62 GESUNDHEIT & FITNESS „TRETEN IST NICHT DER EINZIGE WEG UM SICH ZU WEHREN“ Jungs hier nichts verloren haben, die Sorgen und das Bauchgrimmen dafür sehr wohl. „Die Mädchen lernen, sich selbst zu spüren und ernst zu nehmen“, sagt Katharina Schulz. Denn erst wenn sie sich selbst spüren, können sie sich behaupten. Hier hat alles Platz. „Auch die ganz taffen Mädchen sind in bestimmten Situationen im Alltag hilflos“, so Schulz und erklärt, dass es in den Kursen nicht um Schwächen geht und deren Bekämpfung, sondern „wir schauen: Wo sind deine Stärken?“ Manche Mädchen können schreien, manche verdammt böse schauen – „treten ist nicht der einzige Weg, um sich zu wehren“. Trotzdem muss das manchmal sein. Das ganzheitliche Konzept übt Körperwahrnehmung und Solidarität, übt Rollen- und Gruppenspiele und Situationen ein – aber auch, was zu tun ist, wenn alles nichts bringt. Denn zum „WenDo“ gehört auch, effektive, leicht erlernbare und realistisch einsetzbare Techniken zur Verteidigung zu erlernen. Keine komplizierten Hebel, erklärt Birgit Meno Metz, die selbst kampfsporterfahren ist, „denn das sieht zwar im Training gut aus, ist aber nicht geeignet für Notwehrsituationen“. ÜBEN UND AUSPROBIEREN Dass all das neue Wehren, Aufbegehren, Standhaftbleiben auch in den Privatbereich der Mädchen gehen kann, ist einkalkuliert und, klar, gewünscht: „Die Mädchen gehen dann raus, probieren das aus. Es ist toll, zu erleben, wie sie sich entwickeln und sich immer mehr trauen“, erzählt Birgit Meno Metz. „Sie sollen das üben, ausprobieren dürfen“, sagt Katharina Schulz, die in Informationsgesprächen Mütter auf mögliche Veränderungen des Kindes vorbereitet. Doch oft sind es ohnehin Mütter, die selbst bereits als Mädchen hier waren, die sagen: „Das hat mein Leben verändert“ – und ihren Töchtern den gleichen Weg zeigen wollen. Und die kommen gerne. Über Flyer, die sie in der Schule finden, aber auch über Lehrerinnen und Lehrer, die „viel sensibler und engagierter Präventionsarbeit betreiben als früher“. Und auch, weil die Mädchen aus manchen Serien erfahren, dass es nicht nur Gewalt in den unterschiedlichsten Ausprägungen gibt, sondern auch Hilfsangebote. „DIE MÄDCHEN HEUTE DÜRFEN COOL SEIN, ABER BITTE NICHT ZU COOL.“ MEHR EMPOWERMENT! Sind Mädchen heut nicht angeblich alle frech, alle vorlaut, alle hypercool? „Das Mädchenbild hat sich in den vergangenen Jahren natürlich geändert“, so Birgit Meno Metz. Doch das berge auch eine gewisse Gefahr: „Die Mädchen heute dürfen cool sein, aber bitte nicht zu cool. Sie dürfen stark sein, aber bloß nicht zu stark.“ Zudem hätten sich andere Probleme verstärkt, seien Mobbing in der Schule so allgegenwärtig wie Schönheitsideale, deren Omnipräsenz einen enormen Druck ausübe. Und wenn ich nie genüge, wie soll ich mich dann behaupten? „Wir beobachten sensibel die Gruppe“, sagt Katharina Schulz, wir erkennen die individuellen Bedürfnisse, vermitteln Wissen, führen Gespräche. Manchmal auch mit den Eltern, wenn das eigentliche Thema deren eigene Ängste sind. „Es kann durchaus vorkommen, dass eine Mutter beim Infoabend entdeckt, dass es auch um sie selbst geht – und sich anmeldet.“ Denn auch erwachsene Frauen, Frauen mit Behinderung oder Seniorinnen kommen zu den Schnupperstunden und Spezialangeboten, zu den Grund- und Aufbaukursen, die Aura zu verschiedenen Terminen als Wochenend- oder mehrtägigen Kurs anbietet. „Hier geht es nicht darum, dass Männer und Jungs zu Feindbildern erklärt werden“, sagt Birgit Meno Metz. „Aber Frauen und Mädchen brauchen nach wie vor mehr Empowerment. Das Feedback ist eindeutig.“ AURA NÜRNBERG E.V. Gleißbühlstraße 10, 90402 Nürnberg www.aura-nuernberg.de NÄCHSTE TERMINE WENDO-KURS FÜR MÄDCHEN 7-9 Jahre ab 28.4. (7x, 16.00-17.30), 10 -12 Jahre am 7. & 8.4. (Ferienkurs, 10.00-15.00 Uhr) und ab 20.5. (7x, 17-18.30 Uhr), 13 -15 Jahre am 2. & 3.9. (Ferienkurs, 10.00-15.00 Uhr); Gebühr 70 Euro, ermäßigt 60 Euro; BuT-Gutscheine möglich. Weitere Informationen, Kursangebote und Preise unter aura-nuernberg.de
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