgehalts, die wandelbar

in 8 zusätzliche freie Tage ist (TV T-ZUG).

Ab 2020 gibt es eine Einmalzahlung von

12,5 Prozent gemessen an der EG 5H.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit auf

›verkürzte Vollzeit‹.«

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 67


Nachtarbeit

GERECHTIGKEIT

DURCHSETZEN

Nach einem Gerichtsurteil war klar: Der Gleichheitsgrundsatz

gilt auch für Nachtarbeitszuschläge.

Aber eine faire tarifliche Lösung

stand lange aus. Die IG Metall Region

Hamburg erhöhte deshalb den Druck auf

die Arbeitgeber – mit Geltendmachungen

und Massenklagen.

»Die Geltendmachungen sind erst der

Anfang«, sagt Jörg Weselmann, Leiter

des Vertrauenskörpers beim Mercedes-Benz-Werk

in Hamburg. Bei dem

Automobilhersteller arbeiten viele Beschäftigte

im Schichtbetrieb, die sich nach dem

Urteil benachteiligt fühlten: Das Landesarbeitsgericht

Bremen hatte die Ungleichbehandlung

für regelmäßige und unregelmäßige

Nachtarbeit im Manteltarifvertrag

Unterweser 2019 für unwirksam erklärt

68 Wir #FAIRWANDELN die Region


und damit einem Beschäftigten von Daimler

in Bremen Recht gegeben. Er bekommt

fortan nicht mehr 15 Prozent, sondern

25 Prozent Nachtarbeitszuschlag. Rückwirkend

für zwei Jahre ergibt das eine

Nachzahlung von 22.000 Euro.

Damit alle Betroffenen ihr Recht bekommen,

wurde bei Daimler in Bremen ein Ergänzungstarifvertrag

abgeschlossen, der die Zuschläge

für Nachtarbeit für alle Kolleg*innen auf

25 Prozent festsetzt. Zusätzlich sind für

Kolleg*innen in Dauernachtschicht als

Ausgleich elf freie Tage und für die Wechselschichten

zwei freie Tage vereinbart

worden. Diese Regelung galt bisher nur bei

Daimler und einem Zulieferer in Bremen.

Weil sich der Arbeitgeberverband Nordmetall

weigerte, einheitliche Regelungen

für alle Betriebe an der Küste abzuschließen,

mussten die betroffenen Beschäftigten

ihre Ansprüche mithilfe der Betriebsräte

individuell geltend machen.

»

Es

war ein langer und mühsamer

Weg von der Forderung

nach Gerechtigkeit bis

zum Tarifabschluss über

Nachtarbeitszuschläge. Aber

jetzt gibt es einen Anspruch

auf faire Zuschläge.«

Unterstützt vom DGB Rechtsschutz ist die

IG Metall Region Hamburg mit Massenklagen

vor den Arbeitsgerichten einen Schritt weitergegangen.

»Durch die Klagen haben wir

den Druck auf die Arbeitgeber erhöht«,

sagt Jörg. Dieser Druck war schlussendlich

erfolgreich. Ende Januar 2020 konnte eine

tarifliche Lösung mit Nordmetall gefunden

werden. Höhere Zuschläge für alle:

Ab dem 1. April 2020 müssen von 18:00

bis 24:00 Uhr 25 Prozent, von 0:00 bis

4:00 Uhr 35 Prozent und von 4:00 bis 6:00

Uhr 25 Prozent Zuschläge gezahlt werden.

Das ist für das Tarifgebiet Hamburg

mehr als eine Verdoppelung der Zuschläge

bei regelmäßiger Nachtarbeit. Eine Wandlung

der Zuschläge in Zeit kann per freiwilliger

Betriebsvereinbarung im Betrieb

ausgehandelt werden. Im Betrieb ist das

Thema aber damit noch nicht komplett

vom Tisch. Nun muss bei Mercedes in

Harburg die Umsetzung besprochen und

geregelt werden.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 69


Kenan Emanet,

Betriebsratsvorsitzender

BMW-Niederlassung Hamburg.

Kfz-Handwerk

GIVE ME FIVE!

