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ELMA_Magazin_ApriMai2020

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SCHAU INS LAND<br />

65<br />

Oje, das klingt ziemlich langweilig.<br />

Den Ausflug wollen die<br />

Kids bestimmt nicht machen?<br />

Moment! Wir übersetzen diese<br />

sehr offizielle Beschreibung<br />

des „Schlosspark Fantaisie“ mal<br />

schnell – und finden unter der<br />

ganz schön hölzernen Ankündigung<br />

einen garantiert moosweichen<br />

Abenteuerspielplatz.<br />

Der befindet sich ganz nah an Bayreuth,<br />

der sogenannten Wagnerstadt<br />

– die heißt so, weil der berühmte<br />

Komponist Richard Wagner hier vor<br />

ungefähr 150 Jahren extra für seine<br />

eigenen Werke das Festspielhaus<br />

gebaut hat. Und weil man in einem<br />

richtig schönen Heim viel besser<br />

komponieren kann als in einer kleinen<br />

stickigen Pension, hat Richard<br />

Wagner erst einmal im „Hotel Fantaisie“<br />

gewohnt, das gleich neben dem<br />

gleichnamigen Schloss liegt. Zudem<br />

gab es wohl noch einen weiteren Vorteil,<br />

denn Papa Wagner hatte seine<br />

Frau und die drei Kinder mit dabei<br />

– und die haben vermutlich im Park<br />

des Schlosses ein echtes Abenteuerparadies<br />

gefunden.<br />

Weil der Markgräfin Wilhelmine von<br />

Brandenburg-Bayreuth die viel größere<br />

und auch viel berühmtere Bayreuther<br />

Eremitage wohl nicht mehr<br />

gereicht hat, ließ sie Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts im nebenan gelegenen<br />

Eckersdorfer Ortsteil Donndorf<br />

Schloss Fantaisie erbauen – und starb<br />

leider noch vor der Fertigstellung.<br />

Was Wilhelmine seitdem nur noch<br />

vom Himmel aus bewundern kann,<br />

können große und erst recht kleine<br />

Besucher das ganze Jahr hindurch<br />

auf eigene Faust erkunden. Während<br />

nämlich das Schloss selbst mit seinem<br />

Gartenkunst-Museum und dem<br />

romantischen Café nur manchmal geöffnet<br />

ist, stehen die Tore zum Park<br />

zu jeder Jahreszeit offen. Und das ist<br />

auch gut so, bringen doch Frühling,<br />

Sommer, Herbst wie Winter jeweils<br />

eigene Überraschungen mit sich.<br />

Der Park ist ungefähr dreigeteilt: Direkt<br />

um das Schloss herum ranken<br />

sich im wahrsten Sinne in Form gebrachte<br />

Buchen zu strammen Torbögen<br />

und Gängen, winden sich Hecken<br />

zu symmetrischen Labyrinthen und<br />

recken sich Weinreben auf Terrassenstufen<br />

der Sonne entgegen, während<br />

gigantische Nadelbäume ganz lässig<br />

die nächsten tausend Jahre abwarten<br />

und gemächlich beobachten, wie die<br />

schwarzen Schwäne in der großen<br />

Teichanlage ihre Runden ziehen.<br />

Zahlreiche Wege schlängeln sich<br />

kreuz und quer, nicht nur über weite<br />

Wiesenflächen, sondern auch durch<br />

ein verzaubertes Wäldchen, in dem<br />

hinter jeder Ecke eine kleine Überraschung,<br />

ein Brünnlein oder Ausguck<br />

wartet und man sich nie ganz<br />

sicher sein kann, ob da nicht gerade<br />

noch ein kleiner Elf in sein Versteck<br />

geflitzt ist. Am besten geht man aber<br />

gleich mal nachschauen – und wenn<br />

sich schon kein Fabelwesen findet, so<br />

bestimmt allerlei schöne Blätter oder<br />

Samen, die im bunten Laubwald so<br />

herumpurzeln.<br />

Auf der anderen Seite des kleinen<br />

Tals geht’s beinah steil hinauf – durch<br />

dichtes Moos, aus dem schon mal ein<br />

riesengroßer Fliegenpilz heraus auf<br />

den Weg leuchtet, immer weiter mit<br />

den Siebenmeilengummistiefeln über<br />

Stock und Steinchen und der neugierigen<br />

Nase nach, die unbedingt wissen<br />

will: Wann kommt denn endlich<br />

dieser wilde Aussichtssturm? Ist der<br />

endlich gefunden, muss er selbstverständlich<br />

sogleich erklommen und<br />

ganz oben der rundum freie Ausblick<br />

genossen werden. Und vielleicht erspäht<br />

ihr schon durchs Blätterdach,<br />

wie der große Rundweg weiterläuft:<br />

Vorbei an imposanten Felsformationen,<br />

über rutschig-rustikale Steinstufen<br />

zurück auf die andere Seite, wo<br />

ihr hoch oben über der Wiese rätseln<br />

könnt, was „Omnia vincit amor“ wohl<br />

bedeutet.<br />

© Bayerische Schlösserverwaltung (Foto: Thomas Köhler)<br />

SCHLOSSPARK FANTAISIE<br />

Bayreuther Straße 2<br />

95488 Eckersdorf/Donndorf<br />

Telefon 0921 731400-11<br />

gartenkunst-museum.de<br />

RÄTSEL-RALLYE<br />

„Der Natur auf der Spur –<br />

Kinder entdecken Gartenkunst“<br />

z. B. am 5. April & 19. Juli<br />

15 Uhr (für Kinder 2 Euro)<br />

SCHNITZELJAGD<br />

„Labyrinth, Katakombe und Kaskade“<br />

z. B. am 17. Mai & 21. Juni<br />

15 Uhr (für Kinder Eintritt frei)<br />

Der große Naturpark bietet reichlich<br />

Inspiration, ganz gemäß seinem<br />

Namen die Fantasie auf eigene Faust<br />

spazieren gehen zu lassen. Aber es<br />

gibt auch Abenteuer unter Anleitung:<br />

Bei der Rätsel-Rallye „Der Natur auf<br />

der Spur – Kinder entdecken Gartenkunst“<br />

begleitet euch ein Gästeführer<br />

auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Geheimnis des verschollenen Professors<br />

Dr. Rumpelholz. Und hinter „Labyrinth,<br />

Katakombe und Kaskade“<br />

verbirgt sich eine Schnitzeljagd für<br />

die ganze Familie.<br />

Ob Richard Wagner mit seinen<br />

Sprösslingen auch nach Fabelwesen<br />

gesucht und dabei Ideen für seine<br />

Musik gefunden hat? Das wissen wir<br />

nicht. Aber vielleicht hört ihr’s aus<br />

den Bäumen klingen und klimpern.

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