Geschäftsbericht 2016-2019
Wir #fairwandeln die Region
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WIR
#FAIRWANDELN
DIE REGION
Geschäftsbericht 2016-2019
IG METALL
Region Hamburg
16 Luftfahrt | Airbus:
Wir sind das Team Future
INHALT
4 Vorwort | Wir #Fairwandeln die Region
Solidarisch engagiert, demokratisch
organisiert – vier erfolg reiche Jahre für
die IG Metall Region Hamburg
6 Wir ehren die Verstorbenen
8 Verändrungen | Besser gemeinsam arbeiten
Die Modernisierung der Geschäftsstelle
fand im Rahmen eines umfassenden
Reorganisationsprozesses statt
10 Unser Team | Für die Zukunft gut aufgestellt
Gemeinsam gestaltet das neue Team die
Herausforderungen der Zukunft
11 Rechtsschutz
12 Junge Aktive | Den Nachwuchs stärken
Mit der Ausbildungsreihe »Junge
Aktive« nimmt die IG Metall Region
Hamburg eine bundesweit einzigartige
Stellung ein
13 Expert*innengruppe Sozialpolitik |
Soziales Netz absichern
14 Expert*innenengruppen Arbeitszeit |
Weit mehr als Comics
Mit ihrer Idee für eine bessere
Arbeitszeitgestaltung hat die Expert*innengruppe
Arbeitszeit weit über die
Geschäftsstelle hinaus Zeichen gesetzt
15 Expert*innenengruppen Transformation |
sozial, ökologisch und demokratisch
16 Airbus | Wir sind das Team Future
Der digitale Wandel verändert
umfassend Arbeitsprozesse auch bei
Airbus. Dank der Mitbestimmung sind
Betriebsrat und Vertrauenskörper bei
der Gestaltung der Zukunft immer in
der ersten Reihe mit dabei.
18 Diehl Aviation | Kampfbereit
zur Standortsicherung
Zusammen mit Betriebsrat und IG
Metall riefen die Beschäftigten eine
Tarifbewegung zur Standortsicherung
ins Leben
20 Steinway & Sons | Mitbestimmung
klingt gut
Neue Technologien sorgen beim
Klavierbauer Steinway & Sons nicht nur
für musikalische Impulse.
21 JELD-WEN | Besser mit Tarif
Die Beschäftigten wollten die ungerechte
Bezahlung nicht hinnehmen und
starteten eine Tarifbewegung
22 Pella Sietas | Endlich wieder ruhige Zeiten:
Neue Aufträge sorgen auf Deutschlands
ältester Werft für mehr Beschäftigung.
Ein fortgeschriebener Ergänzungstarifvertrag
stellt sicher, dass es keine
betriebsbedingten Kündigungen gibt.
24 Blohm+Voss | Auftrag: Traditionswerft
retten
Auch unter dem neuen Eigentümer
leidet Blohm+Voss unter der
Durststrecke im Schiffbau. Betriebsrat
und IG Metall kämpfen um jeden
Arbeitsplatz.
25 thyssenkrupp Marine Systems |
Gemischte Aussichten
Die Auslastung bei thyssenkrupp
Marine Systems ist noch gut – doch
der Umbau des Konzerns bringt
Unsicherheiten
26 STUTE | Auf dem Weg zu besseren
Arbeits bedingungen
Bei STUTE sichert ein Tarifvertrag den
Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.
27 RCL Automotive | Nase voll
Rund 200 Beschäftigte machten
mächtig Druck für ihre Forderungen
28 Atos und Unify | Wir-Gefühl entstanden
Mit kreativen Ideen machen die
Aktiven bei den IT-Dienstleistern Atos
und Unify auf sich aufmerksam – und
werden stärker.
30 Hydro Aluminium | Langer Atem
Im Hamburger Aluminiumwalzwerk
hat der Betriebsrat endlich eine
Regelung zu Umkleidezeiten erkämpft.
32 Mercedes-Benz Werk Hamburg | Zukunft
kann kommen
Mit einer starken Belegschaft im
Rücken konnte der Betriebsrat ein
Zukunftsbild für den Standort
durchsetzen.
34 Vattenfall | Kündigungen? Nicht mit mir!
Mit Beharrlichkeit kämft Rainer Kruppa
um jeden Arbeitsplatz
35 Wärme Hamburg | Gute Arbeit
mit bestem Klima
Bei der Rekommunalisierung der
Fernwärme sorgten die Betriebsräte mit
der IG Metall für faire und gute
Arbeits bedingungen auch in der neuen
Gesellschaft
20 Holz- und Kunststoff |
Steinway & Sons:
Mitbestimmung klingt gut
36 Stromnetz Hamburg | Wir sind
Profiteur*innen der Energiewende
Die Rekommunalisierung begleiteten
die Betriebsräte von Stromnetz
Hamburg aktiv mit und sorgten so für
Vertrauen bei den Beschäftigten.
36 Hamburg Verkehrsanlagen | Die Ampeln
leuchten mit der IG Metall
Das Unternehmen gehört wieder der
Stadt – die Beschäftigten sind zufrieden
38 Siemens Gamesa | Stürmische Zeiten
Den Zusammenschluss der Siemens
Windkraftsparte mit Gamesa haben die
Betriebsräte zusammen mit der IG
Metall aktiv begleitet.
40 STILL | Zukunft am Standort sichern
Mit immer neuen Programmen will der
Gabelstaplerhersteller STILL Unternehmensteile
auslagern und optimieren.
Mit einer starken Belegschaft im
Rücken halten Betriebsräte und
Vertrauensleute dagegen.
41 Philips | Kampf um einen
Traditions standort
Alternativen gegen den geplanten
Stellenabbau
42 thyssenkrupp Fahrtreppen | Unser
Team ist der Star
Betriebsräte entwickelten einen
alternativen Plan gegen die Umstrukturierung
und Schließung des Standortes
2 Wir #FAIRWANDELN die Region
22 Schiffbau | Pella
Sietas: Endlich
wieder ruhige
Zeiten
26 Kontraktlogistik | STUTE:
Auf dem Weg zu besseren
Arbeitsbedingungen
40 Maschinenbau | STILL:
Zukunft am Standort
sichern
30 Umkleidezeiten | Hydro
Aluminium: Langer Atem
36 Energiewirtschaft |
Stromnetz Hamburg:
Wir sind Profiteur*innen
der Energiewende
28 IT | Atos und Unify:
Wir-Gefühl entstanden
24 Schiffbau |
Blohm+Voss:
Auftrag:
Traditionswerft
retten
32 Automobil | Mercedes-
Benz Werk Hamburg:
Zukunft kann kommen
38 Windenergie | Siemens
Gamesa: Stürmische Zeiten
44 Tarifbindung | Universelle:
Wir lassen uns nicht mehr
überrumpeln!
44 Universelle | Wir lassen uns
nicht mehr überrumpeln!
Ein langer Weg, den die Kolleg*innen
bei Universelle in Schwarzenbek
gegangen sind: Von der Ankündigung,
Personal zu entlassen, bis hin zum
Flächentarifvertrag.
46 Autohaus Brinkmann | Wir wollten mitreden
46 Wärtsilä | Mehr Geld und freie Tage
Die Beschäftigten von Wärtsilä
Deutschland in Geesthacht und
Wilhelmsburg sind nicht mehr auf das
Wohlwollen des Arbeitgebers angewiesen:
Ab sofort gilt ein Paket an
Tarifverträgen im Betrieb.
48 BR-Akademie und Bildungsbüro |
Verbindung schaffen
Die ehrenamtlichen Referent*- innen
können die Bildungsarbeit stärker
mitgestalten
49 Betriebsrät*innen-Infotagungen |
Hilfe für die tägliche Arbeit
Aktuell und abwechslungsreich: unsere
monatlichen Veranstaltungen für
Betriebsräte
50 Jugend | #Klarekante
Die IG Metall Jugend zeigt klare Kante
gegen Rechtsextremismus und für
Solidarität, Menschenrechte und bessere
Ausbildungsbedingungen
52 Dual Studierende | Gleiche Rechte. Jetzt!
Durch den Wandel der Ausbildung wird
die Ansprache von dual Studierenden
immer wichtiger für die IG Metall
52 Studierendengruppe | Brücken schlagen
Aktive machen sich für die
IG Metall stark – mit einem eigenen
Netzwerk und in den Gremien der
Geschäftsstelle
53 Ferienjobber*innen | Mehr Geld und
zusätzliches Urlaubsgeld
Die IG Metall bietet Ferien jobber*innen
Vorteile. Viele nutzen das Angebot und
werden Mitglied
54 20 Jahre Jugendaustausch | Über
Grenzen hinweg
Die Kooperation mit den russischen
Gewerkschaften feierte 2018 ihren 20.
Geburtstag.
56 Jubilarfeiern | Ehrungen an
historischem Ort
Die Geschäftsstelle hat die Jubilarfeiern
neu gestaltet
57 Arbeitskreis ArGUS | Kompass gute Arbeit
58 Arbeitskreis Frauen | Wir machen unsere
Positionen sichtbar
Der Frauen-Arbeitskreis macht sich
stark für Chancengleichheit und
Gerechtigkeit
59 IT- und Engineering-Netzwerk |
Arbeiten an losen Enden
60Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit |
Gelebte Solidarität
Mit ihrem Engagement leisten die
Senior*innen wichtige Arbeit für die
Gewerkschaft – und darüber hinaus
62 Masterplan | Tarifbindung erhöhen
In den Handwerks-Arbeits kreisen
organisieren sich die Beschäftigten der
verschiedenen Branchen
62 Tischler*innen-Treff | Über den
Tellerrand schauen
64 Metall- und Elektro industrie |
Solidarischer Kraftakt
Die ganz tägigen Warnstreiks in der
letzten Tarifrunde der Metall- und
Elektroindus trie hatten einen entscheidenden
Anteil am Tarif ergebnis.
68 Nachtarbeitszuschläge | Gerechtigkeit
durchsetzen
70 Kfz-Handwerk | Give me Five!
Mit vielen Aktionen im Kfz-Handwerk
haben sich die Beschäftigten in zwei
Tarif runden gute Tarifabschlüsse
erkämpft
72 Statistiken | Die IG Metall Region Hamburg
2016–2019
Tarifergebnisse für die Handwerksbranchen,
Textil und Kunststoff
Ortsvorstand und Delegiertenversammlung
Mitgliederentwicklung
Kostenstruktur IG Metall Region
Hamburg
80 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Unsere
Sendeplätze für gute Arbeit
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 3
»Solidarisch engagiert,
demokratisch organisiert –
WIR #FAIRWANDELN
DIE REGION«
LIEBE KOLLEG*INNEN,
die Jahre 2016–2019 standen für uns unter
dem Motto WIR #FAIRWANDELN DIE REGION
– und es waren für die IG Metall Region
Hamburg vier erfolgreiche Jahre:
Wir sind stärker geworden – wir haben jetzt insgesamt
1600 Mitglieder mehr als noch vor vier
Jahren. Besonders erfreulich ist, dass wir
seit 2016 bei den betrieblichen Mitgliedern
sogar über 2300 Mitglieder neu hinzugewonnen
haben. Unsere betriebliche Basis
ist damit deutlich gewachsen. Das war das
Ziel, als wir vor vier Jahren die Aufgabe
übernommen haben und uns die Verantwortung
für die IG Metall Region Hamburg
übertragen wurde.
Welche Leitlinien für die Arbeit hatten wir
damals? Wie haben wir sie – gemeinsam mit
allen Beteiligten – umgesetzt?
JÜNGER WERDEN. Jünger nicht nur in den
Betrieben, sondern auch bei uns in der
Geschäftsstelle: Altersteilzeitabgänge und
der damit verbundene Know-how-Transfer
an jüngere und neue Kolleg*innen waren in
den vergangenen vier Jahren eine besondere
Herausforderung. Unser Ziel war es immer,
einen professionellen Übergang hinzubekommen
und die Qualität gegenüber den
Mitgliedern zu erhalten.
Unser Team wurde durch gut ausgebildete
Gewerkschaftssekretär*innen verstärkt und
frische, ebenfalls gut qualifizierte Verwaltungsangestellte
kamen hinzu. Die »Neuen«
haben ihre ersten gewerkschaftlichen Erfahrungen
in unseren Betrieben gesammelt
und sind fest in der Region verankert.
VORWORT
Wir sind aber nicht nur jünger geworden,
sondern auch weiblicher. Mehr Frauen prägen
jetzt das Gesicht der IG Metall vor Ort
und in den Betrieben – mehr als je zuvor!
Mit fünf eigenen Projektreihen »Junge
Aktive« haben wir mehr als 70 gewerkschaftlichen
Akteur*innen in den Betrie-
4 Wir #FAIRWANDELN die Region
ben eine besondere Qualifizierung ermöglicht.
Jetzt sind sie fit für ihr betriebliches
Engagement; zum Teil leiten sie innerbetrieblich
einen Generationswechsel ein.
Auch dadurch sind wir vielfältiger geworden:
Die neuen Funktionär*innen prägen
mit ihrer aktiven Arbeit das Bild der IG
Metall in den Betrieben.
VERTRAUEN SCHAFFEN. Unsere Geschäftsstelle
ist die fünftgrößte in der Republik.
Unser Team ist in den Betrieben verankert
und baut dort täglich Vertrauen auf. Vertrauen
entsteht vor allem, indem wir den
Kolleg*innen zuhören, sie nach ihrer Meinung
und nach ihren Bedürfnissen fragen
und so beginnen, die Situation vor Ort besser
zu verstehen. Wenn die Kolleg*innen
uns brauchen, sind wir für sie da! Das ist die
Basis für eine gute Zusammenarbeit.
BETEILIGUNG STÄRKEN. Wir haben uns die
vorhandenen regionalen Beteiligungsprozesse
angesehen, denn wir wollten wissen,
wo es neue Möglichkeiten und Potenziale
gibt. Die Kolleg*innen in den Betrieben
haben ein riesiges Know-how; und dieses
lassen wir mit Expert*innengruppen zu
neuer Stärke wachsen: Beispielsweise entwickelte
die Expert*innengruppe Arbeitszeit
ein eigenständiges »Hamburger Modell«.
Dieses hat bundesweite Bedeutung erlangt
und starken Einfluss auf das Tarifergebnis
2018 in der Metall- und Elektroindustrie
gehabt.
WANDEL AKTIV BEGLEITEN. Auch unsere
Branchen erfahren kontinuierlich eine tiefgreifende
Transformation – nicht nur die
Luftfahrt- oder die Automobilindustrie,
sondern beispielsweise auch der Maschinenbau.
Die Digitalisierung wirkt in alle
Bereiche der Arbeitswelt. Sie verändert
die Prozesse von der Produktion bis zum
Engineering, von der Verwaltung bis zu
Buchhaltung und Controlling. Unsere
Werkzeuge sind die Mitbestimmung und
tarifvertragliche Regelungen. Damit können
wir vor Ort die sich verändernden Prozesse
aktiv mitgestalten. Unsere Maxime
dabei lautet immer: »Der Mensch steht im
Mittelpunkt – wir nehmen alle mit.«
KONFLIKTE IM BETRIEB ERFOLGREICH FÜH-
REN. Dank starker Beteiligung der Kolleg*innen
gehen wir anstehende Konflikte
offensiv an. Wir nutzen die Mittel der Mitbestimmung
und arbeiten stets strategisch
und reflektiert, denn wir wollen aus
Konflikten gestärkt hervorgehen und gute
betriebliche Ergebnisse und tarifvertragliche
Lösungen erreichen. Viele Erfolge und
gute Erfahrungen haben wir so in den letzten
vier Jahren gesammelt. Das zeigt sich
auch darin, dass die Mitgliederzahlen in
den Betrieben steigen.
Die betrieblichen Konflikte – die wir
zusammen mit Betriebsräten und Vertrauensleuten
erfolgreich geführt haben,
machten die IG Metall in unserer Region
stärker. Wir sind als gewerkschaftliche und
betriebliche Akteurin mit unseren industriepolitischen
Impulsen und Interventionen
in der politischen Diskussion um die
Industriestandorte in der Region Hamburg
stärker vertreten.
UND WIR MISCHEN UNS EIN IN GESELL-
SCHAFTLICHE DISKUSSIONEN UND KON-
FLIKTE: Wir sind stark gegen rechts, und
wir sind solidarisch für ein vielfältiges Miteinander.
Auch dafür steht die IG Metall
in der Region – mit inzwischen 46.500
Frauen und Männern, mit jungen Menschen
und Senior*innen, mit Menschen
mit und ohne Migrationshintergrund, mit
Menschen verschiedener sexueller Orientierung,
mit unterschiedlichen Arbeitswelten
und unterschiedlichen Ausbildungen.
Eines eint uns alle: der tief im Herzen
verankerte Wille, sich auch in Zukunft für
Gute Arbeit zu engagieren!
Ina Morgenroth
Emanuel Glass
WIR #FAIRWANDELN DIE REGION
Der Ortsvorstand der IG Metall Region Hamburg
Ina Morgenroth
Erste Bevollmächtigte
IG Metall Region Hamburg
Ute Berbüsse
LMT Fette
Werkzeugtechnik
Lars Dinse
Atos IT Hamburg
Ingolf Günther
thyssenkrupp
Fahrtreppen
Birgit Kaulitz
Steinway & Sons
Falko Lehmann
außerbetriebliche
Gewerkschaftsarbeit
Udo Neumann
STUTE Hausbruch
Claus Timmann
Siemens AG
NL Hamburg
Jörg Weselmann
Mercedes-Benz Werk Hamburg
Iris Wildhagen-
Fröstler
ArcelorMittal
Hamburg
Emanuel Glass
Zweiter Bevollmächtigter
IG Metall Region Hamburg
Detlef Feye
STILL
Christian Brunotte
Handwerk, awinco
Alexander Heieis
Stromnetz Hamburg
Rainer Kruppa
Vattenfall Nuclear
Energy
Georg Netuschil
Pella Sietas
Martin Rother
Airbus Operations
Stade
Petra Warpakowski
SKF Marine
Tom Wild
Hydro Aluminium
Hamburg
Sebastian Züge
Airbus Operation
Hamburg
Rolf-Werner Anderfuhr
(Gast)
Senioren Bergedorf
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 5
Onno Mellies
(Gast Jugend)
STILL
WIR EHREN DIE
VERSTORBENEN
Wenn wir uns an sie erinnern,
an die gemeinsame Zeit,
den zusammen gegangenen Weg,
die Kraft, die Menschen miteinander
entwickeln konnten und können,
um Erfolge zu erkämpfen und
auch so manches einzustecken,
dann ist es, als würde man ein Buch
Seite für Seite durchblättern,
erkennend, wie wertvoll sie für uns waren.
Ihr Leben und unser Leben sind
miteinander verbunden.
Die noch leeren Seiten dieses Buches
in ihrem Sinne zu füllen,
wird unsere Aufgabe sein.
6 Gemeinsam für die Region
Worte
1984 Kolleg*innen sind in den vergangenen vier Jahren von uns gegangen.
Stellvertretend für alle nennen wir:
Bodo Apenburg
Wolfgang Engelmann
Jürgen Fischer
Peter Gehl
Ruth Jungjohann
Renate Kinski
Klaus Mehrens
Heinrich Moeller
Immanuel Neuhof
Rainer Schmidt
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 7
Veränderungen | Die Geschäftsstelle ist nicht nur
einfach renoviert worden. Die Modernisierung mit
neuen Möbeln und Räumen fand im Rahmen eines
umfassenden Reorganisationsprozesses statt.
Geschäftsstelle
BESSER
GEMEINSAM
ARBEITEN
Das alte Mobiliar ist weg. Jetzt gibt es höhenverstellbare
Schreibtische. Ein Sozialraum
lädt zu gemeinsamen Pausen ein, eine
Sitzecke am Empfang zum Verweilen. Der
Empfangstresen wurde verkleinert, ist nun
aber einladender. Auch die Sitzungszimmer
wurden neu gestaltet.
Es ist so vieles neu in der Geschäftsstelle.
Aber durch die Renovierung und Neugestaltung
mit neuen Möbeln, Türen, Bodenbelägen
und einer neuen Wandgestaltung
sind die Räumlichkeiten nicht nur schöner
geworden. Durch die Modernisierung
der Büros erhalten die Beschäftigten der
Geschäftsstelle auch neue Möglichkeiten,
miteinander zu arbeiten. Und das neue
Arbeiten wurde zugleich auch an anderer
Stelle neu geordnet. Aber der Reihe nach.
MIT BEFRAGUNGEN GESTARTET
2016: Die Zusammenarbeit des Teams der
Geschäftsstelle mit dem Ortsvorstand und
den Ehrenamtlichen sollte verstärkt werden.
Auch das Ausscheiden vieler Kolleg*innen
in die Altersteilzeit sorgte für
8
Wir #FAIRWANDELN die Region
Eröffnung der neuen
Geschäftsstelle im Januar 2020.
den Bedarf, den Wissenstransfer in der
Geschäftsstelle zu verbessern. Was lag
da näher, als die Arbeitsplätze und das
Umfeld insgesamt zu verändern?
Mit der Wahl von Ina Morgenroth zur Ersten
Bevollmächtigten und Emanuel Glass
zum Zweiten Bevollmächtigten entstand
der Plan, die Geschäftsstelle zu reorganisieren.
Die Renovierung wurde als Projekt
angegangen: Zusammen mit professioneller
Unterstützung wurden die Mitglieder
des Ortsvorstands und die Beschäftigten in
der Geschäftsstelle befragt, was man besser
machen könnte. Zudem beschäftigte sich
eine Arbeitsgruppe mit dem Umbau der
IG Metall Region Hamburg.
FIT FÜR DIE ZUKUNFT
Ende 2016 ging es dann los. Ein Hamburger
Planungsbüro wurde damit beauftragt,
Vorschläge für die Umgestaltung der
Geschäftsräume und der Büroausstattung
zu entwerfen. Mit ins Boot geholt wurde
das Know-how durch die IGEMET, die
immobilienwirtschaftliche Vermögensverwaltung
der IG Metall. Das Projekt wurde
vom Vorstand der IG Metall mitfinanziert.
Die Bauleitung übernahm ein Architekturbüro.
Nach einer langen Planungsphase
vollzog sich der Umbau Anfang
2019 – von Januar bis Mitte April. Das war
für die Handwerker*innen, aber auch für
die Beschäftigten und Gäste ein gewaltiger
Anstrengungsakt: Da die Renovierung in
zwei Bauphasen stattfand – Umbau zuerst
im vorderen Bereich der Geschäftsstelle,
anschließend im hinteren Bereich –, mussten
die Beschäftigten zwischendurch den
Arbeitsort wechseln und dichter zusammenrücken.
Ein Teil arbeitete in Großraumbüros
und Sitzungszimmern, andere
teilten sich Büros. Erreichbar war die
Geschäftsstelle auch in dieser Phase jederzeit
– zumindest telefonisch oder elektronisch;
der Fußweg war manchmal etwas
verwirrend.
Teil der umfassenden Neuorganisation waren
auch Prozessbeschreibungen für die Vorgänge
innerhalb der Geschäftsstelle. Die Beschreibungen
dienen der besseren Orientierung
der Beschäftigten. Sie finden sich unter
anderem auch in einem Mitarbeiter*innen-Handbuch
wieder, das im Rahmen
des Reorganisationsprozesses entstanden
ist. Inhaltlich sind dort Standards für die
Büroarbeit festgehalten, die vor allem Einsteiger*innen
die Arbeit in der Geschäftsstelle
erleichtern sollen. Eine gute Hilfe bei
der täglichen Arbeit.
Neue Standards wurden auch für die Zusammenarbeit
von Hauptamtlichen und Ortsvorstand
gesetzt: Im Zuge der Reorganisation
vereinbarte die Geschäftsstelle gemeinsame
Klausuren, um Abstimmungs- und
Entscheidungsprozesse zu vereinfachen.
Dazu gehören etwa Absprachen, was zur
Betriebsbetreuung gehört. Kriterien hierfür
liefern verschiedene Aspekte – vom
Organisationsgrad bis hin zur Arbeit der
betrieblichen Interessenvertretungen. Sie
bieten eine gute Grundlage für die bessere
Verzahnung von Geschäftsstelle und
Ortsvorstand. Und damit für die bessere
Arbeit der Geschäftsstelle als gemeinsames
Team.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 9
Das Team der Geschäftsstelle
Ina Morgenroth
Geschäftsführung
Erste Bevollmächtigte
Emanuel Glass
Geschäftsführung
Zweiter Bevollmächtigter
Gabriele Hanke
Betriebspolitik
Engineering, Frauen
Benjamin Hübner
Betriebspolitik
Jugend
Stephan Köppe
Betriebspolitik
Kfz-Handwerk
Tanja Gerding
Team Geschäftsführung
Kristin Schultz
Team Geschäftsführung
Organisation, außerbetriebliche
Gewerkschaftsarbeit
Andrea Fritzsche
Team Mitglieder
Birgit Gätke
Team Mitglieder
Marita Kühle
Team Mitglieder
Geschäftsstelle | Die IG Metall Region Hamburg
hat sich in den letzten Jahren auch personell neu
aufgestellt. Gemeinsam gestaltet das neue Team
die Herausforderungen der Zukunft.
Unser Team
FÜR DIE
ZUKUNFT GUT
AUFGESTELLT
Optisch hat sich in der Geschäftsstelle einiges verändert.
Aber auch bei den Gewerkschaftssekretär*innen
und Verwaltungsangestellten
hat es Änderungen gegeben. Freistellungsphase
der Altersteilzeit, berufliche Neuorientierung:
In den letzten Jahren hat sich ein
umfassender Wechsel in den politischen und
administrativen Strukturen vollzogen. Dafür
mussten alle an einem Strang ziehen: alte und
neue Teamplayer*innen aus der Geschäftsstelle
genauso wie die ehrenamtliche Personalkommission
aus dem Ortsvorstand.
Eine Herausforderung stellte der personelle
Wandel auch für die betrieblichen Kolleg*innen
dar: Neue Ansprechpartner*innen in
der Geschäftsstelle machten eine Neuorientierung
erforderlich. Die Zufriedenheit der
ehrenamtlichen Kolleg*innen mit unserer
Arbeit in den Betrieben macht dabei deutlich,
wie wichtig es ist, Veränderungen auch
in Zukunft gemeinsam anzugehen – auch
für die Mitgliederentwicklung: Nur als Team
kann der positive Trend der letzten Jahre
auch in Zukunft fortgefüht werden.
