Grüne Bürgermeisterin und Äpfel, die vom Antanzen süßer werden

Mail von Christoph Lemmer an Martina Thalmayr vom 29. Februar 2020
Liebe Martina,
ich möchte einen Text über die Verknüpfung von grüner Politik und
Biogeschäft schreiben und dabei naheliegenderweise Deine Kandidatur
thematisieren. Dazu möchte ich Dir einige Fragen stellen und bitte Dich, mir
bis Dienstag Antworten zu schicken (bzw. eine Nachricht, ob das zu
kurzfristig ist oder ob Du überhaupt antworten möchtest).
Die Fragen:
– Gibt es für Dich gemeinsame Ideen zwischen grüner Politik und
Biogeschäft? Ggf. welche?
– Welchen Stellenwert hat Konsum für Dich in politischer, moralischer und/
oder ethischer Hinsicht, ggf. mit welcher Zielrichtung?
– Führst Du in Deinem Geschäft Produkte von Demeter?
Falls nein: Aufgrund einer bewussten Entscheidung, ggf. welcher, oder weil
es sich nicht ergeben hat?
Falls ja: Kennst Du die Demeter-Regeln für biologisch-dynamischen Landbau
und wie stehst Du zu ihnen?
– Führst Du Produkte von Weleda?
Falls nein: dto.?
Falls ja: Kennst Du die Herkunft und die Eigentümerschaft der Firma
Weleda? Ist Dir bewusst, dass Du mit dem Vertrieb von Weleda-Waren
Gewinne für die Steiner-Stiftung generierst? Was hältst Du von Rudolf
Steiner und seiner Antroposophie? Bei dieser Frage spielt auch der Gedanke
eine Rolle, dass Konsum (soweit ich das vorab antizipiere) für Dich mit
moralischen-ethischen Ideen gekoppelt sein sollte und insofern die Frage

nach Steiner naheliegt, wenn Du Produkte aus dem Steiner-Kosmos
anbietest.
– Führst Du Produkte mit homöopathischen Inhalten, z.B. homöopathische
Calendula-Salbe? Welche Haltung hast Du zu Homöopathie? Diese Frage
stellt sich in Deinem Fall ja quasi doppelt, weil das Thema auch in Deiner
Partei scharf umstritten ist.
– Wie willst Du ggf. als Bürgermeisterin oder Stadträtin Interessenskonflikte
vermeiden, die sich aus politischer Überzeugung mitsamt moralischethischer
Einstellung einerseits und Entscheidungen über Anschaffungen der
Stadt ergeben können? Denkbar sind z.B. Bio-Lieferanten für Lebensmittel,
Bio-Label für Investitionsgüter, etc.
– Siehst Du umgekehrt die Gefahr von Interessenkonflikten, wenn z.B. der
Bioladen in der Bahnhofstraße für Dich Wahlwerbung betreibt und damit ja
die Verknüpfung zwischen Politik und Bio-Geschäft augenscheinlich macht?
Je nachdem: Könntest Du Deinen Standpunkt mit ein paar Worten
begründen?
Zum Schluss bitte ich Dich, mir Deine Position zu folgenden Punkten zu
benennen, die mit dem Thema zusammenhängen:
- Ausbau des Brenner-Nordzulaufs (hier geht es mE letztlich ja darum, vor
allem Frachtverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen, was derzeit
nicht ansatzweise klappt, weil die vorhandenen Schienen überlastet sind –
also um eine klimafreundlichere Beförderung von Fracht – wie siehst Du
das?)
- Funknetz-Ausbau und 5G
- Engere Baugrenzen für Windräder
- Durchsetzung der Masern-Impflicht in Schulen, Kindergärten und Krippen
in Bad Aibling
Herzlichen Dank vorab und freundliche Grüße
Christoph Lemmer

Mail von Martina Thalmayr an Christoph Lemmer vom 2. März 2020
Hallo Christoph
sicher hast du Verständnis, dass ich für einen derartig umfangreichen
Fragenkatalog derzeit keine Zeit habe. Zumal die Punkte nicht mit einem
Satz zu beantworten sind, sondern eher einer halben Diplomarbeit gleich
kommen.
Auch ist mir die Zielsetzung deines geplanten Textes nicht klar. 'Biogeschäft'
- meinst du damit meinen Biomarkt, die Biomärkte im allgemeinen oder die
Branche an sich.
Auch erschließt sich mir kein direkter Zusammenhang zwischen meiner
kommunalpolitischen Kandidatur und deinen meist bundespolitisch
aufgehängten Fragen.
Wenn es dir um einen redaktionellen Artikel geht empfehle ich dir dich mit
den großen Biomaktketten in Verbindung zu setzen. Das sollte ein
represanteres Bild abgeben als mich als Einzelperson mit EINEM
inhabergeführten Markt in den Fokus zu nehmen.
Grüsse
Martina