KFZ-Handwerk | Laut, bunt und stark: Mit

vielen Aktionen im Kfz-Handwerk haben sich

die Beschäftigten in zwei Tarifrunden gute

Tarifabschlüsse erkämpft – dank starker Beteiligung

der Beschäftigten in den Autohäusern.

Die Automeile in Rot: ein Meer aus roten Fahnen,

Warnwesten und Baseball-Caps. Rund 500

Beschäftigte legten im Juni 2017 die Automeile

Nedderfeld in Hamburg lahm. Hier sind

die Händler von BMW, Audi, Fiat, Mercedes,

Renault oder auch Opel zu Hause. »Mit so viel

Zulauf hatten wir nicht gerechnet«, erinnert

sich Kenan Emanet, Betriebsratsvorsitzender

der BMW-Niederlassung Hamburg, an den

Warnstreik. Zusammen mit den Kolleg*innen

vor dem Vertriebszentrum Nord der Volkswagen

Original Teile Logistik GmbH (OTLG)

in Norderstedt, die parallel in den Warnstreik

gingen, waren es mehr als 700 Beschäftigte, die

sich an den Aktionen beteiligten. »Das hat für

viel Chaos, aber auch für das Aufsehen gesorgt,

das dafür nötig war, die Arbeitgeber wachzurütteln«,

sagt Kenan.

Mit starker Beteiligung zeigten die Beschäftigten

im Kfz-Handwerk den Arbeitgebern, dass sie hinter

den IG Metall-Tarifforderungen stehen. In der

Kfz-Tarifrunde 2017 fanden Warnstreikaktionen

erstmals im Rahmen eines bundesweiten

Aktionstages statt. Kenan bekam viel Zustimmung

für seine kämpferische Rede: »Ich habe

gesagt, dass ich sauer bin. Die Konzerne ver-

70 Wir #FAIRWANDELN die Region


Uwe Brüggmann,

Betriebsratsvorsitzender, und Gudrun

Bigford, ehemalige stellvertretende

Betriebsratsvorsitzende, bei Volkswagen

Automobile Hamburg.

dienen verdammt viel Geld und sind nicht

bereit, der Belegschaft einen fairen Anteil

an ihren Gewinnen zu zahlen.« Einen Tag

später, in der zweiten Verhandlungsrunde,

einigten sich in Hamburg die IG Metall und

die Arbeitgeber: zweistufige Erhöhung von

je 2,9 Prozent, eine Einmalzahlung von 200

Euro und mehr Geld für Auszubildende –

in je zwei Stufen zwischen 85 bis 110 Euro,

je nach Lehrjahr.

ZUKUNFT GESTALTEN

In der Kfz-Tarifrunde 2019 erkämpften sich

die Beschäftigten bereits mit einem ersten

Aktionstag im Juni einen guten Abschluss.

»Bis auf zwei Kolleg*innen war das Autohaus

leer. Die Mitarbeiter*innen aus der

Verwaltung, aus der Werkstatt und auch

die Verkäufer*innen – als es darauf ankam,

waren sie alle dabei«, erinnern sich Uwe

Brüggmann und Gudrun Bigford, der

Betriebsratsvorsitzende und seine ehemalige

Stellvertreterin von Volkswagen Automobile

in Hamburg.

Für die nötige Mobilisierung sorgten die

IG Metall-Mitglieder vor Ort in den Betrieben.

Mit Unterschriftenlisten fragten Betriebsräte

der Kfz-Autohäuser, ob die Kolleg*innen

bereit wären, für ihre Forderung von

sechs Prozent auf die Straße zu gehen.

»Damit gaben wir der IG Metall ein Gesicht

»

Die

tolle Beteiligung an den

Aktionen zeigt, dass wir auf

dem richtigen Weg sind.«

im Betrieb und stärkten auch unsere Argumentation«,

sagt Gudrun und fügt hinzu:

»Und die tolle Beteiligung an den Aktionen

zeigte, dass wir auf dem richtigen Weg

waren.«

Bereits etablierte Kampagnen wie ›Autohaus

Fair‹, mit der die IG Metall faire Kfz-Händler

auszeichnet, helfen dabei. Dadurch bekennen

sich viele Autohäuser in Hamburg

zu den Zielen: Fair geht nur mit Tarifvertrag,

Mitbestimmung und guter Ausbildung.