Mit den Neuen in der Geschäftsstelle kommt
eine junge Generation hinzu, die gemeinsam
10
Wir #FAIRWANDELN die Region
Patryk Krause
Betriebspolitik
Aluminium/Stahl, Kontraktlogistik,
Luft- und Raumfahrtzulieferer
Pascal Lechner
Betriebspolitik
Aufzugsbranche, Handwerk
(außer Kfz), Leiharbeit, Textil
Ina Mewes
Betriebspolitik
Schwerbehindertenarbeit
Mike Retz
Betriebspolitik
Bildung, Holz- und
Kunststoffindustrie, Windindustrie
Miriam Reuter
Betriebspolitik
Luft- und Raumfahrt
Kai Schliemann
Betriebspolitik
Medizintechnik
Bjarne Wiedemann
Betriebspolitik
Jugend
Regine Bolwig
Team Betriebspolitik
Lara de Vries
Team Betriebspolitik
Sabrina Fekete
Team Betriebspolitik
Sabine von Jagodinski
Team Betriebspolitik
Terminvergabe
Rechtsberatung,
RAin Gesine Gädke
Rechtsberatung
»
Für
mit allen im Team die Verantwortung für
die Metaller*innen in der Region Hamburg
breichert – mit frischen Ideen und neuen
Ansätzen. Ina und Emanuel berichten über
den Generationswechsel folgendermaßen:
»Es war manchmal nicht einfach. Durch
den Weggang älterer Beschäftigter ist auch
einen erfolgreichen
Wechsel mussten alle an
einem Strang ziehen: alte
und neue Teamplayer*innen
aus der Geschäftsstelle
genauso wie die ehrenamtliche
Personalkommission
aus dem Ortsvorstand.«
viel Know-how verschwunden. Aber die
Erfolge der Neuen sind auch die Erfolge
ihrer Vorgänger*innen: Kolleg*innen, die
in die Freistellungsphase der Altersteilzeit
gewechselt sind, haben davor ihre Nachfolger*innen
gut eingearbeitet und auf die
neuen Herausforderungen vorbereitet.«
RECHTSSCHUTZ
FÜR MEHR GERECHTIGKEIT
UND SOZIALEN AUSGLEICH
Von der Prüfung von Arbeitsverträgen über
die Auseinandersetzung um Lohnabrechnungen
bis hin zur Prozessvertretung vor
Gerichten – unsere Mitglieder werden vom
Rechtsschutz der IG Metall kompetent vertreten.
Ein Schwerpunkt der letzten Jahre:
Geltendmachungen und Klagen wegen
Nachtarbeitszuschlägen.
Die Mitglieder der IG Metall haben einen
Anspruch auf Rechtsschutz: etwa beim Thema
Nachtarbeitszuschläge. Das Landesarbeitsgericht
Bremen (LAG) hatte unterschiedliche
Nachtarbeit im Manteltarifvertrag Unterweser
für unwirksam erklärt. Beschäftigte, die von dem
Urteil des LAG Bremen betroffen sind, unterstützt
und berät der Rechtsschutz bei Geltendmachungen
und Klagen vor dem Arbeitsgericht.
So kann der Rechtsschutz Beschäftigten dabei
helfen, ihre Ansprüche auf Zuschläge durchzusetzen.
Damit helfen die Expert*innen auch
dabei, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen,
um Regelungen in Tarifverträgen abzuschließen.
Den Rechtsschutz können alle Mitglieder der
IG Metall in Anspruch nehmen. Ab einer Mitgliedschaft
von drei Monaten wird Rechtsschutz für
eine Klage gewährt. Die Erstberatung übernimmt
die IG Metall vor Ort. Anschließend übernehmen
die Kolleg*innen vom DGB Rechtsschutz die Vertretung
vor den Gerichten.
Neben den Nachtarbeitszuschlägen waren
zuletzt auch Auseinandersetzungen mit den
Arbeitgebern zu Entgeltabrechnungen und
bezahlte Umkleidezeiten Schwerpunkte des
Rechtsschutzes. Arbeits- und sozialrechtliche
Angelegenheiten im Zusammenhang mit Insolvenzen
nehmen ebenfalls zu.
Von 2016 bis 2019 sind insgesamt
2316 Mitglieder in Verfahren betreut
worden, für 2114 Mitglieder sind die
Verfahren abgeschlossen worden, dabei
konnten für die Mitglieder 7.096.909,19 €
errungen werden.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 11
Qualifizierung
DEN NACHWUCHS
STÄRKEN
Junge Aktive | Mit der Ausbildungsreihe
»Junge Aktive« nimmt die IG Metall Region Hamburg
eine bundesweit einzigartige Stellung ein:
Keine andere Geschäftsstelle bietet lokal eine
derartige Qualifizierung für Ehrenamtliche an.
Vom Erfolg profitieren auch die Teilnehmer*innen.
Nach dem Beginn der Ausbildungsreihe
im Jahr 2013 legte die IG Metall Region
Hamburg von 2016 bis 2019 vier weitere
Reihen auf: 2016 und 2017 erhielten
junge Aktive von Airbus in Finkenwerder
diese Weiterqualifikation. Parallel
wurden in einer weiteren Ausbildungsreihe
aber auch Kolleg*innen aus anderen
Betrieben geschult. 2018 und 2019
fanden ausschließlich gemischte Reihen
statt. Insgesamt nahmen seit 2013
70 junge Aktive aus elf Betrieben an den
Ausbildungsreihen teil.
Mit Modulen zu Öffentlichkeitsarbeit, Rhetorik,
Organizing, Arbeitsorganisation, Konfliktmanagement
und Betriebswirtschaftslehre machten
sich die Teilnehmer*innen fit für die Stärkung der
IG Metall in den Betrieben. Sie rücken für viele
ältere Kolleg*innen aus den Interessenvertretungen
nach und nehmen so wichtige
Rollen im Betrieb ein. Auch persönlich
entwickeln sich die Teilnehmer*innen weiter.
Parallel zu den Modulen entwickelten
sie eigene Projekte zur Mitgliederentwicklung
im Betrieb.
12 Wir #FAIRWANDELN die Region
Die Teilnehmer*innen der
Ausbildungsreihe 2019.
Obere Reihe: Alexander Hannich
(STILL), Marcel Köster (Airbus),
Yvonne Filusch (thyssenkrupp
Fahrtreppen), Bodo Koloska
(Airbus), Sascha Ebel (Airbus),
Frank Arndt (Airbus).
Untere Reihe: Tim Wynne
(STUTE), Felix Hoppe (Vattenfall),
Roger Hagen (Airbus), Falk
Barholz (Airbus), Arne Hansen
(Airbus).
NETZWERK AUFBAUEN,
VONEINANDER LERNEN
Felix Hoppe, ehemaliger Vorsitzender
der Konzern-Jugend- und
Auszubildendenvertretung von
Vattenfall, hat an der letzten Junge-
Aktive-Reihe 2019 teilgenommen.
Dort entwickelte er ein Ansprache-
Konzept, um den Organisationsgrad
bei den Auszubildenden zu
erhöhen. »Ich habe viel für spätere
Aufgaben mitgenommen «, sagt
Felix. »Mit den Modulen erhalten
wir ein gutes Rüstzeug dafür, Projekte
in Gang zu setzen.« Für Felix
wichtig: Die Teilnehmer*innen profitieren
vom Austausch untereinander
und bilden ein Netzwerk.
Das sieht auch Tim Wynne so. Er
arbeitet bei STUTE Logistics in
Hausbruch. Sein Projekt: Aufbau
einer Vertrauensleute-Struktur bei
dem Logistik-Unternehmen. Bisher
lag diese brach – es fehlten Aktive.
»Jetzt gibt es einen richtigen Sprung
in der Entwicklung«, sagt Tim. Der
Organisationsgrad wächst rasant.
Der stärker werdende Vertrauenskörper
machte mit Aktionen vorm
Tor und zum Weltfrauentag auf
sich aufmerksam. Workshops sowie
Klausuren des Vertrauenskörpers
und monatliche Sitzungen stärken
den Aufbau.
Das Projekt von Sascha Ebel, Vertrauensmann
bei Airbus in Finkenwerder,
ist der Zukunftstarifvertrag
bei dem Luftfahrt-Unternehmen.
Dieser läuft 2020 aus. Sascha erklärt
verständlich und einfach, was seine
Bestandteile sind, wie die Interessenvertretung
das Thema angeht
und warum es wichtig ist, die tarifliche
Regelung weiterzuführen.
»Die Ausbildungsinhalte sind sehr
praxisnah«, sagt Sascha. Besonders
hilfreich und aufklärend seien
die Module zur Verhandlungstaktik
gewesen. »Damit erhalten wir
das Rüstzeug, sicher und mehr auf
Augenhöhe zu verhandeln.«
EXPERT*INNENGRUPPE SOZIALPOLITIK
SOZIALES NETZ
ABSICHERN
Rund zehn Aktive haben seit September 2018 in der
Expert*innengruppe Sozialpolitik daran gearbeitet,
Anträge zum Thema Gesundheit und Pflege für das
»Parlament« der IG Metall zu formulieren. »Das Thema
Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe«, macht Jürgen
Hölting, Mitglied der Expert*innengruppe, klar.
Rente retten | Auslöser für die Expert*innengruppe Rentenpolitik
war der Gewerkschaftstag 2015: Aus dem Leitantrag
zur Stärkung der gesetzlichen
Rente folgte im Juli 2016
der Vorstandsbeschluss, das
Thema in die Geschäftsstellen
zu tragen. Die Gründung der
Expert*innengruppe erfolgte
im Dezember. Ein Ziel dabei:
die Kolleg*innen im Betrieb
stärker für die Herausforderungen
der Rentenpolitik zu
sensibilisieren.
Höhepunkt für die Arbeit der Gruppe war die Delegiertenversammlung
im März 2017 mit Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendem
Vorstandsmitglied der IG Metall. »Für die Delegiertenversammlung
– mehr als 100 betriebliche Kolleg*innen
waren anwesend – haben wir fünf Fragen an Hans-Jürgen formuliert«,
erzählt Rolf-Rüdiger Beyer, Mitglied der Expert*innengruppe.
Die Expert*innengruppe machte ihre Forderungen
deutlich: Stärkung der gesetzlichen Rente, eine Erwerbstätigenversicherung,
in die auch Beamt*innen, Freiberufler*innen
und Selbstständige einzahlen, Ja zur betrieblichen Altersvorsorge,
aber nicht als Ersatz für die gesetzliche Rente.
Forderungen in der ganzen Organisation umsetzen:
Hamburger Anträge zum Gewerkschaftstag | Von den
beiden Expert*innengruppen formuliert und von der Delegiertenversammlung
angenommen, reichte die Geschäftsstelle für
den Gewerkschaftstag fünf Anträge zum Thema Rente und
vier zum Thema Sozialpolitik ein. Sie wurden alle angenommen
oder flossen in andere (Leit-)Anträge ein. Vom Gewerkschaftstag
ging ein klares Bekenntnis zum Ausbau des Sozialstaats
aus. »Wir müssen uns jetzt überlegen, an welchen
Schrauben wir drehen müssen, damit unsere Forderungen
auch umgesetzt werden«, sagt Rolf-Rüdiger. Für Jürgen ist
klar: »Wir müssen weiterhin den Finger heben, wenn die Politik
unseren Forderungen nicht nachkommt.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 13
Ein Haus, eine Idee: »Tarifrunde = mehr
Geld. Super! Aber was ist mit meiner
Zeit? Nix!«, sagt die Comic-Figur. Und
im nächsten Bild fragt sie: »Was, wenn
ich selbst entscheiden kann?» Mit dem
Comic illustriert die Expert*innengruppe
Arbeitszeit ihre Idee. »Wir
haben immer versucht, unsere Ansätze
plakativ zu halten«, erinnert sich Andreas
Eben, stellvertretender Leiter des
Vertrauenskörpers bei STILL in Hamburg
und Mitglied der Expert*innengruppe.
Der Kampagne gaben Andreas
und die anderen Mitglieder einen
ebenso plakativen Namen: Hamburger
Idee.
Arbeitszeit | Mit ihrer Idee für eine bessere
Arbeitszeitgestaltung hat die Expert*innengruppe
Arbeitszeit weit über die Geschäftsstelle
hinaus Zeichen gesetzt. Die Ergebnisse ihrer
Arbeit spiegeln sich zum Teil in den
Ergebnissen der Tarifrunde
2018 der Metall- und
Elektroindustrie
wider.
Expert*innengruppe
WEIT MEHR
ALS COMICS
»Unser Ansatz: Wie können die Kolleg*innen
besser über ihre Zeit bestimmen und
anders Zeit einsparen?«, erklärt Ute Berbüsse,
Betriebsratsvorsitzende bei LMT
Fette Werkzeugtechnik und ebenfalls
Mitglied der Expert*innengruppe.
Ihren Ansatz entwickelte die Gruppe
nach dem Start der ersten Expert*innengruppe
zum Thema Arbeitszeit
2015. Damals ging es um Modelle zur
Altersteilzeit in Vorbereitung der Tarifrunde,
die in dem Tarifvertrag zum flexiblen
Übergang in die Rente (Flex-Ü)
mündeten.
UNTERWEGS, UM DIE IDEE
ZU VERBREITEN
»Wir haben uns immer mehr fokussiert«,
sagt Ute. Durch die Erfahrung
aus der alten Expert*innengruppe
gelang es, das Thema Arbeitszeit besser
zu strukturieren. Die Kernfrage
war dabei: Wie bekommen wir mehr
Souveränität bei der Arbeitszeit? Am
Ende stand die Idee zur Zeitsouveränität
und mit ihr die Idee, den Beschäftig-
14
Wir #FAIRWANDELN die Region
ten das Recht einzuräumen, die
Arbeitszeit selbstbestimmt zu
gestalten. »Jeder kann freiwillig
entscheiden, wie er Geld in Zeit
umwandelt«,
sagt Andreas.
Im Zentrum
der Hamburger
Idee stehen
Arbeitszeitkonten
mit
verschiedenen
Arten, sie zu
befüllen und
Geld in Zeit zu
wandeln.
»
Unser
Ihre Idee verbreiteten sie auf der
Sitzung der bezirklichen Tarifkommission
im Frühjahr 2017 und
später, im Sommer des Jahres,
auch auf dem Arbeitszeit-Kongress
der IG Metall in Mannheim.
Visitenkarten waren der
Türöffner für tiefergehende
Diskussionen auf dem Kongress.
»Wir sind mit allen ins
Gespräch gekommen«, sagt
Andreas. »Wir konnten allen
in aller Kürze erklären, was wir
wollten.«
ARBEITSZEIT BLEIBT WICHTIGES
THEMA
»Da stecken wir drin.« Andreas
zwinkert mit dem Auge:
Im Tarifergebnis 2018 in der
Metall- und Elektroindustrie ist
die Möglichkeit festgeschrieben,
Geld in Freizeit zu wandeln. Die
Gemeinsamkeiten sind auffällig:
Im Zentrum steht die Idee
der Selbstbestimmung bei der
Arbeitszeit. Nach dem Tarifabschluss
können Beschäftigte,
die Kinder erziehen, Angehörige
pflegen oder in Schicht
arbeiten, wählen,
ob sie statt
des tariflichen
Zusatzgeldes
acht freie
Tage nehmen
wollen. Zwei
Tage davon
finanziert der
Arbeitgeber.
»Unsere Hamburger
Idee
kannte im Gegensatz zum Tarifergebnis
keine Zielgruppe und
setzt auf Arbeitszeitkonten.«
Trotzdem sind Ute und Andreas
mit dem Tarifergebnis mehr als
zufrieden: Die Expert*innengruppe
weiß um die Früchte
ihrer Arbeit.
Ansatz:
Wie können die
Kolleg*innen
besser über ihre
Zeit bestimmen
und anders Zeit
einsparen?«
Und Arbeitszeit steht weiterhin
im Zentrum der tarifpolitischen
Agenda der
IG Metall, wie Beschlüsse zum
Gewerkschaftstag zeigen. Die
Expert*innengruppe hat einen
Antrag gestellt, der angenommen
wurde. Arbeitszeit und
Zeitsouveränität sollen weiterhin
ein Schwerpunktthema
bleiben. Die tarifliche Freistellungszeit
solle auf weitere
Gruppen, wie etwa Beschäftigte
in Teilzeit, ausgedehnt werden.
»Wir haben schon vieles vorgedacht,
das wir wieder aus dem
Köcher holen können«, freut
sich Andreas.
EXPERT*INNENENGRUPPEN TRANSFORMATION
TRANSFORMATION BEWEGEN
– SOZIAL, ÖKOLOGISCH UND
DEMOKRATISCH
»Die Transformation in den Betrieben betrifft alle«, sagt Wilfried Hardt,
Vertrauensmann bei Atos in Hamburg und Mitglied des Engineering-
Arbeitskreises. Nach Beschluss des Ortsvorstands bildete sich aus
dem Arbeitskreis eine Expert*innengruppe mit der Aufgabe, eigene
Ideen und Forderungen auszuarbeiten und daraus Anträge für den
Gewerkschaftstag zu formulieren.
Mit drei Gruppen ging es an die Arbeit. Eine Gruppe verschaffte sich
einen Überblick über die Veränderungen, die Digitalisierung sowie die
Energie- und Mobilitätswende. Eine zweite formulierte Ansprüche an
die Qualifizierung, die dafür erforderlich wäre, den Wandel im Sinne
der Beschäftigten zu gestalten. Die dritte Untergruppe beschäftigte
sich mit der Mitbestimmung in den Betrieben. Im Mittelpunkt aller
Diskussionen stand dabei: Transformation muss sozial abgesichert
und angstfrei gestaltet werden.
Das spiegelt sich auch im Antrag wider, den die Expert*innengruppe
erarbeitete – und der auf dem Gewerkschaftstag angenommen
wurde. Der Vorstand der IG Metall wird aufgefordert, eine breite,
ergebnisoffene Diskussion zum Thema Grundeinkommen zu führen.
Denn nur wer sozial gesichert sei, könne »selbstbestimmt, ohne Existenzdruck
und Zwang seine Fähigkeiten entfalten und einen Beitrag
zur Gesellschaft leisten«, heißt es in dem Antrag.
Auch auf einer Betriebsräte-Infotagung im September stand das
Thema Transformation im Mittelpunkt. Über 50 Betriebsräte und Vertrauensleute
diskutierten darüber, wie der Wandel mit Guter Arbeit
und einem guten Leben für alle Beschäftigten zu gestalten ist. Mit
dabei auf dem
Podium waren
auch Dr. Melanie
Leonhard,
Senatorin für
Arbeit, Soziales,
Familie
und Integration
in Hamburg
(SPD), und
Michael Westhagemann,
Hamburger Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Das Ergebnis:
Transformationen können nur gelingen, wenn sie sozial, ökologisch
und demokratisch angepackt werden – von betrieblichen und
politischen Akteur*innen. In der Region Hamburg wird die IG Metall
dabei sein, deutlich mitreden und mitgestalten.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 15
Airbus | Der digitale
Wandel verändert umfassend
Arbeitsprozesse auch
bei Airbus. Dank der Mitbestimmung
sind Betriebsrat
und Vertrauenskörper bei
der Gestaltung der Zukunft
immer in der ersten Reihe
mit dabei. Mit dem aktuellen
Zukunftstarifvertrag
wird Beschäftigung beim
Flugzeugbauer gesichert.
Mitte 2020 wird er neu
verhandelt.
Die Vertrauenskörperleitungen
und Betriebsratsvorsitzenden
der drei Airbus-Standorte in
der Region (von links: Martin
Rother, VKL Stade. Torsten Steiger,
VKL Buxtehude, Sophia Kielhorn,
Betriebsratsvorsitzende Hamburg,
Tamer Yüksel, stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender Stade,
Thomas Junk, VKL Hamburg, Thomas
Kattein, Betriebsratsvorsitzender
Buxtehude, Peter Dräger, VKL
Hamburg).
Luftfahrtindustrie
WIR SIND
DAS TEAM
FUTURE
16 Wir #FAIRWANDELN die Region
Wenn es
brennt,
stehen sie
zusammen. Zum
Beispiel als Airbus 2018
Ratenanpassungen beim A380
und A400M ankündigte. Der Flugzeugbauer
wollte europaweit bis zu 3700
Stellen streichen. »Wir sorgten uns um die
Zukunft der Arbeitsplätze«, sagt Sophia
Kielhorn, Betriebsratsvorsitzende von
Airbus in Hamburg. Zusammen mit den
Beschäftigten an den anderen Standorten
des Luft- und Raumfahrtkonzerns forderten
die Kolleg*innen klare Perspektiven
für sichere Arbeit. »Zukunft gemeinsam
gestalten« war das Motto des Aktionstages.
Für die betroffenen Airbus-Standorte in
Deutschland begannen Verhandlungen
über einen Interessensausgleich und Sozialplan.
»Die Verhandlungen beim A380
waren eine Herausforderung«, sagt Sebastian
Züge, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
von Airbus in Hamburg,
und fügt hinzu: »Die erzielte Sonderregelung
und der bei Airbus seit 2012 geltende
Zukunftstarifvertrag geben den Beschäftigten
dabei Sicherheit.«
»
Von
Der Zukunftstarifvertrag
hat es
in sich: Er regelt
unter anderem,
dass betriebsbedingte
Kündigungen
bis Ende 2020 ausgeschlossen
sind. Durch eine Sonderregelung erhielten
alle Beschäftigte, die ihren Bereich verlassen
wollten, zudem einen Anspruch auf
einen gleichwertigen Arbeitsplatz. Sollte
das nicht gelingen, haben die Kolleg*innen
Anspruch auf das gleiche Entgelt. »Wir
haben die Entgelte komplett abgesichert,
und die Beschäftigten konnten in anderen
Programmen weiterarbeiten«, sagt Sophia.
Mit der Regelung konnte auch das 2019
verkündete
Aus für
die Produktion des
A380 gut abgefedert werden.
Anfang an war für uns
klar, wir müssen die Veränderungen
mitgestalten.«
DEN WANDEL BEGLEITEN UND GESTALTEN
Auch bei Airbus greift die Transformation
auf die Arbeitsgestaltung und -organisation
über. »Von Anfang an war für
uns klar, wir müssen diese Veränderungen
mitgestalten«, sagt Thomas Kattein,
Betriebsratsvorsitzender von Airbus in
Buxtehude.
Wichtig für die Betriebsräte und Vertrauensleute:
Der Mensch muss bei der Digitalisierung
im Mittelpunkt stehen – und nicht
die Maschine. Zentral war deshalb der
Gedanke, die Weiterbildungschancen
für die Beschäftigten zu verbessern. Mit
der Gesamtbetriebsvereinbarung »Learning4me«,
die sogar für
den Betriebsrätepreis
2017 nominiert wurde,
hat die Interessenvertretung
einen Schritt dahin
getan. Die Vereinbarung
gewährleistet, dass ein unabhängiges Gremium
über die Weiterbildung entscheidet.
Die Beschäftigten erhalten die Möglichkeit,
sich zu einem Thema weiterzubilden,
das sie interessiert. Airbus unterstützt die
Weiterbildung finanziell und arbeitsorganisatorisch.
DIGITALE LERNFABRIK
Die Interessenvertretung bewegt die
Mitbestimmung auch bei der Airbus-
»Learning
& Exploration
Factory«. In
der Lernfabrik können die
Beschäftigten neue Technologien
wie Virtual-Reality-Brillen oder Exoskelette
in einer Testumgebung ausprobieren,
um sich fit für die Arbeit der Zukunft zu
machen. »Als Interessenvertretung sind
wir stets in die Gestaltung der Fabrik eingebunden«,
sagt Thomas.
Das bewegende Thema der Zukunft für die
Interessenvertretung ist der Ende 2020 auslaufende
Zukunftstarifvertrag. »Unsere
Befragung der Mitarbeiter*innen hat
gezeigt, wie wichtig verbindliche Vereinbarungen
zur Beschäftigungssicherung
sind«, sagt Sophia. Insgesamt wurden von
den Beschäftigten mehr als 10.000 Fragebögen
ausgefüllt. So konnte die Interessenvertretung
durch die Befragung
erfahren, wo den Kolleg*innen der Schuh
drückt und was es auch in Zukunft weiter
zu regeln gibt.
Auf einer Vertrauensleutevollversammlung
im Januar 2020 wurden die Ergebnisse
der Befragung mit fast 500 Vertrauensleuten
– aus allen Standorten – breit
diskutiert. Damit wurde die Tarifrunde
eingeläutet.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 17
Airbus-Zuliefererindustrie
KAMPFBEREIT
ZUR STANDORT-
SICHERUNG
Diehl Aviation | Der
Luftfahrt-Zulieferer
Diehl Aviation wollte
mehr als die Hälfte der Belegschaft
in Hamburg entlassen. Das
sorgte für Widerstand: Zusammen mit
Betriebsrat und IG Metall riefen die
Beschäftigten eine Tarifbewegung zur
Standortsicherung ins Leben.
18 Wir #FAIRWANDELN die Region
Der Arbeitgeber wollte unter
anderem die komplette Serienfertigung
von Bordküchen und Waschräumen
für verschiedene Airbus-Typen wie den A380
von Hamburg nach Ungarn verlagern, um Kosten
zu senken. An den ungarischen Standorten
Nyírátor und Debrecen baut das
zur Diehl-Gruppe in Nürnberg gehörende
Unternehmen seine Kapazitäten
aus. In Hamburg jedoch sollten dafür 550
Arbeitsplätze wegfallen.
»
Die
»Die Pläne waren eine Kampfansage an
die gesamte Belegschaft«, sagt Ulrich
Orth, Betriebsratsvorsitzender von Diehl
Aviation. Belegschaft, Betriebsrat und IG
Metall kündigten Widerstand an. Schon
länger liefen Gespräche
mit der Geschäftsführung,
um zu klären,
wie der Standort
nach dem Auslaufen
der Beschäftigungssicherung
Ende 2018
zukunftsfähig aufgestellt
wird. »Wir haben Vorschläge
gemacht, wie man die Arbeitsplätze und
den Standort sichern kann. Auf konstruktive
Vorschläge gab es aber keine Rückmeldung«,
sagt Thomas Wolff, stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender.
WUNSCH
NACH SOZIAL-
TARIFVERTRAG
Auch die Verhandlungen
zum
Interessensausgleich und Sozialplan mit
dem Arbeitgeber verliefen zäh. Ein erster
Warnstreik der immer stärker werdenden
Belegschaft erhöhte den Druck. »Die
Kolleg*innen haben laut und entschieden
klargemacht: Wir wollen die Übernahme
der sozialen und regionalen Verantwortung
für die Beschäftigten«, sagt Thomas.
Es stieg der Wunsch
der Belegschaft nach
einem Sozialtarifvertrag
zur Standortsicherung.
Mit einem
zweiten Warnstreik
erhöhten die Beschäftigten
den Druck erneut. Zeitgleich bereiteten
IG Metall und Betriebsräte weitere
Maßnahmen vor. Die Situation drohte zu
eskalieren. Die Urabstimmung für einen
unbefristeten Arbeitskampf stand kurz
bevor. »Wir waren bereit, eine weitere
Eskalationsstufe zu ziehen«, sagt Ulrich.
Pläne über eine
Verlagerung waren eine
Kampfansage an die
gesamte Belegschaft.«
STANDORT
BLEIBT ERHALTEN
Aber dazu kam es nicht. In den
abschließenden Verhandlungen einigten
sich die IG Metall Region Hamburg
und der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber
auf einen Interessenausgleich, Sozialplan,
Sozialtarifvertrag und eine Reihe an
Betriebsvereinbarungen. Zum Gesamtpaket
gehört, dass Hamburg als Standort für
Produktion, Vertrieb, Service, Logistik und
Entwicklung erhalten bleibt.
Im Sozialtarifvertrag ist vereinbart, dass
bis 2023 maximal 240 Arbeitsplätze stufenweise
abgebaut werden können. Dazu
gehören Regelungen zu Abfindungen und
eine Transfergesellschaft. Mit einem Bonus
für IG Metall-Mitglieder bei Abfindungen
wird ihr Einsatz beim Widerstand gegen
die Abbaupläne honoriert.
»Das ist ein akzeptables Ergebnis. Wir
haben viel erreicht und vor allem die Pläne
des Arbeitgebers abwehren können«, sagt
Ulrich. Thomas ergänzt: »Ohne die Warnstreiks
hätten wir das nicht hinbekommen.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 19
Steinway & Sons | Neue Technologien sorgen beim Klavierbauer
Steinway & Sons nicht nur für musikalische Impulse.
