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Zungenlose - Zoologische Staatssammlung München

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Tiere<br />

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Faszination AV* $^uu,r<br />

Natur


FASZINATION<br />

NATUR<br />

Tiere<br />

Wirbellose I<br />

Wirbellose II<br />

Fische<br />

• Amphibien und Reptilien<br />

Vögel !<br />

Vögel II<br />

Säugetiere I<br />

Säugetiere II<br />

CD-ROM Tierlexikon<br />

DVD-Videos Wirbellose, Amphibien, Fische<br />

DVD-Videos Reptilien und Vögel<br />

DVD-Videos Säugetiere


Faszination<br />

Natur<br />

Tiere<br />

Amphibien und Reptilien<br />

Herausgegeben von der<br />

Brockhaus-Redaktion<br />

F. A. BROCKHAUS<br />

Leipzig • Mannheim


Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de<br />

abrufbar.<br />

Das Wort BROCKHAUS ist für den Verlag F. A. Brockhaus GmbH als Marke geschützt.<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages<br />

unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

© F. A. Brockhaus GmbH, Leipzig • Mannheim 2006<br />

ISBN 3-7653-9274-X<br />

Buch-Nr. 16304<br />

Der Band wurde von der Brockhaus-Redaktion in Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>Zoologische</strong>n Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn, und zahlreichen<br />

weiteren Fachautoren erarbeitet.<br />

Redaktionelle Leitung:<br />

Heike PfersdorffM.A.<br />

Redaktion: Ulrike Emrich M. A. (Bildredaktion), Dr. Jürgen C. Hess (Zentralredaktion),<br />

Jürgen Hotz M. A. (CD-ROM), Heinrich Kordecki M. A. (Bildredaktion),<br />

Dr. Karl-Henning Wolf (CD-ROM)<br />

Konzeption und redaktionelle Realisation in Zusammenarbeit mit<br />

VisualBridges AG, Köln; Gesamtleitung: Dr. Wolfgang Meschede, Niels Waibel<br />

Redaktion: Jan Brockmann (Bildredaktion), Dr. Nixe Duell-Pfaff, Frank Endres M. A.<br />

(Leitung Bildredaktion), Dr. Annett Hartmann, Martin Kölsch (Schlussredaktion),<br />

Dr. Martin Lay, Julia Lutz (Bildredaktion), Jana Roos (Zentralredaktion),<br />

Dipl.-Biol. Lars Wilker<br />

Herstellung: Constanze Sonntag<br />

Illustration, Grafik: Atelier Frank Wohlgemuth, Bremen<br />

Sigrid Hecker typografie, Mannheim<br />

Layout: Matthias Hugo, Hugo Grafische Formgebung, Köln<br />

Satz: Roman Bold & Black, Köln<br />

Druck u. Bindung: MOHN Media Mohndrack GmbH, Gütersloh


Die Autoren<br />

Bandverantwortliche Autoren<br />

J.K.<br />

Dr. Jörn Köhler<br />

Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

P.W.<br />

DipL-Biol. Philipp Wagner<br />

<strong>Zoologische</strong>s Forschungsmuseum Alexander Koenig,<br />

Bonn<br />

Mitwirkende Autoren<br />

M.A.<br />

Dr. Mark Auliya<br />

Zo^Qgisches Forschungsmuseum Alexander Koenig,<br />

B«. )<br />

W.Bi.<br />

Wolfgang Bischoff<br />

<strong>Zoologische</strong>s Forschungsmuseum Alexander Koenig,<br />

Bonn<br />

K.B.<br />

Dr. Klaus Busse<br />

<strong>Zoologische</strong>s Forschungsmuseum Alexander Koenig,<br />

Bonn<br />

M.F.<br />

Dipl.-Biol. Michael Franzen<br />

Oberneuching<br />

F.G.<br />

Dr. Frank Glaw<br />

<strong>Zoologische</strong> <strong>Staatssammlung</strong> <strong>München</strong><br />