Zusätzlich stärken regelmäßige

Treffen der freigestellten Betriebsrät*innen

in den Autohäusern und die Kfz-Vernetzungstreffen

auf Geschäftsstellenebene

den Austausch über die Branche.

Auch der Tarifabschluss 2019 kommt bei den

Metaller*innen gut an. Er bringt den Beschäftigten

in zwei Stufen mehr Geld – 2,7 Prozent

in 2019 und 2,6 Prozent in 2020 – und

eine Festgeldkomponente: Die Erhöhung

beträgt mindestens 86 Euro in Hamburg.

»Den unteren Entgeltgruppen – Kfz-Mechaniker*innen,

Service-Assistent*innen und

Kolleg*innen in der Buchhaltung – bringt

das überproportional mehr Geld«, sagt Uwe.

Mit der Gesprächsverpflichtung im Tarifvertrag,

mit den Arbeitgebern über die

Umwandlung von Geld in Zeit zu sprechen,

besetzen die Metaller*innen im

Kfz-Handwerk Hamburg außerdem ein

Thema der Zukunft. »Jetzt stellt sich die

Frage, wie man das in den Kfz-Autohäusern

umsetzen kann«, sagt Gudrun. »Die

Umwandlung ist vor allem ein Thema der

jungen Mitarbeiter*innen. Die Zeit bis

zur nächsten Tarifrunde brauchen wir,

um etwas Entsprechendes zu erarbeiten«,

ergänzt sie.

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 71


STATISTIK | Die IG Metall Region Hamburg 2016–2019

TARIFERGEBNISSE FÜR DIE

HANDWERKSBRANCHEN, TEXTIL

UND KUNSTSTOFF

METALLHANDWERK

2016 2017 2018 2019

+ 2,6 % und

Einmalzahlung über

200,– € für Januar/

Februar 2016

KFZ HAMBURG

Zweistufig: + 2,0 %

ab 01.04.2017,

+ 1,5 % ab

01.04.2018

(inkl. Azubis)

2017 2019

Einmalzahlung 200,– € für Juni und Juli,

Zweistufige Erhöhung:

+ 2,9 % ab 01.08.2017,

+ 2,9 % ab 01.10.2018

Azubis: Erhöhung in 2 Stufen je nach

Ausbildungsjahr zwischen 85 Euro und

110 Euro

KFZ SCHLESWIG-HOLSTEIN

2017 2019

Einmalzahlung 160,– € für Juni und Juli,

Zweistufige Erhöhung:

+ 2,9 % ab 01.08.2017,

+ 2,9 % ab 01.10.2018

Azubis: Erhöhung in 2 Stufen je nach

Ausbildungsjahr ab dem 01.08.2017

zwischen 35 und 60€ und ab dem

01.08.2018 um jeweils 50€

Zweistufig: +3,2 %

ab 01.11.2018,

+ 2,8 %

ab 01.11.2019

+ 2,8 %, Azubis plus

35,– € in den ersten

2 Ausbildungsjahren

und 40,– € im 3. und

4. Ausbildungsjahr

Zweistufige Erhöhung:

ab 01.07.2019 + 2,7 % (aber mindestens

86,–€) und ab 01.07.2020 + 2,6 % (aber

mindestens 86,– €)

Azubis: Erhöhung in 2 Stufen: je nach

Ausbildungsjahr ab dem 01.08.2019

zwischen 20,– € und 50,– € und ab dem

01.08.2020 zwischen 30,– € und 50,– €

sowie bezahlte Freistellung vor beiden

schrift lichen Abschlussprüfungen

Zweistufige Erhöhung:

ab 01.07.2019 + 2,7 % (aber mindestens

80€) und ab 01.07.2020 + 2,6 % (aber

mindestens 80 €) Einführung einer

Lohngruppe (neue LG 4, alte LG 4 = neue

LG 5)

Azubis: Erhöhung in 2 Stufen: ab dem

01.08.2019 um jeweils 50 € und ab dem

01.08.2020 um jeweils 50 €

TISCHLERHANDWERK

2016 2017 2019

TV zur

Qualifizierung

HEIZUNGSINDUSTRIE

2018

Zweistufige Erhöhung:

01.08.2017 + 2,5 % und

01.08.2018 + 2,2 %

TV zum Ausgleich von

Rentenabschlägen

Entgelterhöhungen

Ab 01.05.2018 werden die monatlichen Grundentgelte um 77,– € erhöht, bei den gewerblichen

Arbeitnehmer*innen wird auch der Akkordausgleich entsprechend erhöht, damit

dieser weiterhin 20 % des Stundenlohnes beträgt. Auf den Monteurslohn bezogen bedeutet

dieses Ergebnis eine Erhöhung von ca. 3 % und einen neuen Stundenlohn von 20,38 € inkl.