Auch der Standort wird damit zukunftsfest
gemacht – mit einem starken Betriebsrat,
der Mitbestimmung aktiv lebt.
Holz und Kunststoff
MITBESTIMMUNG
KLINGT GUT
Spirio verleiht der Klavierfabrik neue Flügel.
Die Erweiterung des elektronischen Selbstspielsystems
mit einer Aufnahmefunktion
sorgt für mehr Auslastung bei Steinway
& Sons. »Die Kapazitäten wurden in den
letzten Jahren deutlich erhöht«, sagt Birgit
Kaulitz, Betriebsrätin und stellvertretende
Leiterin des Vertrauenskörpers. Über zu
wenig Arbeit können sich die Beschäftigten
nicht beklagen – es mangelt an Platz.
»Wir sind an unsere Grenzen gestoßen«,
sagt Birgit.
Der Betriebsrat und die Vertrauensleute
schauen besonders auf die Standortsicherung.
Dass der Geschäftsführer von den
Eigentümer*innen Geld eingesammelt hat,
war dabei ein gutes Zeichen: Investitionen
als Standortsicherung. »Es gibt bei uns
einen riesigen Investitionsstau«, sagt Olaf
Höpner, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
und Leiter des Vertrauenskörpers.
Mit dem Geld soll unter anderem ein
neues Lackierhaus gebaut werden.
AUTOMATISIERUNG GESTALTEN
Ein Polier-Roboter, der den Flügel-Korpus
poliert, verändert auch bei dem Klavierbauer
die Arbeitsabläufe. Durch den Einsatz
des Roboters werden einige Beschäftigte
ersetzt – allerdings war das Polieren
eine mühsame Arbeit. »Für uns ist die
Herausforderung: Was bleibt an Arbeit
übrig?«, fragt Birgit. »Es geht darum,
Arbeit so zu gestalten, dass die Belastung
möglichst gering ist.«
Ein erster Schritt wurde bei Steinway mit
dem Abschluss einer Betriebsvereinbarung
gemacht. Die Eckpunkte sind Qualifizierung,
Beschäftigungs- und Entgeltsicherung. So darf
der Einsatz des Roboters nicht zum Wegfall von
Arbeitsplätzen führen oder zu Sparmaßnahmen
bei den Löhnen und Gehältern.
Auch Qualifizierungsbedarf ist Inhalt
der Betriebsvereinbarung. Verabredet
wurde, dass das Projekt unter Beteili-
20 Wir #FAIRWANDELN die Region
»Guter Klang mit guter Arbeit«: Olaf Höpner,
stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
und Leiter des Vertrauenskörpers (2. von
links) mit Birgit Kaulitz, Betriebsrätin und
stellvertretende Vertrauenskörperleiterin
zusammen mit Kollegen in der Endkontrolle.
JELD-WEN
BESSER MIT TARIF
Die Beschäftigten wollten die
ungerechte Bezahlung nicht hinnehmen
und riefen eine Tarifbewegung
ins Leben.
Gehaltserhöhungen wurden beim Türenhersteller
JELD-WEN nach rein subjektiven
Kriterien gewährt. »Die Unzufriedenheit
der Kolleg*innen über diese Lohnwillkür
war groß«, sagt Volker Henning, IG Metaller
beim Türenhersteller JELD-WEN in
Hamburg. Am süddeutschen Standort in
Oettingen galt der Tarifvertrag
der bayerischen Holzund
kunststoffverarbeitenden
Industrie, in Hamburg
nicht. »Wir wollten Gleichberechtigung.
Wir wollten
ebenfalls einen Tarifvertrag«,
sagt Volker.
Auf einer Betriebsversammlung
gab die IG Metall einen Überblick über
das Verdienstniveau mit Tarifvertrag. Das
sorgte für einen großen Schwung neuer
Mitglieder an dem Standort mit seinen rund
40 Beschäftigten. Mit einem Forderungskatalog,
der sich am bayerischen Tarifvertrag
orientiert, ging es in die Verhandlungen,
begleitet von Aktionen der Beschäftigten.
gung der Beschäftigten angegangen wird.
»Das schafft mehr Akzeptanz«, sagt Olaf.
Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit den
Themen Arbeitszeit, Qualität und Entgelt.
»Wir versuchen, bei den anstehenden Veränderungen
alle Kolleg*innen einzubeziehen«.
Das zentrale Medium des Betriebsrates,
um die Beschäftigten zu informieren, bleiben
die »Montagsbriefe«, das Informationsblatt
des Betriebsrates. »Wenn die nicht
kommen, wird gemeckert«, weiß Birgit.
Dort war auch die letzte Tarifrunde in der
holzverarbeitenden Industrie Thema. Die
IG Metall setzte durch, dass die Auszubildenden
für den Aufenthalt in der Berufsschule
in Süddeutschland einen höheren
Beitrag vom Arbeitgeber erhalten. Der
ist jetzt tariflich festgesetzt. Die Zahlung
erfolgt nicht mehr nach dem »Good Will«
des Arbeitgebers.
WERTZEITKONTEN SCHAFFEN FLEXIBILITÄT
Zusätzlich gibt es jetzt Wertzeitkonten.
»Die Kolleg*innen können Zeit oder Geld
in ein Langzeitkonto überweisen, um es
für ein Sabbatical, Pflege oder den vorzeitigen
Ausstieg aus dem Erwerbsleben zu
nutzen«, fasst Olaf die Regelung zusammen,
die für mehr Selbstbestimmung bei
der Arbeitszeit sorgt.
Im März 2019 gelang der Durchbruch:
Ein Tarifvertrag, der mehr Entgelt
und Weihnachtsgeld, eine bessere
Arbeitszeit-Regelung und eine
Lösung bei der Eingruppierung regelt,
wurde vereinbart. Zukünftige Probleme
bei der Eingruppierung klärt nun eine paritätisch
besetzte Kommission.
Volker hat die Tarifbewegung als Metaller
und Mitglied der Verhandlungskommission
begleitet. Die Kolleg*innen haben ihr wichtigstes
Ziel erreicht: Mit dem Tarifvertrag in
der Tasche kann der Arbeitgeber keine Willkür
mehr walten lassen.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg
21
Pella Sietas | Es geht aufwärts bei der Pella Sietas-
Werft: Neue Aufträge sorgen auf Deutschlands ältester
Werft für mehr Beschäftigung. Ein fortgeschriebener
Ergänzungstarifvertrag stellt sicher, dass es keine
betriebsbedingten Kündigungen gibt.
Schiffbau
ENDLICH WIEDER
RUHIGE ZEITEN
22 Wir #FAIRWANDELN die Region
Stolz auf die Arbeit: Georg Netuschil,
stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
und Dieter Zibell, Betriebsratsvorsitzender
vor einem Neubau im Außendock.
Das Jahr 2019 endete mit einer guten Nachricht
für die Beschäftigten der Pella Sietas-Werft.
Ein 100 Millionen Euro schwerer Auftrag
zum Bau eines Eisbrechers für russische
Behörden ist mehr als nur eine Zukunftsperspektive.
»Wir haben genug Arbeit«, sagt
Georg Netuschil, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
von Pella Sietas. Bis Ende
2020 soll die Belegschaft von derzeit 314 auf
400 Kolleg*innen anwachsen.
In dem von Übernahmen und durch falsche
politische Weichenstellungen krisengeschüttelten
Schiffbau sind das gute Zeichen.
»Wir haben in den letzten Jahren
deutlich Personal aufgebaut«, sagt Georg.
Pella Sietas baut Fähren für den Hamburger
Hafen, die Stadtwerke Konstanz (für
den Bodensee), die Reederei Norden Frisia
(als Verbindung zwischen Norderney
und dem Festland) und einen Yachtkasko
für Abeking & Rasmussen. Zur Zeit wird
ein über 100 Meter langer Saugbagger für
die Elbvertiefung gebaut. »Endlich fahren
wir mal in ruhigen Gewässern«. Dieter
Zibell, Betriebsratsvorsitzender bei Sietas,
ist anzumerken, dass ihm die Jahre der
Krisen bei Sietas noch in den Knochen stecken.
Seit 2016 ist die Anzahl der Beschäftigten
kontinuierlich gewachsen.
PROBLEME: VON AUSSEN UND VON INNEN
Das liegt auch an der außenpolitischen
Situation. Pella Shipyard aus St. Petersburg
in Russland, seit 2014 der Eigentümer der
Werft, war von Sanktionen der USA und
der EU betroffen. »Die Sanktionen bestehen
noch, aber berühren hauptsächlich
militärische
Aufträge.
Zum Glück
betrifft das nicht den Bau
des Eisbrechers, mit dem wir
jetzt anfangen«, berichtet Georg.
Zur Belastungsprobe für das Verhältnis
zum neuen Arbeitgeber wurden die
»
Wir
haben zugestimmt,
die Auszahlung der Tariferhöhung
zeitversetzt
auszuzahlen. In den
sauren Apfel haben wir
gebissen, weil uns eine
zukunftsfähige Werft wichtig
war. Und die Belegschaft
stand hinter uns.«
Wünsche der Geschäftsführung: Einführung
der 40-Stunden-Woche sowie Verzicht
auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
»Mit dem Forderungskatalog des Arbeitgebers
waren wir nicht einverstanden«,
sagt Georg.
BESCHÄFTIGUNG AM STANDORT
GESICHERT
Nach vier Verhandlungsrunden einigten
sich Betriebsrat und IG Metall mit dem
Arbeitgeber auf einen Ergänzungstarifvertrag,
der die Zukunft der Werft sichert. In
weiten Teilen schreibt er die bereits bestehende
Reglung fort: Der Tarifvertrag sieht
zwar unbezahlte Mehrarbeit vor, aber im
Gegenzug
konnte dafür
die Einführung der
40-Stunden-Woche verhindert
werden. IG Metall-Mitglieder
erhalten einen Tag Sonderurlaub
pro Jahr. Die Beschäftigten profitieren
von gestaffelten Sonderzahlungen, dafür
wird die Tariferhöhung zeitversetzt ausgezahlt.
Auszubildende erhalten ein Viertel
der Sonderzahlung. Bis Ende 2020 darf
es keine betriebsbedingten Kündigungen
geben. »In den sauren Apfel haben
wir gebissen, weil uns eine zukunftsfähige
Werft wichtig war«, sagt Georg. Damit
lagen die Betriebsräte und Vertrauensleute
richtig, wie die Zustimmung der Belegschaft
zeigte.
ZEICHEN FÜR DIE ZUKUNFT:
AUSBILDUNG AUF DER WERFT
Erfreulich ist auch, dass die Werft seit
2017 Industriekaufleute und Konstruktionsmechaniker*innen
ausbildet. »Damit
wird auch nach außen deutlich: Bei Pella
Sietas gibt es auch für junge Menschen eine
Zukunft«, sagt Georg. »Und nicht zuletzt
sind auch viele Leiharbeitnehmer*innen
in Festanstellung übernommen worden«,
berichtet er weiter. »Gut für ihre Lebensperspektiven,
gut für ihr Einkommen«.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 23
Schiffbau
AUFTRAG:
TRADITIONSWERFT
RETTEN
Blohm+Voss | Auch unter dem neuen Eigentümer
leidet Blohm+Voss unter der Durststrecke im Schiffbau.
Betriebsrat und IG Metall kämpfen um jeden Arbeitsplatz.
Die Vergabe eines Großauftrages im Marineschiffbau
könnte die Zukunft der Werft retten.
Die Hallen wurden überholt, neue saubere
Arbeitsplätze geschaffen. Nach der Übernahme
von Blohm+Voss startete die Bremer
Lürssen Werft die Sanierung. Allerdings
auch bei den Beschäftigten: Die
Geschäftsführung, die auch Eigentümerin
der Norderwerft in Hamburg ist und
Standorte in Bremen, Rendsburg und
Wolgast (Peene-Werft) hat, sprach von
»Anpassungsbedarf«. Insgesamt sollten
300 Arbeitsplätze bei Blohm+Voss abgebaut
werden.
Das sorgte für Gegenwind durch die Interessenvertretung,
die Belegschaft und die IG
Metall. »Vor der Tür ging die Post ab«, erinnert
sich Murat Acerüzümoglu, Betriebsratsvorsitzender
von Blohm+Voss, an die
Situation nach der Betriebsversammlung
im Frühjahr 2017, auf der der neue Arbeitgeber
seine Pläne verkündete. Das gesamte
Team versammelte sich vorm Tor und
machte Stimmung. Aus Unsicherheit über
»
Die
europaweite
Vergabe von Aufträgen
ist eine falsche industriepolitische
Strategie.«
die Zukunft wurde lautstarker Protest.
DER WERT DER TARIFBINDUNG
Begleitet von einem großen Hamburger
Medienecho um den Konflikt auf der Traditionswerft
ging es in die Verhandlungen
um einen Interessensausgleich und
einen Sozialplan. Der Kompromiss: Die
Beschäftigten müssen auf einen Teil des
Weihnachts- und Urlaubsgelds verzichten
und unentgeltliche Mehrarbeit verrichten.
Zudem wird die Tariferhöhung verschoben.
Dafür profitieren die Beschäftigten
weiterhin von der Anbindung an den
Flächentarifvertrag. »Uns ist es gelungen,
die damit geltenden Tabellenerhöhungen
zu sichern, wenn auch später«, sagt Ralf
Lemke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
von Blohm+Voss. 600 Arbeitsplätze
konnten gerettet werden.
Mit der Vergabe zum Bau des Mehrzweckkampfschiffes
MKS 180 könnten sich
die Auslastung der Werft und damit die
24 Wir #FAIRWANDELN die Region
THYSSENKRUPP MARINE SYSTEMS
GEMISCHTE
AUSSICHTEN
Die Auslastung bei thyssenkrupp Marine
Systems ist noch gut – doch der Umbau
des Konzerns bringt Unsicherheiten.
»Das hat für viel Unruhe im Betrieb gesorgt«,
sagt Christina Lafin-Hoffmann (Bild links).
Die Betriebsratsvorsitzende von thyssenkrupp
Marine Systems (tkMS) in Hamburg
spielt damit auf Gespräche der Geschäftsführung
mit German Naval Yards zur Vergabe
des MKS-180-Auftrags an. Zusammen mit der
Kieler Werft hatte sich die Konzerntochter als
Subunternehmer um den Bau des Marineauftrags
beworben, ging aber leer aus. Eine Delle
im Arbeitsvolumen
hat das zum Glück
nicht verursacht.
»Wir sind zurzeit gut
ausgelastet«, sagt
Christina.
Beschäftigungssituation in Zukunft
ändern. Den Zuschlag für den Bau
hat die niederländische Damen-Werft
bekommen, unter deren Führung
auch Blohm+Voss an dem Auftrag
beteiligt ist.
POLITIK STELLT DIE FALSCHEN
WEICHEN
Um die Zukunft der Werft und damit
der Beschäftigten zu sichern, wollte
man den Auftrag haben. Gleichzeitig
hat der Betriebsrat zusammen mit
dem IG Metall Bezirk Küste und den
Interessenvertretungen der anderen
Werften in Norddeutschland Druck
auf die Politik ausgeübt. »Wir haben
klargemacht, dass die europaweite
Vergabe von Aufträgen eine falsche
industriepolitische Strategie ist«, sagt
Murat. Die Politik muss den Überwasserschiffbau
als Schlüsseltechnologie
in Deutschland definieren, wie im
Koalitionsvertrag von SPD und CDU
vorgesehen. Dann ist es möglich, Aufträge
wie den Bau des MKS 180 national
zu vergeben.
Welches Arbeitsvolumen an dem milliardenschweren
und bisher größten
Bauauftrag der Marine in Hamburg
bleibt, ist noch offen. Ungeachtet der
schwierigen Vergabesituation wissen
aber auch die Betriebsräte: Der Auftrag
könnte die Perspektive für ihre
Kolleg*innen deutlich verbessern.
Unter anderem sorgen
Staatsaufträge
für den Bau neuer
Korvetten für gute
Auslastung. An dieser
Arbeit sind eine
Reihe von Werften an der Küste beteiligt. Die
Konstruktionsleistungen steuern die Beschäftigten
an den tkMS-Standorten bei. Am Standort
auf dem Blohm+Voss-Gelände in Hamburg
sind das rund 500 Beschäftigte, die im Einkauf,
in der Konstruktion und im Controlling im Verbund
mit den anderen tkMS-Standorten in Kiel
und Emden arbeiten.
Trotz des leichten Personalaufbaus in den letzten
Jahren weiß Christina: »Die Rahmenbedingungen
im Konzern haben sich verändert.« So
überlegte thyssenkrupp seine Konzerntochter
tkMS zu verkaufen, der Standort in Emden
sollte geschlossen werden. »Den Kampf der
Kolleg*innen haben wir unterstützt und uns
solidarisiert«, sagt Christina. Damit konnte
auch die Interessenvertretung in Hamburg seinen
Teil dazu beigetragen, dass der Standort an
der Nordsee erhalten werden konnte.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 25
STUTE | Die Beschäftigten in der Kontraktlogistik
er halten häufig schlechtere Löhne als ihre Kolleg*innen
in ihren Kundenunternehmen. Doch das ändert sich
nach und nach. Bei STUTE sichert ein Tarifvertrag den
Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.
Kontraktlogistik
AUF DEM WEG ZU
BESSEREN
ARBEITS BEDINGUNGEN
Udo Neumann, Vertrauenskörperleiter (2. von links) im Kreis seiner Vertrauensleute
26
Wir #FAIRWANDELN die Region
RCL AUTOMOTIVE
NASE VOLL!
»Wir haben gefragt, was sie sich wünschen«,
erzählt Udo Neumann, Leiter des Vertrauenskörpers
am Standort Hausbruch
von STUTE. Vor der dritten Tarifverhandlung
hat der Betriebsrat in Zusammenarbeit
mit den
»
In
Vertrauensleuten
und der IG Metall
Region Hamburg
eine Mitgliederversammlung
einberufen.
Jedes Mitglied
konnte fünf Punkte
für die auf einem Flipchart festgehaltenen
Vorschläge vergeben. »Der größte
Wunsch war ein Mitgliederbonus«, erinnert
sich Udo. Außerdem standen mehr
Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie eine
Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen
hoch im Kurs.
Mehr Geld ist den Kolleg*innen in der Kontraktlogistik
wichtig: Sie sehen nicht
ein, warum sie schlechtere Löhne als
Beschäftigte der Unternehmen bekommen
sollen, für die sie Dienstleistungen
erbringen. Bei STUTE in Hausbruch,
Finkenwerder, Stade und Bremen sorgen
sie dafür, dass Teile für die Flugzeug-
Produktion bei Airbus rechtzeitig eintreffen.
Durch die Fremdvergabe sparen
die Kundenunternehmen Geld, in dem
sie Tätigkeiten auslagern, die vormals
Stammbeschäftigte übernommen haben.
Umso wichtiger sind gute Tarifverträge.
BESSER MIT TARIF
Ein Beispiel dafür ist der Tarifabschluss
bei STUTE: Die Beschäftigten profitieren
von einer Steigerung der Entgelte und
Ausbildungsvergütungen in drei Stufen
– um 3,5 Prozent zum 1. Januar 2019,
2,5 Prozent Anfang 2020 und weitere 2,5
Prozent Anfang 2021. Außerdem gibt es
mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die
Zahl der Urlaubstage steigt bereits nach
kürzerer Betriebszugehörigkeit auf bis zu
30 Tage. Im Januar 2020 gab es außerdem
den gewünschten Mitgliederbonus als
Einmalzahlung
von 350 Euro.
»Besser geht
immer. Aber es
gibt inzwischen
viele gute Dinge
im Tarifvertrag,
die noch vor vielen
Jahren undenkbar waren«, sagt Udo.
der Kontraktlogistik
finden die Beschäftigten
mittlerweile gute
Arbeitsbedingungen.«
Vor Jahren gab es bei dem Airbus-Dienstleister
gar keinen Tarifvertrag und keine Mitbestimmung.
In einer langen Reihe an
Konflikten und Ereignissen erfolgte die
Betriebsratsgründung an den STUTE-
Standorten. Mit einer starken Bewegung
im Rücken gelang es 2016, einen
IG Metall-Tarifvertrag durchzusetzen.
»Seitdem bekommen wir Entgelt nach
fest definierten Maßstäben«, sagt Udo.
In der Nachfolge erstritten die Metaller*innen
bei STUTE einen gemeinsamen
Entgeltrahmentarifvertrag (GERT).
Dieser sorgt für bessere Eingruppierungen.
Die dadurch entstehenden Mehrkosten
werden durch eine Kompensation
über fünf Jahre festgelegt. Jedes Jahr entscheidet
die Tarifkommission, wie diese
erbracht werden können, etwa durch
eine Anrechnung des Weihnachts- oder
Urlaubsgeldes.
»In der Kontraktlogistik finden die Beschäftigten
mittlerweile gute Arbeitsbedingungen«,
sagt Udo. Mit den kommenden
Tarifrunden sollen diese dann noch besser
werden.
Irgendwann hatten sie die Nase voll. Seit
Monaten liefen die Verhandlungen bei
RCL Automotive in Hamburg, dem Logistik-Dienstleister
am Standort vom Mercedes-Benz-Werk
Hamburg. Aber auch in
der sechsten Tarifverhandlung gab es kein
Ergebnis. Rund
300 Beschäftigte
machten deshalb
mächtig Druck
für ihre Forderungen.
»Es war das
erste Mal, dass wir
gestreikt haben«,
erinnert sich Semi Oueslati, Betriebsratsvorsitzender
von RCL Automotive. In dem
gut organisierten Betrieb ging für zwei Stunden
nichts mehr.
Diese Signale hörten die Arbeitgeber dann.
In den folgenden Verhandlungen wurde
damit ein Ergebnis durchgesetzt: Durch
einen neuen Entgelttarifvertrag,
einen Manteltarifvertrag und eine
transparente Lohn- und Gehaltsstruktur
mittels Einführung des Entgeltrahmenabkommens
(ERA) wurden bessere
Arbeitsbedingungen und mehr
Gerechtigkeit geschaffen. Die Beschäftigten
profitieren unter anderem von einer
deutlichen Erhöhung der Entgelte von 7 bis
zu 30 Prozent in den Lohn- und Gehaltsgruppen,
zusätzlichem Urlaubsgeld nur für
Mitglieder und einer Jahressonderzahlung.
Das reicht den Beschäftigten aber nicht:
Das Ziel sind nun weitere Verbesserungen,
um weiter an das Entgeltniveau
der Metall- und Elektroindustrie
heranzurücken. Die Metaller*innen
verstehen nicht, warum nicht auch in ihrem
Unternehmen dieselben Entgelte gezahlt
werden wie bei Mercedes-Benz. »Gleiches
Geld für gleiche Arbeit. Das ist unser Standpunkt«,
sagt Semi.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg
27
Informationstechnologie
WIR-GEFÜHL
ENTSTANDEN
Atos und Unify | Mit kreativen Ideen
machen die Aktiven bei den IT-Dienstleistern
Atos und Unify auf sich aufmerksam
– und werden stärker. Das zeigte
sich auch in Tarifrunden: Mit viel Druck
haben die IG Metall und die Beschäftigten
ein gutes Paket für den digitalen
Wandel im Unternehmen abgeschlossen.
28 Wir #FAIRWANDELN die Region
Atos und Unify sind immer zu sehen. Auf
Demonstrationen, bei Soli-Aktionen und
auf eigenen Veranstaltungen, zum Beispiel
während der Tarifrunde 2019 bei den IT-
Dienstleistern. Parallel zu den Verhandlungen
machten die Beschäftigten aus
Hamburg zusammen mit den Kolleg*innen
aus Bremen, Hannover und Holzminden
Druck für ihre Forderungen. »Umbau
ja, aber wir bezahlen ihn nicht«, stand auf
den Plakaten.
ZUSAGEN ZUR QUALIFIZIERUNG
ABGERUNGEN
Der Einsatz der Beschäftigten war nötig.
Atos und Unify forderten einen Beitrag
der Beschäftigten zur Transformation
– mit Einschnitten in den Arbeitsbedingungen.
Herausgekommen ist ein
Tarifvertrag zwischen IG Metall, dem
Gesamtbetriebsrat und der Geschäftsführung
ohne Restrukturierungen und Personalabbau.
»Das Besondere ist der Tarifvertrag
zu Qualifizierung mit grundlegenden
Ansprüchen zur Weiterbildung«, sagt Lars
Dinse, Betriebsrat und Leiter des Vertrauenskörpers
bei Atos in Hamburg.
Das Gesamtpaket besteht neben Investitionszusagen,
Beschäftigungssicherung bis
Ende 2022 und Errichtung eines Transformationsbüros
auch aus einem Tarifvertrag
für die Übernahme der dual Studierenden.
Im
Gegenzug für
das Paket muss jede*r
Beschäftigte einen durchschnittlichen
Beitrag von 22,5 Arbeitsstunden
zur Transformation einbringen.
DER IG METALL EIN GESICHT GEBEN
Das Ergebnis war nur durch die vielen
Aktionen der Beschäftigten möglich. »Die
Verankerung der IG Metall in den Köpfen
ist viel stärker geworden«, betont Wilfried
Hardt, Vertrauensmann bei Atos. Die
Interessenvertretung
»
Die
zeigt mehr Gesicht,
ist auch bei den BR-
Infotagungen der
Geschäftsstelle regelmäßig
dabei. »Es ist
ein großes Wir-Gefühl entstanden«, sagt
Rainer Schmidt, Betriebsrat und stellvertretender
Leiter des Vertrauenskörpers bei
Atos.
Öffentlichkeitswirksam organisiert die Interessenvertretung
aktive Spaziergänge mit
Atos-Schildern und IG Metall-Fahnen zu eigenen
Kunden wie Airbus, Philips oder Siemens.
Selbst beim hausinternen Telefon- und
Videokonferenz-System machen sie auf
sich aufmerksam. Im Rahmen der Tarifauseinandersetzung
2019 hinterlegten die
Metaller*innen statt eines persönlichen
Bildes einen IG Metall Button in ihrer
Profilanzeige. »Jedes Mal, wenn man beim
Betriebsrat oder Vertrauenskörper anruft,
erscheint ein Button der IG Metall auf dem
Computer-Display«, sagt Lars. »Beeindruckend
ist zu sehen, wie es immer mehr
werden, die den Button nutzen.«
Selbstbewusst geht die Interessenvertretung
in die zukünftigen Verhandlungen
mit dem Arbeitgeber. »Die feste Bindung
an den Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie
bleibt weiterhin unsere zentrale
Forderung«,
sagt Lars. Dies ist
auch im Rahmentarifvertrag
IT-
Dienstleistungen
festgehalten, der seit
2013 bei Atos und Unify gilt.
Verankerung der IG
Metall in den Köpfen ist
viel stärker geworden.«
Aber eine Protokollnotiz hält fest, dass
beide Tarifpartner von der Bindung abweichen
können, etwa bei wirtschaftlichen
Schwierigkeiten. Auch 2016 war das so.
Die Beschäftigten erhielten mehr Geld in
mehreren Stufen sowie eine Erholungsbeihilfe
in Höhe von 154 Euro. Druck für
das Ergebnis machten Tausende Atos- und
Unify-Beschäftigte an einem bundesweiten
Aktionstag.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 29
Umkleidezeiten
LANGER ATEM
Michael Hasselbächer, Betriebsrat, und Tom Wild, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in der Umkleidezone.
30 Wir #FAIRWANDELN die Region
Hydro Aluminium | Im Hamburger Aluminiumwalzwerk
hat der Betriebsrat endlich eine Regelung zu Umkleidezeiten
erkämpft. Sie bringt den Beschäftigten mehr Geld und Mitbestimmung
bei der Zeit. Für den nötigen Druck sorgten
hunderte Beschäftigte, die ihre Ansprüche geltend machten.