Mail von Christoph Lemmer an Martina Thalmayr vom 3. März 2020
Hallo Martina,
das Thema hat mich ja quasi offen angesprungen. Man sieht es im
Schaufenster von Ährensache an der Bahnhofstraße, wo Dein Wahlplakat
hängt und vor der Tür ein Aufsteller mit Deinem Konterfei und denen der
anderen Grünen-Kandidaten. Vermutlich fällt das auch kaum jemandem
besonders auf, weil vielleicht für jedermann irgendwie klar ist, dass ein
Bioladen für eine grüne Kandidatin wirbt. Beim Metzger oder beim Edeka
wäre das nicht so klar. Da würde sich vermutlich jeder wundern, wenn die für
einen Kandidaten und eine Partei werben. Nur bei Bioläden und Grünen, da
denkt sich irgendwie jeder, dass sich das wohl irgendwie anbietet und dass
Bioläden und die Grünen auf irgendwie natürliche Weise miteinander zu tun
haben.
Und ausgehend von dieser offensichtlichen Sichtung würde ich dann gern in
die Tiefe gehen und dieses „irgendwie“ erklären. Das geht auch so schon
ganz gut, es gibt dazu viele Quellen. Weleda, Demeter und die diversen
Seiten der Steiner-Stiftung und ihrer Anhänger sind da schon
aufschlussreich. Sie sagen etwas aus über die Produkte und die Hersteller,
die bei Ährensache und sicher auch bei Dir verkauft werden. Man kauft eben
nicht einfach nur einen Apfel, wenn er Demeter-zertifiziert ist, und ein
Duschgel nicht nur zum Abseifen, wenn es von Weleda ist. Man kauft ja auch
eine Idee und eine Lebenseinstellung mit. Ich finde schon, dass das gerade
jetzt relevant ist, weil es gerade jetzt sichtbar ist und zugleich bisher von
niemandem thematisiert wurde. Außerdem – das betrifft die Schlussfragen –
berührt diese Thematik offene Kontroversen bei den Grünen, wo ich schon
gern wüsste, wie die Bürgermeisterkandidatin in Bad Aibling darüber denkt –
wie die Impfpflicht, die seit gestern gilt, oder die Homöopathie, die den
Grünen intern bekanntlich große Probleme bereitet.
Insofern geht es mit gerade nicht darum, die üblichen generischen und
letztlich immer mehr oder weniger nichtssagenden PR-Statements von

großen Ketten einzufangen, die man im Zweifel allesamt schon x Mal gelesen
hat, sondern es geht mir um die grüne Bürgermeisterkandidatin in Bad
Aibling, deren Wahlplakat in einem Bioladen hängt und die selber einen
betreibt.
Aber klar ist natürlich auch, dass es Deine Entscheidung ist, ob Du darauf
eingehen möchtest oder nicht. Wir können uns, wenn das für Dich einfacher
ist, auch auf ein Gespräch treffen und ich nehme ein Mikrofon mit. Oder Du
sagst ab. Das liegt bei Dir. Aber ich habe es dann jedenfalls versucht.
Was meist Du?
Freundliche Grüße
Christoph

Mail von Martina Thalmayr an Christoph Lemmer vom 3. März 2020
Hallo Christoph.
Danke grundsätzlich für dein Interesse.
Vielleicht hast du aber übersehen dass Gerlinde Deininger die Inhaberin der
Ährensache bei uns auf der Liste kandidiert?
Auf deine Frage zum Nordzulauf Brenner Basistunnel habe ich bereits eine
Antwort veröffentlicht. https://www.martina-thalmayr.de/fragen/wie-stehensie-zum-brenner-nordzulauf/
Ich bemühe mich wichtige Fragen der Aiblinger*innen zu beantworten und
natürlich auch öffentlich. Wobei im Kommunalwahlkampf für mich auch
wichtig ist, kommunale Themen zu bearbeiten.
Sorry aber ich muss dir weiterhin absagen. Mein Terminkalender läuft über.
Grüsse
Martina