A.K.<br />

Dipl.-Biol. Andre Koch<br />

Bonn<br />

A.Ku.<br />

Dr. Alexander Kupfer<br />

Natural History Museum, London, Großbritannien<br />

A.Kw.<br />

Dr. Axel Kwet<br />

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart<br />

S.L.<br />

Dr. Stefan Lötters<br />

Universität Mainz<br />

N.L.<br />

Dipl.-Biol. Nicola Lutzmann<br />

Zoo Zürich, Schweiz<br />

B.R.<br />

DipL-Biol. Birgit Räch<br />

<strong>Zoologische</strong>s Forschungsmuseum Alexander Koenig,<br />

Bonn<br />

M.-O.R.<br />

Dr. Mark-Oliver Rodel<br />

Universität Würzburg<br />

A.S.<br />

Dr. Andreas Schmitz<br />

Museum d'histoire naturelle, Genf, Schweiz<br />

M.V.<br />

Dr. Miguel Vences<br />

Amsterdam, Niederlande<br />

T.Z.<br />

Dr. Thomas Ziegler<br />

<strong>Zoologische</strong>r Garten Köln


—<br />

11<br />

i<br />

Stamm @ Unterstamm © Klasse @ Ordnung 3 Unterordnung<br />

Chordata Vertebrata Amphibia Anura Pipidae<br />

Chordatiere Wirbeltiere Amphibien Froschlu<br />

Gattungen<br />

Hymeuochirus<br />

Zwergkrallenfrösche<br />

Pseudhytnenochirus<br />

Scheinbare Zwergkrallenfrösche<br />

Pipa<br />

Wabenkröten<br />

Silurana<br />

Tropische Krallenfrösche<br />

Xetiopus<br />

Krallenfrösche<br />

ArtenJ<br />

4<br />

1<br />

7<br />

2<br />

16 I<br />

Die ältesten Fossilfunde der <strong>Zungenlose</strong>n stammen aus<br />

der unteren Kreide. In dieser Zeit bildeten Afrika und<br />

Südamerika noch eine zusammenhängende Landmasse.<br />

Die heutige Verbreitung der Pipiden spiegelt dies noch<br />

deutlich wider: Krallenfrösche und Zwergkrallenfrösche<br />

leben in Afrika, Wabenkröten in Südamerika.<br />

Die Unterwasserspezialisten Die <strong>Zungenlose</strong>n<br />

sind unter allen Froschlurchen am besten an das<br />

Leben unter Wasser angepasst. Dies zeigt sich unter<br />

anderem an den stark ausgeprägten Schwimmhäuten<br />

zwischen den Zehen, die den Fröschen<br />

ein effektives Schwimmen erlauben. Die meisten<br />

Arten haben darüber hinaus deutlich erkennbare<br />

Seitenlinienorgane, die besonders bei den Krallenfröschen<br />

wie eine Naht oder ein Reißverschluss<br />

aussehen. Mit diesen Organen, die auch bei Fischen<br />

vorkommen, können die Tiere Druckschwankungen<br />

im Wasser wahrnehmen und so z.B.<br />

Beute und Fressfeinde bemerken. Die Augen der<br />

-•<br />

. J .<br />

<strong>Zungenlose</strong><br />

<strong>Zungenlose</strong>n sind hingegen recht verkümmert.<br />

Vermutlich können sie in ihren oftmals trüben<br />

Heimatgewässern damit kaum mehr als hell und<br />

dunkel unterscheiden.<br />

Selbst die Erzeugung der Paarungsrufe funktioniert<br />

bei den <strong>Zungenlose</strong>n grundsätzlich anders als<br />

bei den übrigen Froschlurchen, nämlich ohne Luftstrom.<br />

Aus diesem Grund kann man keine Bewegungen<br />

der Kehle oder Lunge erkennen, wenn die<br />

Tiere rufen.<br />

Jagd ohne Zunge Die Ernährung ist an die aquatische<br />

Lebensweise bestens angepasst. Während


die meisten landbewohnenden Frösche hauptsächlich<br />

optisch auf die Bewegung lebender Beutetiere<br />

reagieren, orientieren sich <strong>Zungenlose</strong> viel stärker<br />

über den Geruch. So finden sie oft in erstaunlich<br />

kurzer Zeit auch lebloses Futter, im Aquarium<br />

z.B. aufgetaute Mückenlarven oder kleine Fleischbrocken.<br />

Der Beutefang unterscheidet sich ebenfalls grundlegend<br />

von den übrigen Froschlurchen, die bei der<br />

Jagd oftmals ihre klebrige Zunge hervorschnellen<br />

lassen. Pipiden fehlt die Zunge, und sie wäre bei<br />

der Jagd unter Wasser auch völlig wirkungslos.<br />

Stattdessen haben die Zwergkrallenfrösche und Wabenkröten<br />

das Saugschnappen entwickelt. Durch<br />

plötzliches Aufreißen des Mauls wird ein starker<br />

Sog erzeugt, der Wasser und Beutetier in das Maul<br />

hineinreißt.<br />

Die Fressmonster Eine andere Technik nutzen<br />

die Krallenfrösche. Sie verfügen nicht über das<br />

ausgefeilte Saugschnappen, das bei vielen aquatisch<br />

lebenden Tieren zu finden ist (etwa beim Axolotl).<br />

Stattdessen nutzen die Krallenfrösche geschickt ihre<br />

Hände, um Futter ins Maul zu stopfen. Zu große<br />

Brocken werden mit den Krallen an den Zehen in<br />

kleinere Portionen zerteilt. Beim Fressen in Gesellschaft<br />

mit Artgenossen sind sie oft sehr gierig und<br />

stopfen sich zuweilen so voll, dass sie sich anschließend<br />

übergeben müssen.<br />

Vielseitige Ernährung Das Nahrungsspektrum<br />

der <strong>Zungenlose</strong>n ist sehr breit. Es reicht von kleinen<br />

Krebstieren (z.B. Wasserflöhen) und Insektenlarven<br />

bis hin zu größeren Kaulquappen und<br />

Fischen.<br />

Unterwasserballett Das Fortpflanzungsverhalten<br />

der <strong>Zungenlose</strong>n ist außergewöhnlich. Bei der Paarung<br />

auf dem Gewässergrund umklammert das<br />

Männchen sein Weibchen zunächst in der Lendenregion.<br />

Dann steigt das Pärchen auf und macht<br />

eine Art Unterwassersalto, wobei der Bauch beider<br />

Tiere am Umkehrpunkt nach oben gerichtet ist. In<br />

dieser Position kommt es zur Eiablage und zur Besamung<br />

der Eier. Bei den Zwergkrallenfröschen<br />

findet die Eiablage an der Wasseroberfläche statt,<br />

wo die Eier haften bleiben. Bei den Wabenkröten<br />

fallen die Eier im weiteren Verlauf des Saltos (und<br />

unter Mitarbeit des Männchens) auf den Rücken<br />

des Weibchens und kleben dort fest, bevor sie<br />

langsam in der Rückenhaut versinken. Bei den<br />

Krallenfröschen sind die Saltos oft nur in Ansätzen<br />

erkennbar.<br />

Viele kleine oder wenige große Eier Sehr verschieden<br />

sind auch die Fortpflanzungsstrategien der<br />

<strong>Zungenlose</strong>n. Während die Zwergkrallenfrösche<br />

und Krallenfrösche viele winzige Eier ohne jegliche<br />

Brutpflege ablegen, sind die dotterreichen Eier bei<br />

den Wabenkröten sehr viel größer und entsprechend<br />

weniger zahlreich.<br />

Jäger und Filtrierer Die Kaulquappen der <strong>Zungenlose</strong>n<br />

schweben stets frei im Wasser oder an<br />

dessen Oberfläche und haben keine Hornkiefer<br />

und Lippenzähnchen. Die Larven der Krallenfrösche<br />

und der kleineren Wabenkröten filtern mit<br />

ihrem Kiemenapparat feine Partikel aus dem Wasser,<br />

von denen sie sich ernähren. Noch ungewöhnlicher<br />

sind die kleinen Kaulquappen der Zwergkrallenfrösche:<br />

Sie jagen wie kleine Fische nach<br />

lebenden Krebstieren, Mückenlarven und Wasserflöhen.<br />

Dazu haben sie wie die erwachsenen Tiere<br />

einen speziellen Saugapparat, der plötzlich vorgestreckt<br />

wird. F. G.<br />

ffl Der Glatte Krallenfrosch<br />

ist äußerst anpassungsfähig:<br />

Er ist ebenso in Küstenregionen<br />

wie auch im Hochland<br />

zu Hause. Selbst in temporären<br />

Gewässern am Rand<br />

der Wüste Namib ist er in<br />

der Regenzeit anzutreffen.<br />

© Hymenochirus curtipes<br />

ist ein kurzbeiniger Zwergkrallenfrosch.<br />

Das Tier wird<br />

nur wenige Zentimeter groß<br />

und kommt ausschließlich<br />

in den kaum zugänglichen<br />

Regenwäldern im Westen<br />

der Demokratischen Republik<br />

Kongo vor.<br />

Lebensraum<br />

<strong>Zungenlose</strong> leben in stehenden<br />

oder fließenden<br />

Gewässern tropischer<br />

und subtropischer Regionen.<br />

Das Spektrum reicht<br />

vom Regenwald bis zur<br />

Halbwüste.


