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ELMA_Magazin_ApriMai2020

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58 GESUNDHEIT & FITNESS<br />

sehr differenziert und hochtechnisiert sind,<br />

gelingt es, die Messungen altersgerecht an<br />

die Kinder heran zu bringen.<br />

WIE KOMMT ES DAZU, DASS KINDER<br />

GEGENSTÄNDE EINATMEN?<br />

Kinder setzen sich intensiv mit ihrer Umgebung<br />

auseinander – und das mit allen<br />

Körperoberflächen, die sich ihnen bieten.<br />

Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern<br />

gehört dazu auch, dass sie Gegenstände in<br />

den Mund nehmen. Und genau das kann zu<br />

Unfällen durch verschlucken oder einatmen<br />

von Fremdkörpern führen. Häufig passiert<br />

das, wenn sehr junge Kinder Spielzeug ihrer<br />

älteren Geschwister in die Hände bekommen<br />

und davon Teile in den Mund nehmen. Das<br />

Gleiche gilt für Nahrungsmittel wie zum<br />

Beispiel Nüsse. Die Kinder sehen, wie Eltern<br />

oder ältere Geschwister diese essen und<br />

wollen das natürlich auch selbst probieren.<br />

Erschrickt oder stolpert das Kind, werden<br />

das Spielzeug oder die Nuss nicht nur verschluckt,<br />

sondern manchmal eingeatmet.<br />

WELCHE KLASSIKER GIBT ES BEI EIN-<br />

GEATMETEN FREMDKÖRPERN?<br />

Auf jeden Fall die schon erwähnten Kleinteile<br />

bei Spielzeug. Nicht umsonst steht auf<br />

allem kleinteiligen Spielzeug die Warnung<br />

gedruckt, es Kindern unter drei Jahren nicht<br />

in die Hand zu geben. Diese Warnung sollten<br />

Eltern unter allen Umständen berücksichtigen.<br />

Auch die ebenfalls schon genannten<br />

Nüsse muss ich immer wieder aus den<br />

Bronchien meiner Patienten entfernen. Ein<br />

schwieriges Unterfangen, denn anders als<br />

Plastikspielzeug zersetzen sich diese organischen<br />

Substanzen langsam, aber stetig. Die<br />

Nuss wird instabil, bei der Entfernung kann<br />

sie zerbrechen. Das dabei freigesetzte Nussöl<br />

ist sehr schädlich für die Lunge. Ebenfalls<br />

gefährlich kann es werden, wenn ein Kind<br />

Knopfbatterien eingeatmet – oder übrigens<br />

auch verschluckt – hat. Durch das feuchte<br />

Milieu im Körper entladen sich die Batterien,<br />

es kommt zur Schädigung des anliegenden<br />

Gewebes. Wenn die Batterie länger im Körper<br />

verbleibt, kann sie undicht werden. Die<br />

dabei freigesetzten Chemikalien führen zu<br />

schweren Verätzungen. Neben diesen besonders<br />

typischen und besonders problematischen<br />

Gegenständen musste ich aber auch<br />

schon Plastikfolie, Pfeifenputzer<br />

und anderes<br />

aus den Bronchien meiner<br />

Patienten entfernen.<br />

WIE ALT SIND DIE<br />

KINDER, DIE SIE<br />

ÜBLICHERWEISE<br />

BEHANDELN?<br />

Meistens handelt es sich<br />

tatsächlich um Kleinkinder<br />

im Alter von circa<br />

eineinhalb bis vier Jahren.<br />

Doch auch schon<br />

bei einer Achtjährigen,<br />

die meinte, mit dem<br />

Mund voller Kartoffelchips<br />

Trampolin springen<br />

zu müssen, mussten<br />

wir tätig werden.<br />

WIE WIRD EIN KIND BEHANDELT,<br />

DAS EINEN FREMDKÖRPER<br />

EINGEATMET HAT?<br />

Manchmal kommen die Familien mit einer<br />

klaren Anamnese und berichten vom plötzlichen<br />

Husten nach dem das Kind unerlaubt<br />

Nüsse vom Tisch erwischt hatte. In vielen<br />

Fällen ist der eigentliche Vorfall aber unbeobachtet<br />

oder sogar unbemerkt geblieben<br />

ist. Erst Tage, manchmal auch Wochen später<br />

bekommt das Kind einen Husten ohne<br />

erkennbare Ursache. In jedem Fall müssen<br />

wir als erstes herausfinden, um was es sich<br />

genau handelt und wie lange der Unfall<br />

selbst schon her ist. Mittels Röntgenbild wird<br />

überprüft, ob bereits eine Schädigung der<br />

Lunge vorliegt. Den Fremdkörper auf dem<br />

Bild zu finden ist in den meisten Fällen kaum<br />

möglich, da auf Röntgenbildern organische<br />

Substanzen und Plastikteile nicht sichtbar<br />

werden. Dann bleibt nur die Bronchoskopie<br />

– die Lungenspiegelung.<br />

WIE LÄUFT DAS AB?<br />

Unter Narkose wird dem Patienten ein flexibles<br />

Bronchoskop in die Bronchien geschoben.<br />

© Klinikum Nürnberg, Giulia Iannicelli<br />

Dr. med. Dr. habil.<br />

Michael Kandler<br />

Oberarzt und Facharzt<br />

für Kinder-Pneumologie<br />

am Klinikum Nürnberg

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