Akkordausgleich.

Ab 01.05.2019 werden die Stundenlöhne plus Akkordausgleich und die Gehälter um 2,5 %

erhöht.

Die tarifliche Sonderzahlung steigt 2018 um 3 %, 2019 um 2,5 % an.

Ausbildungsvergütungen

Die Ausbildungsvergütungen steigen ab 01.08.2018 um 3 % an, ab 01.08.2019 um weitere

2,5 %. Um dieselben Prozentsätze werden die tarifliche Sonderzahlung und das zusätzliche

Urlaubsgeld angehoben.

Die Baustellenzulagen für die Auszubildenden steigen ab 01.05.2018 auf 3,– €, 5,– € bzw.

7,– € pro Tag.

Montage-, Auslösung- und Fahrgeldtarifvertrag

Die Tarifverträge sind auf die aktuellen Fahrgeldpreise bzw. auf Euro-Beträge umgeschrieben

worden; im Montagetarifvertrag ist zusätzlich die Möglichkeit geschaffen worden, durch

freiwillige Betriebsvereinbarung für einzelne Baustellen oder generell für alle Baustellen

und Montagearbeitnehmer*innen die Auslösung nach der Strecke vom Wohnort zur

Montagestelle zu berechnen statt nach der Strecke vom Betrieb zur Montagestelle.

HVI

2017 2018 2019

Erhöhung in 2 Stufen:

+ 2 % ab 01.02.2017,

+ 1,7 % ab 01.04.2018

Ausbildungsvergütungen

jeweils zum 01.02.2017

und 01.04.2018 für alle

Ausbildungsjahre um 30,–

€ angehoben.

TV Demografie: AG zahlt

ab 01.07.2017 jährlich

300,– € pro Beschäftigten

zur Finanzierung der

Altersteilzeit in einen

Fonds ein.

Lohntarifvertrag und Gehaltstarifvertrag:

Oktober bis Dezember 2018 gelten die Tabellen weiter und es gibt eine Einmalzahlung i.H.v. 300,– €

+ 3 % ab 01.01.2019, + 2 % ab 01.01.2020

TV über Vergütungen von Auszubildenden:

Ab 01.10.2018 im

1. Ausbildungsjahr von 835,– € auf 870,– € (+ 35,–), 2. Ausbildungsjahr von 863,– € auf 900 ,– € (+ 37,–),

3. Ausbildungsjahr von 958,– € auf 990,– € (+ 32,–), 4. Ausbildungsjahr von 987,– € auf 1020,– € (+ 33,–)

ab 01.10.2019 im

1. Ausbildungsjahr von 870,– € auf 910,– € (+ 40,–), 2. Ausbildungsjahr von 900,– € auf 940,– € (+ 40,–),

3. Ausbildungsjahr von 990,– € auf 1030,– € (+ 40,–), 4. Ausbildungsjahr von 1020,– € auf 1060,– € (+ 40,–)

Zuschüsse für erhöhte Aufwendungen bei Azubis:

Macht die schulische Ausbildung eine auswärtige Unterbringung notwendig, erhält der Auszubildende zur Abgeltung des

hieraus resultierenden Mehraufwandes für jeden Kalendertag der Abwesenheit 24,– €.

Wertzeitkonto für

Pflege- und Elternzeit,

Qualifizierungszeit, vorgezogener

Ruhestand,

Sabbatical usw.

Produktionsprämie mit

mindestens Prämie von

ca. 200,– € und maximal

1400,– €. Ermittelt wird

die Prämie in Abhängigkeit

der produzierten Meter an

Flügeln und Klavieren.