Stamm @ Unterstamm ® Klasse ® Ordnung Q Familie<br />

Cluml.it.i Vertebrata Amphibia Anura Pipidae<br />

Chordatiere Wirbeltiere Amphibien Froschlurche<br />

Glatter Krallenfrosch<br />

Xenopus laevis<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

bis 15 Jahre<br />

CC bis 70 mm, 9 bis 130 mm<br />

Eiablage im Wasser<br />

im Wasser lebende Wirbellose,<br />

Fische, eigene Kaulquappen,<br />

vereinzelt Vögel<br />

Vögel, Fische, Säuger<br />

(einschließlich Mensch)<br />

Der Glatte Krallenfrosch ist sicher der am besten<br />

untersuchte Frosch der Welt. Als Modellart der<br />

biologisch-medizinischen Forschung basieren<br />

tausende wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />

auf dieser Art. Die aquatische Lebensweise, die<br />

Robustheit, die ganzjährige Fortpflanzungsfähigkeit<br />

und die unproblematische Ernährung<br />

waren wichtige Eigenschaften, die den Krallenfrosch<br />

zum Modellorganismus werden ließen.<br />

Den Durchbruch für seine Berühmtheit als Labortier<br />

verdankt er aber in erster Linie dem<br />

Schwangerschaftstest, der mit ihm entwickelt<br />

wurde. Er basiert auf der Erkenntnis, dass Krallenfroschweibchen<br />

Eier ablegen, wenn ihnen<br />

der hormonhaltige Urin einer schwangeren<br />

Frau gespritzt wird. Umgekehrt wird diese Tatsache<br />

oft genutzt, um die Frösche gezielt unter<br />

Laborbedingungen zu züchten. Hierzu werden<br />

beiden Geschlechtern Hormonen verabreicht,<br />

die auf die Keimdrüsen wirken. Bereits wenige<br />

Stunden nach dieser Behandlung beginnen die<br />

Männchen ihre Rufe abzugeben, bevor es<br />

schließlich zur Paarung und Eiablage kommt.<br />

Krallenfrösche haben eine ungewöhnlich große<br />

Chromosomenzahl. Beim Glatten Krallenfrosch<br />

sind es 36, bei anderen Arten sind es<br />

doppelt oder sogar dreimal so viele, also bis zu<br />

108 Chromosomen.<br />

Wie bereits der Artname laevis (lateinisch: glatt)<br />

verrät, haben die Frösche eine glatte Haut. Die<br />

drei inneren Zehen enden in schwarzen Krallen,<br />

mit denen sie Nahrung zerreißen und kräftig<br />

kratzen können. Die Seitenlinienorgane sind gut<br />

sichtbar. Die Geschlechter kann man recht leicht<br />

an der Kloake unterscheiden: Diese besitzt bei<br />

den Weibchen drei deutliche Hautlappen, die<br />

einen hervorstehenden Fortsatz bilden. Bei den<br />

Männchen fehlen diese Hautlappen. Zur Paarungszeit<br />

bilden sich an den Unterarmen der<br />

Männchen dunkle Brunstschwielen aus.<br />

Der Glatte Krallenfrosch kommt in großen<br />

Teilen des zentralen und südlichen Afrikas vor.<br />

Dabei tritt er in verschiedenen Unterarten auf,<br />

die zum Teil auch als eigenständige Arten gedeutet<br />

werden.<br />

Der Glatte Krallenfrosch kommt mit sehr<br />

unterschiedlichen Lebensbedingungen zurecht<br />

und ist äußerst anpassungsfähig. Man findet ihn<br />

in Küstenregionen und im Hochland. Er bewohnt<br />

saubere, klare Bächen mit starkem<br />

Gefälle ebenso wie temporäre Tümpel und<br />

schmutzige Wasserlöcher oder Straßengräben.<br />

Dort, wo er in Bächen lebt, findet man ihn aber<br />

meist in strömungsfreien und seichten Stellen<br />

oder in isolierten Becken. Selbst in temporären<br />

Gewässern am Rand der Wüste Namib kann<br />

man ihn in der Regenzeit antreffen. Vermutlich<br />

überdauert er die langen Trockenzeiten in<br />

feuchten Höhlungen unter der Erde.<br />

Der Frosch verträgt saure und alkalische Laichgewässer<br />

und kommt mit einem breiten Temperaturspektrum<br />

zurecht. Experimente haben<br />

gezeigt, dass er sogar einen erstaunlich hohen<br />

Salzgehalt aushalten kann.<br />

Die Entwicklung der Kaulquappen verläuft ähnlich<br />

wie beim Tropischen Krallenfrosch. Unter<br />

guten Bedingungen kann die Geschlechtsreife<br />

schon mit weniger als einem Jahr erreicht sein.<br />

Tropischer Krallenfrosch<br />

Silurana tropkah<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

mehrere Jahre<br />

(f bis 39 mm, 9 bis 55 mm<br />

Eiablage im Wasser<br />

im Wasser lebende Wirbellose,<br />

Kaulquappen<br />

nicht bekannt<br />

Der Tropische Krallenfrosch besitzt in seinen<br />

Körperzellen nur 20 Chromosomen. Diese<br />

geringe Chromosomenzahl ist ein Grund für<br />

die erfolgte Abtrennung der Tropischen Krallenfrösche<br />

(Silurana) von den Krallenfröschen<br />

(Xenopus).<br />

Im Unterschied zum Glatten Krallenfrosch ist<br />

beim Tropischen Krallenfrosch eine vierte<br />

schwarze Kralle ausgebildet. Die Augen sind<br />

sehr klein, stehen punktförmig hervor und<br />

haben eine winzige Pupille. Unterhalb des Auges<br />

befindet sich ein kurzer Tentakel. Die Haut ist<br />

bis auf die Seitenlinienorgane relativ glatt.<br />

Der Tropische Krallenfrosch ist vor allem in<br />

den Wäldern Westafrikas von Senegal bis nach<br />

Nigeria verbreitet. Die genaue Verbreitungsgrenze<br />

nach Osten ist allerdings noch nicht<br />

erforscht. Die Art bewohnt oft Waldtümpel in<br />

Weitere <strong>Zungenlose</strong><br />

Galeriewäldern, aber auch ruhige und seichte<br />

Bereiche in Flüssen, seltener auch temporäre<br />

Wasseransammlungen in der Savanne. Die Tiere<br />

bleiben in der Regel ganzjährig im Wasser.<br />

Wo dies nicht möglich ist, vergraben sie sich im<br />

Schlamm oder verbergen sich unter feuchtem<br />

Laub. Gelegentlich wandern sie während der<br />

Trockenzeit aus den Laichgewässern an die<br />

Flussufer, um mit Beginn der Regenzeit in die<br />

Wälder zurückzukehren. Wanderungen über<br />

Land finden hauptsächlich bei starken nächtlichen<br />

Regenfällen statt.<br />

Bei der Eiablage sind oft noch die typischen<br />

Saltos der verpaarten Tiere zu beobachten. Die<br />

Kaulquappen stehen häufig in großen Schwärmen<br />

an sonnendurchfluteten Stellen und filtrieren<br />

das Wasser. Dabei ist ihr Kopf nach<br />

unten gerichtet, und der langsame Vortrieb<br />

erfolgt durch das schnelle Schlagen der<br />

Schwanzspitze. Die Larven haben sehr lange<br />

Barteln an den Seiten des Mauls und zeigen<br />

eine gewisse Ähnlichkeit mit Welsen. Bevor<br />

die Kaulquappen fünf Zentimeter Gesamtlänge<br />

erreicht haben, verwandeln sie sich in etwa<br />

15 mm lange Jungfrösche. Unter guten Bedingungen<br />

kann die Geschlechtsreife bereits nach<br />

fünf Monaten erreicht werden.<br />

Boettgers Zwergkrallenfrosch<br />

Hymenochirus boettgeri<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

im Aquarium viele Jahre<br />


aus der Postaxillardrüse in die Nähe des Weibchens<br />

zu fächeln. Nach einiger Zeit kommt es<br />

zur Klammerung in der Lendenregion, und einige<br />

Stunden später beginnt in der Regel die Eiablage.<br />

Hierbei steigt das Pärchen zur Wasseroberfläche<br />

hinauf und stößt, mit dem Bauch nach<br />

oben liegend, einige Eier an der Wasseroberfläche<br />

aus. Die Eier werden vom Männchen<br />

befruchtet, bevor die Partner wieder auf den<br />

Boden abtauchen. Dieser Vorgang wird viele<br />

Male wiederholt, wobei insgesamt mehrere<br />

hundert Eier abgelegt werden. Die Eier haben<br />

