Kim Riddlebarger: Streitfall Millennium
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Teil 3: Die Auslegung der entscheidenden Bibeltexte<br />
Buch der Offenbarung durchziehen. 11 Da die Offenbarung apokalyptischer<br />
Natur, prophetischer Autorität und formell ein Brief ist,<br />
sind ihre Symbole nur vor dem Hintergrund des Alten Testaments<br />
verständlich. Manche Prämillennialisten meinen zwar, es sei besser,<br />
bei der <strong>Millennium</strong>sfrage gleich bei der Offenbarung anzufangen,<br />
doch da wir verstehen müssen, wie diese Symbole in ihrem historischen<br />
Kontext gemeint sind, dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass<br />
die Gedankenwelt des Verfassers dem Alten Testament entspringt. 12<br />
Obwohl beim Lesen der Offenbarung unser Verständnis im Alten<br />
Testament verankert sein sollte, hatte Johannes auch stets die<br />
militärische Macht, den kulturellen Einfluss und die politischen<br />
Machenschaften Roms vor Augen. Wir sollten die Offenbarung<br />
nicht so lesen, als wäre sie für Christen des 21. Jahrhunderts geschrieben,<br />
sondern müssen bedenken, was die Symbole und Zahlen<br />
für die ursprünglichen Leser bedeuteten. Deshalb schauen wir<br />
ins Alte Testament, um zu sehen, was diese Bilder dort bedeuten.<br />
Dann werden die Symbole eine konstante Bedeutung für Christen<br />
aller Zeiten haben. Sie weisen uns kontinuierlich auf Jesus Christus<br />
und sein Erlösungswerk hin.<br />
Wenn Dispensationalisten auf ein wörtliches Verständnis von<br />
Offenbarung 20 pochen, hat ihre Argumentation zweifellos einen<br />
gewissen Reiz, denn liberale Theologen haben oft die klare Lehre<br />
der Schrift durch eine eigenwillige, nichtwörtliche Hermeneutik verkannt.<br />
Alle bibeltreuen Christen nehmen den Text der Bibel ernst<br />
und sind zu Recht skeptisch gegenüber jenen, die das nicht tun. Es<br />
wird eingewendet, wenn wir die Symbole nicht wörtlich auslegen,<br />
dann könnten wir die Heilige Schrift wie eine Wachsfigur nach unserem<br />
Belieben verformen. Doch das wörtliche Verständnis eines Bibeltextes<br />
ist nicht so einfach, wie uns der Dispensationalismus glauben<br />
machen will, besonders in einem Buch wie der Offenbarung.<br />
Charles Ryrie fordert uns auf, jedem Wort die gleiche Bedeutung<br />
zu geben wie im normalen Sprachgebrauch, sei es mündlich,<br />
schriftlich oder gedanklich. 13 Vern Poythress hat aber darauf hin-<br />
11 Carson, Moo, and Morris, Introduction to New Testament, S. 478.<br />
12 R. Laird Harris, »Premillennialism« in David G. Hagopian (Hrsg.): Always Reformed<br />
(Phillipsburg, N.J.: Presbyterian and Reformed, in Vorbereitung).<br />
13 Ryrie, Dispensationalism Today, S. 86-87.<br />
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