72 Wir #FAIRWANDELN die Region


STATISTIK | Die IG Metall Region Hamburg 2016–2019

ORTSVORSTAND UND

DELEGIERTENVERSAMMLUNG

ORTSVORSTAND IG METALL HAMBURG 2016–2019

1. Bevollmächtigte

Morgenroth, Ina

IG Metall Region Hamburg

2. Bevollmächtigter

Glass, Emanuel

IG Metall Region Hamburg

Revisor*innen

Bökler, Peter Pella Sietas GmbH bis 08/17

Hübner, Thomas Hütter Aufzüge GmbH bis 12/16

Kaulitz, Birgit

Steinway & Sons

Netuschil, Georg Pella Sietas GmbH ab 09/19

Neumann, Udo STUTE Logistics KG Hausbruch ab 09/17

Warpakowski, Petra SKF Marine GmbH ab 12/16 bis 09/19

Beisitzer*innen

Berbüsse, Ute

LMT Fette Werkzeugtechnik GmbH & Co. KG

Bökler, Peter Pella Sietas GmbH bis 08/17

Borchers, Burkhard AIRBUS Operations GmbH Stade bis 05/18

Brunotte, Christian

Handwerk, awinco GmbH & Co. KG

Csambal, Manfred Blohm + Voss Repair GmbH bis 05/18

Dinse, Lars Atos Information Technologie GmbH ab 07/18

Dülsen, Jens Hauni Maschinenbau GmbH bis 02/19

Feye, Detlef

STILL GmbH

Günther, Ingolf

thyssenkrupp Fahrtreppen GmbH

Heieis, Alexander Stromnetz Hamburg GmbH ab 01/18

Hübner, Thomas Hütter Aufzüge GmbH bis 12/16

Kaulitz, Birgit

Steinway & Sons

Köppe, Stephan MEWA Textil-Service AG & Co bis 08/17

Kruppa, Rainer

Vattenfall Nuclear Energy GmbH

Lehmann, Falko

Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit

Netuschil, Georg Pella Sietas GmbH ab 11/17

Neumann, Udo STUTE Logistics KG Hausbruch ab 04/17

Rother, Martin AIRBUS Operations GmbH Stade ab 07/18

Salowsky, Peter Hydro Aluminium Rolled Product Hamburg bis 05/18

Timmann, Claus

Siemens AG NL Hamburg

Warpakowski, Petra

SKF Marine GmbH

Weselmann, Jörg

Mercedes-Benz Werk Hamburg

Wild, Tom Hydro Aluminium Rolled Product Hamburg ab 07/18

Wildhagen-Fröstler, Iris

ArcelorMittal Hamburg GmbH

Züge, Sebastian

AIRBUS Operations GmbH Hamburg

Gastmandate

Anderfuhr, Rolf-Werner

Senior*innen Bergedorf

Mellies, Onno STILL GmbH ab 03/19

Nonn, Dana Stulz Klimatechnik GmbH bis 02/18

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 73


MITGLIEDER DER DELEGIERTENVERSAMMLUNG 2016–2019

Wahleinheit 1 (betriebliche Wahleinheiten)