einen Durchmesser von weniger als einem<br />

Millimeter und gehören zu den kleinsten Eiern<br />

bei Amphibien. Die Kaulquappen schlüpfen<br />

nach ein bis zwei Tagen. Sie jagen wie kleine<br />

Fische nach lebenden Krebstieren, Mückenlarven<br />

und Wasserflöhen. Dazu haben sie einen<br />

speziellen Saugapparat, der zur Nahrungsaufnahme<br />

vorgestreckt wird.<br />

Boettgers Zwergkrallenfrosch kann man in fast<br />

jeder Zoohandlung erwerben. Die Frösche sind<br />

bei Aquarianern sehr beliebt, da sie sich problemlos<br />

mit vielen kleineren Zierfischen vergesellschaften<br />

lassen und ein äußerst interessantes<br />

Verhalten zeigen.<br />

Scheinbarer Zwergkrallenfrosch<br />

Pseudhymenochirus meriini<br />

Alter<br />

Größe<br />

Forlpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

nicht bekannt<br />

bis 42 mm<br />

Eiablage im Wasser<br />

Insektenlarven, Krebstiere<br />

vermutlich Fische<br />

Der Scheinbare Zwergkrallenfrosch unterscheidet<br />

sich von den Zwergkrallenfröschen (Hymenochirus)<br />

vor allem durch die Existenz eines<br />

Augenlids, das jedoch bei lebenden Tieren praktisch<br />

nicht erkennbar ist. Außerdem sind die Seitenlinienorgane<br />

gut sichtbar und bilden auf dem<br />

Vorderrücken zwei kurze Leisten. Die Haut ist<br />

nur mäßig rau. Scheinbare Zwergkrallenfrösche<br />

sind in den Küstenregionen von Guinea-Bissau,<br />

Guinea und Sierra Leone verbreitet und leben<br />

damit weiter westlich als die anderen Zwergkrallenfrösche.<br />

Die Art besiedelt felsige Flüsse ebenso<br />

wie stehende Gewässer. Bewohnt werden<br />

auch die Resttümpel in fast ausgetrockneten<br />

Flussbetten, die sich stark erwärmen können.<br />

Über das Verhalten und die Fortpflanzung ist<br />

nur wenig bekannt, es ähnelt aber im Wesentlichen<br />

dem der Zwergkrallenfrösche. Auch die<br />

Kaulquappen weisen einen ähnlichen Bau auf.<br />

Sie können zu Beginn und zum Ende der<br />

Regenzeit beobachtet werden, wenn keine starke<br />

Strömung herrscht.<br />

Erste Beobachtungen im Aquarium zeigen, dass<br />

der Scheinbare Zwergkrallenfrosch kräftiger<br />

und agiler ist als die Echten Zwergkrallenfrösche.<br />

Schnell finden sie ihre Nahrung, die sie<br />

hauptsächlich durch Saugschnappen in das Maul<br />

befördern. Geschickt regulieren die Tiere ihren<br />

Auftrieb, sodass sie je nach Bedarf auf dem<br />

Boden oder an der Wasseroberfläche schwimmen<br />

oder frei im Wasser schweben können.<br />

Mittlere Wabenkröte<br />

Pipa carvalhoi<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

im Aquarium viele Jahre<br />

ö" bis 57 mm, 9 bis 80 mm<br />

Eiablage auf dem Rücken<br />

im Wasser lebende Wirbellose,<br />

auch Kaulquappen<br />

nicht bekannt<br />

Die Mittlere Wabenkröte ist meist dunkelgrau<br />

mit zahlreichen kleinen Tuberkeln (Höckerchen)<br />

auf dem Rücken. Die Weibchen sind<br />

durch eine stark verdickte Kloakenregion leicht<br />

von den Männchen zu unterscheiden.<br />

Die Mittlere Wabenkröte ist im südöstlichen<br />

Brasilien beheimatet und besiedelt sehr unterschiedliche<br />

Gewässer wie schmutzige Tümpel,<br />

Sümpfe, Wassergräben und Bäche in offener,<br />

sonnenbeschienener Lage. Unter guten Bedingungen<br />

kann die Populationsdichte sehr groß<br />

sein. Wenn die Wohngewässer austrocknen, vergraben<br />

sich die Tiere im Schlamm oder verlassen<br />

das Gewässer über den Landweg, besonders in<br />

der Nacht und bei Regenwetter. Dann können<br />

sie gelegentlich sogar in Swimmingpools angetroffen<br />

werden.<br />

Die Fortpflanzung wird durch die Rufe der<br />

Männchen eingeleitet, die meist abends und<br />

nachts zu hören sind. Bei vielfach wiederholten<br />

saltoartigen Drehungen während der Paarung<br />

kommt es zur Ablage von mehreren hundert ca.<br />

2,5 mm großen Eiern, die jeweils vom Männchen<br />

auf den Rücken des Weibchens gedrückt<br />

und dort verteilt werden. Die Eier versinken im<br />

Verlauf von etwa einem Tag in der Rückenhaut.<br />

Nicht entwicklungsfähige Eier werden aus dem<br />

Rücken wieder ausgestoßen. Nach zwei bis vier<br />

Wochen schlüpfen die Kaulquappen, die gelegentlich<br />

von ihrer Mutter gefressen werden. Die<br />

Metamorphose der Kaulquappen findet nach<br />

zwei bis drei Monaten statt, und die Geschlechtsreife<br />

der Jungtiere kann nach fünf bis<br />

neun Monaten eintreten.<br />

Große Wabenkröte<br />

Pipa pipa<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

viele Jahre<br />

14 cm, max. bis 20 cm<br />

Eiablage auf dem Rücken<br />

hauptsächlich Fische<br />

nicht bekannt<br />

Die Verbreitung dieser Art erstreckt sich über<br />

einen großen Teil des nördlichen Südamerikas<br />

von der Insel Trinidad im Norden über die Amazonasregion<br />

bis nach Bolivien im Süden. Diese<br />

mit Abstand größte Wabenkröte bewohnt meist<br />

größere stehende oder fließende Gewässer und<br />

Sumpfgebiete. Gelegentlich soll sie sogar in Abwassersystemen<br />

von Städten zu finden sein.<br />

Die Große Wabenkröte hat das Prinzip des<br />

Saugschnappens zur Perfektion weiterentwickelt.<br />

Bewegungslos lauert sie mit ausgestreckten<br />

Armen auf größere Beutetiere. An den Fingerspitzen<br />

der Wabenkröten befinden sich<br />

sternförmige Erhebungen mit empfindlichen<br />

Sensoren. Kommt eine Beute in die Reichweite<br />

der Wabenkröte, schnellt sie blitzartig hervor<br />

und reißt das Maul auf. Im Bruchteil einer<br />

Sekunde verschwinden auf diese Weise selbst<br />

größere Beutetiere im Magen der Kröte.<br />

Besonders größere Fische zappeln oft noch heftig<br />

im Magen herum, bevor sie verenden. Fische,<br />

die länger sind als der Körper der Wabenkröte,<br />

werden ebenfalls gefressen. Dabei schaut der<br />

Schwanz zunächst noch einen Weile aus dem<br />

Maul heraus. Doch dann wird der Fisch offenbar<br />

im Magen der Wabenkröte zerbrochen und<br />

verschwindet vollständig im Bauch. In den gleichen<br />

Lebensräumen wie die Große Wabenkröte<br />

lebt die Matamata, eine Wasserschildkröte, die<br />

die gleiche Jagdstrategie verwendet und eine<br />

verblüffend ähnliche Kopfform entwickelt hat.<br />

Paarungsbereite Männchen geben klickende<br />

Laute ab. Wenn sich ein paarungsbereites Weibchen<br />

vom Männchen dauerhaft klammern lässt,<br />

dauert es etwa drei Stunden, bis ihre Rückenhaut<br />

anschwillt. Gleichzeitig schwillt auch die<br />

Kloakenregion des Männchens an. Nach einiger<br />

Zeit beginnt das Pärchen mit saltoartigen Drehungen,<br />

bei denen schließlich drei bis zehn Eier<br />

pro Drehung ausgestoßen werden. Insgesamt<br />

landen dabei bis zu 280 etwa sechs Millimeter<br />

große Eier auf dem Rücken des Weibchens. In<br />

den folgenden acht Tagen sinken die Eier in die<br />

Rückenhaut ein. Nach rund drei Monaten<br />

durchbrechen die fertig entwickelten Wabenkröten<br />

die Rückenhaut, verlassen den wabenartigen<br />

Rücken der Mutter jedoch nicht sofort.<br />

Die Jungtiere messen 14 bis 18 mm und wiegen<br />

mit 0,4 g doppelt soviel, wie das Gewicht ihres<br />

Eies betrug. F. G.