Fünf Jahre hat es gedauert, bis alle ihr Recht
bekamen. »Es war ein langer Kampf«, sagt
Peter Camin, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender
von Hydro Aluminium in
Hamburg. Die Rede ist von 440 Beschäftigten,
die eine Vergütung von Umkleidezeiten
einforderten und von denen 190
damit auch vor Gericht zogen. »Das Entscheidende
war, dass fast alle ihre Ansprüche
geltend gemacht und eingeklagt
haben«, ergänzt Tom Wild, stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender von Hydro
Aluminium. Nach Gesprächen zwischen
Betriebsrat und Geschäftsführung stand
am Ende eine Betriebsvereinbarung, die
den Ausgleich von Wasch- und Umkleidezeiten
regelt. Aber der Reihe nach.
Grundlage, das Thema Umkleidezeiten
anzugehen, war eine Lücke im Tarifvertrag
der Metall- und Elektroindustrie,
nach der die Umkleidezeiten keine
Arbeitszeit waren. Ein Widerspruch zum
geltenden Recht – zum Arbeitsschutzgesetz
und zu einer europäischen Richtlinie
zum Arbeitsschutz –, nach der Beschäftigte
einen Anspruch auf Vergütung haben. Bei
Hydro Aluminium benötigen sie rund 20
bis 40 Minuten für den Hin- und Rückweg
zum Arbeitsplatz inklusive Umkleidezeit.
Diese Zeit wurde bis dahin aber weder vergütet
noch mit mehr Freizeit verrechnet.
»GERECHTIGKEIT HERSTELLEN«
Um Druck auf den Arbeitgeber zu
machen, ging der Betriebsrat mit Unterstützung
der Vertrauensleute und der IG
Metall zunächst zwei Wege: laufende individualrechtliche
Geltendmachungen und
Klagen der Beschäftigten vor den Gerichten.
Bereits 2015 hatten zwei Kollegen
ihre Klagen vor dem Landesarbeitsgericht
gewonnen. Zwei weitere Kollegen waren
2016 beim Bundesarbeitsgericht (BAG) in
Erfurt erfolgreich: Das Gericht sah zwar
keinen Verstoß gegen den Tarifvertrag,
aber gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz.
Der Arbeitgeber vergüte Umkleidezeit
bei Beschäftigten, die sich während der
Arbeit umkleiden, nicht aber bei jenen, die
sich vor Antritt oder nach Beendigung der
Schicht umkleiden. »Der Arbeitgeber hatte
jetzt die Pflicht, Gerechtigkeit herzustellen«,
sagt Tom.
Aber die Geschäftsführung wollte das
Thema kleinhalten. In einem Aushang
wies der Arbeitgeber darauf hin, dass
die betriebliche Praxis dem Urteil folgen
müsse, um den Tarifvertrag einzuhalten.
Die Umkleidezeiten sollten nicht mehr
vergütet werden. Kein Wort zum Verstoß
gegen den Gleichheitsgrundsatz. Die
anfallenden Zeiten für Umkleiden und
Waschen seien von den Beschäftigten in
einer Liste zu erfassen und mit ihren Zeitkonten
zu verrechnen. Bei dem Vorstoß
umging der Arbeitgeber aber die Mitbestimmungsrechte.
Mit einer einstweiligen
Verfügung gegen die Anordnung war die
Interessenvertretung erfolgreich.
MEHR GELD UND SELBSTBE-
STIMMTE ARBEITSZEIT
Mit Massenklagen ging die Interessenvertretung
zusammen mit der IG Metall und
dem DGB Rechtsschutz bereits Ende 2016
einen Schritt weiter. Dies war nötig, weil
die Geltendmachungen der Ansprüche
der Beschäftigten von 2013 sonst verfallen
wären. »Wir haben auf dem Verhandlungsweg
eine Einigung gesucht«, sagt
Tom. Es kam zum Vergleich in der Einigungsstelle.
Das Angebot des Arbeitgebers:
maximal 5375 Euro für Beschäftigte
aus der Gießerei und maximal 3583 Euro
für alle anderen betroffenen Kolleg*innen.
Eine Vergütung der über die Jahre angehäuften
Ansprüche auf Umkleidezeiten in
Geld. »Das Angebot haben fast alle angenommen«,
sagt Peter.
Die Auseinandersetzung mündete in Verhandlungen
um eine kollektivrechtliche
Absicherung der Vergütung der Umkleidezeiten.
Nach dem Grundsatz der Interessenvertretung,
Gesundheit nicht mit Geld
zu verrechnen, erhalten die Beschäftigten
der Gießerei und andere Kolleg*innen
seit Vertragsschließung Ende August 2018
eine pauschale Zeitgutschrift auf ihren
Arbeitszeitkonten. Diese beträgt je nach
Arbeitsbereich und pro Werktag zehn bis
15 Minuten.
Zusammen mit weiteren Möglichkeiten, die
Arbeitszeit bei Hydro Aluminium zu reduzieren,
erhalten die Beschäftigten damit ein Paket
für mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit.
»Es gibt mehr Zeitsouveränität im Schichtbetrieb«,
stellt Tom fest. Einige Beschäftigte
können ihre Arbeitszeit auf bis zu
29 Stunden die Woche verkürzen. Ältere
haben mit den Instrumenten die Möglichkeit,
ihre Nachtschicht abzuwählen. »Es ist
eine neue Qualität entstanden, die für eine
Entlastung der Beschäftigten sorgt.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 31
Mercedes-Benz Werk Hamburg | Bei Mercedes
in Hamburg sind die Zeichen auf Zukunft gestellt. Mit
einer starken Belegschaft im Rücken konnte der Betriebsrat
ein Zukunftsbild für den Standort durchsetzen.
Beschäftigungssicherung und zukunftsfähige Produkte
sind die Eckpunkte.
Automobil
ZUKUNFT KANN
KOMMEN
»Das ist unsere Zukunft«: Jörg Thiemer, Betriebsratsvorsitzender (rechts), zusammen mit Torsten Ahrens, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender (links),
und Jörg Weselmann, Vertrauenskörperleiter (Mitte), in der Montage von elektrifizierten Achsen.
32 Wir #FAIRWANDELN die Region
»
Das
war schon ein großer Tag für uns und unsere Kolleg*innen, als
wir das Zukunftsbild endlich unterschrieben haben: Hamburg wird
damit ein wichtiger Baustein bei der Elektrifizierung der Mobilität
im Mercedes-Konzern. Für viele Beschäftigte wird eine langfristige
Beschäftigungsperspektive geschaffen und das Werk Hamburg
zukunftsfest gemacht. «
Jörg Thiemer, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Werk Hamburg
»Die letzten vier Jahre waren ganz entscheidend für unser
Werk.« Jörg Thiemer, Betriebsratsvorsitzender, hat für
das Mercedes-Benz Werk im Hamburger Süden die
Zukunft im Blick. »Wir haben als Betriebsrat in den
Verhandlungen mit dem Arbeitgeber immer schon
daran gearbeitet, Gute Arbeit und Sicherheit für die
Beschäftigten nach Hamburg zu holen«, sagt er. Jetzt
ging es um etwas Größeres: Im Zukunftsbild sollten der
Bestand des Werkes und die Sicherung der Beschäftigung
langfristig in einem Vertrag abgesichert werden.
»Mit Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit haben
wir immer wieder beim Vorstand in Stuttgart an die
Tür geklopft und unser Anliegen vorgetragen«, sagt
Jörg. Als dann endlich die Verhandlungen begannen,
wusste er, dass die Kolleg*innen hinter ihm stehen
würden. »Unser Druck wirkt schnell«, weiß auch Jörg
Weselmann, Leiter des Vertrauenskörpers im Hamburger
Werk. Wenn der Arbeitgeber unzumutbare Forderungen
stellt, kann die Verweigerung einer Samstagsschicht
die ganze Produktion in Bremen stillstehen
lassen. Er führt weiter aus: »Doch unser eigentliches
Ziel ist ein kooperativer Umgang mit der Betriebsleitung
vor Ort. Wir wollen natürlich auch, zusammen
mit unserer Betriebsleitung, dass wir gute und leistungsfähige
Arbeit abliefern. Zumal wir in ständiger
Konkurrenz zu den anderen Zuliefererwerken stehen.«
DIE 5. SÄULE
Das Verhandlungspaket im Zukunftsbild hatte eine
beachtliche Dimension: Es ging um den Bestand eines
großen Teils der bisherigen Produktion, aber auch um
Neues: Mit der 5. Säule – der Montage des IGS-Getriebes
in den Achsen, der Elektrifizierung – stand die
Transformation ganz oben auf der Agenda. »Hamburg
würde damit ein wichtiger Baustein bei der Elektrifizierung
der Mobilität im Mercedes-Konzern werden«,
sagt Jörg Thiemer. Ihm war vor allem dieser Aspekt des
Zukunftsbildes wichtig: »Damit würden wir für viele
Beschäftigte eine langfristige Beschäftigungsperspektive
schaffen und das Werk Hamburg mit Millioneninvestitionen
zukunftsfest machen. Das war schon ein
großer Tag für uns und unsere Kolleg*innen, als wir
das Zukunftsbild dann endlich unterschrieben haben«.
Sie wussten, dass die Veränderungen für die Kolleg*innen
große Schritte wären. Damit diese nicht zu
groß würden, entwickelte der Betriebsrat ein Modell,
wie die Beschäftigten mit einer Art Schwarm an die
neuen Produktionen herangeführt werden oder auch
bei Bewerber*innen-Tagen einen Einblick in die neuen
Produktionen erhalten. »Und gerade das ist unser
Pfund bei den Verhandlungen mit der Betriebsleitung:
Wir sind nah dran an den Kolleg*innen in den Hallen.
Wir wollen die Transformation«, sagt Jörg Thiemer.
Das Beste am Zukunftsbild: Es wurde festgeschrieben,
dass endlich auch eine neue Kantine gebaut wird – hell,
modern, »lecker!« und gut fürs Betriebsklima.
Mehr Flexibilität bei Sonderschichten und Samstagsarbeit
war die Gegenleistung der Beschäftigten für
das Zukunftsbild. »Aber die Kolleg*innen trauen uns
und wissen sehr genau, dass wir diese Flexibilität mit
Augenmaß begleiten«, weiß Jörg Weselmann, »wenn
die Forderungen der Betriebsleitung maßlos werden
oder an tarifliche oder gesetzliche Grenzen stoßen,
sagen wir ganz schnell ›Nein!‹«.
DIE AUSEINANDERSETZUNG
Die Auseinandersetzung mit dem Zukunftsbild hat auch
andere Themen auf die Agenda des Betriebsrates gesetzt:
In der Transformation rücken Planung, Engineering und
Produktionsarbeitsplätze näher zusammen. »Wir sind
offener geworden für die Kolleg*innen in den Büros
– mobiles Arbeiten, psychische Belastung, demografischer
Wandel, Facharbeiter*innen-Mangel sind die Türöffner
gewesen«, fasst es Torsten Ahrens, stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender und im Betriebsrat für die
Angestellten zuständig, zusammen.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 33
Energiewirtschaft | Was in den
80er-Jahren Strukturwandel war,
ist heute Transformation. Und die
IG Metall steckt mittendrin. War
es in den 80er-Jahren die Werftenkrise,
die auch die Beschäftigtenstruktur
in Hamburg und an der
ganzen Küste umwälzte, steht in
den Jahren seit 2000 die Energiewirtschaft
symptomatisch für den
Wandel: Mit der Übernahme der
HEW durch Vattenfall gingen
Grundversorgung und sichere
Beschäftigung zu einer renditeorientierten
Kapitalgesellschaft,
bei der Menschen vor allem
Kostenfaktoren waren, für deren
Zukunft die Betriebsräte jahrelang
hart ringen mussten.
Es ging immer um Strukturpolitik:
Erst Aufsplitterung und Outsourcing,
dann die durch einen
Bürger*innen-Entscheid geforderte
Rekommunalisierung:
Betriebsräte, IG Metall, aber auch
die politischen Akteure in der
Stadt standen immer wieder vor
großen Herausforderungen.
Mit dem Fokus auf zukunftssichere
Beschäftigung ist es in
einem langen Prozess gelungen,
die Transformation tariflich
abzusichern und den Beschäftigten
Zukunftsperspektiven zu
geben.
KÜNDIGUNGEN?
NICHT MIT MIR!
34
Wir #FAIRWANDELN die Region
Vattenfall | Mit
Beharrlichkeit kämpft
Rainer Kruppa um jeden
Arbeitsplatz. Und mit
einer beispiellosen
Soli-Aktion verhinderten
die Beschäftigten
betriebsbedingte
Kündigungen.
Anfang 2017, Betriebsversammlung von
allen Vattenfall-Gesellschaften in der
Neuen Flora, 1500 Beschäftigte sind
anwesend. Rainer Kruppa, Konzernbetriebsratsvorsitzender
von
Vattenfall in Deutschland, steht
am Mikrofon und macht die Lage
unmissverständlich deutlich: »Das
erste Mal in der Geschichte von
Vattenfall will das Management entgegen
den geltenden Tarifverträgen
und Vereinbarungen betriebsbedingte
Kündigungen aussprechen –
nicht mit mir!«
Das war ein Schlag für die Beschäftigten.
Rainer erinnert sich: »Wir
haben uns alle solidarisiert.« Die
Beschäftigten hakten sich ein und
machten deutlich: »Betriebsbedingte
Kündigungen? Nicht mit
uns!« Durch den Druck nahm der
Konzern die Kündigungsandrohungen
zurück. Die betroffenen
Beschäftigten erhielten Angebote
zur Weiterbeschäftigung. Alternativ
konnten die Kolleg*innen sich
auch für eine Abfindung entscheiden
und freiwillig ausscheiden.
»Die Sozialverträglichkeit funktioniert
nur, weil wir Hand in Hand
mit der IG Metall arbeiten«, sagt
Rainer.
Im Konzern achten wir nicht nur auf
die Einhaltung unserer Tarifverträge,
sondern entwickeln diese zusammen
mit der IG Metall kontinuierlich
weiter. Auch beim Übergang
der Vattenfall-Gesellschaften
zur Stadt Hamburg im Zuge der
Rekommunalisierung konnten wir
sicherstellen, dass sämtliche tariflichen
Regelungen dort auch zukünftig
weitergelten. »Die Veränderungen
in der Energiebranche führen
zu großen Umwälzungen im Konzern«,
sagt Rainer. Die Gestaltung
der Transformation im Sinne der
Beschäftigten wird auch weiterhin
Aufgabe des Betriebsrates sein.
WÄRME HAMBURG
GUTE ARBEIT MIT
BESTEM KLIMA
Bei der Rekommunalisierung der Fernwärme
sorgten die Betriebsräte für
faire und gute Arbeitsbedingungen
auch in der neuen Gesellschaft.
»Wir wollten was Schriftliches«, sagt Christian Wystub,
Betriebsratsvorsitzender bei der Wärme Hamburg
GmbH. Also machte die Interessenvertretung zusammen
mit der IG Metall und den anderen Vattenfall-
Betriebsräten Druck auf den SPD-Senat. Das Ziel war,
die Sicherstellung der tariflichen Bedingungen im Zuge
der Rekommunalisierung schriftlich zu fixieren.
Diese Zusage gab der Finanzsenator den
Beschäftigten in einem Schreiben und Ende
August 2019 wurde ein Interessensausgleich
in Form einer Betriebsvereinbarung abgeschlossen.
Diese schreibt fort, dass die rund 600
Beschäftigten bei der Wärme Hamburg GmbH
nicht schlechter gestellt werden als bei Vattenfall.
Positiv für die Verhandlungen war die
konstruktive Zusammenarbeit mit dem
Senat. Alle Arbeitsplätze sind beim Übergang
von der Vattenfall Wärme Hamburg
GmbH zur Wärme Hamburg GmbH erhalten
geblieben. »Wir haben den Übergang von Anfang an
begleitet«, sagt Bernd Wilke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
bei der Wärme Hamburg GmbH.
Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages im September
2019 ist das Fernwärmenetz von Vattenfall endgültig auf
die neue Gesellschaft Wärme Hamburg GmbH übergegangen.
Damit wurde das Ergebnis des Volksentscheides
von 2013 »Unser Hamburg – unser Netz« umgesetzt. Zur
neuen Wärme Hamburg gehört die gesamte Wertschöpfungskette
aus Strom- und Wärmeerzeugung sowie die
Wärmeverteilung, als auch perspektivisch der neue Energiepark
Hafen und übergangsweise noch das Heizkraftwerk
Wedel.
Die Herausforderung der Zukunft wird die Etablierung
eines neuen Wärmekonzeptes in der Stadt Hamburg
sein, damit das alte Heizkraftwerk in Wedel außer
Betrieb gehen kann. Auf diesen Weg müssen die
Beschäftigten mitgenommen und entsprechend qualifiziert
werden.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 35
Energiewirtschaft
WIR SIND ES, DIE
VON DER ENERGIEWENDE
PROFITIEREN
»Wir elektrifizieren Hamburgs Mobilität«: Alexander
Heieis, Betriebsratsvorsitzender, und Petra Mohr,
stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, vor den
Ladestationen, von denen Stromnetz Hamburg
inzwischen über 1000 in der Hansestadt betreibt.
HAMBURG VERKEHRSANLAGEN
DIE AMPELN LEUCHTEN
MIT DER IG METALL
Das Unternehmen gehört wieder der Stadt –
die Beschäftigten sind zufrieden.
36 Wir #FAIRWANDELN die Region
Stromnetz Hamburg | Die Rekommunalisierung begleiteten die Betriebsräte von
Stromnetz Hamburg aktiv mit und sorgten so für Vertrauen bei den Beschäftigten im
neuen Unternehmen. Getrieben durch Energiewende und Digitalisierung müssen die
Beschäftigten für neue Aufgabenfelder qualifiziert werden – fordern Alexander Heieis
und Petra Mohr.
Am Anfang war Unsicherheit. Als die Stadt
Hamburg den Auftrag aus dem Volksentscheid
zur Rekommunalisierung der
Strom-, Gas- und Fernwärmenetze 2013
in Angriff nahm, stand die Befürchtung im
Raum, dass ein großes Stadtwerk mit allen
Nachteilen entstehen würde. »Wir wussten
nicht, ob wir zu einem großen Energieinfrastruktur-Unternehmen
fusionieren
oder ob die Einzelgesellschaften weiterverkauft
werden«, sagt Alexander Heieis,
Betriebsratsvorsitzender vom Stromnetz
Hamburg. Dass es nicht dazu kam,
lag auch am gewerkschaftlichen Druck.
Schon sehr früh suchten die Betriebsräte
zusammen mit den Kolleg*innen von Vattenfall
und der IG Metall das Gespräch
mit dem Hamburger Senat. »Den Übergang
haben wir ohne größere Blessuren
für die Beschäftigten durchgeführt«, sagt
Alexander.
VERTRAUEN DURCH GESPRÄCHE
GESCHAFFEN
Auf Betriebsversammlungen und auf
Roadshows erzählten Betriebsrat und Vertrauenskörper,
was die Rekommunalisierung
für die Beschäftigten bedeutet. Das
gab der Belegschaft Sicherheit. Sicherheit
gab es auf Initiative der IG Metall auch
durch ein Papier der Hamburger Gesellschaft
für Vermögens- und Beteiligungsmanagement.
Es hält fest, dass die alte Vattenfall-Tarifgemeinschaft
weiterbesteht
und damit die Rechtsnachfolge bestehender
Regelungen in den neuen städtischen
Unternehmen. »Das war die Grundlage,
um verbindliche betriebliche Regelungen
zu schließen«, sagt Alexander. Ein Interessensausgleich
hält den Fortbestand bei
Stromnetz Hamburg schriftlich fest.
WIR MACHEN DIE ENERGIEWENDE
Über zu wenig Arbeit kann sich Petra
Mohr, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende,
nicht beschweren. »Wir haben
irre viel zu tun.« Bei Stromnetz Hamburg
werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen.
Von ehemals 130 Beschäftigten ist die
Anzahl der Kolleg*innen auf mehr als 1300
angestiegen. Eine Herausforderung ist die
Energiewende. Das Unternehmen ist für
den Betrieb und Erhalt des Stromnetzes
verantwortlich, das für die Einspeisung von
Strom aus unterschiedlichen Quellen im
Zuge der Energiewende intelligenter wird.
»Für uns bedeutet das die Einführung neuer
Techniken«, ergänzt Alexander.
Im Bereich der Messtechnik etwa
betreuen die Beschäftigten Smartmeter,
intelligente Stromzähler. Alte analoge
Technik wird auch in anderen Bereichen
des Unternehmens digitalisiert.
Am sichtbarsten sind in Hamburg die
inzwischen über 1000 Ladesäulen, mit
deren Errichtung Stromnetz Hamburg
zum Symbol der Elektromobilität wird
– mit ganz neuen Herausforderungen
an die Beschäftigten. »Der Arbeitgeber
muss die Beschäftigten für die neuen
Aufgaben qualifizieren«, fordert Petra.
Seit September 2019 bildet Stromnetz
Hamburg auch aus – in elektrotechnischen
Berufen und dual Studierende.
»Unser Ziel ist es, dass sich das Unternehmen
an Aufstiegs- und Weiterbildungsmaßnahmen
beteiligt.«
Außerdem will Petra mit ihren Kolleg*innen
Druck für ein Initiativrecht
des Betriebsrates für Maßnahmen zur
Durchführung von Weiterbildung und
Aufstiegsqualifikation machen. Damit
die Betriebsräte bei den Herausforderungen,
die die Energiewende stellt,
eigenständig Initiativen entwickeln
können.
»Bei Veränderungen gibt es immer Verunsicherungen«, sagt Jörg Brandt, Vertrauenskörperleiter
von Hamburg Verkehrsanlagen. Im Zuge der Rekommunalisierung
kaufte die Stadt auch das ehemals zu Vattenfall gehörende
Tochterunternehmen zurück. Auf Mitgliederversammlungen
brachte der Vertrauenskörper dabei die Beschäftigten stets auf den
Stand der Verhandlungen. Da die Stadt die tariflichen Regelungen bei Vattenfall
auch für die neue Gesellschaft zugesichert und übernommen hat, entstanden
kaum Konflikte.
Hamburg Verkehrsanlagen betreibt und betreut alle Lichtanlagen in der Stadt.
Dazu gehören neben den Ampeln die öffentliche Straßenbeleuchtung, die
Anstrahlung des Rathauses und von Brückenportalen sowie der Betrieb von Tunnelanlagen.
Zum Unternehmensbereich zählt auch der Service von Ladestationen
für die E-Mobilität. Damit profitiert Hamburg Verkehrsanlagen von der Energiewende.
Von 150 Beschäftigten im Jahr 2014 stieg die Zahl auf 217 im Jahr 2019.
Jörg Brandt sieht die Entwicklung positiv: »Die Stimmung unter den Beschäftigten
ist gut. Verunsicherungen sind kaum noch spürbar.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 37
»Wir stehen immer im Wind«, Svenja Anton, Betriebsrätin,
Thomas Ahme, Betriebsratsvorsitzender, und Horst Hakelberg,
stellvertretender Betriebsratsvorsitzender.
Siemens Gamesa | Den Zusammenschluss
der Siemens Windkraftsparte
mit Gamesa haben die Betriebsräte
zusammen mit der IG Metall aktiv begleitet.
Ihr klarer Blick dabei: Betriebliche und
tarifliche Regelungen im Sinne der
Beschäftigten überführen und Mitbestimmungsrechte
durchsetzen.
Windenergie
STÜRMISCHE
ZEITEN
38 Wir #FAIRWANDELN die Region
»
Es
war klar, das organisieren
wir von Hamburg aus
mit: Für das 2016 neu entstandene
Produktionswerk
in Cuxhaven gilt ein eigener
Tarifvertrag. Mit der Vereinbarung
haben wir für das
Turbinenwerk von Stunde
null an die Tarifbindung.«
Thomas Ahme,
Betriebsratsvorsitzender Siemens Gamesa
»Im Betriebsrat waren noch keine Strukturen
da«, beschreibt Thomas Ahme, Betriebsratsvorsitzender
von Siemens Gamesa die Situation.
Der mit der Fusion der Windkraftsparte
von Siemens mit dem spanischen
Windkraftanlagenhersteller Gamesa verbundene
Betriebsübergang im Jahr 2016
stellte die Betriebsräte vor neue Herausforderungen.
Wie setzt sich der Betriebsrat
zusammen? Was wird aus betrieblichen
und tariflichen Regelungen? Kommt
es zum Stellenabbau?
»Der Betriebsübergang sorgte bei uns für
Zeitdruck«, sagt Horst Hakelberg, stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender bei Siemens
Gamesa. Zwar bestanden die Strukturen
durch ein Übergangsmandat weiter,
aber zeitnah musste ein neuer Betriebsrat
gewählt werden. Der alte Vertrauenskörper
und die IG Metall trieben den Aufbau
maßgeblich voran. Sie suchten nach Kolleg*innen,
die für diese Aufgabe infrage
kamen. Auf die IG Metall-Liste kamen
2016 schließlich 41 Kandidat*innen, die
als gemeinsamer Betriebsrat für die aktuellen
Standorte Hamburg, Cuxhaven, Bremen
und Rostock zuständig sind. Der neu
gewählte Betriebsrat besteht ausschließlich
aus Mitgliedern der IG Metall.
TARIFBINDUNG GESICHERT
Von Beginn an setzten sich der Gesamtbetriebsrat
und der Betriebsrat der Siemens-Niederlassung
dafür ein, möglichst
viele der bei Siemens geltenden Strukturen
und Ansprüche ins neue Unternehmen
zu überführen. So konnte die Interessenvertretung
durchsetzen, dass die
Offshore-Zentralen in Hamburg und
Vejle (Dänemark) weiterhin bestehen und
Deutschland als Service-Standort langfristig
wesentlicher Teil der Gesamtstrategie
bleibt.
Zudem waren für die ersten drei Jahre (bis
Ende 2019) betriebsbedingte Kündigungen
für die deutschen Standorte ausgeschlossen.
Aktuelle betriebliche und tarifliche
Regelungen gelten weiter.
Für das 2016 neu entstandene Produktionswerk
in Cuxhaven gilt ein eigener
Tarifvertrag. »Mit der Vereinbarung haben
wir für das Turbinenwerk von Stunde null
an die Tarifbindung«, sagt Thomas. Ein
Leuchtturm in der angeschlagenen Windindustrie.
In Cuxhaven sind ca. 600 neue Siemens-Gamesa-Arbeitsplätze
entstanden.
Inklusive weiterer Arbeitsplätze bei Logistikern
und anderen Fremdfirmen sind es
insgesamt um die 1000 Arbeitsplätze. Das
ist für die Region wichtig.
KAHLSCHLAG IN DER WINDINDUSTRIE
Nur kurze Zeit, nachdem sich der
Betriebsrat konstituierte, kündigte Siemens
Gamesa ein Restrukturierungsprogramm
an. Ein Abbau von 6000 Stellen
war geplant, davon rund 200 in Hamburg
und an anderen Standorten im Norden.
Zusammen mit der IG Metall Küste
und Kolleg*innen aus der Windindustrie
protestierten die Beschäftigten gegen den
Abbau von Arbeitsplätzen vor der Siemens-Zentrale
am Lindenplatz. Nach Senvion,
Powerblades, Nordex, Carbon Rotec,
Adwen und Enercon hatte es auch Siemens
Gamesa getroffen.
