Kim Riddlebarger: Streitfall Millennium
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Kapitel 16: Die Auswertung<br />
uns einfach schwer, vorurteilslos, nüchtern und objektiv Themen zu<br />
überdenken, von denen wir eine feste Vorstellung haben.<br />
Ob ich Sie nun überzeugen konnte oder nicht, hoffe ich jedenfalls,<br />
dass Sie den Amillennialismus unvoreingenommen und aufgeschlossen<br />
im Licht des dargelegten biblischen Befundes prüfen.<br />
Außerdem wünsche ich mir, dass Sie die Probleme beachten, die<br />
ich bei den anderen Sichtweisen aufgezeigt habe und die wir nun<br />
kurz zusammenfassen.<br />
Gibt es Böses im <strong>Millennium</strong>?<br />
Das Problem des Prämillennialismus<br />
Zweifellos liegt die große Stärke des Prämillennialismus darin, dass<br />
er Offenbarung 20 zeitlich auf Kapitel 19 folgen lässt. Wenn Johannes<br />
die Wiederkunft Christi in Kapitel 19 schildert und dann in<br />
Kapitel 20 die tausendjährige Herrschaft Christi beschreibt, dann<br />
begründet das bereits eine Form von Prämillennialismus. Dem ersten<br />
Anschein nach ist dies ein starkes Argument für den Prämillennialismus.<br />
Sobald aber der Amillennialismus diesen Punkt herausfordert<br />
und darauf hinweist, dass Kapitel 20 zu einer anderen<br />
Vision gehört und die Ereignisse von Kapitel 19 rekapituliert, holen<br />
wir uns schnurstracks den Vorwurf ab: Der Amillennialismus vergeistlicht<br />
die Bibel! Man wirft uns vor, wir nähmen Offenbarung<br />
20 nicht ernst, denn Johannes spreche in Verbindung mit der Wiederkunft<br />
Christi von wörtlichen tausend Jahren und von einer leiblichen<br />
Auferstehung (der ersten Auferstehung). Ein wörtliches Verständnis<br />
des Bibeltextes ergibt für Christen viel mehr Sinn, und sie<br />
sind zu Recht argwöhnisch gegenüber denen, die Bibeltexte nach<br />
Belieben verdrehen. Das komplizierte Argument, apokalyptische<br />
Literatur sei vom Wesen her symbolisch zu verstehen, hat schon<br />
von vornherein einen schweren Stand gegen diese Sichtweise. Das<br />
macht es Prämillennialisten allzu leicht, den Amillennialismus als<br />
mögliche Alternative zu verwerfen, da er offensichtlich dem klaren<br />
Sinn der Schriftstelle über das Tausendjährige Reich widerspricht.<br />
Die prämillennialistische Auslegung wirft aber mehr und<br />
schwerwiegendere theologische Probleme auf, als sie löst. Diese Pro-<br />
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