Stamm @ Unterstamm @ Klasse 9 Ordnung & Familie<br />

Microhylidae<br />

Chordatiere Wirbeltiere Amphibien Froschlurche<br />

Mit ungefähr 400 bekannten Arten sind die Engmaulfrösche<br />

in den Tropen und Subtropen Amerikas, Afrikas<br />

und Asiens sowie im Norden Australiens weit verbreitet.<br />

Trotz ihres großen Artenreichtums führen viele von<br />

ihnen ein unauffälliges, verstecktes Leben und sind<br />

bisher nur wenig erforscht.<br />

Klein und unscheinbar Obwohl der Körperbau<br />

der Engmaulfrösche sehr vielfältig ist und allein<br />

zehn Unterfamilien unterschieden werden, ist für<br />

viele Arten ein breiter, plumper Körper charakteristisch,<br />

der sich nach vorn verjüngt. Der Kopf ist<br />

meist klein, das Maul kann sehr spitz oder abgerundet<br />

sein und trägt in den meisten Fällen keine<br />

Zähne. Die Färbung ist in der Regel wenig bunt,<br />

auffällige Ausnahmen finden sich zum Beispiel bei<br />

Dj'scopkus, Scaphiophryne und Phrynomantis.<br />

Engmaulfrösche sind relativ klein, und die große<br />

Mehrzahl der Arten misst weniger als fünf Zentimeter.<br />

Das Spektrum der Körperlänge reichtjedoch<br />

Engmaulfrösche<br />

von elf Millimetern bei Stumpffia tridactyla bis zu<br />

über zehn Zentimetern beim bodenlebenden<br />

Dyscophus antongili und beim baumbewohnenden<br />

Platypelis grandis.<br />

Spezialisten fürs Graben und Klettern Am<br />

und im Boden lebende Engmaulfrösche haben oft<br />

kurze Beine, mit denen sie nur kleine Sprünge<br />

machen können. Viele von ihnen haben am Fuß<br />

eine harte Schwiele, die zum Graben genutzt<br />

wird. Unter den bodenbewohnenden Arten gibt<br />

es jedoch auch beeindruckende Springer (einige<br />

Microhyla). Die Arten mit baumbewohnender


Lebensweise springen ebenfalls meist nicht gut,<br />

sind allerdings oft hervorragende Kletterer. Viele<br />

haben große Haftscheiben an den Fingerspitzen,<br />

die für den notwendigen Halt sorgen. Besonders<br />

bei großwüchsigen Arten wie Platypelis grandis erscheinen<br />

sie geradezu überdimensioniert.<br />

Einige Spezies sind in der Lebensweise sehr flexibel.<br />

So kann man manche Scaphiophq'ne-Axten<br />

aber auch Kaloida pulchra sowohl auf dem Boden als<br />

auch kletternd finden.<br />

Ameisen, Ameisen, Ameisen Kleine Insekten<br />

in großer Zahl, insbesondere Ameisen, sind die<br />

Hauptnahrung vieler Engmaulfrösche. Den meisten<br />

Arten fehlen Zähne zum Festhalten der Nahrung.<br />

Einige große Formen, besonders solche aus<br />

Madagaskar, sind mit Maxillar- und Vomerzähnen<br />

ausgestattet und fressen auch relativ große Beutetiere.<br />

So wurde im Magen eines zehn Zentimeter<br />

großen Pkthodontohyk inguindis zwei etwa fünf Zentimeter<br />

lange Skorpione und eine Stabschrecke gefunden.<br />

Engmaulfrösche werden selbst oft Opfer<br />

von Schlangen und anderen Tieren.<br />

Fortpflanzung<br />

Auf dem Weg vom Wasser weg Die Fortpflanzung<br />

der Engmaulfrösche ist sehr vielfältig, und<br />

viele Arten haben sich von offenem Wasser unabhängig<br />

gemacht. Bei vier Unterfamilien (allen Vertretern<br />

der Dyscophinae, Scaphiophryninae und<br />

Phrynomerinae sowie den meisten Microhylinae)<br />

werden meist zahlreiche kleine Eier in stehende,<br />

oft temporäre Gewässer abgelegt. Aus diesen<br />

schlüpfen die für die Engmaulfrösche als typisch<br />

erachteten frei schwimmenden Kaulquappen, die<br />

oft etwas durchsichtig sind und mit einem speziellen<br />

Filterapparat Schwebstoffe aus dem Wasser<br />

herausfiltern. Ihre Kopfregion ist breit, es fehlen<br />

Hornschnabel und Lippenzähnchen, und die<br />

Atemöffnung befindet sich nicht wie bei den meisten<br />

Froschlurchen auf der linken Seite, sondern in<br />

der Körpermitte.<br />

Die Kaulquappen der Gattung Scaphiophryne sind<br />

für Zoologen besonders interessant, denn sie zeigen<br />

ein Mosaik von Merkmalen echter Frösche und<br />

von Engmaulfröschen und vermitteln so eine Vorstellung<br />

davon, wie sich die typischen Kaulquappen<br />

der Engmaulfrösche entwickelt haben.<br />

Große Eier und Zähne aus Keratin Bei einer<br />

weiteren Unterfamilie, den Otophryninae, schlüpfen<br />

aus ungewöhnlich großen Eiern Kaulquappen<br />

mit spitzen keratinisierten Zähnen, deren Funktion<br />

noch nicht bekannt ist. Möglicherweise<br />

handelt es sich hier um einen sehr speziellen<br />

Filterapparat. Die Cophylinae, Brevicipitinae, Me-<br />

lanobatrachinae und einige Microhylinae (Syncope,<br />

Kalophrynus) legen ebenfalls relativ große Eier ab.<br />

Die schlüpfenden Larven nehmen keine Nahrung<br />

auf und leben ausschließlich von dem Dottervorrat<br />

in den Eiern. Sie entwickeln sich entweder<br />

in wassergefüllten Baumhöhlen und Blattachseln<br />

(Copltyla, Anodonthyla), wasserunabhängig in<br />

Erdhöhlen (Breviceps, einige Plethodontohyla) oder in<br />

Schaumnestern (Stumpffia). Die hauptsächlich auf<br />

Neuguinea verbreiteten Asterophryinae und Genyophryninae<br />

sind noch einen Schritt weitergegangen.<br />

Bei ihnen schlüpfen fertig entwickelte Jungfrösche<br />

aus den Eiern. Bei vielen Microhyliden, die<br />

sich in Kleinstgewässern oder wasseninabhängig<br />

fortpflanzen können, findet eine Bewachung der<br />

Gelege bzw. Larven statt, oft durch das Männchen.<br />

Bei AphatUophryne und Liophqme werden frisch ge-<br />

schlüpfte Jungtiere auf dem Rücken erwachsener<br />

Frösche transportiert. F. G.<br />

© Der Indische Ochsenfrosch<br />

ist einer der häufigsten<br />

Engmaulfrösche<br />

Südostasiens. Sogar in Ballungsräumen<br />

wie Bangkok<br />

kann man ihn antreffen.<br />

© Gastrophryne olivacea<br />

aus den USA und Mexiko<br />

teilt sich sein Tagesversteck<br />

oft mit großen Spinnen.<br />

Lebensraum<br />

Viele Engmaulfrösche<br />

leben in den feuchten<br />

Tropenwäldern. Manche<br />

Arten haben aber auch<br />

extreme Lebensräume<br />

wie hohe Berge und Wüsten<br />

für sich erobert.