»Wir haben uns in den Verhandlungen
auf einen vernünftigen Kompromiss geeinigt«,
sagt Horst. Der Personalabbau war
für die Jahre 2018 und 2019 auf maximal
213 Beschäftigte begrenzt und der Sozialplan
gut ausgestattet. Eine Transfergesellschaft
wurde mit der Bremer Agentur für
Struktur- und Personalentwicklung (AgS)
in Bremen mit einer Laufzeit von zwölf
plus fünf Monaten gegründet.
Doch eine Herausforderung bleibt der
Zustand der Windindustrie weiterhin.
Der ruinöse Wettbewerb bedroht die
Branche. Thomas sagt deutlich: »Die Politik
hat immer versprochen, dass es in der
Wind industrie nicht zu einem Fadenriss
kommen soll. Dieser ist jetzt allerdings voll
eingetreten.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 39
Maschinenbau
ZUKUNFT
AM STANDORT
SICHERN
STILL | Mit immer neuen Programmen
will der Gabelstaplerhersteller STILL
Unternehmensteile auslagern und
optimieren. Mit einer starken Belegschaft
im Rücken halten Betriebsräte
und Vertrauensleute dagegen.
Das Ziel dabei: Beschäftigung und
den Standort sichern.
40 Wir #FAIRWANDELN die Region
Mit über 700 Kolleg*innen platzte das Betriebsrestaurant
auf dem Werksgelände aus allen
Nähten. Allerdings war es keine warme
Mahlzeit, die die IG Metall-Mitglieder
beim Gabelstaplerhersteller STILL zusammenbrachte.
Auf einer Mitgliederversammlung
holten die Betriebsräte das Votum der
Metaller*innen zu einem Verhandlungsergebnis
mit der Geschäftsführung ein.
»
Mit
Es ging um KMPO. KMPO steht für KION
Manufacturing Production Optimizing.
KION, der Mutterkonzern von STILL,
wollte die Verteilung der Produktion von
unterschiedlichen Fahrzeugen an den
Standorten optimieren
und daher
Teile verlagern und
die Produktion neu
ausrichten. »Mit
solchen Restrukturierungsprogrammen
haben wir als
Betriebsräte immer
wieder zu tun«,
sagt Detlef Feye,
stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender und Leiter des Vertrauenskörpers.
Für Detlef und seine Kolleg*innen
hieß es dann: Selbstbewusst den
Plänen des Arbeitgebers entgegentreten, um
Standort und Beschäftigung zu sichern.
In der Ende 2018 abgeschlossenen Konzernbetriebsvereinbarung
setzte die Interessenvertretung
durch, dass die Produktion von Gegengewichtsstaplern
und Komponenten am Standort
bleibt. »Wir haben die Fertigungstiefe und
Produkte festgeschrieben«, sagt Detlef. Der
Kompromiss sieht vor, dass im Gegenzug
die Produktion des seit 2010 am Standort
gefertigten Schubmaststaplers 2021
nach Tschechien geht. Für die betroffenen
Beschäftigten aus der Produktion und
Logistik gilt, dass betriebsbedingte Kündigungen
bis Ende 2025 ausgeschlossen sind.
DIE BELEGSCHAFT BETEILIGEN
Sich gemeinsam mit der Belegschaft einzumischen,
ist für die Interessenvertretung
bei STILL Kernbestandteil ihrer
Arbeit. »Wenn es um die Beschäftigten
geht, versuchen wir immer, sie einzubinden«,
sagt Detlef. Informationen über die
Pläne der Arbeitgeber dringen schnell über
die breite Struktur der Vertrauensleute zu
den Beschäftigten – das sorgt für starken
Zusammenhalt. Einstimmig votierten die
Mitglieder auf der Versammlung für die
Annahme des Ergebnisses.
Auch bei der Konzernbetriebsvereinbarung zu
P4G erreichte die Interessenvertretung eine
hohe Zustimmung. P4G steht für Performance
for Growth, etwa »Leistungsfähigkeit
durch Wachstum«. Im Rahmen des
Programms wollte
KION Vertriebsniederlassungen
zentralisieren. Der
Betriebsrat setzte
durch, dass der
Vertrieb in der
STILL GmbH und
somit in der Tarifbindung
bleibt.
Außerdem ist die
Beschäftigung für
alle bis Ende 2020 gesichert. Dafür wurden
14 Vertriebsniederlassungen zu sieben
zusammengeschlossen. Unter anderem
wanderte der Vertrieb aus Bremen
nach Hamburg. Aus allen Niederlassungen
ist der Back-Office-Bereich in Leipzig
zusammengeschlossen worden.
Restrukturierungsprogrammen
haben wir als
Betriebsräte immer wieder zu
tun. Da müssen wir selbstbewusst
den Plänen des Arbeitgebers
entgegentreten.«
Detlef Feye, Vertrauenskörperleiter
(Foto ganz links)
Mit Umstrukturierungen hat die Interessenvertretung
wohl auch in Zukunft zu tun. KION
will die Bereiche Einkauf, Engineering
und Qualitätssicherung zentralisieren. Das
bedeutet: »Wenn ein Ingenieur in Altersteilzeit
geht, wird die Stelle gegebenenfalls
nicht mehr am selben Standort wieder
besetzt«, sagt Detlef. Eine Konzernarbeitsgruppe
tauscht die verschiedenen Interessen
aus. »Wir müssen darauf aufpassen,
dass nicht nachhaltig Personal am Standort
verloren geht«, so Detlef. Klar ist aber:
Nur mit einer starken Belegschaft kann die
Interessenvertretung von STILL ihre Interessen
wirksam gegenüber dem Arbeitgeber
durchsetzen.
PHILIPS
KAMPF UM
DEN TRADITIONS-
STANDORT
Alternativen gegen den geplanten
Stellenabbau
»Was wird aus uns?« stand auf den Schildern.
Mit einer Protestaktion rund um das
Gelände in der Röntgenstraße reagierten
die Beschäftigten von Philips Medical Systems
auf die Pläne des Arbeitgebers, 218
Stellen ins Ausland zu verlagern. »Das war
ein Schock«, sagt Frank Schwarz, Betriebsrat
am Standort in Hamburg. 350 Beschäftigte
zeigten dem Arbeitgeber
die rote Karte.
Der Kampf um die Arbeitsplätze
war eingeläutet.
Abwehrmaßnahmen sind
die Vertrauensleute und
Betriebsräte gewohnt. Seit
2012 gibt es laufend Personalabbau.
»Aber so eine
Maßnahme haben wir bisher
noch nicht erlebt«, sagt
Manfred Sümnich, Betriebsrat
von Philips. Gemeinsam
mit einer Unternehmensberatung
und einem Rechtsanwalt entwickelte
die Interessenvertretung ein alternatives
Konzept zum Stellenabbau. »Philips
will mit aller Macht die Produktion auslagern«,
sagt Frank. Das Gegenkonzept
beweise: »Die Ausgaben für Outsourcing
rechnen sich aber nicht.«
Der Arbeitgeber lehnte das Angebot trotzdem
ab. Die sozialen Nachteile für die
Beschäftigten konnten durch einen Interessensausgleich
und Sozialplan sowie durch
die Gründung einer Transfergesellschaft für
neun Monate reduziert werden. Betriebsbedingte
Kündigungen gab es bisher keine.
Nach der Maßnahme bleiben noch rund
1100 Beschäftigte am Standort über. Aber
weitere Maßnahmen stehen vor der Tür,
und die Kampfbereitschaft wächst.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 41
thyssenkrupp
Fahrtreppen | Bei
thyssenkrupp Fahrtreppen
drohte ein
massiver Abbau von
Arbeitsplätzen. Betriebsräte
entwickelten einen
alternativen Plan gegen
die Umstrukturierung
des Standortes – erfolgreich!
»Am Team der IG Metall kommt keiner vorbei«:
Yusuf Tüfekci, Betriebsratsvorsitzender
(Mitte hinten), im Kreis seiner Vertrauensleute
und Betriebsräte.
Maschinenbau
UNSER TEAM IST
DER STAR«
42 Wir #FAIRWANDELN die Region
Erste große Zeichen
der Verunsicherung gab es
bereits 2017. Der Konzern thyssenkrupp
wollte weniger Anlagen herstellen
und Arbeitsplätze abbauen. »Wir seien
zu teuer, sagte man uns«, berichtet Yusuf
Tüfekci, Betriebsratsvorsitzender von thyssenkrupp
Fahrtreppen in Hamburg.
Die geplanten Maßnahmen: Auslagerung
verschiedener Bereiche und weniger Ausbildungsplätze.
Der Personalabbau sollte
zunächst 70 Beschäftigte umfassen, später
sogar rund 200. »Das konnten wir nicht
auf uns sitzen lassen«, sagt Yusuf.
»DAS WAR DIE MACHTFRAGE«
Das Hamburger Fahrtreppenwerk von
thyssenkrupp ist das letzte Werk seiner Art
in Deutschland. Es ist durch die Arbeit der
Kolleg*innen hochprofitabel.
Noch mehr brachte die Belegschaft deshalb
das Gerücht auf die Palme, dass
das Werk geschlossen werden sollte. Die
Beschäftigten sahen nicht ein, für die Fehler
des Konzern-Managements herhalten
zu müssen. thyssenkrupp befindet sich
in einer kritischen wirtschaftlichen Situation
und versucht sich durch Verkäufe
zukunftsfest zu machen.
Gegen die Pläne der Konzernspitze machte
die Belegschaft schon Anfang 2018 mobil.
Etwa die Hälfte der 450 Beschäftigten ging
in den Warnstreik. Auf einer Informationsveranstaltung
im Mai berichtete die
Geschäftsführung der Belegschaft von den
Plänen, Arbeitsplätze abzubauen.
»Das war die Machtfrage«, erzählt André
Schmidt, stellvertretender Leiter des Vertrauenskörpers.
Und die Antwort kam
prompt: Alle Beschäftigten gingen protestierend
vor das Werkstor.
»
Seit
KREATIVITÄT ALS WAFFE
Auf mehreren Ebenen starteten die
Betriebsräte zusammen mit den Vertrauensleuten
die Mobilisierung für den Erhalt von
Standort und Arbeitsplätzen.
Mit selbstgemachten
Motto-Shirts oder
über die gute Vernetzung
im Konzern wurde Einfluss
ausgeübt. In Hamburg-Billbrook
setzten die
Betriebsräte auf Transparenz:
Seit 2018 finden
jeden Donnerstag »Townhall-Meetings«
– öffentliche Sitzungen – des Betriebsrates
statt. »Wir berichten über den aktuellen
Stand. Das gab es vorher nicht«, sagt
Ingolf Günther, ehemaliger stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender. Auch dadurch traten
immer mehr Kolleg*innen der IG Metall
bei. »Das Team ist der Star«, so Ingolf.
Als Alternative zum Personalabbau entwickelten
die Betriebsräte das Konzept
»Premium für die Welt«. Zusammen mit
dem thyssenkrupp-Vorstand einigten
sie sich auf Maßnahmen zur Stabilisierung
des Standortes. Der Abbau
von 40 Arbeitsplätzen vor Ort musste
geschluckt werden. Durch Aufhebungsverträge
oder altersbedingtes Ausscheiden
gelang es aber, die Maßnahmen sozialverträglich
zu gestalten.
Aber die Situation bei thyssenkrupp bleibt
weiterhin kritisch. Der Vorstand verhandelt
über den Verkauf der Aufzugs- und Fahrtreppensparte.
Mit mehr als 350 Beschäftigten
– fast der kompletten Belegschaft aus
Hamburg – und Kolleg*innen aus anderen
Standorten ging es deshalb im Dezember
2019 vor die Konzernzentrale in Essen. »Da
haben wir mal ordentlich Rabatz gemacht«,
freut sich Yusuf, der
2018 finden jeden
Donnerstag >Townhall-
Meetings< – öffentliche
Sitzungen – des
Betriebsrates statt.«
immer noch beeindruckt
ist von den
Bildern, die in Essen
entstanden sind:
roter Pyro-Nebel vor
der Hochglanzfassade
des Hauptquartiers.
Der Protest war erfolgreich. In Verhandlungen
setzten IG Metall und Betriebsrat
durch, dass Tarifbindung und Mitbestimmungsstrukturen
bei einem Verkauf der
Sparte fortgeführt werden und standortsichernde
Zukunftsinvestitionen vereinbart
werden müssen. »Wir sind durch die Konflikte
stärker und selbstbewusster geworden.
Am Team der IG Metall im Betrieb kommt
niemand vorbei«, fasst Doris Goldbach,
stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, die
Stimmung vor Ort zusammen.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 43
Tarifbewegungen |
Gewerkschaftliches
Engagement im Betrieb
hat immer ein Ziel:
Sicherheit für die
Beschäftigten durch
Tarifverträge. Doch die
Tarifbindung ist nie ein
Selbstläufer, sondern
muss immer wieder neu
durchgesetzt werden.
Darauf hat die IG Metall
Region Hamburg in den
letzten vier Jahren einen
ihrer Schwerpunkte
gelegt: vor Ort
Betriebsräte mit aller
Kraft zu unterstützen,
die für ihre Kolleg*innen
Tarifverträge
durchsetzen wollen.
Tarifbindung
WIR LASSEN UNS
NICHT MEHR
ÜBERRUMPELN!
Universelle | Ein langer Weg, den die Kolleg*innen
bei Universelle in Schwarzenbek gegangen sind: Von der
Ankündigung, Personal zu entlassen, bis hin zum
Flächen tarifvertrag – von wenigen IG Metall-Mitgliedern
bis hin zu über 70 Prozent Organisationsgrad. Ein Weg,
der sich gelohnt hat!
44 Wir #FAIRWANDELN die Region
»Wir haben Mobilisierung gelernt«.
Carsten Schmela, Betriebsrat (rechts),
zusammen mit seinen
IG Metall-Kolleg*innen.
»Angefangen hat alles 2015. Auf
einer Mitarbeiter*innen-Versammlung
hat der Arbeitgeber verkündet,
60 Beschäftigte rauszuschmeißen.
Der Personalabbau sollte stattfinden,
weil die Produktion nach
Ungarn und Malaysia verlagert
werden sollte, um die Gewinne
noch weiter zu steigern«. Carsten
Schmela, Betriebsrat und
SBV-Vorsitzender, ist heute noch
wütend, wenn er an den Auftritt
des Arbeitgebers vor vier Jahren
denkt. »Das war das erste Mal in
der Geschichte von Universelle,
dass auch bei uns Arbeitsplätze
abgebaut werden
sollten.«
Schnell war klar, dass
der Betriebsrat das so
nicht mitmachen würde.
»Wir haben das gesamte
Betriebsverfassungsgesetz
durchgeackert. Und sind
dann in Verhandlungen gegangen.
Schlussendlich konnten
wir den Sozialplan so gestalten,
dass nur acht Mitarbeiter*innen
ihren Arbeitsplatz verloren
haben. Und wir haben entschieden:
Wir lassen uns nicht mehr
auf dem kalten Fuß erwischen«,
erzählt Carsten.
Nach 2015 ging es auf einmal mit
Arbeit, Aufträgen und Neueinstellungen
nach oben. Das Ziel für den
Betriebsrat war dann klar: »Wir
haben ab 2015 angefangen, massiv
Mitglieder für die IG Metall
zu werben. Weil wir damals
schon wussten, dass der nächste
Angriff des Arbeitgebers vor der
Tür steht. Und dafür brauchen
wir eine starke Gewerkschaft«,
sagt Carsten.
»
Wir
Den Organisationsgrad auf weit
über 50 Prozent zu bekommen,
war aber alles andere als einfach.
»Wir waren damals nicht
einmal im Betriebsrat alles IG
Metaller*innen. Das zu ändern,
war der erste Schritt«, erinnert er
sich. Es ging vor allem in Einzelgesprächen
weiter, in denen die
Kolleg*innen überzeugt wurden,
dass nur mit einer starken
IG Metall die Arbeitsplätze bei
Universelle langfristig gesichert
werden können.
wussten, dass der
nächste Angriff des Arbeitgebers
vor der Tür steht.
Und dafür brauchen wir eine
starke Gewerkschaft.«
»Wir hatten dann das Glück,
dass wir über 40 Neueinstellungen
machten und viele befristete
Kolleg*innen entfristet
wurden. Hier haben wir unsere
Chance genutzt und konnten
sie schon beim Kennenlerngespräch
davon überzeugen, in die
IG Metall einzutreten«, erzählt
Carsten.
Danach wurde ein Betriebsplan
erstellt, der zeigte, wo im Betrieb
schon IG Metaller*innen sitzen und
wo noch nicht. Anhand des Plans
wurde dann gezielt vorgegangen.
Carsten berichtet weiter:
»Bei 40 Prozent Metaller*innen
im Betrieb brauchten wir eine
weitere Strategie. Wir hatten
bis dahin noch einen Haustarifvertrag
und wollten in den Flächentarifvertrag.
Mit der Wahlmöglichkeit
für freie Tage im
Flächentarifvertrag konnten wir
ganz konkret für diesen werben.
Und unser Arbeitgeber hat dann
auf einer Betriebsversammlung
verkündet, dass wir das nicht
bekommen werden. Das sorgte
für Empörung. Wir haben im
Anschluss vor dem Tor ein Flugblatt
verteilt, in dem genau angegeben
war, was der Mitgliedsbeitrag
kostet und was man dafür
gewinnt, wenn man eintritt.
Danach standen 21 Kolleg*innen
in einer Schlange vorm
Betriebsratsbüro und haben eine
Beitrittserklärung ausgefüllt.«
Mit über 50 Prozent waren die
Beschäftigten bei Universelle
jetzt streikfähig – für den Flächentarifvertrag.
Mit Unterstützung
der IG Metall
wurden konkrete Arbeitskampfideen
ausgearbeitet.
Es roch nach Streik in
Schwarzenbek.
Die neue Situation hat den
Arbeitgeber schnell überzeugt,
und er knickte ein: Seit dem
1. Januar 2019 gilt nun der Flächentarifvertrag
der Metall- und Elektroindustrie
auch bei Universelle
– und die Möglichkeiten des
Tarifvertrages, wie Wandeln der
Tariferhöhung in freie Zeit, werden
von den Kolleg*innen auch
genutzt. Inzwischen sind fast 70
Prozent der Belegschaft in der
IG Metall organisiert.
Carsten weiß es: »Das brauchen
wir auch. Denn es steht
wieder eine Restrukturierung
vor der Tür. Und dieses Mal lassen
wir uns davon nicht wieder
überrumpeln, sondern können
mit einer starken Belegschaft
im Rücken in Verhandlungen
treten.« Und mit einer starken
IG Metall im Rücken hat
der Betriebsrat jetzt eine ganz
andere Verhandlungsmacht –
für eine Zukunft bei Universelle
in Schwarzenbek.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 45
AUTOHAUS BRINKMANN GEESTHACHT
TARIFBINDUNG: WIR
WOLLTEN MITREDEN
»Wir haben ordentlich die Werbetrommel gerührt«, bringt Dieter Czipull,
Betriebsratsvorsitzender beim Mercedes-Autohaus Brinkmann in Geesthacht, die
Mitgliederentwicklung auf über 50 Prozent auf den Punkt. Auf Betriebsrundgängen,
die zusammen mit der IG Metall Region Hamburg gemacht wurden, kamen
Dieter und die anderen Betriebsrät*innen wieder stärker mit den Beschäftigten
ins Gespräch. »Wir haben deutlich gemacht, dass wir sie brauchen, um erfolgreich
etwas durchzusetzen«, ergänzt Benjamin Weber, Betriebsrat bei Brinkmann
und Mitglied der betrieblichen Tarifkommission. Das Ziel: den Organisationsgrad
steigern und damit offensiv und gut gerüstet in Tarifverhandlungen zu gehen.
»Wir verhandeln nur, wenn wir die Mehrheit unserer
Beschäftigten hinter uns haben«, sagt Dieter.
Zuvor sah die Situation ganz anders aus. Bis 2013
gab es im Anschluss an die bundesweiten Kfz-Tarifrunden
immer Extra-Verhandlungen um das Entgelt
bei Brinkmann. Dann auf einmal führte die
Geschäftsführung Lohnerhöhungen nur noch einseitig
durch: Statt die tariflichen Erfolge aus der
Fläche weiterzugeben, hat der Arbeitgeber Entgelt
in Rabatte und Sachleistungen für die Beschäftigten
umgewandelt. Rund fünf Jahre ging das
so. Danach machte der Arbeitgeber wieder das
Angebot, Lohn und Gehalt zu erhöhen, aber die
IG Metall wollte er dabei nicht am Tisch haben.
Nicht nur in der Halle läufts jetzt besser:
Matthias Schubert, Betriebsratsvorsitzender
(rechts), und Rolf Simon, stellvertretender
Betriebsratsvorsitzender.
Tarifbindung
MEHR GELD
UND FREIE TAGE
»Wir als Mitglieder der IG Metall wollten aber mitreden«,
macht Benjamin klar. Mit einer gezielten
Ansprache stieg der Anteil der IG Metall-Mitglieder
im Betrieb von 20 auf über 50 Prozent. Ein toller
Erfolg! Mit Unterstützung der IG Metall ging es nun
in die Tarifverhandlungen. Der Einsatz der Metaller*innen
endete erfolgreich: Seit Januar 2019 par-
Dieter Czipull, Betriebsratsvorsitzender,
zusammen mit Betriebsrat Benjamin Weber.
tizipieren die Beschäftigten des Autohauses wieder
von den Tarifabschlüssen im Kfz-Handwerk. Nach
jeder abgeschlossenen Kfz-Tarifrunde werden die
Entgelte für die Mitarbeiter*innen mit dem Arbeitgeber verhandelt, um so nach
und nach wieder an die Fläche angepasst zu werden.
Die Tarifbewegung bei Brinkmann war kein Selbstläufer. »Wir müssen immer wieder
klarmachen, welche Vorteile unseren Kolleg*innen die Mitgliedschaft in der
IG Metall bringt«, sagt Dieter. Im Rahmen von Begrüßungsrunden etwa warben
die Betriebsräte konkret Auszubildende für die Gewerkschaft. Damit stärkten die
Betriebsräte auch ihre Position im Betrieb. »Wir sagen den Beschäftigten immer:
Wenn es Probleme gibt, kommt zu uns«, ergänzt Benjamin. »Inzwischen wird oft
an unsere Tür geklopft.«
Warum gibt es bei uns keinen Tarifvertrag,
wie bei den Kolleg*innen an anderen
Standorten des Konzerns? Diese
Frage stellten sich viele Beschäftigte
bei Wärtsilä in Hamburg und Geesthacht.
»Bei uns zahlte der Arbeitgeber
nach individuellen Kriterien«, erzählt
Matthias Schubert, Betriebsratsvorsitzender
am Standort. Das sorgte für
Unmut unter den Beschäftigten »Wir
wollten auch einen Tarifvertrag«, sagt
Matthias.
Mit auf dem Zettel für die Verhandlungen
stand auch der Wunsch der
Beschäftigten nach Einführung des
Entgeltrahmen-Abkommens (ERA).
46 Wir #FAIRWANDELN die Region
Wärtsilä | Die Beschäftigten von Wärtsilä Deutschland
in Geesthacht und Wilhelmsburg sind nicht mehr auf das
Wohlwollen des Arbeitgebers angewiesen: Ab sofort gilt
ein Paket an Tarifverträgen im Betrieb, das alle Arbeitsbedingungen
absichert.
»
Wir
Das hatte eine Befragung der Mitarbeiter*innen
ergeben. Nach einem langen
haben jetzt alle Arbeitsbedingungen
im Betrieb tariflich
abgesichert. Aber das Wichtigste
ist, dass wir für Entgeltsteigerungen
nicht mehr auf
das Wohlwollen des Arbeitsgebers
angewiesen sind.«
Verhandlungsprozess erzielten IG Metall
und Betriebsrat mit dem Arbeitgeber
im Juni 2019 ein Ergebnis: Das aus fünf
Tarifverträgen bestehende Vertragssystem
für die rund 230 Beschäftigten regelt
neben der Arbeitszeit auch Entgelt, Weihnachts-
und Urlaubsgeld und die Möglichkeit,
einen Teil der Sonderzahlung
in zusätzliche freie Tage zu wandeln. Die
Atmosphäre in den Verhandlungen war
dabei stets kooperativ. »Wir können viele
Dinge offen mit dem Arbeitgeber besprechen«,
sagt Matthias.
Das Besondere: Die tariflichen Freistellungstage
können alle Beschäftigten
beantragen – unabhängig davon, ob
sie in Schicht arbeiten, Kinder erziehen
oder Angehörige pflegen. Durch die Einführung
des Tarifvertrages erhalten zwei
Drittel aller Beschäftigten mehr Geld als
zuvor. Die Differenz zwischen ihrem bisherigen
Entgelt und dem Tarifentgelt
wird schrittweise abgebaut. Andere, die
bereits eine gute Bezahlung ausgehandelt
hatten, bekommen Bestandsschutz.
Der lange Verhandlungsprozess hat sich
gelohnt, sagt Matthias. »Wir haben jetzt
alle Arbeitsbedingungen im Betrieb tariflich
abgesichert. Aber das Wichtigste ist,
dass wir für Entgeltsteigerungen nicht
mehr auf das Wohlwollen des Arbeitsgebers
angewiesen sind, sondern es zusammen
mit der IG Metall selbst in der Hand
haben.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 47
BR-Akademie und Bildungsbüro
VERBINDUNG
SCHAFFEN
Bildung | Die neue Bildungsstruktur im Bezirk
macht es möglich: Die ehrenamtlichen Referent*innen
können die Bildungsarbeit stärker
mitgestalten. Diese aktiven Beteiligungsprozesse
machen deutlich, welchen Stellenwert Bildung
für die IG Metall in der Region Hamburg hat.
Der Bezirk Küste hat die Bildung näher an sich
herangeholt. An die Stelle der Zusammenarbeit
mit den Bildungswerken von »Arbeit
und Leben« ist eine neue Struktur getreten:
Die Betreuung aller Bildungsurlaubsseminare
und Bildungsveranstaltungen
der Geschäftsstellen übernimmt künftig
das 2019 neu gegründete »Bildungsbüro
Küste«. Die Vermittlung von Angeboten
nach § 37.6 BetrVG für die Interessenvertretungen
übernimmt die ebenfalls neu
gegründete »Betriebsratsakademie Küste«.
»Die Gestaltung der Bildung liegt jetzt komplett
in unserer Hand«, sagt Birgit Kaulitz. Die
ehrenamtliche Bildungsreferentin und Leitungsmitglied
des Bildungsausschusses der
IG Metall Region Hamburg begrüßt die
neue Struktur. Zwar müsse sich das neue
Konzept erst mit den neuen Seminaren im
Bildungsprogramm 2020 beweisen, aber
der mögliche Zugewinn an Kontrolle und
48 Wir #FAIRWANDELN die Region
BETRIEBSRÄT*INNEN-
INFOTAGUNGEN
HILFE FÜR
DIE TÄGLICHE
ARBEIT
Aktuell und abwechslungsreich:
unsere monatlichen Veranstaltungen
für Betriebsräte.
»
Das
Qualität überzeugt. »Mit der neuen Struktur
können wir unsere Anforderungen an
Seminare direkt umsetzen.«
Das betrifft zum Beispiel die Entwicklung
von Bildungskonzepten und auch die
Gestaltung der Seminare. »Es ist wunderbar,
dass wir in den Seminarhäusern mit
der IG Metall sichtbarer werden – es sind
jetzt mehr unsere Seminare«, sagt Birgit.
