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Kim Riddlebarger: Streitfall Millennium

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Kapitel 16: Die Auswertung<br />

hinter mir. Ich weiß aus erster Hand, dass der Kampf mit dieser<br />

Thematik nicht leicht ist. Aber nachdem ich die Beweislast für den<br />

Amillennialismus abgewogen hatte, befand ich die Argumente als<br />

überzeugend und sogar überwältigend. Der Amillennialismus erklärt<br />

nicht nur die eschatologische Erwartung der neutestamentlichen<br />

Autoren am schlüssigsten, sondern löst auch die Schwierigkeiten,<br />

die ich schon immer mit dem Dispensationalismus und dem<br />

Prämillennialismus gehabt habe. Weshalb sollte ein Tausendjähriges<br />

Reich von einer Rückkehr zu den alten Abbildern und Schatten<br />

geprägt sein? Wenn Jesus der wahre Tempel ist, warum sollte dann<br />

der Tempel im <strong>Millennium</strong> wieder aufgebaut werden? Wozu all die<br />

Tieropfer, wenn der Tod Christi am Kreuz sie beendet hat? Wie<br />

kann es nach der Wiederkunft Christi noch Menschen mit natürlichen<br />

Leibern auf der Erde geben? Warum müssen die Verfechter<br />

buchstäblicher Auslegung von Prophetie in Daniels siebzig Jahrwochen<br />

und in Jesu Lehre vom Gericht bei seiner Wiederkunft große<br />

Zeiträume einfügen? All das hat mich eine Zeitlang sehr beschäftigt,<br />

und je mehr Prediger und Bibellehrer ich dazu befragte, desto<br />

verstörendere Antworten bekam ich.<br />

Während meines Studiums am Seminar überraschte es mich zu<br />

entdecken, dass die Amillennialisten prophetische Stellen durchaus<br />

wörtlich nahmen, während mich meine dispensationalistische<br />

Hermeneutik zu überbuchstäblichen Interpretationen alttestamentlicher<br />

Stellen verleitete, die im Neuen Testament ganz anders gedeutet<br />

werden. Eine Zeitlang liebäugelte ich mit dem Postmillennialismus,<br />

weil der am Amillennialismus bemängelte, das <strong>Millennium</strong><br />

auf eine Zeit der Niederlage für die Gemeinde Christi zu reduzieren<br />

und Christen dazu zu bringen, ihren soziokulturellen Auftrag zu<br />

vernachlässigen. Letzten Endes kam ich aber zu der Überzeugung,<br />

dass der Postmillennialismus sein Herzstück, ein künftiges irdisches<br />

Goldenes Zeitalter mit einer christianisierten Welt, nicht aufrecht<br />

halten kann. Wenn einige Amillennialisten sich zu wenig um ihre<br />

Aufgaben in Staat und Gesellschaft kümmern, ist das kein biblisches<br />

Argument gegen den Amillennialismus. Vielmehr ist es eine<br />

beschämende Erinnerung daran, dass wir alle Sünder sind und viele<br />

von uns hinter ihren eigenen theologischen Ansprüchen zurückbleiben.<br />

Die Geschichte der westlichen Zivilisation hat gezeigt, dass der<br />

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