27.03.2020 Aufrufe

hinnerk April/Mai 2020

Seit 1993 ist hinnerk das queere Stadtmagazin für Hamburg, Bremen und Hannover. hinnerk hat dabei nicht nur einen queeren Blick auf gesellschaftliche Themen wie die Gleichstellung Homo-, Bi-, Trans*- und Intersexueller, sondern bietet auch einen auf diese Zielgruppe angepassten Zugang zu kulturellen Themen.

Seit 1993 ist hinnerk das queere Stadtmagazin für Hamburg, Bremen und Hannover. hinnerk hat dabei nicht nur einen queeren Blick auf gesellschaftliche Themen wie die Gleichstellung Homo-, Bi-, Trans*- und Intersexueller, sondern bietet auch einen auf diese Zielgruppe angepassten Zugang zu kulturellen Themen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

MIA.:<br />

„Das Stück muss matchen!“<br />

Fünf Jahre sind seit dem<br />

letzten Album „Biste Mode“<br />

schon wieder vergangen, in denen<br />

sie nicht nur ihr 20-Jähriges gefeiert<br />

haben, sondern auch wie wild<br />

auf Tour waren. Kein Wunder, dass<br />

MiA. nichts an Energie, Wildheit<br />

und Spaß eingebüßt haben. Und<br />

mit „Limbo“ zeigen sich die Berliner<br />

musikalisch deshalb auch wieder<br />

bereit, alles abzureißen, während<br />

sie sich inhaltlich noch tiefer und<br />

ganz neu mit sich und der Welt<br />

beschäftigen – ohne das Konfetti<br />

zu vergessen. Doch wenn sich eines<br />

über all die Jahre nicht verändert<br />

hat, dann die Bedeutung, die Mode<br />

und Klamotten für Mieze und die<br />

Songs der Band haben. Darüber<br />

mussten wir uns mit ihr und Gunnar<br />

auch mal in aller Ruhe unterhalten.<br />

Im neuen Video „Limbo“ trägst du,<br />

Mieze, wieder ein beeindruckendes<br />

Stück Kleid, das dich, wie dann<br />

klar wird, als Gitarre darstellt. Das<br />

Visuelle bei dir flasht wieder<br />

enorm …<br />

Mieze: Bei mir ist es nach wie vor<br />

so: Die Klamotte ist der verlängerte<br />

visuelle Ausdruck vom Inhalt. Das<br />

liebe ich! Wenn die Setlist steht,<br />

komme ich mit einem Sack voll Klamotten<br />

in den Proberaum und überlege: Zu dem<br />

Lied muss die Glitzerjacke … zu dem die<br />

Uniform. Da will ich es gerade – und da<br />

super schräg. Bei dem muss es weiß sein,<br />

aber hier völlig schwarz …<br />

Als ob du eine Aufführung planen<br />

würdest …<br />

Mieze: Ja, das ist so!<br />

Gunnar: Die Klamotte kommt unter<br />

Umständen vielleicht sogar zuerst, weil sie<br />

schon da ist. Da ist schon ein unerschöpfliches<br />

Arsenal aus Möglichkeiten. Und wenn<br />

dann ein Regisseur wie Arrigo Reuss auf<br />

eine Idee kommt und fragt: „Könnte Mieze<br />

auch aussehen wie eine Gitarre?“, ist das<br />

überhaupt kein Problem, da schreibst du<br />

Mieze genau so eine SMS und dann ist<br />

das erledigt. Das ist halt geil. Das hat ein<br />

Eigenleben. Ich finde es auch toll, dass das<br />

Umziehen mittlerweile teilweise auf der<br />

Bühne passiert, das hat so etwas extrem<br />

Selbstbewusstes und Offenes. Obwohl du<br />

dabei beobachtet wirst, aber sie macht<br />

das einfach so, das gehört zu ihr und es<br />

ist okay, dass man das sehen kann. Ganz<br />

selbstverständlich.<br />

Mieze: Ich habe auch schon über Stunden<br />

an Sachen genäht, sie verändert und<br />

gedacht: Das ist es, das passt – und dann<br />

im Probenraum gemerkt, nein doch nicht,<br />

das passt nicht. Es ist schräg, ich kann es<br />

auch nicht genau erklären, aber die Sachen<br />

sprechen zu mir und ihre Sprache ist sehr<br />

eindeutig: was geht, was nicht und warum.<br />

Es geht immer um Ausstrahlung und Haltung,<br />

und das ist eine wahnsinnig wichtige<br />

Ebene, finde ich.<br />

Wo findest du all diese Teile? Ist in<br />

Berlin wahrscheinlich kein Problem<br />

…<br />

Mieze: Wirklich überall. Auch wenn wir<br />

auf Tour sind. Meine große Mission ist es<br />

immer, vor dem Soundcheck in die Stadt<br />

zu kommen – und dort passiert es einfach.<br />

Und ob es nun jemand wie Anne Schmuhl<br />

ist, die uns schon lange beim Merch<br />

begleitet hat und die eine tolle Designerin<br />

ist, oder Ricardo Steffen … Und es gibt in<br />

Berlin einen Laden namens Star Styling,<br />

da gehe ich auch gerne hin. Secondhand<br />

ist ebenfalls immer eine Quelle, weil alles<br />

so unique ist. Einer unserer Freunde hat so<br />

einen Laden. Und ich mag es eben auch,<br />

die Sachen noch zu verändern.<br />

Gunnar: Ich glaube, wenn man in Miezes<br />

Kopf reingucken könnte, würde man wohl<br />

eine lange Kleiderstange sehen, und an<br />

jedem einzelnen Stück sind Schilder dran<br />

mit dazugehörigen Songs. Aber dann gibt<br />

es noch welche, denen fehlt noch ein Lied.<br />

Mieze: (lacht) Wirklich wahr ...<br />

Gunnar: Und dieses Stück muss<br />

dann auch noch matchen. Das<br />

ist die Mission. (lacht)<br />

*Interview: Christian<br />

K. L. Fischer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!