Aufsteller vor den Seminarräumen wie
auch auf den Seminartischen selbst zeigen
das neue Gesicht des Bildungsbüros und
der Betriebsratsakademie. Das neue Logo
– ein Seil mit Knoten – macht deutlich: Bildung
verbindet.
Motto ›Wir bilden Zukunft‹
zeigt, wohin die Reise geht:
bildungsportal-kueste.de «
Neu ist auch ein Handbuch für Referent*innen.
Es setzt Standards für die Bildungsarbeit,
bietet Orientierung, gibt Hilfestellungen
und erleichtert so die Zusammenarbeit.
Birgit gefällt auch der Austausch von Präsentationen,
Fotoprotokollen und anderen
Dokumenten zwischen Referent*innen
und Teilnehmer*innen der Seminare
über eine eigene Cloud. »Vorher war der
Austausch von Fotoprotokollen oder Seminarunterlagen
kompliziert. Der Austausch
per Mail oder über USB-Sticks sorgte oft
für viel Zusatzarbeit«, erzählt Birgit weiter.
AKADEMIE SPEZIAL
Zur neuen Struktur gehören auch Gremienseminare
oder individuelle Angebote,
die die Betriebsratsakademie vermittelt.
Außerdem berät sie bei der Bildungsplanung,
organisiert bei Bedarf auch
Wochenendseminare und mehrtägige
Veranstaltungen vor Ort, immer unter
dem gemeinsamen Motto: »Wir bilden
Zukunft«. Birgit sieht die Bildungsarbeit in
der Region Hamburg gut aufgestellt: »Aber
alles, was wir erarbeitet haben, müssen wir
jetzt in der Realität umsetzen«.
»Der Austausch mit anderen Betriebsrät*innen
und zu fachlichen Themen ist mir
wichtig«, sagt Rainer Schmidt, Betriebsrat
von Atos in Hamburg, und bringt seine
Motivation auf den Punkt. Zwischen
80 und 100 Teilnehmer*innen informieren
sich zusammen mit Rainer in den monatlichen
Betriebsrät*innen-Infotagungen im
»Bürgerhaus Wilhelmsburg«. Schon seit
vielen Jahren bietet
die Geschäftsstelle
die Termine
mit wechselnden
Schwerpunktthemen
an. Für die
Betriebsrät*innen
eine verlässliche
Halbtagesveranstaltung,
die auch
die Verbindung
zur Geschäftsstelle
stärkt.
Die Inhalte der Infotagungen sind vielfältig:
Aktuelle Fachthemen, Datenschutz oder
Transformation finden sich genauso wie
tarifpolitische Themen oder Aktuelles aus
der Rechtsprechung. Das Format der Veranstaltung
hat sich über die Jahre verändert
und weiterentwickelt; sie ist heute mehr
am Mitmachen orientiert und nutzt dabei
neue Möglichkeiten der Beteiligung. »Wir
haben über die Themen für die kommenden
Betriebsrät*innen-Infotagungen per
Smartphone abgestimmt«, erinnert sich Rainer
– die Digitalisierung hält auch bei den
Infotagungen Einzug. Entsprechend werden
die Inhalte der Veranstaltungen nicht mehr
per Mail, sondern per Cloud-Speicher ausgetauscht.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 49
Jugend | Die IG Metall Jugend zeigt klare Kante
gegen Rechtsextremismus und für Solidarität,
Menschenrechte und bessere Ausbildungsbedingungen.
Über ihre vielfältigen Themen setzt sie sich im
Ortsjugendausschuss auseinander. Eines ihrer
Anliegen: Jugendliche stärker für die
Gremienarbeit begeistern.
Jugend
#KLAREKANTE
Mit ihrem Statement »Nie wieder Faschismus«
setzt die IG Metall-Jugend ein Zeichen:
Einen Wasserstand. »Auf der Hälfte der
Strecke gibt es unsere ›Halbzeit-Oase‹.
Wir verteilen Getränke an die Läufer*innen«,
erzählt Eicke Hamann vom Ortsjugendausschuss
(OJA). Bereits zum 7. Mal
spendierte die IG Metall-Jugend tausenden
Teilnehmer*innen vom »Lauf gegen
rechts« um die Alster Getränke. Die politische
Botschaft der Veranstaltung, organisiert
von Hamburger Fußballverein FC
St. Pauli, unterstützen sie gern. »Cool, dass
ihr wieder da seid«, danken es die Läufer*innen
Eicke und seinen Kolleg*innen
am Stand.
50 Wir #FAIRWANDELN die Region
Gesellschaftspolitisch aktiv zu sein, ist für die
IG Metall-Jugend Teil ihres Selbstverständnisses.
Mit vielen Aktionen bekennen sie
in der Öffentlichkeit Farbe für ihre Themen.
Immer ganz oben auf der Agenda:
Bildung. Sie gingen 2017 zusammen mit
dem DGB und anderen Partnern aus dem
Bündnis »Jugend gegen G20« im Rahmen
des G20-Treffens auf die Straße. »Wir
besetzen die politischen
Themen, auf
die wir Lust haben
und die in Bezug zu
unserem jugendlichen
Alltag stehen«,
sagt Eicke.
»
Es
Zentraler Austauschort
ist der OJA. Dort
kommen die betrieblichen
Kolleg*innen aus den Jugend- und
Auszubildendenvertretungen (JAV) und
alle anderen Aktiven zusammen. Zuletzt
sorgte die Frage nach dem Verhältnis von
Beschäftigung und Klimawandel unter
den Jugendlichen für eine kontroverse
Debatte. Auch mit der Verkürzung der
Arbeitszeit und Modellen, dies umzusetzen,
beschäftigte sich der OJA. Politisch
prägte auch die Diskussion um Lohngerechtigkeit
zwischen Ost und West die
Diskussion oder der freie Tag vor Prüfungen,
den die Metaller*innen an der
Küste in der Tarifrunde 2018 in der
Metall- und Elektroindustrie erkämpften.
Aber auch die JAV-Wahlen, die im
Oktober und November 2016 und 2018
stattfanden, spielten eine Rolle.
sie sich besser kennen. Das bringt die Auszubildenden
zusammen. Und außerdem
haben wir als JAV die Möglichkeit, uns
und unsere wichtige Arbeit vorzustellen.«
Durch die Begrüßungsrunden wird das Interesse
für die Arbeit der JAV geweckt. Und so
finden sich immer wieder Auszubildende
und dual Studierende, die bei den JAV-
Wahlen kandidieren.
Da in vielen Betrieben
ist teilweise schwieriger
geworden, Aktive
für die JAV zu gewinnen
und dann im Gremium
zu halten, aber
wir bleiben dran!«
die Ausbildung runtergefahren
bzw. ganz eingestellt
wurde, ist auch
die Zahl der JAV-Gremien
wie die Anzahl der
JAV-Mitglieder in der
Region Hamburg leicht
zurückgegangen. »Es
ist teilweise schwieriger
geworden, Aktive für die JAV zu gewinnen
und dann im Gremium zu halten«,
sagt Eicke. »Aber wir bleiben dran!«, fügt
er hinzu.
NACHHALTIG BEGEISTERN
Auch alle Betriebsräte sowie die JAV stellen
sich vor. Das gibt den Interessenvertretungen
die Möglichkeit, sich persönlich
und die Arbeit des Betriebsrates, des Vertrauenskörpers
und der JAV vorzustellen.
»Man erfährt in der Schule
wenig über die
IG Metall«, sagt Fanny Weisser, Mitglied
der Jugend- und Auszubildendenvertretung
bei Airbus in Hamburg und Mitglied
im OJA. Bei Airbus gibt es einen gesonderten
Tag zur Vorstellung der JAV, zu
dem auch der Vertrauenskörper und der
Betriebsrat eingeladen werden.
Die IG Metall hat ebenfalls ihren festen
Part bei den Begrüßungsrunden. Rund
35 Betriebe besuchen die Jugendsekretär*innen
der Geschäftsstelle zum Beginn
der Ausbildung und stellen die Gewerkschaftsarbeit
vor. Um die Auszubildenden
während ihrer Ausbildung noch besser
zu begleiten, hat die Geschäftsstelle
2016, 2017 und 2018 zusammen mit Aktiven
aus Unternehmen und Betrieben die
»Komm an Bord«-Konferenzen veranstaltet.
»Die Konferenzen helfen Funktionär*innen,
sich stärker mit dem Thema
zu beschäftigten«, sagt Alina Jank, Mitglied
im OJA und Vertrauensfrau bei Siemens
in Hamburg. Auch die Zweitansprache
war ein Thema auf den Konferenzen.
Die Gewerkschafter*innen entwickelten
eigene Ideen, wie junge Beschäftigte am
Ende ihrer Ausbildung gewonnen werden
können oder sich als Mitglied in der IG
Metall halten lassen.
HERZLICH WILLKOMMEN
IN DER IG METALL
Wichtig sind in diesem Zusammenhang
die jährlichen Begrüßungsrunden
in den Betrieben. Dort können die
neuen Auszubildenden und dual Studierenden
erste Kontakte zur IG Metall
und den Interessenvertretungen knüpfen.
»Mit einem Sommerfest begrüßen
wir die neuen Auszubildenden«, erzählt
Julia Knuth, JAV-Vorsitzende bei Volkswagen
Automobile Hamburg: »So lernen
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 51
Studierende
GLEICHE RECHTE.
JETZT!
Dual Studierende | Durch den Wandel der Ausbildung
wird die Ansprache von dual Studierenden für die
IG Metall immer wichtiger. Die Kontaktaufnahme lohnt
sich – sowohl für die dual Studierenden als auch für die
Interessenvertretungen – und sie ermöglicht eine
bessere Durchsetzung tariflicher Regelungen.
Der erste Kontakt zählt. Zumindest manchmal.
Wie bei Johanna Weinstock. Als die
Vertrauensfrau bei thyssenkrupp Marine
Systems in Hamburg ein duales Studium
anfing, warb der Betriebsrat im Rahmen
einer Vorstellungsrunde zu Beginn
der Ausbildung für die IG Metall. Aus
der ersten Bekanntschaft wurde mehr.
Johanna zog es nicht nur zur IG Metall,
sondern auch in die Jugend- und Auszubildendenvertretung
(JAV). »Ich habe sehr
viel gelernt, viele Kontakte geknüpft und
eigene Erfahrungen gesammelt«, sagt sie.
Johanna ist ein gutes Beispiel dafür, welche Vorteile
es bringt, wenn die IG Metall zusammen
mit den Interessenvertretungen den Kontakt
zu dual Studierenden knüpft. Beschäftigte wie
Johanna können für die IG Metall begeistert
werden und als JAVi ihr Wissen an ihre
Kolleg*innen weitergeben. Sie machen sich
stark für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen
für dual Studierende und stärken
damit auch die IG Metall im Betrieb.
MEHR DUAL STUDIERENDE
Die IG Metall Region Hamburg geht seit
2014 neue Wege der Ansprache und heißt
STUDIERENDENGRUPPE
BRÜCKEN SCHLAGEN
Aktive machen sich für die IG Metall stark – mit einem eigenen Netzwerk und in den Gremien der Geschäftsstelle.
Der dritte Mittwoch im Monat ist im Kalender
fett markiert. Dann trifft sich der Arbeitskreis
Studierende in der Hamburger Geschäftsstelle.
Bei den Treffen werden Gedanken über die Studien-
und Arbeitsbedingungen ausgetauscht und
Diskussionen über die Entwicklung neuer Technologien
geführt oder Tipps zum Schreiben von
Bewerbungen gegeben. Wichtig sind auch politische
Themen. Die Studierendengruppe engagiert
sich für Vielfalt und Antifaschismus. Ihre Themen
entwickeln sie unter anderem auf einer Klausur
– zusammen mit dem Ortsjugendausschuss der
52 Wir #FAIRWANDELN die Region
im Rahmen von Begrüßungstagen nicht nur
die Auszubildenden, sondern auch die dual
Studierenden willkommen. Die Neuen können
Fragen zur Gewerkschaft und zur Arbeit
der Interessenvertretungen im Betrieb stellen.
Mit dem Arbeitskreis Studierende,
einem Teil des Ortsjugendausschusses der IG
Metall Region Hamburg, bietet die Gewerkschaft
zudem einen Ort, an dem man sich
kennenlernen und austauschen kann. Das ist
wichtig: Mit dem Wandel der Beschäftigtenstruktur
nimmt die Zahl der dual Studierenden
kontinuierlich zu, während gleichzeitig
die Anzahl der Auszubildenden sinkt.
»Wir waren 15 dual Studierende und nur
zwei Azubis«, berichtet Johanna aus ihrem
Betrieb. »Anders als in anderen Betrieben
hatten wir das Glück, dass wir rechtlich den
Auszubildenden gleichgesetzt sind – durch
einen eigenen Tarifvertrag.« Aber abgesehen
von tkMS, Airbus, Dräger und einigen
anderen Unternehmen bundesweit sind die
Arbeits- und Lebensbedingungen und der
rechtliche Status dual Studierender oftmals
ungeklärt.
TARIFBEWEGUNG STARTEN
Von vielen Unternehmen werden die
dual Studierenden mit Praktikant*innen,
Werksstudierenden, studierenden Ferienbeschäftigten
oder Beschäftigten, die
ihre Abschlussarbeit im Betrieb schreiben,
zusammengefasst. Dual Studierende
im eigentlichen Sinne sind aber Arbeitnehmer*innen,
die einen Teil ihres Studiums an
einer Hochschule und den anderen Teil im
Betrieb absolvieren. Hier müssten sie dann
rechtlich den Azubis gleichgestellt werden.
Zukünftig wird es darauf ankommen, dual Studierende
noch stärker zu organisieren und so
ihre Situation rechtlich zu stärken – z.B. mit
einem Tarifvertrag. Dass es mit der IG Metall
und Tarifbindung besser geht, weiß Johanna.
Sie hat sich nach ihrem dualen Studium für
eine unbefristete Übernahme stark gemacht.
Sie hat ein wenig warten müssen. Mit einem
Wechsel des Geschäftsführers bei tkMS
änderte sich einiges im Unternehmen. »Jetzt
werden Dualis unbefristet übernommen«,
freut sich Johanna auch für die anderen dual
Studierenden im Unternehmen.
FERIENJOBBER*INNEN
BEIM MERCEDES-BENZ
WERK HAMBURG
MEHR GELD UND
ZUSÄTZLICHES
URLAUBSGELD
Die IG Metall bietet Ferienjobber*innen
Vorteile. Viele nutzen
das Angebot und werden Mitglied.
Es ist eine Regelung, die allen etwas
bringt: Wenn im Sommer Schüler*innen
und Studierende einen Ferienjob
beim Mercedes-Benz-Werk in Hamburg
beginnen, sorgen sie dafür, dass in der
Urlaubszeit Personal-Engpässe aufgefangen
werden. Gleichzeitig
profitieren die Ferienbeschäftigten
von den tariflichen Leistungen
der IG Metall, wenn sie
Mitglied werden. »Wir stellen
uns als Betriebsrat bei der Vertragsunterzeichnung
vor. Dort
erklären wir die Vorteile einer
Mitgliedschaft«, sagt Sabine
Dings, Betriebsrätin und Vertrauensfrau.
Die Vorteile: mehr Urlaubstage, zusätzliches
Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung
im Krankheitsfall. »Mehr als 200 Ferienjobber*innen
treten jedes Jahr der IG
Metall Region Hamburg bei. Und es zeigt
sich, dass viele von ihnen nach der Zeit
bei Mercedes in der IG Metall bleiben«,
sagt Sabine. Perfekt, wenn die Ferienjobber*innen
auf einen Metallberuf hin
studieren. Mit einem Newsletter, der vom
Bezirk Küste aus betreut wird, spricht die
IG Metall die Ferienjobber*innen auch
nach ihrer Arbeit im Werk an.
Geschäftsstelle. Mit zwei Mandaten in der Delegiertenversammlung
und einem Mandat für den
Bezirksjugendausschuss sind sie eingebunden in
die Gremien der Geschäftsstelle und des Bezirks.
Mit vielen Aktionen an den Hochschulen schlagen
die Studierenden Brücken zu ihren Kommiliton*innen
und zeigen: Die IG Metall ist auch für
die Studierenden interessant.
Neu bei Mercedes-Benz in Hamburg ist,
dass der Betriebsrat auch Praktikant*innen
in den Fokus nimmt. Im Rahmen der
Sicherheitsschulung stellen die Betriebsräte
die IG Metall vor. »In diesem Rahmen
können wir darüber berichten, warum
unsere Arbeit wichtig ist«, sagt Sabine.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 53
MOIN – DOBRIJ DJEN
(ДОБРЫЙ ДЕНЬ)
ÜBER GRENZEN
HINWEG
20 Jahre Jugendaustausch
| Die
Kooperation mit den
russischen Gewerkschaften
feierte 2018
ihren 20. Geburtstag.
Besonders der
Jugendaustausch
prägt die Zusammenarbeit
und macht
deutlich, dass das
Verständnis für die
Interessen der
Beschäftigten keine
nationalen Grenzen
kennt.
54
Wir #FAIRWANDELN die Region
»Das war ein spannender und interessanter
Austausch«, erinnert sich Felix Hoppe, ehemaliger
Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung
von Vattenfall Europe Nuclear
Energy in Hamburg. Felix war Teil der
Jugenddelegation, die 2018 die russischen
Kolleg*innen in der Metall- und Schiffbaubranche
in St. Petersburg besuchte. Einblicke
in den Aufbau der russischen Gewerkschaften,
in das Kulturleben der Stadt und
Besuche der Betriebe der Region standen
auf dem Programm. »Das Gefühl des Miteinanders
wurde geschärft«, sagt Felix.
Der Jugendaustausch ist Teil einer langen Partnerschaft
mit den russischen Gewerkschaften
in St. Petersburg und in der Umgebung. Bereits
seit 22 Jahren besteht die Kooperation,
die das Verständnis für die Interessen der
Beschäftigten in den beiden Ländern fördert.
Basis ist der Austausch, der jedes Jahr
in Form eines Besuches und Rückbesuches
der Jugenddelegationen stattfindet. Die
jungen Gewerkschafter*innen aus Betrieben
der IG Metall Region Hamburg reisen
jeweils in der ersten Jahreshälfte nach
Russland. Der Rückbesuch der russischen
Delegation in der zweiten Jahreshälfte ist
in der Regel mit einer gemeinsamen Teilnahme
am bezirklichen Jugendcamp an
der Ostsee in Kiel-Falckenstein verbunden.
»
Nationale
Grenzen spielen
keine Rolle: Es gibt Unterschiede,
aber eben auch
viele Gemeinsamkeiten.
Das Gefühl des Miteinanders
wurde geschärft.«
2018 war ein besonderes Jahr – die Kooperation
feierte ihr 20-jähriges Jubiläum. Zur Feier
reiste im Mai auch Bernhard Janßen, ehemaliger
Erster Bevollmächtigter der IG
Metall Region Hamburg und Begründer
der Kooperation, mit nach St. Petersburg.
Bernhard war es, der mit dem Partnerschaftsvertrag
zwischen Arbeit und Leben,
dem Bund der Metallarbeiter*innen in St.
Petersburg und im Leningrader Gebiet
und der Friedrich-Ebert-Stiftung den Stein
ins Rollen brachte.
Auch Barbara Duden, Vizepräsidentin der Hamburger
Bürgerschaft, war Teil der Delegation,
denn Hamburg ist eine Partnerstadt von
St. Petersburg. Deshalb wurden die russischen
Kolleg*innen auf ihrem Rückbesuch
offiziell bei einem Senatsempfang im Hamburger
Rathaus begrüßt, und die Kooperation
wurde gefeiert.
Die länderübergreifende Zusammenarbeit
ist erfolgreich. Durch die Vermittlung von
Wissen über den Aufbau und die Aufgaben
der Gewerkschaften sowie über die Einkommens-
und Armutsentwicklung wird
das Verständnis für Gemeinsamkeiten und
auch für die andere Arbeits- und Lebenskultur
geprägt. »Nationale Grenzen spielen
keine Rolle«, bestätigt Onno Mellies
von STILL. Er war beim 21. Austausch als
junger Metaller dabei. »Klar, es gibt Unterschiede,
aber eben auch viele Gemeinsamkeiten.
Das stärkt den Zusammenhalt.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 55
Jubilarfeiern | Die
Geschäftsstelle hat die
Jubilarfeiern neu gestaltet:
Seit Ende 2017 finden sie
in Hamburg wieder im
Gewerkschaftshaus statt.
Jubilarfeiern
EHRUNGEN AN
HISTORISCHEM
ORT
Jubilarehrung November 2019.
Jubilarfeiern | Die
Geschäftsstelle hat die
Jubilarfeiern neu gestaltet:
Seit 2018 finden sie in
Hamburg wieder im
Gewerkschaftshaus statt.
Mit seinen Stuckdecken bildet der historische
Musiksaal im Gewerkschaftshaus den
passenden Rahmen für die Jubilarfeiern
der Geschäftsstelle. Bis 2018 ehrte die
IG Metall Region Hamburg Metaller*innen
für 40, 50, 60, 70 und mehr
Jahre Mitgliedschaft in externen
Räumlichkeiten. Ende 2017 beschloss
der Ortsvorstand, die Feiern in die
traditionelle Umgebung der Arbeiterbewegung
zurückzuholen. Die positiven
Rückmeldungen zeigen: Es war
die richtige Entscheidung.
Neu sind aber nicht nur die Räumlichkeiten.
Die Festakte finden jetzt zweimal
im Jahr, im Juni und November,
statt. Das Rahmenprogramm gestalten
eine Swing-Band und das Kabarett-Team
Alma Hoppe. Als Zeichen
der Wertschätzung erhalten die Jubilar*innen
einzelne Fotos, die direkt vor
Ort aufgenommen und ausgedruckt
werden. Des Weiteren werden Gruppenbilder
der Jubilar*innen gemacht,
die nach der Veranstaltung an die teilnehmenden
Jubilar*innen versandt
56 Wir #FAIRWANDELN die Region
ARBEITSKREIS ARGUS
KOMPASS
GUTE ARBEIT
Arbeits- und Gesundheitsschutz hat an Bedeutung
in den Betrieben zugenommen. Angetrieben
von der Digitalisierung unterliegt er einem ständigen
Wandel.
»Die staatliche Arbeitsaufsicht ist in den letzten Jahren
massiv heruntergefahren worden«, sagt Gabor Hill,
Mitglied im Arbeitskreis Arbeits-, Gesundheits- und
Umweltschutz. Für Gabor und seine drei Kolleg*innen der
Arbeitskreisleitung ist das ein Skandal: Der Gesetzgeber
kommt seiner Pflicht nicht nach, wodurch der Arbeitsschutz
in den Betrieben leidet.
Die Arbeitsschutzaufsicht ist ein Beispiel
für die Arbeit des Arbeitskreises.
»Unser Anspruch ist es, den
Betriebsrät*innen, Beschäftigten
und auch anderen Kolleg*innen, die
am Arbeitsschutz interessiert sind,
aktuelle Themen zu vermitteln«,
sagt Gabor, der auch Vorstandsmitglied in der Selbstverwaltung
einer Berufsgenossenschaft ist. Beim Arbeitsund
Gesundheitsschutz hat der Betriebsrat umfassende
Mitbestimmungsrechte. Zur Aufklärung der Kolleg*innen
organisiert der Arbeitskreis im Jahr zehn Veranstaltungen
mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
werden. Alle Metaller*innen mit
70 Jahren Mitgliedschaft und mehr
werden namentlich in
der Begrüßungsrede
erwähnt und geehrt.
»
Wir
Mit einer weiteren
Jubilarfeier zeichnet
die IG Metall Region
Hamburg ihre treuen
Mitglieder in Stade aus. Die Veranstaltung
im altehrwürdigen Stader
Rathaus wird von Ehrenamtlichen
organisiert und moderiert. Für
ihr Mitwirken an den
gewerkschaftlichen Zielen
wird den Jubilar*innen
viel Wertschätzung
entgegengebracht:
Mit der Nennung des
Namens jedes ausgezeichneten
Mitglieds
sagt die IG Metall Region Hamburg
»Danke schön«.
sagen:
Danke
schön!.«
STRESS LASS NACH
»Inzwischen wird dem Gesundheitsschutz mehr Bedeutung
beigemessen«, sagt Rüdiger Granz, ehemaliges
Miglied der Arbeitskreisleitung. Auch bei jüngeren Kolleg*innen
spielen Arbeitsbedingungen eine größere
Rolle. Beispiel TV T-ZUG: Mit der Möglichkeit, Zeit gegen
Geld einzutauschen und der Option einer befristeten
Reduzierung der Arbeitszeit ergeben sich neue Angebote
für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben.
NEUE ANFORDERUNGEN
»Wir wollen über den Tellerrand schauen«, sagt Gabor:
Mit Umweltthemen – etwa Insektensterben, Lärm,
Verkehr und Bahn – erreichen die Arbeitsschützer*innen
andere Zielgruppen und können so ihr Netzwerk
vergrößern. Einmal im Jahr veranstaltet der Arbeitskreis
ein Wochenendseminar in Bad Segeberg. »Dort
können wir intensiver in unsere Themen einsteigen«,
erklärt Gabor.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 57
Mit lila Westen
WIR MACHEN UNSERE
POSITIONEN SICHTBAR
Arbeitskreis Frauen | Im Betrieb,
in der Gewerkschaft, aber auch in der
Gesellschaft: Der Frauen-Arbeitskreis
macht sich stark für Chancengleichheit
und Gerechtigkeit.
Die Zukunft der Arbeit muss
gerecht gestaltet werden. Dies
ist ein wichtiger Anknüpfungspunkt
für den Arbeitskreis
Frauen der Region Hamburg.
Sie gehen aktiv gegen
Benachteiligung und
Ungerechtigkeiten vor,
zum Beispiel in der
Diskussion um den
durch Digitalisierung
und Elektromobilität
getriebenen Wandel
der Arbeitswelt. Denn
wenn in der Verwaltung
Routinetätigkeiten automatisiert
werden, sind häufig
Jobs in der kaufmännischen
Sachbearbeitung betroffen.
Und damit Bereiche, in denen überwiegend
Frauen tätig sind. »Wir machen
auf die weißen Flecken in der Diskussion
aufmerksam«, bringt es Kerstin Sprengard,
Leiterin des Frauen-Arbeitskreises und
stellvertretende Betriebsratsvorsitzende
bei Siemens, auf den Punkt.
AUF VIELEN EBENEN AKTIV
Mittelpunkt für den Austausch sind die
monatlichen Treffen des Arbeitskreises.
Dort finden Diskussionen zu aktuellen
oder strategischen Themen statt, dort
werden Forderungen entwickelt und Aktionen
zu deren Umsetzung geplant: für die
Betriebe, innerhalb der IG Metall und in
die Gesellschaft hinein.
58
Wir #FAIRWANDELN die Region
IT- UND ENGINEERING-NETZWERK
»Küstenfrauen ahoi«: Auf einem
gemeinsamen Bildungsurlaub
tauschten sich die Hamburger
Kolleginnen mit über 100 anderen
Frauen von der ganzen Küste aus.
Wichtig für die Botschaften der Kolleginnen
ist die »metallerin«. Die Zeitung der Metallerinnen
im Bezirk Küste erscheint zweimal
im Jahr. Die Mantelseiten werden
vom Bezirksfrauenausschuss gestaltet, die
Lokalseiten der regionalen Ausgaben übernimmt
der Arbeitskreis. Dort schreiben die
Frauen über das, was sie bewegt: Über die
#MeToo-Debatte zu sexueller Belästigung,
über das Engagement bei den Betriebsratswahlen
oder darüber, wie wichtig es
ist, solidarisch den digitalen Wandel anzugehen.
