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Rezensionen<br />
Geistlicher Grundwasserspiegel sinkt<br />
Andreas Püttmann beschreibt eine „Gesellschaft ohne Gott“<br />
Es gibt wohl derzeit kein sozialwissenschaftlich<br />
und theologisch<br />
anspruchsvolles Sachbuch, das<br />
seit seiner Veröffentlichung ein<br />
so breites positives Echo gefunden<br />
hat wie das Werk des<br />
Bonner Sozialwissenschaftlers<br />
und Journalisten Dr. Andreas<br />
Püttmann mit dem Titel „Gesellschaft<br />
ohne Gott. Risiken und<br />
Nebenwirkungen der Entchristlichung<br />
Deutschlands“.<br />
In Püttmanns „bemerkenswertem<br />
Buch“ gehe es um „die Überlebenschancen<br />
einer zunehmend<br />
gottlosen, areligiösen Gesellschaft“,<br />
schrieb der jüdische Publizist<br />
Chaim Noll im Rheinischen Merkur.<br />
Die umfangreichste Rezension<br />
ist am 23. August in der FAZ -<br />
Rubrik „Wirtschaftsbücher“ erschienen.<br />
Gibt es also auch, so der<br />
Rezensent Jochen Zenthöfer, „ökonomische<br />
Risiken“ der Entchristlichung<br />
Deutschlands“? Seine Antwort<br />
lautet: „Mehr, als man glaubt.“<br />
Die Gründe für dieses Urteil hat<br />
Püttmann unter der Überschrift<br />
„Beiträge zur Wirtschaftskraft und<br />
zur sozialen Integration“ zusammengetragen.<br />
Er verweist dabei<br />
auch explizit auf den <strong>BKU</strong>.<br />
Auf dem Cover sieht man die<br />
Umrisse jenes Kreuzes, das kürz-<br />
„Gerade jetzt“<br />
Mertes und Siebner schreiben über die Schule<br />
Wie Schule für alle Beteiligten<br />
gelingen kann, zeigen Klaus<br />
Mertes und Johannes Siebner<br />
in ihrem Buch „Schule ist für<br />
Schüler da“.<br />
Lehrer, Schüler und Eltern haben<br />
alle ein gemeinsames Ziel, schreiben<br />
die beiden Schulleiter und Jesuiten:<br />
Kindern eine gute Ausbildung<br />
und Erziehung bieten. Mertes<br />
(Canisius Kolleg Berlin) und<br />
Siebner (Kolleg St. Blasien im<br />
Schwarzwald) beschreiben, wie<br />
26 <strong>BKU</strong>-Journal 3 2010<br />
Andreas Püttmann: Gesellschaft<br />
ohne Gott, Gerth Medien Asslar<br />
2010, 288 Seiten, € 17,95.<br />
lich in einem Gerichtssaal in Düsseldorf<br />
abgehängt wurde. Püttmann<br />
wertet dies als ein Symbol<br />
dafür, dass „ein Volk, ja ein ganzer<br />
Kontinent, den man früher das<br />
‚christliche Abendland‘ nannte“,<br />
dabei sei, „sich von seinem geistlichen<br />
und damit langfristig auch<br />
von seinen geistig-moralischen<br />
Fundament zu verabschieden“.<br />
Inwieweit dies zutrifft, trägt Püttmann<br />
im ersten Teil als „Diagnose“<br />
zusammen. Im zweiten Teil, der<br />
„Prognose“, macht er mit einer<br />
Fülle exakter Daten deutlich, was<br />
unser Staat „an seinen Christen<br />
hat“ und welchen „Risiken“ wir entgegengehen,<br />
wenn die religiöse<br />
und davon induzierte ethische Kor-<br />
dies möglich ist, wenn jeder Akteur<br />
sich auf seine Aufgaben konzentriert.<br />
Dazu gehöre es etwa, dass<br />
die Eltern zwar das Recht haben,<br />
sich in der Schule zu engagieren -<br />
aber nicht, sich in konkrete Klassensituationen<br />
einzumischen.<br />
Im Vorwort greifen die Autoren offensiv<br />
die Missbrauchsfälle an Jesuitenschulen<br />
an. Das Buch solle<br />
„gerade jetzt“ öffentlich Rechenschaft<br />
darüber ablegen, was dieser<br />
Orden über Erziehung denkt,<br />
schreiben sie.<br />
rosion des Christentums weiter<br />
fortschreitet.<br />
Wie aber könnte ein Programm<br />
„zur geistlichen Revitalisierung“des<br />
Christentums aussehen? Darüber<br />
macht sich der Autor im dritten<br />
Teil seine Gedanken. Seine religionssoziologische<br />
Analyse deckt<br />
den erschreckenden Tatbestand<br />
auf, dass die „Entchristlichung“<br />
nicht vor der Kirchentür Halt gemacht<br />
hat. Das Sinken des „geistlichen<br />
Grundwasserpegels“ habe<br />
dazu geführt, dass man „innerhalb<br />
der christlichen Gemeinden von einer<br />
schwindenden Unterscheidbarkeit<br />
von der gesellschaftlichen<br />
„Massenmoral“ sprechen muss.<br />
So werde aus einer Kirche als<br />
„Zeichen des Widerspruchs“ eine<br />
„Kirche light“. Der Autor entwickelt<br />
ein Vier-Punkte-Programm<br />
zur geistlichen Revitalisierung.<br />
Insofern, so Chaim Noll, lasse er<br />
„den Leser nicht mit der deprimierenden<br />
Zustandsbeschreibung<br />
allein“. Vielmehr sehe er „Auswege<br />
aus der Misere, praktikable<br />
Wege für Christen zu überleben,<br />
als Christen zu leben, sich in der<br />
Minderheit spirituell zu besinnen<br />
und zu stärken“. So gelingt Andreas<br />
Püttmann, was bei diesem<br />
Thema kaum denkbar scheint: ein<br />
optimistisches Buch. Lothar Roos<br />
Mertes/Siebner: Schule ist für<br />
Schüler da, Herder Verlag, Freiburg<br />
2010, 160 Seiten, € 14,95.