Stamm Unterstamm @ Klasse Ordnung @ Unterordnung<br />

Chordata Vertebrata<br />

Microhylidae<br />

Chordatiere Wirbeltiere Amphibien Froschlurc<br />

Tomatenfrosch<br />

Alter vermutlich bis zu 10 Jahre<br />

Größe Cf 60-65 mm, 9 85-105 mm<br />

Fortpflan2ungsart Eiablage im Wasser<br />

Nahrung Kleintiere, z.B. Insekten<br />

Natürliche Feinde nicht bekannt<br />

Der für Engmaulfrösche sehr große und oft feuerrote<br />

Tomatenfrosch ist nur aus einem kleinen,<br />

sandigen Küstengebiet im Nordosten Madagaskars<br />

bekannt. Er ist durch das Washingtoner<br />

Artenschutzübereinkommen streng geschützt.<br />

Häufig findet man diese Art mitten in dem Ort<br />

Maroantsetra. Die bis zu 230 g schweren Weibchen<br />

legen in der Regenzeit 1000 bis 1500 Eier<br />

ab, oft in sehr schmutzigen Straßengräben.<br />

Die Kaulquappen haben weder Hornkiefer<br />

noch Lippenzähnchen. Sie pumpen kontinuierlich<br />

Wasser durch ihre Kiemen, wodurch sie<br />

kleinste Schwebstoffe herausfiltern können.<br />

Die Entwicklung zum Jungfrosch dauert etwa<br />

45 Tage.<br />

Wenn Tomatenfrösche gereizt werden, können<br />

sie sich eindrucksvoll aufblasen und ein weißes<br />

Sekret absondern, das sehr klebrig ist und bei<br />

manchen Menschen allergische Reaktionen<br />

hervorrufen kann.<br />

Stachelige Madagaskarkröte<br />

Scaphiophryne spinosa<br />

Alter mehrere Jahre<br />

Größe 40-48 mm<br />

Fortpflanzungsart Eiablage im Wasser<br />

Nahrung wirbellose Kleintiere<br />

Natürliche Feinde nicht bekannt<br />

Der Name dieses Engmaulfroschs ist etwas irreführend,<br />

denn bei genauerem Hinsehen kann<br />

man leicht feststellen, dass die Oberseite des<br />

Körpers nicht etwa mit harten Stacheln, sondern<br />

mit weichen Hautzipfeln übersät ist. Setzt man<br />

diesen Frosch auf einen moosigen Untergrund,<br />

fällt es schwer, die Umrisse des Tiers zu erkennen,<br />

sodass die Vermutung nahe liegt, dass die<br />

Hautzipfel der Tarnung dienen. Die Stachelige<br />

Madagaskarkröte bewohnt die sehr feuchten<br />

Regenwälder Ostmadagaskars. Mit ihren Haftscheiben<br />

an den Fingern sind die plumpen Tiere<br />

in der Lage, an Baumstämmen hochzuklettern.<br />

Alle Scaphiophryne-Anen sind Explosivlaicher,<br />

die ihre Eier nur einmal im Jahr zu Beginn der<br />

Regenzeit ablegen, wenn sich die Tümpel mit<br />

Wasser gefüllt haben. Nur in dieser Zeit lassen<br />

sie ihre sehr lauten Paarungsrufe erschallen.<br />

Schildkrötenfrosch<br />

Rhombophryne testudo<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

mehrere Jahre<br />

cf 33-39 mm, 9 bis 45 mm<br />

Eiablage an Land<br />

wirbellose Kleintiere<br />

nicht bekannt<br />

Der Schildkrötenfrosch hat sehr kurze Beine,<br />

relativ kleine Augen und kurze Barteln an der<br />

Unterlippe. Er ist im Nordwesten Madagaskars<br />

verbreitet und lebt hauptsächlich im Boden des<br />

Regenwalds unter der Laubstreu. Nur kurz vor<br />

und bei sehr starkem Regen kann man ihn wandernd<br />

an der Erdoberfläche finden. Dann lässt er<br />

auch seine blökenden Rufe erschallen.<br />

Die Frösche blasen ihre Lunge und die kehlständige<br />

Schallblase sehr stark auf, bevor sie mit<br />

dem Rufen beginnen. Auf diese Weise können<br />

sie ihren Schall gut verstärken, sodass sie noch<br />

aus größerer Entfernung zu hören sind. Nimmt<br />

man einen aus dem Boden gegrabenen Frosch in<br />

die Hand, streckt dieser seine Hinterbeine steif<br />

nach hinten weg und macht ein Hohlkreuz. In<br />

dieser Position ist es sehr schwierig, ihn auf die<br />

Bauchseite zu drehen. Dieses ungewöhnliche<br />

Verhalten kann man auch bei anderen bodenlebenden<br />

Engmaulfröschen beobachten, zum Bei-<br />

spiel bei Calluella guttulata. Es bietet vermutlich<br />

einen gewissen Schutz vor Fressfeinden.<br />

Wegen der versteckten Lebensweise weiß man<br />

nur wenig über die Fortpflanzung dieser Frösche.<br />

Unter einem umgedrehten Stein fanden<br />

sich zwei erwachsene Tiere und 18 Jungfrösche<br />

von neun bis elf Millimetern Länge. Diese<br />

Beobachtungen deuten darauf hin, dass hier<br />

beide Eltern eine bisher unbekannte Form der<br />

Brutpflege betreiben.<br />

Weitere Engmaulfrösche<br />

Madagassischer Zwergfrosch<br />

Stumpßla pygmaea<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

mindestens 2 Jahre<br />

10-12 mm<br />

Eiablage im Schaumnest<br />

kleinste Insekten<br />

nicht bekannt<br />

Stumpffia-Arten sind nach bisherigem Wissensstand<br />

die einzigen Engmaulfrösche, die echte<br />

Schaumnester bauen. Aufgrund ihrer Kleinwüchsigkeit<br />

und ihrer versteckten Lebensweise<br />

in der Laubstreu des Regenwalds ist über ihre<br />

Fortpflanzung nur wenig bekannt. Zunächst<br />

baut das Männchen anscheinend ganz allein ein<br />

kleines Schaumnest in einem zusammengerollten<br />

Blatt auf dem Boden. Durch seine piepsenden<br />

Rufe versucht es, Weibchen anzulocken.<br />

Wenn es Erfolg hat, kommt es zur Eiablage im<br />

Schaumnest, wo sich schließlich auch die Larven<br />

entwickeln. Das Männchen unterhält das<br />

Schaumnest offenbar über einen längeren Zeitraum,<br />

sodass man zur gleichen Zeit frische Eier,<br />

Kaulquappen und fast fertig entwickelte Jungfrösche<br />

im selben Nest finden kann. Die Kaulquappen<br />

erreichen eine Maximallänge von acht<br />

Millimetern und leben anscheinend bis zur<br />

Umwandlung nur von ihrem Dottervorrat. Entsprechend<br />

winzig sind die Jungtiere. Mit einer<br />

Körperlänge von weniger als drei Millimetern<br />

finden sie bequem auf einem Streichholzkopf<br />

Platz und sind wohl die kleinsten Fröschchen,<br />

die je gefunden wurden.<br />

Rotbäuchiger Engmaulfrosch<br />

Elachistodeis erythrogaster<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

nicht bekannt<br />

3 cm<br />

Eiablage im Wasser<br />

vermutlich Termiten und<br />

Ameisen<br />

nicht bekannt<br />

Die Oberseite dieser Art ist bei Männchen und<br />

Weibchen verschieden gefärbt, die Kehle ist tiefschwarz.<br />

Die Flanken sind schwarz und hellblau<br />

marmoriert, die Bauchseiten orange oder rotschwarz<br />

gefleckt.