»
Unsere
Die metallerin spiegelt
auch die Aktionen
und Veranstaltungen
wider,
die den Arbeitskreis
beschäftigen.
Zum Beispiel der
Gewerkschaftstag,
auf dem sie einen
eigenen Antrag
zur Abschaffung
der vollen Beitragspflicht
in
der Sozialversicherung einbrachten. Die
Frauenkonferenz im Vorfeld des Gewerkschaftstages
in Mannheim. Die Betriebsräte-Konferenz
2018 in Hamburg, an
denen Metallerinnen aus dem Arbeitskreis
teilnahmen. Die Frauenseminarwoche,
eine Bildungswoche nur für Frauen,
mit denen der Bezirk Küste seit 2016 den
frauenpolitischen Austausch fördert. Der
Themen sind vielfältig:
Über die Metoo-Debatte
zu sexueller Belästigung,
über das Engagement
bei den Betriebsratswahlen
oder darüber, wie wichtig es
ist, solidarisch den digitalen
Wandel anzugehen.«
Internationale Frauentag im März. Oder
auch die #FAIRWANDEL-Demonstration
der IG Metall im Juni 2019: Mit einem
eigenen Frauenbus ging es nach Berlin,
um für einen sozialen, ökologischen
und demokratischen Strukturwandel
zu demonstrieren. Mit ihren lila Westen
und Flaggen waren sie auf der Kundgebung
zusammen mit ihren Mitstreiterinnen
aus dem Bezirk deutlich zu erkennen.
»Erkennbarkeit unserer eigenen Positionen
und Forderungen in den Betrieben,
darum geht es«,
spitzen es Gabriele
König-Jamm
und Mona Michaelis
von Airbus in
Hamburg zu.
Einmal im Jahr bietet
der Arbeitskreis
eigene Frauenrundgänge
an
– vor allem auch
als Angebot für
neue Mitglieder.
Zuletzt ging es im
Rahmen einer Rundtour durch den Hafen
und die Elbphilharmonie. Erstmals fand
auch eine Klausurtagung des Arbeitskreises
statt, auf der sich die Metallerinnen
weitere Ziele setzten: jünger werden und
noch mehr Präsenz auf Veranstaltungen
zeigen, zum Beispiel wieder am Internationalen
Frauentag – erneut mit lila Westen.
ARBEITEN AN
LOSEN ENDEN
Wie kann man Mitglieder einbinden,
die nicht in der Produktion arbeiten?
Aus einem Seminar hat sich 2016 der
Engineering-Arbeitskreis IEnet entwickelt.
Einmal im Monat kommen seitdem
rund 15 Metaller*innen zusammen,
um sich über Themen wie
Lean-Konzepte, mobiles und agiles
Arbeiten, Fachkräftemangel, ethische
Fragen oder auch die Anbindung von
Angestellten an die IG Metall auszutauschen.
Transformation ist und
bleibt auch weiterhin einer der thematischen
Schwerpunkte.
Die losen Enden des Logos ihres
Netzwerks sind vielleicht ein gutes
Motto für das Selbstverständnis:
offen und nicht auf bestimmte Themen
festgelegt.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 59
»Wer nicht gegen Altersarmut ist, ist für uns
nicht wählbar« oder »Abrüsten statt Aufrüsten«
– mit ihren Botschaften machen die
Senior*innen aus dem Arbeitskreis Senior*innen
Hamburg immer wieder deutlich,
dass politischer Aktivismus nicht im Alter
aufhört. Zum Beispiel auf der Altonale,
dem Stadtteilfest in Hamburg-Altona, ist
eine Gruppe des Arbeitskreises zusammen
mit dem Arbeitskreis Altona regelmäßig
mit einem IG Metall-Infostand
vertreten. In den letzten Jahren sammelten
die Senior*innen unter anderem
Unterschriften für eine bessere Alterssicherung
und für Frieden und Abrüstung.
Für ihre außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit
treten sie auch in der IG Metall ein. Auf
dem letzten Gewerkschaftstag reichte die
Geschäftsstelle einen Antrag für Frieden
und Abrüstung ein, der einen Leitcharakter
im Sachgebiet Friedenspolitik
hatte. Die Initiative ging vom Arbeitskreis
Senior*innen Hamburg aus. Wichtig
ist ihnen auch, dass der Vorstand
beauftragt wurde, dafür zu sorgen, dass
Senior*innen besser in der IG Metall
beteiligt werden, etwa durch eine entsprechende
Vertretung auf dem Gewerkschaftstag.
AKTIONEN UNTERSTÜTZEN
Einer der Schwerpunkte ihrer politischen
Arbeit ist die Beteiligung an Aktionen.
»Wir unterstützen die IG Metall immer
in den Tarifrunden«, sagt Falko Lehmann,
Leiter des Senior*innen-Arbeitskreises
in Hamburg und der Unterstützer*innen-Gruppe
– ein Arbeitskreis
aktiver Senior*innen, der zur Unterstützung
von Kfz-Tarifrunden gegründet
wurde. So waren die Mitglieder der
Unterstützer*innen-Gruppe etwa in der
Kfz-Tarifrunde 2017 mit dabei, als Hunderte
von Metaller*innen in Norderstedt
und am Nedderfeld in Hamburg für ihre
Forderungen eintraten. Auch bei den
Außerbetriebliche
Gewerkschaftsarbeit
GELEBTE
SOLIDARITÄT
AGA | Auf die Arbeitskreise kann
die Geschäftsstelle nicht verzichten:
Mit ihrem Engagement leisten die
Senior*innen wichtige Arbeit für die
Gewerkschaft – und darüber hinaus.
60
Wir #FAIRWANDELN die Region
ganztägigen Warnstreiks bei Mercedes,
STILL und Airbus im Rahmen der Tarifrunde
in der Metall- und Elektroindustrie
2018 bekundete eine Gruppe Solidarität
für die Streikenden.
SENIOREN-ECHO
Öffentlichkeitswirksam und passend zu
ihrem politischen Selbstverständnis publizieren
die Senior*innen weiterhin das
»Senioren-Echo«. Die Zeitung erscheint
dreimal im Jahr und wird zusammen mit
der »metallzeitung« an alle Senior*innen
der Geschäftsstelle verschickt.
»
Die
Um die Schwerpunkte
kümmert sich ein
neunköpfiges Redaktionsteam.
Einen
Wechsel gab es in
der Redaktionsleitung:
Krista Deppe,
die maßgeblich
dazu beigetragen
hat, dass die Zeitung
seit 2006 regelmäßig erscheint, hat Ende
2018 die Leitung an Günter Hameister
übergeben.
MITGLIEDER IN DER IG METALL HALTEN
Um Metaller*innen, die aus dem
Erwerbsleben ausscheiden, zu halten,
erstellen die Senior*innen eine Begrüßungsmappe.
Darin enthalten sind
Informationen zum Übergang in die
Rente und zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft
in der Rente. »Unsere Leistungen
sind immer ein Argument dafür,
in der IG Metall zu bleiben«, sagt Rolf-
Rüdiger Beyer, Mitglied der Leitung vom
Senior*innen-Arbeitskreis.
Wenn jemand dennoch austreten möchte, lassen
sie nicht locker. »15 Kolleg*innen sitzen
abwechselnd jeden Dienstagvormittag in der
Geschäftsstelle zusammen und überzeugen
Austrittswillige am Telefon, in der IG Metall
zu bleiben«, erzählt Fred Harfst, Leiter
des Arbeitskreises Altona und aktiv bei
der Senior*innen-Rückholergruppe. Die
Bilanz: Im Zeitraum 2016 bis 2019 führte
die Gruppe 870 Telefongespräche. Damit
konnten 266 Mitglieder gehalten werden.
Zudem werden Jubilar*innen ab 60 Jahre
Mitgliedschaft sowie Mitglieder, die 90,
95, 100 Jahre oder älter werden, von der
Leitung des Senior*innen-Arbeitskreis
Hamburg besucht. Die Botschaft: Die
IG Metall hat mich nicht vergessen – sie
kümmert sich um uns. Bei diesen Hausbesuchen
werden Präsente überreicht
und Gespräche
geführt.
Bilanz kann sich sehen
lassen: Im Zeitraum 2016
bis 2019 führte die Gruppe
870 Telefongespräche.
Damit konnten 266 Mitglieder
gehalten werden.«
Hier erfährt
man nicht nur
viel über die
Geschichte des
Mitgliedes, sondern
auch über
die IG Metall.
Auch in Bergedorf
und Stade gibt es Senior*innen-Arbeitskreise.
Im Zentrum der monatlichen
Treffen steht der Austausch über gewerkschaftliche
und politische Inhalte. In
Bergedorf plant der Arbeitskreis zudem
regelmäßig Stadtteilrundgänge oder
Ausstellungsbesuche und macht einmal
im Jahr eine gemeinsame Ausfahrt. In
Stade organisiert der Arbeitskreis regelmäßig
die Feier für die Jubilar*innen im
Stader Rathaus.
Auch der Hamburger Senior*innen-
Arbeitskreis plant einmal im Jahr eine
gemeinsame Ausfahrt. Hinzu kommt
eine Jahresabschlussveranstaltung.
Außerdem gibt es pro Jahr fünf Arbeitskreissitzungen
mit politischen Schwerpunktthemen.
Damit wollen die Senior*innen
auch neue Aktive ansprechen.
Falko schmunzelt darüber: »Wir brauchen
Nachwuchs.«
BEGLEITGRUPPE ZUM AMT
AKTIVE ERWERBS-
LOSE HELFEN:
ZUSAMMEN SIND
WIR STÄRKER!
Die IG Metall Region Hamburg unterstützt ihre
erwerbslosen Mitglieder durch die »Begleitung zum
Amt«. Detlef (Willi) Wilsdorf und weitere ehrenamtliche
Gewerkschafter*innen begleiten erwerbslose
Mitglieder beim Gang zur Agentur für Arbeit. Sie sind
als Beistand, Fürsprecher*in und Zeug*in dabei.
Die Kolleg*innen helfen auch bei Anträgen an die
Agenturen. So hat Willi für die erwerbslosen IG
Metaller*innen in den vielen Jahren seiner Arbeit
schon viel rausgeholt.
2016
Begleitungen.............................................................18
Beratungen............................................................... 63
Hereingeholtes Geld für die
Erwerbslosen..................................... 19.707,18 Euro
2017
Begleitungen............................................................ 23
Beratungen............................................................... 67
Hereingeholtes Geld für die
Erwerbslosen.................................... 32.557,05 Euro
2018
Begleitungen.............................................................16
Beratungen................................................................ 51
Hereingeholtes Geld für die
Erwerbslosen....................................34.163,67 Euro
2019
Begleitungen.............................................................16
Beratungen............................................................... 59
Hereingeholtes Geld für die
Erwerbslosen.................................. 34.092,98 Euro
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 61
Handwerk | In den
Handwerks-Arbeitskreisen
organisieren sich die
Beschäftigten der verschiedenen
Branchen. Ihre
gemein samen Ziele bringen
sie im Handwerksausschuss
zusammen. Ein Ziel
davon: die Tarifbindung
aus- statt abzubauen.
Handwerk
MASTERPLAN:
TARIFBINDUNG
ERHÖHEN
Karl-Heinz Westphal, vorne,
im Kreis der Kollegen aus dem
Handwerksausschuss.
62 Wir #FAIRWANDELN die Region
»Uns ging es gezielt um die Interessen der Kolleg*innen«,
sagt Karl-Heinz Westphal, aktiver
Metaller bei der Paul Opländer Haustechnik
und Vizepräsident der Arbeitnehmer*innen in
der Handwerkskammer Hamburg. »Die Rechte
der Arbeitnehmer*innen wurden gestärkt.
Das war uns wichtig«, fügt er hinzu. Im
»Masterplan Handwerk«, vereinbart von
Senat und Handwerkskammer, brachten
die Kolleg*innen aus dem Handwerksausschuss
(HWA) der Geschäftsstelle immer
wieder ihre Interessen ein. Ihr Ziel: kontinuierlich
auf die Situation der Beschäftigten
aufmerksam zu machen – für bessere
Rahmenbedingungen in der Branche.
Die Arbeit in der Handwerkskammer, in der
fünf Delegierte des Ausschusses sitzen, ist
dafür nur ein – aber wichtiger – Hebel. Wie
»
Unser
Masterplan heißt: Tarifbindung.
Wir wollen mehr Handwerksbetriebe
mit Tarifvertrag.«
sie dabei vorgehen, besprechen sie vorher
im Ausschuss. Dort kommen Metaller*innen
aus den einzelnen Handwerksbranchen
und Arbeitskreisen einmal im Monat
zusammen. Die Kolleg*innen arbeiten
vor allem in Kleinbetrieben des Elektro-,
Kfz- und Tischlerei-Handwerks. Aufgrund
ihrer Betriebsgröße existieren oftmals
keine Betriebsräte. Bessere Arbeitsbedingungen
sind demzufolge schwerer durchzusetzen
als in anderen Branchen.
WERBUNG FÜR TARIFVERTRÄGE
Für den Ausschuss heißt der Masterplan
deshalb: eine höhere Tarifbindung herstellen.
Dafür haben die Mitglieder in der
Handwerkskammer eine Resolution zur
Rücknahme der OT-Mitgliedschaft der
Innungen eingereicht. OT steht für »ohne
Tarifbindung«: Immer mehr Innungsverbände
bieten den Betrieben eine solche
Mitgliedschaft in gesonderten Strukturen
an. Das ist eine inakzeptable Situation,
denn die fehlende Tarifbindung bedeutet
für die Beschäftigten deutlich weniger
Geld als in Unternehmen mit Tarif.
Mit einem Flyer machen sie auf das Lohndumping
aufmerksam. Die Metaller*innen
informieren hier über die Einkommenschancen
im Handwerk und formulieren
klare Ziele: Lohndumping aufhalten, Tarifbindung
herstellen, die Rahmenbedingungen
verbessern, damit die Branche attraktiv
für Fachkräfte bleibt. Die Perspektive
dabei: Wer gute Fachkräfte will, muss besser
bezahlen. Der Flyer soll für alle Branchen
im Handwerk aufgelegt werden – für
das Elektro- und das Sanitär-Heizung-
Klima-Handwerk (SHK) gibt es ihn schon.
ARBEIT ÜBER BRANCHEN HINWEG
»Uns geht es aber auch konkret um Vermittlung
und Diskussionen über unsere
Themen«, sagt Christian Brunotte, Mitglied
fürs Handwerk im Ortsvorstand der
Geschäftsstelle, und berichtet über ihre
Veranstaltungen, zu denen häufig auch
externe Referent*innen eingeladen werden:
»Die Themen ergeben sich aus der
Arbeitssituation, beispielsweise Datenschutz
und GPS. Viele Handwerker*innen
sind Reisende, die im Service arbeiten. Wie
sieht da ihre rechtliche Situation aus? Wir
fragen: Wie können Betriebsrät*innen das
Thema angehen?«
Die Veranstaltungen sollen auch Brücken
zu Beschäftigten aus anderen Branchen als
dem Handwerk schlagen. Um über den Tellerrand
zu schauen, sprechen die Kolleg*innen
den potenziellen Nachwuchs
auf Berufsschultouren mit dem DGB an.
»Hier wollen wir unser Engagement verstärken,
um als IG Metaller*innen weitere
Berührungspunkte mit dem Handwerk zu
schaffen.«
TISCHLER*INNEN-TREFF
ÜBER DEN TELLER-
RAND SCHAUEN
»Wir reden über das, was in den Betrieben
anfällt«, sagt Oliver Rackwitz, Mitglied des
Tischler*innen-Treffs der IG Metall Region Hamburg.
Einmal im Monat kommen die Kolleg*innen
aus dem Handwerk zusammen, um über
ihre Branche und die Probleme am Arbeitsplatz
zu reden. »Wichtig ist der Austausch«, sagt
Andreas Koslowski, Mitglied im Arbeitskreis.
Die Tischler*innen kommen oft aus Kleinstbetrieben,
in denen der Konflikt mit Chefin oder
Chef direkt ausgetragen wird. Ein relevantes
Thema ist deshalb der Bericht aus den Betrieben.
Im Arbeitskreis finden die Handwerker*innen
Unterstützung und Beratung – bei Rechtsoder
Personalfragen, tarifpolitischen Themen
oder auch bei Fragen zum Arbeitsschutz.
Seit vielen Jahren wurde im Tischler*innen-Treff
darüber gesprochen, dass ein neuer Tarifvertrag
für die Branche wichtig wäre. Im August 2019
war es endlich so weit: Mit dem jüngsten
Abschluss im Tischler*innen-Handwerk
erhalten die Beschäftigten einen verdienten
Anteil an den steigenden Umsätzen
und Gewinnen der Unternehmen der
Branche. Er gilt für das Tischler*innen-Handwerk
in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein
sowie Nordrhein-Westfalen.
Neben 4,9 Prozent mehr Geld in zwei Stufen
und einem höheren Entgelt für Auszubildende
ist mit den Arbeitgebern auch ein Ausgleich von
Rentenabschlägen verhandelt worden. Arbeitgeber
und Beschäftigte zahlen zu gleichen Teilen
monatlich jeweils 50 Euro in einen Pool.
So wird es den Kolleg*innen ermöglicht, früher
ohne Rentenkürzungen in den Ruhestand
zu gehen.
Auch im Tischler*innen-Arbeitskreis war der
Abschluss ein Thema. »Wir standen hinter den
Forderungen«, erzählt John Rosenau, der auch
in der Tarifkommission sitzt. Den Klagen der
Arbeitgeber kann er nichts abgewinnen. »Die
Auftragsbücher sind randvoll«.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 63
Tarifrunden
SOLIDARISCHER
KRAFTAKT
Metall- und Elektroindustrie
| Die ganztägigen
Warnstreiks in
der letzten Tarifrunde der
Metall- und Elektroindus trie
hatten einen entscheidenden
Anteil am
Tarif ergebnis. Mit ihren
Aktionen sendeten auch
die Beschäftigten in
Hamburg den Arbeitgebern
klare Signale.
64 Wir #FAIRWANDELN die Region
»Wie bekommen wir das Werk dicht? Das war
DIE Frage«, sagt Andreas Eben, stellvertretender
Leiter des Vertrauenskörpers von STILL in
Hamburg. Sie planten genau, wer wann an
welchem Tor steht und dass niemand in
die Betriebe kommt. Es gab klare Absprachen,
wann die einzelnen Posten abgelöst
werden sollen. »Wir sind davon ausgegangen,
dass es eine harte Auseinandersetzung
wird, weil es auch um die Machtfrage bei
der Arbeitszeit ging«, sagt Andreas. Akribisch
bereiteten er und seine Kolleg*innen
sich auf den 24-Stunden-Warnstreik – die
»Eskalationsstufe« – vor.
So wie bei STILL haben sich auch drei
weitere Betriebe in der Region Hamburg
in der Tarifrunde 2018 der Metall- und
Elektroindustrie auf die Auseinandersetzung
vorbereitet. Auch die Metaller*innen
vom Mercedes-Benz-Werk in Hamburg-Harburg
sowie von Airbus Hamburg
und Stade beteiligten sich am ganztägigen
Warnstreik. »Als die Friedenspflicht vorbei
war, war klar: Jetzt müssen wir ein Zeichen
setzen«, sagt Martin Rother, Leiter des Vertrauenskörpers
von Airbus in Stade. An
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 65
den Aktionen im Rahmen der Warnstreikwellen
beteiligten sich 50.000 Beschäftigte
in der Region Hamburg – bis hin zum
Höhepunkt, der Eskalationsstufe. In deren
Rahmen sendeten 17.500 Beschäftigte
starke Signale an die Arbeitgeber.
MIT VIEL EINSATZ ZUM TARIFERGEBNIS
Die ganztägigen Warnstreiks sind eine
Weiterentwicklung des Arbeitskampfkonzepts
der IG Metall, mit dem insbesondere
bei qualitativen Forderungen der Druck
auf die Arbeitgeber erhöht wird. Weil sich
diese nicht bewegten, ging die IG Metall
in der Tarifrunde 2018 in die Eskalationsstufe.
Durch die starke Beteiligung setzte
die IG Metall neben einem Plus beim Entgelt
auch die Möglichkeit auf eine befristete
Senkung der Wochenarbeitszeit und
eine Umwandlung vom tariflichen Zusatzentgelt
in acht zusätzliche freie Tage im
Jahr für bestimmte Beschäftigtengruppen
durch.
In den Arbeitskampf-Betrieben führten
die ganztägigen Warnstreiks zu einer
hohen Identifikation mit der IG Metall.
»Wann geht es endlich los, war von vielen
zu hören«, erzählt Thomas Junk, Leiter
des Vertrauenskörpers von Airbus in
66 Wir #FAIRWANDELN die Region
»
Mehr Geld für alle: Ab 1. Juli 2016 stiegen
die Entgelte in der ersten Stufe um
2,8 Prozent und ab 1. April 2017 in der zweiten
Stufe um weitere zwei Prozent. Hinzu
kommt im Juni diesen Jahres ein Pauschalbetrag
in Höhe von 150 Euro (65 Euro Azubis).
Hamburg. »Und es ging um Solidarität«,
sagt er. Untereinander organisierten die
Metaller*innen selbstständig Besuche der
anderen Streikbetriebe. »Der Zusammenhalt
war super«, erinnert sich Jörg Schendel,
stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender
von Airbus.
Vom Catering über die Organisation bis
hin zur Durchführung erforderten die
ganztägigen Warnstreiks den Einsatz aller
Metaller*innen – sowohl in den Betrieben
als auch in der Geschäftsstelle. »Das
war ein Kraftakt«, sagt Thomas. »Ohne
die Unterstützung unserer Geschäftsstelle
hätten wir das nicht geschafft«, sagt Jörg
Weselmann, Leiter des Vertrauenskörpers
von Mercedes in Hamburg.
2018 gab es eine Einmalzahlung von
100 Euro (70 Euro Azubis) für Januar bis
März und ab dem 1. April 2018 4,3 Prozent
mehr Geld. 2019 gab es eine Einmalzahlung
von 400 Euro (200 Euro Azubis). Ab 2019
gibt es eine jährliche Einmalzahlung von 27,5
Prozent eines Monatsgehalts, die wandelbar
in 8 zusätzliche freie Tage ist (TV T-ZUG).
Ab 2020 gibt es eine Einmalzahlung von
12,5 Prozent gemessen an der EG 5H.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit auf
›verkürzte Vollzeit‹.«
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 67
Nachtarbeit
GERECHTIGKEIT
DURCHSETZEN
Nach einem Gerichtsurteil war klar: Der Gleichheitsgrundsatz
gilt auch für Nachtarbeitszuschläge.
Aber eine faire tarifliche Lösung
stand lange aus. Die IG Metall Region
Hamburg erhöhte deshalb den Druck auf
die Arbeitgeber – mit Geltendmachungen
und Massenklagen.
»Die Geltendmachungen sind erst der
Anfang«, sagt Jörg Weselmann, Leiter
des Vertrauenskörpers beim Mercedes-Benz-Werk
in Hamburg. Bei dem
Automobilhersteller arbeiten viele Beschäftigte
im Schichtbetrieb, die sich nach dem
Urteil benachteiligt fühlten: Das Landesarbeitsgericht
Bremen hatte die Ungleichbehandlung
für regelmäßige und unregelmäßige
Nachtarbeit im Manteltarifvertrag
Unterweser 2019 für unwirksam erklärt
68 Wir #FAIRWANDELN die Region
und damit einem Beschäftigten von Daimler
in Bremen Recht gegeben. Er bekommt
fortan nicht mehr 15 Prozent, sondern
25 Prozent Nachtarbeitszuschlag. Rückwirkend
für zwei Jahre ergibt das eine
Nachzahlung von 22.000 Euro.
Damit alle Betroffenen ihr Recht bekommen,
wurde bei Daimler in Bremen ein Ergänzungstarifvertrag
abgeschlossen, der die Zuschläge
für Nachtarbeit für alle Kolleg*innen auf
25 Prozent festsetzt. Zusätzlich sind für
Kolleg*innen in Dauernachtschicht als
Ausgleich elf freie Tage und für die Wechselschichten
zwei freie Tage vereinbart
worden. Diese Regelung galt bisher nur bei
Daimler und einem Zulieferer in Bremen.
Weil sich der Arbeitgeberverband Nordmetall
weigerte, einheitliche Regelungen
für alle Betriebe an der Küste abzuschließen,
mussten die betroffenen Beschäftigten
ihre Ansprüche mithilfe der Betriebsräte
individuell geltend machen.
»
Es
war ein langer und mühsamer
Weg von der Forderung
nach Gerechtigkeit bis
zum Tarifabschluss über
Nachtarbeitszuschläge. Aber
jetzt gibt es einen Anspruch
auf faire Zuschläge.«
Unterstützt vom DGB Rechtsschutz ist die
IG Metall Region Hamburg mit Massenklagen
vor den Arbeitsgerichten einen Schritt weitergegangen.
»Durch die Klagen haben wir
den Druck auf die Arbeitgeber erhöht«,
sagt Jörg. Dieser Druck war schlussendlich
erfolgreich. Ende Januar 2020 konnte eine
tarifliche Lösung mit Nordmetall gefunden
werden. Höhere Zuschläge für alle:
Ab dem 1. April 2020 müssen von 18:00
bis 24:00 Uhr 25 Prozent, von 0:00 bis
4:00 Uhr 35 Prozent und von 4:00 bis 6:00
Uhr 25 Prozent Zuschläge gezahlt werden.
Das ist für das Tarifgebiet Hamburg
mehr als eine Verdoppelung der Zuschläge
bei regelmäßiger Nachtarbeit. Eine Wandlung
der Zuschläge in Zeit kann per freiwilliger
Betriebsvereinbarung im Betrieb
ausgehandelt werden. Im Betrieb ist das
Thema aber damit noch nicht komplett
vom Tisch. Nun muss bei Mercedes in
Harburg die Umsetzung besprochen und
geregelt werden.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 69
Kenan Emanet,
Betriebsratsvorsitzender
BMW-Niederlassung Hamburg.
Kfz-Handwerk
GIVE ME FIVE!
KFZ-Handwerk | Laut, bunt und stark: Mit
vielen Aktionen im Kfz-Handwerk haben sich
die Beschäftigten in zwei Tarifrunden gute
Tarifabschlüsse erkämpft – dank starker Beteiligung
der Beschäftigten in den Autohäusern.
Die Automeile in Rot: ein Meer aus roten Fahnen,
Warnwesten und Baseball-Caps. Rund 500
Beschäftigte legten im Juni 2017 die Automeile
Nedderfeld in Hamburg lahm. Hier sind
die Händler von BMW, Audi, Fiat, Mercedes,
Renault oder auch Opel zu Hause. »Mit so viel
Zulauf hatten wir nicht gerechnet«, erinnert
sich Kenan Emanet, Betriebsratsvorsitzender
der BMW-Niederlassung Hamburg, an den
Warnstreik. Zusammen mit den Kolleg*innen
vor dem Vertriebszentrum Nord der Volkswagen
Original Teile Logistik GmbH (OTLG)
in Norderstedt, die parallel in den Warnstreik
gingen, waren es mehr als 700 Beschäftigte, die
sich an den Aktionen beteiligten. »Das hat für
viel Chaos, aber auch für das Aufsehen gesorgt,
das dafür nötig war, die Arbeitgeber wachzurütteln«,
sagt Kenan.