Airbus Finkenwerder

Bismark, Stephan bis 08/18

Delventhal, Malte

Dräger, Peter

Hamann, Eicke bis 06/18

Heyhusen, Bernd bis 10/17

Johannsen, Bent

Junk, Thomas ab 10/17

Kielhorn, Sophia

König-Jamm, Gabriele

Lange, Björn ab 08/18 bis 06/19

Lange, Christian

Michaelis, Mona

Petersen, Olaf ab 07/19

Rausch, Petra Maria

Riedel, Alexa ab 07/18 bis 10/18

Riedel, Wolfgang

Schomaker, Gerhard

Stabenau, Ulrich

Voss, Dirk

Züge, Sebastian

Airbus Stade

Borchers, Burkhard

Hülsenberg, Andreas bis 12/18

Rademaker, Nicola

Ropers, Torsten

Schendel, Jörg

Yüksel, Tamer ab 01/19

ArcelorMittal

Asmussen, Sven

DIEHL

Biallas, Alina

Koch, Sönke bis 01/19

Lobien, Jörn ab 02/19

Neugebauer, Thorsten

Wolff, Thomas

Fette/LMT

Lämmerhirt, Wolfram

Hauni

Liesegang, Thomas

Scheer, Reinhard

Hydro Aluminium

Demirci, Yilmaz

Hasselbächer, Michael ab 06/18

Salowsky, Peter bis 06/18

Jungheinrich

Bieber-Jobst, Dagmar bis 09/19

Packulat, Paul

Schneider, Joachim ab 10/19

Mercedes-Benz Werk

Cetin, Ahmet

Dings, Sabine

Düselder, Michael

Oesmann, Alicia

Rähse-Kansy, Armin

Reichling, Thomas

NXP

Stasik, Burkhard

Philips

Dreves, Roberto

Siemens

Brüggen, Michael

Grimmig, Bernd

Sprengard, Kerstin

Steinway & Sons

Kämpfer, Horst

Kaulitz, Birgit

Steinwerder

Csambal, Manfred

Darga, Leszek ab 03/19

Handschuh, Jens ab 10/17

Kolbe, Ingo

Lemke, Ralf

Collberg, Aleena

Prenzel, Timo bis 09/17

Vogel, Meike bis 02/19

STILL

Balci, Hakan

Block, Brigitte

Böhm, Lenia ab 07/19

Eben, Andreas

Gruel, Jasmin ab 03/17 bis 04/17

Hannich, Nadine

Maldar, Jan-Kevin

Milla, Jörg

Nar, Özcan

Schwabe, Maren ab 07/17 bis 06/19

Siegel, Janika bis 03/17

Stromnetz

Heieis, Alexander

Pieper, Holger

STUTE

Neumann, Udo

Rahr, Bengt

Schönwitz, Reiner

Vattenfall

Becker, Andreas ab 10/19

Becker, Christian ab 04/16 bis 09/19

Frank, Mario

Hoepfner-Denecke, Michael

Kramer, Nicole bis 03/16

Marwin, Gabriele

Schrage, Edwin

Wilke, Bernd

Wahleinheit 2 Handwerk

Kfz-Handwerk

Bigford, Gudrun ab 09/17

Bohlmann, Heike

Brüggmann, Uwe

Emanet, Kenan

Gehl, Peter bis 08/17

Kriegsmann, Kai

Schmettau, Karl

Steinfeldt, Arne

Woltaire, Andreas

Elektro-/Metall-/Holz- und Gesundheitshandwerk

Buresch, Andreas

Hieronymus, Reinhard

Kleinert, Andreas

Westphal, Karl-Heinz

Sanitär-/Heizungs- und Klempnerhandwerk +

Heizungs-/Klima-/Sanitärtechnik (Industrie)

Kröger, Kay

Nonn, Dana

Vogt, Oliver

Wahleinheit 3

Senior*innen: Hamburg/Norderstedt/Wedel

Beyer, Rolf-Rüdiger

Dannenberg, Heinrich

Decken-Keylor, Ursula von der

Deppe, Krista

Harfst, Fred

Hellwich, Jürgen

Lehmann, Falko

Lübcke, Günter

Lübcke, Heidemarie

Molter, Walter

Müllner, Johannes

Neumann-Strutz, Jutta

Scharrenberg, Ursel

Senior*innen: Niedersachsen

Hermann, Helmut

Sörensen, Günter

Senior*innen: Hamburg-Bergedorf und Landkreise

Herzogtum Lauenburg, Ludwigslust und Stormarn

Anderfuhr, Rolf-Werner

Lindemann, Günter

Wahleinheit 4 – Erwerbslose

Brand, Arwed

Ilic, Dobrica

Sietas, Uwe

Wahleinheit 5 – Schüler*innen und Studierende

Fiebing, Marco bis 11/17

Stala, Roman bis 11/19

Uloth, Julia ab 02/18

74 Wir #FAIRWANDELN die Region


Wahleinheit 6 – Leih-/Zeitarbeitsfirmen

Ohlendorf, Henning

Wahleinheit 7 – Regional überbetrieblich: Hamburg/

Norderstedt/Wedel

Ahrens, Wolfgang

Bauer, Oliver bis 09/19

Bauer, Uwe

Böttcher, Jonny

Brandt, Jörg

Dinse, Lars

Günther, Ingolf

Hasselfeldt, Norbert bis 11/16

Hippler, Thomas bis 11/16

Hölting, Jürgen

Hübner, Benjamin bis 11/18

Kaeding, Thomas ab 02/17

Kirschner-Kehn, Ute ab 10/19

Kleist, Torben ab 02/17

Krähe, Joachim

Krause, Holger

Lau, Susanne ab 02/17

Lohse, Katrin

Maas, Marcel

Mager, Gudrun

Oldach, Helge bis 01/17

Rauhut, Susanne

Schmidt, André

Schwarzer, Dirk

Stamp, Friedrich

Tüfekci, Yusuf

Wiebe, Nicole

Wahleinheit 8 – Regional überbetrieblich:

Niedersachsen

Brunkhorst, Hans-Hermann

Gröhlich, Manfred

Hiemer, Detlef

Scholz, Eugen bis 11/17

Soosten, Mathias von ab 02/18

Wahleinheit 9 – Regional überbetrieblich: Hamburg-

Bergedorf und Landkreise Herzogtum Lauenburg,

Ludwigslust und Stormarn

Baack, Eric bis 12/16

Berling, Thea ab 12/16

Buth, Lothar ab 02/18

Hager, Gerd

Hill, Klaus Dieter ab 10/18

Höhl, Matthias

Hoffmann, Barbara ab 02/18

Hübner, Thomas bis 10/16

Hußmann, Maik ab 03/17 bis 12/18

Kersten, Frank ab 10/18

Köppe, Stephan bis 08/17

Langmann, Raphael

Liesegang, Nicole

Meier, Albrecht

Meißner, Ralf bis 06/19

Menges, Ilona bis 09/18

Mikulic, Josip ab 02/18

Papke, Britta bis 10/17

Püst, Niklaus

Schmela, Carsten

Schröder, Vivien bis 03/17

Sobolewski, Bernd bis 04/19

Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 75


Bergedorf

6. Februar ,

15 bis 17 Uhr,

Hamburg

21. Februar,

Stade

14. Februar,

15 bis 17 Uhr,

Februar 2018

Hamburg.

>IMPRESSUM

Die IG Meta l Region Hamburg bundesweite Beschäftigtenbefragung

spendet 20000 Euro an gemeinnützige

Organisationen, die von ihren cher, gerecht und selbstbestimmt«

der IG Meta l »Politik für a le – si-

Mitgliedern vorgeschlagen wurden. zusammen. Für jeden ausgefü lten

Die Spenden kommen durch die Fragebogen spendet die IG Meta l

einen Euro für soziale Projekte in der

Region. In der Region Hamburg

wurden aus 93 Betrieben17342 Fragebögen

ausgefü lt und zurückgeschickt.

sagt Ina.

16. Januar

Wochen.

30 meta

lzeitung

Region Hamburg

IG Meta l Region Hamburg

Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg,

Tel.: 040 284086-0, Fax: 040 284086-260,

hamburg@igmeta l.de, igmeta l-hamburg.de

Redaktion: Ina Morgenroth (verantwortlich), Alexander Zo londz

Fotos: IG Meta l Region Hamburg, Peter Bisping

Bei der ersten Warnstreikwe le war vie los in der Region Hamburg. Weitere Fotos im Internet: facebook.com/IGMeta lHH

Metall-Tarifrunde: starke Signale der Beschäftigten

Tausende legten bei Warnstreiks die Arbeit nieder und beteiligen sich an Aktionen und Kundgebungen

Das waren starke Signale an die Arbeitgeber:

In der Region Hamburg

haben sich über 10000 Beschäftigte

aus 29 Betrieben an der ersten

Warnstreikwe le in der Tarifrunde

der Meta l- und Elektroindustrie beteiligt.

