Gsungen&Gspielt 01/2020
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INT´RESSANTERWEIS
„NEUE VOLKSLIEDER“ –
NEU ENTSTANDENE LIEDER
IN TIROL UND SÜDTIROL
Unzählige Lieder und Jodler sind uns in diversen volksmusikalischen Sammlungen
überliefert. Trotzdem gibt es Personen, die aufgrund eines bestimmten Anlasses oder
auch einfach aus persönlicher Inspiration heraus, selbst Lieder schreiben.
Text: Sabrina Haas
Sechs dieser Personen haben uns
freundlicherweise verschiedene Fragen
beantwortet und geben uns so einen
Einblick in die Entstehung von neu geschaffenen
Liedern. Vielleicht ist dieser
Beitrag Motivation für jemanden, neue
Lieder zu schreiben!
WAS IST DIR BEI
EINEM VON DIR
GEMACHTEN
LIED WICHTIG?
Ernst Thoma
Mals im Vinschgau
Viele Lieder sind zu einem bestimmten
Anlass geschrieben worden und da ist es
natürlich wichtig, dass Musik und Text
zum Thema passen. Manchmal will man
auch eine Botschaft verpacken („Zug um
Zug“), oder seinem Unmut über etwas
Luft machen („Pferdekanon“) oder einfach
nur Freude und Harmonie schaffen
(z.B. Tischlieder) .
Peter Kostner
Hatting
Die Melodie muss gut singbar und auch
im Satz logisch und nicht gekünstelt
sein. Melodik, Rhythmus und Harmonik
müssen dem Textinhalt entsprechen, zum
Beispiel ist ein weihnachtliches Wiegenlied
ruhig, eventuell im wiegenden 6/8
Takt, ein Tanzlied dementsprechend bewegt
und belebt.
Foto: Privat
Fritz Feyrsinger
Reith bei Kitzbühel
Für mich ist es wichtig, dass das Lied authentisch
klingt. Es muss sprachlich zu
den Sängern passen, die Melodie muss
sich gut einfügen und darf nicht zu kitschig
sein. Am besten ist es, wenn sich
das Lied so anhört, als ob es schon 50
Jahre existieren würde. Bei der Melodie
ist es ebenfalls wichtig, dass man nicht in
alte Muster hineinfällt. Das Schreiben von
Liedern hat bei mir erst langsam wachsen
müssen. Vor allem durch das Singen bei
den Kitzbüheler Trachtensängern kam es
dazu, dass oft dieselben Lieder auf Veranstaltungen
gesungen wurden und ich daher
etwas Unbekannteres singen wollte.
So kam es dazu, dass ich selbst zu schreiben
begann.
Sepp Oberhöller
St. Lorenzen im Pustertal
Es ist mir immer wichtig, dass meine Lieder
sich an den echten Volksliedern unserer
Vorfahren orientieren. Die Einfachheit
– auch zum Singen für andere – ist dabei
wesentlich. Und man muss leben, was
man singt!
Robert Schwärzer
Gais im Ahrntal
Bei Liedern gibt es zusätzlich zur ‚Melodieebene’‚
noch eine ‚Textebene‘ und
diese hat für mich eine sehr große Bedeutung.
Wenn die Aussage des Liedes
– also die Geschichte, die erzählt wird –
von einer schönen Melodie getragen wird,
dann ist es ein gutes Lied. Eine möglichst
große Übereinstimmung und Harmonie
von Text und Melodie sind für mich die
wesentlichen Grundlagen.
Peter Reitmeir
Telfs
„Der Text muss gut
sein, das heißt, er benötigt
eine gewisse Poetik –
so wie die Sprache im überlieferten
Volkslied – mit
Metaphern, also Bildern
z.B. aus der Natur.“
Er soll in kurzen Worten viel aussagen,
wie z.B. "Sennrin, geh lass da sagn, tua
di nit grabn (=grämen), kimmt eh unt a
der Bua her über d'Labn." oder " Und
znagst hats ma's draht, hats ma's Wegal
vawaht und bei hellliachtn Tag, dass
grad mögli sein mag." Diese Texte regen
die Fantasie an. Viele Bilder entstehen
da in meinem geistigen Auge. Oft sind
Texte von Mundartdichtern viel zu ausführlich,
zu wortreich in der Aussage.
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 45. JAHRGANG | HEFT 01 | MÄRZ 2020 17