Mit starker Beteiligung zeigten die Beschäftigten
im Kfz-Handwerk den Arbeitgebern, dass sie hinter
den IG Metall-Tarifforderungen stehen. In der
Kfz-Tarifrunde 2017 fanden Warnstreikaktionen
erstmals im Rahmen eines bundesweiten
Aktionstages statt. Kenan bekam viel Zustimmung
für seine kämpferische Rede: »Ich habe
gesagt, dass ich sauer bin. Die Konzerne ver-
70 Wir #FAIRWANDELN die Region
Uwe Brüggmann,
Betriebsratsvorsitzender, und Gudrun
Bigford, ehemalige stellvertretende
Betriebsratsvorsitzende, bei Volkswagen
Automobile Hamburg.
dienen verdammt viel Geld und sind nicht
bereit, der Belegschaft einen fairen Anteil
an ihren Gewinnen zu zahlen.« Einen Tag
später, in der zweiten Verhandlungsrunde,
einigten sich in Hamburg die IG Metall und
die Arbeitgeber: zweistufige Erhöhung von
je 2,9 Prozent, eine Einmalzahlung von 200
Euro und mehr Geld für Auszubildende –
in je zwei Stufen zwischen 85 bis 110 Euro,
je nach Lehrjahr.
ZUKUNFT GESTALTEN
In der Kfz-Tarifrunde 2019 erkämpften sich
die Beschäftigten bereits mit einem ersten
Aktionstag im Juni einen guten Abschluss.
»Bis auf zwei Kolleg*innen war das Autohaus
leer. Die Mitarbeiter*innen aus der
Verwaltung, aus der Werkstatt und auch
die Verkäufer*innen – als es darauf ankam,
waren sie alle dabei«, erinnern sich Uwe
Brüggmann und Gudrun Bigford, der
Betriebsratsvorsitzende und seine ehemalige
Stellvertreterin von Volkswagen Automobile
in Hamburg.
Für die nötige Mobilisierung sorgten die
IG Metall-Mitglieder vor Ort in den Betrieben.
Mit Unterschriftenlisten fragten Betriebsräte
der Kfz-Autohäuser, ob die Kolleg*innen
bereit wären, für ihre Forderung von
sechs Prozent auf die Straße zu gehen.
»Damit gaben wir der IG Metall ein Gesicht
»
Die
tolle Beteiligung an den
Aktionen zeigt, dass wir auf
dem richtigen Weg sind.«
im Betrieb und stärkten auch unsere Argumentation«,
sagt Gudrun und fügt hinzu:
»Und die tolle Beteiligung an den Aktionen
zeigte, dass wir auf dem richtigen Weg
waren.«
Bereits etablierte Kampagnen wie ›Autohaus
Fair‹, mit der die IG Metall faire Kfz-Händler
auszeichnet, helfen dabei. Dadurch bekennen
sich viele Autohäuser in Hamburg
zu den Zielen: Fair geht nur mit Tarifvertrag,
Mitbestimmung und guter Ausbildung.
Zusätzlich stärken regelmäßige
Treffen der freigestellten Betriebsrät*innen
in den Autohäusern und die Kfz-Vernetzungstreffen
auf Geschäftsstellenebene
den Austausch über die Branche.
Auch der Tarifabschluss 2019 kommt bei den
Metaller*innen gut an. Er bringt den Beschäftigten
in zwei Stufen mehr Geld – 2,7 Prozent
in 2019 und 2,6 Prozent in 2020 – und
eine Festgeldkomponente: Die Erhöhung
beträgt mindestens 86 Euro in Hamburg.
»Den unteren Entgeltgruppen – Kfz-Mechaniker*innen,
Service-Assistent*innen und
Kolleg*innen in der Buchhaltung – bringt
das überproportional mehr Geld«, sagt Uwe.
Mit der Gesprächsverpflichtung im Tarifvertrag,
mit den Arbeitgebern über die
Umwandlung von Geld in Zeit zu sprechen,
besetzen die Metaller*innen im
Kfz-Handwerk Hamburg außerdem ein
Thema der Zukunft. »Jetzt stellt sich die
Frage, wie man das in den Kfz-Autohäusern
umsetzen kann«, sagt Gudrun. »Die
Umwandlung ist vor allem ein Thema der
jungen Mitarbeiter*innen. Die Zeit bis
zur nächsten Tarifrunde brauchen wir,
um etwas Entsprechendes zu erarbeiten«,
ergänzt sie.
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 71
STATISTIK | Die IG Metall Region Hamburg 2016–2019
TARIFERGEBNISSE FÜR DIE
HANDWERKSBRANCHEN, TEXTIL
UND KUNSTSTOFF
METALLHANDWERK
2016 2017 2018 2019
+ 2,6 % und
Einmalzahlung über
200,– € für Januar/
Februar 2016
KFZ HAMBURG
Zweistufig: + 2,0 %
ab 01.04.2017,
+ 1,5 % ab
01.04.2018
(inkl. Azubis)
2017 2019
Einmalzahlung 200,– € für Juni und Juli,
Zweistufige Erhöhung:
+ 2,9 % ab 01.08.2017,
+ 2,9 % ab 01.10.2018
Azubis: Erhöhung in 2 Stufen je nach
Ausbildungsjahr zwischen 85 Euro und
110 Euro
KFZ SCHLESWIG-HOLSTEIN
2017 2019
Einmalzahlung 160,– € für Juni und Juli,
Zweistufige Erhöhung:
+ 2,9 % ab 01.08.2017,
+ 2,9 % ab 01.10.2018
Azubis: Erhöhung in 2 Stufen je nach
Ausbildungsjahr ab dem 01.08.2017
zwischen 35 und 60€ und ab dem
01.08.2018 um jeweils 50€
Zweistufig: +3,2 %
ab 01.11.2018,
+ 2,8 %
ab 01.11.2019
+ 2,8 %, Azubis plus
35,– € in den ersten
2 Ausbildungsjahren
und 40,– € im 3. und
4. Ausbildungsjahr
Zweistufige Erhöhung:
ab 01.07.2019 + 2,7 % (aber mindestens
86,–€) und ab 01.07.2020 + 2,6 % (aber
mindestens 86,– €)
Azubis: Erhöhung in 2 Stufen: je nach
Ausbildungsjahr ab dem 01.08.2019
zwischen 20,– € und 50,– € und ab dem
01.08.2020 zwischen 30,– € und 50,– €
sowie bezahlte Freistellung vor beiden
schrift lichen Abschlussprüfungen
Zweistufige Erhöhung:
ab 01.07.2019 + 2,7 % (aber mindestens
80€) und ab 01.07.2020 + 2,6 % (aber
mindestens 80 €) Einführung einer
Lohngruppe (neue LG 4, alte LG 4 = neue
LG 5)
Azubis: Erhöhung in 2 Stufen: ab dem
01.08.2019 um jeweils 50 € und ab dem
01.08.2020 um jeweils 50 €
TISCHLERHANDWERK
2016 2017 2019
TV zur
Qualifizierung
HEIZUNGSINDUSTRIE
2018
Zweistufige Erhöhung:
01.08.2017 + 2,5 % und
01.08.2018 + 2,2 %
TV zum Ausgleich von
Rentenabschlägen
Entgelterhöhungen
Ab 01.05.2018 werden die monatlichen Grundentgelte um 77,– € erhöht, bei den gewerblichen
Arbeitnehmer*innen wird auch der Akkordausgleich entsprechend erhöht, damit
dieser weiterhin 20 % des Stundenlohnes beträgt. Auf den Monteurslohn bezogen bedeutet
dieses Ergebnis eine Erhöhung von ca. 3 % und einen neuen Stundenlohn von 20,38 € inkl.
Akkordausgleich.
Ab 01.05.2019 werden die Stundenlöhne plus Akkordausgleich und die Gehälter um 2,5 %
erhöht.
Die tarifliche Sonderzahlung steigt 2018 um 3 %, 2019 um 2,5 % an.
Ausbildungsvergütungen
Die Ausbildungsvergütungen steigen ab 01.08.2018 um 3 % an, ab 01.08.2019 um weitere
2,5 %. Um dieselben Prozentsätze werden die tarifliche Sonderzahlung und das zusätzliche
Urlaubsgeld angehoben.
Die Baustellenzulagen für die Auszubildenden steigen ab 01.05.2018 auf 3,– €, 5,– € bzw.
7,– € pro Tag.
Montage-, Auslösung- und Fahrgeldtarifvertrag
Die Tarifverträge sind auf die aktuellen Fahrgeldpreise bzw. auf Euro-Beträge umgeschrieben
worden; im Montagetarifvertrag ist zusätzlich die Möglichkeit geschaffen worden, durch
freiwillige Betriebsvereinbarung für einzelne Baustellen oder generell für alle Baustellen
und Montagearbeitnehmer*innen die Auslösung nach der Strecke vom Wohnort zur
Montagestelle zu berechnen statt nach der Strecke vom Betrieb zur Montagestelle.
HVI
2017 2018 2019
Erhöhung in 2 Stufen:
+ 2 % ab 01.02.2017,
+ 1,7 % ab 01.04.2018
Ausbildungsvergütungen
jeweils zum 01.02.2017
und 01.04.2018 für alle
Ausbildungsjahre um 30,–
€ angehoben.
TV Demografie: AG zahlt
ab 01.07.2017 jährlich
300,– € pro Beschäftigten
zur Finanzierung der
Altersteilzeit in einen
Fonds ein.
Lohntarifvertrag und Gehaltstarifvertrag:
Oktober bis Dezember 2018 gelten die Tabellen weiter und es gibt eine Einmalzahlung i.H.v. 300,– €
+ 3 % ab 01.01.2019, + 2 % ab 01.01.2020
TV über Vergütungen von Auszubildenden:
Ab 01.10.2018 im
1. Ausbildungsjahr von 835,– € auf 870,– € (+ 35,–), 2. Ausbildungsjahr von 863,– € auf 900 ,– € (+ 37,–),
3. Ausbildungsjahr von 958,– € auf 990,– € (+ 32,–), 4. Ausbildungsjahr von 987,– € auf 1020,– € (+ 33,–)
ab 01.10.2019 im
1. Ausbildungsjahr von 870,– € auf 910,– € (+ 40,–), 2. Ausbildungsjahr von 900,– € auf 940,– € (+ 40,–),
3. Ausbildungsjahr von 990,– € auf 1030,– € (+ 40,–), 4. Ausbildungsjahr von 1020,– € auf 1060,– € (+ 40,–)
Zuschüsse für erhöhte Aufwendungen bei Azubis:
Macht die schulische Ausbildung eine auswärtige Unterbringung notwendig, erhält der Auszubildende zur Abgeltung des
hieraus resultierenden Mehraufwandes für jeden Kalendertag der Abwesenheit 24,– €.
Wertzeitkonto für
Pflege- und Elternzeit,
Qualifizierungszeit, vorgezogener
Ruhestand,
Sabbatical usw.
Produktionsprämie mit
mindestens Prämie von
ca. 200,– € und maximal
1400,– €. Ermittelt wird
die Prämie in Abhängigkeit
der produzierten Meter an
Flügeln und Klavieren.
72 Wir #FAIRWANDELN die Region
STATISTIK | Die IG Metall Region Hamburg 2016–2019
ORTSVORSTAND UND
DELEGIERTENVERSAMMLUNG
ORTSVORSTAND IG METALL HAMBURG 2016–2019
1. Bevollmächtigte
Morgenroth, Ina
IG Metall Region Hamburg
2. Bevollmächtigter
Glass, Emanuel
IG Metall Region Hamburg
Revisor*innen
Bökler, Peter Pella Sietas GmbH bis 08/17
Hübner, Thomas Hütter Aufzüge GmbH bis 12/16
Kaulitz, Birgit
Steinway & Sons
Netuschil, Georg Pella Sietas GmbH ab 09/19
Neumann, Udo STUTE Logistics KG Hausbruch ab 09/17
Warpakowski, Petra SKF Marine GmbH ab 12/16 bis 09/19
Beisitzer*innen
Berbüsse, Ute
LMT Fette Werkzeugtechnik GmbH & Co. KG
Bökler, Peter Pella Sietas GmbH bis 08/17
Borchers, Burkhard AIRBUS Operations GmbH Stade bis 05/18
Brunotte, Christian
Handwerk, awinco GmbH & Co. KG
Csambal, Manfred Blohm + Voss Repair GmbH bis 05/18
Dinse, Lars Atos Information Technologie GmbH ab 07/18
Dülsen, Jens Hauni Maschinenbau GmbH bis 02/19
Feye, Detlef
STILL GmbH
Günther, Ingolf
thyssenkrupp Fahrtreppen GmbH
Heieis, Alexander Stromnetz Hamburg GmbH ab 01/18
Hübner, Thomas Hütter Aufzüge GmbH bis 12/16
Kaulitz, Birgit
Steinway & Sons
Köppe, Stephan MEWA Textil-Service AG & Co bis 08/17
Kruppa, Rainer
Vattenfall Nuclear Energy GmbH
Lehmann, Falko
Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit
Netuschil, Georg Pella Sietas GmbH ab 11/17
Neumann, Udo STUTE Logistics KG Hausbruch ab 04/17
Rother, Martin AIRBUS Operations GmbH Stade ab 07/18
Salowsky, Peter Hydro Aluminium Rolled Product Hamburg bis 05/18
Timmann, Claus
Siemens AG NL Hamburg
Warpakowski, Petra
SKF Marine GmbH
Weselmann, Jörg
Mercedes-Benz Werk Hamburg
Wild, Tom Hydro Aluminium Rolled Product Hamburg ab 07/18
Wildhagen-Fröstler, Iris
ArcelorMittal Hamburg GmbH
Züge, Sebastian
AIRBUS Operations GmbH Hamburg
Gastmandate
Anderfuhr, Rolf-Werner
Senior*innen Bergedorf
Mellies, Onno STILL GmbH ab 03/19
Nonn, Dana Stulz Klimatechnik GmbH bis 02/18
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 73
MITGLIEDER DER DELEGIERTENVERSAMMLUNG 2016–2019
Wahleinheit 1 (betriebliche Wahleinheiten)
Airbus Finkenwerder
Bismark, Stephan bis 08/18
Delventhal, Malte
Dräger, Peter
Hamann, Eicke bis 06/18
Heyhusen, Bernd bis 10/17
Johannsen, Bent
Junk, Thomas ab 10/17
Kielhorn, Sophia
König-Jamm, Gabriele
Lange, Björn ab 08/18 bis 06/19
Lange, Christian
Michaelis, Mona
Petersen, Olaf ab 07/19
Rausch, Petra Maria
Riedel, Alexa ab 07/18 bis 10/18
Riedel, Wolfgang
Schomaker, Gerhard
Stabenau, Ulrich
Voss, Dirk
Züge, Sebastian
Airbus Stade
Borchers, Burkhard
Hülsenberg, Andreas bis 12/18
Rademaker, Nicola
Ropers, Torsten
Schendel, Jörg
Yüksel, Tamer ab 01/19
ArcelorMittal
Asmussen, Sven
DIEHL
Biallas, Alina
Koch, Sönke bis 01/19
Lobien, Jörn ab 02/19
Neugebauer, Thorsten
Wolff, Thomas
Fette/LMT
Lämmerhirt, Wolfram
Hauni
Liesegang, Thomas
Scheer, Reinhard
Hydro Aluminium
Demirci, Yilmaz
Hasselbächer, Michael ab 06/18
Salowsky, Peter bis 06/18
Jungheinrich
Bieber-Jobst, Dagmar bis 09/19
Packulat, Paul
Schneider, Joachim ab 10/19
Mercedes-Benz Werk
Cetin, Ahmet
Dings, Sabine
Düselder, Michael
Oesmann, Alicia
Rähse-Kansy, Armin
Reichling, Thomas
NXP
Stasik, Burkhard
Philips
Dreves, Roberto
Siemens
Brüggen, Michael
Grimmig, Bernd
Sprengard, Kerstin
Steinway & Sons
Kämpfer, Horst
Kaulitz, Birgit
Steinwerder
Csambal, Manfred
Darga, Leszek ab 03/19
Handschuh, Jens ab 10/17
Kolbe, Ingo
Lemke, Ralf
Collberg, Aleena
Prenzel, Timo bis 09/17
Vogel, Meike bis 02/19
STILL
Balci, Hakan
Block, Brigitte
Böhm, Lenia ab 07/19
Eben, Andreas
Gruel, Jasmin ab 03/17 bis 04/17
Hannich, Nadine
Maldar, Jan-Kevin
Milla, Jörg
Nar, Özcan
Schwabe, Maren ab 07/17 bis 06/19
Siegel, Janika bis 03/17
Stromnetz
Heieis, Alexander
Pieper, Holger
STUTE
Neumann, Udo
Rahr, Bengt
Schönwitz, Reiner
Vattenfall
Becker, Andreas ab 10/19
Becker, Christian ab 04/16 bis 09/19
Frank, Mario
Hoepfner-Denecke, Michael
Kramer, Nicole bis 03/16
Marwin, Gabriele
Schrage, Edwin
Wilke, Bernd
Wahleinheit 2 Handwerk
Kfz-Handwerk
Bigford, Gudrun ab 09/17
Bohlmann, Heike
Brüggmann, Uwe
Emanet, Kenan
Gehl, Peter bis 08/17
Kriegsmann, Kai
Schmettau, Karl
Steinfeldt, Arne
Woltaire, Andreas
Elektro-/Metall-/Holz- und Gesundheitshandwerk
Buresch, Andreas
Hieronymus, Reinhard
Kleinert, Andreas
Westphal, Karl-Heinz
Sanitär-/Heizungs- und Klempnerhandwerk +
Heizungs-/Klima-/Sanitärtechnik (Industrie)
Kröger, Kay
Nonn, Dana
Vogt, Oliver
Wahleinheit 3
Senior*innen: Hamburg/Norderstedt/Wedel
Beyer, Rolf-Rüdiger
Dannenberg, Heinrich
Decken-Keylor, Ursula von der
Deppe, Krista
Harfst, Fred
Hellwich, Jürgen
Lehmann, Falko
Lübcke, Günter
Lübcke, Heidemarie
Molter, Walter
Müllner, Johannes
Neumann-Strutz, Jutta
Scharrenberg, Ursel
Senior*innen: Niedersachsen
Hermann, Helmut
Sörensen, Günter
Senior*innen: Hamburg-Bergedorf und Landkreise
Herzogtum Lauenburg, Ludwigslust und Stormarn
Anderfuhr, Rolf-Werner
Lindemann, Günter
Wahleinheit 4 – Erwerbslose
Brand, Arwed
Ilic, Dobrica
Sietas, Uwe
Wahleinheit 5 – Schüler*innen und Studierende
Fiebing, Marco bis 11/17
Stala, Roman bis 11/19
Uloth, Julia ab 02/18
74 Wir #FAIRWANDELN die Region
Wahleinheit 6 – Leih-/Zeitarbeitsfirmen
Ohlendorf, Henning
Wahleinheit 7 – Regional überbetrieblich: Hamburg/
Norderstedt/Wedel
Ahrens, Wolfgang
Bauer, Oliver bis 09/19
Bauer, Uwe
Böttcher, Jonny
Brandt, Jörg
Dinse, Lars
Günther, Ingolf
Hasselfeldt, Norbert bis 11/16
Hippler, Thomas bis 11/16
Hölting, Jürgen
Hübner, Benjamin bis 11/18
Kaeding, Thomas ab 02/17
Kirschner-Kehn, Ute ab 10/19
Kleist, Torben ab 02/17
Krähe, Joachim
Krause, Holger
Lau, Susanne ab 02/17
Lohse, Katrin
Maas, Marcel
Mager, Gudrun
Oldach, Helge bis 01/17
Rauhut, Susanne
Schmidt, André
Schwarzer, Dirk
Stamp, Friedrich
Tüfekci, Yusuf
Wiebe, Nicole
Wahleinheit 8 – Regional überbetrieblich:
Niedersachsen
Brunkhorst, Hans-Hermann
Gröhlich, Manfred
Hiemer, Detlef
Scholz, Eugen bis 11/17
Soosten, Mathias von ab 02/18
Wahleinheit 9 – Regional überbetrieblich: Hamburg-
Bergedorf und Landkreise Herzogtum Lauenburg,
Ludwigslust und Stormarn
Baack, Eric bis 12/16
Berling, Thea ab 12/16
Buth, Lothar ab 02/18
Hager, Gerd
Hill, Klaus Dieter ab 10/18
Höhl, Matthias
Hoffmann, Barbara ab 02/18
Hübner, Thomas bis 10/16
Hußmann, Maik ab 03/17 bis 12/18
Kersten, Frank ab 10/18
Köppe, Stephan bis 08/17
Langmann, Raphael
Liesegang, Nicole
Meier, Albrecht
Meißner, Ralf bis 06/19
Menges, Ilona bis 09/18
Mikulic, Josip ab 02/18
Papke, Britta bis 10/17
Püst, Niklaus
Schmela, Carsten
Schröder, Vivien bis 03/17
Sobolewski, Bernd bis 04/19
Geschäftsbericht 2016–2019 | IG Metall Region Hamburg 75
Bergedorf
6. Februar ,
15 bis 17 Uhr,
Hamburg
21. Februar,
Stade
14. Februar,
15 bis 17 Uhr,
Februar 2018
Hamburg.
>IMPRESSUM
Die IG Meta l Region Hamburg bundesweite Beschäftigtenbefragung
spendet 20000 Euro an gemeinnützige
Organisationen, die von ihren cher, gerecht und selbstbestimmt«
der IG Meta l »Politik für a le – si-
Mitgliedern vorgeschlagen wurden. zusammen. Für jeden ausgefü lten
Die Spenden kommen durch die Fragebogen spendet die IG Meta l
einen Euro für soziale Projekte in der
Region. In der Region Hamburg
wurden aus 93 Betrieben17342 Fragebögen
ausgefü lt und zurückgeschickt.
sagt Ina.
16. Januar
Wochen.
30 meta
lzeitung
Region Hamburg
IG Meta l Region Hamburg
Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg,
Tel.: 040 284086-0, Fax: 040 284086-260,
hamburg@igmeta l.de, igmeta l-hamburg.de
Redaktion: Ina Morgenroth (verantwortlich), Alexander Zo londz
Fotos: IG Meta l Region Hamburg, Peter Bisping
Bei der ersten Warnstreikwe le war vie los in der Region Hamburg. Weitere Fotos im Internet: facebook.com/IGMeta lHH
Metall-Tarifrunde: starke Signale der Beschäftigten
Tausende legten bei Warnstreiks die Arbeit nieder und beteiligen sich an Aktionen und Kundgebungen
Das waren starke Signale an die Arbeitgeber:
In der Region Hamburg
haben sich über 10000 Beschäftigte
aus 29 Betrieben an der ersten
Warnstreikwe le in der Tarifrunde
der Meta l- und Elektroindustrie beteiligt.
»Die Ko leginnen und Ko legen
wo len mehr Geld und mehr
>TERMINE
IG Meta l-Senioren
Büro Bergedorf,
Se rahnstraße 1
13.30 bis 16.30 Uhr,
DGB-Haus, Raum St. Georg,
Ebene 9, Besenbinderhof 60
Stad teilhaus Stade, Jorker Straße 4
Zeit. Mit den Arbeitsniederlegungen
haben sie den Arbeitgebern deutlich
gemacht, das sie hinter den Forderungen
der IG Meta l stehen und
diese fü richtig und wichtig erachten«,
sagt Ina Morgenroth, Erste Bevo
lmächtigte der IG Meta l Region
Die Gewerkschaftfordert 6 Prozent
mehr Geld und eine Wahloption zur
Reduzierungderwöchentlichen Arbeitszeit
für bis zu zwei Jahre auf bis
zu 28 Stunden pro Woche. »Weniger
zu arbeiten, müssen sich die Beschäftigten
leisten können. Deshalb
so l es einen EntgeltzuschussfürBe-
schäftigte in Schicht oder in anderen
belastenden Tätigkeiten geben
sowie für Beschäftigte, die Kinder
erziehen oder Angehörige pflegen«,
Große Spendengala: 20 000 Euro an soziale Organisationen
Die Spendenempfänger
Bi leKidz e.V., Der Mi ternachtsbus –
unterwegs für Obdachlose, Dunkelzi fer
e.V., Familienhafen e.V., Förderverein
der Jugendfeuerwehr Sü ldorf-Iserbrook
e.V., Fördergemeinschaft Kinderkrebs-
Zentrum Hamburg e.V., Hamburg
Leuchtfeuer, Hospiz-GruppeStad e.V.,
KIKU Kinderkulturhaus Lohbrügge, Ojala
e.V., Pestalozzi-Stiftung Hamburg,
Stiftung Kinder-Hospiz Sternenbrücke,
Stiftung Mi tagskinder.
Redaktionsschluss für diese Seite:
Auf einer Spendengala übergab die
IG Meta l Region Hamburg einen
großen Teil der Spenden direkt an
Vertreterinnen und Vertreter der
Organisationen. Weitere Spendenübergaben
erfolgen in den nächsten
Weitere Fotos von der Spendenübergabe:
facebook.com/IGMeta lHH
Spendenübergabe im Gewerkschafthaus: viel Geld für soziale Projekte
Foto: IG Meta l Region Hamburg
Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
| Auf der
Homepage, über Facebook
und per Pressemitteilung
informiert die Geschäftsstelle
über aktuelle Themen
und erhöht damit die
Sichtbarkeit.
UNSERE
SENDEPLÄTZE FÜR
GUTE ARBEIT
Das Netzwerk wächst. Seit die IG Metall
Region Hamburg Facebook intensiver
zur Außendarstellung ihrer Arbeit
nutzt, ist die Fangruppe stark gewachsen.
Das liegt auch an der tagesaktuellen
Pflege der Seiten. Facebook wir genutzt,
um schnell zu informieren – mit aktuellen
Beiträgen zu Tarifrunden, Statements
und Hinweisen zu Veranstaltungen.
Auch der Ortsjugendausschuss ist
mit einer eigenen Fanseite auf dem sozialen
Netzwerk aktiv.
Die Inhalte auf der Facebook-Seite kommen
von haupt- wie ehrenamtlichen Kolleg*innen
und werden zentral von der Geschäftsstelle
veröffentlicht. Als weitere Säulen der
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dienen
die Website der Geschäftsstelle, die
Lokalseite in der »metallzeitung« der IG
Metall und die Pressemitteilungen. Leitlinien
dafür sind in einem Konzept zur
Außendarstellung der IG Metall Region
Hamburg festgehalten. Auch andere
Bausteine der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
sind in dem Konzept niedergeschrieben.
Zur zentralen Facebook-Präsenz bilden
Unterseiten zielgerichtetere Informationsmedien
in betrieblichen Konflikten.
Das gilt auch für WhatsApp-Gruppen.
Diese werden bei Arbeitskampfmaßnahmen
eingerichtet, um Informationen
schnell zu verbreiten.
Als Community ist das Mitmachen der Mitglieder
besonders auf Facebook gefragt.
Dies sind nicht nur Sendeplätze, sondern
auch Orte des Austausches und der
Diskussion. Deshalb ist die Beteiligung
aller Mitglieder gefragt: Bringt euch ein,
und sagt uns eure Meinung! Gemeinsam
sind wir stärker. Das gilt auch für
die sozialen Netzwerke!
igmetall-hamburg.de
IGMetallHH
Jugend: OJAHamburg
80 Wir #FAIRWANDELN die Region