Gsungen&Gspielt 01/2020

tirolervolksmusikverein
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30.03.2020 Aufrufe

INT´RESSANTERWEISWIE KOMMST DU ZUDER MELODIE FÜR DEINELIEDER, WIE ZUM TEXT?Fällt dir davor der Text oder die Melodie ein?Ernst ThomaEs ist nie dieselbe Situation. Manchmalfällt mir ein Satz mit gutem Rhythmusund mit Melodie ein. Manchmal stehtder Text und die Melodie wird gesucht.Das kann auch manchmal lange dauern.Peter KostnerFür manche Lieder habe ich einen Textübernommen, weil er so schön und berührendwar, einige wenige Lieder habe ichselbst getextet, weil mich der Anlass dazuinspiriert hat. Dementsprechend ist eigentlichimmer der Text zuerst vorhanden.Foto: PrivatFritz FeyrsingerMein erstes Lied „De Frühjahrszeitkimmb scho daher“ habe ich vor meinemHaus geschrieben. Dort gab esnoch keine Straße und die Landschaftund Umgebung hat mich einfach inspiriert.Alle meine darauffolgenden Liederentstanden aus selbstgeschriebenenGedichten. Oft habe ich bereits beimSchreiben dieser Texte die Melodie imKopf. Diese nehme ich dann auf einTonband auf, da ich selbst keine Notenschreiben und lesen kann. Die Aufnahmenschicke ich meist zu Peter Reitmeir,der mir die Lieder im vierstimmigenSatz aufschreibt.Foto: PrivatSepp OberhöllerWenn eine neue Melodie oder Text entsteht,dann ist meistens vorher ein Gedankenbildin meinem Inneren. Das kann oftspontan geschehen, z.B. in der Natur oderauf der Alm, in einer Kirche oder im Stallwährend dem Melken. Zuerst braucht esimmer den Text: Was will ich damit ausdrücken…?Die Melodie kommt dannmeist ganz von allein…Robert SchwärzerEs gibt für mich immer einen Anlass – einEreignis, das seinen musikalischen Ausdruckfindet. Und fast immer sind zuerstdie Worte da, die dann in Klang gesetztwerden. Ein gutes Beispiel dafür ist dasWiegenlied für meine Kinder „Und af aniads Kindl“. In der Sammlung von MariaVinzenz Süß habe ich die erste Strophegefunden und war tief beeindrucktdavon. Eine halbe Stunde und etlicheWörter und Töne später, beim Schlafengehenam Abend konnte ich gleich überprüfen,ob das Lied auch funktioniert.Viele empfinden es vielleicht als wenigschmeichelhaft, wenn die Zuhörer bei ihrenmusikalischen Einfällen einschlafen,für mich war dies aber ein untrüglichesZeichen, dass es doch nicht ganz schlechtsein kann. Noch ein Wort zum BegriffVolkslied in der Frage. Es sind nur Lieder,die mir einfallen, keine Volkslieder.Doch es würde mich sehr freuen, wennirgendwann einmal ein Lied von mir als„Volkslied“ bezeichnet werden könnte.Foto: PrivatPeter ReitmeirZum Text komme ich durch Zufall.Manchmal gibt mir auch jemand einenText, der mich anspricht. Die Melodie entsteht,indem ich versuche, den Inhalt musikalischauszudrücken. Ich spreche denText durch und schaue, dass ich ihn inden entsprechenden Rhythmus bringe. Esist also immer der Text vorher vorhanden.18G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 45. JAHRGANG | HEFT 01 | MÄRZ 2020

INT´RESSANTERWEISWIE STEHST DU ZU„NEUEN VOLKSLIEDERN“ IMVERGLEICH ZU ÜBERLIEFERTEN?Foto: Günther SchöpfErnst ThomaSchon das Wort „Volkslied“ scheintmir immer problematischer. Was einVolkslied ist, sollte das Volk entscheiden– das war nicht immer so. Dawurde immer schon herummanipuliert.Wenn ich im Gasthaus, im Altersheimoder wo auch immer ein Lied anstimmeund die Leute singen mit, istes mir recht, und ich frage mich nicht„meh“, ob das alpenländisch oderVolkslied ist. Wir singen einfach drauflos, aus purer Freude am gemeinsamenSingen. Da mache ich keinen Unterschiedzu überlieferten oder zu neuenLiedern. Das Volk hat das Wort, auchwenn mir nicht alles gefallen muss.Foto: Kary WilhelmSepp OberhöllerAuch in der heutigen Zeit entstehenimmer wieder neue Lieder, das ist auchgut so. Volksmusik muss leben undsich dementsprechend entwickeln. Nursollte man darauf achten, dass man dasneue Lied einfach belässt, sodass auchdas „Volk“ diese Lieder mehrstimmigsingen und einlernen kann. Nur inder Freude am Singen und in der Einfachheitlebt das Volkslied und kann alsVolkslied bezeichnet werde.Peter KostnerEs gibt wunderbare Beispiele für neueVolkslieder, mit schönen Texten undMelodien – zum Glück!! Es gibt auchsonst sehr viele neue Lieder und Liedgattungen.Wenn es ein neues Volksliedist, dann muss es halt im Rahmen derüberlieferten musikalischen Traditionsein – sonst ist es eventuell ein sehrschönes und gutes Lied, aber halt keinVolkslied mehr. Es ist hochinteressant,was es hier an neuen Entwicklungenim Dialektbereich gibt (inhaltlich undauch in der musikalischen Umsetzung– von einigen Liedermachern bis zumAustropop). Manche Dinge als „neueVolksmusik" zu bezeichnen, halte ichallerdings mitunter für verfehlt.Peter ReitmeirDie überlieferten Lieder bevorzugeich meistens. Viele neue Lieder sindmir zu sentimental, aber es gibt aucheinige gute.Robert SchwärzerMit dieser Frage tu’ ich mich sehrschwer… Für mich gibt es viele Parameter,die ein Volkslied ausmachen,etwa: ‚in vielen verschiedenen Variantenverbreitet’, ‚über einen längerenZeitraum beliebt und gesungen’ – umnur zwei davon zu erwähnen. Unterdiesem Gesichtspunkt sind die vielenNeuschöpfungen, auch wenn sie sichstilistisch an alten Volksliedern orientieren,für mich zuerst ,nur‘ Lieder, die mirgut, ganz gut oder auch etwas wenigergut gefallen. Und ich würde mich niemalstrauen, ein Urteil darüber abzugeben.Deshalb habe ich auf diese Frageeigentlich keine wirkliche Antwort.Fritz FeyrsingerDas Schreiben von Liedern gelingtnicht immer gleich. Wenn es innerhalbder ersten fünf Minuten nicht funktioniert,muss ich meine Idee vorerstbeiseitelegen. Meiner Meinung nachgibt es auch bei überlieferten Liederngelungene und weniger gelungene, vondenen sich die besseren viel schnellerverbreiten. So ist es auch bei neu geschriebenenLiedern.Foto: Viktoria HofmarcherZUR AUTORINSabrina HaasMusiklehrerin, Studentinund Jugendreferentindes TVMMusikgruppen:4kleemusig und AfelderDreigesangG‘SUNGEN & G‘SPIELT | 45. JAHRGANG | HEFT 01 | MÄRZ 2020 19

