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Kim Riddlebarger: Streitfall Millennium

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Teil 4: Die Bewertung der <strong>Millennium</strong>smodelle<br />

dem Widerstreben, prophetische Bibelstellen zu vergeistlichen. Wir<br />

müssen unseren prämillennialistischen Freunden also die unausweichliche<br />

Frage stellen: Wo in der Bibel wird diese tausendjährige<br />

Lücke zwischen Wiederkunft Christi und Jüngstem Gericht<br />

gelehrt? Die Antwort ist: nirgends. Diese Lücke muss in den Text<br />

hineingelesen werden, auch wenn das sowohl dem klaren Sinn des<br />

Bibeltextes als auch der buchstäblichen Hermeneutik des Prämillennialismus<br />

widerspricht.<br />

So wird die scheinbar größte Stärke des Prämillennialismus zu<br />

seiner größten Schwäche. Wenn Prämillennialisten Offenbarung<br />

20 richtig verstehen, dann hätten wir während des Tausendjährigen<br />

Reiches eine Mischbevölkerung aus Erlösten und Nichterlösten<br />

unter der Regentschaft Jesu. Die Herrschaft unseres Herrn würde<br />

nach Ablauf der tausend Jahre mit einer massiven satanischen<br />

Verführung der Nationen und ihrer Auflehnung gegen Christus<br />

und seine Gemeinde enden, nachdem sie tausend Jahre auf Erden<br />

geherrscht haben. Wenn das zutrifft, dann ist ein solcher Aufstand<br />

nichts Geringeres als ein zweiter Sündenfall. Nicht einmal auferstandene<br />

und verherrlichte Heilige wären sicher vor der künftigen<br />

Wut Satans und den Horden der Ungläubigen. Wenn es auch auf<br />

dem ersten Blick so scheint, als haben die Prämillennialisten den<br />

klaren Sinn von Offenbarung 20 erfasst, können die problematischen<br />

Konsequenzen einer solchen Auslegung nicht von der Hand<br />

gewiesen werden.<br />

Wir sind schon in Teil 3 genauer darauf eingegangen, dass die<br />

prämillennialistische Lesart von Offenbarung 20 nicht den besten<br />

Sinn ergibt. Man muss diese Schriftstelle genauer betrachten und<br />

dabei besonders die apokalyptische Literaturgattung berücksichtigen.<br />

Tatsächlich liefert Kapitel 20 eine Rekapitulation von Kapitel<br />

19 und ist als solche eine neue und eigenständige Vision. Die Sprache<br />

von Kapitel 20 ist hochgradig symbolisch und beschreibt keinen<br />

zukünftigen Zustand, sondern den gegenwärtigen Sieg Christi,<br />

der seinem Volk zusichert, dass es trotz Verfolgung und Märtyrertum<br />

mit ihm leben und herrschen wird. Das Neue Testament<br />

spricht an anderen Stellen von einem Abfall am Ende des Zeitalters<br />

(2Thes 2,1-12). Johannes beschreibt in Offenbarung 20,7-10 wahrscheinlich<br />

dasselbe Geschehen aus anderer Perspektive.<br />

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