Rotbäuchige Engmaulfrösche kommen nur im<br />

Süden Brasiliens vor. Die Tiere paaren sich<br />

nach heftigen Regenfällen an temporären Gewässern.<br />

Bei der Paarung kommt es durch ein<br />

Sekret zum Verkleben des Männchens mit dem<br />

Rücken des Weibchens. Das Weibchen legt<br />

zwischen 500 und 1000 Eier als Film an der<br />

Wasseroberfläche ab.<br />

Bei Beunruhigung oder Berührung zeigt dieser<br />

Frosch ein interessantes Abwehrverhalten. Er<br />

bläst sich auf, streckt seine Hinterbeine aus und<br />

hebt den hinteren Körperteil an. In dieser Position<br />

verharrt er etwa eine Minute lang. Zusätzlich<br />

kann er ein weißes, klebriges Hautsekret<br />

absondern, das für potenzielle Beutegreifer vermutlich<br />

giftig ist.<br />

Omament-Engmaulfrosch<br />

Microhyla omata<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

nicht bekannt<br />

Cf 23 mm, 9 25 mm<br />

Eiablage im Wasser<br />

Insekten<br />

nicht bekannt<br />

Der Omament-Engmaulfrosch hat einen rundlichen<br />

Körper, der sich zum Kopf hin zuspitzt<br />

und in einer spitzen Schnauze endet. Die Zehen<br />

haben nur wenig ausgeprägte Schwimmhäute.<br />

Die Färbung der Körperoberseite ist variabel, sie<br />

reicht von hellbraun über grau bis rötlich. Charakteristisch<br />

ist ein deutliches Rückenmuster aus<br />

dunklen Bändern, die hinter dem Kopf beginnen<br />

und nach hinten zu den Flanken divergieren.<br />

Das Verbreitungsgebiet der Tiere reicht von den<br />

Ryukyuinseln, Taiwan und China im Osten bis<br />

nach Pakistan, Nepal, Indien und Sri Lanka im<br />

Westen und auf die Malaiische Halbinsel im<br />

Südosten. Die Art findet sich sehr häufig in gefluteten<br />

Reisfeldern und anderen landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen. Die Frösche sind nachtaktiv<br />

und verstecken sich tagsüber im Gras, in den<br />

Rissen von getrocknetem Schlamm oder unter<br />

Gegenständen. Sie sind hervorragende Springer.<br />

Die Fortpflanzung findet nach starken Regenfällen<br />

statt, oft in temporären Sümpfen und in<br />

Reisfeldern. Die Weibchen legen einige hundert<br />

Eier, die als Film auf der Wasseroberfläche<br />

treiben. Die weitgehend durchsichtigen Kaulquappen<br />

wachsen schnell heran.<br />

Indischer Ochsenfrosch<br />

Kaloula pulchra<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

mehrere Jahre<br />

bis 75 mm<br />

Eiablage im Wasser<br />

Insekten<br />

nicht bekannt<br />

Der Indische Ochsenfrosch hat einen rundlichen<br />

Körperbau, kurze Arme und Beine und<br />

eine abgeflachte Schnauze. An den Flanken verläuft<br />

jeweils ein breites, beigefarbenes Band. Er<br />

ist über ein großes Areal in Südostasien verbrei-<br />

tet, wobei die exakten Verbreitungsgrenzen derzeit<br />

noch nicht bekannt sind. Der Indische Ochsenfrosch<br />

ist ein ausgesprochener Kulturfolger,<br />

der sehr anpassungsfähig und selbst in großen<br />

Städten zu finden ist. Tagsüber versteckt er sich<br />

unter Gegenständen oder in selbst gegrabenen<br />

Höhlungen.<br />

Die Eier werden in der Regenzeit in flache,<br />

temporäre Gewässer abgelegt, wo sich die<br />

Kaulquappen oft im Wettlauf mit dem Austrocknen<br />

der Gewässer entwickeln müssen.<br />

Die Rufe der Männchen sind sehr laut und<br />

erinnern an das Muhen von Kühen. Wenn die<br />

Frösche beunruhigt werden, können sie sich<br />

ballonartig aufblasen.<br />

Kurzkopffrosch<br />

Breviceps aäspersus<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

mehrere Jahre<br />

38-57 mm<br />

Eiablage in Erdhöhlen<br />

Bodeninsekten, Termiten<br />

nicht bekannt<br />

.*.; •'<br />

Dieser walzenförmige bis rundliche Frosch hat<br />

sehr kurze Beine und einen sehr kurzen Kopf.<br />

Die Hinterfüße sind mit kräftigen Grabschwielen<br />

versehen. Der Kurzkopffrosch lebt in Namibia,<br />

Botswana, Sambia, Simbabwe, Mocambique<br />

und Südafrika. Er besiedelt bevorzugt sandige<br />

Böden in der offenen Savanne.<br />

Mithilfe der Grabschwielen können sich die<br />

Frösche bis zu 50 cm in den Untergrund eingraben.<br />

Die meiste Zeit des Jahrs verbringen sie<br />

unter der Erde, wo sie von ihren Fettreserven<br />

zehren und nur wenig Feuchtigkeit zur Verfügung<br />

haben. Besonders nach starken Regenfällen<br />

können die Tiere massenhaft an die Oberfläche<br />

kommen, weshalb sie manchmal auch<br />

Regenfrösche genannt werden.<br />

Bei der Paarung verklebt das Männchen mit<br />

dem Rücken des Weibchens. Die Laichballen<br />

umfassen 25 bis 30 Eier, werden vom Weibchen<br />

bewacht und in Erdlöchern, unter Holz<br />

oder Steinen abgelegt. Die weißlichen, großen<br />

Eier entwickeln sich außerhalb des Wassers in<br />

vier bis sechs Wochen zu kleinen, etwa sechs<br />

Millimeter langen Fröschen.<br />

Castrophryne olivacea<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

nicht bekannt<br />

22-41 mm<br />

Eiablage im Wasser<br />

Ameisen<br />

nicht bekannt<br />

Dieser eiförmige Engmaulfrosch mit spitzer<br />

Schnauze hat eine braune oder olivfarbene<br />

Oberseite mit dunklen Flecken und eine Grabschwiele<br />

am Hinterfuß. Das Männchen hat eine<br />

schwarze Kehle. Die Art ist in den südlichen<br />

USA und in Mexiko verbreitet. Die Lebensräume<br />

sind sehr vielfältig. Bewohnt werden<br />

Waldungen, offenes Grasland und Wüstengebiete<br />

bis in 1200 m Höhe. Man findet sie zum<br />

Beispiel an feuchten Stellen in der Laubschicht,<br />

in Nagerbauen und auch in Sümpfen. Dieser<br />

nachtaktive Frosch teilt sich oft das Versteck mit<br />

großen Spinnen, und beide Tiere vertragen sich<br />

offenbar gut. Die Fortpflanzung findet von März<br />

bis September nach starken Regenfällen statt,<br />

wenn die Gewässer gut gefüllt sind. Die Männchen<br />

versammeln sich dann zu großen Chören.<br />

Die Eier werden als Oberflächenfilm abgelegt.<br />

Dermatonotus muelleri<br />

Alter<br />

Größe<br />

Fortpflanzungsart<br />

Nahrung<br />

Natürliche Feinde<br />

nicht bekannt<br />

4-5 cm<br />

Eiablage im Wasser<br />

Termiten<br />

nicht bekannt<br />

Dieser kräftige, kurzbeinige Frosch hat keine<br />

Schwimmhäute zwischen den Zehen. Der Rücken<br />

ist oliv und die Flanken sind schwarzweiß<br />

gefleckt. Das Trommelfell ist nicht sichtbar. Die<br />

Art ist in Paraguay, Brasilien, Bolivien und<br />

Argentinien in Höhen bis zu 1500 m verbreitet.<br />

Dermatonotus muelleri ist eine grabende Art, die<br />

sich im Frühling und frühen Sommer fortpflanzt,<br />

nachdem es zu stärkeren Regenfällen<br />

gekommen ist. Die Männchen haben eine kehlständige<br />

Schallblase. Der Ruf wird als ein lang<br />

gezogener Schrei beschrieben. Bei der Paarung<br />

umklammert das Männchen sein Weibchen<br />

hinter den Vorderbeinen. Die Eier werden auf<br />

den Grund von Tümpeln und anderen stehenden<br />

Gewässern abgelegt. Die Kaulquappen erreichen<br />

eine Gesamtlänge von vier Zentimetern,<br />

bevor sie sich in etwa 14 mm große Jungfrösche<br />

verwandeln. F. G.