INT´RESSANTERWEIS

WIE STEHST DU ZU

„NEUEN VOLKSLIEDERN“ IM

VERGLEICH ZU ÜBERLIEFERTEN?

Foto: Günther Schöpf

Ernst Thoma

Schon das Wort „Volkslied“ scheint

mir immer problematischer. Was ein

Volkslied ist, sollte das Volk entscheiden

– das war nicht immer so. Da

wurde immer schon herummanipuliert.

Wenn ich im Gasthaus, im Altersheim

oder wo auch immer ein Lied anstimme

und die Leute singen mit, ist

es mir recht, und ich frage mich nicht

„meh“, ob das alpenländisch oder

Volkslied ist. Wir singen einfach drauf

los, aus purer Freude am gemeinsamen

Singen. Da mache ich keinen Unterschied

zu überlieferten oder zu neuen

Liedern. Das Volk hat das Wort, auch

wenn mir nicht alles gefallen muss.

Foto: Kary Wilhelm

Sepp Oberhöller

Auch in der heutigen Zeit entstehen

immer wieder neue Lieder, das ist auch

gut so. Volksmusik muss leben und

sich dementsprechend entwickeln. Nur

sollte man darauf achten, dass man das

neue Lied einfach belässt, sodass auch

das „Volk“ diese Lieder mehrstimmig

singen und einlernen kann. Nur in

der Freude am Singen und in der Einfachheit

lebt das Volkslied und kann als

Volkslied bezeichnet werde.

Peter Kostner

Es gibt wunderbare Beispiele für neue

Volkslieder, mit schönen Texten und

Melodien – zum Glück!! Es gibt auch

sonst sehr viele neue Lieder und Liedgattungen.

Wenn es ein neues Volkslied

ist, dann muss es halt im Rahmen der

überlieferten musikalischen Tradition

sein – sonst ist es eventuell ein sehr

schönes und gutes Lied, aber halt kein

Volkslied mehr. Es ist hochinteressant,

was es hier an neuen Entwicklungen

im Dialektbereich gibt (inhaltlich und

auch in der musikalischen Umsetzung

– von einigen Liedermachern bis zum

Austropop). Manche Dinge als „neue

Volksmusik" zu bezeichnen, halte ich

allerdings mitunter für verfehlt.

Peter Reitmeir

Die überlieferten Lieder bevorzuge

ich meistens. Viele neue Lieder sind

mir zu sentimental, aber es gibt auch

einige gute.

Robert Schwärzer

Mit dieser Frage tu’ ich mich sehr

schwer… Für mich gibt es viele Parameter,

die ein Volkslied ausmachen,

etwa: ‚in vielen verschiedenen Varianten

verbreitet’, ‚über einen längeren

Zeitraum beliebt und gesungen’ – um

nur zwei davon zu erwähnen. Unter

diesem Gesichtspunkt sind die vielen

Neuschöpfungen, auch wenn sie sich

stilistisch an alten Volksliedern orientieren,

für mich zuerst ,nur‘ Lieder, die mir

gut, ganz gut oder auch etwas weniger

gut gefallen. Und ich würde mich niemals

trauen, ein Urteil darüber abzugeben.

Deshalb habe ich auf diese Frage

eigentlich keine wirkliche Antwort.

Fritz Feyrsinger

Das Schreiben von Liedern gelingt

nicht immer gleich. Wenn es innerhalb

der ersten fünf Minuten nicht funktioniert,

muss ich meine Idee vorerst

beiseitelegen. Meiner Meinung nach

gibt es auch bei überlieferten Liedern

gelungene und weniger gelungene, von

denen sich die besseren viel schneller

verbreiten. So ist es auch bei neu geschriebenen

Liedern.

Foto: Viktoria Hofmarcher

ZUR AUTORIN

Sabrina Haas

Musiklehrerin, Studentin

und Jugendreferentin

des TVM

Musikgruppen:

4kleemusig und Afelder

Dreigesang

G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 45. JAHRGANG | HEFT 01 | MÄRZ 2020 19

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