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58 GESUNDHEIT & FITNESS<br />
sehr differenziert und hochtechnisiert sind,<br />
gelingt es, die Messungen altersgerecht an<br />
die Kinder heran zu bringen.<br />
WIE KOMMT ES DAZU, DASS KINDER<br />
GEGENSTÄNDE EINATMEN?<br />
Kinder setzen sich intensiv mit ihrer Umgebung<br />
auseinander – und das mit allen<br />
Körperoberflächen, die sich ihnen bieten.<br />
Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern<br />
gehört dazu auch, dass sie Gegenstände in<br />
den Mund nehmen. Und genau das kann zu<br />
Unfällen durch verschlucken oder einatmen<br />
von Fremdkörpern führen. Häufig passiert<br />
das, wenn sehr junge Kinder Spielzeug ihrer<br />
älteren Geschwister in die Hände bekommen<br />
und davon Teile in den Mund nehmen. Das<br />
Gleiche gilt für Nahrungsmittel wie zum<br />
Beispiel Nüsse. Die Kinder sehen, wie Eltern<br />
oder ältere Geschwister diese essen und<br />
wollen das natürlich auch selbst probieren.<br />
Erschrickt oder stolpert das Kind, werden<br />
das Spielzeug oder die Nuss nicht nur verschluckt,<br />
sondern manchmal eingeatmet.<br />
WELCHE KLASSIKER GIBT ES BEI EIN-<br />
GEATMETEN FREMDKÖRPERN?<br />
Auf jeden Fall die schon erwähnten Kleinteile<br />
bei Spielzeug. Nicht umsonst steht auf<br />
allem kleinteiligen Spielzeug die Warnung<br />
gedruckt, es Kindern unter drei Jahren nicht<br />
in die Hand zu geben. Diese Warnung sollten<br />
Eltern unter allen Umständen berücksichtigen.<br />
Auch die ebenfalls schon genannten<br />
Nüsse muss ich immer wieder aus den<br />
Bronchien meiner Patienten entfernen. Ein<br />
schwieriges Unterfangen, denn anders als<br />
Plastikspielzeug zersetzen sich diese organischen<br />
Substanzen langsam, aber stetig. Die<br />
Nuss wird instabil, bei der Entfernung kann<br />
sie zerbrechen. Das dabei freigesetzte Nussöl<br />
ist sehr schädlich für die Lunge. Ebenfalls<br />
gefährlich kann es werden, wenn ein Kind<br />
Knopfbatterien eingeatmet – oder übrigens<br />
auch verschluckt – hat. Durch das feuchte<br />
Milieu im Körper entladen sich die Batterien,<br />
es kommt zur Schädigung des anliegenden<br />
Gewebes. Wenn die Batterie länger im Körper<br />
verbleibt, kann sie undicht werden. Die<br />
dabei freigesetzten Chemikalien führen zu<br />
schweren Verätzungen. Neben diesen besonders<br />
typischen und besonders problematischen<br />
Gegenständen musste ich aber auch<br />
schon Plastikfolie, Pfeifenputzer<br />
und anderes<br />
aus den Bronchien meiner<br />
Patienten entfernen.<br />
WIE ALT SIND DIE<br />
KINDER, DIE SIE<br />
ÜBLICHERWEISE<br />
BEHANDELN?<br />
Meistens handelt es sich<br />
tatsächlich um Kleinkinder<br />
im Alter von circa<br />
eineinhalb bis vier Jahren.<br />
Doch auch schon<br />
bei einer Achtjährigen,<br />
die meinte, mit dem<br />
Mund voller Kartoffelchips<br />
Trampolin springen<br />
zu müssen, mussten<br />
wir tätig werden.<br />
WIE WIRD EIN KIND BEHANDELT,<br />
DAS EINEN FREMDKÖRPER<br />
EINGEATMET HAT?<br />
Manchmal kommen die Familien mit einer<br />
klaren Anamnese und berichten vom plötzlichen<br />
Husten nach dem das Kind unerlaubt<br />
Nüsse vom Tisch erwischt hatte. In vielen<br />
Fällen ist der eigentliche Vorfall aber unbeobachtet<br />
oder sogar unbemerkt geblieben<br />
ist. Erst Tage, manchmal auch Wochen später<br />
bekommt das Kind einen Husten ohne<br />
erkennbare Ursache. In jedem Fall müssen<br />
wir als erstes herausfinden, um was es sich<br />
genau handelt und wie lange der Unfall<br />
selbst schon her ist. Mittels Röntgenbild wird<br />
überprüft, ob bereits eine Schädigung der<br />
Lunge vorliegt. Den Fremdkörper auf dem<br />
Bild zu finden ist in den meisten Fällen kaum<br />
möglich, da auf Röntgenbildern organische<br />
Substanzen und Plastikteile nicht sichtbar<br />
werden. Dann bleibt nur die Bronchoskopie<br />
– die Lungenspiegelung.<br />
WIE LÄUFT DAS AB?<br />
Unter Narkose wird dem Patienten ein flexibles<br />
Bronchoskop in die Bronchien geschoben.<br />
© Klinikum Nürnberg, Giulia Iannicelli<br />
Dr. med. Dr. habil.<br />
Michael Kandler<br />
Oberarzt und Facharzt<br />
für Kinder-Pneumologie<br />
am Klinikum Nürnberg