Stamm @ Unterstamm 3 Klasse @ Ordnung 9 Familie<br />

( liorJ.it.» Vertebrata Amphibia Anura SooglöSsidafc<br />

Chordatiere Wirbeltiere Amphibien Froschlurc<br />

Gattungen<br />

So&ghssus<br />

_ Kleine Seycheltenfröschs<br />

3<br />

Nesomantis<br />

Große Seychellenfrösche<br />

1<br />

Die Seychellen sind keine gewöhnlichen Inseln, sondern<br />

Reste eines versunkenen Mikrokontinents, auf dem<br />

sich die Seychellenfrösche wie in einer Arche erhalten<br />

konnten. Sie sind die einzige Inselgruppe mit einer endemischen<br />

Froschfamilie. Es gibt keine weitere Froschfamilie<br />

mit einem derart kleinen Verbreitungsgebiet.<br />

%<br />

Isolierte Inselzwerge Der Körperbau der Seychellenfrösche<br />

ist auf den ersten Blick unauffällig,<br />

und mit ihrer schlichten Färbung sind sie in ihrem<br />

Lebensraum gut getarnt. Ihre ungewöhnliche Anatomie<br />

machte es den Zoologen jedoch lange Zeit<br />

sehr schwer, ihre isolierte Stellung im System der<br />

Froschlurche aufzuklären. Erst vor kurzem entdeckte<br />

man die nächsten Verwandten der Seychellenfrösche,<br />

die indischen Nasikabatrachidae. Diese<br />

Entdeckung war zugleich ein weiteres Indiz dafür,<br />

dass die Seychellen vor vielen Millionen Jahren<br />

mit Indien eine zusammenhängende Landmasse<br />

bildeten.<br />

Seychellenfrösche<br />

;<br />

Obwohl die Seychellen relativ gut erforscht sind,<br />

wurde Sooglossus pipilodryas lange Zeit übersehen<br />

und erst im Jahr 2003 beschrieben. Diese Art<br />

unterscheidet sich von Sooglossus gardineri vor allem<br />

durch die Färbung, die Rufe und die Größe. Die<br />

Kleinwüchsigkeit von Sooglossus gardineri ist bemerkenswert,<br />

denn mit einer durchschnittlichen Körperlange<br />

von nur zehn Millimetern bei Männchen<br />

und 11,5 mm bei Weibchen gehört er zu den<br />

kleinsten Fröschen der Welt. Ahnlich kleine Arten<br />

finden sich auch in anderen Familien aus anderen<br />

Teilen der Welt. Sie alle haben viele Gemeinsamkeiten:<br />

Die meisten sind auf Inseln (Seychellen,<br />

Madagaskar und Kuba) verbreitet, leben in der<br />

Laubstreu am Waldboden, legen nur wenige Eier


und pflanzen sich unabhängig von einem Gewässer<br />

fort.<br />

Infolge der extremen Miniaturisierung zeigen<br />

viele dieser Zwergarten eine reduzierte Anzahl von<br />

Fingern und Zehen, was bei Sooglossus gardineri jedoch<br />

nicht der Fall ist.<br />

Sooglossus sechellensis ist mit 15 bis 20 mm ein<br />

wenig größer, während Nesomantis thomasseti sogar<br />

45 mm lang wird. Bei allen Arten sind die Weibchen<br />

größer als die Männchen, und die Pupille steht<br />

waagerecht.<br />

Scheue Gesellen Die Seychellenfrösche leben<br />

recht versteckt in der Laubstreu, in Baumhöhlen,<br />

Blattachseln oder Felsspalten und werden vor allem<br />

bei Regenwetter aktiv. Alle Arten kommen erst<br />

oberhalb von 200 m vor, besonders in den noch<br />

höheren Lagen intakter Regenwälder halten sich<br />

die Tiere auf. Hier sind die piepsenden Rufe von<br />

Sooglossus gardineri sehr häufig zu hören, allerdings<br />

sind die winzigen Fröschchen nicht so leicht zu finden,<br />

sodass ihre Häufigkeit früher unterschätzt<br />

wurde. Sooglossuspipibdryas wurde bisher hauptsächlich<br />

in Blattachseln einer endemischen Palme entdeckt,<br />

von wo er auch seine Rufe abgibt. Nesomantis<br />

thomasseti bevorzugt sehr feuchte Lebensräume in<br />

der Nähe von kleinen Bächen und großen Felsbrocken<br />

in den höchsten Gebirgslagen.<br />

Die Nahrung der Seychellenfrösche besteht vor<br />

allem aus Milben, Termiten, Ameisen, Fliegen und<br />

Fliegenlarven, aber auch aus anderen Insekten und<br />

Wirbellosen.<br />

Fortpflanzung<br />

Die Emanzipation vom Wasser Aufgrund ihrer<br />

Rufaktivität über das ganze Jahr hinweg wird vermutet,<br />

dass sich die Seychellenfrösche auch ganzjährig<br />

fortpflanzen, wobei der Höhepunkt in der<br />

Regenzeit liegen dürfte. In dieser Zeit kann man<br />

ihre Rufe sowohl tagsüber als auch nachts hören.<br />

Bei der Paarung umklammern die Männchen<br />

von Sooglossus gardineri, Sooglossus sechellensis und<br />

Huckepack auf Mutters Rücken Bei Sooglossus<br />

sechellensis legt das Weibchen sechs bis 15 weiße Eier<br />

in ein Versteck auf den Boden, wo es bis zum<br />

Schlupf der Larven verbleibt. Wenn die Kaulquappen<br />

schlüpfen, schlängeln sie sich auf den Rücken<br />

und auf die Flanken des Weibchens, wo sie anschei-<br />

Nesomantis thomasseti ihre Weibchen in der Lendennend allein von ihrem Dottervorrat leben und bis zu<br />

region, was bei Froschlurchen als ursprüngliches ihrer Metamorphose verbleiben. Kurz nach ihrer<br />

Merkmal angesehen wird. Die eigentliche Fort- Umwandlung verlassen sie schließlich den Rücken<br />

pflanzung von Nesomantis thomasseti und Sooglossus der Mutter.<br />

pipilodryas ist noch nicht bekannt, bei den zwei Die ersten Beobachtungen zur Brutpflege von<br />

anderen Arten wurde Brutpflege beobachtet. So- Sooglossus sechellensis wurden bereits vor über 100 Jahoglossus<br />

gardineri legt acht bis 15 Eier unter Steinenren<br />

von dem deutschen Zoologen August Brauer<br />

auf den Boden, in Asthöhlungen und zwischen gemacht. Er fand neun langschwänzige Kaulquap-<br />

feuchten Blättern ab. Das Weibchen sitzt meist auf pen auf dem Rücken eines Tiers, das sich in einer<br />

den Eiern und bewacht sie bis zum Schlupf. Die Höhlung im Stamm eines Farnbaums befand. Die<br />

Entwicklung findet vollständig in der Eihülle statt, Kaulquappen hielten sich anscheinend nicht mit<br />

und die frisch geschlüpften Jungfrösche sind nur dem Maul fest, sondern lagen der Rückenhaut des<br />

drei bis vier Millimeter groß.<br />

erwachsenen Tiers mit dem Bauch auf. F. G.<br />

Die Seychellenfrösche<br />

repräsentieren die Überreste<br />

einer relativ ursprünglichen<br />

Froschfamilie, die<br />

sich in der isolierten Insellage<br />

erhalten konnten.<br />

Lebensraum<br />

Seychellenfrösche sind<br />

auf die aus Granit bestehenden<br />

Inseln Mähe und<br />

Silhouette beschränkt.<br />

Dort bewohnen sie vor<br />

allem die Falllaubschicht<br />

feuchter Regenwälder.

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