»Die Ko leginnen und Ko legen

wo len mehr Geld und mehr

>TERMINE

IG Meta l-Senioren

Büro Bergedorf,

Se rahnstraße 1

13.30 bis 16.30 Uhr,

DGB-Haus, Raum St. Georg,

Ebene 9, Besenbinderhof 60

Stad teilhaus Stade, Jorker Straße 4

Zeit. Mit den Arbeitsniederlegungen

haben sie den Arbeitgebern deutlich

gemacht, das sie hinter den Forderungen

der IG Meta l stehen und

diese fü richtig und wichtig erachten«,

sagt Ina Morgenroth, Erste Bevo

lmächtigte der IG Meta l Region

Die Gewerkschaftfordert 6 Prozent

mehr Geld und eine Wahloption zur

Reduzierungderwöchentlichen Arbeitszeit

für bis zu zwei Jahre auf bis

zu 28 Stunden pro Woche. »Weniger

zu arbeiten, müssen sich die Beschäftigten

leisten können. Deshalb

so l es einen EntgeltzuschussfürBe-

schäftigte in Schicht oder in anderen

belastenden Tätigkeiten geben

sowie für Beschäftigte, die Kinder

erziehen oder Angehörige pflegen«,

Große Spendengala: 20 000 Euro an soziale Organisationen

Die Spendenempfänger

Bi leKidz e.V., Der Mi ternachtsbus –

unterwegs für Obdachlose, Dunkelzi fer

e.V., Familienhafen e.V., Förderverein

der Jugendfeuerwehr Sü ldorf-Iserbrook

e.V., Fördergemeinschaft Kinderkrebs-

Zentrum Hamburg e.V., Hamburg

Leuchtfeuer, Hospiz-GruppeStad e.V.,

KIKU Kinderkulturhaus Lohbrügge, Ojala

e.V., Pestalozzi-Stiftung Hamburg,

Stiftung Kinder-Hospiz Sternenbrücke,

Stiftung Mi tagskinder.

Redaktionsschluss für diese Seite:

Auf einer Spendengala übergab die

IG Meta l Region Hamburg einen

großen Teil der Spenden direkt an

Vertreterinnen und Vertreter der

Organisationen. Weitere Spendenübergaben

erfolgen in den nächsten

Weitere Fotos von der Spendenübergabe:

facebook.com/IGMeta lHH

Spendenübergabe im Gewerkschafthaus: viel Geld für soziale Projekte

Foto: IG Meta l Region Hamburg

Presse- und

Öffentlichkeitsarbeit

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

| Auf der

Homepage, über Facebook

und per Pressemitteilung

informiert die Geschäftsstelle

über aktuelle Themen

und erhöht damit die

Sichtbarkeit.

UNSERE

SENDEPLÄTZE FÜR

GUTE ARBEIT

Das Netzwerk wächst. Seit die IG Metall

Region Hamburg Facebook intensiver

zur Außendarstellung ihrer Arbeit

nutzt, ist die Fangruppe stark gewachsen.

Das liegt auch an der tagesaktuellen

Pflege der Seiten. Facebook wir genutzt,

um schnell zu informieren – mit aktuellen

Beiträgen zu Tarifrunden, Statements

und Hinweisen zu Veranstaltungen.

Auch der Ortsjugendausschuss ist

mit einer eigenen Fanseite auf dem sozialen

Netzwerk aktiv.

Die Inhalte auf der Facebook-Seite kommen

von haupt- wie ehrenamtlichen Kolleg*innen

und werden zentral von der Geschäftsstelle

veröffentlicht. Als weitere Säulen der

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dienen

die Website der Geschäftsstelle, die

Lokalseite in der »metallzeitung« der IG

Metall und die Pressemitteilungen. Leitlinien

dafür sind in einem Konzept zur

Außendarstellung der IG Metall Region

Hamburg festgehalten. Auch andere

Bausteine der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

sind in dem Konzept niedergeschrieben.

Zur zentralen Facebook-Präsenz bilden

Unterseiten zielgerichtetere Informationsmedien

in betrieblichen Konflikten.

Das gilt auch für WhatsApp-Gruppen.

Diese werden bei Arbeitskampfmaßnahmen

eingerichtet, um Informationen

schnell zu verbreiten.

Als Community ist das Mitmachen der Mitglieder

besonders auf Facebook gefragt.

Dies sind nicht nur Sendeplätze, sondern

auch Orte des Austausches und der

Diskussion. Deshalb ist die Beteiligung

aller Mitglieder gefragt: Bringt euch ein,

und sagt uns eure Meinung! Gemeinsam

sind wir stärker. Das gilt auch für

die sozialen Netzwerke!

igmetall-hamburg.de

IGMetallHH

Jugend: OJAHamburg

80 Wir #FAIRWANDELN die Region

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