Abschied | 04/2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STERBEBEGLEITUNG<br />
<strong>Abschied</strong><br />
Stark sein für andere<br />
Sterbebegleitung – Kann ich das?<br />
Anzeigensonderveröffentlichung<br />
Grundsätzlich ist die Sterbebegleitung<br />
etwas, was aus dem sozialen Miteinander<br />
erwächst und wozu es<br />
keiner besonderen Fähigkeiten bedarf<br />
außer der „mitmenschlichen Geste“. Die<br />
Unsicherheiten auf diesem Gebiet sind aber<br />
größer geworden durch die Tatsache, dass<br />
kaum jemand mehr das Sterben in seinem<br />
Umfeld erlebt. Und so vermag man kaum<br />
im Vorfeld abzuschätzen, wie ein Mensch in<br />
einer derartigen Situation reagiert.<br />
Wie man mit der Situation klar kommt, ist<br />
von vielen Faktoren abhängig, der eigenen<br />
psychischen Belastbarkeit, Empathie, der<br />
Fähigkeit, Dinge nicht ranzulassen oder<br />
auch mal abzuschalten, Einstellung zum<br />
Leben und Tod, Glaube, Trostfähigkeit<br />
usw. Und so gibt es Menschen, die sich<br />
nicht in der Lage fühlen, einen Sterbenden<br />
zu begleiten. Sie sollten aber zu ihrer<br />
Unsicherheit oder Überforderung stehen<br />
und Verantwortung übernehmen, indem<br />
sie dem Patienten Hilfe und Unterstützung<br />
von anderer, kompetenter Seite vermitteln.<br />
Es selbst nicht auszuhalten, dem<br />
Sterbenden stärkend zur Seite zu stehen,<br />
hat nichts mit Versagen zu tun. Menschen<br />
sind nicht in allen Belangen gut. Es ist keine<br />
Schwäche, seine Schwächen und Grenzen<br />
zu akzeptieren. Ganz im Gegenteil.<br />
Angehörige und Freunde eines Sterbenden<br />
werden fast „automatisch“ zu Sterbebegleitern,<br />
da sie ihm am nächsten stehen<br />
und oft auch als Ansprechpartner fungieren.<br />
Allerdings lässt die große Nähe zum<br />
Sterbenden oft auch keine klare Sicht der<br />
Dinge zu, die nötige Distanz für bestimmte<br />
Entscheidungen ist wegen der eigenen<br />
Betroffenheit nicht oder nicht ausreichend<br />
vorhanden. Das führt dazu, dass Angehörige<br />
und Freunde selbst eine Begleitung<br />
benötigen. Im Idealfall gibt es einen oder<br />
mehrere Begleiter, die den Sterbenden<br />
und sein Umfeld im Blick haben.<br />
Sterbebegleitung lernen<br />
Es gibt keine „professionellen“ Sterbebegleiter,<br />
wohl aber Berufsgruppen, die im<br />
Rahmen ihrer Arbeit auch Sterbebegleitung<br />
„leisten“, so wie viele der im Gesundheitswesen<br />
oder in der Seelsorge Tätigen.<br />
Ebenso gibt es Menschen aus anderen<br />
Berufsgruppen oder auch nicht (mehr)<br />
Berufstätige, die sich dieser Aufgabe aus<br />
den verschiedensten Gründen ehrenamtlich<br />
widmen.<br />
Obwohl es keine festgelegte „Ausbildung“<br />
ehrenamtlicher Sterbebegleiter gibt, bieten<br />
viele Organisationen und Hospizvereine<br />
Kurse an, die sich mit diesem<br />
Thema befassen. Diese Kurse vermitteln<br />
die Aufgaben und Ziele der Hospizarbeit,<br />
Besonderheiten der Sterbephasen, geben<br />
Hilfestellung bei Kommunikation und<br />
Gesprächsführung, gehen aber auch auf<br />
Motivation und auf die Gestaltung der eigenen<br />
Begleiterrolle ein. Sie setzen sich darüber<br />
hinaus intensiv mit Leben, Sterben,<br />
Tod und Trauer auseinander, denn erst der<br />
bewusste Umgang mit den eigenen Erfahrungen<br />
und Vorstellungen und Gefühlen<br />
macht es möglich, den Fragen und Ängsten<br />
unheilbar Kranker wie ihrer Angehörigen<br />
nicht auszuweichen, sondern ihnen offen<br />
und authentisch zu begegnen. y<br />
21